Arme Familien meiden Privatschulen (was aber nicht nur am Geld liegt)

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BERLIN. Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland gehen auf Privatschulen – aber längst nicht aus allen Familien: Vor allem Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen und bildungsfernen Haushalten und solchen mit Migrationshintergrund sind dort deutlich unterrepräsentiert. Mit dem Geld allein ist das allerdings nicht zu erklären.

Gehört zu den renommiertesten Privatschulen in Deutschland: das Internat Louisenlund. bei Güby in Schleswig-Holsstein. Foto: Matthias Süßen / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) unter Beteiligung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) geht der Frage nach, welche Rolle die Entfernung vom Wohnort zur Privatschule für die Zusammensetzung der Schülerschaft an dieser spielt. Das Ergebnis in Kürze: eine untergeordnete Rolle. Zwar sind einige Gruppen „entfernungssensibler“ als andere – so wählen beispielsweise Haushalte mit hohem Einkommen und einem Hochschulabschluss der Eltern insbesondere in Ostdeutschland deutlich eher eine private Schule für ihre Kinder, wenn sie in deren Nähe wohnen. Bei einkommensschwächeren Haushalten mit niedrigem Bildungsniveau ist das allerdings nicht der Fall. Wie die Analysen außerdem zeigen, liegt das zwar teilweise, aber nicht allein am Schulgeld für Privatschulen.

„Haushalte mit niedrigem Einkommen und ohne Hochschulbildung scheinen private Schulen oft gar nicht als Option wahrzunehmen, selbst wenn sie in direkter Nähe wohnen“, sagt Felix Weinhardt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Familie im DIW Berlin und Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). „Womöglich liegt das auch an den pädagogischen Konzepten oder mangelnder Kenntnis von diesen. Da das Schulgeld allein jedenfalls keine Erklärung ist, braucht es unter anderem ein zugänglicheres Informationsangebot über Privatschulen, um diese für alle interessant zu machen.“

„Letztlich sollte politisch aber Priorität haben, das öffentliche Bildungssystem für Akademiker*innenhaushalte wieder attraktiver zu machen“

Für die Studie hat Weinhardt gemeinsam mit Laura Schmitz aus der Abteilung Bildung und Familie des DIW Berlin und Marcel Helbig vom WZB Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und amtliche Schuldaten ausgewertet. Insgesamt umfasst der Datensatz mehr als 7.000 Schüler*innen in den Jahren 2002 bis 2019. Um die Bedeutung der Entfernung zwischen Wohnort und Privatschule untersuchen zu können, wurden die Informationen anonymisiert mit geografischen Daten bis hin zu den Koordinaten von Straßenblöcken verknüpft.

Die Analyse ergibt, dass Privatschulen im Osten Deutschlands breiter und zufälliger verteilt sind. „Es gibt sie also nicht nur dort, wo in erster Linie einkommensstarke und Akademiker*innenhaushalte wohnen“, erklärt Co-Autorin Laura Schmitz. In Westdeutschland hingegen siedeln sich Privatschulen vorwiegend in Großstädten an. Dort leben zwar auch einkommensschwächere Haushalte und solche mit Migrationshintergrund in der Nähe – dennoch bleiben sie an Privatschulen unterrepräsentiert.

Auch in den Bundesländern, in denen eine rechtliche (Rheinland-Pfalz) oder faktische Schulgeldfreiheit an Privatschulen (Nordrhein-Westfalen und Saarland) herrscht, gibt es soziale Ungleichheiten beim Privatschulbesuch. „Abgesehen davon, dass das Schulgeld laut Grundgesetz ohnehin niemanden an einem Privatschulbesuch hindern dürfte: Wenn sozial benachteiligte Haushalte Privatschulen gar nicht als Alternative zu staatlichen Schulen wahrnehmen, würden auch restriktivere Schulgeldmodelle die bestehenden Ungleichheiten kaum verändern“, so Marcel Helbig vom WZB.

Neben zugänglicheren Informationen über Privatschulen und deren Angebote könnte auch eine stärkere öffentliche Förderung ein Weg sein. „Letztlich sollte politisch aber Priorität haben, das öffentliche Bildungssystem für Akademiker*innenhaushalte wieder attraktiver zu machen, damit diese sich nicht zunehmend für Privatschulen entscheiden“, so Weinhardt. „Diesem Wettbewerb sollten sich die staatlichen Schulen stellen.“ News4teachers

Hier geht es zum vollständigen Bericht.

Jetzt erschienen! News4teachers Dossier: Blickpunkt Privatschulen 2022

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SchuldienstAusLeidenschaft
1 Jahr zuvor

Ah ja, Privatschulen – noch mehr Zwei-Klassen-Gesellschaft…

Alx
1 Jahr zuvor

Darüber hinaus engagieren sie sich nicht gleichermaßen im Förderverein und lassen beim Wocheneinkauf den Moet einfach links liegen.

Sehr rätselhaft.

Georg
1 Jahr zuvor

Gibt es auch eine Statistik über die Schulformen bei den staatlichen und privaten Schulen? Die Prozentzahlen bzgl. Migranten lassen sich nur so direkt miteinander vergleichen, wenn sich die Schulformen im privaten und öffentlichen Bereich gleich verteilen. Bei überrepräsentierten Gymnasien bei den Privatschulen lässt sich der geringere Migrantenanteil schon darauf zurückführen. Bei kirchlichem Träger gibt es natürlich zuerst die Konfessionsgebundenheit (oder die Bereitschaft, den verpflichtenden Religionsunterricht auch bei anderer oder keiner Konfession trotzdem zu besuchen).

Noah
1 Jahr zuvor

An Privatschulen wird auch weniger gegendert.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noah

Haben Sie einen Beleg dafür?

