BERLIN. Beklagt wird eine seit nunmehr zwei Jahre dauernde „Hängepartie“ um den Digitalpakt 2.0 – schlimmer: Seit dem Platzen der Ampel ist die Weiterfinanzierung der angelaufenen Digitalisierung der Schulen in Deutschland offen wie nie. Ein breites Bündnis aus Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern, Schulträgern, Digitalwirtschaft und Zivilgesellschaft warnt nun anlässlich einer (seit langem geplanten) „Statuskonferenz“ in Berlin zum Digitalpakt, bei der Bund und Länder über das bisher erreichte sprechen wollen, vor einem Scheitern des Projekts. Es fordert, die Digitalisierung der Schulen noch vor den anstehenden Neuwahlen zu klären.
Seit 2019 hat der Digitalpakt Schule mehr als fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen bereitgestellt – etwa für die Ausstattung mit WLAN, Tablets oder Computern und für die Netzwerkadministration. Das Programm ist im Mai dieses Jahres trotz Verankerung im Koalitionsvertrag ohne Anschlussfinanzierung ausgelaufen. Die derzeit noch zur Verfügung stehenden Gelder verfallen Ende des Jahres. „Die versprochene Anschlussfinanzierung steht in der aktuellen politischen Situation so auf dem Spiel wie nie zuvor. Ohne eine dauerhafte Finanzierung werden viele Schulen und Schulträger gezwungen sein, begonnene Digitalisierungsprojekte zu stoppen oder zurückzudrehen“, so heißt es nun in einer Pressemitteilung.
Die Bundesschülerkonferenz, der Bundeselternrat, der Verband Bildung und Erziehung, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Digitalverband Bitkom, der Deutsche Philologenverband, der Verband Bildungsmedien und die Initiative D21 fordern die Bundesregierung und Länder darin gemeinsam auf, eine moderne digitale Bildung zur Priorität zu machen.
„Die Bunderegierung muss nach dem Bruch der Ampelkoalition noch vor den Neuwahlen den finanziellen Rahmen für einen Digitalpakt 2.0 sicherstellen“
„Es fehlt nach wie vor an moderner technischer Ausstattung, digitalen Lehrmitteln und Tools sowie den entsprechenden Fortbildungen und Strategien, um Deutschlands Schulen in die digitale Welt zu holen. Ohne die schnellstmögliche Verankerung des Digitalpakt 2.0 stehen nicht nur die Schulen und Schulträger vor massiven Unsicherheiten, damit steht auch insgesamt die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystem auf dem Spiel“, so warnt das Bündnis.
Weiter heißt es: „Die Bunderegierung muss nach dem Bruch der Ampelkoalition noch vor den Neuwahlen den finanziellen Rahmen für einen Digitalpakt 2.0, sowie den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit den Ländern sicherstellen. Dazu braucht es ein breites politisches Bündnis über die Parteigrenzen hinweg. Die Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems ist von zentraler Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft; der Digitalpakt 2.0 duldet daher keinen Aufschub bis weit ins neue Jahr.“
In der Bevölkerung gebe es – so die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom – eine breite Unterstützung für die Finanzierung von Digitalisierungsmaßnahmen an Schulen. 91 Prozent fordern, schnelle und stabile Internetverbindungen an Schulen dauerhaft staatlich zu fördern. 85 Prozent wünschen sich eine Förderung von IT-Geräten wie Tablets und Laptops für Schülerinnen und Schülern, 81 Prozent von Wartung, Verwaltung und Reparatur der Geräte. 67 Prozent wünschen sich eine dauerhafte staatliche Finanzierung von Lehr- bzw. Lernprogrammen, wie zum Beispiel Lern-Apps an Schulen, 51 Prozent die Förderung von Fort- und Weiterbildungsformate für Lehrkräfte zum Einsatz digitaler Technologien und Tools im Unterricht. Nur ein Prozent der Deutschen sind der Meinung, es sollten keine Maßnahmen zur Digitalisierung an Schulen staatlich gefördert werden.
