BERLIN. Was läuft bei der Erziehung schief? Die Debatte um verwöhnte und verzogene Kinder hat durch den Fall einer Dorfgrundschule in Sachsen-Anhalt, die ihrer Schüler nicht mehr Herr wird, neue Nahrung bekommen. Die Sechs- bis Zehnjährigen würden sich aggressiv und undiszipliniert behehmen und auf Zurechtweisung nicht reagieren, so lauten die Klagen des Kollegiums – und das ist mittlerweile keineswegs eine Ausnahme, wie viele Lehrer in der Diskussion auf News4teachers (auch auf unserem Facebook-Auftritt) bestätigen. Was lässt sich in der Schule tun, um verhaltensauffällige Schüler zu bremsen?
Unsere Gastautorin Katrin Meyer ist eine erfahrende Grundschulpädagogin, Schulleiterin und Prüferin der Qualitätsanalyse. Der Beitrag ist zunächst in der Ausgabe 1/2017 der Zeitschrift “Grundschule” erschienen.
Hier lässt sich das Heft bestellen oder einzelne Beiträge herunterladen (kostenpflichtig).
Wissen, was zu tun ist!
Ein schulinternes Erziehungskonzept sorgt für Transparenz und bietet sowohl Lehrkräften als auch Schülern und Eltern einen Orientierungsrahmen.
„Wir gehen rücksichtsvoll und tolerant miteinander um.“ „An unserer Schule sollen sich alle wohlfühlen.“
Diese oder ähnlich formulierte Gedanken finden sich in vielen Leitbildern von Grundschulen. Damit wird neben dem Bildungsauftrag vor allen Dingen der Erziehungsauftrag der Schulen angesprochen. Aus dem Anspruch, einen Lern- und Lebensraum zu schaffen, in dem Regeln des respektvollen Umgangs miteinander gelten, leiten die Schulen in der Regel eine Schulordnung ab, die den Rahmen dafür bietet.
Der Beitrag ist der Ausgabe 1/2017 der Zeitschrift “Grundschule” mit dem Schwerpunkt “Unterrichtsstörungen effektiv begegnen” entnommen.
Hier lässt sich das Heft bestellen oder einzelne Beiträge herunterladen (kostenpflichtig).
Nach der Beschreibung der vielfältigen Probleme mit schwierigen Schülern (in Heft 10/2016) kommen darin Antworten auf die Frage nach den Konsequenzen: Was tun? Das Heft widmet sich der Prävention – und zeigt auf, wie eine Lehrkraft mittels geeignetem Classroom-Management verhindern kann, dass es gar nicht erst zu Verhaltensauffälligkeiten kommt. Darüber hinaus werden Fragen beantwortet wie: Welche Unterstützungssysteme gibt es? Wer ist eigentlich für was zuständig? Welche aktuellen Interventionsprogramme gibt es? Wie sanktioniert eine Lehrkraft im Notfall richtig?
Der Lern- und Lebensraum beinhaltet viele verschiedene Bereiche. Über die Schulordnung hinaus haben einige Schulen unter anderem Regeln für den Unterricht, die Pausen, Regenpausen, die Offene Ganztagsschule und Ausflüge aufgestellt. Dadurch entstehen lange Kataloge mit insgesamt zahlreichen Ge- und Verboten für die Schülerinnen und Schüler. Wie viele Regeln kann sich ein Kind im Grundschulalter überhaupt merken? Wie groß kann der Umfang höchstens sein, wenn eine Transparenz über die Regeln und die Konsequenzen bei Regelverstößen hergestellt werden soll? Denn Regeln machen nur dann Sinn, wenn sie bekannt sind, ihre Einhaltung überprüfbar ist und Konsequenzen bei Regelverstößen erfolgen. Ich möchte behaupten, dass viele Erwachsene sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, weil sie hohe Bußgelder befürchten, falls sie bei Übertretungen erwischt werden, und nicht weil sie den Sinn akzeptieren.
