Auch am zwölften Streiktag zeigten sich die Kolleg*innen nicht beeindruckt von der ablehnenden Haltung des Senats. Sie sind überzeugt davon, dass nur ein Tarifvertrag echte Entlastung bringt. https://t.co/bcuIEwLpSh pic.twitter.com/J7ozfAf9lJ
— GEW BERLIN (@GEW_BERLIN) June 6, 2023
Für viele Berliner Schülerinnen und Schüler ist am Dienstag der Unterricht entfallen. Auch am Mittwoch und Donnerstag soll der normale Schulalltag an zahlreichen Berliner Schulen stillstehen. Grund dafür ist ein Warnstreik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Dazu hatte die GEW vor etwa zwei Wochen aufgerufen. Sie will ihre Forderung nach kleineren Klassen unterstreichen. So soll nach Ansicht der Gewerkschaft die Klassengröße an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in einem Tarifvertrag für Gesundheitsschutz festgeschrieben werden. Bereits seit Juni 2021 steht das Anliegen im Raum, seitdem ruft die GEW immer wieder zu Warnstreiks auf.
«Ich teile die Auffassung, dass die Arbeitsbelastung der Pädagoginnen und Pädagogen zu hoch ist und die Lern- und Lehrbedingungen an den Schulen verbessert werden müssen», sagte Finanzsenator Evers am Dienstag nach Beginn des Warnstreiks. «Die Forderung der GEW nach einem Tarifvertrag Gesundheitsschutz ist für das Land Berlin allerdings schon aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar.» Das wisse die Gewerkschaft auch, ignoriere das aber seit Jahren.
«Die Mitgliedschaft in der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) lässt uns keinen Spielraum für eigenständige Tarifverhandlungen», so der CDU-Politiker. Die Mitgliederversammlung der TdL habe das mehrmals bekräftigt. «Alles andere wäre ein Satzungsverstoß und würde möglicherweise zum endgültigen Ausschluss des Landes Berlin aus der TdL führen.» Das wäre auch nicht im Interesse der Beschäftigten, so Evers weiter.
«Der Senat sagt, ohne die Erlaubnis der Tarifgemeinschaft der Länder geht es nicht, aber es gibt auch ein Leben außerhalb der Tarifgemeinschaft»
An dem Streik am Dienstag beteiligten sich nach Angaben eines Sprechers der Berliner Bildungsverwaltung etwa 2.300 Lehrkräfte – insgesamt gibt es in Berlin rund 34.000. Viele davon sind Angestellte und dürfen daher, anders als verbeamtete Lehrkräfte, streiken. Trotz des Warnstreiks habe der Unterricht vielerorts regulär stattgefunden, so der Sprecher. Eine zentrale Prüfung des Abiturs, ein Nachschreibetermin in Biologie, habe wie geplant durchgeführt werden können.
«Der Senat sagt, ohne die Erlaubnis der Tarifgemeinschaft der Länder geht es nicht, aber es gibt auch ein Leben außerhalb der Tarifgemeinschaft», sagte Ryan Plocher, Mitglied der GEW-Bezirksleitung Neukölln und Lehrer an einer Gemeinschaftsschule. Man habe außerdem bereits vor zehn Jahren gewusst, dass ein Lehrkräftemangel bevorstehen werde und habe damals nicht entsprechend geplant, kritisierte er. «Berlin ist nicht in der Lage, schnell genug Schulen zu bauen und nicht in der Lage, Lehrkräfte längerfristig auszubilden.»
In seiner Klasse habe er unter 24 Schülerinnen und Schülern fünf mit sonderpädagogischem Förderbedarf und vier mit Lese-Rechtschreib-Schwäche, erklärte Plocher. In einer kleineren Klasse hätte er mehr Zeit, sich um diese Schülerinnen und Schüler zu kümmern, so Plocher.
Morgen zieht eine Großdemonstration von der Senatsbildungsverwaltung zum Roten Rathaus und am Donnerstag findet die zentrale Streikversammlung im Amphitheater des Mauerparks statt. News4teachers / mit Material der dpa
Wie sinnvoll ist es, bei Lehrkräftemangel für kleinere Klassen zu streiken?
Rund 2300 Streikende ist ungefähr so viel wie auch die letzten Male, als es immer rund 3000 waren. Es könnten allerdings gut 20 000 mitmachen. Machen sie nicht und sagen dann, es bringt ja doch nichts. Das ist das Ärgerliche !
Sind die 20.000 zahlenmäßig die Berliner Gewerkschaftsmitglieder?
Bei uns machen mehrere mit (wenngleich auch nicht alle), aber nicht 3 Tage. Es ist sehr verschieden. Manche Di + Do, manche Di + Mi, manche Mi + Do usw. Weiß auch nicht, warum eigentlich …..
Aber ja, zu viele lassen uns im Stich.
weil sie inkonsequent sind – bei uns wollen einige unbedingt aber ihre Wandertage machen, wobei gerade das dann ausfallen sollte, da niemand Wandertage machen muss
Heute geht es weiter! Jammert und meckert nicht nur! Macht mit! Damit die Dienstherren sehen, wir lassen uns nicht alles gefallen, egal, was sie noch vorhaben!
Sind sie jetzt feige oder verantwortungsvoll?
Durch das Gewerkschaftssystem trifft beides nicht zu.
2.300 bis zu 4.000 streikende Lehrkräfte in Berlin, eine seit Jahrzehnten konstante Größe.
Die Streikberechtigten, welche nicht Gewerkschaftsmitglied sind und nicht aktiv am Streik teilnehmen, können zumindest eins, egoistisch rechnen.
Es wird der Mitgliedsbeitrag jeden Monat gespart.
Je aktivem Streiktag könnte es einen Abzug vom Gehalt geben, welchen man nur als Gewerkschaftsmitglied dann später als Streikgeld ersetzt bekommt.
Bei finanzieller Belastung endet doch die hier gewünschte Kollegialität – neben meckern, jammern und große Töne spucken, auf die Straße gehen wollen – dann spätestens zeitgleich mit dem lautstarken Gewerkschaftsgetöse am Streiktag durch den Gang zur Arbeit. Wobei die erstreikten Ergebnisse weniger Streikender dann gerne wieder gesellschaftlich als Win-Win ohne Dank bequem und vor allem unauffällig gegenüber Vorgesetzten mitgenommen werden.
Ich hoffe, alle Angestellten lassen nicht locker und streiken wieder und vehement, bis sich etwas tut!