Gudrun
1 Jahr zuvor

In diesem Artikel wird der Eindruck erweckt, dass Privatschulen eine lohnende Alternative zu öffentlichen Schulen seien und es für Eltern ein erstrebenswertes Ziel sei, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken. Das ist natürlich falsch.

In Zeiten des Lehrerinnenmangels finden Privatschulen deutlich schwerer qualifiziertes Personal. Schauen wir beispielsweise auf die Waldorfschulen (https://www.news4teachers.de/2022/11/esoterisch-intransparent-in-teilen-verfassungsfeindlich-boehmermann-greift-das-system-waldorf-an-schulen-wehren-sich/). Nach einer Untersuchung von Dirk Randoll aus dem Jahr 2013 hatten weniger als die Hälfte der befragten 1.807 praktizierenden Waldorf-Lehrkräfte ein Lehramtsstudium an einer wissenschaftlichen Hochschule abgeschlossen.
Laut Krautreporter hätten in Thüringen sogar nur rund 15 Prozent der an den angefragten Schulen eingesetzten Lehrkräfte ihre Eignung über eine einschlägige Lehramts- oder Diplom-Lehrerausbildung nachgewiesen. 74 Prozent hätten eine spezielle waldorfpädagogische Ausbildung als Nachweis ihrer wissenschaftlichen Ausbildung angegeben.
Privatschulen haben u.a. deshalb Probleme gutes Personal zu finden, weil dort schlechtere Arbeitsbedingungen herrschen:
– Z.B. wird dort schlechter bezahlt (https://www.news4teachers.de/2022/12/gegen-lohndumping-gew-fordert-mehr-geld-fuer-lehrkraefte-an-privatschulen/).
– An kirchlichen Privatschulen zwingt das kirchliche Arbeitsrecht die LuL in ein Korsett, das nicht jedem gefällt.
– An den meisten Privatschulen gibt es bestenfalls beamtenähnliche Modelle. Aber die Sicherheit der Verbeamtung können die meisten Privatschulen eben nicht bieten.

Warum sollten rational denkende LuL in Zeiten des Lehrerinnenmangels Privatschulen bevorzugen? Gute Lehrkräfte können sich in Zeiten des Lehrerinnenmangels Schulen mit guten Arbeitsbedingungen aussuchen. Niemand muss an einer Privatschule arbeiten. Und wenn die guten Lehrkräfte dort nicht hingehen (müssen), wie wird es dort dann häufig (natürlich nicht immer!) um die Qualität bestellt sein?

Dieser Artikel sollte nicht „Arme Familien meiden Privatschulen“ heißen. Besser wäre „Schlaue Familien meiden Privatschulen“. 

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Natürlich sind Privatschulen eine Alternative zu staatlichen Schulen. Halt nicht für jedes Kind/alle Eltern/alle Lehrkräfte. Dazu sollte man sich mit den Konzepten auseinandersetzen. Und v. A. der Schule (vor Ort) selbst.

Naja, das ist schon ziemlich einseitig.
Bezug zur Waldorfschule: Die Waldorfschulen haben ein extra „zielgerichtetes“ Studium. Eben als Waldorflehrer. Ob das sinnvoll ist und wie qualitativ hochwertig das Ganze ist weiß ich nicht. Ist halt so eine Waldorf-Sache (15% staatlich Lehramtsstudium und 74% Waldorf-Lehrer Studium – ist jetzt nicht so erstaunlich finde ich … Den Eltern muss das halt bewusst sein, dass viele LuL ein „gezieltes“ Studium haben)
Ich hab ein staatliches Lehramtsstudium gemacht. Quereinstieg wäre im Nachhinein vllt. besser gewesen. Wusste man aber damals nicht – ich zumindest nicht.
Von Waldorfschulen bekommt man relativ viel negatives mit. (V. A. die Anthroposophie)
Waldorfschulen stehen aber mit Sicherheit nicht stellvertretend für alle Privatschulen.

Das mit dem Gehalt stimmt meistens (nicht immer). Das ist so das Hauptproblem für neue Angestellte/LuL. Ebenfalls der Verzicht auf die Verbeamtung.
Die Rahmenbedingungen würde ich aber nicht generell als schlechter Empfinden. Zumindest waren die Rahmenbedingungen an meiner letzten staatlichen Schule viel schlechter. (Für mich persönlich zumindest … Ob das jetzt objektiv ist, weiß ich nicht.)
Umsonst wären doch viele Eltern eher nicht gewillt für die Schule zusätzliches Geld zu zahlen.

Bei kirchlichen/konfessionellen Privatschulen ist der Glaube ja schon im Namen. Ja, natürlich passt das nicht auf alle SuS/Eltern und auch nicht LuL. Daher würden für mich „hardcore“ konfessionelle Schulen auch schonmal rausfallen. So ist das eben auch mit SuS/Eltern … Konzept anschauen und überlegen.

Naja, gerade in jetzigen Zeiten sieht man auch hier im Forum, wie es an staatlichen Schulen läuft und wo die politischen Wege hindenken/hingehen. Das ist für viele nicht gleichzusetzen mit Begeisterung. Die Privatschulen haben dort andere Spielräume… Ob das „fair“ ist? Ich weiß es nicht. In beiden Richtungen nicht. (Verzicht auf Verbeamtung + Geld vs. anderer Rahmenbedingungen)
Geld ist nicht alles … Aber ja, das ist ein oft ausschlaggebender Faktor.

Normalerweise reicht die Privatschule einen potentiellen Arbeitgeber ein. Dieser wird eben vom Staat anerkannt oder nicht. Das ist eine Art Qualitätssicherung. Es klingt in Ihrem Beitrag etwas so, als ob dort v. A. Menschen ohne Ausbildung/Studium arbeiten. Nein.

