POTSDAM. Normalerweise scheiden Kultusministerinnen und Kultusminister geräuschlos aus dem Amt – nicht so Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst. „Ich habe heute Ministerpräsident Dietmar Woidke meinen Rücktritt als Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg erklärt“, schreibt sie in einer persönlichen Erklärung. Subtext: Es war ihre eigene Entscheidung – nicht die des Regierungschefs.

Im Ministerium, so schreibt die Sozialdemokratin, habe sie „mit sehr klugen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenarbeiten dürfen, die sich mit voller Kraft für Kinder und Jugendliche in unserem Land einsetzen. Auch dafür bin ich unendlich dankbar. Politik für Kinder und Jugendliche zu gestalten, ist sicherlich nicht immer einfach. In der Corona-Pandemie war ein besonderes Krisenmanagement gefragt, für das es kein historisches Vorbild gab. In den vergangenen Jahren hat es dennoch viele Verbesserungen an den Schulen und Kitas, in der Jugendarbeit und im Sport gegeben.“
Das Kernproblem der Bildungspolitik in Deutschland – die Personalnot in Schulen und Kitas – nennt sie eine „wachsende Herausforderung“. Politisches Versagen? Sieht sie offensichtlich nicht. Der Lehrermangel sei „im Kern durch den demografischen Wandel verursacht (..). Er wird uns überall in Deutschland in den nächsten zehn bis 20 Jahren begleiten.“ In Brandenburg habe die Landesregierung in der vergangenen und in dieser Legislaturperiode viele gute und richtige Entscheidungen zur Sicherung des Unterrichts getroffen, „indem wir beispielsweise die Zahl der Studienplätze für das Lehramt deutlich erhöht und mit dem neuen Standort in Senftenberg weiter gesteigert haben. Gleichzeitig haben wir systematisch Seiteneinsteigende qualifiziert und eingestellt.“
„Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir die anstehenden Herausforderungen nur mit maximaler Geschlossenheit bewältigen werden. Diese Geschlossenheit ist nicht mehr gegeben“
Dann lässt Ernst durchblicken, woran sie am Ende gescheitert ist – an fehlender Unterstützung durch die eigenen Genossen. Sie schreibt: „Für mich ist ganz klar, dass wir den Unterricht in allen Regionen des Landes Brandenburgs sichern müssen. Dafür habe ich Vorschläge unterbreitet, wie wir im kommenden Schuljahr den Einsatz vorhandener Lehrkräfte gerechter verteilen und gleichzeitig durch Umwandlung von nicht besetzten Stellen die Schule entlasten können. Diese Pläne haben leider nicht die Unterstützung der SPD-Landtagsfraktion gefunden. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir die anstehenden Herausforderungen nur mit maximaler Geschlossenheit bewältigen werden. Diese Geschlossenheit ist nicht mehr gegeben.“
Sie habe heute meinen Rücktritt erklärt, „damit mit einer neuen Person an der Spitze des Ministeriums ein neuer Anlauf genommen werden kann, um diese Herausforderung für die Schulen in Brandenburg zu bewältigen. Ich wünsche der Regierung des Landes Brandenburg und den sie tragenden drei Fraktionen den nötigen Mut und die nötige Kraft zu dieser Aufgabe. Mein Dank gilt allen, die mich in den vergangenen fünfeinhalb Jahren tatkräftig unterstützt haben.“
Umziehen – und womöglich in einem anderen Bundesland wieder Kultusministerin werden (wie sie es ja schon vor ihrem Brandenburger Engagement in Schleswig-Holstein war)? Kommt offenbar nicht infrage: „Persönlich habe ich in Brandenburg einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden und lebe sehr gern hier.“ News4teachers
Sie ist schon 62 und bekommt sicher eine mehr als ausreichende Pension. Übrigens war sie von Beruf her eher Ökonomin, genau das, was anderen in ihrer Funktion vorgeworfen wurde. Dass die Genossen untereinander nicht einig sind, verwundert nicht. Schließlich gibt es den linken Flügel und den realistisch (also „normal“) denkenden Flügel der SPD.
Nicht vergessen: beim IQB-Bildungstrend war letztens der Abstieg der Werte in Brandenburg abenteuerlich hoch, besonders in Mathematik an den Gymnasien.
Den Rücktritt der Frau Ernst möchte ich hier nicht kommentieren,- ich denke, sie wird nicht die einzige Kultusministerin sein, die zurücktritt.
Was ich aber an dieser Stelle gegenüber der Redaktion news4teachers kritisiere, ist das Foto, welches sie mit ihrem Mann zeigt. Bei welcher anderen Politikerin hätte man den Ehemann mit abgebildet, der in keinem Zusammenhang zum Rücktritt steht. Oder würde man beim Rücktritt von Olaf Scholz auch ein Foto des Ehepaares zeigen?
Das grenzt schon an Frauenfeindlichkeit, als würde Frau Ernst nur durch Ehe mit dem Bundeskanzler wahrgenommen!
Sehr geehrte Jette,
der Ehemann von Frau Ernst ist ja nicht irgendwer. Dass der Bundeskanzler sich – z. B. – beim Bildungsgipfel der Bundesbildungsministerin nicht blicken ließ (genauso wenig wie seine Frau), sprach unlängst Bände. Dass Herr Scholz sich, anders als seine Amtsvorgängerin, in der Corona-Krise nicht um die Schulen scherte, auch. Dass Frau Ernst unter Verweis auf fehlende Geschlossenheit innerhalb der SPD zurücktritt, betrifft – andersherum – auch den Kanzler. So oder so: Der Beziehungsstatus von Frau Ernst ist politisch durchaus relevant.
