Immer mehr Schulen in Deutschland bieten Binden und Tampons kostenlos an

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RAVENSBURG. Immer mehr Städte stellen an weiterführenden Schulen kostenlose Menstruationsartikel bereit. Aktuelles Beispiel: die Stadt Ravensburg. Die Entscheidung sei auf Initiative des Schülerrates gefallen, teilte die Verwaltung mit. Eine Studie hatte unlängst ergeben, dass eine solche Maßnahme die Bildungsgerechtigkeit erhöhen kann.

Tampos und Binden bereitzuhalten, mindert den Stress für junge Frauen. Foto: Shutterstock

Schulen in immer mehr Städten bundesweit bieten Tampons und Binden gratis an. Heidelberg und Karlsruhe etwa haben im September ein Pilotprojekt gestartet, bei dem die Hygieneartikel in öffentlichen Gebäuden und Schulen ausgelegt werden. Zuvor hatte die Stadt Düsseldorf – nach erfolgtem Testlauf – entschieden, allen weiterführenden Schulen im Stadtgebiet eine Teilnahme an dem Projekt anzubieten. Insgesamt 39 von 63 haben sich angemeldet. Sie werden in diesen Tagen mit Hygieneartikel-Spender ausgestattet, wie die „Rheinische Post“ berichtet.

Im Leibniz-Montessori-Gymnasium – genauer: in der vor einigen Monaten eingerichteten Unisex-Toilette der Schule – hängt dem Bericht zufolge bereits ein solcher Spender, dem Schülerinnen jederzeit Tampons und Binden entnehmen können. „Wir haben uns bereits am Pilotprojekt beteiligt“, so zitiert das Blatt eine Lehrerin. Das Angebot werde gut angenommen.

Die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln kann zur Bildungsgerechtigkeit beitragen, indem sie den Stress von Frauen und die Fehlzeiten reduziert

Zwar gebe es immer wieder Schüler, die Unfug mit den Hygieneprodukten treiben und beispielsweise Tampons umherwerfen würden, der Nutzen überwiege aber eindeutig. Überlegt werde im Kollegium, demnächst mit Schülerinnen und Schülern durch die Klassen zu ziehen, um Themen wie „Periodenarmut“ – damit ist eine große finanzielle Belastung für einige Frauen gemeint – anzusprechen.

Die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln an Bildungseinrichtungen kann zur Bildungsgerechtigkeit beitragen, indem sie den Stress von Frauen und die Fehlzeiten reduziert. Zu diesem Ergebnis kam unlängst eine Studie der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Es habe sich gezeigt, dass eine große Mehrheit der Menstruierenden sich bereits in Situationen befunden habe, in denen sie auf benötigte Menstruationsartikel nicht zugreifen konnte. 88 Prozent hätten angegeben, sich vor solchen Situationen zu ängstigen.

Wann das Projekt in Ravensburg startet, soll in der kommenden Woche mitgeteilt werden. News4teachers / mit Material der dpa

Für mehr Bildungsgerechtigkeit!? Stadt spendiert Schülerinnen Tampons und Binden

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29 Kommentare
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Ron
1 Jahr zuvor

Ich kenne keine weiterführende Schule, die nicht im Sekretariat seit Jahrzehnten eine Box mit entsprechenden Utensilien stehen hat und an die sich Schüler im Bedarfsfall wenden konnen.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Im Sekretariat? Wenn Schülerinnen Hygieneartikel brauchen, müssen sie vorher im Sekretariat anklopfen und sich offenbaren? Warum?

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Find ich nicht schlimm.
Man gewöhnt sich schnell an, immer seine Utensilien dabei zu haben. War doch immer so.
Wenn Hygieneartikel gratis angeboten werden ohne dass man jemanden fragen muss, kann jede für sich Vorrat mitnehmen soviel sie will, und diejenige, die wirklich mal in Not ist, findet nichts mehr vor, weil gar nicht so schnell nachgefüllt wird wie geplündert….

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Wollen Sie die Box offen ins Mädchenklo stellen und täglich nachfüllen, weil der Inhalt als Spielzeug genutzt wird?

