BERLIN. Abiturzeit ist Stresszeit, und nicht immer sind die Schüler mit den Aufgaben zufrieden. Doch nach der Prüfung in Mathematik am vergangenen Freitag protestieren Schüler zahlreicher Länder. Auf Lehrerseite zeigt man sich uneinig: Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband kann den Ärger der Schüler nachvollziehen. Der Deutsche Leherverband sowie die Philologen in Sachsen-Anhalt weisen die Kritik hingegen zurück. Alle von Protesten betroffenen Bundesländer bedienen sich zum Zentralabitur in mehreren Fächern aus gemeinsamen Aufgaben-Pools.
Schüler von sieben Bundesländern, die sich allesamt aus einem gemeinsamen Aufgabenpool bedient haben, wehren sich gegen angeblich zu schwere Abiturprüfungen im Fach Mathematik. In Bayern, Niedersachsen, Bremen, Hamburg und dem Saarland sowie in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beschwerten sie sich mit Online-Petitionen darüber.
So heißt es in einer an das bayerische Kultusministerium gerichteten Petition: «Wir Abiturienten bitten darum, den Notenschlüssel des Mathematik-Abiturs in Bayern 2019 zu senken und dem Schwierigkeitsgrad anzupassen.» Begründet wird dies mit Aufgabenstellungen, die vorher kaum einer gesehen habe, dies betreffe vor allem Geometrie und Stochastik. Bis zum Montagachmittag hatten fast 60.000 die Online-Petition unterschrieben.
In einer Petition Hamburger Schüler an die Schulbehörde heißt es, die Anforderungen seien nicht erfüllbar gewesen. Dort unterstützten bis Sonntagnachmittag etwa 1800 Menschen die Initiative auf der Plattform OpenPetition. Niedersächsische Schüler forderten in ihr Petition an das Kultusministerium «eine sofortige Stellungnahme und eine gerechte Lösung». Mehr als 10.000 Menschen unterstützten dies bis Montagnachmittag. Im Saarland erreichte eine ähnliche Petition bis Sonntagabend über 3300 Unterstützer, in Thüringen bis zum Nachmittag 2300, in Mecklenburg-Vorpommern 2000.
Kultusministerien sagen Prüfung zu
In Bayern und Niedersachsen kündigten die Kultusministerien an, die Prüfung zu überprüfen. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte auf Anfrage: «Wir nehmen das natürlich ernst und werden das sorgfältig prüfen.» Bereits an diesem Montag wolle er mit Experten seines Ministeriums darüber sprechen. Einbezogen werden sollen auch Lehrkräfte und Fachberater. In Niedersachsen erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums: «Wir werden uns die Petition anschauen und dann die Aufgaben fachlich prüfen lassen.» In Hamburg wies der Sprecher der Schulbehörde darauf hin, dass die Prüfung erst Freitag war. Seine Behörde habe noch keine Rückmeldung bekommen
Unterstützung bekamen die Schüler vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Verbandspräsidentin Simone Fleischmann sagte im Gespräch, in einem Teil der Prüfung habe es sehr viel – auch unnötigen – Text gegeben. «Eklatant viele» Schüler seien deswegen nicht rechtzeitig fertig geworden. Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte: «Man muss die Kritik ernst nehmen.» Wenn sie berechtigt sei, könne der Schlüssel bei den Bewertungen angepasst, die Prüfungen also weniger streng bewertet werden. Es könnten aber auch Prüfungen neu abgelegt werden.
Der Deutsche Lehrerverband sieht keine Anzeichen, dass die Aufgaben zu schwierig waren. «Im Internet lässt sich Erregung sehr schnell mobilisieren. Deshalb sollten wir abwarten», sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger, Leiter eines Gymnasiums im niederbayerischen Deggendorf, der «Rhein-Neckar-Zeitung». «Ohne dem endgültigen Bewertungsergebnis vorwegzugreifen: Die Tendenz zeigt für Bayern, die Notenresultate bewegen sich im durchschnittlichen Bereich der Abi-Prüfungen in Mathematik.»
