Bildungsmonitor: NRW landet auf dem drittletzten Platz – warum kommt das Land nicht vom Fleck?

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DÜSSELDORF. Bildung ist in Deutschland Sache der Bundesländer. In einem Ranking schneidet Nordrhein-Westfalen aus bildungsökonomischer Sicht erneut schlecht ab. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) verweist auf Fortschritte – die SPD spricht vom Versinken in der «Bildungskatastrophe».

Hilft da mal jemand? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Nordrhein-Westfalen schneidet in einer Bildungsvergleichsstudie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erneut schlecht ab. Unter den 16 Bundesländern hat Sachsen demnach weiterhin das beste Bildungssystem in Deutschland, NRW landet auf Platz 14, gefolgt nur noch von Brandenburg und Schlusslicht Bremen. Der INSM-Bildungsmonitor untersucht alljährlich anhand von 98 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer, die Bewertung erfolgt laut Autoren aus bildungsökonomischer Sicht (News4teachers berichtete).

Verbesserungsbedarf wird demnach für Nordrhein-Westfalen vor allem in den Handlungsfeldern Bildungsarmut, berufliche Bildung oder auch Internationalisierung gesehen. Beim Betreuungsschlüssel sehe es ebenfalls vergleichsweise schlecht aus: In den Grundschulen und den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I – ohne Gymnasien – weise NRW die größten Klassen aller Bundesländer auf. So betrage die Klassengröße in Grundschulen im Durchschnitt 24,1 Kinder (2022). Im Bundesdurchschnitt seien es 21,3 Schülerinnen und Schüler. Die Schüler-Lehrer-Relation habe sich aber zwischen 2005 und 2022 an den Grundschulen von 21,2 auf 15,9 verbessert und liege damit fast im Bundesschnitt.

Bildungsausgaben liegen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt

Analysiert werden im Bildungsmonitor auch die Investitionen. Die öffentlichen Bildungsausgaben fallen in NRW in Relation zu den öffentlichen Gesamtausgaben im Vergleich der Bundesländer relativ gering aus. Für die Grundschulen errechnete die Studie Ausgaben pro Schülerin und Schüler von 7.300 Euro in NRW, der Bundesdurchschnitt lag bei 8.200 Euro. Stärken sieht der Monitor unter anderem im Bereich Digitalisierung.

Aus dem Schulministerium in Düsseldorf hieß es, der Bildungsmonitor 2024 basiere ganz überwiegend auf Daten aus dem Jahr 2022. Der Haushaltsentwurf für 2025 sehe für den Schuletat einen Anstieg auf 24,5 Milliarden Euro vor – ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zu diesem Jahr, wie Schulministerin Dorothee Feller betonte. Die Landesregierung setze bei Bildung einen klaren Schwerpunkt, habe für bessere Bezahlung von Grundschullehrkräften gesorgt und mit vielen Maßnahmen mehr Personal für die Schulen gewonnen.

«Weckruf an die Landesregierung, in Bildung investieren zu müssen»

«Im neuen Schuljahr kümmern wir uns vor allem um die Stärkung der Basiskompetenzen», schilderte die CDU-Politikerin und verwies etwa auf eine Stunde mehr Deutsch- und Matheunterricht in den Grundschulen. Faire Bildungschancen für alle sei das Ziel, man befinde sich auf dem richtigen Weg. Aus der SPD-Landtagsfraktion hieß es hingegen, NRW trete bildungspolitisch nicht nur auf der Stelle, «sondern versinkt immer weiter in der Bildungskatastrophe».

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW sprach von einem neuen «Weckruf an die Landesregierung, in Bildung investieren zu müssen». Vor allem im Bereich der Klassengrößen und bei den Bildungsausgaben pro Kopf müsse man aufholen. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Stefan Behlau, betonte: «Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft und damit in den sozialen Zusammenhalt und den Wirtschaftsstandort NRW.»

Es sei fast schon «traurige Tradition», dass NRW in Ländervergleichsstudien auf den hinteren Plätzen liege. Auch die GEW verlangte deutlich mehr Geld für die Bildung. Bei den angestrebten guten Lehr- und Lernbedingungen flächendeckend in NRW klafften Anspruch und Wirklichkeit oft weit auseinander. News4teachers / mit Material der dpa

Menschen in NRW sind besonders unzufrieden mit Schulen – kein Wunder

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Der Zauberlehrling
8 Tage zuvor

Die Frage ist einfach zu beantworten:

Weil sich die anderen Bundesländer nicht derart verschlechtern, dass NRW nach vorne rückt.