Schlaue Familien schauen sich die jeweiligen Schulen und Konzepte erst an und entscheiden dann. Noch schlauere Familien evaluieren dann die (erste) Zeit an der jeweiligen Schule und überlegen dann, ob es passt oder geändert wird/werden muss. Egal, ob es sich dabei um staatliche Schulen oder Privatschulen handelt.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Natürlich kann man das Problem aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Aus der Arbeitnehmerperspektive halte ich Arbeitsplatzsicherheit, ein besseres Gehalt, ein private Krankenversicherung, wissenschaftlich gebildete Kolleginnen und Kollegen, Glaubens- und Religionsfreiheit usw. schon für sehr starke Argumente. Privatschule kommt für mich nicht in Frage.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Also, da ich auch Arbeitnehmer bin:
Für mich schon.
Meine Kolleginnen und Kollegen waren sowohl an meiner staatlichen Regelschule, als an meiner Privatschule sehr engagiert. Fachlicher Unterschied kaum der Rede Wert und Einzelabhängig (an beiden Formen). Da sehe ich persönlich keinen Negativpunkt – für beide Seiten nicht. Kann an anderen Schulen (egal welcher Art) natürlich deutlich anders sein.

Arbeitsplatzsicherheit: Bei dem LuL-Mangel? Momentan echt nicht … Später wird sich zeigen. Aber bin in der Hinsicht (mittlerweile) sehr optimistisch.

Besseres Gehalt und PKV: Klar, das Gehalt ist so eine Sache im Vergleich. Wie oben erwähnt: (Bessere) Rahmenbedingungen gegen Gehalt … Für mich (momentan) eindeutig die Rahmenbedingungen. Mit meiner GKV bin ich sehr zufrieden, daher ist das für mich nicht so ausschlaggebend. (Als Beamter ist man ja auch eher an der PKV dann gebunden … Hat beides so seine Vor- und Nachteile …)

Glaubens- und Religionsfreiheit habe ich auch. Hab Religion nicht studiert, daher unterricht ich das nicht. Darf ich auch nicht, will ich nicht. Bin auch nicht gläubig. Damit gehe ich auch mit meinen SuS ganz offen um, falls sie fragen.
Wir sind auch keine konfessionelle Schule.
[Anmerkung: Die Waldorfschulen hatten das doch sogar eingeklagt, dass sie kein Religion als angebot machen müssen, sondern Ethik. Und „gewonnen“. Auch wenn ich an keiner Waldorfschule bin – das zeigt zumindest mal, dass die Relgionsfreiheit an Privatschulen durchaus gegeben sind. Auch für „Außenstehende“.]

Das ist auch in Ordnung. Jede/r LuL sollte das für sich überlegen und abwägen. Das Gehalt ist unbestritten ein wichtiger Punkt bei Berufen. Gibt ja auch staatliche Schulen, welche gute Rahmenbedingungen haben. Und Private, welche sehr schlechte haben. Muss man sich dann halt erkundigen (oder testen).

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Dafür kann man Sie an einer Privatschule nicht einfach nach Posemuckel zwangsversetzen. Und Sie verlieren sehr wahrscheinlich auch nicht in jedem Sommer für 6 Wochen ihren Job.
Aber ich denke, es ist alles gut, denn Sie haben da für sich eine informierte Entscheidung getroffen. Die Lehrkräfte an den Privatschulen für sich allerdings auch. Privatschulen sind beileibe keine Resterampe.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Auch bei privaten Bildungsträgern kann man versetzt werden, wenn die eigene Schule zumacht. Diese Versetzung geschieht dann natürlich nicht unter Zwang. Allerdings lautet die Alternative Arbeitslosigkeit.

Dass im öffentlichen Schuldienst, wo die meisten Lehrkräfte Beamte sind, Lehrkräfte im Sommer 6 Wochen ihren Job verlieren, stimmt ja nun nicht. Dieses Los trifft in wenigen Bundesländern die Vertretungslehrkräfte, aber mit Sicherheit nicht das Stammpersonal. Und ich glaube auch nicht, dass Privatschulen hier anders vorgehen.

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Dann ist doch alles in Butter, wenn Sie das an den staatlichen so viel besser finden.
Andere finden die privaten besser, was auch immer da im Einzelnen jeweils ausschlaggebend sein mag. Diese Lehrer sind ja nun auch nicht strohdoof oder völlig ohne Alternativen.

Wenn ich daran zurück denke, dass mich die Schüler an der von uns ausgesuchten Schule am Hoftor höflich gegrüßt haben, ohne überhaupt zu wissen, wer ich bin und warum ich mich in der Straße aufhalte, kann ich mir mindestens mal einen der Faktoren pro Privatschule denken.

Und Privatschulen nur auf Waldorf und kirchliche zu reduzieren, mit ihren jeweiligen ideologischen Mängeln, ist ja nun auch ein gutes Stück zu kurz gesprungen.

Aber wir diskutieren im Kreis. Es kann ja jeder machen, was er will. Alles Gute Ihnen!

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ich denke schon, dass einige Lehrkräfte an Privatschulen keine Alternativen haben – insbesondere die Lehrkräfte ohne Lehramt.

Ich unterrichte übrigens nicht an einer Privatschule. Aber auch an meiner Schule grüßen mich Lernende, ohne zu wissen, wer ich bin.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Wenn Privatschulen in der Refinanzierung sind und den vollen TVL weitergeben, ist das Einkommen brutto vergleichbar mit dem der Beamten. Bei Waldorfschulen greift die Refinanzierung nur für die allgemeinbildenden Fächer. Dieses Geld wird aber auf alle Lehrer verteilt, weshalb das Einkommen dann pro Person deutlich geringer ist als regulär. Bei Ergänzungsschulen ohne Refinanzierung ist das Einkommen in der Tat gering.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Jap, daher halt auch mitunter abhängig vom (privaten) Träger und den staatlichen Fördergeldern. (Auch des jeweiligen Sozialhilfeträgers bei Inklusion.)
Eine staatlich anerkannte Schule hat normalerweise mehr Fördergelderansprüche als eine staatlich genehmigte (wenn ich mich nicht ganz irre).

