Heiligenstadt bringt ihr Schulgesetz über die erste Hürde – GEW wirft Philologen „Hysterie-Kampagne“ vor

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HANNOVER. SPD und Grüne wollen die Schulen in Niedersachsen nach eigenen Angaben fit für die Zukunft machen. Doch der großen Reform weht seit Monaten heftiger Gegenwind entgegen. Erneut sind Regierung und Opposition im Landtag heftig aneinandergeraten. Auch die Lehrerverbände liegen im Clinch: Die GEW wirft dem Philologenverband eine „Hysterie-Kampagne“ vor.

Möchte Inklusion voranbringen: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons CC-by-sa 3.0/de
Hat sich bei Gymnasiallehrern nicht gerade beliebt gemacht: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons CC-by-sa 3.0/de

Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt hat ihre geplante Schulgesetzänderung im Landtag gegen Angriffe der Opposition verteidigt. «Sie hängen einer rückwärtsgewandten Bildungsideologie nach», sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch zu CDU und FDP. Anders als von den Kritikern behauptet, werde das Gesetz die Bildungschancen für alle Schüler erhöhen. Der Vorwurf, die Schulvielfalt werde zugunsten der Gesamtschulen abgeschafft, sei absurd, sagte die Ministerin.

Regierung und Opposition streiten seit Monaten über das neue Gesetz, das unter anderem vorsieht, Gesamtschulen als ersetzende Schulform zuzulassen. Bislang dürfen sie nur ergänzendes Angebot sein. Außerdem regelt das Gesetz die Details der Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren. Ursprünglich wollte Heiligenstadt im Rahmen der Novelle auch die Sprachförderschulen abschaffen. Aufgrund massiver Kritik sollen sie jetzt aber einen Bestandsschutz erhalten und weitergeführt werden können. Neugründungen sollen jedoch nicht mehr möglich sein.

«Wir wollen keine Einschränkung der Wahlfreiheit der Eltern bei der Auswahl der besten Schulen für ihr Kind», sagte CDU-Bildungssprecher Kai Seefried. Wiederholt rief er Heiligenstadt auf, den gesamten Gesetzentwurf zurückzuziehen. «Unsere Schulen in Niedersachsen sind keine Versuchslabore.»

Neben CDU und FDP gehört auch der Philologenverband zu den größten Kritikern der Gesetzesreform. Nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft GEW betreibt der Verband mit seiner fortwährenden scharfen Ablehnung aber längst eine unsachliche «Hysterie-Kampagne».

In den vergangenen Tagen hätten sich Schulleiter von Gymnasien, einige auch Mitglieder des Philologenverbandes, an SPD und GEW gewandt, um sich von der Kampagne zu distanzieren, teilte die GEW mit. «Der Tenor war eindeutig: Sie sehen ihre Gymnasien durch das Schulgesetz überhaupt nicht gefährdet und ihnen ist die Kampagne peinlich.» Auch Bürgermeister und Landräte hielten die Kritik für unzutreffend.

Der Philologenverband konterte heute mit einer Pressemitteilung. Die rot-grüne Landesregierung bringe mit ihrem Schulgesetz-Entwurf „den Schulfrieden in Niedersachsen erheblich in Gefahr“. Sie torpediere ein „leistungsfähiges Schulwesen in leichtfertiger Weise“, befand Philologenverbands-Chef Horst Audritz. Er sagte: „Zu keinem Zeitpunkt habe es in Niedersachsen so viel Unzufriedenheit mit der Schul-  und Bildungspolitik einer Landesregierung gegeben wie derzeit.“  News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Klassenfahrten-Boykott: Heiligenstadt ruft Lehrer zum Einlenken auf

 

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