Unterschiede berücksichtigen
Im Rahmen der Diskussionen und Vereinbarungen zur individuellen Förderung sollen Lernvoraussetzungen und Leistungsstände berücksichtigt werden. Die Schulen treffen Rahmenvereinbarungen für die Differenzierung und schreiben diese in einem Förderkonzept für die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen fest. Genauso unterschiedlich wie die kognitiven Voraussetzungen, die die Schülerinnen und Schüler mitbringen, sind die sozialen Kompetenzen. Viele Kinder erfahren zu Hause keine Grenzen . Es gibt Familien, in denen kaum Regeln gelten oder auf deren Umsetzung nicht konsequent geachtet wird. Die Erfahrungen aus Elterngesprächen zeigen, dass es immer wieder Eltern gibt, die Hilfe und Beratung bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsverantwortung brauchen. Umso wichtiger ist es, einen Konsens herzustellen, aus dem hervorgeht: So wollen wir an unserer Schule zusammenleben und zusammen lernen. Leitbilder eigenen sich, um diesen Konsens deutlich zu machen. Eine Schulordnung kann als eine Art „Vertrag“ mit wenigen prägnanten Grundsätzen über den Umgang miteinander fungieren.
In einem weiteren Schritt werden Regeln für das Zusammenleben und zusammen Lernen abgeleitet. Sollen diese für die Schülerinnen und Schüler transparent und sinnvoll sein, gilt es, sie daran zu beteiligen. Viele Schulen entwickeln auf der Grundlage ihrer Leitbilder oder Schulordnungen Klassenregeln, die im Klassenverband vereinbart werden. Spannend zu hören sind die Erwartungen und Ansprüche der Schülerinnen und Schüler, wenn es um die Festlegungen von Konsequenzen bei Regelverstößen geht. Hier sind Kinder häufig wesentlich strenger als Erwachsene. Dies kann als Wunsch nach Klarheit und Eindeutigkeit verstanden werden.
Die Kollegien tun sich dagegen in der Regel schwer, einen einheitlichen Katalog über Konsequenzen bei Regelverstößen zu formulieren und umzusetzen. Das hat verschiedene Gründe. Ein wesentliches Argument besteht darin, dass – genau wie bei kognitiven Entwicklungsständen und Voraussetzungen – auch die Erfahrungen und Fähigkeiten, Regeln zu beachten, bei den Schülerinnen und Schülern eine große Spannbreite aufweisen. Hätte ich als Lehrerin mit einem Ampelsystem gearbeitet, das für alle Kinder absolut gleich gehandhabt worden wäre, wären bei einigen (wenigen) bereits in der ersten Unterrichtsstunde deutliche Sanktionen angezeigt gewesen. Diese hätten ihren Vorerfahrungen allerdings nicht entsprochen und hätten vor allen Dingen nicht dazu beigetragen, die Sozialkompetenz zu fördern. Wie also umgehen mit Regelverstößen?
Wichtig: Schülerbeteiligung
Um die Sinnhaftigkeit und Transparenz der Regeln und den Umgang mit ihnen zu erhöhen, können oder müssen die Schülerinnen und Schüler mit einbezogen werden. Klassenversammlungen oder Klassenräte könnten ein Forum sein, Regeln zu entwickeln und über Konsequenzen bei Regelverstößen zu verhandeln. Auch Verfahren wie die Streitschlichtung eignen sich, Wiedergutmachungen oder Entschuldigungen auszuhandeln. Dabei können auch persönliche Voraussetzungen der „Streitparteien“ angesprochen und berücksichtigt werden. Ein Schülerparlament kann an grundsätzlichen Vereinbarungen beteiligt werden.
Die Umsetzung eines Erziehungskonzepts gelingt dann am besten, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ein Leitbild oder Grundsätze des Zusammenlebens bieten einen Orientierungsrahmen und geben Sicherheit. Das gilt sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen. Wenn Eltern diese Grundätze nicht teilen, wird die Kooperation schwierig oder sogar unmöglich. Aus diesem Grund entstehen an vielen Schulen diese Grundsätze unter Beteiligung aller schulischen Gruppen. Mir wurde bereits häufig von guten Erfahrungen mit der Unterzeichnung von sogenannten Erziehungsverträgen berichtet. Mit ihrer Unterschrift bekunden Eltern, Kinder und Lehrkräfte, dass sie die Schulordnung akzeptieren. Gleichzeitig können sich die Beteiligten in Konfliktsituationen auf den Vertrag berufen.
