MAGDEBURG. Steht im neuen Schuljahr vor jeder Klasse in Sachsen-Anhalt ein Lehrer und hält Unterricht? Die mitregierende SPD hat Zweifel. Sie hat einen Fünf-Punkte-Plan für eine bessere Unterrichtsversorgung erarbeitet.
Damit sich der Unterricht im neuen Schuljahr verbessert und weniger Stunden ausfallen, muss das Land Sachsen-Anhalt nach dem Willen der SPD-Fraktion rasch mehr Lehrer einstellen. Fraktionschefin Katja Pähle stellte am Freitag in Magdeburg einen entsprechenden Fünf-Punkte-Plan vor. Wichtigste Forderung an das CDU-geführte Bildungsministerium sei, 100 Lehrerstellen sofort neu auszuschreiben. Kürzlich war bekannt geworden, dass von den 370 der zum Schulanfang am 10. August ausgeschriebenen Lehrerstellen 100 nicht besetzt werden können. «Das ist mehr als ein Viertel», sagte Pähle. «Da ist doch alles sehr auf Kante genäht.»
Die mitregierende SPD forderte auch, sich mehr um Quer- und Seiteneinsteiger zu bemühen und diese dann über Weiterbildungen in den Unterricht zu integrieren. Unter den Umständen dürfe es nicht am starren Festhalten an althergebrachten Ausbildungswegen scheitern. Außerdem müssten inzwischen wieder abgewanderte Sprachlehrer zurückgeholt werden. «Das Bildungsministerium hat sie ohne Not und trotz des unverändert hohen Bedarfs ziehen lassen.» 2015 hatte das Land 180 zusätzliche Kräfte für den Sprachunterricht für Flüchtlinge eingestellt. Wer sich bewährt habe, dem müsse ein Angebot gemacht werden.
Pähle kündigte außerdem an, einen Nachtragshaushalt für 2018 auf den Weg bringen zu wollen – Punkt fünf des Papiers. «Wir brauchen einen Nachtragshaushalt, der die Einrichtung von 350 zusätzlichen Lehrerstellen und die Einstellung von 100 pädagogischen Mitarbeitern ermöglicht», so die Fraktionschefin. Bewusste Versäumnisse werfe sie dem Bildungsministerium zwar nicht vor, aber: «Man hat wohl eher nicht die Notwendigkeit zum Handeln gesehen.» In ein paar Tagen könne es deshalb eng an den Schulen werden.
Seit Monaten läuft die Diskussion, wie viele zusätzliche Lehrer Sachsen-Anhalt braucht und wie Unterrichtsausfall abgemildert werden kann. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) verwies darauf, dass seit dem Vorjahr bereits mehr als 900 neue Lehrer eingestellt worden seien. Die jüngst nicht besetzten Stellen sollen im Herbst vergeben werden. Laut Tullner wird sich die Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr verbessern. Wie viele Lehrer konkret fehlen, ließ er offen. Es sollen zunächst die Rückmeldungen zu tatsächlichen Schülerzahlen aus den Schulen nach Beginn des neuen Schuljahrs abgewartet werden. dpa
ZITAT:
“Die mitregierende SPD forderte auch, sich mehr um Quer- und Seiteneinsteiger zu bemühen und diese dann über Weiterbildungen in den Unterricht zu integrieren.”
Kurzfristig scheint mir das der einzige erfolgversprechende Weg zu sein.
Und wir “richtige Lehrer” müssen die Neulehrer in eigenem Interesse (mehr) unterstützen – sonst sind wir es nämlich, die die “Ausfallstunden” vertreten werden.