Vom geworfenen Stuhl bis hin zur Hetzkampagne im Internet – Lehrkräfte sind häufig Gewalt ausgesetzt

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FRANKFURT/MAIN. Von Beleidigung bis Körperverletzung: Lehrkräfte werden immer häufiger Opfer von Gewalt im Klassenzimmer – und darüber hinaus: Auch zu Hause gab’s schon Belästigungen. Für Betroffene wird der Beruf somit zur emotionalen Belastung. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie aus Hessen. Das dortige Kultusministerium zeigt sich nicht gut informiert.

Jede fünfte Lehrkraft war Opfer eines körperlichen Angriffs. (Symbolfoto) Foto: Shuttertock

Sie werden in den sozialen Medien beleidigt, bis nach Hause verfolgt oder im Klassenzimmer mit Stühlen beworfen: Viele Lehrerinnen und Lehrer erfahren in ihrem Berufsalltag Gewalt. Das geht aus einer Studie des Instituts für Kriminologie der Universität Gießen hervor, die am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde.

Fast drei Viertel sind in ihrem Berufsleben demnach mindestens einmal beschimpft oder beleidigt worden, bei knapp 40 Prozent war das innerhalb der letzten zwölf Monate der Fall. Fast die Hälfte der Lehrkräfte wurde während ihres Berufslebens mindestens einmal verbal oder körperlich bedroht, 16 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten.

«Viele Lehrkräfte erleben in ihrer Berufslaufbahn unterschiedliche Arten von Gewalt und Aggression»

Für die Untersuchung im Auftrag des Deutschen Beamtenbunds (dbb) Hessen hatten im vergangenen Herbst 632 Lehrkräfte aus Hessen in einer Online-Befragung 83 Fragen beantwortet. Befragt wurden Pädagogen aller Schulformen, aber nur Mitglieder des dbb oder angegliederter Fachgesellschaften. «Viele Lehrkräfte erleben in ihrer Berufslaufbahn unterschiedliche Arten von Gewalt und Aggression», fasste die Gießener Kriminologin Prof. Britta Bannenberg die Ergebnisse zusammen. Besonders verbale Beschimpfungen oder Beleidigungen stünden hervor. Die emotionalen Auswirkungen auf die Betroffenen seien «enorm».

Von einer Beschimpfung, Beleidigung, Verleumdung oder Bedrohung über das Internet war etwa jede dritte Lehrkraft betroffen. Physische Gewalterfahrungen wurden seltener berichtet: Etwa jeder oder jede Fünfte war dennoch Opfer von mindestens einem körperlichen Angriff, vier Prozent innerhalb der letzten zwölf Monate. Eine Person berichtete sogar von einem Tötungsversuch.

Jeder zehnte Befragte gab an, im Laufe des Berufslebens angespuckt oder sexuell belästigt worden zu sein, gut ein Prozent innerhalb der letzten zwölf Monate. Von Sachbeschädigungen berichteten 17 Prozent im gesamten Berufsleben, knapp zwei Prozent in den zurückliegenden zwölf Monaten. Die beschriebene Aggression oder Gewalt geht den Ergebnissen zufolge von Schülerinnen und Schülern aus, aber auch von Eltern, anderen Schulbeschäftigten oder schulfremden Personen.

Bannenberg sprach konkrete Fallbeispiele an, bei welchen Lehrerinnen und Lehrer die «geballte Form der Belastung» zu spüren bekamen. In einem Fall habe eine Gruppe von Schülern eine Lehrkraft über ein Jahr lang in den sozialen Medien beleidigt und zudem zu Hause belästigt. In einem anderen Fall beteiligten sich auch Eltern und der Lehrkraft wurde gedroht, zu wissen, wo sie wohne. Eine andere Person schilderte, dass ein Schüler einen Stuhl warf, der den Kopf nur knapp verfehlte. In einem anderen berichteten Fall stand plötzlich eine Gruppe junger Männern in der Klasse, um einen Schüler aus dem Unterricht zu holen. Die Lehrkraft sei dabei von den Männern grob zur Seite geschoben worden.

Die Studie zeigt auch auf, dass zwar oft die Schulleitung nach Vorfällen informiert wird, selten aber das Schulamt. Eine Anzeige erfolgt nur in Ausnahmefällen. Laut Bannenberg und ihren Kollegen liege dies vor allem daran, dass die Schulen Ämtern wegen schlechter Unterstützung misstrauten.

«Der Umgangston ist rauer, Kritik wird häufig nicht sachlich vorgetragen, sondern persönlich und beleidigend»

Der dbb Hessen erklärte, die Ergebnisse zeigten, dass die Schulen unter Druck stünden. Viele Pädagogen berichteten von strukturellen Defiziten und wachsenden Problemen mit Gewalt und Aggressionen. Dabei spiele auch die Corona-Krise eine Rolle, sie sei aber keineswegs alleinige Ursache für die Schwierigkeiten. «Die Schule soll von allen als sicherer Ort empfunden werden, sowohl von Lehrern als auch von Schülern», sagte der dbb-Landesvorsitzende Heini Schmitt.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Hessen sieht Zeichen für eine «Verrohung der Gesellschaft». «Der Umgangston ist rauer, Kritik wird häufig nicht sachlich vorgetragen, sondern persönlich und beleidigend», sagte der Landesvorsitzende Stefan Wesselmann. «Das gilt für den persönlichen Kontakt, aber per E-Mail und Social Media scheinen oft gar keine Hemmschwellen mehr zu existieren.»

Aus Sicht des hessischen Kultusministeriums ist die Studie «nicht repräsentativ». Meldepflichtige Vorfälle stellten «in Hessen weiterhin Einzelfälle dar». Es lasse sich «kein steigender Trend bei diesen Vorfällen beobachten». Dennoch sei Gewalt gegen Lehrkräfte wie auch unter Schülerinnen und Schülern «sehr ernst zu nehmen».

Allerdings ist das hessische Kultusministerium offenbar nicht auf dem Laufenden. Wie aus den hessischen Polizeistatistiken hervorgeht, ist landesweit in den letzten zehn Jahren sehr wohl ein kontinuierlicher Anstieg von Straftaten gegenüber Lehrkräften an Schulen zu verzeichnen. Der Anstieg der Opferzahlen setzt danach im Jahr 2015 ein. Besonders auffällig sind die Jahre 2017, 2018 und 2019, in denen jeweils zwischen 89 und 98 Lehrkräfte betroffen waren. Für 2020 und 2021 gab es aufgrund der Corona-Pandemie ein Rückgang der Zahlen.

Die Statistik zeigt, dass Körperverletzungen einen erheblichen Teil der Straftaten gegenüber Lehrkräften ausmachen. Zu weiteren Straftaten zählen unter anderem Nötigungen, Bedrohungen und Nachstellungen. Grundsätzlich wird aber nur ein Teil dieser Straftaten angezeigt und damit der Polizei bekannt. News4teachers / mit Material der dpa

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Anne S.
1 Jahr zuvor

„Zu weiteren Straftaten zählen unter anderem Nötigungen, Bedrohungen und Nachstellungen.“

Das hessische Kultusministerium bedient sich doch selbst solcher Mittel. Natürlich wird von deren Seite aus bagatelisiert.
Ist doch alles demokratisch! Soll sich mal bitte keiner so anstellen und rumjammern.

Ich kann echt nur noch den Kopf schütteln.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Ich halte gar nichts von denen in Wiesbaden. Das ist ein Verein, der sich m.E. gegenseitig unabhängig von Qualifikationen die Pöstchen zuschiebt und so wird Schule in Hessen in Inhalt, Stil und Qualität auch organisiert. Nämlich zu fortlaufen.
Aber: das HKM in Form seiner Mitarbeiter nötigt, bedroht Sie und stellt Ihnen nach? Echt jetzt?

