MAGDEBURG. Mehr Lehrer wollen alle, klar. Aber wie? Der Arbeitsmarkt insbesondere für Grundschullehrer ist leer gefegt. Auch in Sachsen-Anhalt: Ein Bündnis dort will jetzt das Schulgesetz ändern und so mehr Lehrer festschreiben. Doch stehen die am Ende auch vor den Klassen? Der Bildungsminister sieht wenig Möglichkeiten.
Im Kampf gegen den Lehrermangel will ein Bündnis von Eltern, Schülern und Gewerkschaftern die Sachsen-Anhalter mobilisieren. In der ersten Jahreshälfte sollen bei einem Volksbegehren rund 170.000 Unterschriften gesammelt werden. Ziel sei, das Schulgesetz zu ändern und einen festen Schlüssel für die notwendige Zahl von Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeitern und Schulsozialarbeitern zu verankern, sagte die Sprecherin des Bündnisses «Den Mangel beenden – Unseren Kinder Zukunft geben!», Eva Gerth, am Dienstag in Magdeburg. Es fehlten 800 bis 1000 Lehrer. Einen Personalschlüssel gibt es schon lange für die Kitas.
Die Zahl der Lehrer, die in den Ruhestand geht, steigt
Bildungsminister Marco Tullner hingegen sieht derzeit keinen Ausweg aus dem Lehrermangel, selbst wenn mehr Lehrer festgeschrieben würden. «Wir haben nicht zu wenig Stellen oder Geld, sondern zu wenig Bewerber.» Er bezeichnete das Volksbegehren als «sehr ehrenwertes Bemühen».
Im vergangenen Jahr seien 1000 Lehrer eingestellt worden und trotzdem habe sich an der Gesamtsituation nichts verbessert. Die Zahl der Lehrer, die in den Ruhestand geht, steige. Zudem gingen viele junge in Elternzeit. Bewerber hätten ganz konkrete Vorstellungen zu den Schulen, an denen sie unterrichten wollten. Das stimme nicht immer mit dem überein, was das Land brauche.
Den Antrag auf die Zulassung des Volksbegehrens mit 6000 nötigen Unterstützerunterschriften will das Bündnis am 14. Oktober nach den Herbstferien im Innenministerium eingereichten. Binnen eines Monats müsse die Landesregierung über die Zulässigkeit entscheiden. Mit der Unterschriftensammlung für das Volksbegehren solle am 7. Januar begonnen werden. Binnen eines halben Jahres gilt es dann, die Unterschriften von neun Prozent der Wahlberechtigten – also etwa 170.000 Menschen – im Land zu sammeln. Gelingt das, dann wird der Gesetzentwurf im Landtag behandelt.
Das Bündnis wirft der Regierung vor, nicht genug gegen Lehrermangel zu tun
Für den Fall, dass der Gesetzentwurf abgelehnt wird, werden laut Gerth, die auch Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW ist, alle Sachsen-Anhalter gefragt. Dann gäbe es ein Volksentscheid. Dieser könnte in die Zeit der Landtagswahl 2021 fallen. Das Bündnis wird den Angaben zufolge unter anderem unterstützt von Eltern- und Schülervertretungen, dem VBE, dem Grundschulverband, dem Verband Sonderpädagogik, dem Schulleiterverband, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Partei Die Linke und dem Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft.
Eine vor zwei Jahren vom Bündnis gestartete Volksinitiative hatte schon deutlich mehr Lehrer gefordert und dafür 100.000 Unterschriften gesammelt. Davon wurde aus Sicht des Bündnisses zu wenig umgesetzt, die Initiative dürfe nicht verpuffen, sagte Gerth. Das Bündnis wirft der Landesregierung vor, nicht genug gegen den Lehrermangel zu unternehmen. Es werde zu wenig getan, um etwa frisch ausgebildete Lehrer im Land zu halten und Seiteneinsteiger zu gewinnen.
Bildungsminister Tullner startete unterdessen am Dienstag eine Sonderausschreibung für 95 Stellen an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, an denen besonderer Mangel herrscht. Für alle Stellen ist laut einem Sprecher eine finanzielle Zulage von etwa 500 Euro brutto vorgesehen. Von Dörthe Hein, dpa
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
immer häufiger erreichen uns Berichte aus den allgemeinbildenden Schulen des Landes über umfangreiche Stundenausfälle, über Fächer, die gar nicht unterrichtet werden können und über die zeitweilige Schließung ganzer Schulen, weil keine Lehrkräfte mehr zur Verfügung stehen. Die verlässliche Öffnungszeit an den Grundschulen und die Unterstützung für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind an vielen Schulen nicht mehr gesichert, weil hunderte pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen.