Normalerweise: Privatschullehrer hat weniger Gehalt als staatliche Lehrkräfte. Aber halt nicht überall. (Elternbeiträge und Einsetzung/Verteilung dieser Gelder)

Nina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Kennen Sie Menschen an Waldorfschulen? Es wird leider sehr oft sehr negativ berichtet, aber, wenn man mit Menschen spricht, die WIRKLICH dort arbeiten oder ihre Kinder dort haben, bekommt man doch ein deutlich anderes Bild.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nina

Oje, ich war dort und hatte vier Jahre danach noch nächtliche Alpträume… Die vielen negativen Berichte sind von Leuten, DIE DORT WAREN!

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nina

Ja. Also von Lehrerseite kenne ich keinen. Daher auch keine Ahnung. (Wie oben auch erwähnt)
Vom Bekanntenkreis kenne ich tatsächlich nur positive Fälle, die zufrieden waren mit ihrer Waldorfschule (als SuS). Die meinten aber auch, dass es wohl recht ortgebunden ist und vllt. nicht für jeden was.
Aus Gesprächen kenne ich beide Seiten. Sowohl positiv, als auch (sehr) negativ. Auch bzw. gerade im Bezug auf Inklusion…

Nina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Vielleicht aus Idealismus und Überzeugung? Nur mal so ne Idee.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Genau. Mitunter deshalb habe ich die Anthroposophie oben genannt. Aber die wird wohl auch je nach Schule unterschiedlich gehandhabt bzw. ist unterschiedlich ausgeprägt.

Klar muss man auch immer wieder die Privatschulen hinterfragen. Genauso, wie die staatlichen Schulen. Da gibt es keine „wir sind alle gleich“.

Es bringt auch nichts gegen jemanden zu hauen. Die Angestellten tun meistens ihr Bestes. Hoffe und denke ich zumindest. Überall gibt es eben sehr engagierte Leute und Leute, welche halt … Anwesend sind.

Die Ziele sind bessere Rahmenbedingungen generell. Das hilft allen Beteiligten. Egal, ob Regelschule oder Privatschule. Das eine wird ohne das andere auch schwierig. Dadurch würden sich die Rahmenbedingungen aller nur verschlechtern. Kann man natürlich auch anders sehen … Meinungsfreiheit ist wichtig und konstruktive Kritik ist förderlich.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Arme Familien, deren Eltern selbst nur einen geringen oder keinen Schulabschluss haben, und Familien mit Migrationshintergrund und mangelnder Integration gelten oft als „bildungsfern“.
Die Bildung und der schulische Werdegang ihrer Kinder interessiert dies Familien wenig bis gar nicht.

Die Kinder auf einer Privatschule unter zu bringen erfordert im Vorfeld schon bedeutend mehr Aufwand als der staatlich geregelte Besuch einer öffentlichen Regelschule.

Die oben beschriebenen Familien haben oft schon große Probleme oder einfach kein Interesse die Kinder überhaupt zum regelmäßigen Schulbesuch zu motivieren.

Wen wundert es da, dass diese Familien keinerlei Gedanken an eine Privatschule verschwenden.
Da muss man sich umständlich bewerben und am Ende fordert die Privatschule auch noch Mitarbeit der Eltern ein.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Gut situierte gehen zur Privatschule, weil sie mit dem „Pöbel“ nichts zu tun haben wollen. Wenn dieser, oder einzelne davon doch dort aufkreuzen wird die Nase gerümpft und man hat einen Sündenbock für alles, was das Prinzen Kind nicht erreicht. Oft genug gestalten die Prinzen Kinder plus deren Anspruchseltern ihre eigene Brennpunktschule. 20 verwöhnte Kinder können nämlich genauso schwierig sein wie 20 vernachlässigte Kinder.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Bei beitragsfreien Ersatzschulen ist das Quatsch. Bei den sehr teuren Ergänzungsschulen lasse ich das gelten, wenn sie auf Jugendamtskinder verzichten.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Sie haben damals mit „Ihrer“ Waldorfschule halt daneben gegriffen.
Waldorfschulen kann man aber nicht auf alle Privatschulen übertragen. Staatliche Musterschule xy eben auch nicht mit staatlicher Brennpunktschule yx, wofür sich außerorts kaum jemand interessiert und politisch weggeschaut wird.

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Nein. Ausschlaggebend sind zunehmend die Rahmenbedingungen an den Staatlichen. Marode Gebäude mit Schimmel und undichten Dächern, überall Dreck und Müll, zu wenige Lehrer, zu große Klassen, zu viel Unterrichtsausfall, Ausstattung wie zu meiner eigenen Schulzeit, nur in „Noch-Mehr-Kaputt-Als-Damals“, defekte und vollgesch… Toiletten, kein Wasser, keine Seife, kein Toilettenpapier. Fenster, die sich nicht öffnen lassen, Kabel, die nackt aus der Wand hängen, immer wieder Asbest-Funde …

An den staatlichen Schulen liegt mittlerweile so viel im Argen, dass sie auch Multikulti-Familien abschrecken, die über den Verdacht der Xenophobie meilenweit erhaben sind, das dürfen Sie mir gerne glauben.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Bestätigt ja einmal mehr, dass es um die Segregation geht.

