DÜSSELDORF. Viele Lehrkräfte erfahren Gewalt im Schulalltag – verbal sowie körperlich. Aktuell verweist darauf eine Umfrage des niedersächsischen Philologenverbands (News4teachers berichtete). Die Ergebnisse veranlassten unseren Gastautor, Psychologe und Bildungsforscher Prof. Dr. Rainer Dollase, sich mit der Frage nach möglichen Ursachen dieser Entwicklung zu beschäftigen, um Maßnahmen zur Verbesserung aufzuzeigen. Seine Lösung: eine standardisierte, elektronische Leistungsmessung.
Warum sich niemand traut, die Gewalt gegen Lehrkräfte zu beenden
Seit geraumer Zeit häufen sich die Meldung über „Hass und Hetze“ gegen Politiker, Ärzte, Lehrer, Sozialpädagogen, Unfallhelfer, Rettungssanitäter und so weiter, sodass sich jeder normale Zeitgenosse und jede normale Zeitgenossin fragen muss: „Leben wir eigentlich noch in einer normalen Gesellschaft oder haben wir die Schwelle zur Gesetzlosigkeit überschritten?“ Und jetzt gibt es auch eine entsprechende Untersuchung vom Philologenverband Niedersachsen zur „Gewalt gegen Lehrkräfte“ (N=950 Mitglieder), deren Ergebnisse sich nahtlos in den allgemeinen Trend einfügen.
Normalerweise geht die Politik mit einem kräftigen verbalen Bekenntnis gegen Hass und Hetze und gegen Gewalt vor. Das heißt, sie ist verbal stark in der Verurteilung solcher Taten, weiß aber nicht, was man wirklich dagegen tun kann. Das „Machen“ ist ohnehin in den Hintergrund geraten. Unsere Politik reagiert nur noch verbal und symbolisch und sie kann bestenfalls ein „Anti Gewalt Straßenfest“ organisieren. Das tut sie, weil sie nur an der richtigen Presse interessiert ist und nicht mehr daran, dass sich die tatsächlichen Verhältnisse an unseren Schulen ändern. Politik redet und labert von hochmoralischen Standards – aber niemand macht was. Das ist das neue Staatsversagen.
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Eltern- und Schülerschaft (in Deutschland speziell) auf einem gigantischen Egotrip ist, der von Jahr zu Jahr schlimmer wird“
Das liegt zum Teil auch daran, dass sich die Politik an der Wissenschaft orientiert. Wissenschaft und Bildungspolitik haben beide keine richtige Ahnung mehr von der Realität an unseren Schulen. Ein Bildungspolitiker (ich meine jetzt als Beispiel einen Mann), so er denn überhaupt Lehrer war, weiß nicht, welche Schwierigkeiten in der Schule heute typisch sind, und er verlässt sich dann auf ein professorales Team universitärer Erziehungswissenschaftler. Und von denen sind nur wenige irgendwelche Leuchten im praktischen Vollzug von Unterricht und Schule. Bildungspolitik und Erziehungswissenschaft nähren sich also von ausgedachten BüroiIlusionen, die sie sich nach der Lektüre des Feuilletons der Leitmedien machen.
Wenn man schon darüber schreibt, so wie ich das jetzt tue, dann sollte man regelmäßig in der Praxis arbeiten. Seit meiner Pensionierung vor 16 Jahren habe ich täglich mit Schulpraxis zu tun. Ich habe viel mehr über den Alltag an unseren Schulen erfahren als früher. Es hat sich vieles verschlechtert, was auch die Niedersachsen-Umfrage des Philologenverbandes zeigt:
- Der raue Ton und die Beschwerden, die verbale Gewalt gegen Lehrer, Beleidigungen unter Nutzung des Internets haben massiv zugenommen.
- Ich habe den Eindruck, dass sich vom Schulrat oder der Schulrätin aufwärts niemand wirklich mit der Gewalt gegen Lehrkräfte beschäftigen möchte, was durch die Umfrage des niedersächsischen Philologenverbandes auch bestätigt wird. Selbst die Schulleiter und Schulleiterinnen stehen nicht immer fest hinter ihren Lehrkräften, sondern haben alle irgendwie die Tendenz, solche unschönen Vorfälle zu verdrängen.
- Wenn überhaupt, dann wird nur verbal und symbolisch darauf reagiert. Die gesamte Schuladministration will nur der Presse keinen Anlass zur Berichterstattung bieten und bei den eigenen ParteigenossInnen einen tüchtigen skandalfreien Einsatz mimen.
Also kommen wir zu den Ursachen:
- Eltern und SchülerInnen sind massiv Ich-zentriert und bewertungssensibel. Wir müssen davon ausgehen, dass die Eltern- und Schülerschaft (in Deutschland speziell) auf einem gigantischen Egotrip ist, der von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Manchmal hat man den Eindruck, dass Menschen Autoritätspersonen, auch Ärzte und Rettungssanitäter, nur darum gewalttätig angehen, weil sie es nicht leiden können, dass andere Personen Experten sind und in einer Situation das Sagen haben. Und dass man ihnen unbedingt und ohne Einschränkungen Folge leisten muss. Das war auch früher so. Heute sind aber Eltern schon beleidigt – ja narzisstisch gekränkt – wenn ihr Kind kein Abi machen und nicht zur Uni gehen kann, sondern einen ganz normalen, wichtigen Beruf erlernen muss. Sie wissen, dass die Höhe des Schulabschlusses heute in der Gesellschaft überproportional und hysterisch aufgebläht bedeutsam ist. Eltern, deren Kinder Schulversager sind, sind unglücklich, trauen sich nicht in die Öffentlichkeit und fühlen sich blamiert vor der gesamten Gesellschaft. Das ist der Boden für aggressive Reaktionen.
- Das gemeinsame Lernen ist keine Lösung zur Verminderung der narzisstischen Kränkung, sondern eher eine Verstärkung. In einem gemeinsamen Unterricht verlieren diejenigen, die nicht Akademiker werden wollen, im schulischen Wettkampf natürlich am stärksten – ihnen wird Tag für Tag deutlich gemacht, dass sie zu den schlechteren gehören. Und die Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern dürfen keinesfalls zu den Schulversagern gehören. Dazu muss man wissen, dass die Heterogenität auch im Gymnasialbereich enorm zunimmt, das heißt, auch Elemente des gemeinsamen Lernens wirksam sind. An einer Hauptschule oder einer anderen Schulform, die spezifischer auf Schülerpopulationen zugeschnitten ist, gibt es immerhin die Möglichkeit, zur Elite zu gehören so wie es im Fußball auch in der dritten Liga einen Erstplatzierten, einen Gewinner oder Sieger und die Freude über Anerkennung gibt. Also gibt es insgesamt auch weniger narzisstische Kränkungen, also auch weniger Gewalt.
„Die standardisierte Beurteilung – für alle gleich, auch für alle Schulformen gleich – ersetzt den heute sehr menschelnden Sympathieprozess der Benotung und Notengebung“
Nun aber, wenn die Leistungsbeurteilung so wichtig wird, gibt es drei Möglichkeiten, mit den sensiblen und frustanfälligen Eltern- und Schülerschaften umzugehen, damit diese keinen Grund zur Entwicklung von Aggressionen haben.