🙂

RainerZufall
8 Tage zuvor

Diese seriöse Initiative glänzte durch politische Propaganda (https://www.dw.com/de/meinung-die-zehn-gebote-von-annalena-baerbock-und-den-gr%C3%BCnen/a-57909486),
die “Gewinner-Länder” erschüttern derzeit die Medien, dass sehr viele jungen Menschen nachweislich Rechtsextreme/ Faschisten wählen.

Eine Kritik der Initiative Neue (=keine) Soziale Marktwirtschaft (INSM) kommt ja fast einem Ritterschlag gleich 😀

ed840
8 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die Studie wird vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln durchgeführt, die Bewertungskriterien sind transparent und öffentlich einsehbar. Beim Thema Schulqualität werden z.B. die Ergebnisse der bundesweiten IQB-Tests verglichen, bei Bildungsarmut die Schulabbrecherquoten , Anteil Risikogruppe Lesen und die Erfolgsquoten im BVJ. Sie können es natürlich als Ritterschlag ansehen, dass in NRW überdurchschnittlich viele 9. Klässler nicht die Mindeststandards in Lesen erreichten, die Schulabbrecherquote überdurchschnittlich hoch war, die Erfolgsquote im BVJ niedrig und die IQB-Werte in Lesen und Mathematik nur wenig besser als in HB, BB und BE usw. . Ob man diese Meinung teilen will oder nicht, dürfte dann individuell verschieden sein. Dass in Bayern und Hamburg besonders viele junge Menschen Rechtsextreme oder Faschisten wählen sollen, halte ich auch für ein Gerücht. Bei der Juniorwahl in Bayern lag z.B. schwarz deutlich vorne , gefolgt von grün und rot.

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  ed840

“Nordrhein-Westfalen schneidet in einer Bildungsvergleichsstudie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erneut schlecht ab.”

Habe mich wohl täuschen lassen, genauso wie durch die Berichterstattung über die Wahlen in Thüringen und Sachsen 😉

ed840
6 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Kann gut sein. Wenn man sich nur oberflächlich informiert kann man schon übersehen wer die Studie angefertigt hat, wie sie erstellt wird und welche Bundesländer im Ranking auf Platz 1 -3 liegen.

RainerZufall
6 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Ist voll schade. Ich hätte mich mehr über die Ersteller der Studie informieren müssen

ed840
6 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ich halte es grundsätzlich für nicht verkehrt, sich erst genauer über Dinge zu informieren, bevor man sie kommentiert. So hat man uns das zu unserer Schulzeit damals auch noch vermittelt. Aber die Zeiten haben sich vermutlich geändert.

447
8 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Kann man sicherlich so sehen.

ISM ist natürlich Lobby pur.

Auf der anderen Seite ist die (auch hier beliebte) Gleichsetzung von “erwünschter politischer Meinung” mit “Bildung” halt von der schnöden realen Verwertbarkeit begrenzt.

Sprich: Wenn alle Roboter aus China kommen (fikitive Übertreibung) und “wir” zwar allesamt ökokorrekt und CO2-neutral töpfern können..
ist das egal, weil dann chinesische Roboter mit chinesischen Werten bestimmen, wie tief wir uns beim töpfern bücken und unterwürfig “Ni hao” murmeln.

dickebank
7 Tage zuvor
Antwortet  447

CO2-neutral Töpfern wird nicht funktionieren, solange die Töpferware “gebrannt” wird.

Hysterican
7 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Vorschlag zur Lösung dieses Problems:

Man verwendet die massenhaft produzierte heiße Luft aus den politischen Führungszirkeln – hier sind die Grünen nach ihrem Gebot der CO2-Neutralität ganz weit vorne – um die Töpferwaren – wenn schon nicht zu brennen, so doch eilig zu trocknen.