Die Aufgaben seien anspruchsvoll, entsprächen aber dem Lehrplan, meinte auch der Landeschef des Philologenverbands Sachsen-Anhalt, Thomas Gaube, gegenüber dem Radiosender MDR Aktuell. Von den Fachkollegen habe es, anders als im vorigen Jahr, keinen Aufschrei gegeben. Im Frühjahr 2018 hatten Lehrer in Sachsen-Anhalt moniert, manche Aufgaben auf Leistungskurs-Niveau seien nicht lösbar gewesen. Das Bildungsministerium wies die Vorwürfe seinerzeit nach einer Überprüfung als unbegründet zurück. Laut Gaube, der selbst Mathematiklehrer ist, gab es in diesem Jahr wieder Aufgaben in der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach ähnlichem Muster. «Insofern waren unsere Schüler und auch die Kollegen ganz sicher nicht überrascht.» Es könne jedoch immer wieder vorkommen, dass ein Kollege die Schüler nicht so optimal auf einzelne Aufgabenformate vorbereite. News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.
Ohne die Aufgaben gesehen und mit den Lehrplänen abgeglichen zu haben, nehme ich erst einmal die Angemessenheit der Aufgaben an. Gerade in Mathe wird schnell gemeckert und die Presse geht noch schneller ohne Prüfung darauf ein.
Kann man die Aufgaben irgendwo einsehen? Dann könnte man sich eher eine Meinung bilden. Wenn die Abiprüfungen durch sind sollte ja nichts dagegen sprechen, die Aufgaben zu veröffentlichen…?
Die Aufgaben aus NRW werden erst im Herbst auf den eigenen Servern veröffentlicht. Offiziell wegen Urheberrecht, inoffiziell wohl viel eher, weil die Schulbuchverlage mit den Abiturvorbereitungsheften Geld verdienen wollen.
Möglicherweise wird damit der Anteil der tatsächlich studierfähigen Abiturienten etwas realistischer und die anderen versuchen sich mit einer für sie besser geeigneten dualen Berufsausbildung …
Die Aufgaben waren definitiv nicht zu schwer. Natürlich mischt sich der BLLV als erster Lehrerverband ein. Der Verband, der kaum Mitglieder haben, die am Gymnasium arbeiten.
Zitat:
“Verbandspräsidentin Simone Fleischmann sagte im Gespräch, in einem Teil der Prüfung habe es sehr viel – auch unnötigen – Text gegeben.”
Das liegt halt an der bescheuerten Komptenzorientierung – die Texte werden länger, das fachliche Niveau allerdings immer geringer – das wird seit Jahren bemängelt, aber nicht zurückgenommen. Im Abitur rächt sich eben die Tatsache, dass immer weniger Schüler kontinuierlich ihre Hausaufgaben machen. Das kann man dann eben kurz vor dem ABI nicht mehr aufholen.
Richtig. Die Pseudokontexte sind echt furchtbar und haben mit Mathematik in ihrem Sinne als beweisende Wissenschaft nichts zu tun. Beweisen ist aber keine Kompetenz und hat folglich nach Meinung der Bildungspolitik nichts mehr in der gymnasialen Oberstufe zu suchen.
Nachtrag: Ich habe die kritisierten Aufgaben jetzt auch gesehen. Für mathematisch schwierig halte ich sie nicht, allerdings ist besonders die Stochastikaufgabe wie so oft sehr sperrig formuliert. Das liegt aber im Pseudokontext begründet.
Richtige Stochastik halte ich für die Schule für zu anspruchsvoll, wenn schon der Grenzwertbegriff nur noch anschaulich eingeführt werden soll.
Oh weh, was für eine Rechtschreibung, sorry.
GriasDi: „Das liegt halt an der bescheuerten Komptenzorientierung – die Texte werden länger, das fachliche Niveau allerdings immer geringer – das wird seit Jahren bemängelt, aber nicht zurückgenommen.“
XXX: „Richtig. Die Pseudokontexte sind echt furchtbar und haben mit Mathematik in ihrem Sinne als beweisende Wissenschaft nichts zu tun. Beweisen ist aber keine Kompetenz und hat folglich nach Meinung der Bildungspolitik nichts mehr in der gymnasialen Oberstufe zu suchen.“
Nur weil man von der Kompetenzorientierung nichts hält (oder sie nicht versteht?), ist es für eine intellektuelle Auseinandersetzung zu wenig so undifferenziert (ohne „Begründung=Beweise“) und arrogant dieses Konzept zu beurteilen.