- Milde Notenvergabe mindert die Gewalt gegen Lehrkräfte. Es gibt Lehrer und Lehrerinnen an allen Schulformen, die mit den Noten in den oberen Bereich gegangen sind. Das heißt, es gibt mehr sehr gute und gute Noten, weil der Druck von Seiten der Schüler und Eltern vor allen Dingen darauf drückt, optimale Noten zu haben. Das sind sie ihrem egozentrischen Zustand geschuldet: Alles, was zu mir gehört, muss absolute Spitze sein und so weiter. Dann wollen wir mal milde zensieren – dann haben wir nicht so viele Proteste. Ein gangbarer Weg?
- Ganz offiziell: Nicht mildes Zensieren, sondern die Anforderungen zu senken, mindert Gewalt gegen Lehrkräfte. Es gibt auch in der Wissenschaft und in der Praxis eine Menge Kollegen und Kolleginnen, die die Leistungsbeurteilung weicher machen wollen. Das heißt: Gute Noten wären dann ganz offiziell leichter erreichbar, zum Beispiel durch Notenrelevanz von Hausarbeiten (die natürlich im Krisenfall von Verwandten oder bezahlten Studierenden geschrieben werden), durch Beurteilung der mündlichen Mitarbeit (sehr inobjektiv) oder gar durch Kompetenzorientierung (Wissen spielt keine Rolle mehr). Weiche Methoden führen bei Schülern und Eltern zum Eindruck, dass es nur auf ein gutes Verhältnis zum Lehrer ankommt, um eine gute Note zu bekommen, weil beide wissen, dass das weiche Verfahren nicht hart und objektiv ist. Sollen wir es so weiter machen?
- Eine strenge und objektive Leistungsmessung ist nicht mehr Aufgabe der Lehrkräfte – die qualifizierende und selegierende Funktion der Schule wird personal getrennt. Das kann die Aggressionen gegen Lehrkräfte verringern. Es gibt diese unsäglichen Menschen, die verlangen, dass die Leistungsbeurteilung endlich wieder absolut streng und objektiv geschieht, das heißt durch standardisierte Verfahren, die der Schüler oder die Schülerin allein, ohne irgendwelche Hilfsmittel bestehen muss. Dann sieht das Ergebnis natürlich nicht mehr so aus wie heutige Abiturnoten, sondern wir werden – wie etwa noch in den sechziger Jahren – beste Abiturzeugnisse in einer Klasse mit der Durchschnittsnote 2,6 haben. Gleiches gilt für jedwede Uni-Abschlussnote.
Wenn man das macht, ist eine elektronische Leistungsmessung einmal oder zweimal im Schuljahr unerlässlich. Dann ist der Lehrer nicht mehr allein für die Noten zuständig. Die Leistungsprüfung, die standardisierte Beurteilung – für alle gleich, auch für alle Schulformen gleich – ersetzt den heute sehr menschelnden Sympathieprozess der Benotung und Notengebung. Ich weiß, dass das auch im Kreise der Philologen nicht sonderlich beliebt ist, aber diese Form der Notenfeststellung hätte den Vorteil, dass der Lehrer nicht mehr bestechlich sein könnte und deswegen auch Aggressionen gegen Lehrkräfte geringer würden, weil sie nur noch „Trainer“ sind. Diese Trennung von qualifizierender und selegierender Funktion ist übrigens nicht meine Idee, sondern hat eine lange pädagogische Vorgeschichte. Allerdings wird sie immer nur von Minderheiten geäußert.
Ein Mittel gegen die Gewalt gegen Lehrkräfte liegt also darin, dass man die Ursachen in der Leistungsfeststellung beseitigt. Die Lehrkraft wird damit zum Helfer für Schüler und Eltern. Beide müssen ein Interesse haben, dass man bei der Lehrkraft viel lernt, damit man einen solchen von außen kommenden und von außen kontrollierten Test bestehen kann. „Wie furchtbar“, sagen einige durch die dekadente Umwelt der Jetztzeit verdorbene Erwachsene. Das dürfen diese gerne sagen, aber ich sage: Jede Form von Inobjektivität in der Beurteilung von Schülern führt zu mehr Aggressionen gegen Lehrkräfte.
„Die Öffentlichkeit macht sich Illusionen über die Förderbarkeit von Kindern und Jugendlichen“
Die zweite Ursache, neben der Leistungsfeststellung, die zur Aggression im Schulsystem verführt, hängt eng mit der ursprünglichen Tätigkeit des Lehrers zusammen: Es ist die „Förderillusion“. Es ist der erzieherische Machbarkeitswahn. Hinz und Kunz und jeder Politiker und jeder, der ein bisschen über Schule und Unterricht nachdenkt, glaubt, dass man durch entsprechende Förderung jedes Kind zu einem Dr. Phil. oder Dr. rer. nat. machen könnte. Diese Förderillusion ist falsch – sie wird nur von jenen geteilt, die die Statistik der einschlägigen Untersuchungen nicht richtig verstehen können.
Ein Beispiel: Wenn das in der Schule nicht klappt, dann muss es eben im Kindergarten klappen – alle vier Jahre kommt irgendeine halbinformierte Person dazu, öffentlich eine stärkere Verschulung des Kindergartens zu fordern, obwohl man längst festgestellt hat, dass die Kinder bis zum „Five to seven years shift“ in anderer Form als Schulkinder lernen, nämlich durch eine strikte Individualisierung des Sprachenlernens, zum Beispiel im Handlungsvollzug. Stattdessen bietet man im Elementarbereich Gruppen an, in denen genau dieses nicht möglich ist. Man müsste also zum Beispiel in diesem Fall den Eltern sagen: „Nein, der Kindergarten kann die Sprachentwicklung nicht allein fördern. Für die Förderung eines Kindes ist immer eine individualisierte, also nicht öffentliche Förderung nötig und auch diese kann scheitern.“ Ich habe bereits 1984 die entsprechenden statistischen Überlegungen im Buch „Grenzen der Erziehung“ zusammengefasst, eine Debatte über die Grenzen, die schon seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in der Pädagogik geführt wurden. Die Ergebnisse von empirischen Untersuchungen werden oftmals falsch verstanden, weil die Fehlerquote oder der Ausschuss bei jeder Art von pädagogischer oder psychologischer Maßnahme schlicht und einfach geleugnet wird. You can’t always get what you want…
Wenn also die Eltern mit dem Leistungsstand ihrer Kinder nicht zufrieden sind, ist das für sie eine narzisstische Kränkung. Und sie suchen die Schuldigen natürlich außerhalb von sich selbst und vor allen Dingen außerhalb der Gene, die sie ihren Kindern mitgeben :-). Also suchen sie bei der Lehrkraft, die mit ihren Methoden versagt und „unser tolles Kind“ nicht entsprechend fördert. Der Boden ist bereitet für heftige Aggression.
Ich schreibe eigentlich mit dem altersbedingten Mut zur Verzweiflung: Die Öffentlichkeit macht sich Illusionen über die Förderbarkeit von Kindern und Jugendlichen, und sie verweigert sich einer strikten und genauen Leistungsfeststellung, weil sie dann eben genau das erleben würde – und ihre Kinder auch: Versagen vor Leistungsanforderungen, sein müssen, wie die anderen, anders sein, nicht so gut sein, Zweiter sein, Letzter sein, durchschnittlich sein etc. – massive Anlässe für Dysthymie und Aggression.
Und nun frage ich Sie: „Wird eins der beiden Probleme, die Gewalt erzeugen, gelöst werden?“ Natürlich nicht, weil wir eine Weltmacht mit drei Buchstaben („ICH“) sind und meine Kinder natürlich auch und wir wollen, dass sie ordentlich nach oben kommen, zu den Besten gehören und wenn das schon nicht geht, dann wollen wir wenigstens so tun, als seien sie die besten.