Pit2020
7 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

@Hysterican

Solange die heißluftgetrocknete Töpferware den Selbstgebrannten 🙂 vor Verdunstung schützt … isses wumpe. 😉

dickebank
6 Tage zuvor
Antwortet  Pit2020

Heißluftgetrocknet führt aber zu Porösität. – Schade um den Selbstgebrannten, der versickert bevor er verdunsten kann:(

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Billig.
Aber sind die Grünen das?
Sind Sie ers ernsthaft immer noch nicht leid, dem wahhaften Gefasel der Populist*innen über Gendern und Migration zuzuhören, anstatt über Lösungen zu reden.

NIEMAND muss Grüne wählen, aber wäre es mal nicht langsam Zeit, wenn die anderen Parteien endlich richtig arbeiten und eigene Angebote machen?
(Ausgenommen die AfD, die hatten nie was, werden nie was haben und ich freue mich darauf, wenn der ganze Saftladen vom Verfassungsschutz dichtgemacht wird 😉 )

447
7 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Die Töpfe werden eh in der Sonne getrocknet, da die keine Rechnung schickt.

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  447

“erwünschter politischer Meinung”
Sie bedienen sich also fiktiver Szenarien um das REALE Wählen von Rechtsextremist*innen und Faschist*innen zu relarivieren?
Diese Begriffe verwende ich nicht persönlich, ich übernehme sie vom Verfassungsschutz und den Gerichten, welche dessen Einschätzung teilen.

Aber ja, irgendein Roboter aus China… (augenroll)

447
6 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

“Relativieren” würde bedeuten, dass ich etwas (z.B. die Wahl bestimmter Parteien) befürworte.
Wie Sie das da rauslesen ist mir rätselhaft.

RainerZufall
6 Tage zuvor
Antwortet  447

“Sprich: Wenn alle Roboter aus China kommen (fikitive Übertreibung) und „wir“ zwar allesamt ökokorrekt und CO2-neutral töpfern können..”

Verzeihung, wenn ich vorschnell interpretierte. Was meinten Sie mit “erwünschter politischer Meinung”?

447
5 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Damit meine ich, dass gerade Menschen in sozialen Berufen und Lehrer sowie viele Halb-Akademiker sehr gerne einen (von ihnen jeweils einfach subjektiv erwünschten) politischen Standpunkt mit “Bildung” gleichsetzen, um darüber pseudoversteckt sozialen Druck auszuüben/ zu beleidigen, ohne dass es gar zu offensichtlich ist.

Anwendungsbeispiele:

– ein Grünen-Politiker fordert “X” (egal was X ist, egal ob sinnvoll oder nicht usw.)
– AfD-Antwort: “Raaaawwwr, hat ja nicht mal Quantenphysik studiert und 17 Mondraketenstarts berechnet, raaaawwwwr, typisch ungebildete Grüne!”

– ein CSU-Politiker fordert X (egal was X ist usw. usw.)
– Grünen-Antwort: “Raawwwr, empathielos, keine Herzensbildung, vollkommen ungebildet, typisch bildungsferne Kapitalisten, raaawwwwr!”

Der tatsächliche Bildungsgrad oder auch die reine/pure Intelligenz eines Menschen hat nur ursächlich wenig mit der politischen Einstellung zu tun.

H. F.
8 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ich verstehe diese Gehässigkeit nicht. Kommendes Jahr sind in mehreren westdeutschen Bundesländern Wahlen, und wenn die Bundespolitik nicht bald die Kurve kriegt und pragmatisch sachliche Realpolitik macht, werden wir dort ebensolche entsetzten Wahlanalysen über die Ursachen des Rechtsruckes bekommen, wie heuer über Sachsen und Thüringen. (Europawahl 21% AfD in Gelsenkirchen)

Leider besteht wenig Hoffnung. In der SPD z.B. will man erst mal gar nichts ändern und den Menschen noch (!) besser die eigene super-duper Politik erklären.

Walter
7 Tage zuvor
Antwortet  H. F.

“In der SPD z.B. will man erst mal gar nichts ändern und den Menschen noch (!) besser die eigene super-duper Politik erklären.”

Der Erklärbär konnte Kindern zumindest 25 Jahre lang die Welt erklären.

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  H. F.

Ich verstehe die Gehässigkeit auch nicht, aber die hielt es offenbar nicht genug, eigene Propaganda gegen die Grünen online zu stellen =/

Was meinten Sie mit “Rechtsruck” in Sachsen? Sachsen ist auch schon seit der Merkel-Regierung rechts und wählte AfD schon damals mit 27%

vhh
7 Tage zuvor
Antwortet  H. F.