In der Pressemitteilung heißt es nun: „Die Hängepartie um den Digitalpakt 2.0 dauert bereits zwei Jahre. Bereits im Oktober 2023 hatte das Bündnis in einer Pressekonferenz vor den Folgen einer fehlenden Anschlussfinanzierung gewarnt und einen gemeinsamen Forderungskatalog vorgestellt (News4teachers berichtete). Neben der Fördersumme ist aktuell unter anderem weiterhin unklar, wann die Verhandlungen fortgesetzt werden und welchen Förderrahmen ein Digitalpakt 2.0 einschließen soll. Zuletzt hatte die damalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, den Bundesländern Ende August ein Angebot über die Fördersumme des Digitalpakt 2.0 gemacht, welches die Länder aufgrund der Anforderung des Bundes, mindestens 50 Prozent zur Gesamtfördersumme beizutragen, kritisierten.“
„Als Schüler*innen erleben wir täglich die Herausforderungen einer unzureichenden Digitalisierung an unseren Schulen”
Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, sagt: „Als Schüler*innen erleben wir täglich die Herausforderungen einer unzureichenden Digitalisierung an unseren Schulen. Der Digitalpakt 2.0, der eine Verbesserung der aktuellen Situation verspricht, wird durch politische Streitigkeiten zwischen Bund und Ländern blockiert. Wir fordern, dass die Entscheidungsträger einen Kompromiss finden, um endlich einen gerechten Zugang zu digitaler Bildung für alle zu gewährleisten und die ungleiche Verteilung von technischen Ressourcen zu beheben. Die Zukunft unserer Bildung hängt von einer stabilen, gleichen und fortschrittlichen digitalen Infrastruktur ab.”
„Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft und muss mit der digitalen Entwicklung Schritt halten, um Kindern bestmögliche Chancen zu bieten. Der Digitalpakt 2.0 ist entscheidend, um das Bildungssystem international zu stärken und in eine zukunftsfähige Gesellschaft zu investieren”, erklärt der Vorsitzende des Bundeselternrates Dirk Heyartz. „Damit Kinder sicher und verantwortungsvoll in der digitalen Welt agieren können, muss Medienkompetenz als fester Unterrichtsbestandteil verankert werden. Dafür müssen Lehrkräfte aber technisch ausgestattet und geschult werden.“
“Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sind auf funktionierende, moderne Arbeitsmittel angewiesen”
Prof. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, erklärt: „Die Hängepartie um den Digitalpakt 2.0 ist unerträglich! Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sind auf funktionierende, moderne Arbeitsmittel angewiesen. Dazu gehört aktuelle Soft- und Hardware, aber auch deren kontinuierliche, professionelle Wartung. Doch wie soll das sichergestellt werden, wenn eine entsprechende Mittel-Planung unmöglich ist? Auch die Länder werden in der Zwischenzeit mit nötigen Investitionen zurückhaltend sein, wenn sie nicht wissen, ob ihnen dies später auch als ‚frisch‘ investiertes Ländergeld angerechnet werden kann oder nicht!“
Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Tomi Neckov kommentiert: „Wir haben erst am Freitag eine repräsentative Studie vorgestellt, aus der hervorgeht, dass es in zehn Prozent der Schulen in Deutschland keinen einzigen Klassensatz an digitalen Endgeräten gibt (News4teachers berichtete). Im Vergleich zum Vorjahr heißt das, dass es keine Veränderung bei diesem entscheidenden Zukunftsthema gibt. Diese von politisch Verantwortlichen provozierte Stagnation ist in Wahrheit ein Rückschritt, weil wir mit dem Fortschritt in Gesellschaft und Wirtschaft nicht mithalten können. Nichts zeigt so deutlich, wie wichtig ein Digitalpakt 2.0 ist – auch, um endlich Planungssicherheit für Schulleitungen zu gewährleisten.“
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes André Berghegger erklärt: „Digitale Bildung ist für die Zukunft des Standorts Deutschland von entscheidender Bedeutung. Daher müssen Schülerinnen und Schüler digitale Angebote nutzen können und die notwendige Ausstattung in den Schulen muss vorhanden sein. Die Städte und Gemeinden sind auf Mittel aus dem Digitalpakt angewiesen. Ohne einen Digitalpakt 2 können wir keine Ersatzbeschaffungen für Endgeräte vornehmen und den Support nicht finanzieren. Wir appellieren an Bund und Länder, den Digitalpakt 2 endlich umzusetzen.“
„ChatGPT hat vor zwei Jahren Tatsachen geschaffen und KI an die Schulen gebracht. Spätestens seitdem ist eine Fortsetzung des Digitalpakts längst überfällig. Lehrende und Lernende benötigen eine verlässliche Infrastruktur und Hardware. Nur so können wir gemeinsam digitale Bildung weiterentwickeln und Didaktik, Technik und Inhalte für den bestmöglichen Lernerfolg verbinden. Auch wenn ein zweiter Digitalpakt erst mit einer neuen Regierung kommt, so muss er kommen. Die Zeit bis zu den Neuwahlen sollten Bund und Länder die Verhandlungen soweit es nur geht, voranbringen, um keine Zeit zu verlieren“, sagt Timm Lutter, Präsidiumsmitglied der Initiative D21 und Co-Leitung der AG Bildung.