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Leider erlebt, ja.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Wenn das strafrechtlich relevant war (einschlägige Paragraphen des StGB) bestünde ja die Möglichkeit das zur Anzeige zu bringen?
Normalerweise ist ja der Kollege an der Front als Einzelner viel zu unbedeutend für die, mit sowas Profanem geben die sich nicht ab.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Ist passiert und gerade am Laufen… Nachstellen bedeutet übrigens nicht, dass irgendjemand nachts an meinem Fenster stand. 😉 Man kann auch auf andere Weise Daten und Informationen ausspähen… Beurk.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Das hier hat jetzt nichts mit meinem Fall zu tun, aber das HKM hat sich desöfteren schon völlig asozial aufgeführt:

https://www.news4teachers.de/2016/05/streit-zwischen-lehrern-und-lorz-eskaliert-kultusminister-leitet-tausende-von-disziplinarverfahren-ein/

NichtErnstZuNehmen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Und was hat es ihm gebracht? Bis auf zwei Briefe hab ich da nie wieder was von gehört. War aber ein schöner sonniger Tag in Wiesbaden damals.

Anne S.
1 Jahr zuvor

Das freut mich für Sie. In meinem Fall ging es leider weiter als nur zwei Briefe. Nunja…

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor

Diese ganze Sache war von außen betrachtet eine Posse, bei der das HKM schlecht dastand und -steht.
Die Anhörungen haben zunächst einmal die Schulämter überrannt und lahmgelegt. Konnte man amüsant finden: Wer anderen eine Grube gräbt…
Dann musste die Durchführung der Disziplinarverfahren noch zwei Mal aufgeschoben werden, weil Entscheidungen zum Streikrecht von Beamten auf Bundes- bzw. europäischer Ebene anstanden.
Sie schreiben „asozial“, für mich war das ein Beispiel neben vielen anderen von unheimlich schlechtem Stil aus Wiesbaden.
Letztlich haben sie sich damit selbst geschadet.

Ron
1 Jahr zuvor

Mag alles sein. Für mich kann ich nach zwei Jahrzehnten Schuldienst aber Entwarnung geben. Mich hat in dieser Zeit weder jemand angegriffen noch beschimpft. Ich glaube, das ist nicht nur Glück gewesen.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Victim blaming nennt man sowas. Kann’s nicht mehr ertragen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Oder Ron legt eine vernünftige Definition von Gewalt an den Tag, die tatsächliche Opfer wie bei dem Vorfall mit dem Stuhl nicht verar***t.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich konnte bei Ron berhaupt gar keine Definition von Gewalt lesen?!

Last edited 1 Jahr zuvor by Anne S.
Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Ist nicht notwendig, weil er deutlich ersichtlich strengere Maßstäbe für den Beginn des Wortes Gewalt ansetzt.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Dann habe ich ja wieder einen neuen – natürlich aus dem Amerikanischen kommenden – Begriff zu lernen. Wie tröstlich.

Last edited 1 Jahr zuvor by Ron
Hans Hoffmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Mich schon. Und jetzt?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Auch nach Rons Maßstäben?

Se Länd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Sagst du das auch so zu deinen betroffenen SuS und Kolleg*innen? Ich finde deine Aussage völlig daneben.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Viele Krankentage?

Petra M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Na, wenn es Ihnen nicht passiert ist, kann es ja nicht so schlimm sein…

Wie ich dieses unkollegiale „aber bei mir ist alles supi“ liebe. Das ist fast noch schlimmer als die Gewalt selbst.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Statt roter Daumen für Ron interessiert mich hier viel mehr, wieso Ron in zwei Jahrzehnten mitten in dieser alltäglichen Gewalt diese nicht erlebt hat. Ich glaube auch nicht, dass es Glück war. Ich möchte immer wissen, was Menschen tun, die von allgemeinen negativen Erfahrungen verschont bleiben, wie sie leben, was sie ausstrahlen, welche Grenzen sie vielleicht an unerwarteten Stellen setzen. Das ist für mich nicht Victim Blaming, sondern etwas, wovon ich lernen möchte.
Deshalb: Wie machen Sie das, Ron?
Denn offensichtlich machen Sie da etwas instinktiv richtig.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Und genau diese Rückschlüsse halte ich bzgl. derjenigen Menschen, die solche Erfahrungen schon gemacht haben, für anmaßend.

Was hat denn die schwangere Kollegin „ausgestrahlt“, die einen Tritt in den Bauch eines 4. Klässlers kassiert hat, weil der gerade im Wutrausch war, weil er sich mit einem anderen Typen gezofft hat?

Was wollen Sie denn von so einer Situation lernen und was genau hier der Kollegin zuschreiben?

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Ich weiß es auch nicht und bin selbst ratlos und erschüttert, deshalb interessiert mich die Erfahrung von Leuten, denen es nicht passiert.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

Sorry, hier handelt es sich nicht um eine Angriff auf die Lehrerin, sie ist einfach nur ein „Kollateralschaden“. (So bei unserem SA genannt.)
Das Kind hatte gar nicht die Absicht, die Lehrerin zu verletzen! Vielleicht ist sie zwischen die Streithähne gegangen?
Oder sie stand zu dicht daneben?
Oder es war dem Kind einfach egal, wen es in seiner Wut verletzte?

Deshalb kann sie genauso wenig dafür, wie das Opfer eines Anschlages etwas dafür kann.

(Ron hält sich wohl einfach aus Schülerstreitigkeiten heraus oder ignoriert den Tobsuchtanfall eines Schülers und bringt sich in Sicherheit.)

Trotzdem ist es victim blaming, eine gezielte Attacke auf eine LK als „irgendwie ist der/die wohl selbst Schuld“ zu bezeichnen! (Es sei denn, die LK hat mit dem Schlagen angefangen.)
Wird aber immer wieder gerne versucht!

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Mein Beispiel war ein von mir selbst miterlebtes. Und ich kann noch zig andere Beispiele nennen, die ich selbst erlebt habe (auch außerschulisch). So viel zum Thema „bei mir läuft alles supi“. Lief es noch nie.

Strahle ich jetzt also irgendetwas aus? Ich wurde sogar von Kollegen schon als „Opfertyp“ betitelt, als man mir im Lehrerzimmer den Suizid nahegelegt hat. Ich weiß nicht, Menschen können so unfassbar schrecklich sein, ohne dass sie es selbst merken. Deswegen finde ich auch Rons Kommentar einfach nur eklig.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Vielleicht hat Ron auch einfach nur ein dickeres Fell als andere. Wenn man Beleidigungen nicht als solche wahrnimmt und an sich abprallen lässt, lebt man eben ruhiger. Ich selbst habe in 40 Dienstjahren so einige verbale Entgleisungen von Schülern über mich ergehen lassen müssen. Mir hat geholfen, damit fertig zu werden, dass ich mir immer wieder klar gemacht habe, es geht in 99 % der Fälle nicht gegen mich persönlich. Ich war in dem Moment meist nur der Blitzableiter. Ich habe den Schülern trotzdem klar gemacht, dass das so nicht geht (nachdem sie/er sich etwas beruhigt hatte). Meistens konnte man dann normal weiter miteinander arbeiten. Bei dem 1 %, wo es ins persönliche ging, habe ich die SL informiert und darauf bestanden diesen Schüler nicht weiter zu unterrichten. Das ging damals zum Glück.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wahrscheinlich hat die SL damals verstanden, dass ich entweder mich selbst gegen den Schüler erwehre und/oder längerfristig ausfalle.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Danke, potschemutschka. Was Sie schreiben und erlebt haben, finde ich traurig, aber auch ermutigend, wie Sie und das eine Mal auch die SL damit umgegangen sind. Ich bin froh über alles, was geholfen hat, ohne Verkrümmung der Lehrkraft und ohne die SuS zu missachten.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Ich bin schon lange entsetzt von der Gewalt an Schulen und auch außerhalb und mich erschüttern alle diesbezüglichen Erfahrungen, von denen hier berichtete wird. Ich habe selbst überhaupt keine Idee, wie Lehrkräfte sich schützen könnten und finde die mangelnde Fürsorge vonseiten der SL und Behörden erschreckend. Ich fühle mit den Betroffenen mit und empfinde Hilflosigkeit. Diese Verrohung betrifft außerhalb der Schulen den ganzen öffentlichen Raum.