Ich kenne die diskutierten Abi-Aufgaben nicht, möchte dennoch grundsätzlich argumentieren, dass Texte, die Realsituationen (wenn auch in vereinfachter Form) beschreiben in den Mathematikunterricht gehören. Manchmal müssen sie halt auch länger sein.
Eine wichtige Aufgabe der Mathematik in der Schule im Sinne der Allgemeinbildung ist die Modellierung von Realsituationen und deren Überführung in passende mathematische Modelle. Natürlich ist bei der Aufgabenstellung dabei besondere Sorgfalt in sprachlicher Hinsicht geboten, damit die Lösung der zu bearbeitenden Aufgabe nicht an unklaren und „verschrobenen“ sprachlogischen Formulierungen scheitert.
Nach meiner Auffassung kann man Mathematik in der Schule nur dann als verbindlich für alle im Sinne der Allgemeinbildung rechtfertigen, wenn der Unterricht 3 Grunderfahrungen (zitiert nach Heinrich Winter) ermöglicht:
(G1) “Erscheinungen der Welt um uns, die uns alle angehen oder angehen sollten, aus Natur,
Gesellschaft und Kultur, in einer spezifischen Art wahrzunehmen und zu verstehen,
(G2) mathematische Gegenstände und Sachverhalte, repräsentiert in Sprache, Symbolen, Bildern und
Formeln, als geistige Schöpfungen, als eine deduktiv geordnete Welt eigener Art kennen zu lernen und zu begreifen,
(G3) in der Auseinandersetzung mit Aufgaben Problemlösefähigkeiten, die über die Mathematik
hinausgehen, (heuristische Fähigkeiten) zu erwerben.”
Ich gebe Ihnen Recht, wenn Sie mathematische Methoden als Hilfsmittel verwenden und Mathematik mit Rechnen gleichsetzen könnten. Das ist aber falsch, weil Mathematik da anfängt wo Rechnen aufhört, ähnlich wie Informatik und Programmieren.
@xxx:
Sie müssen einem Mathematiker, der in Schule, Hochschule und in der Mathematikdidaktik tätig war, nicht erklären, was Mathematik ist. Was Mathematik ist, ist übrigens nicht so simpel und eindeutig, wie Sie das schreiben.
Ich habe auch nicht im Ansatz Mathematik auf Rechnen reduziert, weil ich Modellieren als wichtigen Bestandteil des Mathematikunterrichts genannt habe. Sie verwechseln aber leider, dass Mathematik-Unterricht in der Schule nicht dasselbe ist wie ein Studium in Mathematik. Dies gilt ebenfalls für Informatik. Sie offenbaren mit Ihrem Kommentar leider ein eingeschränktes mathematisches Weltbild.
Früher murrten Abiturienten über zu schwierige Matheaufgaben, es gab Demonstrationen deswegen usw. Es ist doch ganz interessant, dass sie heute stattdessen über die zu langen und teilweise überflüssigen Texte murren. Aber die zuständigen Leute sagen natürlich unisono: weiter so, weiter so. Es hat ja wohl noch nie Fehler der KMK oder der sonstigen Bildungsadministration gegeben, stimmt’s? Eine deutsche Behörde macht niemals einen Fehler.
Man könnte ja wieder zu kurzen Texten zurückkehren. Der mathematische Anspruch wird dann massiv steigen. Die Mathelehrer und Hochschulen wird es freuen, die minimalistischen Schüler nicht.
Was hat denn die Länge eines Aufgabentextes mit dem dahinter stehenden mathematischen Anspruch zu tun? Diese Logik bleibt wohl Ihr Geheimnis.
“Prüfen Sie die Betragsfunktion auf Stetigkeit und Differenzierbarkeit an der Stelle x=0.” ist eine sehr kurz formulierte Aufgabe, die es für die heutige Schülerschaft durchaus in sich hat.
“Was hat denn die Länge eines Aufgabentextes mit dem dahinter stehenden mathematischen Anspruch zu tun?”
Seltsame Frage. Sie wissen doch genau, dass die Dauer der Abiturklausur festliegt, z.B. 180 Minuten. Das Lesen langer Texte erfordert Zeit, und die fehlt logischerweise für das eigentliche Rechnen der Aufgaben. Daher muss man dann die Aufgaben entweder vereinfachen oder aber deren Zahl reduzieren. Das letztere scheint aber niemand zu wollen.