Wenn Privatschulen so gut aufgestellt sind, ist das fördernde Geld offenbar an anderen Standorten viel nötiger.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

„das fördernde Geld“
Aber nicht alles kann man für Geld kaufen, zum Beispiel bekommt man für noch so viel Geld keine bildungswillige Schülerschaft, die das, was angeboten wird, auch aktiv annimmt.
Es pfeifen doch die Spatzen von den Dächern, dass es außer dem „Nicht-Können“ (wogegen Geld auch nicht viel hilft) bei Schülern noch das „Nicht-Wollen“ gibt, z.T. unterstützt von familiären Umfeld. Oder auch: man will schon höhere Schulabschlüsse haben, aber man will sich dafür lieber nicht anstrengen müssen.
Außerdem verändert mehr Geld ja nicht die Gruppendynamik in den Schulklassen. Es genügen ganz wenige Störer, um andere damit „anzustecken“. Ich denke, heutzutage sind gerade die Grundschulklassen schon deutlich kleiner als vor ein paar Jahrzehnten, und die GS-Lehrer sind pädagogisch und didaktisch mehr geschult worden als früher. Aber die Probleme nehmen nicht ab, sondern zu.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ausstattung und Personal bewirkt schon eine ganze Menge und das muss ja bezahlt werden. Ich teile die Ansicht nicht, dass die Ressourcen im seit Jahren vernachlässigten System ausreichen würden.

Die von Ihnen beobachtete Einteilung nach Nicht-Wollen und Nicht-Können teile ich auch nicht.

  • Trotz Inklusion sehe ich nach Jahrzehnten einen winzigen Prozentsatz an Schüler:innen, die kognitiv so stark eingeschränkt sind, dass sie mit zieldifferenter Beschulung nicht grundlegend Lesen und Schreiben lernen können. Allen anderen kann man sehr vieles vermitteln.
  • Ich erlebe noch weniger Schüler:innen, die nicht lernen wollen. Dazu gehören nicht die Beeinträchtigten, nicht die Benachteiligten, nicht die Vernachlässigten … die alle geringe Lernvoraussetzungen mitbringen, aber gerne lernen wollen.
  • Selbst wenn Schüler:innen übrig bleiben sollten, denen man „Nicht-Wollen“ unterstellen könnte, kann ich nicht feststellen, dass diese Kinder und Jugendlichen keine Schulpflicht hätten und dass sie gesellschaftlich von der Teilhabe ausgeschlossen werden sollten. Man kann diese Kinder und Jugendlichen nicht auf die Straße setzen und sie sich selbst überlassen.

Es sollte also Aufgabe der Gesellschaft sein, frühzeitig eine Förderung zu gewähren. Dazu braucht es erhebliche Anstrengungen, eine frühe Benachteiligung aufzufangen und die Bildungsteilhabe zu ermöglichen.
Angesichts des Lehrkräftemangels gerade an den Schulen, die sich dieser Aufgabe stellen, der maroden Schulgebäude etc. kann ich nicht erkennen, dass die Gesellschaft diese Aufgabe trägt und Schulen wie Lehrkräfte angemessen unterstützt.

Lassen wir doch die Leistungen, die andere erbringen sollen, einfach mal bezahlen:
Die Schule nimmt eine geringere Anzahl an zieldifferenten Inklusionsschüler:innen auf: Sie bezahlt die Differenz, da die anderen Schulen diese Aufgabe übernehmen müssen.
Die Schule nimmt einer geringere Anzahl sozial benachteiligter Schüler:innen auf: Sie bezahlen die Differenz, da die anderen Schulen diese Aufgabe übernehmen müssen.

Die Schulen, die die von den anderen Schulen abgelehnte Schülerschaft beschulen, erhalten das Geld und eine zusätzliche staatliche Förderung, gerade weil sie eine Aufgabe übernehmen, die in der Gesellschaft dringend notwendig ist: die Beschulung von Kindern und Jugendlichen, denen sich sonst etliche lieber entziehen.
kurzum: Die Segregation bei Vernachlässigung der Benachteiligten ist ein Floriansprinzip, das einen in Sicherheit wiegt, aber am Ende einen Flächenbrand auslösen kann.

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

An Privatschulen ist es allerdings tatsächlich so, dass Rabauken sehr viel schneller rausgeworfen werden können, wenn sie den Unterricht dauerhaft zu sehr stören, Schuleigentum beschädigen oder die anderen Anwesenden drangsalieren.

Die Elternschaft hat dort auch in diesem Punkt wesentlich mehr mitzureden als im staatlichen System. Vor allem in den Schulen, die sich nur über Schulgeld finanzieren.