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Warum nicht? Die Sekretärin ist im Allgemeinen weiblich. Frauen und Mädchrn reden durchaus miteinander über ihre Tage. Da muss man sich nicht offenbaren.
Aber Ihr Beitrag zeigt tatsächlich ein gesellschaftliches Problem auf. Die Menstruation, obwohl die meisten Frauen sie ca. 40 Jahre lang alle 4 Wochen haben, ist immer noch mit einem seltsamen Tabu behaftet.
Da auf Schultoiletten sogar Toilettenpapier oft missbräuchlich verwendet wird, mag man sich gar nicht vorstellen, was geschähe, wenn Tampons und Binden mit ihten hervorragenden Quelleigenschaften dort offen auslägen.

Lieber dezent!
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Und das Tabu besteht zurecht. Man muss nicht auch alle seine Körperfunktionen und -flüssigkeiten überall episch thematisieren.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lieber dezent!

Wenn ich im Sekretariat um einen Tampon bitte gehe ich davon aus, dass die Sekretärin weiß, was ich meine, auch ohne dass ich meine Körperfunktionen und -flüssigkeiten episch thematisiere! Für ein ausgiebiges Menstruationsgespräch hat meist auch keiner Zeit….

Lieber dezent!
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Die Replik bezog sich auf die Formulierung bezüglich einer grundsätzlich Tabuisierung von Menstruation im Post von Frau Lanayah. Ihre Einlassung ist entsprechend redundant.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lieber dezent!

Mein Post, auf den Sie sich bezogen, bezog sich auf den Post von Grundschullehrer. Ich wollte damit lediglich darauf hinweisen, dass die Frage nach einem Tampon keine Offenbarung sein muss, sonderm eben so selbstverständlich sein sollte, wie die Frage nach einem Tempotaschentuch (s.u.). Wenn dies nicht der Fall ist, liegt es an übermäßigen Tabus. Ich wollte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass man jederzeit und überall ein Menstruationsgespräch fühten sollte.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lieber dezent!

Mich fragen an der Grundschule Kinder auch schon mal nach einem Taschentuch. Geht auch um Körperflüssigkeit. Sollte man da auch ein Tabu draus nachen?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Man muss ja auch nicht nach Toilettenpapier im Sekretariat fragen. Es geht nicht um Tabus, es geht um die Wahrung der Privatsphäre. Und darauf haben auch Jugendliche ein Recht. Hygieneartikel-Spender in den Toilettenräumen werden sich m.E. durchsetzen. Genauso wie es heute mittlerweile überall dafür Hygieneeimer gibt. Was früher auch nicht überall der Fall war. Übrigens: Die Sekretärin ist nicht überall weiblich. Oder denken Sie etwa in beruflichen Stereotypen? Selbst wenn es so wäre: Was macht eine Schülerin, wenn das Sekretariat gerade nicht besetzt ist und sie dringend einen Hygienaartikel benötigt? Zudem ist es nicht Aufgabe des Schulverwaltungspersonals, Hygieneartikel zu verteilen. Sie haben andere Dinge zu tun. Da wäre der Spender schon die elegantere Lösung.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Der Downvote ist nicht von mir. Ich gebe Ihnen teilweise recht. Dass Schulsekrtärinnen meistens weiblich sind ist ein Fakt, genau, wie Grundschullehrerinnen meistens weiblich sind. Meistens heißt ja nicht alle.
Dass die Bereitstellung auch von Toilettenpapier in Schulen oft zu Missbrauch und verstopften Toiiletten führt, ist leider auch ein Fakt.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Grundsätzlich ist die Ausstattung mit Drogeriebedarf Privatsache und keine der Solidargemeinschaft. Im Sekretariat einen Notbedarf auf Anfrage zu haben, ist ok und ausreichend.
Warum wird heutzutage für alles und jedes irgendein Anspruch formuliert?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Finde ich nicht. Warum sollte nicht die Bereitstellung von Menstruationsartikeln genauso selbstverständlich sein wie das Toilettenpapier? Dass hier gerade Frauen dagegen argumentieren, wundert mich. Warum wird unterstellt, dass der Spender von den Mädchen leergemacht wird? An unserer Schule gehen die Kinder meist vernünftig mit dem Toilettenpapier um. Warum sollte das nicht auch mit Hygieneartikeln der Fall sein?

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
nurmalso
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Manchmal hat das Sekretariat Glastüren, manchmal steht da der Schulleiter, manchmal ein oder mehrere Schüler, manchmal kommt der Postbote mal eben rein. Für Schülerinnen, die gerade die ersten Male ihre Periode haben, ist das alles zu viel, zu peinlich…
Ich habe allen Schülerinnen immer mitgeteilt, dass sie jederzeit eine Kollegin ansprechen können, die das Benötigte dann aus dem Sekretariat besorgt. Funktioniert eigentlich ganz gut.