Zitat:
“Ich kenne die diskutierten Abi-Aufgaben nicht, möchte dennoch grundsätzlich argumentieren, dass Texte, die Realsituationen (wenn auch in vereinfachter Form) beschreiben in den Mathematikunterricht gehören. Manchmal müssen sie halt auch länger sein.”
Da stimme ich Ihnen völlig zu. Aber man kann es auch übertreiben wie in den letzten Jahren – durch die genannte Kompetenzorientierung geschehen. 12 Seiten lange Angaben für ein Mathematik-Abitur sind viel zu lang.
Um Situationen im Anwendungsbezug zu durchdringen benötigt man Zeit. Diese haben weder die Schüler_innen im Abitur, noch die Lehrkräfte in der Vorbereitung auf das Abitur, da viele Mathematikstunden zusammengestrichen wurden. Außerdem muss man, um Situationen im Anwendungsbezug zu durchdringen die dazu notwendigen mathematischen Grundlagen beherrschen. Durch Streichung von Übungsphasen in den Lehrplänen, Stundenkürzungen usw. sind Lehrkräfte froh, wenn sie diese mathematischen Grundlagen irgendwie legen können.
Na viel, man muss erst mal verstehen, was gemeint ist.
Ja, klar, das ist anspruchsvoll. Aber dann bedeutet es doch nicht, dass der mathematische Gehalt dahinter einfach ist.
Der mathematische Gehalt, wie er in Abituraufgaben zur Stochastik / Wahrscheinlichkeitsrechnung und vektoriellen Geometrie erforderlich ist, ist (dank der hochgezüchteten Taschenrechner) sehr einfach. Das Übersetzen des Kontextes in die Aufgabe und wieder zurück, ist die einzige Schwierigkeit. Das hat aber nichts mit strenger Mathematik zu tun.
Kommt drauf an, welche Taschenrechner erlaubt sind.
Stimmt. Ich schreibe meist aus der Sicht von NRW, wo derzeit grafikfähige Taschenrechner mit oder ohne CAS verpflichtend sind. Die Einführung von CAS-Rechnern ist dabei Aufgabe der Fach-, Lehrer- oder Schulkonferenz. In NRW gibt es allerdings nicht viele CAS-Schulen.
Mathe-Abi 2019 war so schwer wie in den vergangenen Jahren!
Das Mathe-Abi 2019 in Brandenburg muss nach den allgemeinen Vorgaben des Bildungsministeriums Brandenburg von September 2018 von den Anforderungen und dem Schwierigkeitsgrad her wie in den zurückliegenden Jahren gewesen sein! (siehe Bildungsserver Berlin-Brandenburg Mathe-Abi 2019 allgemeine Vorgaben Mathematik). Es waren danach Aufgaben zur Geometrie, Analysis (Kurvendiskussion mit der 1., 2. und 3. Ableitung,…..), Integralrechnung (Flächenberechnungen), Potenzfunktionen f(x)= xn , Exponentialfunktion f(x) =ex , Logarithmusfunktion f(x) =a ln (b*x+ c) +d und Stochastik zu lösen (….). Wie die Aufgaben nun wirklich konkret zum Mathe-Abi 2019 aussahen und formuliert wurden, darüber kann nichts ausgesagt werden, da der Aufgabenpool erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht wird. Man ist aber zu den Aufgaben in Baden-Württemberg fündig geworden: Hier standen ebenfalls Aufgaben zur Geometrie, Analysis und Stochastik im Mittelpunkt. Die Integralrechnung, Bruchgleichungen, quadratische Gleichungen (z.B. 2,5 x² -4* x= 2 → x1= 2; x2=-0,4), Potenzgleichungen (z.B. 4*x³+35=21 → x=³√-14≈ -2,41), Wurzelgleichungen, Bruchgleichungen (z.B. x-4=81 →x=4√1:81 ≈ 0,333), Exponentialgleichung (z. B. 1= 4*e-x→ x≈1,39) und Aufgaben zur Trigonometrie (z.B. sin(3x)=-1→ x ≈ 1,125 π ) bildeten hier einen gewissen Schwerpunkt. Von den kognitiven Anforderungen den Abiturienten also vollkommen angemessen! Wahrscheinlich haben die Jugendlichen vom Mathe-Abi-Desaster 2017 in Brandenburg irgendwie bundesweit gelernt und gehen hier einfach auf Dummenfang! Mit den digitalen Medien können sie jedenfalls sehr gut umgehen (dafür gibt es eine glatte 1) – besser als die entsprechenden diesbezüglichen Voraussetzungen in der Schule selbst sind.
