Stamp: Kita-Kinder müssen Long Covid kaum fürchten („im Vergleich zu Erwachsenen“)

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Die Infektionslage in der Kindertagesbetreuung Nordrhein-Westfalens ist weiterhin angespannt. Auch wenn die Datenlage in der Omikron-Welle nicht mehr vollständig zu erfassen sei, seien die sichtbaren Neuinfektionsraten immerhin seit zwei Wochen stabil, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Donnerstag im Fachausschuss des Düsseldorfer Landtags. Dort gab er auch medizinische Einschätzungen zum Besten, die denen von WissenschaftlerInnen wie Prof. Isabella Eckerle widersprechen. 

„Die absolute Ausnahme“: NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Foto: © 2021, Land NRW

Nach den bisher vorliegenden Meldungen hätten im Januar 793 von insgesamt 10.600 Kitas in NRW wegen Corona teilweise schließen müssen und 269 komplett. Im Februar seien es bislang 170 Teil- und 49 Komplettschließungen gewesen. Im Januar seien den Landesjugendämtern 22.151 Kinder sowie 12.733 Beschäftigte als corona-infiziert gemeldet worden, berichtete Stamp. Im Februar seien es bisher 1223 Kinder und 286 Mitarbeiter gewesen. Zudem hätten 110 Jugendämter für die 5. Kalenderwoche 627 zeitweise Schließungen in der Kindertagespflege wegen Quarantäne gemeldet.

Stamp appellierte an alle Parteien, die Lage mit «mehr Sachlichkeit und Fachlichkeit» zu analysieren und keine Ängste unter den Bürgern zu schüren. Er habe deswegen am vergangenen Montag renommierte Wissenschaftler mit Elternvertretern, Gewerkschaftern und Kita-Trägern zusammengeführt, berichtete der Minister.

«Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass schwere Verläufe bei Kindern durch eine Corona-Infektion die absolute Ausnahme darstellen», sagte Stamp. Eine Infektion mit dem Coronavirus bedeute nicht zwangsläufig, dass ein Kind auch an Covid-19 erkranke. «Bei vielen Kindern verläuft die Infektion symptomlos». Diejenigen, die erkrankten, hätten in aller Regel einen milden Verlauf mit grippalen Effekten, Husten und Schnupfen – oftmals milder als bei anderen Atemwegsinfektionen.

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«Die allermeisten Kinder verlassen das Krankenhaus bereits wieder nach einem oder zwei Tagen Aufenthalt»

Bisherige Daten bestätigen, dass 60 Prozent der Kinder mit einer Corona-Infektion in Krankenhäusern unter einem Jahr alt seien. «Oft, weil Säuglinge zur Abklärung von Symptomen eher in ein Krankenhaus gebracht werden oder weil man bei Frühgeborenen besondere Vorsicht walten lässt», erklärte Stamp. «Die allermeisten Kinder verlassen das Krankenhaus bereits wieder nach einem oder zwei Tagen Aufenthalt.» Die Studienlage lege zudem nahe, dass Covid-Langzeitfolgen insbesondere für Untersechsjährige im Vergleich zu Erwachsenen eine absolut untergeordnete Rolle spielten.

Prof. Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Neuartige Viruserkrankungen an den Universitätskliniken in Genf (wo sie die Rolle der Kinder bei der Übertragung von Corona erforscht), schreibt hingegen auf Twitter über den Durchseuchungskurs von einer „Wette mit 2 falschen Annahmen. 1. Corona sei nicht gefährlich für Kinder (longcovid, pims, Typ 1 Diabetes) 2. Nach Ansteckung besteht eine dauerhafte Immunität. Fazit: ohne ausreichende Impfquote der Kinder ist dies eine unethische Sauerei.“

Einschränkungen von Betreuungszeiten müssten sehr sorgfältig gegen andere potenzielle Schäden abgewogen werden, mahnte hingegen nun Stamp. Die Experten hätten berichtet, dass Einschränkungen im sozialen Leben der Kinder vermehrt zu Adipositas, seelischen Erkrankungen und Suchtverhalten führten. «Diese Risiken übersteigen die Risiken einer Corona-Infektion um ein Vielfaches», unterstrich der Minister. News4teachers / mit Material der dpa

Durchseuchung – und was dann? Kinder sind nach der Omikron-Welle offenbar kaum vor weiteren Infektionen geschützt

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Niemand
2 Jahre zuvor

Dieser Typ hält uns für Idioten. Wir sind immer noch unterwegs, wir sind noch nicht an der Endstation, daher kann man nicht vorhersagen, ob die Fahrt gut oder schlecht war. Aus Gründen der Vorsicht, warum nicht Schulen zu einem wirklich sicheren Ort machen? Dieser Typ repräsentiert Faulheit.