Ron berichtet als Einziger, diese Erfahrung bisher nicht gemacht zu haben. Sollte er Methoden beschreiben können, die für ihn funktionieren, kann man diese für sich selbst immer noch ablehnen. Es besteht aber auch die Chance, etwas Brauchbares für sich selbst mitzunehmen. Ich selbst würde mich gerne positiv überraschen lassen, falls Ron noch etwas dazu schreiben möchte.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Es ist nicht zu leugnen, dass sich das Miteinander negativ verändert hat. Der Schlüssel zu einem besseren Miteinander in der Schule ist meiner Meinung nach Perspektivwechsel und Einfühlungsvermögen sowie eine gewisse Lockerheit, gepaart mit einer Grundkonsequenz. Dazu hilft es, selber neugierig und wissbegierig zu sein. Einschleimversuche, Süßigkeiten oder gute Noten braucht es dazu übrigens nicht. Ich unterrichte grundsätzlich stehend, bewege mich viel, versuche immer, die momentane Stimmungslage der Lerngruppe spontan aufzufangen und darauf zu reagieren. Aus Nichts lässt sich oft alles machen. Irgendeine spontane Idee, wie z.B. einen Elektromotor mit einem Drehstuhl und magnetischen Schülern zu erklären. Und da müssen dann halt alle mitmachen. Die Nicht-Bock-Haber sind zur Not die abstoßenden Pole und werden szenisch eingebunden (und psychologisch als Antis stigmatisiert 😉 ). Nicht jeden muss das begeistern und auch für eine Überprüfungsstunde wäre das weniger geeignet – aber durch solche Aktionen brechen Widerstände auf. Zur Not müssen männliche Isotope auch Liegestützen machen, um ihre Neutronen-Bindungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Das alles ist natürlich für sich genommen nur Kirmes. Doch es verändert das Verhältnis des Lehrers zu seinen Schülern – und umgekehrt. Und es verändert auch die Bereitschaft der zwangsweise dort Ausharrenden, einfach mitzumachen und dabei sogar noch was zu lernen. Wenn auch der Lehrer am Ende noch sportlich mitmacht und sich zum „Affen“ macht, gibt es kaum noch einen Grund, ihn zu bespucken, zu treten oder sein Auto zu verkratzen. Es entsteht stattdessen ein Wir-Gefühl. Klappt – und das sei auch gerne eingeräumt – natürlich nicht immer und in jeder Stunde. Aber solche Aktionen tragen einen über den Moment weit hinaus.

-mm-
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Mir gefällt die Antwort. Natürlich muss der Unterrichtsstil zur Lehrerpersönlichkeit passen und eignet sich nicht für jeden, aber ich find’s gut. Physik mit Humor und zum Anfassen. Wichtig bleibt dabei natürlich die Konsequenz und das Durchsetzungsvermögen von Lehrerseite. Sonst artet das Ganze in Chaos aus.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

„Statt roter Daumen für Ron interessiert mich hier viel mehr, wieso Ron in zwei Jahrzehnten mitten in dieser alltäglichen Gewalt diese nicht erlebt hat. Ich glaube auch nicht, dass es Glück war. Ich möchte immer wissen, was Menschen tun, die von allgemeinen negativen Erfahrungen verschont bleiben, wie sie leben, was sie ausstrahlen, welche Grenzen sie vielleicht an unerwarteten Stellen setzen.“

Danke für Ihren differenzierenden Kommentar und Ihre indirekte Frage. Zunächst: Natürlich war meine Ausgangsaussage (die wahr ist) etwas provokant und ich habe mit den Downvotes und negativen Reaktionen durchaus gerechnet. Mir geht es dabei nicht darum, mich über irgend jemanden zu erheben oder seine persönlichen Probleme für nicht existent zu erklären. Wer heute an Problemschulen unterrichtet, hat es sicherlich schwer. Und damit meine ich durchaus nicht nur die tatsächliche Gewalt, sondern vielmehr das nervenaufreibende Unterrichten gegen eine oft lernunwilligige Lärm- und Ignoranzwand. Mein Respekt gilt denen, die sich unter solchen Bedingungen durchsetzen und dauerhaft engagieren. Doch nicht jede Schule ist ein Brennpunkt. Mein schulisches Umfeld ist eine Gesamtschule mit 1.000 Schülern im halbstädtischen Bereich Mitteldeutschlands. Auch hier gibt es immer mehr verhaltensinteressante Problemschüler und zudem Kollegen, die damit nicht zurechtkommen. Ein ME2 hilft hier aber nicht weiter, sondern verfestigt Probleme eher, da es Fronten aufbaut. Aggressionen entstehen immer wieder, wenn sich ein Gegeneinander von Schüler-Lehrer-Beziehung verfestigt. Ich habe dies – soweit es möglich war – immer vermieden. Schüler sind Menschen, die sich gerade geistig und von der Persönlichkeit her entwickeln. Auch diese Heranwachsende haben Gefühle, die sie aber nicht immer adäquat äußern können. Die wenigsten sind nur negativ oder sogar bösartig. Alle Schüler schätzen aber extrem schnell ein, ob ein Lehrer zu ihnen gehört, für sie einsteht. Wenn Sie in den unerfreulichen Nachmittagsunterricht mit dem Spruch kommen, „Leute, habt ihr auch so wenig Bock? Wär doch viel schöner jetzt … Aber lasst uns das gemeinsam jetzt trotzdem packen. Ist ja bald 15 Uhr.“ Dann haben Sie ein ganz anderes Standing und lösen die Abwehrfront des Unwillens schon in Teilen auf. Ich gebe den Schülern dann auch gern Alternativen, damit sie das Gefühl haben, mitentscheiden zu können. Schüler arbeiten am Ende viel mehr für den gemochten Lehrer als für sich selbst. Und wenn dann doch mal ein unangemessener Spruch kommt, dann hilft weniger die Konfrontation, sondern eher die Reaktion „Digga, du machst grad mein Ehre kaputt“. Der sich dann anschließende Dialog geht dann natürlich noch etwas weiter, hat aber das Ziel, zu deeskalieren. Ich mache jedenfalls keine Klassenkonferenz für „Na, Herr X, alles fit im Schritt?“ Ich sitze aber regelmäßig in solchen Veranstaltungen und ärgere mich über solche Kollegen, die sich damit nichts Gutes tun.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Rudi Rhode hätte es „Druck raus“ genannt. Seine Fortbildungen z.B. „Wenn Nervensägen an den Nerven sägen“ sind super und helfen die Schüler-Lehrer-Beziehung zu verbessern. Vieles von dem was Ron beschreibt wird in seinen Fortbildungen trainiert auf eine witzige und sehr erhellende Art und Weise.

Ron
1 Jahr zuvor

Kenn ich nicht, hört sich aber für mich interessant an.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Dann mal googlen…. Er bietet Fobis zu verschiedenen Themen zur Kommunikation an….