Vereinbarungen von Regeln, Verstärkersysteme, Mediationsmodelle oder das Aushandeln von Wiedergutmachungen kommen dann an ihre Grenzen, wenn zum Beispiel Straftaten begangen wurden oder therapeutische Maßnahmen erforderlich sind. In diesen Fällen muss die Schule Hilfe und Beratung von außerschulischen Partnern in Anspruch nehmen. Ein Erziehungskonzept kann dies zur Entlastung der Lehrkräfte und der Schulleitung deutlich machen. Hier drückt sich kein Kollegium vor der Verantwortung. Ganz im Gegenteil: Durch das Einschalten außerschulischer Experten, unter Beachtung der erforderlichen Verfahrensschritte- und Regelungen, wird Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler wahrgenommen. Zum einen geht es dabei um die Hilfe für das einzelne Kind, wenn alle anderen Möglichkeiten der Förderung der Konfliktfähigkeit und der Sozialkompetenz ausgeschöpft wurden. Zum anderen darf die Verantwortung für die Schulgemeinde und den sogenannten Schulfrieden nicht aus dem Blick verloren werden.
Fazit
Ein Erziehungskonzept legt die Grundsätze des Umgangs miteinander fest. Es bietet einen Orientierungsrahmen, sorgt für Klarheit und schafft somit Sicherheit für alle Beteiligten. Die Beteiligung, insbesondere der Schülerinnen und Schüler bei der Vereinbarung von Regeln, erhöht ihre Akzeptanz. Einheitliche Maßnahmenkataloge bei Regelverstößen können die persönliche Situation der Schülerinnen und Schüler nicht berücksichtigen. Hier können individuell ausgehandelte Konsequenzen das zielführendere Mittel sein. Gleichwohl muss klar sein: Wenn ich Quatsch mache, muss ich dafür gerade stehen. Nur so wird der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung Rechnung getragen und der Erziehungsauftrag ernst genommen.
Abgesehen von “Wenn Eltern überfordert sind …” fehlen mir in dem gesamten Artikel Aussagen, dass die Eltern auch einen Erziehungsauftrag bis zum Kindergarten- bzw. Schuleintritt haben. Statt dessen soll ein (rechtlich wohl alles andere als bindender) “Vertrag” Selbstverständlichkeiten für ein funktionierendes Miteinander sichern.
Ich sehe die Rolle der Eltern nicht so gravierend wie andere. Ich meine, schwierige Schüler gab es zu allen Zeiten. Was sich geändert hat, sind
a) die Möglichkeiten der Lehrer, dagegen vorzugehen
b) die Bereitschaft der Lehrer dagegen vorzugehen
c) die Akzeptanz gegenüber Lehrern, die dagegen vorgehen.
@ Sofawolf
Ich habe jetzt alle Beiträge und auch Ihre gelesen und
“ICH BIN JA SOWAS VON BEI IHNEN”
Ich meine, dass die sogenannte “Kuschelpädagogik” zu den massiven Disziplinproblemen an Schulen geführt hat, wie sie viele Kollegen leider erleben müssen. Die Kollegen selbst sind dazu “erzogen”, sprich ausgebildet worden, bei Disziplinproblemen eher “zu kuscheln” als zu sanktionieren. Sanktionen hatten und haben daher für viele immer einen sehr negativen Beigeschmack. Man verzichtet eher darauf und – das muss man dazu sagen – auch in den Schulgesetzen und in den entsprechenden Verordnungen hat die Kuschelpädagogik ihren Niederschlag gefunden und macht es Kollegen schwer und nervenaufreibend, konsequent gegen massive Unterrichtsstörungen vorzugehen.
Die sogenannte autoritative Erziehung, die ja vielleicht mal in einen autoritativen Unterrichtsstil münden könnte (siehe Konzept der “sozialwirksamen Schule”), bietet meiner Meinung nach einen Lichtblick. So kann Unterricht wieder gelingen. Aber bis sich das durchsetzt, müssen wohl erst mal alle “Kuschelpädagogen” in Pension gegangen sein. 🙁
Siehe: http://www.sozialwirksame-schule.de/
Meiner Meinung nach braucht man keine Erziehungsverträge. Ich halte das für Quatsch.
Meiner Meinung nach braucht man eine starke Lehrerpersönlichkeit, die Unterricht so organisieren kann, dass er gelingt – und dazu gehört auch eine vernünftige Lern- und Arbeitsatmosphäre, also ein Minimieren von Unterrichtsstörungen.