SaMo
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niemand

Dafür sind seine Pandemie-Briefe aber 3 Seiten lang und die eigentliche Aussage befindet sich auf Seite 3 letzter Absatz.

AvL
2 Jahre zuvor
Antwortet  Niemand

Herr Stamp transportiert in die Öffentlichkeit in Bezug auf Covid-19-Infektionen das Bild einer für Kinder eher harmlosen Erkrankung.
Dabei besteht nach einer Covid-19- Infektion keine lebenslange Immunität bei Kindern und Erwachsenen, da Zweit- und Drittinfektionen bereits in Amazonien und anderswo dokumentiert wurden.
Hinzu treten noch die bereits bekannten Folgeerkrankungen bei Kindern im Gefolge einer jeden Infektionswelle, wie ein Anstieg von Erkrankungen eines juvenilen Diabetes mellitus Typ 1 nach jeder Covid-19.Infektionswelle, der eine lebenslange Behandlung mit Insulin, nachhaltige Änderung des eigenen Verhaltens voraussetzt, um zu vermeiden dass schwere Folgeerkrankungen eintreten, wie eine chronische Niereninsuffizienz, eine Erblindung durch eine diabetische Retinopathie, diabetische Polyneuropathie, periphere Durchblutungsstörungen , koronare Herzerkrankung mit Herzinfarkten etc.
das sollte man auch dem Schirm haben, wenn man Covid-19- Infektionen bei Kinder verharmlost.
Das kindliche PIMS-Syndrom als Ausdruck einer durch Covid-19 ausgelösten hyperinflammatorischen Reaktion des kindlichen Immunsystems mit schweren Krankheitsverläufen sowie Long-Covid-Syndrome bei unseren Kindern gehören zu den bekannteren Folgeerkrankungen, werden diese aber von Herrn Stamp und seinen ausgesuchten Fachleuten als selten auftretend quantifiziert.

In der jetzigen Phase hilft nur eine Impfung der Kinder gegen derartige Erkrankungsbilder oder, wenn dieses nicht möglich ist, Kinder aus einer infektionsfreudigen Umgebung herauszuhalten. Das setzt aber auch voraus, dass die Eltern selbst entscheiden dürfen, ob sie bei einem fehlenden Impfstatus ihre Kinder diese einem potentiellen Risiko aussetzen wollen.
Es fehlt aber in der öffentlichen Diskussion eine sachliche Aufklärung in Bezug auf die Risiken. Für Herrn Stamp sind diese Erkrankungen kaum vorhanden.
Es dreht sich für diese Personenkreise alles um eine vorzeitige Lockerung der verbliebenen Vorsichtsmaßnahmen.
Und seine FDP-Kollegin im Kabinett, Bettina Starck-Watzinger, hat bereits zum Besten gegeben, dass dann eben in Zukunft Therapien für Long-Covid-Erkrankungen entwickelt und bereit stehen werden. Ein frommer Wunsch in Bezug auf die massive Infektionswelle in den Kitas und Schulen, die auch unter Kindern ihre Opfer finden wird.
Es ist aus meiner Sicht verlogen, vor diesem Hintergrund der Desinformation und der unbedingten Beibehaltung des zwingenden Präsensunterrichts, die Omikron-Welle so einfach durchlaufen zu lassen.
Die Eltern müssen aus meiner Sicht in die Lage versetzt werden, selbst zu entscheiden, ob sie sich an diesem Treiben der Durchseuchung mit Omikron bei fehlendem Impfstatus der eigenen Kinder beteiligen wollen und so ihre Kinder dem sehr hohen Risiko der Erkrankung mit zwar seltenen aber auch möglichen Folgeerkrankungen aussetzen wollen ohne dass eine nachfolgende nachhaltige Immunität erzeugt wird.
Ich nehme bei dem Familienminister Herrn Stamp aber nur den unbedingten Wunsch nach schnellen Öffnungen wahr.

AvL
2 Jahre zuvor

Eine PIMS hat ihren Altersgipfel bei Kindern von 9 Jahren, eine Altersgruppe die nur zu 20 bis 30 % geimpft ist und jetzt der Durchseuchung in den Schulen ausgesetzt ist.

Anne
2 Jahre zuvor

Auch für Stamp nochmal: in KiTas gibt es nicht nur Kinder! Die Betreuungszeiten reduzieren sich derzeit von ganz allein, weil sich eben auch immer mehr Erzieher anstecken.

