BERLIN/HANNOVER. Schon kurz nach dem Abitur rechnen Frauen mit niedrigerem Gehalt als Männer. Diese Erwartungen haben deutliche Auswirkungen auf ihren tatsächlichen späteren Verdienst.
Bereits kurz nach dem Abitur erwarten Frauen, dass sie im Alter von 35 Jahren in einem Vollzeitjob mit Hochschulabschluss ein um 15,7 Prozent niedrigeres monatliches Nettoeinkommen haben werden als Männer. Für Tätigkeiten, die eine Berufsausbildung voraussetzen, ist der Gender Gap in den Einkommenserwartungen mit 13 Prozent etwas geringer. Das sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Studie auf Basis von Daten des Berliner-Studienberechtigten-Panels (Best Up).
Gemeinsam hatten C. Katharina Spieß, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), Frauke Peter vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und Andreas Leibing (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)) die Angaben von 308 Frauen und 205 Männern aus dem Jahr 2014 ausgewertet. Im Rahmen des Panels werden Schülerinnen und Schüler an insgesamt 27 Berliner Schulen befragt.
Fast die Hälfte der Unterschiede bei den Einkommenserwartungen von Frauen und Männern geht darauf zurück, dass Frauen aufgrund erwarteter familiärer Verpflichtungen mit weniger Einkommen rechnen. Obwohl sich Männer gleichermaßen ausreichend Zeit für die Familie wünschen, gehen sie im Gegensatz zu Frauen nicht davon aus, dass sie deshalb später Abstriche bei ihrem Erwerbseinkommen machen müssen.
„Dass Frauen und Männer unterschiedliche Vorstellungen von ihrem späteren Einkommen haben, mag auf den ersten Blick nicht problematisch erscheinen – doch das Gegenteil ist der Fall: Wenn Frauen beispielsweise mit geringen Erwartungen in Gehaltsverhandlungen gehen, bekommen sie womöglich tatsächlich ein niedrigeres Gehalt. Zudem können Einkommenserwartungen mit darüber entscheiden, ob sich junge Menschen nach dem Abitur überhaupt für ein Studium einschreiben. Über solche Kanäle trägt der Gender Gap bei den Einkommenserwartungen zum tatsächlichen Gender Pay Gap bei“, erklärt Andreas Leibing.
Ausbau der Kindertagesbetreuung und mehr Frauen in Führungspositionen als Ansatzpunkte
Für das Szenario eines Vollzeitjobs mit Hochschulabschluss erwarten Frauen den Berechnungen zufolge im Durchschnitt ein monatliches Nettogehalt von 3.153 Euro. Männer hingegen rechnen mit durchschnittlich 3.740 Euro. Die Einkommensabschläge, die Frauen aufgrund ihrer Präferenz für Zeit mit der Familie erwarten, sind bei Karrieren mit einem vorausgesetzten Masterabschluss größer als mit einem Bachelorabschluss. „Dies deutet darauf hin, dass Frauen bereits nach dem Abitur davon ausgehen, eine Vollzeitarbeit eher mit einem geringen Stundenumfang ausüben zu können, und damit bestimmte Karrieren für sich von vornherein ausschließen“, vermutet Frauke Peter. Männer hingegen erwarten nicht, dass sie solche Kompromisse werden eingehen müssen.
Wenn die Politik den Gender Pay Gap nachhaltig reduzieren wolle, müsse sie mithin auch die Einkommenserwartungen junger Menschen in den Fokus nehmen, schlussfolgern Spieß, Peter und Leibing. Zum einen sollte nach Meinung der Wissenschaftler in den Schulen rechtzeitig vor dem Abitur darüber informiert werden, wie sich im späteren Arbeitsleben Familien- und Erwerbsarbeit ohne große Einkommensabschläge vereinbaren lassen. Zum anderen müsste diese Vereinbarkeit aber auch noch deutlich verbessert werden. „So sollten Anreize gesetzt werden, damit sich Frauen und Männer die Familienarbeit gleichmäßiger aufteilen“, empfiehlt Spieß. „Auch der weitere Ausbau der Kindertagesbetreuung, insbesondere im Bereich ganztägiger Angebote, muss mit Nachdruck verfolgt werden.“ Zudem seien mehr Frauen in Führungspositionen wichtig – sie könnten ein Vorbild für junge Frauen sein und zeigen, dass Karriere und Familie zusammengehen, ohne Abstriche beim Einkommen machen zu müssen. (zab, pm)
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Simpson-Paradoxon?
Wurde die Studiengangsentscheidung berücksichtigt?
Wieso wertet man das nicht positiv, dass die Frauen aufgrund von Babypausen naturgemäß nicht um Einkommenseinbußen herumkommen können?
Wenn sich eine Frau zum Mann erklärt, ist dann der Einkommensunterschied weg?
Wieso wird bei der Studie mit Gefühlen und Erwartungen gearbeitet? Belastbar ist so etwas nicht.
Die Realität wäre eher dass zum Beispiel im Lehrberuf die meisten Frauen an die Grundschulen gehen, wo sie teilweise trotz gleichem universitären Abschluss deutlich schlechter bezahlt werden.