Bei der letzten Bundestagswahl lag die AfD in NRW landesweit bei 7%, in Sachsen bei 24%, das ist wohl sinnvoller als eine Stadt (mit massiven wirtschaftlichen und sozialen Problemen) mit einem ganzen Land zu vergleichen.( Einzelne Kreise in Sachsen liegen als Hochburgen eher bei 40%)
Schulen sind tatsächlich laut Landesverfassung für Demokratieerziehung zuständig. Wer über einen Spitzenplatz in einem Vergleich jubelt, muss sich auch das Versagen in diesem anderen Bereich anrechnen lassen. Das ist keine Gehässigkeit, das sind leider die Fakten, übrigens auch wirtschaftlich bedeutsame Fakten, denn ohne qualifizierte Arbeitsplätze in meist internationalen Unternehmen wandern diese so gut beschulten Jugendlichen in den Westen ab.
Vielleicht ist es das, worauf Frau Feller baut, innerdeutsche Migration…

Lisa
7 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Dachte ich auch. Wenn eines der Kennzeichen der jungen Afd- Wähler ” eher wenig Bildung” ist, kann es in Sachsen nicht zu dolle sein.

dickebank
7 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wie – fällt die Bildung einer fachistischen Organisation nicht unter Bildung?

Hysterican
7 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Gute Frage – nächste Frage!

447
7 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Zahlreiche historische Faschisten oder NS-Politiker waren hoch gebildet.
Viele Sowjetkommissare auch.

Bildung und Empathie sind zwei paar Schuhe.

Lisa
7 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Genauso wenig wie die Bildung von Schimmel an modrigen Wänden.

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Was reden Sie da?
Ich bin ehrlich irritiert, was Sie meinen, aus meiner Aussage zu lesen.

Oder meinen Sie, meine Kritik – der blinde Fleck – an der FDP oder wie auch immer sich diese Gruppe nennt, würde ich mit ALLEN schulischen Leistungen Sachsens gleichsetzen?
Da habe ich mich ggf. grob missverständlich ausgedrückt.

Es geht mir weniger um die Bildungspolitik der Länder, als dass diese faule Gruppe die offensichtlich schlechtesten Kandidat*innen sind, diese zu beurteilen.
Wenn Wirtschaftsvertreter aufgrund der Wahlen um ihren Standort fürchten, haben die Deppen spricht das gegen die “Kompetenz” dieser Expert*innen 😉

Walter
7 Tage zuvor

“Ausgaben pro Schülerin und Schüler von 7.300 Euro in NRW, der Bundesdurchschnitt lag bei 8.200 Euro”
2022/23 Grundschüler NRW = 688.300
688.300 x 900 € Diff. = 619,5 Mio € p.a. (Investitionsverlust ggü. Ø)

Mangelwirtschaft in einem bevölkerungsreichsten Bundesland und einen Stuhl dazustellen war dann wohl nicht lösungsorientiert.
Schüler-Lehrer-Relation “fast im Bundesschnitt” ist letztlich auch nur ein “knapp verfehlt” oder “war stets bemüht” geworden.

Walter
7 Tage zuvor
Antwortet  Walter

11.08.2020 Ministerin Gebauer: Der Masterplan ist die Grundlage für die Grundschule der Zukunft
718 Millionen Euro für die Grundschulen in Nordrhein-Westfalen bis 2025
https://www.news4teachers.de/2021/02/verbaende-neue-lehrplaene-fuer-grundschulen-verschieben-lehrer-ueberlastet/

https://www.news4teachers.de/2021/08/grundschullehrkraefte-sollen-lernen-lesen-schreiben-und-rechnen-besser-zu-vermitteln/

Wo bleibt die Studie:
Hätten die eingesparten Luftfilter das Ergebnis laut Bildungsmonitor am Ende vielleicht doch beeinflusst ?

RainerZufall
7 Tage zuvor
Antwortet  Walter

“einen Stuhl dazustellen”
Den Wortlaut kenne ich woher…

Ah, lassen Sie mich raten: Sie wollen Kinder dafür büßen lassen 😉