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Die beliebtesten und am meisten respektierten Lehrer zu meiner eigenen Schulzeit, bei meinen eigenen Kindern und unter meinen kollegen, sind/waren komischerweise die, die „streng“, konsequent, gerecht und humorvoll waren und auch die Schüler respektvoll behandelt haben. Diese Lehrer strahlten Autorität im besten Sinne des Wortes aus. Aber heute wird das oft schon als schwarze Pädagogik verschrien. Ich war demzufolge auch ein „schwarzer Pädagoge“. Allerdings widerspricht das einem anderen Spruch (ich weiß leider nicht mehr von wem): „Einen guten Lehrer erkennt man daran, dass ihn ehemalige Schüler grüßen.“ Passiert mir noch.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Allerdings muss ich noch ergänzen: In den letzten Jahren wurde es immer schwerer konsequent zu sein. Denn die Möglichkeiten eines Lehrers für Konsequenzen/Sanktionen wurden durch die „Kuschelpädagogik“ immer weniger. Das haben Schüler und Eltern sehr schnell verstanden und damit auch mein Lehrerdasein zunehmend erschwert. Allerdings haben die Kollegen, die voll auf Kuschelkurs gehen, mehr Probleme, als ich sie je hatte.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Danke, Ron, für Ihre Beschreibung. Ich empfinde diese als sehr wertschätzend Ihren Schülern und auch Ihnen selbst gegenüber und auch als ermutigend. Ich habe Ihre Antworten jetzt schon mehrmals gerne gelesen und kann mir Ihren Unterricht gut vorstellen, auch weil Sie mit viel Freude Ihre anstrengende Arbeit auch mit den „verhaltensinteressanten Problemschülern“ beschreiben. Ich finde es auch gut, dass Sie differenzieren zwischen Ihrer Gesamtschule und Brennpunktschulen. Ich hatte mir gewünscht, dass Sie etwas Positives antworten würden und freue mich über Ihre Antwort.

Sybille, 48
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Manchmal ist das auch nicht Magie, sondern nur Ignoranz.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Für mich hat sich folgende Strategie bewährt: Niemals einen Schüler in die Enge treiben, damit kann man Eskalation z. T. vermeiden. D. h. Fehlverhalten ansprechen und mögliche Konsequenzen aufzeigen, aber dabei mindestens 2 Möglichkeiten aufzeigen. Damit hat der Schüler die „Wahlmöglichkeit“ und fühlt sich nicht so unter Zwang. Z. B. : „Entweder du bringst das jetzt wieder in Ordnung, oder ich rufe deine Eltern an. Was möchtest du?“ Das funktioniert aber nicht in der „heißen Phase“. Man muss dem Kind in der heißen Phase eine Ausweichmöglichkeit lassen. Das ist oft schwierig. Bei Kindern, die öfter „Ausraster“ haben, hat es sich bei uns bewährt; ihnen zu sagen, sie dürfen kurz raus, um sich zu beruhigen. Das ist natürlich unter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten problematisch. Aber es hat meist funktioniert.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Schüly- und elternkonforme Noten und Entscheidungen – gelle?!

Das ist tatsächlich kein Glück – das ist Taktik! 😉

Nun, andere fahren diese Schiene nicht.

Was auch immer Sie machen oder lassen – es gibt nicht nur die Insel der Taktikseligkeit.

Bei uns war mehrfach die Polizei – sowohl Schülys wie auch Lehrys wurden bedroht und attackiert.

Eine Nachbarschule hat eine Standleitung zur Polizei – warum wohl? Alle unfähig oder vielleicht doch eher, nun, „schwierige“ Schülyklientel?!

WDM darf sich Gedanken machen….

Heinz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Also mir ist im Referendariat das erste „Arschloch“ entgegengeschallt. Gab entsprechende Konsequenzen obwohl die Eltern mich der Lüge bezichtigten.

Anonym
1 Jahr zuvor

Wer nichts dergleichen am eigenen Leib erlebt hat, kann sich glücklich schätzen. Ich wurde selbst bereits als Gymnasiallehrer im Internet verschmäht; die Verursacher nicht zu finden und die SL hat es kleingeredet. Die Polizei erklärte, dass eine Anzeige ins Nichts verlaufen würde und mir solle doch bewusst sein, dass ich die Zukunft der Kleinen sonst zerstören würde…

Eine Freundin an der Grundschule muss tagtäglich verbale und nonverbale Entgleisungen von Grundschülern ertragen; „A*schl*ch“ oder Anspucken sind noch harmlos. Wer nun schockiert reagiert, war entweder auf einer Dorfgrundschule oder dessen Grundschulzeit liegt in einem Jahrhundert zurück, in dem Anstand und Respekt noch zur basalen Erziehung zählten.

Eine weitere Freundin ist seit kurzem an der Gesamtschule. Zuletzt wurde sie als „H*re“ und „F*tze“ bezeichnet. Absolut keine Unterstützung von der SL; stattdessen handele es sich um ein I-Kind und sie solle sich ja zusammenreißen. Einen anderen Tag wurde sie im Unterricht auf arabisch mit Schimpfwörtern beleidigt; da meine Freundin selbst der Sprache mächtig ist, hat sie es noch mitbekommen. Auch hier blieb die SL tatenlos. Mittlerweile hat sie schlichtweg Angst zur Schule zu gehen; ich habe ihr bereits dazugeraten, sich mit Pfefferspray auszustatten. Noch ist keiner handgreiflich geworden, aber die Angst ist da.

Dieser Post soll sich nicht gegen respektlose Gymnasiasten, I- oder Migrantenkinder richten. Stattdessen soll er nur zeigen, was die Realität an vielen Schulen ist. Wenn man von Gewalt gegen LuL hört, denkt man häufig an extreme Fälle wie zuletzt mit der erstochenen Berufsschullehrerin. Aber den Großteil machen Beschimpfungen, Verschmähungen und Respektlosigkeiten im Alltag aus, gegen die man häufig keine Handhabe hat. In keinem anderen Beruf sind Akademiker so oft Erniedrigungen ausgesetzt wie es im Lehrerberuf der Fall ist- zum Teil auch gesellschaftlich toleriert, denn es sind ja nur liebe Kinder, die „frech“ sind und waren wir mal nicht alle jung und haben den faulen LuL Streiche gespielt? Auf den Hilferuf aus Schulen wird nur mit Unterständnis, Spott und Hohn reagiert.

Lösung? Ich habe keine. Es wird immer schlimmer. Dieses Problem kann die Politik alleine nicht lösen. Dazu müsste sich die Gesellschaft grundlegend ändern- wozu sie allerdings kaum bereit ist.

Ragnar Danneskjoeld
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anonym

Darf ich Sie – Ihre Freundin an der Gesamtschule kann ich ja leider nicht fragen – warum sie dann nicht der SL im Wiederholungsfall die Pistole auf die Brust setzt im Sinne von „entweder da passiert jetzt was oder ich ich passiere hier die nächste drei Monate nicht“?

Bla
1 Jahr zuvor

– Weil einige SL selbst stark überfordert sind?
– Weil einige SL dem Zusatzstress aus dem Weg gehen wollen? (Image, Streit, Rechtsstreit usw.)
– Weil einige SL fragwürdige Personal- und Entscheidungskompetenzen aufweisen
– Weil oft eine Art von Hierarchie gilt?
– Weil einige SL selbst gegen das Kollegium handeln, statt es zu stützen
– Weil einige SL selbst Aggressoren sind? (Komisch, dass das hier noch nicht angesprochen wurde … Gewalt durch die SL/Führungsebene ist durchaus ein Thema – aber halt v. A. Psychischer Art)
-> Warum beschweren sich viele generell nicht?
-> Warum haben einige sogar Angst oder werden depressiv/Burn-Out/Suizid(-versuche)
–> Braucht man nur mal schauen, wie oft sowas in Bezug auf das Referendariat Thema ist. Aber eben v. A. be- und verschwiegen wird von den Betroffenen (und auch anderen).

