„Teamteaching als Standard“: Grüne fordern zwei Pädagogen für alle Klassen

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WEIDEN. Pünktlich zum neuen Schuljahr wird auch in Bayern mal wieder über mangelnde Lehrer diskutiert. Ein Dauerproblem. Die Grünen im Landtag wollen dennoch in Zukunft für alle Klassen eine Doppelspitze.

Team-Teaching wäre für die meisten Lehrkräfte ein Traum. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

In allen bayerischen Schulklassen sollte nach dem Willen der Landtagsgrünen künftig immer eine zweite pädagogische Fachkraft mitarbeiten. «Teamteaching soll in bayerischen Schulen zum Standard werden», heißt es in einem elfseitigen Konzeptpapier, das die Fraktion bei einer Klausurtagung in Weiden in der Oberpfalz beschloss.

Eine zweite Kraft könne, aber müsse nicht unbedingt ein Lehrer oder eine Lehrerin sein. Bei Bedarf könnten auch Heil- oder Sozialpädagogen, Psychologen oder auch Erzieher eingesetzt werden, hieß es am Freitag. «Beginnen wollen wir dabei in den Grund- und Mittelschulen. So können Wissen und Kompetenzen besser und individueller vermittelt werden.» Durch Inklusion, Integration, unterschiedliche Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler, vielfältige Unterrichtsformen und den Wunsch nach individueller Förderung seien die Anforderungen an die Lehrkräfte gestiegen.

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Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann erläuterte auf Nachfrage, es sei klar, dass die Umsetzung dieser Forderung aufgrund des ohnehin vorhandenen Mangels an Lehrern «nicht von heute auf morgen gehen» werde. Es sei vielmehr ein «mittelfristiges Ziel».

Co-Fraktionschefin Katharina Schulze betonte, es müssten auch nicht immer ausgebildete Lehrer sein, die als zweite Kraft eingesetzt werden sollten. Es könnten auch Schulpsychologen oder andere Kräfte in «multiprofessionellen Teams» eingesetzt werden – «das, was die Klasse braucht». Nun müsse die Politik die Rahmenbedingungen dafür setzen.

Darüber hinaus sprachen sich die Grünen dafür aus, dass Kindern mehr Teilhabe ermöglicht werden sollte. Dazu gehöre neben einer Senkung des Wahlalters auch bei der Landtagswahl, unter anderem die Einführung eines Kinderchecks für alle Gesetzesvorhaben. Damit könne systematisch geprüft werden, wie sich geplante Gesetze auf junge Menschen auswirken würden. «Wir müssen Jugendliche stärker in die politischen Entscheidungsprozesse einbeziehen», sagte Schulze. News4teachers / mit Material der dpa

BLLV-Präsidentin Fleischmann startet Kampagne für eine kindgerechte Schule – stets zwei Lehrer in der Klasse plus Expertenteam drumherum

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19 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

Lol, die Grünen „fordern“ mal wieder Hirngespienste, die sich nicht umsetzen lassen. Die sollen erst einmal ihre alten Ideen von der „Stromspeicherung im Elektrizitätsnetz“ und des umweltgerechten Abbaus von „Kobold“ vernünftig ausarbeiten…

Canishine
1 Jahr zuvor

Man könnte ja mit (zuverlässig) einem Lehrer pro Klasse anfangen.
Danach bräuchte man nur die Schülerzahl pro Klasse verdoppeln und schon geht‘s …

Anne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Canishine

Klar, ist easy, kommen einfach noch ein paar Stühle dazu.

Werner Meininger
1 Jahr zuvor

Na dann können die Grünen in Baden-Wü gerne mal mit dem Team-Teaching anfangen…

mississippi
1 Jahr zuvor

In Bayern gab es doch an den Grundschulen schon vor Jahren pädagogische Assistenten. Gibt es die wohl gar nicht mehr? Meist gab es pro Schule aber nur eine/n.

Doppel A15
1 Jahr zuvor

Als Schulleitung frage ich, woher nehmen?
Als Lehrkraft lehne ich ab. Noch mehr Arbeit, Absprachen, Konferenzen.

Mika
1 Jahr zuvor

Ääähm, wenn ich mich recht erinnere, sind Schulpsychologen noch seltener als Lehrkräfte, oder hab ich was verpasst? Und diese seltenen Exemplare sollen jetzt die Lehrkräfte begleiten? Okay, und wer übernimmt die Arbeit der dann nicht mehr vorhandenen Schulpsychologen? Und wollen die das überhaupt? Oh man, langsam wird es echt nur noch peinlich…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Die Grünen denken da in erster Linie an Inklusionshelfer oder den neu geschaffenen Beruf des Unterrichtshelfers, der sich um alle Kinder kümmern darf, jedoch ebenfalls kaum ausgebildet wurde und mit Mindestlohn bezahlt wird. Viel mehr als ein Getöse im Vorwahlkampf ist das nicht.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Helfer kommen vielleicht aus der energiepolitisch abgewickelten Industrie. Hans, 52, ehemaliger Industriemechatroniker, nun Co-Teacher in der 6b.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Arbeitslose Mechatroniker sind ein Widerspruch in sich. Die bekommen vom Fleck weg ne neue Stelle!