„Damit das funktioniert, muss man natürlich den gesamten Bereich der Notengebung verändern“
Der Abgrund von unreifer Lebenseinstellung, der sich hinter dieser narzisstischen Verletzlichkeit verbirgt, kann einen erschüttern. Vor allen Dingen erschüttert es, wenn man Kinder und Jugendliche, die in ihrem Alter andere Interessen als ausgerechnet Schule haben, zu den sogenannten Schulversagern zählt, wie diese dann aus der Liebe ihrer Eltern und ihrer Lehrer fallen und wie diese in der Öffentlichkeit diskriminiert werden – ja auch viel öfter als etwa Kinder aus anderen Nationen, wie ich früher gezeigt habe, weil für die augenblickliche deutsche Öffentlichkeit ohnehin nur der Schulabschluss und der Beruf zählen und nicht Religion und Nationalität.
Um den Zirkel der Argumentation zu schließen: Wer dafür sorgt, dass Schüler und Schülerinnen und Eltern eine narzisstische Kränkung erleben, wer durch Schule dafür sorgt, dass Lehrer nicht objektiv urteilen, muss auch mit Aggressionen gegen Lehrkräfte rechnen. Weil diese dann als Schuldige für ein Desaster wahrgenommen werden. Das kann man nur vermeiden, wenn klar ist, dass die Lehrkräfte an der Überprüfung der Leistungsfähigkeit, an den Noten, an den Versetzungen und an der Karriere schuldlos sind. Lehrer sind dann nur Trainer für das Bestehen objektiver Leistungsfeststellungen.
Und damit das funktioniert, muss man natürlich den gesamten Bereich der Notengebung verändern, und zwar nicht durch alternative Prüfungsformate, sondern durch eine „Mehrperspektivische schulische Diagnostik“, aber darüber wurde ja schon genügend geschrieben. Nur ein Wort: Selbstverständlich können darin weiche Informationen auch Bestandteile des Zeugnisses sein, aber immer nur zusätzlich zu den relevanten objektiven Testergebnissen, die ohne Hilfsmittel von den Schülern und Schülerinnen erbracht werden. Wir bleiben Menschenfreunde und strikt menschenfreundlich, aber wir sind auch leistungsfreundlich. Wir wissen, dass leistungsfähige Menschen für das Wohlergehen unseres Staates eminent wichtig sind. Und nicht nur welche mit Abi und Uni.
Dr. Rainer Dollase war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 Professor in der Abteilung Psychologie und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.
Die Vorschulerziehung stellte dabei einen seiner Arbeits- und Veröffentlichungsschwerpunkte dar. Später hat er sich einen Namen in der G8/G9-Debatte gemacht – als wortgewaltiger Gegner des Turbo-Abiturs. Dollase war Mitglied des Teams “Schule und Kultur” der nordrhein-westfälischen CDU im Vorfeld der Landtagswahl 2017.
Sorry, aber das ist Bullshit!
Wir brauchen eine gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen eines jeden – der Eltern, egal in welchem Beruf (oder auch ohne – warum sollten sie dann bei ihren Kindern “Versagen” befürchten), der Kinder, egal was sie am besten können und was vielleicht nicht so gut, der Lehrer, Ärzte und sonstigen Helfer in ihrer Profession, egal ob sie Noten, Abschlüsse, medizinische Anweisungen oder sonstwas geben oder nicht.
Wir können verdammt froh sein um jeden, der bereit ist, an den Basics einer solidarischen Gesellschaft mitzuwirken. Unter den gegebenen und sich wie im Text beschrieben Umständen verschärfenden Bedingungen (da stimme ich dem Autor zu), ist jeder ein “Alltagsheld”, der das auf sich nimmt und totz extremer persönlicher Belastung incl. Anfeindungen nicht laufen geht!
Wir müssten als Schlimmstes befürchten, dass irgendwann keiner mehr bereit ist, sowas zu machen – zumal die Bezahlung oftmals weit hinter dem hinterherhinkt, das vergleichbar ausgebildete Fachleute in anderen Bereichen verdienen könnten.
Notengebung verändern ist – s.o.
Das ist nur eine Symptomvernebelung!
Auch wenn wir keine Noten vergeben, werden wir weiter und immer mehr angegriffen werden – als nächstes käme doch, dass wir die KI falsch gefüttert und deshalb Schuld haben, dass das Kind kein Abi macht oder dass wir die Klassenfahrt nicht korrekt geplant haben oder der Grillnachmittag mit den Eltern nicht perfekt war oder ein Kind wegen falscher Sonneneinstrahlung bei den Bundesjugendspielen nicht sein olympisches Talent unter Beweis stellen konnte…
Wer das Haar in der Suppe finden will, findet es.
Will die Gesellschaft Experten, die Dinge übernehmen, die nicht jeder selbst für sich tun kann?
Dann muss sie das Image und die Bedingungen für diese Berufe nachhaltig verbessern!!
Notengebung vereinheitlichen oder gar einer KI überlassen ist – sorry die Einschätzung – einfach nur krank!
Das klingt doch wie die Bankrotterklärung einer solidarischen Gesellschaft – wenn einige wenige (die es noch nicht kapiert oder keine Alternative mehr haben) für viele andere ihre Fähgikeiten, ihr berufliches UND privates Leben einsetzen – und dafür geprügelt werden.
Wenn jeder sich nur um den eigenen Kontostand oder das eigene Freizeitvergnügen kümmert, nur die eigenen Interessen und abgehobenen Vorstellungen (für seine Kinder) ohne Rücksicht auf Verluste (auch psychisch bei den eigenen Kindern) durchsetzt, leben wir ganz bald in einer ganz andere Gesellschaft.
Warum sollte ich meine Wochenenden auf Unterrichtsvorbereitung und Verwaltungsaufgaben verschwenden, wenn die Gesellschaft meine Arbeit nicht wünscht?
Die jungen Kollegen werden dann einfach die Flucht ergreifen
Mein Berufsethos lässt mich – noch – daran verzweifeln, dass ich ob der derzeitigen Bedingungen und Umstände oft die Rente herbeiwünsche. Das habe ich mir anders vorgestellt. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass man der Lehrerberuf dermaßen inhuman (für Lehrer und Schüler) würde und man sich im Lehrerberuf dermaßen unangemessen behandelt fühlen könnte.
Sie haben anscheinend noch keine Anfeindungen wegen Ihrer Notengebung erlebt? Natürlich wäre langfristig eine andere Gesellschaft schön, aber kurzfristig/jetzt muss man Lehrkräfte schützen. Eine Objektivierung der Notengebung wäre ein wichtiger Schritt.
Bei den Eltern und Schülern, die aggressiv auf schlechte Noten reagieren und die Schuld daran dem Lehrer geben, wird auch eine Objektivierung der Leistungsfeststellung nichts ändern. Dann ist zwar nicht mehr der Lehrer direkt für die Note verantwortlich, aber aus Sicht dieser Leute hat er einfach zu schlecht unterrichtet und trägt daher die Schuld. Das wird keinen Unterschied machen.
Anfeindungen wegen Noten?
Ich unterrichte seit 20 Jahren in NRW am Berufskolleg die verschiedensten Klassen und noch nie wurde ich angefeindet wegen Noten. Und ich verschenke keine Note und gebe liebe eine Note mit positiver Tendenz als mit negativer Tendenz. Wenn man fair ist und die Noten transparent erläutert, wird man nicht angefeindet oder bedroht.