Anonym
1 Jahr zuvor

Ja, klar, können Sie. Meine Freundin ist Beamtin auf Probe und traut sich da wenig, in ihrer Probezeit „negativ“ aufzufallen. Ich habe ihr geraten, einfach zu kündigen, allerdings ist sie bereits im Bewertungsprozess, und es ist alles sehr undurchsichtig, ob sie dann irgendwo anders wieder problemlos von vorne anfangen kann. Sie meinte, vorerst würde sie das alles zu ertragen und sich später einfach in das Dienst-nach-Vorschrift flüchten….
Das ist natürlich sehr traurig, aber als Beamter hat man wenig Möglichkeiten, sich zu wehren. Und als junge Lehrer ist einem häufig nicht klar, welche Rechte einem im schulischen Umfeld zustehen und was alles als guter Pädagoge toleriert werden muss. Der Personalrat ist übrigens eng mit der SL in Kontakt und wenig von Hilfe. Ich möchte nicht ins Detail gehen, damit ihre Anonymität gewahrt wird, aber die Situation vor Ort ist wirklich übel.
Ich möchte noch ergänzen, dass sich nicht nur heutzutage die SuS und Eltern verändert, sondern auch die LuL. Die meisten heutigen fertigen Lehrer, die das Ref abschließen, sind meist noch sehr jung, fahren eine „Kuschelpädagogik“ und versuchen den Kumpel- und Lernbegleiter Weg zu gehen (dazu zähle ich meine genannten Freundinnen und mich übrigens auch). Gegen SuS, wie oben beschrieben, ist man dann häufig nicht gewachsen, weil man selbst einfach zu soft ist. Typen mit Ecken und Kanten, die man häufig unter den KuK trifft, die heute in ihren 50ern und 60ern sind, sind da häufig besser gerüstet und können mit verbalen und nonverbalen Entgleisungen besser umgehen, indem sie diese SuS entweder sofort in die Schranken verwiesen werden oder aber jeden Spruch ernst nehmen. Solche KuK werden heutzutage kaum noch „produziert“, da sie auch von den Pädagogikfachleitern schlichtweg nicht gewüscht sind.

Last edited 1 Jahr zuvor by Anonym
Silja
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anonym

Ich glaube, dass die wenigsten Lehrer ihre ganzen „Ecken und Kanten“ schon in ihre Lehrerausbildung mitbringen. Meiner Erfahrung nach wurden die dort auch nie „produziert“.
Die langjährigen Erfahrungen im Beruf und das stetige Weiterentwickeln der eigenen Lehrerpersönlichkeit dabei führen m.E. dazu, dass viele von uns ihre zaghaft-softe Seite irgendwann ablegen können (!) und nach und nach mit mehr Direktheit und robuster Ansage ihre Lerngruppen führen.
Es führt auch zu mehr Variabilität in der Reaktion auf herausfordernde Situationen, einfach weil der angesammelte Erfahrungsschatz so viel größer ist. (Wachsen an den Herausforderungen)
Wer aber schon zu Beginn seines Berufslebens darauf eingestellt ist, Dienst nach Vorschrift zu machen, um sich zu schützen, der ist in diesem Job für mich falsch. Man braucht eine große Menge an innerer Motivation um durchzuhalten. Wenn die jetzt schon fehlt, dann tut man seinen Schülern, den Kollegen und vor allem sich selbst keinen Gefallen, an diesem Beruf festzuhalten.

Georg
1 Jahr zuvor

Laut der Definition in der Studie werde ich regelmäßig Opfer von Gewalt. Laut meiner eigenen Definition noch nie, zwei mal wurde wegen einer schlechten Note mit einem Anwalt gedroht, was aber nicht passiert ist.

Was ist also von der Studie zu halten? Meiner Meinung nach nichts, weil sie den tatsächlichen Opfern einen Bärendienst leistet.

Das Amt braucht man tatsächlich nicht einzuschalten, weil von denen nichts zu erwarten ist, was Arbeit macht oder an die Fürsorgepflicht erinnert. Aber sicherlich gibt es auch Schulleiter, denen der Ruf der Schule wichtiger ist als das Wohlergehen des Personals.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was ist also von der Studie zu halten? „Meiner Meinung nach nichts, weil sie den tatsächlichen Opfern einen Bärendienst leistet.“

Ganz meine Meinung. Über das Disziplinarrecht werden wir die Situation nicht meistern, sondern uns vielmehr nur verschleißen oder zum Opfer machen.

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Klar, Jugendliche und Kinder haben naturgemäß noch keine voll ausgebildete Kontrolle über ihre Emotionen und reagieren daher in manchen Situationen extrem und unangemessen.

Was die Situation wirklich schlimm macht ist das Verhalten der beiden anderen Beteiligten neben den Lehrern und ihren manchmal verbal und körperlich aggressiven Schülern.

Die Eltern hätten eigentlich die Aufgabe das Verhalten der Frucht ihrer Lenden durch Erziehung und Grenzen setzen im Vorfeld schon mal in die richtige Bahn zu lenken. Im Falle solcher Vorfälle wäre es ihre Aufgabe konsequent an der Beseitigung mit zu wirken.
Heute ist Erziehung sowohl aus zeitlichen Gründen als auch aufgrund „pädagogischer“ Erwägungen weitgehend aus dem Augenmerk der Eltern verschwunden.
Kindern werden keine Grenzen mehr gesetzt. Grenzen engen ein. Kinder sollen sich absolut frei entfalten. Prima, damit wird die Erziehung um einiges einfacher.
Kritik an den Kindern? Ihr Kind beleidigt Lehrer, mobbt diese und wird sogar handgreiflich. So etwa wird empört zurück gewiesen.
Wie kommt der Lehrer darauf das arme Kind zu beschuldigen. Wahrscheinlich hat er es nur durch sein eigenes Verhalten provoziert oder erlügt schlicht und ergreifend.
Erziehung wurde durch Desinteresse, Egoismus und ein völlig falsches Bild der eigenen Rechte ersetzt.

Die Ministerien haben jahrelang fleißig daran gearbeitet das Bild der Lehrer in der Öffentlichkeit zu demontieren. Das war nötig um das eigene Versagen auf die Lehrer abwälzen zu können.
Wenn jetzt die Folgen in Form von Aggression gegen die Lehrer zu Tage treten, dann ist von Ministerium für die Lehrer keinerlei Unterstützung zu erwarten.
Im Gegenteil, das Ministerium hat ein elementares Interesse daran solche Vorteile zu ignorieren oder sogar aktiv zu vertuschen. Einerseits hätte eine Unterstützung der betroffenen Lehrer für das Ministerium negative Konsequenzen wie Arbeitsaufwand und Konflikte mit Eltern. Andererseits würde es schlecht für das als makellos dargestellte Bild der Schulen. Wie würde das denn wirken, wenn so was an die Öffentlichkeit käme.
Also ist das ganze für das Ministerium ein privates Problem der Lehrer. Am besten spricht man gar nicht darüber und verbucht es als Teil des Berufsbilds. Warum auch so empfindlich? Ist alles mit im Lohn drin.

Ich glaube, dass das Problem in Zukunft noch wachsen wird und dass die Lehrer weder von den Eltern noch von ihrem Dienstherren Unterstützung zu erwarten haben.
Warum nicht? Weil es für beide ohne Konsequenzen geht.

Ich persönlich kann nur raten jeglichen Vorfall der Schulleitung zu melden und ihn zumindest privat ausführlich schriftlich zu dokumentieren. Ab einer nicht all zu hoch angesetzten Grenze würde ich auch zu einer Anzeige raten.
Sinnvoll ist es auch nach solchen Vorfällen einen Psychologen auf zu suchen. Am besten in der Dienstzeit. Dann sind eventuell auftretende psychische Probleme schon mal wasserdicht dokumentiert. Wer weis wann man in den Bereich einer Dienstunfähigkeit kommt? Eventuell kurz vor der Rente?

Auch wenn es Arbeit macht, man darf sich so was nicht gefallen lassen. Nicht von den Schülern, nicht von den Eltern und auch nicht vom Ministerium.

Im Notfall ist man eben wegen einer psychischen Erkrankung mal länger erkrankt. Mal sehen ob die Eltern noch genau so verständnisvoll sind, wenn sie sich selbst um den Nachwuchs kümmern dürfen, weil der Lehrer mit einer Angststörung in Kur ist.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Zitat:“Ich glaube, dass das Problem in Zukunft noch wachsen wird und dass die Lehrer weder von den Eltern noch von ihrem Dienstherren Unterstützung zu erwarten haben.
***Warum nicht? Weil es für beide ohne Konsequenzen geht***“

Und genau das ändert man ganz einfach und inoffiziell auf dem kurzen Dienstweg.
Flurfunk.
Nebengespräch.
Gute Kollegen sind ein Segen.
Und man selbst sollte auch ein guter Kollege sein, wenn andere Kollegen betroffen sind.