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
Mathe-Abi 2019 war so schwer wie in den vergangenen Jahren!
Das Mathe-Abi 2019 in Brandenburg muss nach den allgemeinen Vorgaben des Bildungsministeriums Brandenburg von September 2018 von den Anforderungen und dem Schwierigkeitsgrad her wie in den zurückliegenden Jahren gewesen sein! (siehe Bildungsserver Berlin-Brandenburg Mathe-Abi 2019 allgemeine Vorgaben Mathematik). Es waren danach Aufgaben zur Geometrie, Analysis (Kurvendiskussion mit der 1., 2. und 3. Ableitung,…..), Integralrechnung (Flächenberechnungen), Potenzfunktionen f(x)= xn , Exponentialfunktion f(x) =ex , Logarithmusfunktion f(x) =a ln (b*x+ c) +d und Stochastik zu lösen (….). Wie die Aufgaben nun wirklich konkret zum Mathe-Abi 2019 aussahen und formuliert wurden, darüber kann nichts ausgesagt werden, da der Aufgabenpool erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht wird. Man ist aber zu den Aufgaben in Baden-Württemberg fündig geworden: Hier standen ebenfalls Aufgaben zur Geometrie, Analysis und Stochastik im Mittelpunkt. Die Integralrechnung, Bruchgleichungen, quadratische Gleichungen (z.B. 2,5 x² -4* x= 2 → x1= 2; x2=-0,4), Potenzgleichungen (z.B. 4*x³+35=21 → x=³√-14≈ -2,41), Wurzelgleichungen, Bruchgleichungen (z.B. x-4=81 →x=4√1:81 ≈ 0,333), Exponentialgleichung (z. B. 1= 4*e-x→ x≈1,39) und Aufgaben zur Trigonometrie (z.B. sin(3x)=-1→ x ≈ 1,125 π ) bildeten hier einen gewissen Schwerpunkt. Von den kognitiven Anforderungen den Abiturienten also vollkommen angemessen! Wahrscheinlich haben die Jugendlichen vom Mathe-Abi-Desaster 2017 in Brandenburg irgendwie bundesweit gelernt und gehen hier einfach auf Dummenfang! Mit den digitalen Medien können sie jedenfalls sehr gut umgehen (dafür gibt es eine glatte 1) – besser als die entsprechenden diesbezüglichen Voraussetzungen in der Schule selbst sind.
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
Der Schwierigkeitsgrad des Mathe-Abis 2019 in Brandenburg hielt sich in Grenzen
Auch in Brandenburg halten die Schülerproteste gegen das Mathe-Abi 2019 aufgrund des vermeintlich hohen Schwierigkeitsgrades an. Es sollen wohl bereits nach Medienberichten über 500 Schüler die Petition unterschrieben haben. Auf der Web-Site von New Teachers wurden 3 Aufgaben der Aufgabengruppe 1 veröffentlicht. Es sollen hier lediglich auswahlweise einige Anforderungen vorgestellt werden. In der Aufgabe 1 a musste das Verhalten der Funktion f(x)= 2-ln (x-1) in den Grenzen des Definitionsbereiches D=[1; +oo] untersucht werden. Die Anfertigung einer Wertetabelle führte hier sehr schnell zum Ziel! Dann sollte in der Aufgabe 1 b die Nullstelle der Funktion ermittelt werden [0=2-ln(x-1)→2 =ln (x-1) →e²=x-1→ e²+1=x→ 2,72²+1=8,398→ x≈8,4]. In 1c musste die obige Funktion aus der Funktion g(x)=ln(x) hergeleitet werden (nach oben um 2 Einheiten in Richtung der y-Achse und nach rechts um eine Einheit in Richtung x-Achse verschieben und dann die Funktion spiegeln). Mit der Aufgabe 1 d musste die obige Funktion integriert werden. Eine partielle Integration führte hier schnell zum Ziel [∫ 2-ln (x-1)= 3x-(x-1)*ln (x-1)]. In der Aufgabe 3 a und b musste von der Funktion f(x)= k*x³+3*(k+1)*x²+9x die zweite Ableitung gebildet werden und dann nach x umgestellt werden, um die Abhängigkeit x von k festzustellen (Resultat ergibt sich: x= -1-1/k). Allem in Allem hielt sich der Schwierigkeitsgrad in beim Mathe-Abi 2019 in Grenzen! Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
Auch die Anforderungen des Mathe-Abis von NRW hielten sich in Grenzen!