Anne
1 Jahr zuvor
Antwortet  nurmalso

In unserer Grundschule haben alle Kollegen spätestens für die Viertklässlerinnen einen Notvorrat an Binden im Pult im Klassenraum liegen. Funktioniert auch prima, zumal die eigene Klassenlehrerin nochmal anders wahr genommen wird als Kollegin XY.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

Besonders absurd ist es, wenn einerseits Binden und Tampons gratis zur Verfügung gestellt werden – während an anderen Schulen als Maßnahme gegen Vandalismus kein Toilettenpapier und keine Seife mehr zur Verfügung gestellt werden.
https://www.rnd.de/panorama/dreckige-toiletten-berliner-schule-schafft-klopapier-und-seife-ab-M4NRJMLJBNE3NE7AKNIXFYUZRM.html
Oder wenn eine Grundschule kein Toilettenpapier mehr zur Verfügung stellen will, sondern das Geld lieber für Bücher ausgeben will.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/sparzwang-am-stillen-ortchen-932530.html
Die FDP in Spandau hingegen fordert mindestens dreilagiges Toilettenpapier.
„Vor allem Mädchen würden sich über die Einlagigkeit und Härte des Papiers beklagen und sich den Gang zum Klo verkneifen – dies sei nicht förderlich für die Konzentration und die Gesundheit, so Unger in der BVV.“
https://www.tagesspiegel.de/berlin/fdp-spandau-fordert-mindestens-dreilagiges-klopapier-an-schulen-4208860.html

klexel
1 Jahr zuvor

1) Bei der Sekretärin fragen ist schön und gut, aber die ist nur bis mittags da, während des Nachmittagsunterrichts ist das Sekretariat geschlossen.

2) Zitat aus dem Artikel: „Zwar gebe es immer wieder Schüler, die Unfug mit den Hygieneprodukten treiben und beispielsweise Tampons umherwerfen würden, der Nutzen überwiege aber eindeutig“
Eben, das spielt sich ein. Ich verstehe nicht, warum eine solch sinnvolle Sache diskutiert werden muss. Und das Thema „Periodenarmut“ wird unterschätzt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  klexel

Periodenarmut möge man mal genau definieren, wenn 80 Tampons 2,95€ kosten.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Eben. Deswegen ist es auch kein Problem, sie kostenlos zur Verfügung zu stellen.

klexel
1 Jahr zuvor

Für Maxi Bethge vom Verein Periodensystem in Berlin ist die kostenlose Verfügbarkeit von Tampons und Binden ein überfälliger Schritt: „Man erwartet ja schließlich auch nicht, dass man sein eigenes Klopapier mit auf die Toilette bringt„, sagte sie dem WDR.“

https://www1.wdr.de/nachrichten/menstruation-produkte-kostenlos-100.html

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  klexel

Volle Zustimmung! Die Verfügbarkeit von Menstruationsprodukten für Frauen ist schlicht auch ein Gleichstellungsthema.

Johannes
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Und für Schminke und Haargedöns am besten auch kostenlose Verfügbarkeit?!

Melissentee
1 Jahr zuvor

Überspitzt formuliert: wenn es schulisch nicht klappt, hängt es daran, dass das Toilettenpapier zu hart war und es keine kostenlosen Tampons gab und nicht an mangelndem Lernwillen. Mit welcher Begründung sollen die Jungs dann ihre schulischen Probleme begründen? Samenstau?

mama51
1 Jahr zuvor

Wie und was „man “ dazu meinen oder denken mag:

Was, um Himmelswillen, hat DAS mit Bildung bzw. Bildungsgerechtigkeit zu tun?
Ich fasse es nicht! ☹️☹️☹️

klexel
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Schau dir meine beiden Links etwas weiter oben an (Antwort zu Georg), dann wirst du es verstehen.

Georg
1 Jahr zuvor

Gibt es schon Berichte über mit Tampons oder Binden aus den Spendern verstopfte Schultoiletten?

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

Jürgen von der Lippe lässt sich darüber aus, was wäre, wenn Männer ihre Tage hätten. Sie würden sich nicht mit einer Allways Ultra begnügen…
https://www.youtube.com/watch?v=qik0eUlrmeM