Das spricht sich schnell rum.

Rainer Winkler
1 Jahr zuvor

Wir müssen auch berücksichtigen, dass man in vielen Berufen Gewalt erfährt, die auch deutlich schlechter entlohnt werden.
Wenn man seine Klasse im Griff hat und Autorität ausstrahlt, dann erfährt man auch keine Gewalt.

Luh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rainer Winkler

Noch nie mit traumatisierten Kindern gearbeitet oder? Da kann man noch der kompetenteste Lehrer sein. Wenn diese Kinder etwas triggert, ist man oft mit allen pädagogischen Mitteln trotzdem nicht in der Lage, die Situation zu beherrschen. Die Zahl der traumatisierten Kinder und Jugendlichen nimmt stetig zu, also auch die Gewalt. Da kann das classroom management noch so super sein!

Rainer Winkler
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luh

Du hast recht. Das Thema habe ich übersehen, aber eigentlich sollte in diesem Fall auch nicht ein einzelner Lehrer verantwortlich sein, sondern da braucht man pädagogische Unterstützung.

Allerdings finde ich gut, dass du mir zustimmst, dass bei normalen Kindern die Autorität der Lehrperson ausreichend sein sollte.

Rainer Winkler
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luh

Du hast recht, bei traumatisierten Kindern, ist die Lage anders, aber eigentlich (auch wenn es in der Praxis selten der Fall ist) sollte da eine Intensivbetreuung stattfinden.

Aber ich finde gut, dass du mir zustimmst, weil bei normalen Kindern, ist die Autorität der Lehrperson sehr wichtig.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luh

Vielleicht Notfallknopf unter dem Lehrertisch und Security-Personal im Hause….wenn’s so weitergeht… 🙁
Die Schwester meiner früheren Schulfreundin (Lehrerin an berufsbildender Schule) arbeitet inzwischen nur noch mit Schutzweste und trägt Pfefferspray bei sich. Kein Witz.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Boah – wie furchtbar ist das denn?

Und sollte sie je das Pfefferspray benutzen müssen, kriegt die eine Anklage wegen Körperverletzung.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Das mit der möglichen Anklage ist mir auch schon zu Ohren gekommen. Geht, glaube ich darum, ob man Notwehr nachweisen kann. Wollte mich da bei Gelegenheit näher informieren.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Bitte nicht Pfefferspray! Ist grundsätzlich verboten!
Es gibt aber andere Abwehrsprays, die man in Notwehr benutzen darf!

Realo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rainer Winkler

Ich selbst wurde auch schon bedroht und beschimpft. Kolleginnen wurden beschimpft. Wir haben unsere Klassen im Griff, strahlen mit Sicherheit auch eine gewisse natürliche Autorität aus. Leider waren die Täter in allen Fällen entweder Schüler einer anderen Klasse, oder Schüler einer naheliegenden Schule.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rainer Winkler

Es kann jede/n treffen. Klar spielt die Persönlichkeit/Autorität des Lehrers eine gewisse Rolle. Aber die Hauptrolle spielen die gesellschaftlichen Probleme in und um Schule und Politik (Erziehung/Bildung versus Aufbewahrung, geringe Wertschätzung des Lehrerberufs, mangelnde Konsequenzen …).

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das sehe ich genauso!
Rund um Schule hat sich so viel verändert, mit dem die Kinder nicht mehr klarkommen, das die Kinder in Regellosigkeit zurücklässt, das aber auch Kinder – mehr oder weniger – gezielt gegen Schule aufbringt.
Das ist der Nährboden für Entgleisungen bis hin zu geplanter Gewalt.

Lehrer sind in der Regel alleine. Das ist m.E. der große Unterschied zu anderen Berufen, die ähnlich irrationaler Gewalt ausgesetzt sind: Polilzisten, Sanitäter etc. müssen sich leider ähnlich angreifen lassen – sind aber in der Regel nicht alleine, nicht mit 30 über „die sind ja noch Kinder und können das halt noch nicht so unterscheiden“ -entschuldigten Unerzogenen alleine in einem Raum, ohne die Situation irgendwie auflösen zu können.

Lehrer müssen obendrein Angst haben, dass sie „von oben“ alleine gelassen werden, dass man ihnen die Schuld für die Probleme gibt, dass die Schulgemeinde es „nicht wahrhaben“ will und auf der Version besteht „an unserer Schule gibt es sowas nicht“ – von Eltern gerne „mein Kind macht sowas nicht“.
Lehreraussagen werden ganz offen angezweifelt, uns wird oftmals mehr oder weniger offen vorgeworfen zu lügen! Von Eltern und Schülern.

Und da ist dann keine neutrale Instanz, die SOFORT eingreift und die Vorgänge zum Schutz der Lehrkraft klärt.
Im Gegenteil – aus Personalmangel muss man selbstverständlich „morgen“ wieder in die gleiche Klasse, die gleiche Lerngruppe mit den gleichen „Störenfrieden“ (wenn man es mal sehr wohlwollend ausdrücken möchte) gehen und sich wieder ungeschützt und in der defensiven Position dem Wahnsinn aussetzen.
Eskalationen sind damit doch vorprogrammiert!

447
1 Jahr zuvor

Sind sie nicht.

Es gibt ewige Grundsätze. Einer davon ist, dass die Lehrkraft tabu ist.

Wer die verletzt, kriegt Konsequenzen.

Jedenfalls in meinem Kollegenkreis.

Man kennt sich, man hilft sich (egal was in Vorschriften steht) – das spricht sich unter Schülern blitzschnell herum. Und dann ist Ruhe.

Wer das „böse“ oder „autoritär“ findet kann das gerne tun – und sich weiter bepöbeln/tangieren lassen, seine Lebenszeit auf stundenlangen (und nix bringenden) „Konferenzen“ verschwenden…nur zu.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ja, kollegialer Zusammenhalt ist enorm wichtig! Leider ziehen da nicht immer alle Kollegen mit (zum Glück während meiner Dienstzeit nur wenige).

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja, es wird häufig auch von oben herab auf die „Schwächlinge“ geschaut….

Die „müssen“ ja einen Makel haben….

Das vertreibt auch das letzte bisschen Selbstvertrauen.

Kein Verständnis, bis sie zum ersten Mal im Vertretungsunterricht Kontakt mit der Realität haben.

Aus dem Nichts heraus angepöbelt, bedroht, beschimpft, sich geprügelt und zu dritt wutentbrannt den Klassenraum verlassen….

Da hilft es nur, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun. …

… Die solche Erfahrungen bereits gemacht haben.

Und bereit zu gegenseitiger Hilfe sind.

Die das offen zugeben und sich n i c h t schämen, mit der Situation nicht klargekommen zu sein.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ja, Scham spielt sicher eine große Rolle, Viele Lehrer geben ungern Schwächen oder Fehler zu.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Gut, dass das Kollegium in Ihrer Schule zusammen hält. So sollte es sein. Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, es anders zu handhaben.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor

Ich empfehle angehenden Lehrkräften, sich während des Studiums ihr Zubrot in einem nachts geöffneten Gastronomiebetrieb (nicht Restaurant) hinzuzuverdienen.
Wer dort gut zurechtkommt, hat zumindest bessere Chancen, sich auch in einer Klasse durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Ich hatte an einer anderen Stelle im Forum zum Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“ schon einmal angeregt, diesen möglichst gewaltlose, aber effektive Selbstverteidigung beizubringen. Das Festhalten eines ausgerasteten Kindes oder Jugendlichen sollte außerdem erlaubt sein, um es selbst und andere vor Schäden zu schützen. Niemand sollte hilflos zusehen müssen, wie mehrere Stühle geworfen werden. Es sollte auch selbstverständlich sein, jemanden, der einem (bedrohlich) zu nahe tritt, zurück weisen zu dürfen.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Liebe @TaMu,
bin ich absolut gleicher Ansicht!

