VBE beklagt Überlastung der Lehrkräfte durch wachsende Zusatzaufgaben neben dem Unterricht

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Das Bekenntnis der Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern zur Teilzeit reicht laut dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) angesichts der Belastung der Lehrkräfte nicht aus. «Der Anteil der Arbeitszeit neben der Unterrichtstätigkeit ist vor allem in den letzten Jahren enorm gestiegen», sagte der Vorsitzende des Landesverbands, Michael Blanck.

Die Belastung im Lehrerberuf steigt. Illustration: Shutterstock

Die 50-Stunden-Woche habe bei gewissenhafter Arbeit schon lange Einzug gehalten, so Blanck. Als Grund nannte er die Inklusion, die Beschulung Geflüchteter und die Corona-Pandemie.

Simone Oldenburg (Linke) hatte am Donnerstag versichert, dass die Möglichkeit für Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit zu arbeiten, auf jeden Fall erhalten bleiben soll (News4teachers berichtete). Blanck begrüßte das: «Vor allem das klare Bekenntnis, Teilzeitregelungen nicht einzuschränken, ist auch in der Zeit des Lehrkräftemangels ein gutes Signal für attraktive Arbeitsbedingungen».

Aus Sicht des VBE muss darüber hinaus die Unterrichtsverpflichtung gesenkt werden. Eine von der Regierung geplante Prüfung zum Ende der Legislaturperiode sei deutlich zu spät. News4teachers / mit Material der dpa

Von wegen faul: Wie viel ein Lehrer wirklich arbeitet (wenn’s gut läuft) – ein News4teachers-Leserkommentar

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Realist
1 Jahr zuvor

„Aus Sicht des VBE muss darüber hinaus die Unterrichtsverpflichtung gesenkt werden. Eine von der Regierung geplante Prüfung zum Ende der Legislaturperiode sei deutlich zu spät.“

Natürlich wird immmer „zum Ende der Legislaturperiode“ geprüft. Da kann man dann schöne Wahlkampfversprechen daraus ableiten und die Naiven unter den „Weltenrettern“ fallen auch regelmäßig darauf hinein, wie man immer wieder durch Kollegen-Gespräche feststellen muss… Nach der Wahl gibt’s dann wieder tausend Gründe, warum es ausgerechnet diesmal dann doch nicht realisiert werden kann, trotz „allerbester“ Vorsätze…

Ron
1 Jahr zuvor

Was fehlt:

– Klarer Fokus auf Unterricht. Reduzierung der nicht klar fachbezogenen Aktivitäten, Projekte usw.
– Reduzierung der Dokumentationspflichten in allen Bereichen
– Keine weitere Digitalisierung der Verwaltungsabläufe dort, wo Arbeitsbelastungen dadurch noch weiter wachsen
– Rückkehr zu Lernzielen statt nebulösen Kompetenzen
– Massive Reduktion der Konferenzbelastung
– Überdenken von abspracheintensiven Jahrgangsteams und Tandems
– Inklusion nur noch dort, wo zu Integrierende auch intellektuell der Lerngruppe folgen können

Chris
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Volle Zustimmung, sehe aber besonders in der Digitalisierung erhebliche Vorteile die Verwaltungsaufgaben einfacher, schneller und effizienter abbilden zu können. Gerade die vielen Fehlzeiten verwalten und Krankmeldungen abheften nervt mich.

OlleSchachtel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Jahrgangsteams haben bei uns Sinn gemacht. Allerdings ist hier der Stundenplan so gelegt worden, dass es innerhalb der Schulzeit stattfindet und wir eine Schulstunde nutzen, um uns auszutauschen und abzusprechen. Hier werden auch gemeinsame Klassenarbeiten erstellt und besprochen. Ich möchte die Teams nicht missen.
Wenn sowas aber zur reinen „Laberrunde“ verkommt und keinem Nutzen hat, dann verstehe ich die Ablehnung.

Ron
1 Jahr zuvor

Wir könnten Schule im Bereich der Arbeitsbelastung revolutionieren, wenn Leitung und Schulverwaltung schlicht dazu verpflichtet würden, für jede Konferenz, Aktivität oder Reform ein virtuelles Preisschild zu errechnen und zu benennen.