Ich würde sagen, da haben Sie einfach nur Glück gehabt.
Herzlichen Glückwunsch!
Welche Fächer werden denn unterrichtet? Sind die Schüler(mdw) nicht schon alt genug – und vor allem in einer Ausbildung! – sich selbst auszurechnen, was sie wohl bekommen werden?
Können diese Schüler(mdw) u.U. sogar inhaltlich etwas mit dem Begriff Mindeststandard (also eine ganz ehrliche Mindestmenge an Wissen) anfangen?
In der GemS geht es um was anderes. Andere Klientel, andere Altersgruppen.
Das Lernen MUSS in erster Linie Spaß machen, sonst wird halt nicht gelernt und schuldig – richtig.
Das Lernen darf den Spaß im Unterricht nicht beeinträchtigen. Wir lassen niemanden zurück – also: unterstes zu vertretendes Anforderungsniveau und ggf. drei Stufen tiefer – damit das Kind den Anschluss überhaupt bekommt und (vielleicht endlich!) Lernerfolge hat.
Auch wenn da alles richtig sein mag – das kann keine MSA 1 sein. Es wird oftmals unter dem ESA-Niveau Material ausgegeben, damit Lernerfolge überhaupt möglich sind.
Klar, kommt es da zu Anfeindungen, weil ein Nichtverstehen der Eltern vorhanden ist.
Deutsch ist auch ein prima Fach für Anfeindungen. “Mein Sohn hat drei Seiten geschrieben! Wieso ist das keine 2?”
Nun, oft genug wird das Thema verfehlt, die Grundlagen fehlen und ja, leider, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung spielen in Deutsch nur bei Ankreuzaufgaben eine untergeordnete Rolle.
Wird auch nicht begriffen.
“Mein Kind hat in den Ferien drei Bücher gelesen! Selbstverständlich kann es lesen!” Nun, in Klasse 7! sind Pixi-Bücher (das ist keine Übertreibung meinerseits) irgendwie nicht mehr so der WOW-Effekt in der Lesebewertung….
Ich finde es sogar gut, wenn die Ministerien die Tests und Klassenarbeiten vorgeben und diese von einer KI, einer außenstehenden Person oder wem auch immer korrigiert werden.
Da geht zwar die Individualität ein bisschen flöten, hält uns aber mit Sicherheit länger gesund im Schuldienst.
In der Sek 1 und der Grundschule ist das leider gar nicht mehr so selten. Man kann dort wirklich alles erleben von der Diskussion bis zu lautstarken verbalen Gewalt Androhung. Das ist auch unabhängig davon wie Transparent man arbeitet.
„Eine Objektivierung der Notengebung wäre ein wichtiger Schritt.“
Mit Verlaub, die Frage ist doch, ob so etwas möglich ist und wenn ja, in welchem Rahmen.
Nach allem, was ich erlebe, ist die Note eines Prüflings nur objektiv im Rahmen der gestellten Aufgabe und in Relation zu anderen Prüflingen, die zur selben Zeit die selbe Aufgabe bearbeitet haben. Die Aufgabenstellung kann aber nur einen Ausschnitt dessen darstellen, was der Schüler an Kompetenzen erworben hat.
Diese „Objektivität“ ist somit an allen Ecken beschränkt und würde mir als Lehrer und als Vater nicht ausreichen, um hier wirklich von „objektiv“ im umfassenden Sinn zu reden.
Es kann doch sehr wohl wahr sein !
Vielen Dank an Herrn Dr. Rainer Dollase für diesen
gut reflektierenden Beitrag, der sehr gut die realen
Verhältnisse widerspiegelt.
Sehe ich auch so. Und es ist blauäugig zu glauben, dass sich etwas ändern würde, wenn wir nur noch “Trainer” wären. Trainer sind ja auch beim Fußball angeblich an allem Schuld und erfahren deswegen Gewalt, warum sollte das in der Schule anders sein?
Och, ich würde das gerne versuchen – Trainer zu sein.
Vor zwanzig Jahren war ich empört – man hat einen der höchsten Abschlüsse in Deutschland und wird zum Trainer degradiert? No Way!
Heute – sehe ich darin tatsächlich eine Chance.
Eine schöne Analyse, aber ist die Folgerung richtig? ‘Teaching to the test’ verlagert in den Augen der Eltern ebenso die Verantwortung auf die Lehrkräfte. ‘Pädagogische Freiheit’ heißt selten Willkürnoten, sondern Berücksichtigung emotionaler und sozialer Voraussetzungen. Das ist objektiv vielleicht manchmal unfair, aber Pädagogik ist nicht nur Wissensvermittlung, wäre das alles, hätte ich einen anderen Beruf.
Wenn ich wenige gute Beiträge des introvertierten Schülers bewerte wie die Quantität bei einem anderen, stärkt das sein Selbstvertrauen. Wenn dieser andere, extrovertierte Schüler wiederum bei jeder schriftlichen Aufgabe Panik bekommt und die Note nur von einigen zentralisierten Leistungstests abhängt, ist das Engagement schnell beendet.
Auch unpersönliche, rein objektive Bewertung kann eine narzisstische Kränkung sein, nämlich die, nicht mehr als Persönlichkeit gesehen zu werden.
“Teaching to the test‘ verlagert in den Augen der Eltern ebenso die Verantwortung auf die Lehrkräfte.”
Eher noch stärker als vorher. Im aktuellen System ist die Lehrkraft flexibel, und kann bestimmte Iinhalte auch erst einmal nach hinten verlagern, wenn in der Klasse andere pädagogische Dinge Priorität haben. Das geht dann mit exterenen Tests und fixen Terminen nicht mehr.
Wenn das wirklich kommt, wäre es Zeit sein Geld mit externen Repetorien zu verdienen (wie z.B. aktuell im Jura-Studium): Kleine Gruppen mit 50€ pro Stunde und Teilnehmer (macht dann so 200 – 300 Euro brutto pro Stunde). Und dann natürlich nur ausgewähltes Klientel, damit man den Stoff schaftt und vorher Schufa-Auskunft der Eltern. Marktwirtschaft halt. Von der Privatwirtschaft lernen heißt bekanntlich Siegen lernen. Nachfrage dürfte es genug geben.
Wir leben im Digi-Zeitalter.
Alles hochladen, Kind kann auch zu Hause lernen und üben.
(Mache ich seit einiger Zeit ohnehin – so kann sich wirklich kein Kind mehr herausreden – und die Eltern auch nicht.)
Ich wäre mega froh, wenn ich die Korrektur von dreimal dreißig Kids (drei Klassen) in Deutsch abgeben könnte.
Allein bis ich herausgefunden habe, was der Autor(mdw) mir durch die Buchstabenhüroglüfen mitteilen möchte……
Das wäre eine riesengroße Zeit- und Stressersparnis. Zumindest für mich.
Haben Sie schon mal den PEER KI Tutor ausprobiert? Eigentlich ist das Programm für Schüler, aber auch für Lehrer ist das super.
Sie scannen den Text ein und unglaublicherweise kann die KI den Text nicht nur entziffern, sondern auch in gedruckte Worte übersetzen :)….. Ich war sowas von geflasht.
Weiterhin geben Sie die Jahrgangsstufe und die Textsorte sein. Dann können Sie noch weitere Bewertungskriterien hinzufügen und drücken auf Enter…..
Herauskommt eine Bewertung des Textes auf der Grundlage der eingegebenen Kriterien und (weil für Schüler) Verbesserungsvorschläge…..
Sie wollen Zeit sparen? probieren Sie es aus!
“Sie scannen den Text ein und unglaublicherweise kann die KI den Text nicht nur entziffern, sondern auch in gedruckte Worte übersetzen”
Dann haben Sie aber offensichtlich großes Glück mit Ihrer Schülerklientel. Ich habe das Tool mehrere Male ausprobiert und die Erkennung der Schülerhandschrift war absolut ungenügend. Aber selbst mit getippten Texten waren die Rückmeldungen trotz eingegebener Kriterien sehr allgemein gehalten.
Ich habe das mit Viertklässlertexten probiert….zum Thema Brief….
Gut, waren jetzt nicht so die Sauklauen….aber von Schönschrift auch weit entfernt.
Inhaltlich fand ich die Bewertung gar nicht übel, alle Kriterien wurden abgegrast.
Nun weiß ich natürlich nicht, wie sich die Qualität der Bewertungen an den weiterführenden Schulen darstellt…das kann ich nicht beurteilen….
Das ist mal sehr interessant. Darf ich fragen ob sie das schon mal mit einem Text mit wirklich schlechten Handschrift, Grammatik und Rechtschreibung gemacht haben ? Denn das entziffern nimmt auch bei mir den größten Teil der Zeit ein.
Probieren Sie es doch einfach mal aus….das Programm ist ja kostenlos und mit dem IPad ist so ein Text ihrer Schüler ja fix eingelesen….
Also die Schüler schreiben unlesbar bzw. schwer lesbar, aber die Methoden, nach denen sie das Schreiben gelernt haben, die sind gut und richtig? Schwer zu glauben.
Danke für den Tipp
Ach so, das Programm wurde bei uns von der Schulaufsicht höchstpersönlich vorgestellt und empfohlen…..scheint also keine rechtlichen Probleme zu geben, solange Sie keine persönlichen Daten hinzufügen….
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Eltern- und Schülerschaft (in Deutschland speziell) auf einem gigantischen Egotrip ist, der von Jahr zu Jahr schlimmer wird“Genau so ist es. Viele bildungspolitische und bildungsideologische Reformen und Experimente der letzten Jahrzehnte haben diese Entwicklung und die galoppierende Noteninflation doch auch begünstigt.
“Es gibt diese unsäglichen Menschen, die verlangen, dass die Leistungsbeurteilung endlich wieder absolut streng und objektiv geschieht, das heißt durch standardisierte Verfahren, die der Schüler oder die Schülerin allein, ohne irgendwelche Hilfsmittel bestehen muss.”
Ich und viele meiner Oldschool-Kuk gehören zu diesen unsäglichen Menschen für die eine Note auch der erbrachten Leistung entsprechen muss und nicht dem Schönfärber- Eltern-Egotrip geschuldet, angespaßt werden sollte. Viele kämpfen diesen “Kampf” gegen Windmühlen seit Jahren und ziehen Anfeindungen und Gewalt auf sich.
Wirklich unsäglich solche Menschen.
Sofern der Befund, dass Eltern und Schüler auf einem Ego-Trip sind, zutrifft, dann nimmt die standardisierte Benotung die Lehrer vielleicht ein wenig aus der Schusslinie (, wenn überhaupt, denn man kann ja auch noch dem Unterricht des Kollegen die Schuld geben), löst aber das eigentliche Problem nicht, vor dem man kapituliert. Dieses wird dann an anderer Stelle ausbrechen.
Außerdem habe ich meine Zweifel, dass standardisierte Tests ihrem Anspruch der „objektiven“ Bewertung gerecht werden können, da man ja z.B. auch für Intelligenztests trainieren kann. Zudem können solche Tests nur einen Ausschnitt der Fähigkeiten, Kompetenzen und Begabungen eines Kindes erfassen, so dass man diesem objektiv nicht gerecht wird. Wer legt dann nach welchen Kriterien fest, welcher Ausschnitt erfasst werden soll?
Der wesentliche Aspekt der persönlichen Schüler-Lehrer-Beziehung ist schon in anderen Posts beschrieben worden.
Da es jedoch schon üblich ist, aus solchen standardisierten Tests (PISA usw.) schnell mal Lösungen für das deutsche Schulsystem zu konstruieren („in Skandinavien ist alles besser, weil …“), muss man ein solches Benotungssystem wohl mal eine Zeit lang ausprobieren und seine Erfahrungen sammeln. Passt ja gut zu „Lehrer als Lernbegleiter“. Ich persönlich kann gut auf Prüfungen, Klausuren, Korrekturen und Notengebung verzichten.
Also den Befund finde ich jetzt schon nicht so Zweifelhaft aber die Angebotene Lösung schon. Da es glaube ich bereits so festgesetzt hat das die Lehrkraft schuld ist an den Ergebnissen, dass es sich nicht wirklich ändert ( wie sie sagen dann ist halt der Unterricht schuld). Bleibt trotzdem die Frage wie lösen wir das Problem?
Was ist denn das eigentliche Problem?
Mir scheint, es ging im Artikel über die zunehmenden Übergriffe seitens SuS und deren Eltern auf die Lehreschaft.
Und der Grund dafür sei die Notenvergabe.
Bei: “Ich persönlich kann gut auf Prüfungen, Klausuren, Korrekturen und Notengebung verzichten.” bin ich ganz bei Ihnen.
Das Problem ist, dass ich nicht an die Objektivität von standardisierten Tests, an deren pädagogischen Wert und nicht so recht an deren befriedende Wirkung glaube. Sie passen aber in gewisser Hinsicht zum Zeitgeist, laut dem es anscheinend abwegig ist, dass man Lehrern schlicht Vertrauen entgegenbringt bzw. deren Kompetenz und Verantwortung respektiert. Somit ist der Ruf nach standardisierten Tests nur folgerichtig. Und wenn man mir dabei Arbeit und Stress abnimmt, gerne.
“Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch wird wie der Computer.”
(Konrad Zuse)
Die Diagnose ist nicht sehr überzeigend.
Wenn Prüfungen zentral gestellt und benotet würden, würden die Lehrkräfte bei schlechten Noten immer noch angefeindet, weil sie dann angeblich schlechten Unterricht gemacht haben.
Dollases Behauptung, er habe als emeritierter Professor jetzt plötzlich sehr viel schulische Erfahrung aus erster Hand und sei deshalb viel kompetenter als alle anderen, erinnert mich sehr an meinen Opa, der auch immer die Lösung für alle Weltprobleme hatte und alle anderen für dumm hielt.
Bei aller liebe aber selbst, wenn wir die Leistungen nur über elektronische Test/ Arbeiten laufen lassen würden löst es das Problem nicht. Es wird sich nur verschieben aus einer Diskussion um die direkte Note wird bloß eine um ” Warum gab es zu X nur eine Übungsstunde ? Warum war die Aufgabe anders gestellt als in der Übung? Warum …”. Das erleben wir doch bereits genau jetzt schon mit den zentralen Abschlussprüfungen. Zugeben da ist Verbesserungsbedarf aber besser als nichts.
Zu den zentralen Abschlussprüfungen.
Es wird doch immer danach gerufen, dass die Schüler etwas fürs Leben lernen sollen.
Nun ja, das Leben gibt halt Problemstellungen in unterschiedlichsten Varianten vor. Manchmal gibt es Analogien, manchmal auch nicht.
Die Lösungswege zu finden ist die Kunst. Da gab es doch früher mal so aussagen, dass ein gewisser Transfer bei den Prüfungen dabei sein sollte, um auf eine 1 oder 2 zu kommen (10-15P).
Und wenn ich mir dann die Abiturschnitte anschaue, dann haben die SuS aber viel Transferleistungen erbracht. Oder hat der Prof. eventuell doch Recht.
Ich finde es manchmal schon erstaunlich, wie sich SuS über mündliche Prüfungen in bestimmte Notenbereiche retten, die im schriftlichen nicht mal irgendetwas auf die Reihe gebracht haben. Aber wie heißt es bei Nenaso schön, Wunder geschehen, ich war dabei.
Zu ihrem ersten Teil, ja das Problem sehe ich auch. Bezogen auf die Abschlussprüfung bezog ich mich allerdings darauf, dass sie schon mal fehlerhaft oder chaotisch im Ablauf sind.
Zu der mündlichen Leistung gerade in Prüfungen das ist wirklich schwierig denn ich kenne Kollegen wo sie wirklich ein Witz sind. Und andererseits SuS den einfach keine schriftlichen Prüfungen liegen.
Ganz genau. Dadurch würde es vermutlich sogar deutlich mehr Ärger geben.
Tatsache ist halt das es keine Lösung ist um das Problem dauerhaft zu lösen.
Klinikpersonal, Feuerwehr und wir in der sozialen Arbeit benoten nicht und werden trotzdem vermehrt Opfer von Gewalt. Mag also sein, dass Notengebung ein Faktor ist, aber ein geringer.
Wir haben gemein, dass wir Regeln und Werte durchsetzen wollen und deswegen werden wir vermehrt angegriffen. Es gibt immer mehr Menschen im Land, die ihre eigenen Regeln etablieren wollen.
Am Ende ist es doch v.a. eine Frage des Umgangs mit den Schülern. Wenn sie das Gefühl haben, dass man sich als Lehrkraft für sie und ihr Weiterkommen interessiert, ist das schon die halbe Miete.
Ich lasse regelmäßig auch in meinen MINT-Fächern kleine Kurztests schreiben, damit die Schüler gezwungen sind, am Ball zu bleiben und auch stille Schüler eine einschätzbarere Note haben. Das ist auch so klar kommuniziert, die Schüler sind also selbst verantwortlich für ihre Note.
Grundsätzlich finde ich auch viele Schüler sehr ehrlich und reflektiert, wenn man sie nach ihrer Einschätzung zu Mitarbeitsnote fragt. Die übrigen Schüler verstehen es i.d.R., wenn man sie z.B. auf häufig vergessene Materialien, nichtgemachte Hausaufgaben etc. hinweist oder ihnen Tipps gibt, was sie besser machen könnten. Es ist einfach wichtig, transparent zu machen, welche Leistung man für eine bestimmte Note erwarten muss.
Direkt nach Klassenarbeiten sprechen wir diese kurz durch und ich lasse sofort kurz schriftlich reflektieren: Waren die Aufgaben in Ordnung? Wie habe ich mich vorbereitet? Was könnte ich nächstes Mal besser machen? usw.
Bisher habe ich noch immer von allen die Rückmeldung bekommen, dass die Arbeiten fair und gut machbar waren bzw. gewesen wären. Oft kommt dann auch sofort eine ehrliche Aussage wie “Ich habe mich nicht (genug) vorbereitet, xy nicht mehr gelernt…” bzw. “Nächstes Mal muss ich früher anfangen zu lernen!“.
Manchmal fällt auch eine sinnvolle Rückmeldung ab, was ein bestimmter Schüler anders im Unterricht gebraucht hätten, worauf noch mehr eingegangen werden müsste o.ä. Das lässt sich dann im weiteren Unterricht auch aufgreifen.
Sofern man transparent mit seinen Erwartungen ist, auf die Schüler eingeht und ihnen beibringt, ihre “Leistungen” kritisch zu hinterfragen, braucht man doch keine standardisierten digitalen Tests und ist auch nicht ernsthaft angreifbar.
Völlig falscher Ansatz und Täter-Opfer-Umkehr.
Nicht die Notengebung ist schuld an gewalttätigen Schülern und Eltern, sondern die Gewaltbereitschaft der Eltern/Schüler und die fehlende Konsequenz in der Reaktion auf Übergriffe.
Insbesondere wenn man mit Menschen mit narzisstische Persönlichkeitsstörung argumentiert sollte klar sein, dass das Problem NICHT in der Notengebung liegt sondern in besagter Persönlichkeitsstörung.
Was bräuchte es? Konsequente Strafen und ein System, das bedingungslos hinter den Lehrkräften, Ärzten, Rettungsdienstmitarbeitern und Polizisten steht.
Es braucht keine runden Tische mit Gesprächen, keine standardisierten Tests. Es muss richtig weh tun und im Voraus bekannt sein, dass ein Übergriff auf Andere unweigerlich und zeitnah zu drastischen Konsequenzen führt.
Als Lehrer an einer IGS mit gymnasialer Oberstufe in einem Brennpunktviertel bin ich ehrlich erstaunt angesichts der Aussagen im Text. Natürlich gibt es auch bei uns immer wieder Fälle, ob denen Schüler*innen und Eltern unzufrieden mit der Notengebung sind. In der Regel hilft ein Gespräch, in dem ich anhand der bei uns für alle verbindlichen Bewertungskriterien meine Noten transparent erläutere. Falls nicht, verweise ich auf die Möglichkeit, sich bei der Jahrgangs- oder Stufenleitung zu beschweren. Das ist bisher genau zweimal passiert, natürlich ohne Erfolg aus Sicht der Schüler*innen. Gewalt oder Gewaltandrohungen habe ich allerdings noch nie erlebt, obwohl ich nur selten gute oder gar sehr gute Noten verteile.
Transparenz, Vergleichbarkeit und ein funktionierendes Beschwerdemanagement sind aus meiner Sicht der Schlüssel, um zu einem möglichst gewalt- und angstfreien Schulklima beizutragen.
Transparenz hilft sehr viel dabei Diskussionen ein zu dämmen. Allerdings nimmt trotzdem die Anzahl an Diskussionen ( mit verbalen Ausfallen) bis in „höhere Instanzen“ zu.
Ich persönlich finde es am ätzendsten das auch bei deutlichster Transparenz diskutiert wird.
Ja, der Herr Dollase…
Immerhin: wo er Recht hat, hat er Recht und das mit der Weltmacht mit drei Buchstaben – super. Das ist tatsächlich wohl das Problem. Und das wird man als Ursache auch so schnell nicht los. Wobei ich ehrlicherwiese zugeben muss, dass ich mich auch für den wichtigsten, klügsten, empathischsten Menschen der Welt halte. Nur hat das früher nur jemand mitbekommen, wenn ich den Leserbrief oder was auch immer auf Papier tippen, in einen Umschlag tun, frankieren und zum Briefkasten schleppen musste.
Mit der sog. KI ist es da heute jedem Deppen möglich, ein Leben zu zerstören, da hilft auch der Beamtenstatus nicht mehr. Dazu muss man dem Lehrer nicht persönlich aufs Maul.
Für mich ein zentrales Problem der Politik ist auch immer noch der Irrglaube vom „gemeinsamen Lernen“. Binnendifferenzierung auf 4 Niveaus mit 29 Kindern! Da kann es nur Verlierer geben und dementsprechend ist auch der Umfang und die Vielfalt der kompensatorischen Erscheinungsformen auf Eltern- und Schülerseite.
Bullshit – naja – wir brauchen eine gesellschaftliche Anerkennung des Einzelnen auch und verstärkt jenseits von Noten, Einkommen, Followerzahl und Größe oder Leistung von irgendwas.
Ich bin froh, dass ich das Ende meines Lehrerdaseins sehe, so froh, und ich werde in meinem nächsten Leben garantiert nicht wieder Lehrer, nicht unter diesen Bedingungen.
Schönen Sonntag und einen spannenden Wahlabend.
“Eltern und SchülerInnen sind massiv Ich-zentriert und bewertungssensibel. Wir müssen davon ausgehen […]” tolle Argumentation, Herr Doktor 😉
Ich muss ganz ernsthaft fragen: Ist Doktor Dollase (Abteilung Psychologie und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) WIRKLICH der Autor?
Man würde doch annehmen, er würde etwas sachlicher argumentieren und nicht fordern, untragbares Verhalten zu vermeiden, indem man sich bis zum Unterrichtsende um Anlässe herumdruckst (Im Sinne von: “Sollen die doch privat auf Rettungskräfte, Schwächere, die eigene Familie einschlagen”)…
„Ich muss ganz ernsthaft fragen: Ist Doktor Dollase (Abteilung Psychologie und am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) WIRKLICH der Autor?“
Ich bin ja wirklich nicht oft Ihrer Meinung, aber hier muss ich Ihnen recht geben. Das habe ich mich beim Lesen des Textes, der an manchen Stellen so wenig elaboriert daherkommt, auch gefragt.
Und dann fragte ich mich noch, was Professor Dollase nach seiner Emeritierung macht, dass er nun zum ersten Mal mehr Einblick in Schule gewonnen hat….hospitiert er? Bringt er seine Enkel morgens zur Schule?
Und was hat er eigentlich als Bildungspsychologe, der sich mit Erziehung auseinandergesetzt hat, ohne jedwede Praxiserfahrung ernstzunehmendes gelehrt? Ist zu seinem zur selben Zeit lehrenden Professor Hartmut von Hentig ein paar Flure weitergelaufen und hat sich von der Praxis erzählen lassen?
Ich bin ein wenig erschüttert….auch von seinen Lösungsansätzen….
Ich verstehe Ihre Abneigung dagegen – muss aber leider sagen, dass ich von “offiziell” gut angesehenen “Stimmen” im Bildungssektor sowas wie “Jao mei, dann darf der bürgerlich-autoritäre Lehrerbeamte die Aggroeltern/Kinder halt nicht so provozieren mit Noten und Ermahnungen und so doofen Sachen!” nicht nur für “möglich” oder “ein Versehen” halte…sondern für ABSICHT.
Leider.
Die Noten aus dem “off” von einer KI oder sowas – vollkommener Bullshit. Wer die Klassenarbeit herausgibt, kann sich nicht hinter irgendetwas verstecken.
Was ungenügend ist, bekommt auch ein ungenügend. Wer weit über den Durchschnitt mit seiner Leistung hinausragt bekommt ein sehr gut. Wer keine Noten im ganzen Spektrum geben will, der lässt es halt. “Alle 2, außer ..” So habe ich es mal für einen (Religions-)kollegen in Vertretung eingetragen. Aber man weiß ja schon beim Erstellen der Klassenarbeit, wie man bei der Korrektur kotzen wird.
Konfliktvermeidung ist eine mögliche Strategie bei der Notenbildung. Dementsprechend kann man ja die Klassenarbeit schon konzipieren. Aber auch dann wird es Helikopter- und Bulldozereltern geben, die ein “gut” nicht als gerechtfertigt hinnehmen – wenn alle anderen auch “gut” sind.
Die Gauß’sche Glockenkurve in Bezug auf Noten ist der größte Schmarrn. Wenn die 1 ganz rechts in der Kurve steht, haben wir eher eine linkssteile/rechtsschiefe Verteilung. Kann man kaschieren, ändert aber nichts an der Leistungsfähigkeit.
Das Niveau wird – wie in den letzten 25 Jahren gelebt – immer weiter nach unten gedrückt.
Folge: Wissen ist Mangelware, Kompetenzorientierung nutzt nichts.
Für die Schulabschlüsse reichen externe Prüfungen am Ende der SekI und der SekII.
Alles andere kann in Form von freiwilligen Leistungsüberprüfungen geregelt werden. Kein Mensch – weder SuS noch LuL – braucht Klassen-/Kursarbeiten oder sonstige verpflichtende Tests.
Sehe ich anders Arbeiten sind eine Überprüfung des gelernten und eigentlich sollten sie noch einmal Anwendungsorientiert sein als die Übungsaufgaben. Zu dem bereiten sie auch auf die Situation der Abschlussprüfungen vor. Die SuS kennen so die Routine und könnten, wenn sie den wollen, sehr gut einschätzen was kommt.
Zumal es im Fach Deutsch so etwas wie eine “Musterlösung” einfach nicht gibt. Was sollen das für standardisierte Tests mit Lösung zum Thema: “Analyse und Interpretation” sein?
Wenn es das nicht gibt, ist die Bewertung offenbar ziemlich willkürlich. Dann lieber direkt sei lassen und nur das bewerten, was man bewerten kann, z.B. Mathe.
Oder man lebt einfach damit, dass nicht alles objektiv bewertbar ist. Das heißt ja nicht, dass Interpetationen und Analysen in Deutsch nicht vernünftig bewertbar sind.
Ich würde auch bezweifeln, das Mathearbeiten objektiv bewertbar sind. Bewerten ist immer ein subjektiver Vorgang. Das beginnt ja schon beim Erstellen der Bewertungskriterien und geht beim Anwenden dieser Kriterein weiter. Bei der Anwendung der Kriterein muss nämlich ähnlich wie im Fach Deutsch die Kommunikationsabsicht der Schüler berücksichtigt werden.
Bei Mathematik können Sie zumindest das Ergebnis und den Weg dorthin als korrekt oder falsch bewerten.
Wie stark welche Art von Fehlern bewertet wird, obliegt natürlich einer vorher festgelegten Definition. Diese ist aber für alle gleich und somit objektiv.
Wenn dem wirklich so wäre, würde ich die Einschätzung von Ukulele teilen. Tatsächlich glaube ich das aber nicht.
Sie haben doch auch bei einer Analyse und Interpretation sicher einen Erwartungshorizont, welche Aspekte aus dem gegebenen Material herausgearbeitet werden können und wie tief diese ausgearbeitet werden kann. Dann hat man einen bestimmen Aspekt vielleicht aus dem Text “genannt”, aber nicht weiter “erklärt”, kritsch hinterfragt und keine eigenen Beispiele angebracht, so dass dieser Aspekt nur ungenau analysiert wurde (x Bewertungseinheiten von y möglichen).
Das kann vermutlich noch kein Computerprogramm, aber auch in Deutsch haben Sie doch ganz transparente Muster-Lösungen bzw. Erwartungen an die Prüflinge.
Ansonsten gilt selbst bei uns in den MINT-Fächern im Abitur: “Fachlich gleichwertige Lösungen und Begründungen sind grundsätzlich möglich.“
Genialer Ansatz! 😉
Als Gesellschaftswissenschafzler, der sich sehr sehr regelmäßig mit längeren Quellentexten oder auch mit Sekundärliteratur befasst, stelle ich mir gerafe vor, wie lang und deteilliert die sog. ERWARTUMGSHORIZONTE werden würden, wenn man alle darin enthaltenen oder vermuteten Interpretationsansätze ausformulieren würde.
Und dann ergibt sich zusätzlich nur noch die Frage, wir “geschmeidig” man die wortreichen, wortkargen, inhaltsreichen oder inhaltskargen Ausführungen der SuS anhndd eines solchen ” perfekten EWHs” anlegt und entsprechend Punkte verteilt.
Btw:
Ich mag Rainer Dollase … habe in den 80er und Anfang der 90er Jahre an der Uni Bie eine Reihe von Seminaren bei ihm absolviert … und eine meiner Examensprüfungen zum 1. STAATSEXAMEN bei ihm abgelegt.
Auch wenn ich nicht umfänglich mit seinen Lösungsansätzen sympathisiere – aber in der Beurteilung der Praxis lag er oftmals sehr richtig … auf diesem Wege liebe Grüße an ihn. (freundliches Winke-Smiley)
Hysterican,
Sie brauchen sich das gar nicht “vorstellen”, sondern in einen EWH aus einem beliebigen Abitur schauen. Bei meinen Fächern sind das je nach Klausurlänge 3-4 Seiten.
Die EWHs sind auch nicht als Mustertexte ausformuliert, sondern gehen auf die wesentlichen Punkte ein, die angeführt werden müssen.
Zufälligerweise gestern habe ich von einer Kollegin aus Gesellschaftslehre gehört: “Nein, du vergibst keine Punkte. Du schaust, ob sich das z.B. eher wie eine 3 oder 4 anfühlt…”.
Ist das etwa eine Alternative? Soll das Transparenz sein? Dann braucht man sich auch über Beschwerden nicht wundern…
Ich denke da liegt man wohl zwischen ihren Meinungen. Klar gibt es im Bereich der Analyse und Interpretation sehr deutliche Aspekte die zu der Bewertung herangezogen werden können. Genau so gibt es aber auch Aspekte die sich dort schwerer Erfassen und in die Bewertung ein bringen lassen als beispielsweise in Mathe. In manchen Fällen lässt sich das gut Lösen mit zum Beispiel einer A und B Argumentationslinie in der Bewertung. Für mich bedeutet es das wir hier uns die Zeit nehmen müssen das sehr Transparent mit den SuS zu besprechen. Dennoch werden wir das Problem der Diskussionen etc. mit Eltern und Schülern so nicht immer lösen.
Der mit Abstand qualitativ und argumentativ beste Artikel, den ich auf N4T in den letzten Monaten gelesen habe. Man merkt, da schreibt jemand mit Bildung.
Seine Schlussfolgerung teile ich nicht, weil ich meine, dass mit seinem Lösungsvorschlag zur Verringerung der Anfeindungen Gegenüber Lehrern dem eigentlichen Problem nur ausgewichen wird. Dennoch finde ich die Idee, komplett objektiver Tests sehe gut. Damit würden viele Themen gleichzeitig erschlagen: Subjektivität der Lehrkräfte wäre kein Thema mehr genauso wie die Bewertung abhängig vom Geschlecht, Weltanschauung oder Herkunft.
Auch seine klare Haltung zur “Förderillusion” kann man nur zustimmen. Jeder, der mehrere Kinder hat, weiß, dass diese oft verschiedene Stärken und Schwächen haben und man nicht alle auf das gleiche Niveau in jedem Bereich bringen kann.
Zudem finde ich den folgenden Absatz sehr treffend, der die grundsätzliche politische Landschaft in der BRD gut beschreibt:
“Normalerweise geht die Politik mit einem kräftigen verbalen Bekenntnis gegen Hass und Hetze und gegen Gewalt vor. Das heißt, sie ist verbal stark in der Verurteilung solcher Taten, weiß aber nicht, was man wirklich dagegen tun kann. Das „Machen“ ist ohnehin in den Hintergrund geraten. Unsere Politik reagiert nur noch verbal und symbolisch und sie kann bestenfalls ein „Anti Gewalt Straßenfest“ organisieren. Das tut sie, weil sie nur an der richtigen Presse interessiert ist und nicht mehr daran, dass sich die tatsächlichen Verhältnisse an unseren Schulen ändern. Politik redet und labert von hochmoralischen Standards – aber niemand macht was. Das ist das neue Staatsversagen.”
Ja, so ist es. Viele Erzieher und Lehrer finden das schon lange unsäglich. Moraltriefendes Gelaber und populistische
Bildungsideologie von Politikern und bildungswissenschaftlichen Blendgranaten ohne Rückgrat werden Erziehern und Lehrern nicht den Rücken stärken.
Es sind ja im Grunde drei große Themen, die in dem Artikel angesprochen und in Verbindung zueinander gebracht werden, wachsende Gewaltbereitschaft (verbal und anders), eine zunehmende Ich – Bezogenheit bei Schülern und bei Eltern, wenn es um das eigene Kind geht und ein deutliches Plädoyer für eine Notengebung von außen im Sinne einer größtmöglichen Objektivität. Es wird damit die Hoffnung verbunden, dass sich auf diese Weise das Verhältnis innerschulisch entspannt, weil der Lehrer nun nicht mehr der Prüfer, sondern vorzugsweise der Trainer ist, der auf diese externe Prüfung vorbereitet.
Was die Gewaltbereitschaft betrifft, scheint mir das stark vom Umfeld abhängig zu sein. Ich selbst habe in einem Gymnasium in Nordbaden unterrichtet im eher ländlichen Raum und habe derlei Erfahrung nicht machen müssen, weiß aber, dass ein befreundeter Kollege in Mannheim Gewalt unter seinen Schülern erlebt hat und auch persönlich verbal angegangen wurde.
Eine zunehmende Ich – Bezogenheit stelle ich auch fest, einige Schüler sind, wenn sie sich subjektiv ungerecht behandelt fühlen, regelrecht blockiert, wenn es um die Aufnahme neuer Inhalte geht.
Beim dritten Punkt, der Notengebung, habe ich allerdings große Fragezeichen.
Was mir bei den Überlegungen des Autors tatsächlich zu kurz kommt, ist die Beziehungsebene, die ich in unserem Beruf für unerlässlich halte.
Wenn es gelingt, ein Vertrauensverhältnis in der Schulgemeinde herzustellen, dann kann man den Eltern durchaus auch mal sagen, dass die gewählte Schullaufbahn für das Kind im Moment jedenfalls nicht gerade ideal ist und es alternative Möglichkeiten gibt. Damit ist der Weg zum Abitur noch lange nicht verbaut.
Aber selbst wenn, was wäre das für ein problematisches Menschenbild, das davon ausgeht, dass der Mensch erst beim Abitur beginnt. Dem sollten wir auf keinen Fall Vorschub leisten. Mensch sein bedeutet sehr viel mehr als ein paar Ziffern auf einem Prüfungszeugnis. Darauf hinzuwirken, ist auch Aufgabe von Schule
Absolut richtig und sehr gut analysiert! Es muss eine objektive Leistungsmessung geben. Und man müsste dazu auch den Schritt machen, den SuS zu offerieren: Du kannst an dieser Leistungsmessung teilnehmen, wenn du meinst, sie bestehen zu können. Das würde denjenigen, die schon früher mit dem Stoff durch sind viel Langeweile ersparen und anderen eben auch Wege offen lassen, um Lernstoff länger zu bearbeiten.
Der Lehrer sollte die Aufgabe des Trainers haben. Das wären richtig gute Ansätze.
Und, ja, es ist wirklich unerträglich, dass die Politik eben nur “labert”, an den Bedingungen im Setting Schule nichts ändert.
Grundsätzlich bestimmen stets Leute über die Schule, die davon keine Ahnung haben.
Das geht eben dauerhaft nicht gut.