NetterMisanthrop
1 Jahr zuvor

Das ist eine großartige Idee, sicherlich nach bestem Können durchdacht und sehr gut gemeint.

Vor allem würde man dann die ganzen Horden von arbeitslosen Lehrkräften in Anstellung bringen.

Ich verneige mich und fühle mich (im Geiste) gut (mit)regiert,

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ist den lieben Grünen etwa entgangen, dass wir momentan nicht mal genug Lehrer haben um in jede Klasse eine Lehrkraft zu schicken?

GSinSH
1 Jahr zuvor

„Dazu gehört eine Senkung des Wahlalters….“
Im Moment bin ich mir nicht mehr sicher, wo der Trend der jungen Leute hingeht! In meinem Umfeld nehme ich viel Enttäuschung über die grüne Politik wahr, auch von Deutschen mit Migrationshintergrund. Und ich höre immer mehr Äußerungen, die ich eher im rechten Spektrum verordnen würde.
Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Grünen mit der Senkung des Wahlalters im Moment einen großen Gefallen tun würden!
Aber vielleicht ist das in den anderen BL ja anders.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  GSinSH

Die Erkenntnis über die Grünen kommt vermutlich zu spät.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  GSinSH

Den Eindruck habe ich leider auch.

Große Teile der jungen Jugendlichen haben zur Zeit wenig Lust auf SPD oder Grün.

Das Wahlalter zu senken wäre eher nicht zum Nutzen der regierenden Parteien.

Dafür ist die Realität momentan zu unbequem.

Leichte Lösungen aller AfD wären da sicher für viele extrem attraktiv.

Sorry, bevor man wählen dürfen sollte, sollte man zunächst eben auch mal was vom richtigen Leben mitbekommen haben.

Dazu gehört die Erfahrung, dass komplexe Problem wie Krieg, Klimawandel, Inflation und Co. selten einfache Lösungen wie raus aus EU, NATO und Deutschland den Deutschen haben.

Das ist Bauernfängerei,. die erkennt man leider erst mit etwas Lebenserfahrung.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Huiiiii, Feuerwerk. Schaut dahin!

Ron
1 Jahr zuvor

Ich fordere drei Kollegen pro Klasse, falls einer mal krank ist. Aber im Ernst: Teamteaching finde ich schrecklich, weil es irre viel Absprache und Einvernehmen über Lernformen, Inhalte usw. erfordert. Das ist oft schlicht ein Kreativitäts- und Niveaukiller. Letztendlich müsste ich doch jede Stunde gemeinsam entwickeln. Da bekäme ich Hautausschlag, wenn ich mir vorstelle, dass mir ein zugeordneter Kotrainer den Unterricht zerschreddert oder – noch besser – sich kurzfristig krank meldet. Zudem: welcher Kollege hätte nicht lieber eine geteilte Klasse statt ein kollegiales Anhängsel?

Justus20
1 Jahr zuvor

Entgangen ist denen das nicht. Aber Wünschenswertes zu fordern, bringt immer wieder Wählerstimmen.
Die Grünen haben wundervolle Zukunftsvisionen, denen eigentlich kein Mensch widersprechen kann. Wer wollte nicht Frieden, eine gesunde Umwelt, ein intaktes Klima, überall Gerechtigkeit, Toleranz und Nächstenliebe?
Und wer wollte nicht ein „gerechtes“ Bildungssystem, das jedes Kind bestens fördert, keinen „ausgrenzt“, jedem einen Schulabschluss verschafft und alle Schüler gleich zielfähig macht?
Auch hier und zur aktuellen Forderung „Zwei Pädagogen für alle Klassen“ kann eigentlich keiner nein sagen.
Warum nur wählen dann nicht alle Menschen grün, wenn diese Partei für unser aller Wünsche eintritt? Ich kenne jedenfalls keinen, der zum politischen Wunschzettel der Grünen nein sagt oder sagen kann.

Alx
1 Jahr zuvor

„Bei Bedarf könnten auch Heil- oder Sozialpädagogen, Psychologen oder auch Erzieher eingesetzt werden“

Klar, man weiß ja gar nicht mehr, wohin mit den vielen Psychologen und Erziehern…

Spart euch die heiße Luft lieber für den Winter, liebe Grüne.