Es wäre schön, wenn DIESE Lehrer in der Schulpolitik wieder Verbündete finden und keine Gegner!
Ganz meine Meinung, sofawolf!
Danke, dass Sie die Dinge so oft bei Namen nennen, auch wenn das nicht immer auf Gegenliebe stößt!
Danke für den Zuspruch, Stefan.
Wieso konstruieren Sie einen Widerspruch zwischen autoritativer Erziehung und “Kuschelpädagogik”? Wenn “kuscheln” in der Schule bedeutet, dass sich Lehrkräfte liebevoll ihren Schülerinnen und Schülern zuwenden, dann ist das genau die Grundlage autoritativer Erziehung – die bedeutet nämlich: viel Liebe und Unterstützung einerseits, andererseits klare Grenzen und Regeln und diese auch konsequent durchsetzen. Regeln durchzusetzen ohne Zuwendung – das ist autoritär (und hoffentlich kein Thema mehr unter Pädagoinnen und Pädagogen).
Was Sie offenbar meinen, ist Regellosigkeit – die aber hat mit Erziehung praktisch nichts zu tun, sondern mit Schwäche und fehlender Konsequenz. Regellosigkeit hat auch mit der Grundschule wenig zu tun, denn es gehört ja eben zum Bildungsauftrag der Kolleginnen und Kollegen dort, Sozialverhalten (und damit Regeln) zu vermitteln. Und das geschieht dort auch.
PS. Wenn für Sie Erziehungsverträge Quatsch sind – wie holen Sie denn dann Eltern ins Boot, die ihren Erziehungspflichten nicht nachkommen?
Lassen Sie mich raten: Sie sind Fachlehrer am Gymnasium – also gar nicht.
Falsch geraten. Ich arbeite sehr eng mit den Eltern zusammen – ohne Erziehungsverträge. Die allermeisten unterstützen mich.
ZITAT (Anna): “… die Grundlage autoritativer Erziehung – die bedeutet nämlich: viel Liebe und Unterstützung einerseits, andererseits klare Grenzen und Regeln und diese auch konsequent durchsetzen.”
Zustimmung, Anna! So sollte es sein.
ZITAT 2 (Anna): “… denn es gehört ja eben zum Bildungsauftrag der Kolleginnen und Kollegen dort, Sozialverhalten (und damit Regeln) zu vermitteln.”
Das sehe ich auch so, höre und lese aber ständig – auch hier im Forum -, dass das Aufgabe der Eltern sei. (Dazu siehe auch meinen Kommentar weiter oben.) Nein, ich meine, das ist auch Aufgabe der Lehrer. Es fällt uns nur schwerer oder leichter, je nachdem, ob wir mit den Eltern in die gleiche Richtung ziehen. Bekanntlich ziehen aber auch nicht alle Lehrer in die gleiche Richtung bzw. gleich stark in die gleiche Richtung. Das macht es schwer(er) durchsetzbar, nur meine ich, das war eigentlich schon immer so. Was sich geändert hat, dazu verweise ich wiederum auf meinen Kommentar weiter oben (18.19 Uhr, 26.02.2018).
“Die Umsetzung eines Erziehungskonzepts gelingt dann am besten, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ein Leitbild oder Grundsätze des Zusammenlebens bieten einen Orientierungsrahmen und geben Sicherheit.”(Originaltext).- Dies bleibt zu oft eine Floskel, weil Eltern gar nicht zu einem Erziehungskonzept verpflichtet werden können und Lehrkräfte ggfs, auch nur mit ihrer äußerlichen Unterschrift dem Erziehungskonzept ihrer Schule beitreten können.
Der Knackepunkt bleibt im Hintergrund: Ein undiskutiertes Menschenbild, oder konkret: Wie werden z.B. Erziehungsdruck (Strafen, Drohungen usw.) oder Leitungsforderungen oder Aushandlungs-bzw. Anordnungserziehung u.a.m. begründet oder abgelehnt ?
Diese Gedanken zur Erziehung sind technokratisch, welt- und lebensfremd.
Genau, deshalb finde ich den Erziehungsvertrag auch Quatsch. Es ist lediglich ein Symbol. Es wirkt bestenfalls so lange, bis es einmal nicht eingehalten wurde und doch nichts passiert. Dann spätestens ist der Effekt verpufft.