Die Aufgaben des Mathe-Abis 2019 für NRW konnten auf der Web-Site von rp-online vorgefunden werden.Von den Anforderungen konnten nur die Aufgabe 1 a und 1 b vollkommen entziffert werden. Zunächst sollten mit der Aufgabe 1 a die x-Werte der Schnittpunkte der beiden Funktionen g(x)= x²-x+1 und h(x)= -x²-5x+1 bestimmt werden. Dazu mussten die beiden Funktionen g(x) und h(x) gleichgesetzt werden. Es gilt also: x²-x+1= -x²-5x+1. Damit kann formuliert werden: x²+2x=0. Es ergeben sich also die beiden Lösungen x1 =0 und x2=-2.Mit der Aufgabe 1 b sollte die Fläche der beiden sich überschneidenden Funktionen g(x) und h(x) berechnet werden. Die beiden Funktionen sind jeweils in den Grenzen 0 und -2 zu integrieren und voneinander zu subtrahieren. Es gilt also
0 0 0 0
F(x)=∫x²-x+1 dx – ∫ -x²-5x+1 dx=│x³:3-x²:2+x│- │-x³:3-2,5x²+x│.
-2 -2 -2 -2
Mit x=-2 eingesetzt, ergeben sich für F(x) = -20/3+28/3=8/3 FE.
Was sie hier beschreiben, entspricht einem normalen Mathe-Grundkurs Ende der 11. oder bis Herbstferien der 12. Klasse.
Das war eine Aufgabe aus dem hilfsmittelfreien Teil.
PISA-Test 2018 – Finnland liegt wieder ganz weit vorn!
Neben China (555 Punkt), Estland (523 Punkte) und Kanada (523 Punkte) liegt Finnland (523 Punkt) beim PISA-Vergleich 2018 der OECD von 600.000 Neuntklässler aus fast 80 Ländern traditionell wieder weit vorn in der Lese- und Rechtschreibkompetenz, in Mathe und in den Naturwissenschaftlichen Fächern! Die deutschen 14- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen liegen leicht über dem Durchschnitt in den drei Kategorien Lese-Rechtschreib-Kompetenz (498 Punkte- Mittelwert 493), Mathe (500 Punkte – Mittelwert 489 Punkte) und Naturwissenschaften (503 Punkte- Mittelwert 489) – sie haben sich aber im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren von der kognitiven Leistungsfähigkeit her insgesamt vergleichsweise leicht verschlechtert (die Differenz beträgt immerhin 11 bzw. 14 Punkte). Bemerkenswert und gleichzeitig sehr traurig ist die Tatsache, dass ca. 20 Prozent der Neuntklässler nicht korrekt Lesen (und wohl auch nicht Schreiben) können. Dies hat eindeutig etwas mit dem Deutschen Bildungssystem (in den Grundschulen) zu tun (methodisch-didaktische Defizite, Schreiben nach dem Gehör, synthetische Methode des Lesen-Lernens, Übungsdefizite,…) und kann nicht mit dem funktionellen Analphabetismus erklärt werden, wie die Bildungsministerin Karliczek am 03.12.2019 in den Nachrichten von welt.de sinngemäß erklärte, weil die Quote hier bei ungefähr 7,5 Prozent liegt (Rest 12,5 Prozent)! Das Bildungsniveau einzelner Schüler hängt eindeutig mit sozioökonomischen Faktoren zusammen – hier liegen die Differenzen bei bis zu 113 Punkten (starke sozioökonomische Bedingungen vs. schwache sozioökonomische Verhältnisse). Und dies ist einfach erschreckend und hängt absolut nicht mit der Intelligenz der Jugendlichen zusammen, sondern mit den Angeboten und positiven Anreizen im Elternhaus! (Angebote an Büchern, Lernmaterial, Computer,…). Nach wie vor bildet das Fach Mathematik einen Problemschwerpunkt. Es ist absolut unverständlich, dass die Deutschen Politiker nichts aus empirischen Erfahrungen und aus der Vergangenheit lernten: Finnland liegt in Serie beim OCED-Pisa-Verbleich seit Jahren ganz weit vorne. Und Finnland hat sich das Bildungssystem der DDR zu Eigen gemacht. Übrigens: Ende der Siebziger/ Anfang der Achtziger Jahre wurde durch ein internationales Team von Psychologen Kinder und Jugendliche u.a. auch aus der Bundesrepublik und der DDR einer Untersuchung zur Intelligenzentwicklung unterzogen (Anwendung des Leistungsprüfsystem von Horn, Progressive Matrizen,) . Dabei zeigte sich, dass die Kinder und Jugendlichen der DDR 10-IQ- Punkte besser abschnitten. Dies hing natürlich nicht mit einer besseren Entwicklung der Intelligenz zusammen, sondern mit dem Polytechnischen Bildungssystem der DDR! (das übrigens ursprünglich aus der Schweiz bzw. aus Frankreich stammte).
