Warnstreik an Berliner Schulen: GEW fordert kleinere Klassen trotz Personalmangel

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Für viele Berliner Schülerinnen und Schüler dürfte der gewohnte Unterricht am Dienstag ausfallen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Lehrkräfte und andere Beschäftigte wie Sozialpädagogen und Schulpsychologen zum wiederholten Mal zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Geplant ist ab 10.00 Uhr auch eine Demonstration vom Bahnhof Friedrichstraße zum Roten Rathaus, wo gegen 12.00 Uhr eine Kundgebung stattfinden soll.

Der Tarifstreit kocht langsam hoch. Immer mehr Lehrkräfte beteiligen sich an Warnstreik-Aktionen. Foto: GEW Berlin
An den Missständen in den Berliner Schulen wird sich nichts ändern, wenn wir nicht den Druck auf den Senat erhöhen“, so Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW Berlin. Foto: GEW Berlin

Mit dem Aktionstag will die GEW ihre Forderung nach kleineren Klassen und einem entsprechenden Tarifvertrag untermauern. Kleinere Klassen hätten nach Einschätzung der Gewerkschaft eine geringere Arbeitsbelastung und damit einen besseren Gesundheitsschutz für Lehrerinnen und Lehrer zur Folge. Auch die Kinder und Jugendlichen würden davon profitieren.

„Unser erneuter Warnstreik ist nötig, da Finanzsenator Daniel Wesener unsere Gesprächsangebote ignoriert und Verhandlungen über einen Tarifvertrag verweigert“, erklärte Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN. „Mit dem Hinweis auf das fehlende Personal lassen wir uns nicht abspeisen. An den Missständen in den Berliner Schulen wird sich nichts ändern, wenn wir nicht den Druck auf den Senat erhöhen“, so Erdmann weiter.

Die Gewerkschaft trägt ihr Anliegen schon seit mehr als einem Jahr vor und organisierte deswegen bereits einige Protestaktionen. Der letzte Warnstreik fand am 28. September statt. Seinerzeit beteiligten sich nach ihren Angaben 3500 Schulbeschäftigte an dem Ausstand, der Senat sprach von 2770 Teilnehmern. In Berlin gibt es insgesamt rund 34 000 Lehrer, viele davon sind Angestellte und dürfen anders als Beamte streiken.

Der Senat verweist darauf, dass Berlin – wie alle anderen Bundesländer außer Hessen – der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) angehört. Ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft könne Berlin daher keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße aufnehmen. Die TdL lehne solche Verhandlungen ab. (News4teachers/dpa)

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Die Berlinerin
1 Jahr zuvor

Folgte man der Argumentation, dass man keine kleineren Klassen fordern soll/kann/darf, wenn es gerade zu wenige Lehrer gibt, dann müsste man auch der Argumentation folgen, dass es keine Gehaltserhöhung geben darf, wenn gerade eine angespannte finanzielle Lage herrscht.

A13 wird aber trotzdem gefordert und die Verbeamtung in Berlin auch, die teuer wird. Da juckt das keinen.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Die Berlinerin

Nun ja, wenn ich das mal auf mein Bundesland übertrage:
Trotz angespannter Lage wird eine Wahlrechtsreform, die den Landtag aufbläht und mehrere Millionen Euro den Bürger pro Jahr kostet, angestrebt. Dann wird vom Landesvater gesagt, dass alle den Gürtel enger schnallen müssen und postwendend werden die Diäten erhöht….Also sind doch manche geld- und personalintensive Dinge möglich.
Wahrscheinlich werden die Kollegen, die streiken dürfen, nichts erreichen, aber man setzt Zeichen. Und wenn man immer öfter und konsequenter Zeichen setzt, dann kriegt man vielleicht doch mal einen Krümel vom Kuchen ab.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Leider ist die Steikbeteiligung in Berlin viel zu gering, um ein Zeichen zu setzen! (etwas mehr als 3000 von ca. 34000)

Die Berlinerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Rund 20.000 von rund 36.000 Lehrern sind, glaube ich, angestellt in Berlin.

Es wäre ein ganz anderes ZEICHEN; wenn wenigstens die Hälfte der Angestellten mitmachen würde, also 10.000! Ich verstehe nicht, warum sich so viele nicht beteiligen. Jammern tun sie doch „alle“.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Die Berlinerin

Seit ich Lehrkraft bin, ist die Argumentation immer dieselbe:

In „schlechten“ Zeiten (wie aktuell) ist kein Geld für bessere Bildung im Speziellen und den öffentlichen Dienst im Allgemeinen da, weil man sparen muss, „den Gürtel enger schnallen“ muss, und der öffentliche Dienst müsse ja mit „gutem Beispiel vorangehen“.

In „guten“ Zeiten (wie vor wenigen Jahren noch mit Rekord-Steuerüberschüssen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene im zweistelligen Milliardenbereich) ist ebenfalls kein Geld da, weil jetzt dringend „Schulden abgebaut werden müssen“ und man die „Exzesse der Vergangenheit“ nicht wiederholen darf.

Als Resulatat haben wir einen Investitionstau alleine bei den Schulbauten in Höhe von ca. 50 Milliarden Euro: Die Schulen verfallen und verrotten überall. Man denke auch an den lächerlichen Streit um die Finanzierung der mobilen Luftfilter: Im Durchschnitt ca. 100 Euro pro Schüler und Beschäftigten war der Politik der Gesundheitsschutz im Schulbereich nicht wert. Und die Einkommensentwicklung im öffentlichen DIenst ist im Vergleich zur „freien Wirtschaft“ (wenn man mal den Niedriglohnbereich ausnimmt) erbärmlich: Nullrunden und weiterhin zu einem Großteil weggefallene oder zumindest stark gekürzte Sonderzahlungen (Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld), Kürzungen bei der Beihilfe (die mittlerweile in einigen Leistungen deutlich schlechter als die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind), seit einigen Jahren deutlichen reale Einkommensverluste wegen der Inflation (alleine dieses Jahr voraussichtlich zweistellig!) usw.

Dass die „Digitalisierung“ im Schulbereich so schlecht vorangkommen ist, liegt eben auch an dieser „Geiz ist geil“-Mentalität der verantworlichen Politiker: Ca. ein Jahr hat man sich um ca. 5 Milliarden Euro gestritten, wer das denn nun bezahlen soll. Die Aufrüstung der Bundeswehr im Umfang von 100 Milliarden Euro wurde dagegen an einem Wochenende beschlossen. Genauso die „Rettung“ der Banken und Großunternehmen während der Finanzkrise und während Corona: Ebenfalls dutzende von Milliarden wurden praktisch über Nacht bereitgestellt.

Also von wegen: „Das Geld ist nicht da.“ Man WILL es nicht für den Bildungsbereich ausgegeben, da der Esel an der Basis den Karren ja weiter zieht, egal wie unterirdisch die Bedingungen (sächlich, räumlich, personell) mittlerweile sind. Wer das nicht sieht, hat die berühmten Scheuklappen vor den Augen. Allerdings hat sich das mittlerweile bei den jungen Studienanfängern herumgesprochen: Viele, die früher vielleicht Lehrkräfte geworden wären, sagen sich mittlerweile: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“ und versuchen ihr Glück lieber auf grünerer Wiesen.