Mathelehrer86
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Das Festhalten eines ausrastenden Kindes ist selbstverständlich erlaubt! Ich weiß nicht, warum viele Kollegen meinen, dass sie in einem solchen Fall nicht körperlich eingreifen dürften (natürlich verhältnismäßig). Es ist übrigens auch in anderen Fällen erlaubt, körperlich einzugreifen. Anbei ein Beispiel für ein Gerichtsurteil: https://openjur.de/u/281524.html

Bitte immer den Selbstschutz beachten und wenn möglich auf körperlose Möglichkeiten zurückgreifen – nicht, dass hier jemand denkt, ich befürworte es, bei jedem „möglichen“ Anlass Schüler unsanft anzufassen, etc.

Ebenso ist es erlaubt, jemanden, der einem zu nahe tritt, zurückzuweisen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mathelehrer86

Ob Festhalten erlaubt ist oder nicht, zum Schutz der Kinder (auch dem ausrastenden Kind), habe ich es des öfteren praktiziert/ praktizieren müssen. Es gab deswegen nie Ärger (für mich ab und zu einen blauen Fleck) . Geht aber nur an der GS, bei größeren Schülern hat man da keine Chance. Selbst die Kleinen können schon unheimliche Kräfte entwickeln.

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mathelehrer86

Ich war mir nicht mehr sicher, ob das Festhalten noch erlaubt ist, da in einigen Kitas bereits die Polizei gerufen wird, wenn ein Kind einen Wutanfall hat, mit Stühlchen wirft und dann womöglich alleine nach Hause geht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Wenn bei uns Stühle geworfen werden oder jemand völlig ausrastet, wechselt der Rest der Gruppe – wenn möglich! – in den Nebenraum.

Da gehen dann die SBGs mit, wir haben keine Doppelbesetzungen.

Es gibt Räume, da ist das nicht möglich. Da wird dann ein Schüly ins Büro geschickt – jemand von der SL muss kommen.

Das klappt oft, aber nicht immer.

Jedenfalls sind wir nicht mehr komplett hilflos – wir haben einen Notfallplan.

Liegt im noch analogen Klassenbuch, da nicht sicher ist, sich in einer derartigen Stresssituation an den Plan zu erinnern.

Es gibt Klassen, da sollte man nur mit Anwalt rein.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Also bei Ihnen gibt’s freie Nebenräume in dem Sinne, dass die noch nicht voll sind? Das kann man aber wohl nicht neben JEDEM Klassenzimmer haben.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Kann ich nur ausdrücklich bestätigen.

Reale Erfahrungen in der ungefilterten (!) Realität sammeln – da kann man über die meisten Problemschüler nur lachen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Aber diese Realität war vorher an unseren Schulen! Problemschüler werden irgendwann groß und damit werden die Probleme größer. Daran denken unsere Politiker/KuMis nicht!

klm
1 Jahr zuvor

Was ist denn so schlimm am Verhalten der Jugendlichen? Ist allen Erziehern nicht seit vielen Jahren gepredigt worden, die Schüler selbstbestimmt lernen (agieren) zu lassen in ihren kreativen Impulsen möglichst nicht zu unterdrücken? Anderes Handeln gehörte zur „Rohrstockpädagogik“!
Und wurden die Rechte von Schülern und Eltern nicht über die Maßen gestärkt, damit Lehrer ja nicht zu eigenwillig handelten und sich für dieses „kinderfeindliche“ Verhalten oftmals lang und breit rechtfertigen mussten?

Dass viele Schüler und Eltern im Laufe der Zeit jeden Respekt verloren und ihr eigenes Versagen als Schuld der Lehrer ansahen, ist ist nur die Konsequenz falscher Erziehungs- und Lerntheorien, die sogar wissenschftlich begründet wurden und daher nicht als Ideologien galten, sondern als neues und fortschrittliches Wissen. Wer widersprach und sich auf sein anderes Erfahrungswissen berief, wurde als Reaktionär und Ewiggestriger angesehen, der nur zu bequem war, sich von alten Zöpfen zu trennen.

Es ist schon ein Jammer, wie die Schulen seit Jahren und Jahrzehnten „reformiert“ werden. Man darf gespannt sein, ob überhaupt Lehren aus der Verschlimmerung ihrer Zustände gezogen werden. Wahrscheinlich wird alles nur kleingeredet und auf schicksalhafte Ursachen geschoben wie Corona oder Ukraine-Krieg.

Se Länd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich auch *holt das Popcorn raus*

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Welche Erklärung offeriert denn die Redaktion? Es ist doch ausgesprochen plausibel, dass eine „konsequenzenlose Pädagogik“ zur Folge hat, dass die Kinder ausloten, wie weit sie gehen können. Die meisten Eltern erwarten eigentlich, dass die Schule für Ordnung sorgt, und halten nichts von dem Laissez faire. Und diese „konsequenzenlose Pädagogik“ fiel nicht vom Himmel, sondern wurde scheibchenweise eingeführt, natürlich mit Wissen der staatlichen und pädagogisch-wissenschaftlichen Autoritäten.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Echte Ursachenforschung ist politisch nicht gewollt, weil das in Kreise führt, die Sie mir unterstellen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Aber woran lag es, dass das zu meiner Schulzeit so nicht passierte? „Harte“ Strafen gab es nicht, der Rohrstock war abgeschafft, man konnte zu einer Stunde Arrest verdonnert werden (aber nicht im Karzer wie in der Feuerzangenbowle, sondern in einem normalen Zimmer in der Schule), und wer sich wirklich schlecht benahm, musste damit rechnen, die Schule zwangsweise zu verlassen. Genau das scheint heute abgeschafft zu sein und macht die jugendlichen Täter und deren Eltern so sicher, dass ihnen eben nichts passiert. Eine Justiz, die die Täter schützt und die Opfer quasi hilflos ausliefert, ist irgendwie absurd. Mit Demokratie hat das nichts zu tun.
Was passiert eigentlich im Berufsleben, wenn sich Azubis oder andere junge Leute schlecht benehmen? Sie werden gefeuert, na klar. Und was passiert wohl bei der Bundeswehr, wenn Rekruten die Ausbilder angreifen?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Eben das.

Die erste und grundlegende Maßnahme ist immer die Stabilisierung der eigenen Autorität.

Und wer den von Ihnen erwähnten Quatsch glaubt – nun ja, „Lernen durch Schmerz“.

Komischerweise geht es mir so wie Ron – natürlich gibt es potentiell gewalttätige Schüler und auch beleidigende Schüler…die ordnet man halt unter.

Konferenzen & Co. bringen eh nix (außer massiver zeitlicher Belastung für die Lehrer), da dort nicht gestraft wird, dies ja sogar ausdrücklich ein unerlaubtes Maßnahmenziel wäre.

Heinz
1 Jahr zuvor

Ein körperlicher Angriff wär für mich eine rote Linie und würde IMMER zu einer Anzeige führen, egal wie alt der Schüler ist und was die Schulleitung dazu sagt.
Bei uns in der Schule wird mittlerweile viel mehr angezeigt, auch was Drogen, Gewalt und Waffen angeht, weil die Schulleitungen selbst aufgefordert wurden, häufiger anzuzeigen, damit Fälle und Intensivtäter bekannt sind, dabei spielt es keine Rolle, ob jemand unter 14 Jahre alt ist, es geht hier mehr um den symbolischen Charakter.

Entsprechend würde ich selbst also auch vorgehen. Eine Beleidung durch Schüler, hat wohl jeder schon erfahren, da gab es die entsprechenden Konsequenzen direkt von meiner Seite, die dann nicht ohne waren. Ich glaube dass die Schüler hier auch erst lernen müssen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist.

Wenn Eltern mich beleidigen würden, und es dafür Zeugen geben würde, würden diese sofort von mir angezeigt. Was sich Eltern mittlerweile erlauben ist eine Zumutung, ich weiß, dass in internen Chatgruppen teilweise auf das übelste gemeckert und gelästert wird, sollte mir dies mal einer zeigen, um seinen Standpunkt zu untermauern, dass ja „ALLE Eltern der gleichen Meinung sind“, würde ich die Aggressoren sofort anzeigen. Solange sie sich das noch nicht trauen, ist es mir egal, wenn sie sich intern auskotzen.
Entsprechend würde ich auch bei Verleumdung reagieren.