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
Mathe-Abi war in den zurückliegenden Jahren immer gleich schwer!
Das Mathe-Abi war in den zurückliegenden Jahren in Brandenburg von den inhaltlichen Aspekten, also von den Aufgaben her immer gleich schwer! (siehe Bildungsserver Berlin-Brandenburg Mathe-Abi mit den Aufgaben in den einzelnen Jahren zum Vergleich). Es waren danach immer Aufgaben zur Geometrie, Analysis (Kurvendiskussion mit der 1., 2. und 3. Ableitung,…..), Integralrechnung (Flächenberechnungen, Stammfunktion), Potenzfunktionen f(x)= a*xn*b +c, Exponentialfunktion f(x) =a*ex*b +c, Logarithmusfunktion f(x) =a ln (b*x+ c) +d und Stochastik zu lösen (….). Von den kognitiven Anforderungen, also dem Leistungsvermögen der Abiturienten her also vollkommen angemessen! Die Aufgaben waren also nicht zu schwer, wie sich 2017 und 2019 die Abiturienten beschwerten oder zu leicht, wie im obigen Aufsatz von den beiden Autoren, Mathias Brodkorb und Katja Koch behauptet. Womit die fiktive Leistungssteigerung der Durchschnittnoten der Abiturienten (von 2,48 im Jahre 2006 auf 2,27 im Jahre 2019) zusammenhängen könnte, dazu eine Hypothese: Jedes Jahr werden die Aufgaben zum Mathe-Abi der vorhergehenden Jahre in einer Broschüre herausgegeben – damit können sich die Abiturienten dann so richtig fundiert auf des Mathe-Abi vorbereiten (faktisch müssen im Mathe-Abi dann nur noch die Zahlen modifiziert werden – übertrieben formuliert). Welche anderen Faktoren hier eine Rolle spielen könnten, darüber kann nur trefflich spekuliert werden. Trotzdem wäre es sehr löblich, den Abiturienten jährlich ein Zentralabitur zu unterziehen, um eine Vergleichbarkeit zu garantieren (wie soll sonst eine Vergleich vorgenommen werden?, um Schlussfolgerungen zur weiteren Optimierung des Bildungsprozess abzuleiten. Ja und warum sind Sachsen und Thüringen immer ganz vorn im Bildungsvergleich? Ganz einfach: Diese beiden Länder haben nach ideologischer Bereinigung am Bildungssystem der ehemaligen DDR, dass Weltniveau repräsentierte im Wesentlichen beigehalten, wobei in Brandenburg mit dem Resultat der jetzigen Misere, dass die Brandenburger Schüler ein ganzes Jahr leistungsmäßig hinter den Schülern aus Sachsen und Thüringen liegen, alles über Bord geschmissen wurde. Ja und ca. 50 Prozent der Schüler müssen nicht unbedingt das Abitur machen – 25 bis 30 Prozent (siehe Gaußsche Normalverteilung der kognitiven Fähigkeiten) genügen vollkommen, auch darum, weil ein Großteil der Abiturienten lediglich eine Berufsausbildung absolvieren.
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen