Tarifstreit: Gewerkschaften zählen 3.000 öffentlich Beschäftigte im Warnstreik

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BERLIN. Viele Kita-Beschäftigte arbeiten am Limit. Am Donnerstag machten sie ihrem Ärger vor dem Berliner Abgeordnetenhaus Luft. Der Anlass: Die laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. Die Gewerkschaften fordern einen klaren Aufschlag beim Gehalt.

Sehr viel los vor dem Abgeordnetenhaus beim #Warnstreik des Sozial- und Erziehungsdienstes im TVL! Wir zeigen dem Senat, dass die Arbeit von Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen & Betreuer*innen MEHR WERT ist. Wir fordern 10,5% mehr Gehalt, mindestens 500€! #ProfisbrauchenMEHR pic.twitter.com/gtQXdHeDiu

— GEW BERLIN (@GEW_BERLIN) November 16, 2023

Rund 3.000 Angestellte im Öffentlichen Dienst Berlins haben sich am Donnerstag nach Gewerkschaftsangaben an einem Warnstreik beteiligt. Die Gewerkschaften Verdi und GEW hatten dazu Beschäftigte der Kita-Eigenbetriebe sowie Sozialarbeiter und Erzieher in Jugend-, Gesundheits- und Sozialämtern aufgerufen. Bei einer Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus beklagten sie schlechte Arbeitsbedingungen infolge von Personalmangel, forderten aber auch eine bessere Bezahlung.

«Nur wenn Kitas und Schulen gut ausgestattet sind, nur wenn gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort sind, können Kitas und Schulen ein guter Lebens- und Lernort für unsere Kinder sein», erklärte Doreen Siebernik vom GEW-Bundesvorstand. Die Realität sei eine andere: Die Erschöpfung vieler Beschäftigter sei «riesengroß». Der Fachkräftemangel bringe viele ans Limit, da müsse dann zumindest das Gehalt stimmen.

Hintergrund ist der Tarifstreit im öffentlichen Dienst der Länder. In den Ende Oktober gestarteten Tarifverhandlungen für etwa 1,1 Millionen angestellte Beschäftigte des öffentlichen Dienstes der Länder fordern Verdi und andere Gewerkschaften 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat – bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für Auszubildende soll die Erhöhung 200 Euro betragen. Für Berlin, Hamburg und Bremen verlangen die Gewerkschaften zudem eine Stadtstaatenzulage von 300 Euro.

Die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) hat bislang noch kein Angebot vorgelegt. Bis zur dritten Verhandlungsrunde im Dezember wollen die Gewerkschaften bundesweit verstärkt mit Warnstreiks Druck machen.

Übergabe einer «Gefährdungsanzeige» klappte nicht

Vertreter der Gewerkschaft Verdi wollten Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) im Rahmen der Kundgebung am Morgen eine von vielen Beschäftigten unterzeichnete sogenannte «kollektive Gefährdungsanzeige» übergeben. Die Senatorin habe sich jedoch geweigert, mit den Beschäftigten zu sprechen und das Papier im Rahmen der Streikkundgebung entgegenzunehmen, sagte die Verdi-Landesleiterin für Berlin-Brandenburg, Andrea Kühnemann.

Die Bildungsverwaltung widersprach dieser Darstellung. Aufgrund einer Gedenkstunde zum 85. Jahrestag der Pogromnacht der Nazis gegen Synagogen und jüdische Menschen im Parlament sowie «unvorhergesehener Terminkollisionen» habe man den Termin um etwa zwei Stunden verschieben wollen. Bedauerlicherweise habe Verdi dies kurzfristig nicht umsetzen können. «Es liegt in unserem Interesse, den Dialog aufrechtzuerhalten und eine konstruktive Lösung zu finden», so eine Sprecherin der Bildungsverwaltung. «Wir möchten betonen, dass wir die wertvolle Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern in unseren Kitas außerordentlich wertschätzen.» News4teachers / mit Material der dpa

Tarifverhandlungen: Länder legen auch in der zweiten Runde kein Angebot vor – jetzt gibt es Streiks

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4 Kommentare
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Honduraner
5 Monate zuvor

Hm, naja, nicht gerade ein „Massenauflauf“, oder? Es soll etwa alleine 21.000 Erzieher in Berliner Kitas geben…. doch wohl alle angestellt!

Bei uns an der Schule machte kein Erzieher mit. Wir haben einen privaten Träger. Ebenso die Sozialarbeiter. Eine Bekannte sagte mir, in ihrem Arbeitsvertrag bei einem privaten Träger sei die Teilnahme an Streiks ausgeschlossen worden. Das darf doch gar nicht sein, oder?

gehtsnoch
5 Monate zuvor
Antwortet  Honduraner

Arbeitsvertraglicher Ausschluss der Streikberechtigung ? Weiß die Rechtsberatung einer Gewerkschaft da denn nicht nichts drüber?

Realist
5 Monate zuvor

3000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst streiken und keinen interessierts, während ein paar hundert Lokführer die Republik lahmlegen können…

Augen auf bei der Berufswahl!

Gen Z: „Lehramt? …“

Federfuchs
5 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Bei den Lokführern stimmt ja noch der alte Satz: Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will!