Dass ein Kind erst einem anderen das Auge aus dem Kopf treten (sic!) muss, bevor man mal ansatzweise die Gefühle, Interessen und Sicherheit der restlichen Schüler bedenkt, kenne ich bisher nur von staatlichen Schulen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Jepp, das war das schlimmste bei uns! Eltern, die das Sagen haben. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass es die Eltern mit den lieben Kindern sind, die Macht und Einfluß haben. Zudem spüren auch Kinder diese Macht. Sie fangen an, bestimmte Kinder, die man gut ärgern /auf die Palme bringen kann, die schnell heulen, bis aufs Blut zu piesacken. Denn durch die Behandlung dreht das Kind irgendwann durch – oder macht garnichts mehr, wird jedenfalls auffällig und kriegt dann Ärger. Das lenkt dann von den Macken ab, die die ärgernden Kinder selber haben, man hat einen Buhmann. Zudem verstehen diese Kinder es vorzüglich, solche Dinge heimlich zu tun, verletzen mehr mit Worten, Blicken, also was man schlechter nachweisen kann. Und die Lehrer sind abhängig von diesen mächtigen Eltern, so dass sie ihren Unmut ebenfalls gegen den Buhmann richten. In Augen der anderen Eltern ist dieser Buhmann dann an allem Schuld und da er durch die Behandlung immer Auffälliger wird, bestätigt sich das dann im Nachhinein. An unserer Schule haben Kinder auf diese Weise Familien gefeuert. Der Schaden, den die Opfer erleiden ist im Grunde nicht mal Ansatzweise so schlimm, wie der Schaden den diese mächtigen Kinder erleiden. Sie haben sich da in moralische Abgründe begeben….
Ich habe Jahre später hin und wieder manche flüchtig getroffen. Mit ihren Eltern auf der Straße oder am Kindergarten um ein Geschwisterchen abzuholen. Immer bei meinem Anblick, Blick zu Boden, rot werden, Arme verschränken. Habe ich erst nicht verstanden und deren Eltern haben es garnicht bemerkt. Und das war auch nur so im flüchtigen vorbei gehen mit kurzem Gruß unter den Erwachsenen. Irgendwann wurde mir bewußt, dass sich die Kinder schämen, für das, was sie getan haben. Man könnte sagen, diese Schule hat ihnen ihre Unschuld geraubt.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Dummerweise können Privatschulen nicht nur missliebige SuS schneller rauswerfen, sondern auch missliebige Lehrkräfte.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Kleines Zitat aus dem Mund eines anonymen Schülers Murat von S. 116 in dem Bericht „Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland“ von A.El-Mafaalani und A.Toprak (K.-Adenauer-Stiftung 2011):
„In der Schule war das immer so komisch, ich wusste gar nicht, was die von mir wollten. Das hat für mich keinen Sinn gemacht. (…) Wir haben eigentlich nie das gemacht, was wir sollten. (…) Das war so, für uns war das so, wir sind da einfach so hingegangen, zu den Deutschen, und nach der Schule waren wir in unserer Straße und haben nur Scheiße gemacht. Das war eine Pflichtveranstaltung, sonst nichts. (…) Und später, so mit 15 oder 16, waren wir ne richtige Gang. (…) Aber wir hatten zu oft Stress mit der Polizei, haben Leute abgezogen und so.“
Das ist eben eine andere Variante von „nicht wollen“: sich gar nicht erst auf die Bildungsziele einlassen bzw. andere, eigene Ziele verfolgen.

Ihr letzter Satz klingt so drohend: Was soll denn passieren, eine Art von Revolution der Benachteiligten? Wäre die nicht in anderen Ländern als Deutschland viel eher angebracht und auch viel realistischer? Privilegierte Oberschichten gibt’s überall in der Welt, die sozialen Unterschiede sind meist größer.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Oder die Angestellten (und Eltern) zahlen ebenfalls für die Rahmenbedingungen mit. Beim/durch das Gehalt.
Kann man jetzt so oder so sehen.
(Also wäre die Forderung: Weniger Bezahlung bei staatlichen Schulen? Kleiner Spaß am Rande … Aber so könnte man Ihre Forderung auch drehen)

Es gibt durchaus gut aufgestellte Regelschulen. Tipp: Die Brennpunktschulen sind es oftmals nicht.
Auch hier könnte man mal anfangen das fördernde Geld anders zu verteilen… Gibt nunmal gut situierte Kommunen und weniger gut Situierte. Das Klientel ist oft ebenfalls so – welch Wunder.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

„Auch hier könnte man mal anfangen das fördernde Geld anders zu verteilen…“
Ja, das hatte ich gemeint. (s.o.)

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wie ich weiter oben schon sagte, lehnt eine ganze Reihe von Schulen diese staatlichen Gelder tatsächlich sogar ab und finanziert sich rein durch privates Schulgeld von den Familien. Das ermöglicht nämlich 1. eine verlässlichere Finanzplanung und 2. mehr Handlungsspielraum bei der Ausgestaltung des Unterrichts.
„Unsere“ (zukünftige) Schule ist eine solche.

Bevor nun aber jemand denkt, das sei ein Larifari-Laden mit schrulligen Erziehungsvorstellungen und Lehrern aus Hogwarts: Gleichzeitig haben dort alle Lehrer dieselbe Qualifikation wie an den staatlichen Schulen und führen die Schüler gemäß Landes-Lehrplan zum (Zentral)Abitur, FOS, Realschulabschluss, oder was auch immer angestrebt wird. Und zwar seit 40 Jahren sehr erfolgreich. Auch das pädagogische Konzept ist nichts Exotisches. Man setzt einfach nur auf sehr kleine Klassen (10 Schüler max.), gute Ausstattung und Fortbildung sowie auf differenzierte Förderung.

Last edited 1 Jahr zuvor by Adele Horn
Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Bei Waldorf mussten wir 180 Euro im Monat pro Kind zahlen. Das war ein Tropfen auf den heißen Stein. Das meiste Geld, so wurde damals gesagt, schlucken die Lehrergehälter. Dann noch das Schulgebäude, Versicherung, Material. Wieviele Tausend Euro zahlen Sie denn an Ihrer neuen Schule, wenn das nur durch Eltern gestemmt werden kann und dann bei so kleinen Klassen?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Die Lehrergehälter der allgemeinbildenden Fächer an Waldorfschulen werden vom Land refinanziert. Nur deshalb ist das vergleichsweise geringe Schulgeld möglich.

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Es sind derzeit 750 Euro pro Monat, keine Tausende. (Ist kein Internat.)

Natürlich kommen dann noch Ausgaben für das iPad (allerdings mit Mengenrabatt für die Schule), sonstige Lernmittel, Ausflüge & Stufenfahrten etc. dazu. Sollte der Sohn dort zu Mittag essen wollen, kostet das natürlich auch nochmal extra.
Aber all das muss man an den staatlichen Schulen ja ebenfalls berappen.