Daher ist diese Erwartung nicht grundfalsch. Auch ein Grund wieso kein Mann an die Grundschulen möchte
Abiturientinnen verwalten zu diesem Zeitpunkt bereits ungefähr sechs Jahre lang verantwortungsvoll ihre Hormone. Sie tragen Hygieneartikel auch im kleinsten Handtäschchen mit, damit sie nicht unangenehm überrascht werden und verhüten aktiv, inklusive Arztbesuche und Nebenwirkungen. Abiturienten dagegen sind im besten Fall zumindest mit einem Kondom ausgestattet, wenn sie ausgehen.
Man kann im Normalfall nicht davon ausgehen, dass junge Männer im Gymnasium in Richtung Familienplanung vorausschauen. Die cis- Frauen mit Gebärmutter werden einmal im Monat daran erinnert und wenn sie nicht zuverlässig verhüten, ist ihre komplette Lebensplanung mit oder ohne Abitur über den Haufen geworfen. Dass sie ihre Situation sehr realistisch sehen und je nach persönlichem Kinderwunsch ihre beruflichen Chancen abwägen, finde ich ganz natürlich. Ich glaube, dass viele junge Frauen ihr Kind gar nicht so früh wie möglich so lange wie möglich in Fremdbetreuung geben wollen, weil sie das für ihr Kind nicht gut finden und weil sie nicht blind sind für die derzeitige Situation der mehrfach belasteten Mütter und der Kinder, die tatsächlich gar nicht so zuverlässig betreut werden können, wie geplant, weil diese viel zu oft krank sind oder die Kita wegen Personalmangel schließt. Ich glaube, dass häufig gut ausgebildete Frauen sehr gerne eine zeitlang bei ihren Kindern bleiben wollen und das auch früh so planen. Wer jahrelang mit seiner Weiblichkeit notgedrungen ständig Kontakt hatte, schätzt sich selbst und seine Bedürfnisse womöglich richtig ein und plant eine berufliche Pause zugunsten der Kinder ganz bewusst, inklusive Einnahmenausfall. Vielleicht sollte man das endlich ernst nehmen und für die Betreuung von U3 Kindern durch die Eltern eine finanzielle Entlastung anbieten. Es sollte auch möglich sein, 150 Euro zusätzlich nicht despektierlich als “Herdprämie” abzutun, wie es vor ein paar Jahren geschehen ist. Keine Frau bleibt wegen einem ollen Herd zu Hause und Kinderbetreuung zu Hause sollte finanziell machbar sein, vor allem U3. Es sollte auch finanziell gleich gestellt werden mit staatlich geförderter Kinderbetreuung, so dass den Eltern der Zuschuss ausbezahlt würde. Es wird sonst allmählich zum Luxusgut, sich um seine U3 Kinder selbst zu kümmern!
Zahlen zur Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern:
Die Statistik des Bundesamtes für 2019 zeigt einen Unterschied von 19%, wobei er im Westen bei 20% und im Osten bei 7% liegt.
Könnten Ostfrauen etwa besser den Verdienst aushandeln?
Statistik halt.
Liegt wohl daran, dass im Osten die Frauen deutlich häufiger Vollzeit arbeiten. Die Gender Pay Gab von knapp 20% vergleicht halt den Vollzeit Juristen mit der Teilzeitputzfrau…
Beim bereinigten Gender Pay Gab wird Bildungsstand und Arbeitszeit mit berücksichtigt. Dann liegt der Unterschied eher bei 5%
Da zum letzten Wintersemester erstmals mehr Frauen als Männer studieren, scheint die Vermutung eben genau das zu sein:
Eine Vermutung.
Wenn Frauen für ein niedrigeres Einstiegsgehalt die gleiche Arbeit machen, ist das dann nicht eine große Motivation mehr Frauen als Männer zu beschäftigen und letztlich ein Arbeitsmarktvorteil der zu einer zunehmend paritätischen Arbeitsplatzverteilung führt?
Dürfen wir den Frauen überhaupt selbst überlassen, wie sie ihr Leben gestalten wollen?
Fragen über Fragen.
Guuuten Morgen, Schülermaterial!
Guten Morgen, Herr Stullenbriegel!
Na, geht’s gut?
Hm, hm, joo, geht so.
Maxi, bevor ich’s vergesse: Schreibst du wieder ins Tagebuch, das wär top.
Klar mach ich. Was ist das Stundenthema?
Mhh, irgendwas mit “Übungen” … oder ne, schreib einfach “Auflösung im nächsten Heft”.
Ok erledigt.
Prima, danke dir. Sodenn, junge Menschlein von heute: Nun etwas besonders Wichtiges! ta-daaaa: Das Abitur und warum ihr es nicht kriegen solltet, höhö.
Pfui, raus!
Na, jetzt bitte. Selbstregulation, die Herrschaften! Gaaanz wichtig. Also gut, manche kriegen es vielleicht ja doch von euch, mal schauen. Haben ihro Durchlaucht die Hausi?
Lauch?
Ne, Durchlaucht … ist so eine Art Gemüse, aber egal. Guck mer Hausi an.