„Es droht eine milliardenschwere Investitionsruine in der deutschen Bildungslandschaft“
Christoph Pienkoß, Geschäftsführer des Verbands Bildungsmedien, kommentiert: „Die Schulen haben sich, auch mit Hilfe des Digitalpakts, längst auf den Weg gemacht! Die Lehrkräfte haben erkannt, welche pädagogische Unterstützung die digitalen Angebote der Unternehmen am Bildungsmarkt, was KI und individualisiertes Lernen und Fördern bieten. Nun muss es weitergehen! Doch während die Spatzen die Unzulänglichkeiten schulischer Bildung von den Dächern pfeifen, droht bei einer der wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen weiterer Stillstand. Über alle Partei- und Zuständigkeitsgrenzen hinweg muss umgehend dem Digitalpakt 2.0 der Weg geebnet werden!“
„Es droht eine milliardenschwere Investitionsruine in der deutschen Bildungslandschaft. Dabei können wir es uns weder gesellschaftlich noch wirtschaftlich leisten, bei der Digitalisierung der Schulen weiter hinterherzuhinken. Alltag und Arbeitsleben außerhalb der Schulgebäude sind längst digital, Digital- und Medienkompetenzen daher zentraler denn je. Um diesem Bildungsauftrag nachzukommen, brauchen die Schulen aber endlich die Zusicherung für entsprechende Mittel – und das langfristig“, so Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. News4teachers / mit Material der dpa
Der “Digitalpakt 2.0” ist doch schon geplatzt. Ohne gültigen Haushalt dürfen keine neuen Ausgaben getätigt werden, nur das wozu der Bund sowieso aufgrund von bereits beschlossenen Gesetzen verpflchtet ist.
Und ich behaupte einmal: “Digitalpakt” steht bei den Problemen, vor denen die alte / eine neue Bundesregierung steht, in der Warteschlange GANZ WEIT HINTEN: Vorher kommen Dinge wie: Energieversorgung, Ukrainie-Hilfe, Aufrüstung (Trump will 2% vom BIP pro Jahr, die beommt er auch!), Industrie-Standortsicherung, Infrastruktur (Bahn, Straßen). soziale Sicherungssysteme (Zuschüsse zur GRV), … Bildung, auch wenn sie digital ist, kommt erst ganz am Schluss. Erst werden die anderen Lücken finanziert!
Wie sagte eine CDU-Abgeordnete bei einem Besuch unserer Weltkunde-Fachschaft im SH-Landtag so schön? Man müsse immer das große Ganze betrachten.
Jepp, leider volle Zustimmung … und oftmals hasse ich es, recht zu haben.
“Eigentlich” ist das Wort, an dem unsere Existenz auf diesem Planeten scheitern wird …
“Eigentlich” ist das Wort, an dem die zukunftstaugliche Umgestaltung unseres Landes scheitern wird…
“EIGENTLICH” ist das Wort, mit dem ich mir jeden Tag sage, dass ich gerne meinen Job mache … und mit den jungen Menschen arbeite, die den Laden irgendwann übernehmen sollen …
Eigentlich!!!
„Eigentlich“ sage ich immer dann, wenn ich etwa tun müsste, es aber dann doch lasse….(sagt mein Mann und damit trifft er genau ins Schwarze).
Genau das meine ich, eigentlich
Ich glaube nicht, dass genügend Zeit bleiben wird, um bis zum Ende der Liste zu kommen.
Oh Gott, was soll jetzt bloß aus den Unternehmen am Bildungsmarkt und ihren digitalen Angeboten werden ???
Wir müssen den Digitalpakt 3.0 auf den Weg bringen um zukunftsfähig zu sein!
Ja, da steht eine digitale Edu-Industrie in den Startlöchern, die jetzt ihre Felle davonschwimmen sieht.