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  Anne

Ohne PCR-Tests für Lehrer und Erzieher wird der Nachweis von Long-Covid schwierig. Wenn’s einen dann erwischt, ist man nicht etwas berufsunfähig, sondern ein f… Sack, der entlassen oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wird.

Deshalb: Bei Infektion unbedingt auf PCR testen und Dienstunfall-Anzeige sowie Anzeige einer Berufskrankheit stellen!

Klugscheisser
2 Jahre zuvor

Wenn man „Experten“ einlädt, die einem nach dem Mund reden, hat man seine Bestätigung für die eigenen abgedroschenen Phrasen

Der Galgenbaum namens Exponentialfunktion wird diese abgedroschenen Phrasen aufhängen. Er bringt sich schon sachte auf dem Hügel „Hinterherismanimmaschlauer“ in Position.

Schnauzevoll
2 Jahre zuvor

Was in Sachen Kita derzeit an Corona-„Management“ läuft, spottet jeder Beschreibung!
Ich, Erzieherin in einer Kinderkrippe, liege hier gerade auch dreifach geimpft mit Corona im Bett und hoffe, dass nach der Infektion nix nachkommt.
Infiziert habe ich mich übrigens definitiv in unserer „sicheren“ Kita, in der die lieben Kleinen ach so gründlich von den Eltern Selbstgetestet werden. Private Kontakte hatte ich in den letzten Wochen nämlich definitiv keinerlei, dazu war ich nach der Arbeit im personellen Ausnahmezustand gar nicht mehr in der Lage!

Koogle
2 Jahre zuvor

Prof. Isabella Eckerle:
„Fazit: ohne ausreichende Impfquote der Kinder ist dies (der Durchseuchungskurs) eine unethische Sauerei.“

Hauptverantwortlich für diese Wahnsinns-Sauerei ist die STIKO.
Danach die Politik. Dann die Medien und zuletzt die Eltern.

Clipperstorch
2 Jahre zuvor

Und natürlich leben Kinder allein und können die Infektion auch nicht an Eltern und andere Familienmitglieder weitergeben, die sich dann womöglich (trotz vollständiger Impfung!) mit Spätfolgen infizieren…

71uge
2 Jahre zuvor

Als Erzieherin befinde ich mich immer mehr in einem moralischen Dilemma. Eltern vertrauen mir Ihre Kinder an, und dazu gehört für mich auch, dass ich für deren Wohl sorge. Tu ich das in der aktuellen Situation? Klar, ich handle, wie mir vorgegeben wird. Mundschutz, Mo, Mi ind Fr Selbsttests überprüfen, Lüften, die Gruppen getrennt halten, Quarantäne ab 20 Prozent Infektionen in der Gruppe. Aber kann ich mich darauf berufen? Oder ist die Konsequenz eher, dass ich kündigen muss? Ich bin nicht mehr sicher, ob ich wirklich zum Wohl der Kinder handle, wenn ich weiter in diesem System arbeite …gerade in der aktuellen Lage …

Angelika
2 Jahre zuvor
Antwortet  71uge

Mir ging es schon früher so und ich habe mich für die unsichere, aber für mich angenehmere Arbeit als Springerin entschieden.

Schon vor Corona wurde in vielen Einrichtungen nicht geduldet, dass Erzieher Eltern gebeten haben, Kinder bei „leichten Erkältungssymptomen“ abzuholen. Dabei können wir oft riechen, wenn ein Kind einen heftigen Infekt ausbrütet.

Wenn die Erzieher nicht so erschöpft – und traditionell nicht so duldsam wären, hätten sie sich darüber empört, was die Vorsitzenden der Ärzteverbände alles verkündet haben. Sie haben dafür gesorgt, dass Erzieher es noch schwerer hatten, wenn sie kranke oder kränkelnde Kinder nicht in die Betreuung aufnehmen wollten. – Früher hielten Kinderärzte ehrenamtlich Vorträge auf Elternabenden, in denen sie Eltern erklärt haben, wie wichtig es ist, dass Kinder nicht mit Symptomen in die Kita gebracht werden, damit der Krankenstand nicht zum Normalzustand wird.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

„Kita-Kinder müssen Long Covid kaum fürchten“ – solange man ihnen nichts darüber erzählt?

S.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

You made my day! 🙂

gehtsnoch
2 Jahre zuvor

Er vertitt seine (oder die seiner Partei) klaren Standpunkte. Punkt!?
Ob richtig oder falsch wird man sicher erst am Ende wissen (können).