Die Schule an sich ist auch sehr klein, je nach Jahrgang maximal zweizügig, und untergebracht in einem früheren „bürgerlichen“ Wohnhaus aus – schätze ich mal – den 1930ern. Der Schulhof ist der Garten dieses Hauses samt Terrasse.

Last edited 1 Jahr zuvor by Adele Horn
Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Prüft die Schule selber? Woher wissen Sie das mit der Ausbildung? Wie ist die Bezahlung der Lehrer? Wie groß ist die Fluktuation bei den Lehrern? Gibt es Kinder, deren Schulgeld das Jugendamt übernimmt, weil sie in den großen Klassen der öffentlichen Schulen nicht beschulbar sind?

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Schule setzt für die Einstellung die beiden Staatsexamen voraus. Über die Fortbildungen gibt es Informationen auf der Webseite. Wie hoch die Gehälter sind, weiß ich nicht.

Wenn ich mir die Videos und Bilder der Veranstaltungen über die Jahre ansehe, sind eine ganze Reihe der Lehrerinnen und Lehrer schon recht lange dabei, was sich auch mit den Erzählungen aus dem Bekanntenkreis deckt. Die Rektorin muss wohl seit ca. 20 Jahren dort tätig sein.

Zudem gibt es Stellenausschreibungen auf der Webseite nur vereinzelt und ich habe noch nie mehrere auf einmal gesehen.
Das Kollegium besteht aus ca. 20 Lehrkräften.

„Jugendamt-Kinder“ sind definitiv auch dort, ja. Die Schule wird zum Beispiel (aber nicht nur) gerne gewählt, wenn ein Kind/Jugendlicher mit Menschenmassen und zu viel Krach nicht klar kommt.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Jugendamt bedeutet natürlich, dass die Schule staatliche Mittel bekommt und sich eben nicht nur aus Beiträgen von Familien finanziert.

Adele Horn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Das ist doch nicht dasselbe. In diesen Fällen zahlt das Jugendamt ja gezielt für bestimmte Schüler, deren Familien es selbst nicht können. Das ist absolut nicht dasselbe wie die normalen Landeszuschüsse. Letztere bekommt die Schule nicht.

Sie reden ja auch nicht von staatlicher Förderung für Schulen, wenn das Sozialamt die Schulbücher eines Kindes bezahlt.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Nennen Sie doch mal ein paar Schulen, die vollständig auf staatliche Gelder verzichten und sich ausschließlich durch privates Schulgeld von Familien finanzieren.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ich frage mich, warum Sie den Namen dieser tollen Schule nicht nennen wollen.

Adele Horn
1 Jahr zuvor

Die Schulgeldfreiheit in NRW ist aber auch nicht in Stein gemeißelt.

Es ist ja so: In den ersten x Jahren (es sind 5, glaube ich), bekommen neu gegründete Privatschulen keine Fördergelder, weil sie erst einmal beweisen sollen, dass ihr eigenes Modell solide und tragfähig ist.

Infolgedessen gibt es eine ganze Reihe von Privatschulen, die auch nach dieser Probezeit auf Fördergelder verzichten, dafür aber dann sehr wohl Schulgeld verlangen können. Gerne auch in Höhe von mehreren Hundert Euro pro Monat.

Quelle: Eigene Erfahrung.

(Ob das in dieser Form auch auf die anderen genannten Bundesländer zutrifft, weiß ich allerdings nicht.)

NRW hat übrigens auch ein eigenes Modell von staatlich anerkannten Ersatz- bzw. Ergänzungsschulen. Deren Definitionen, Möglichkeiten und Berechtigungen unterscheiden sich von denen gleichlautender Schulbezeichnungen in anderen Bundesländern. Den ganzen Sums erst einmal auseinander zu klamüsern, bevor man sich für eine Schule entscheidet, ist auch kein Pappenstiel und schreckt sicher auch einige Eltern ab.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ersatzschule, Ergänzungsschule, staatlich anerkannt, staatlich genehmigt … Ja, das kann durchaus verwirrend sein. Dazu die unterschiedlichen Konzepte. Aber gerade deshalb suchen einige Eltern eben eine Alternative für ihr(e) Kind(er). Weil es eben verschiedene Modelle/Konzepte gibt.
Ich denke auch, dass das viele zusätzlich abschreckt.
Das mit den Fördergeldern ist verschieden. Normalerweise beansprucht man (natürlich) die staatlichen Fördergelder, wenn möglich. Das kommt halt bspw. drauf an, ob man staatlich anerkannt oder staatlich genehmigt ist. Je nachdem hat man einen unterschiedlichen Anspruch auf die Förderung. Aber halt auch auf die Rahmenbedingungen und dem „Mitmischen“ von staatlicher Seite. Sollte man auch transparant mit umgehen.

Georg
1 Jahr zuvor

Wie ist die Verteilung der Schulformen bei den öffentlichen und den privaten Schulen im Vergleich zueinander? Nur wenn die übereinstimmen, lassen sich die Daten so wie getan miteinander vergleichen.

Carsten60
1 Jahr zuvor

„Letztlich sollte politisch aber Priorität haben, das öffentliche Bildungssystem für Akademiker*innenhaushalte wieder attraktiver zu machen.“
Den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: einerseits wird geschimpft, dass doch die Akademikerkinder immer die Privilegierten sind und die Gymnasialempfehlung nach dem Geldbeutel der Eltern vergeben wird, andererseits hat man wohl so nebenbei dafür gesorgt, dass das öffentliche Bildungssystem für die gar nicht attraktiv ist. Ei, wie kam das denn?
Außerdem geht mir das Gejammere auf die Nerven, dass jede Art von „Disparität“ (also statistisch ungleiche Zahlen für unterschiedliche Bevölkerungśgruppen, die noch nicht mal konkret benannt werden) als ein großes Problem aufgebauscht wird. Warum in aller Welt dürfen solche Ungleichheiten nicht sein? Beim Verhalten in der Silvesternacht gibt’s ja auch gewisse Unterschiede, wie wir gerade mal wieder gelernt haben, auch sonst gibt’s viele Unterschiede darin, wie sich die Leute benehmen. Da fordert niemand einen Abbau der Ungleichheiten. Auch unterschiedliche Familien-Traditionen können zu Disparitäten führen.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Es ist doch verständlich, wenn manche Leute nicht mehr so recht an einen Aufstieg durch Bildung glauben, wenn sie einerseits was von prekären Beschäftigungsverhältnissen von Doktoranden und Promovierten lesen und andererseits, dass der Dart-Weltmeister für seinen Sieg jetzt 500.000 Pfund bekommt und ein Fußballstar in Saudi-Arabien pro Jahr mit 200 Mill. $ entlohnt wird. Ein gewisser Bill Gates war ja ein Studienabbrecher, weil seine Firma Microsoft ihm bessere Chancen bot, Milliardär zu werden. Und dann jammern wir über vergleichsweise kleine „Disparitäten“.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die Zeiten mit Aufstieg durch Bildung sind in Deutschland vorbei. Auswandern dank Bildung ist mittlerweile häufiger.

Achin
1 Jahr zuvor

Der Zusammenhang zwischen sozialem Status und Privatschulneigung ist nicht zu leugnen, auch die damit verbundenen Probleme für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht.

Tragikkomisch wird es, wenn bildungsbürgerliche Eltern ihren Nachwuchs aber dann in Schulen stecken, die einer kruden Privatoffenbarung des windigen Rudolf Steiner folgen. Die Lehre eines esoterischen Gurus aus dem ersten Viertel des letzten Jahrhunderts soll für die Herausforderungen der Zukunft die Lösung sein?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Das gilt nur für Waldorfschulen. Ich kann gutbürgerliche Eltern auch bei fehlender Religionszugehörigkeit gut verstehen, wenn sie ihre Kinder an kirchlichen Gymnasien anmelden.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„Manche katholischen Eltern trauen sich kaum noch, Freunden zu erzählen, dass sie ihre Kinder zur Kommunion schicken. So schlecht ist das Image der Kirche inzwischen.“, schreibt der Spiegel im Artikel „Warum der Pilgerstrom versiegt“ (https://www.spiegel.de/geschichte/abschied-von-papst-benedikt-xvi-warum-der-pilgerstrom-vertrocknet-a-fcae6e39-1cab-410a-b2b9-775863e3e505)

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Aber die Schule an und für sich kann vllt. bessere Gesamtrahmenbedingungen stellen.
Natürlich ist die Kirche sehr in Kritik … Hat sie ja über Jahrhunderte auch aufgebaut. Daher auch hier: Schule erst anschauen und dann nach einer Zeit nochmal neu durchdenken.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Sie sagen das so leicht. Einen Schulwechsel würde ich nicht so leichtfertig als Evaluationsergebnis in Kauf nehmen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Probleme mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt gelten auch für andere Schulen mit Rosinenpickerei,

Ideologien, die aufhorchen lassen müssen, finden sich z.B. auch bei evangelikalen Schulen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Nichtreligiöse Eltern, die eine gewisse Klientel für ihre eigenen Kinder __vermeiden__ wollen, sehen darüber hinweg.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ja, stimmt,
und wir bekommen dann als Gesellschaft das, was wir zulassen.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Ein sehr spannendes Thema. Leider lassen sich die evangelikalen Schulen nur sehr schwer über einen Kamm scheren. Da kocht jede Gemeinde/Ausrichtung ihr eigenes Süppchen. Anders ist das bei den Katholiken. Da ist auch Katholisch drin, wenn Katholisch drauf steht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Was ist denn mit den türkischem Privatschulen (BIL, Tüdesb) ? Geht’s da nicht auch um eine gewisse Ideologie? Und um ein Absetzen arrivierter Leute vom einfachen Volk?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Das ist der Hauptkritikpunkt an Waldorfschulen, ja. Jede/r SuS/Elternteil sollte das auch bei der Entscheidung mit bedenken und sich dazu informieren.
Die Überprüfung und Zulassung als Schulkonzept und Bedenklichkeiten obliegt dem Staat.
Die Überprüfung und Bedenklichkeiten das eigene Kind dort hinzuschicken/anzumelden obliegt dem einzelnen SuS/Eltern.

Als LuL erkundige ich mich schließlich auch erst, ob ich dort arbeiten will. Falls ja, dann muss man halt schauen, ob es langfristig passt oder eben nicht. Genauso bei den SuS/Eltern.

Manfred
1 Jahr zuvor

Ich finde es bemerkenswert, dass – zumindest in meinem Umfeld – vor allem Lehrereltern ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Die uns am nächsten gelegene Privatschule ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen (ca. 1,5 Stunden), daher werden die Kinder gefahren.
Was ich daran erschreckend/bemerkenswert finde:

  • Offensichtlich haben diese Menschen sehr viel Zeit, ihre Kinder durch die Gegend zu fahren (darüber, wie selbständig die Kinder sind/werden will ich nicht mutmaßen).
  • Diese Lehrkräfte scheinen keine allzu hohe Meinung von unserem öffentlichen Schulwesen zu haben, das sie selbst mit gestalten und stützen.
  • An Privatschulen sind mehr angestellte Lehrer beschäftigt
Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Manfred

– Oder sie nehmen sich diese Zeit.
– Oder sie das Schulwesen so mitgestalten müssen … Rahmenbedingungen werden überwiegend vorgegeben.
– Das finden Sie bemerkenswert? Warum denn das? Ist systematisch halt so.