Sehen auch andere Medien so:
ZDF: „Kanzlergattin: Ministerin Ernst tritt zurück“
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/brandenburg-ministerin-ernst-ruecktritt-100.html
Münchner Merkur: „Britta Ernst überrascht mit Rücktritt als Ministerin: Ehefrau von Olaf Scholz nennt erste Details“
https://www.merkur.de/politik/britta-ernst-ruecktritt-olaf-scholz-ehefrau-ministerin-brandenburg-news-zr-92216213.html
Berliner Zeitung: „Brandenburg: Britta Ernst, Ehefrau von Olaf Scholz, tritt als Ministerin zurück“
https://www.berliner-zeitung.de/news/brandenburgische-bildungsministerin-britta-ernst-tritt-zurueck-ehefrau-von-kanzler-olaf-scholz-li.338910
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das mag sein, hätte dies im Artkel gestanden, wäre das Foto passend. Da aber nichts davon im Artikel erwähnt wurde, fand ich das Foto für diesen Bericht unpassend. Und ich glaube nicht, dass sich die fehlende Geschlossenheit auf ihren Mann bezog,- da hätte Frau Esken als SPD-Vorsitzende auf das Foto gehört.
Die aktuelle Berichterstattung auf News4teachers zur Causa Ernst umfasst zwei Beiträge – der oben stehende sowie der darunter groß verlinkte. Aber auch im vorliegenden Text gibt es einen Bezug zum Privaten, von Frau Ernst selbst: Sie habe in Brandenburg (wo sie bekanntlich mit Olaf Scholz wohnt) „ihren Lebensmittelpunkt gefunden“. Herzliche Grüße Die Redaktion
Jeder weiß wer Scholz ist, welcher Partei er angehört!
Ein Ehepaar tauscht sich normalerweise verbal aus!
Wer hier keinen Zusammenhang sieht ist blind!
In diesem Fall gehört der Ehemann natürlich mit auf das Bild.
Es gibt bestimmt noch Leser hier, denen diese Tatsache nicht bekannt ist!
Wo hat Frau Merkel sich um die Schule geschert? DAS wäre mir neu.
Beispielsweise mit der Notbremse des Bundes – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2021/04/merkel-zeigt-den-laenderfuersten-die-grenzen-auf-die-haben-deutschland-mit-ihrem-nichtstun-fuer-kitas-und-schulen-tief-in-die-corona-krise-gefuehrt/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Naaaa, ja!
Vielleicht wird Frau Ernst ab jetzt (!?!?) tatsächlich nur noch durch ihren Ehemann wahrgenommen…????
Man kann nie wissen! (Grins!)
„Das grenzt schon an Frauenfeindlichkeit, als würde Frau Ernst nur durch Ehe mit dem Bundeskanzler wahrgenommen!“
Ist schon ein wenig peinlich, wo überall Frauenfeindlichkeit hinein interpretiert wird. Hier wird Absicht unterstellt, dass die Redaktion das Bild mutwillig und nur zu dem Zweck gewählt hat, Frau Ernst als Frau herabzuwürdigen. Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein, Jette…
Anscheinend schon. Seien Sie mal nicht so frauenfeindlich bitte. Das ist eine ernstzunehmende Angelegenheit, wenn sie sich diskriminiert fühlt, weil jemand eine Person (oder vllt. zwei ;)) mit hohem Amt hier darstellt, um jemanden mutwillig zu diskriminieren. Hätte ja jeden treffen können. Zumindest alle Frauen. Im Prinzip. Irgendwie. Bestimmt. Wenn man genug Fantasie hat. Also … Mal ehrlich … Bisschen mehr Empathie Sie schuft.
Probleme kann man sich natürlich auch irgendwie erdenken … Scheint momentan in Mode zu sein. Zumindest wird teils die Kreativität offensichtlich gefördert.
Das ist Demokratie. Abgeordnete sind manchmal anderer Meinung als ihre Minister. Dürfen sie das nicht? Ist das ein Skandal? Ein Grund für einen Rücktritt sollte das alleine nicht sein !!
Nur wenn es sich häuft, dann sollte sich ein Minister fragen, ob er noch der Richtige ist, ob er nämlich noch die Abgeordneten vertritt und mit ihnen seine Wähler?!?
Leider greifen Spitzenpolitiker gerne mal zu Rücktrittsdrohungen, wenn Abgeordnete oder Delegierte ihnen nicht folgen. Gregor Gysi fällt mir spontan ein. Der hatte auch schon mehrfach seinen Rücktritt angedroht, wenn man nicht beschließt, was er möchte.
DAS hat Frau Ernst zumindest nicht getan. Sie macht eher einen auf „beleidigte Leberwurst“ oder sie ist bereits an dem Punkt, dass sie zu oft eine andere Position hat als ihre Wähler, repräsentiert durch die Abgeordneten ihrer Partei.
Klingt für mich auch nach: „Die wollten nicht tun, was ich wollte also geh ich jetzt “
Vielleicht versteht sie jetzt, wie es vielen Lul geht, die der Kultusbürokratie sinnvolle Vorschläge unterbreiten wollen 😉