NRW-Familienminister Stamp zu Covid-Verläufen „Risiken für Kinder durch Beschränkungen höher als durch Corona“
…Bei unter 12-Jährigen gebe es keine schweren Covid-19-Verläufe, daher halte er den Begriff „Durchseuchung“ für „propagandistisch“.
Bei Kindern: „Keine schweren Verläufe, aber massive Risiken durch Einschränkungen“

Deutschlandfunk: Joachim Stamp im Gespräch mit Moritz Küpper | 26.08.2021
https://www.deutschlandfunk.de/nrw-familienminister-stamp-zu-covid-verlaeufen-risiken-fuer-100.html

Maren
2 Jahre zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Der Herr blendet nur leider mögliche FOLGE erkrankungen komplett aus.

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„Auch wenn die Datenlage in der Omikron-Welle nicht mehr vollständig zu erfassen sei, seien die sichtbaren Neuinfektionsraten immerhin seit zwei Wochen stabil“

Und schon wieder diese ganz offensichtliche Wissenschaftsfeindlichkeit!

Natürlich sind die Neuinfektionsraten „stabil“, wenn man einfach bei der Erfassung auf Anschlag ist. Da kommt genau das raus, was man reinsteckt.

Ich kann das sogar noch toppen… wenn wir in ganz Deutschland nur einen PCR-Test pro Tag machen, dann haben wir eine verschwindend kleine Inzidenz und eine absolut stabile Infektionslage.

Von einer „Entwarnung“ kann man erst reden, wenn die Zahlen trotz konstanter Laborkapazität SIGNIFIKANT fallen, und zwar über einen längeren Zeitraum.

„Die Studienlage lege zudem nahe, dass Covid-Langzeitfolgen insbesondere für Untersechsjährige im Vergleich zu Erwachsenen eine absolut untergeordnete Rolle spielten.“

Wie lange gibt es Omikron schon? Wie will man da über Langzeitfolgen reden können?

Elly
2 Jahre zuvor

Und wegen GENAU dieser zynischen Geringschätzung von an Betreuung beteiligten Erwachsenen habe ich meine Arbeit gekündigt. Nicht nur das: wegen der generellen Abschätzigkeit gegenüber Groß und Klein. Fassungslos macht mich die Geringschätzung der geschützten und offenbar querdenkenden Politikerkaste gegenüber Familien bzw dem ganzen Volk. Long Covid kann durch diese Politik in die Familien hineingetragen werden. Aber Geringschätzung ausleben: das konnten Deutsche in Machtpositionen schon immer gut.

Forumsleserin
2 Jahre zuvor

1. Es geht nicht nur um die Kinder.
2. Da wäre ich mir nicht so sicher, dass Kinder von Langzeitfolgen nicht betroffen seien.

Sissi
2 Jahre zuvor

Lieber @ AvL,
Ganz ganz viel herzlichen Dank für die gelungene Zusammenfassung derzeit belegbarer bekannter long- und postcovidauswirkungen bei Kindern !

Liebe @ Redaktion,
Es kann doch nicht sein, dass wir/ incl
@ Redaktion hier ständig gegen einige anschreiben, die den Stand der Wissenschaft leugnen. V.a., wenn dies FM, KM und andere „Experten“ sind.
Vlt. würde die Veröffentlichung einer Expertise ala @AvL weiterhelfen?
Es würde helfen, einigen einiges klarer zu machen und der Entlarvung von „gerade passend gebackenen Experten“ dienen.

Sissi
2 Jahre zuvor

Das war ein Superartikel!

Was ich meinte war zu:
„Die langfristigen Folgen sind völlig ungeklärt“ – inzwischen wirds klarer ( s. Beitrag @ AvL).
Eine klare Zusammenfassung dessen, was bisher bekannt ist, würde auch den Eltern das Gefühl geben, nicht “ verarscht zu werden“ ( Prof Eckerle).
Also, eine derartige Veröffentlichung müsste so kurz und so einfach wie möglich sein : ganz einfach, denn nicht alle SuS sind Muttersprachler, möglichst 1 Blatt
1 was können die Folgen von Covid bei Kindern
sein?
2 Wie schütze ich meine Kinder bestmöglich?

Allerdings, das alles hat der Expertenrat bereits gefordert………und wieder einmal ist im Olymp nichts umgesetzt worden, im Gegenteil……und trotzdem hampeln hier viele, für die Kids und für die KuKs,
mit Ihrer ständigen unterstützenden Präsenz
Dankeschön@ liebe Redaktion

oseselavy
2 Jahre zuvor

Stamp und Gebauer machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt.

Im Mai gibt’s hoffentlich den Realitätscheck!