Piazolo blickt optimistisch auf das neue Schuljahr – Lehrerverbände nicht

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MÜNCHEN. Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ritual – auch in Bayern: Zum Schuljahresbeginn lobt das Kultusministerium, wie gut es um die Schulen und die Versorgung mit Lehrern bestellt ist. Die Lehrerverbände üben Kritik. Dieses Jahr ist man sich im Freistaat immerhin in einem Punkt einig: Unterrichtsausfall wird es geben.

Setzt auf einen Schulstart im Regelbetrieb: Bayerns Bildungsministerer Michael Piazolo. Foto: Andreas Gebert / StMUK

Ungeachtet der Kritik von Lehrerverbänden sieht sich das bayerische Kultusministerium für das anstehende Schuljahr gut gerüstet. Der Corona-Pandemie begegne man mit zahlreichen Schutzmaßnahmen sowie Vorkehrungen für einen guten Distanzunterricht, sagte Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) in München. Bei leicht gesunkenen Schülerzahlen gebe es zudem etwas mehr Lehrer. Nach den Sommerferien beginnt im Freistaat am Dienstag der Unterricht. 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen dann wieder eine der 6200 Schulen, unter ihnen sind auch 115.300 Erstklässler.

Schwellenwerte angehoben, um einen Schulstart im Regelbetrieb nicht zu gefährden

Im neuen Schuljahr soll es – im Gegensatz zum Frühjahr – so weit irgend möglich normalen Unterricht an den Schulen geben. Um dies zu ermöglichen, müssen die Schulen Hygienepläne umsetzen, die je nach Infektionsgeschehen in der Region verschärft werden. So ist vorgesehen, dass sämtliche Kinder und Jugendliche ab der ersten Klasse auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen, wenn im Umkreis mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche registriert werden. In diesem Fall müssten die Schüler meistens vorübergehend auch wieder zu Hause lernen.

Allerdings hatte die Staatsregierung die ursprünglichen Schwellenwerte, ab denen besondere Schutzmaßnahmen in Schulen greifen sollen, angehoben, weil sonst der Schulstart im Regelbetrieb gefährdet gewesen wäre – bei steigenden Infektionszahlen (News4teachers berichtet ausführlich über das Manöver – hier geht es zu dem Beitrag).

Das Ministerium hat vorgeschrieben, dass der Unterricht auf Distanz auf der einen Seite verbindlich, auf der anderen zugleich verlässlich sein muss. Das heißt, dass die aktive Teilnahme verpflichtend ist, mündliche Leistungsnachweise möglich sind und die Lehrer nicht nur für eine geregelte Struktur sorgen, sondern auch direkten Kontakt zu ihren Schülern halten müssen.

Unterrichtsversorgung durch Lehrkräfte sieht der Kultusminister gewährleistet

Die Unterrichtsversorgung durch Lehrkräfte sieht Piazolo gewährleistet. Bei den Mittel-, Grund- und Förderschulen, wo ein Engpass drohte, hätten freiwillige und dienstrechtlich angeordnete Maßnahmen wie vorübergehende Mehrarbeit den Bedarf gedeckt. Dennoch räumte der Minister ein: «Machen wir uns nichts vor, dass bei über 6000 Schulen in einem Flächenstaat es immer so sein wird, dass das eine oder andere mal Unterricht auch ausfällt.» Zum Schutz vor einer Corona-Infektion seien zwischen drei und vier Prozent der Lehrkräfte vom Präsenzunterricht freigestellt, übernähmen aber andere Aufgaben. Zusätzlich würden, zunächst befristet auf ein Jahr, rund 800 sogenannte Teamlehrkräfte eingestellt.

«Das System droht „an die Wand zu fahren“», klagte hingegen die Gewerkschaft GEW Bayern mit Blick auf die Situation vor allem an Grund-, Mittel- und Förderschulen. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband kritisierte ebenfalls: «Die politisch Verantwortlichen reden den eklatanten Lehrermangel schön. Sie erwecken den Eindruck, die riesigen Löcher in der personellen Versorgung könnten mit immer neuen Notmaßnahmen gestopft werden.»

„Corona legt Probleme im bayerischen Schulsystem offen“

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund Bayern legte nach: «Die Pandemie legt schonungslos strukturelle Probleme im bayerischen Schulsystem offen und verschärft sie weiter. Diese reichen vom Lehrkräftemangel über lückenhafte technische Ausstattung und fehlende pädagogische Konzepte für den digitalen Unterricht bis hin zu den stark vom Elternhaus abhängigen Bildungschancen.» News4teachers / mit Material der dpa

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1 Kommentar
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Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor

Ich warte noch auf die Einführung der intelligenten Grenzwerte, die sich automatisch mit den steigenden Infektionszahlen selber erhöhen.
Dann muss das Kumi nicht ständig neue Grenzwerte erfinden, wenn die zweite Welle kommt.