Wir können nicht erkennen, dass das beschriebene Bündnis – Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Kommunen – aus Bütteln der “Edu-Industrie” besteht. Viel billiger geht’s nicht, eine Position abzukanzeln. Nebenbei: Die “Edu-Industrie”, das sind keine Großkonzerne á la VW mit mächtiger Lobby. Der Bildungsmarkt ist viel zu klein. Das sind vielfach kleine innovative Unternehmen, die mit viel Engagement daran gehen, Schulen Unterstützungssysteme anzubieten. Wenn allerdings der staatliche Rahmen dafür so schlecht ist, wie er sich derzeit darstellt, wird es Innovationen in dem Bereich nicht mehr lange geben. Das heißt dann für Lehrkräfte: Viel Spaß mit Lösungen á la Logineo und Co – für viel Geld von Schulbehörden selbstgebastelte IT. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2020/12/hinter-den-akuten-problemen-mit-schulplattformen-steckt-ein-denkfehler-ministerien-versuchen-sich-als-it-entwickler-das-kann-nur-schiefgehen/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich kann auch nicht erkennen, dass das beschriebene Bündnis – Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Kommunen – aus Bütteln der “Edu-Industrie” besteht. Habe ich auch nicht geschrieben.
Ich glaube auch nicht, dass die vielen Milliarden Euro bei den Eltern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern oder Kommunen landen. Ebenso wenig werden die Milliarden bei den kleinen innovativen Unternehmen landen, denn die können gar keine Milliardenaufträge stemmen. Mit Edu-Industrie meine ich diejenigen, bei denen die Milliarden schließendlich landen werden.
Das ist aber im Wesentlichen keine “Edu-Industrie”, das sind die üblichen Tech-Konzerne. Ja und? Die liefern ja auch etwas dafür.
Von Investitionen in Schulgebäude profitiert auch die Bauwirtschaft (irgendwer muss die Sanierung ja machen). Ist aber doch wohl kein Argument dafür, die Schulgebäude weiter verfallen zu lassen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
“Ja und?”
Und warum mussten wir zu dieser kurzen Bemerkung jetzt so lange schreiben?
Weil solche “kurzen Bemerkungen” die Arbeit von Menschen – hier: der Beschäftigten in der Bildungswirtschaft – herabwürdigen. Es ist nicht ehrenrührig, wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienste anbieten, um Lehrkräften die Arbeit zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Auch Schulmöbel baut nicht der Staat. Es ist ebenfalls nicht ehrenrührig, mit Bildung Geld zu verdienen. Auch Lehrkräfte arbeiten nicht ehrenamtlich.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Meine kurze Bemerkung hat nicht die Arbeit von Menschen herabgewürdigt. Dass Sie hier andere Motive unterstellen – obwohl ich mich oben bereits erklärt habe – bedauere ich.
Dann erklären Sie’s gerne nochmal. Wir verstehen es nämlich nicht. Herzliche Grüße Die Redaktion
Zuerst haben Sie geschrieben „Wir können nicht erkennen, dass das beschriebene Bündnis – Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Kommunen – aus Bütteln der “Edu-Industrie” besteht.“ Damit haben Sie den Eindruck erwecken wollen, dies sei meine Position, obwohl ich dies nirgendwo geschrieben habe.
Anschließend haben Sie geschrieben „Viel billiger geht’s nicht, eine Position abzukanzeln.“ und haben den Eindruck erwecken wollen, ich würde es mir hier leicht machen die Position abzukanzeln, die Sie im Satz vorher beschrieben haben.
Damit haben Sie es sich eigentlich nur selber leicht gemacht. Zuerst haben Sie behauptet ich hätte eine Meinung, die ich in Wahrheit nicht habe, um anschließend gegen diese Meinung zu wettern.
Warum ich eine Gruppe von Menschen, zu der ich selber gehöre, als Bütteln der “Edu-Industrie bezeichnen sollte, haben Sie dabei nicht erklärt. Genauso wenig erklären Sie, was Sie hier nicht verstehen. Ihr Wunsch, ich solle das, was oben gut nachzulesen ist, noch einmal erklären, erschließt sich mir nicht.
Dann erklären Sie doch einfach, was Ihr Satz unter dem Beitrag “Breites Bündnis schlägt Alarm” als Kommentar aussagen sollte (wenn wir Sie denn so falsch verstanden haben):
“Da steht eine digitale Edu-Industrie in den Startlöchern, die jetzt ihre Felle davonschwimmen sieht.”
