Scheeres räumt ein: 9.500 Schulplätze fehlen 2021 – wenn nicht…

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BERLIN. Viele Berliner wollten es kaum glauben: Fehlen in zwei Jahren tatsächlich bis zu 26.000 Schulplätze? Nun ordnet die Bildungssenatorin die Zahl ein – und präsentiert eine andere Prognose.

Stell dir vor, in zwei Jahren ist Schule und es gibt keinen Platz…. Foto: Shutterstock

Der in den kommenden Jahren drohende Mangel an Schulplätzen in Berlin hat nicht die Ausmaße wie zuletzt befürchtet – Grund zur Entwarnung gibt es aber nicht. Das machte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag deutlich, nachdem die zuletzt von ihrer Verwaltung kommunizierte Zahl von mehr als 20.000 fehlenden Plätzen in zwei Jahren für erheblichen Wirbel gesorgt hatte (News4teachers berichtete).

Nach ihrer Darstellung fehlen nunmehr auf Basis einer realistischen Annahme zum Schuljahr 2021/2022 bis zu 9.500 Schulplätze, wenn Senat und Bezirke nicht umgehend gegensteuern. Es gehe dabei um 5.900 Plätze in Grundschulen, 2.900 in integrierten Sekundarschulen und 700 in Gymnasien.

Scheeres will mehr Tempo beim Schulbau

Um diese Lücke zu schließen, will Scheeres mehr Tempo beim Schulbau. Allein im Zuge eines 100 Millionen Euro schweren «Schnellbauprogramms» sollen 2000 bis 3000 zusätzliche Plätze entstehen. Auch das im Bezirk Tempelhof-Schöneberg erprobte Konzept des «Fliegenden Klassenzimmers 2.0», einem Holzbau-Provisorium, soll ausgeweitet werden.

Potenziale, die Schaffung von Schulplätzen zu beschleunigen, sieht Scheeres zudem in modularen Ergänzungsbauten für bestehende Schulen, von denen es bereits rund 50 gibt und mehr als 30 weitere geplant sind. «Hier müssen wir schneller vorankommen.» Geprüft werden müsse zudem, ob geplante Schulneubauten vorgezogen werden könnten. Organisatorische Maßnahmen in den Bezirken und Bürokratieabbau könnten aus Sicht von Scheeres zur Beschleunigung beitragen.

„Es haben niemals 26.000 Schulplätze gefehlt“

Aktuell geht der Senat davon aus, dass zu den heute 363.000 Schülern in allgemein bildenden Schulen innerhalb von zwei Jahren rund 14.000 dazukommen. Nach bisherigem Stand seien bis dahin mehr 18.000 neue Schulplätze konkret geplant, erläuterte Scheeres. Die noch offenen 9.500 Plätze kommen obendrauf.

«Es haben niemals 26.000 Schulplätze gefehlt», betonte Scheeres. Dabei habe es sich um eine Maximalprognose mit gesamtstädtischem Fokus als grobe Planungsgröße gehandelt. Diese sei weder realistisch noch geeignet, die wirklichen Bedarfe in den einzelnen Stadtgebieten passgenau zu ermitteln.

Die nun vorgestellte «realistische» Prognose speist sich Scheeres zufolge nicht nur aus der Zahl der Kinder. Auch Daten zur Bevölkerungsentwicklung, zu Neubauaktivitäten sowie Erfahrungswerte zu regionalen Besonderheiten fließen mit ein.

Die Opposition kann sie mit ihren Rechnungen allerdings nicht überzeugen. «Erst will Bildungssenatorin Scheeres die fehlenden Schulplätze nicht gesehen haben, jetzt rechnet sie sich die Zahlen schön», erklärte CDU-Bildungsfachmann Dirk Stettner. «Beides ist vollkommen inakzeptabel. Wer so dilettantisch vorgeht, bringt keine verlässliche Planung zustande.» FDP-Bildungsexperte Paul Fresdorf meinte, Scheeres spiele mit der Zukunft der Kinder, die am Ende die Leidtragenden seien.

Wie bisher soll auch in Zukunft jeder Schüler einen Schulplatz bekommen

«Aus meiner Sicht sind Eltern zurecht besorgt, wenn sie von einer Zahl 26.000 lesen», sagte Scheeres. «Es tut mir sehr leid, dass diese Unruhe entstanden ist. Wir hätten das besser erläutern müssen.» Senat und Bezirke würden alles dafür tun, dass wie bisher auch in Zukunft jeder Schüler einen Schulplatz bekommen. Hier sei in den letzten Jahren bei stetig wachsenden Schülerzahlen schon viel passiert. «Aber es ist auch noch viel zu tun.» Es handele sich um eine Mammutaufgabe und jedes Jahr um einen Wettlauf mit der Zeit. dpa

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