Die Lösung könnte der autoritative Erziehungs- bzw. Unterrichtsstil sein (siehe Konzept der sozialwirksamen Schule). https://www.startpage.com/do/dsearch?query=sozialwirksame+schule&cat=web&pl=opensearch&language=deutsch Lehrer müssen ihre Rolle als Lehrer in diesem Sinne wieder annehmen und ausüben (können). Dafür müssen aber auch Schulgesetze und Verordnungen von Kuschelpädagogik befreit werden!
Das ist ihre Arbeit!
Der letzte Satz bezieht sich auf die Rolle der Lehrer. 😉
Also ich bin Mutti von 2 Jungs. 15 und 10 Jahre alt.
Ich denke wir tun alle unser Bestes.
UND ich sehe grundsätzlich fehlende und konsequente Ordnung von Anfang an.
Egal in welchem Bereich.
Dann die ganzen Medien und diese digitale Zeit. Unsere Kinder sind reizüberflutet. Kopfschmerzen..Bauchschmerzen.. psychische Probleme bis hin zu selbstverletzendem Verhalten. Internetseiten auf den Empfehlungen zu Kindgerechten stehen wie zum Beispiel “das Gesetz sagt bis wann ich ca raus darf… ” usw.
Schuldruck z.T. unter den Kindern ( weil die Eltern natürlich nicht möchten das die Kinder Ihre berufliche Erfolge im Handel und Co enden lassen).
Meine Kinder sind/ kommen in die Oberschule und mein Jüngster hat seinen Traumberuf seid.. Ich glaube seid dem er 3 ist. Jetzt raten Sie mal. Bäcker… und ich finde es Spitze. Er bekommt meine vollste Unterstützung. Trotzdem ist der Verdienst sch….! Vielleicht weil es alles überall gibt. Die Immer größer werdende Lücke zwischen reich und arm.
Und dann die Tatsache das Sie wegen Nichtaufnahme bis sonst wohin müssen. Genauso schlimm die Eltern die Ihre Kids aufs Gym schlagen. Um dann in der 6. wieder zu wechseln.
Mein Gott..
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Unsere Welt hat echt Probleme.
Ich bin gut erzogen wurden. So viel ist sicher und ich hatte.. habe Respekt anderen Leuten gegenüber und ich / eigentlich alle möchten einfach nur Normalität
Hier macht jeder nur noch was er will.
Eltern sind überfordert.. weil der Lehrer zu lieb ist oder zu böse.
Lehrer sind überfordert weil Eltern zu lieb sind oder zu böse .. jeder mischt sich ein. Alle wissen es besser.
Alle regen sich nur noch auf.
Jeder arbeitet nur noch wann u wie er will.
Ein Kreislauf der nicht endet.. und ja ich bin der festen Überzeugung das WIR es auch einfacher haben könnten.
Ja, das wäre schön: “Starke Lehrerpersönlichkeiten”. Die sind leider aber häufig nicht so besonders stark, sondern eher schwach im Sinne von unstrukturiert, unvorbereitet, pädagogisch unwirksam. Daher braucht es wenigstens starke Schulleitungen, die für störungspräventive Konzepte, gut ausgebildete Beratungslehrer und tüchtige Abteilungsleitungen sorgen. Außerdem für regelmäßige Fortbildungen und verbindliche hauseigene Schulkonzepte und Regeln. Den schwarzen Peter einfach zurückzuschieben… das ist so billig! Kinder sind und waren noch nie kleine Erwachsene, die begierig nach schulischem Vortrag und heimischem Training lechzen. Die Kinder und Jugendlichen sind sogar heutzutage viel angepasster und devoter als in früheren Jahren- jedenfalls in der Breite.
Ich teile Ihre Einschätzung an dem Punkt, dass starke Lehrerpersönlichkeiten (es gibt sie ja noch) auch starke Schulleitungen, starke Schulaufsichten, starke Politiker im Bildungsbereich usw. brauchen, die eben die starken Lehrerpersönlichkeiten unterstützen und ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen.
Dafür sind Änderungen in den Schulgesetzen und Verordnungen dringend nötig, denn die machen uns nicht stark, sondern schwach!
Oft ist es doch umgekehrt, die strengen Lehrer werden gemaßregelt.
Die Kuschelpädagogen werden nie gemaßregelt, dass bei ihnen keiner was lernt (bzw. alle deutlich unter ihren Möglichkeiten bleiben), weil immer Unruhe und Chaos herrschen.
Die Kuschelpädagogen finden alle nett; nur lernen tut man “nichts” bei ihnen.
Es geht darum, dass es in etlichen Klassen landauf landab bemerkenswert viele kleine Kinder gibt, die nicht schulreif sind, die nicht in der Lage sind, dem Unterricht zu folgen, die nicht gewillt sind, Anweisungen umzusetzen, die kein Nein und keine Grenzen kennen …
… und dazu auch solche, die chronisch krank sind oder aber eine unterstützungswürdige Beeinträchtigung haben.
Die Antwort darauf:
Die Lehrkräfte erstellen eine Schulordnung, möglichst mit umfassender Gremienarbeit.
Sie schreiben Konzepte zur Differenzierung und Konzepte zu Förderung und sorgen für Transparenz.
Sie differenzieren und sie dokumentieren und sie schreiben Förderpläne für diese Kinder, legen das alles in Elterngesprächen dar und erläutern die Planung.
Sie erstellen Erziehungskonzepte, erläutern Grundsätze auf Elternabenden, führen Telefonate und Gespräche.
Sie führen Verstärkerpläne und geben den Eltern engmaschige Rückmeldung.
Sie beraten die Eltern und bitten darum, Ärzte oder Therapeuten mit ins Boot zu holen.
Aber selbst, wenn sie das alles machen, sind die Kinder dennoch nicht schulreif, sie kennen noch immer kein Nein, können sich nicht zurücknehmen, kennen keine Grenzen.
Konsequenzen sind innerschulisch nur minimal möglich, genau das ist es auch, was in den neuen Artikeln beklagt wird: die Schule hat kaum Möglichkeiten.
Die Arbeit bleibt bei den Lehrkräften, die den Alltag bewältigen und eine Atmosphäre herbeiführen wollen, in der Unterricht möglich ist. Aber das ist bei oben beschriebener Klientel eben ein harter, steiniger Weg, der nicht damit getan ist, die Kinder 3-6 Wochen in der Schule ankommen zu lassen.
Und es ist nahezu unmöglich, wenn Eltern gar nicht einsehen wollen, dass es in der Schule Regeln gibt und auch ihr Kind sich daran halten sollte, den Unterricht nicht unentwegt stören sollte, andere Kinder nicht schlagen sollte…
… oder wenn Eltern trotz Krankheit oder Beeinträchtigung des Kindes meinen, ihr Kind sei kerngesund oder gehöre zu den Überfliegern.
Als einziger Hinweis im Text: Wenn das alles nicht ausreicht, sollen Hilfe und Beratung von außerschulischen Partnern in Anspruch genommen werden, “wenn zum Beispiel Straftaten begangen wurden oder therapeutische Maßnahmen erforderlich sind”
Was soll das sein?
Straftaten – ok, Polizei
aber therapeutische Maßnahmen?
An welcher Stelle können Lehrkräfte denn auf Ärzte oder Therapeuten zurückgreifen, bekommen Hilfen und Tipps?
Wo wird im Alltag irgendeine Maßnahme gesetzt, die bei offensichtlich kranken Kindern Abhilfe bietet für die Schule, für den Unterricht?
Lieber Sofawolf, Sie haben ja eine Menge interessanter Antworten parat. Nun würde mich doch noch interessieren, ob die Frage von Anna, welcher Schulform, Lehramt und/oder Gattung sie angehören, auch von Ihnen beantwortet werden kann?
Danke für das Kompliment. 🙂
Eine Antwort muss Ihnen leider schuldig bleiben. (Haben schon viele versucht herauszukitzeln.) Habe ich dann eigentlich mehr oder weniger “Recht”, wenn Sie wüssten, welcher Schulform, Lehramt oder Gattung ich angehöre?
Hängt die “Wahrheit” davon ab, wer sie äußert?
@ palim Nachdem ich alle Beiträge hier gelesen habe, sind die Meinungen, wie von mir erwartet, sehr unterschiedlich. Ich stimme in erster Linie Ihrem Beitrag voll zu. Besser hätte ich das Problem auch nicht beschreiben können!