Sie haben noch nie Hausaufgaben gegeben.
Echt? Sicher? Wie lange geht das schon so?
Ha, seit letztem Jahr halt. Solange wir Sie haben, gab’s nie was.
Hat’s geschadet?
Neiiin! Gar nicht!
Dann bin ich beruhigt. Also keine Hausi … dann fehlt mir heut aber 10min. U-Zeit.
U-Zeit?
U steht für unteriridsch, wie in U-Boot.
Hä?
Nicht wichtig jetzt, wir müssen losmachen, die Zeit läuft uns davon und wir haben so viel zu tun! Allez hopp, Fragestellung: Warum rechnen Abiturientinnen damit weniger zu verdienen als Männer? Ideen irgendwer?
Weil Männer scheiße sind. Macho-Welt halt, hä, hä, hä.
Mhm, das ist ein Ansatz. Noch wer was?
Weil sie halt Kinder kriegen und dann nicht mehr arbeiten können.
Ok, für wie lange wäre das etwa?
Paar Jahre oder so.
Dann schickt man das Baby halt in die Kita. Problem gelöst, Vollgas-Karriere zack bumm, oder?
So einfach ist das ja auch nicht. Haben Sie keine Kinder?
Oh, ich rede nicht so gerne über mein Privateigentum, sorry.
Eigentum? Kinder sind doch kein Eigentum?
Naja, eher eigentümlich, habt schon recht. Und ihr, habt ihr Kinder?
Also jetzt noch nicht.
Später?
Vielleicht schon.
Karriere auch?
Weiß nicht, darüber mach ich mir noch keine Gedanken.
Hm. Ehrlich.
Ja wirklich, das meine ich ehrlich.
Nein, ich meine ja auch: Das ist ehrlich. War keine Frage.
Sagen Sie doch mal: Warum rechnen nun Abiturientinnen mit weniger Cash später, was meinen Sie denn dazu?
Schwierige Sache. Vielleicht, weil sie geerdeter sind und überhaupt besser rechnen können als der Schnitt der Männer? Vielleicht, weil sie nicht ein übersteigertes Selbstbildnis anbeten? Vielleicht weil sie als potentielle Hervorbringerinnen neuen Lebens zumindest tief innen drin eine vage Ahnung davon haben, dass singuläre Linearität im Strebensdenken inkompatibel ist mit der Verflochtenheitsgrundlage allen Seins? Vielleicht weil sie lieber den Alten zum Malochen schicken? Vielleicht weil der zwar denkt, er sei volle gut als Partner und Familienvater, aber gar nicht blickt, dass er sich hochstilisiert? Vielleicht weil der Typ so überhaupt nicht taugt, wenn man ihn länger als 12 Stunden am Stück um sich hat? Vielleicht weil man ihn dann lieber in die Arbeit lässt und seine Ruhe hat und dafür in Kauf nimmt, dass man selbst nicht oder nicht voll arbeiten geht? Und vielleicht weil man das alles gar nicht wirklich bewusst wahrnimmt oder bewusst tut, sondern es einem unbewusst aus tausend Generationen von Vorfrauen mitgegeben wurde, in jedem Windhauch des täglichen Handelns von Kindesbeinen auf? – Vielleicht aber auch nicht.
… ich glaube, Sie sind nahe dran.
An der Lösung?
Am Durchknallen!
:o) Oh, das ist echt nett, Dankeschön. Hör ich nicht jeden Tag.
Herr Uhli, die Stunde ist aus.
Dann bin ich erleichtert, ging gerade nochmal gut. Morgen erzähle ich dann dasselbe der Frauenklasse. – Männer, man sieht sich übermorgen wieder!
Hier geht es um fiktive Erwartungen, nicht um tatsächliche Gehälter. Der Gender-Pay-Dings wird zudem zum zigten Mal falsch berechnet. Die hohen Differenzen bei den Gehältern kommen vorrangig dadurch zustande, dass man bei Untersuchungen die unterschiedliche Berufswahl und die geschlechtsspezifischen Berufswünsche nicht herausrechnet. Wenn Frauen z.B. eher das Grundschullehramt anstreben, Männer aber das Gymnasialleramt, hat die spätere unterschiedliche Gehaltsstruktur nichts mit Geschlechterungerechtigkeiten zu tun, sondern mit beruflichen Präferenzen. Warum wird das immer und immer wieder ignoriert und falsch behauptet? Und warum wird mit Gewalt Frauen eingeredet, dass sie nur vollwertig seien, wenn sie auf das Gehalt des Mannes kommen? Das ist doch absurd. Beziehungen und Familien funktionieren so nicht. Wenn eine nicht zu unterschätzende Anzahl der Frauen in einer Beziehung bewusst Kinder und vielleicht auch ein bisschen Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt ihres Seins stellen, empfinde ich das durchaus als positiv. In meinem Kollegium arbeiten viele Frauen (mit oder ohne Kindern) auf reduzierter Stundenzahl. Oft sind sie es einfach leid, sich beruflich verheizen zu lassen und definieren sich weniger über ihren Job. Sie agieren damit in meinen Augen teils klüger als ihre männlichen Kollegen.