Seit Jahren gib es viel zu wenige Neueinstellungen in den Schuldienst. Gleichzeitig steigt aber Jahr für Jahr die Zahl der Schülerinnen und Schüler. In den letzten sechs Schuljahren entstand in Sachsen-Anhalt so bereits ein Defizit von ca. 1400 Lehrer*innenvollzeitstellen (das entspricht dem Unterrichtsvolumen eines ganzen Schuljahres). Außerdem fehlen inzwischen mehr als 500 pädagogische Mitarbeiter*innen. Das Schulsystem ist längst an seine Leistungsgrenze geraten. Die ständig steigenden Anforderungen führen dazu, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer und pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den älter werdenden Kollegien krankheitsbedingt fehlen und am Ende vorzeitig aus dem Schuldienst ausscheiden – ein Teufelskreis.
Durch den Personalmangel ist die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen und damit ihre und unser aller Zukunft in einer Wissens- und Leistungsgesellschaft grundlegend bedroht. Statt alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um mehr Pädagog*innen in die Schulen zu holen, wird der Bedarf von der Landesregierung immer wieder in Frage gestellt und willkürlich abgesenkt. In der Folge muss an den Grundschulen in immer größeren Klassen unterrichtet werden. Es drohen weitere Kürzungen bei der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und bei der Sprachförderung von Migranten. In den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen soll der naturwissenschaftliche Unterricht zur Diskussion gestellt werden.
Dieser Entwicklung können wir nicht länger tatenlos gegenüberstehen. Wir haben mit unserer Volksinitiative versucht, die Landesregierung unüberhörbar aufzufordern, unverzüglich eine radikale Umkehr in ihrer bisherigen Personalpolitik einzuleiten. Leider haben unsere Mühen nur sehr geringen Erfolg gebracht, weswegen nun der Weg des Volksbegehrens eingeschlagen wird. Wir müssen handeln, für den Erhalt einer hochwertigen Schulbildung in Sachsen-Anhalt. Unterstützen Sie uns deshalb in unseren Bemühungen, das Volksbegehren durchzuführen.
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Von der GEW erwartet man ja wenig logisches Denken, vom VBE aber hin und wieder. Was können denn die Konsequenzen eines erfolgreichen Volksentscheides sein, wenn es nun mal die Lehrer nicht gibt? Ich sehe nur eine Möglichkeit: Alle Anträge auf Teilzeit oder frühzeitige Pensionierung mit 63 werden abgelehnt.
Denken GEW und VBE mit dem Arsch?
Wir haben ja in den letzten Tagen anhand von Auszügen aus Artikel gesehen, dass trotz Lehrermangel tausende Lehramtsinteressenten an manchen Unis keinen Studienplatz bekamen/bekommen und von denen, die geschafft haben, dann wiederum viele (teilweise) sehr viele die Ausbildung als Lehrer abschließen (Studienabbrecher unterschiedlichster Art). Da hätte man schon längst ansetzen können und müssen, aber nun versucht das eine Bundesland dem anderen Bundesland die Lehrer mittels finanzieller Versprechen (Zulage, A 13, Verbeamtung …) abzuwerben.
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Studie-Mehr-Abbrueche-bei-Lehramtsstudium,lehraemter102.html
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/01/lehrermangel-berlin-viele-bewerber-lehramtsstudium-abgelehnt.html
https://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/studium-absage-aus-halle-fuers-lehramt-in-magdeburg
Das Volksbegehren sollte eigentlich besser zum Ziel haben, sämtliche Bildungspolitiker zu entlassen und ihre Berater innerhalb und außerhalb auch, denn die haben ihnen ja gesagt und sagen es immer noch, der Lehrermangel läge an zu niedrigen Gehältern und alles so ein Quatsch!
* … viele (teilweise sehr viele) die Ausbildung als Lehrer NICHT abschließen …
Menschen, die nicht gezeugt oder – z.B. infolge Abtreibung – nicht geboren wurden, können nicht Lehramt studieren und stehen darum nicht als Lehrer zur Verfügung, wenn man sie braucht. Dagegen helfen keine Petitionen. Leider ist das so einfach, und da sind wir nun. Die Geburtenrate war auch vor 20, ja vor 30 Jahren schon bekannt.
https://www.google.com/publicdata/explore?ds=d5bncppjof8f9_&met_y=sp_dyn_tfrt_in&idim=country:DEU:FRA:USA&hl=de&dl=de