Die nächste Gesamtkonferenz des Jahres wäre dann vom Schulleiter mit den Worten zu eröffnen: „Ich habe die heutige GK um 19 Uhr zum Thema Schulkleidung einberufen. Geladen wurden 83 Kollegen. Bei einer veranschlagten Dauer von 2 Stunden und einem geschätzten durchschnittlichem Stundensatz von 30 Euro entstehen für diese Konferenz 4.980 Euro an zusätzlichen fiktiven Lohnkosten. Die versammelten Kollegen sind für diese Konferenz zudem in Summe ca. 2.000 Kilometer angereist und haben dadurch zusätzliche 400 Kilogramm CO2 ausgestoßen. Obwohl mir viele Kollegen bereits im Vorfeld signalisiert haben, dass Schulkleidung sich auch an unserer Schule zu einer Totgeburt entwickeln wird, waren es mir die heutigen Kosten doch wert, mit euch noch einmal darüber zu sprechen, weil Kollege Göbelbach-Meyer nun ja schon so viel Arbeit in dieses sinnlose Projekt gesteckt hat und er zudem einige schöne Bilder von unserer Partnerschule in Gambia präsentieren möchte.“

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Seltsame Vorstellung von Konferenzinhalten…..

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ist von der Sinnhaftigkeit aber leider oft so. Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Se Länd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ich erwische mich dann auch bei Krankheit bei dem Gedanken „kann ich es mir leisten mich krankschreiben zu lassen“. Die Arbeit bleibt ja liegen und es ist schon so stramm einigermaßen im Soll zu arbeiten.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Junge Menschen für das Lehramt gesucht mit großem Interesse an vielfältigen Herausforderungen.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

„Die 50-Stunden-Woche habe bei gewissenhafter Arbeit schon lange Einzug gehalten…“
Jaaa, ABER: Das Gefühl ist doch, dass man TROTZ 50-Stunden nicht mehr ausreichend gewissenhaft arbeiten kann. Wenn der Arbeitsaufwand wenigstens einigermaßen zur Zufriedenheit beitragen würde, man am Ende der Woche sagen könnte, „es hat sich gelohnt“…
Die Situation ist doch diese:
Nach 50 oder wie vielen Stunden auch immer schiebt man den Rest auf die nächste Woche, das nächste Wochenende, die nächsten Ferien, weiß derweil, dass alles nur „irgendwie“ halbwegs läuft, ist nicht mehr zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeit, kann das auch nicht sein, weil die Situation in der Schule das nicht mehr zulässt.
Jeden Tag geht man in die Schule mit dem Vorsatz, es so gut wie möglich zu machen, die Kinder zu motivieren, zu interessieren, Hilfe und Unterstützung bei was auch immer anzubieten – und stellt jeden Tag fest, dass man im Grunde seinen eigenen Ansprüchen doch wieder nicht gerecht wurde, spätstens nach vier Unterrichststunden selbst derart „durch“ war, dass man nicht mehr genug „reinpowern“ konnte, um die letzten vorhandenen Motivationsreste bei den Kids ans Tageslicht zu fördern, im Grunde dann wieder total unzufrieden nach Hause geht um dort zu versuchen, den Karren mit noch mehr Arbeit am Schreibtisch wenigstens für morgen aus dem Dreck zu ziehen.
Das gelingt zunehmend nicht mehr.
Obendrein braucht man immer mehr Zeit, sich immer neue Dinge auszudenken, die noch nicht „durch“ sind, Methoden oder Material, das die Schüler noch nicht kennen und von vornherein als „langweilig“ oder „doof“ oder „überflüssig“ abgelehnt haben.
Dazu kommt – wie in allen beziehungsintensiven/sozialen Berufen – ein fast ununterbrochenes Kopfkino, das sich um Schule dreht, auch wenn man mal nicht am Schreitisch sitzt oder in der Klasse steht, außerdem fehlende Möglichkeiten, mal kurz innezuhalten, in Ruhe Entscheidungen zu treffen, durchzuatmen, weil die Kinder zunehmend nicht mehr in der Lage sind selbständig zu arbeiten, weil permanent mehrere Schüler gleichzeitig ein Verhalten an den Tag legen, das nicht in die Schule gehört, weil man ständig differenziert arbeiten muss.
Bei vielen Kollegen kommen noch unzählige Stunden als Pendler hinzu.

Meine Arbeit kann ich nicht mal mehr als „gewisenhaft“ bezeichnen – mein Gewissen sagt mir, dass ich die mir gestellte Aufgabe im Grunde nicht mehr zu erfüllen in der Lage bin, obwohl ich seit Jahren meine Gesundheit nachhaltig ruiniere und mein Privatleben immer mehr aufgebe.

Wo ist der Weg heraus aus diesem Teufelskreis?

Angesichts des auf Jahre festgeschriebenen Personalmangels glauben wir doch alle nicht, dass Stunden reduziert oder Aufgaben anders verteilt werden!
Im Gegenteil, es wird hinter vorgehaltener Hand über Stundenerhöhungen spekuliert.

Rotstiftprofi
1 Jahr zuvor

Danke für die treffende Beschreibung – und besonders für den Vertipper mit dem „Schreitisch“! Der beschreibt den primären Impuls insbesondere beim Korrigieren aber sowas von anschaulich.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

So sieht sie aus – die traurige Realität.

Sehr gut zusammengefasst.