Hoher Unterrichtsausfall: Philologenverband fordert weniger Unterrichtsverpflichtung

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KIEL. Etwa ein Jahr nach der Online-Petition für „100 Prozent Unterricht an allen Schulen in Schleswig-Holstein“ kritisiert der schleswig-holsteinische Philologenverband die Landesregierung scharf. „Wann endlich macht die Ministerin bezüglich des skandalös hohen Unterrichtsausfalls Nägel mit Köpfen?“, fragt Helmut Siegmon, Vorsitzender des Verbands. Außer einer unergiebigen Befassung im Petitionsausschuss und einer lapidaren Rückmeldung Ende des Jahres 2014, dass man noch immer daran arbeite, sei weiter nichts passiert.

leerer Klassenraum
Der Philologenverband Schleswig-Holstein kritisiert, dass zu viel Unterricht ausfalle. Foto: Silvmedia/Flickr (CC BY 2.0)

Im Gegenteil: „Uns erreichen immer mehr elterliche Beschwerden über Unterrichtsausfälle – teilweise von 30 Prozent an einer einzelnen Schule. Von regelmäßigem Lernbetrieb und gerechten Bildungschancen kann für viele Lerngruppen keine Rede mehr sein.“ Zudem sei unbestritten, dass – wie in der Petition gefordert – nur eine 105 prozentige Stundenversorgung den krankheits- und systembedingten Unterrichtsausfall in den Schulen auffangen könne. „Noch in den Wahlprogrammen und im Koalitionsvertrag haben Vertreter der Küstenkoalitionäre verständnisvoll vermittelt, dass die Lehrkräfte in allen Schulen an der Belastungsgrenze arbeiteten. Anstatt für eine nachhaltige Entlastung zu sorgen, hat die Regierung mit ihrem unausgegorenen Reformeifer die Belastungsdosis sogar dramatisch verstärkt und so mindestens die Erhöhung der krankheitsbedingten Ausfälle billigend in Kauf genommen.

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Die sehr engagierten Lehrkräfte würden sich derzeit an „der völlig unzureichend vorbereiteten und realitätsfremd ausgestatteten Inklusion“ aufreiben. Zusätzlich seien Bürokratie- und Verordnungsflut als Reformfolgen psychische Energie- und Zeitfresser, die für Unterricht, Unterrichtsvorbereitung, pädagogische Arbeit und Regeneration der Lehrkräfte fehle. „Es gibt einen Weg, diesen ungesunden Teufelskreis zu durchbrechen: Die Reduktion der Unterrichtsverpflichtung um eine Stunde für alle Lehrkräfte an allen Schularten in Schleswig-Holstein. So paradox wie es klingt, ich bin mir sicher, dass am Ende mehr Unterricht und nachhaltigere Lernergebnisse bei den Schülerinnen und Schülern ankommen. Weniger ist mehr! Dieser Satz berührt nicht nur die Bestimmung einer optimalen Unterrichtsverpflichtung, sondern auch die Stundenverschwendung an Minioberstufen-Überkapazitäten oder die Verzettelung auf den unzähligen teuren Bildungsbaustellen, die sich die Koalition leisten zu können glaubte.“

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