Philologen haben ukrainische Lehrkräfte befragt: Die allermeisten wollen in Deutschland arbeiten

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MÜNCHEN. Viele Lehrerinnen, die als Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind, wollen einer Umfrage des Bayerischen Philologen-Verbandes (bpv) bleiben und auch in Deutschland arbeiten. Der Verband hat nach eigenen Angaben vom Montag knapp 500 Personen befragt, die ihre Kontaktdaten bei der Aktion «Ukrainische Lehrkräfte gesucht» hinterlassen hatten.

Ein überfüllter Bahnsteig
Viele Menschen – hier am Bahnhof von Lviv – haben die Ukraine in Richtung Westen verlassen. Foto: Shutterstock

Ein Umfrageergebnis sticht laut bpv deutlich heraus: 99 Prozent der Befragten geben an, an einer längerfristigen Beschäftigung in Deutschland interessiert zu sein. Außerdem sprechen 84 Prozent neben Ukrainisch und Russisch Englisch oder Deutsch oder beides. «Die Zahlen zeigen, dass sich so gut wie alle Lehrkräfte längerfristig in Deutschland einbringen wollen», sagte der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl. «Außerdem sollte mit der überwiegenden Mehrheit eine Verständigung ohne Übersetzungshilfe möglich sein. Das sind gute Voraussetzungen, um die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen jetzt als Unterstützung in das bayerische Schulsystem zu holen.»

Der Verband habe alle Kontakte an die zuständigen Stellen weitergegeben. Nur ein Viertel stehe aber bisher in Kontakt mit einer deutschen Schule. Als Probleme nennen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Umfrage lange Wartezeiten bei der Ausstellung einer Aufenthaltserlaubnis und vor allem bei der Anerkennung von Zeugnissen und Qualifikationen aus ihrem Heimatland. Sehr viele geben bei der Frage nach Hilfsangeboten an, dass sie möglichst schnell Deutsch lernen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten. Schwägerl: «Hier sind mehr und schnell umge­setzte staatliche Angebote gefragt.»

«Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen ins Boot zu holen»

95 Prozent der Befragten seien Frauen, viele seien mit ihren minderjährigen Kindern nach Deutschland gekommen. Nicht selten werde fehlende oder nur tageweise Kinderbetreuung als eine Hürde im deutschen Alltag genannt, die am Ende auch einem möglichen Arbeitsverhältnis entgegenstehe. Viele gäben zudem an, dass ihre aktuell größte Sorge die Suche nach bezahlbarem Wohnraum ist.

«Bürokratie darf uns jetzt nicht im Wege stehen», hieß es vom Verband. Täglich würden mehr ukrainische Schülerinnen und Schüler an bayerischen Schulen aufgenommen. «Wir müssen mit Blick auf das kommende Schuljahr alle Hebel in Bewegung setzen, um unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zur Bewältigung dieser großen und wichtigen Aufgabe ins Boot zu holen», sagte Schwägerl. Die Schulen litten ohnehin schon unter einer dünnen Personaldecke. News4teachers / mit Material der dpa

Die meisten ukrainischen Schüler lernen in Regelklassen – VBE: Lehrermangel

 

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2 Kommentare
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Eher skeptisch
1 Jahr zuvor

In den Medien wird gerade die Prognose veröffentlicht, dass zum Ende des Jahres der Krieg in der Ukraine vorbei ist. Daraus folgt, dass die ukrainischen Lehrkrafte wieder zu Hause gebraucht werden, sogar sehr dringend. Eine längerfristige Einstellung sehe ich deswegen mit Vorbehalten. Für mich stellen sich die Fragen nach Beschaftigungsdauer und tarifliche Bezahlung.

Spätzünder
1 Jahr zuvor

Welche Prognose? Ist das die von Mai 2020, die das Ende der Pandemie prognostiziert hat?