Bei Schülern würde ich lediglich körperliche Gewalt oder wiederholte, trotz Ordnungsmaßnahmen, nicht aufhörende verbale Gewalt anzeigen.

Aber auch bei Gewalt untereinander (egal ob zwischen Schülern oder zwischen Eltern) raten wir mittlerweile vielen Eltern zur Anzeige.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

Tja, und was machen, wenn so ein Schülerverhalten von allen entschuldigt wird? Von der Schulleitung, der Schulaufsicht und der höchsten Dienstvorgesetzten?

Ich habe mittlerweile alles durch und so viel v.a. psychische Gewalt erlebt und nirgends Unterstützung erhalten, nirgends. Das fing an bei bereits erwähnten verbalen Ausfällen eines Kollegen und Empfehlung sich zu suizidieren, was zur Folge hatte, dass MIR vorgeworfen wurde, ich hätte den Ruf der Schule beschmutzt, weil ich Konsequenzen gefordert habe. Es endete bei verbalen Entgleisungen von Schülern, was zur Folge hatte, dass mir Abmahnungen ausgesprochen wurden einschließlich Androhung von Kündigung und man erwartete von mir, ich müsse Vorbild sein und die Entschuldigung des Schülers annehmen, wozu ich nach wie vor nicht bereit bin.

Man hat zwei Mal versucht mich für paranoid zu erklären wegen dieser ganzen Geschichte und erwartet immer noch von mir, dass ich über mich ergehen lasse, von allen wie der letzte Dreck behandelt zu werden. Außer Spott und Häme habe ich nichts erhalten.
Ich frage mich seit geraumer Zeit wirklich, was in diesem System so unfassbar kaputt ist und wie es so weit kommen konnte.

Und ich gehöre trotzdem nicht zu der Fraktion „Schülern und Eltern wurden zu viele Rechte gegeben“. Auch Schüler haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung und Bildung. Uch dafür würde ich mich trotzdem immer einsetzen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Anne S.
Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

@Anne S.

Liebe Anne S.,

das klingt alles ganz grausig! Und es tut mir Leid, dass Sie solche Erfahrungen machen mussten.
Offensichtlich hatten Sie es da an unterschiedlichen Stellen mit – sorry – ziemlichem „Bodensatz“ zu tun.

Mir fiel da sofort dieser Kontakt ein:
https://weisser-ring.de/

Ich weiß auch, dass es zumindest in vielen Großstädten einen „Krisendienst“ gibt – die Beratung ist oft auch anonym telefonisch möglich. (Dazu hatte ich zu Beginn des ersten Lockdowns etlichen „gebeutelten“ Elternteilen geraten und reichlich positive Rückmeldungen bekommen.)
Im Internet als Suchbegriffe den eigenen Ortsnamen und dann entweder „psychosozialer Krisendienst“ oder „Sozialpsychiatrische Dienst“ eingeben.
Ein weiteres Beispiel als Start zum „Quergoogeln“: https://www.psychenet.de/de/hilfe-finden/schnelle-hilfe/krisenanlaufstellen.html

Von einer Kollegin, die ich aus Fortbildungen kenne, weiß ich, dass manchmal nur eine Versetzung helfen kann.
Sie hat auf diese Weise nach langer Leidenszeit schließlich doch erfahren können, dass man ihr andernorts ganz anders begegnet – da hat es wahrscheinlich vorher auch nicht an ihr gelegen … Man kann die Dame regelrecht aufblühen sehen!
(Falls Sie diese Möglichkeit für sich sehen, dann sollten Sie sich eine gute Strategie überlegen und sich ggf. gut beraten lassen … falls es die Möglichkeit zu einer vertrauensvollen und wertschätzenden Unterstützung seitens guter Personalräte in Ihrem Umfeld gibt. Häufig kennen besonders die Schwerbehindertenbeauftragten bei Gewerkschaften/Verbänden gute Kontaktadressen.)
Wenn das Ganze Ihre Gesundheit beeinträchtigt (wovon nach Ihren Schilderungen auszugehen ist), dann sollten Sie sich auch ärztliche Unterstützung holen und erst einmal wieder in Balance kommen. Der Arzt wird wissen, ob das im „laufenden Betrieb“ möglich ist.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute!

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke für die netten Worte. Ich bin in psychologischer und juristischer Betreuung. Das ist, was von dem ganzen Unsinn übrig bleibt.

Es ist wohl leider so, dass der „Bodensatz“, wie Sie sagen, nicht selten ganz oben am Hebel sitzt und seine Einflussmöglichkeiten und Beziehungen ausspielt. Und das auch bewusst.

Solange da von verschiedenen Institutionen aus mitgemacht wird, wird sich nichts ändern.

Ich hoffe, dass diese Debatte zum Thema Gewalt (aus allen und in alle Richtungen) zum Umdenken animiert.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne S.

@Anne S.

„Es ist wohl leider so, dass der „Bodensatz“, wie Sie sagen, nicht selten ganz oben am Hebel sitzt und seine Einflussmöglichkeiten und Beziehungen ausspielt. Und das auch bewusst.“

„Bodensatz“ … „nicht selten ganz oben“ …
In jeder Hinsicht: Verkehrte Welt. 🙁

Der Lichtblick ist allerdings, dass es Menschen gibt, die Sie unterstützen.

Es wird u.U. noch einige Zeit dauern, aber es wird für Sie auch wieder besser.
Und als „Bonus-Material“ werden Sie aus diesem „ganzen Unsinn“ für Sie selbst wichtige und hilfreiche Erkenntnisse für Ihre (!) Zukunft ziehen.
Ihre derzeitige „Gegenüber“-Mannschaft ist dazu eventuell gar nicht in der Lage … Solche Leute stagnieren oft so vor sich hin, nicht selten sind die – in Jugendsprache – reichlich „lost“ im Sinne von „unsicher“.
Vielleicht braucht es auch darum viele, um sich Ihnen buchstäblich „gegenüber“stellen zu KÖNNEN? Auch so etwas muss man sich dann mal klar machen. Würden sich die einzelnen Personen auch ohne das Wissen der Mannschaftsstärke dieselben Aktionen zutrauen? … Na also. 😉

Und jetzt vergessen Sie bitte für den Rest des Wochenendes diese … Zeitgenossen.
(Ja, ganz genau: Das Wort „Menschen“ habe ich in diesem Post nur 1x benutzt, das war kein Zufall!)

So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Chapeau ! @ Pit2020

TaMu
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Da schließe ich mich an… alles Gute, Anne S. Es macht mich betroffen, wie so viele andere Berichte hier auch.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

Aber „Anzeige“ bedeutet doch wohl hauptsächlich „Akten anlegen“ und später „Verfahren einstellen“.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Fazit: Dieser Artikel liefert einige Gründe für den gegenwärtigen Lehrermangel. Es ist fast Ironie, dass früher immer geklagt wurde, wie sehr die Kinder unter der Gewalt durch Lehrer litten. Man fällt von einem Extrem ins andere und merkt es nicht einmal.

Mutter
1 Jahr zuvor

Ich bin keine Lehrerin! Eigentlich wollte hier Partei für alle Lehrer ergreifen, weil ich diese Zustände unerträglich finde und es nicht verwunderlich finde, wenn es an Lehrern mangelt. Allerdings werde ich mich nach dem Lesen von Kommentaren hier, die offensichtlich von Lehrern stammen, stark zurückhalten. Ich bin echt entsetzt darüber, wie Sie sich hier gegenseitig angreifen und niedermachen, statt sich zu unterstützen. Da bin ich mir nicht mehr sicher, was die schlimmere Seite ist. Halten Sie zusammen und benehmen sich nicht wie im Kindergarten, dann kann man vielleicht auch was erreichen!