Wir möchten klarstellen, dass es in dem Artikel nicht um die – übrigens durchaus legitimen – Profitinteressen von Unternehmen geht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Nein, es ist natürlich nicht ehrenrührig mit Bildung Geld zu verdienen. So lange die Lernenden gebildet werden, ist alles ok. Doch die ICIL-Studie zeigt deutlich, dass das Bildungsziel weit verfehlt wurde. Ein Weiter-so darf es nicht geben.
Ich denke, dass der Begriff Edu-Industrie oben so verwendet wird, dass er auch die Leistungen der Tech-Konzerne umfasst. Denn bei denen landet ja ein Großteil der 6,5 Milliarden.
Die Bauwirtschaft ist im Schulbereich sicher unverzichtbar. Der erste Digitalpakt scheint die Schülerinnen und Schüler laut ICIL-Studie jedoch nicht weitergebracht zu haben. Da muss dringend nachgebessert werden, z.B. durch gezielte Fortbildungen der Lehrkräfte und Entwicklung entsprechender schulischer Konzepte und Unterrichtsmaterialien durch die Schulbuchverlage.
Doch wo lernen angehende Lehrkräfte das digitale Lehren? Wird im Lehramtsstudium die digitale Didaktik wirklich mit den Fachinhalten verknüpft? Gerade im beruflichen Sek II-Bereich schaffen es viele Unis noch nicht einmal die Lehramtsstudenten separat von den Studenten zu unterrichten, die kein Lehramt anstreben. Wie soll da digitale Didaktik mit Fachinhalten verknüpft werden?
Wo wird im Referendariat digital unterrichtet? Und falls dies doch geschieht, stellt sich die Frage, ob die Ausbildungsschulen diese Impulse dankbar aufgreifen oder nur mitleidig lächelnd für die Zeit des Referendariats tolerieren.
Wo werden die vielen Kolleginnen und Kollegen geschult, deren Referendariat schon ein wenig zurückliegt? Ich meine jetzt keine Mini-Fortbildungen von wenigen Stunden. Die gibt es natürlich zu Hauf. Ich frage wo bei den Lehrkräften landesweit die Grundlagen dafür gelegt werden, dass sie digital sinnvoll unterrichten dürfen, können und wollen. Kompetenzorientierung ist natürlich auch in der Bildung von Lehrkräften wichtig.
So lange die Lehrkräfte nicht am Start stehen, lohnt es sich nicht 6,5 Milliarden in einen Digitalpakt 2.0 zu stecken. Dann besser 6,5 Milliarden der Bauwirtschaft rüberschieben, damit ein paar Schulgebäude saniert werden können. Bei einem Investitionsstau von über 40 Milliarden Euro ist das auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
… während die digitale Ausstattung zur Investitionsruine wird – und damit auch das bisher Erreichte zerfällt? Scheint uns keine schlüssige Strategie zu sein. Den Lehrkräfteverbänden unisono ja auch nicht.
Und was die Fortbildungen von Lehrkräften angeht: Was sollen die bringen, wenn dann die Technik fehlt, das erworbene Know-how in der Praxis anzuwenden? Das wäre dann wie Trockenschwimmen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich habe nichts dagegen, wenn die digitale Ausstattung zur Investitionsruine wird. Besser als wenn die Schulgebäude “Ruinen” bleiben. Auf über 40 Milliarden Euro beläuft sich der Investitionsstau bei den Schulgebäuden mittlerweile. Vielleicht sollte man hier mal mit einem Sondervermögen und einem Dreifachwums anfangen. Die digitale Ausstattung, die bislang laut ICIL-Studie nur viel gekostet und so gut wie nichts gebracht hat, sollte man zu Gunsten der übrigen Infrastruktur vernachlässigen.
Lernen war schon immer wie Trockenschwimmen – in der Schule vollständig, im Studium fast vollständig und im Referendariat zu großen Teilen.
Wie weit man kommt, wenn die Lehrkräfte die digitale Didaktik vorher nicht lernen, zeigt doch unter anderem die ICIL-Studie.
Vor diesem Hintergrund kann ich nicht nachvollziehen, dass Sie sich so stark für PCs in Schulen machen, obwohl es dort wirklich noch viel größere Baustellen gibt.
Lesen, Schreiben und Rechnen-Lernen stehen für mich ganz oben auf der schulischen To-Do-Liste. Denn so lange unsere SuS damit Probleme haben, werden sie sich in den digitalen Weiten nicht zurechtfinden – egal wie viele PCs in ihren Schulen herumstehen.
“Wie weit man kommt, wenn die Lehrkräfte die digitale Didaktik vorher nicht lernen, zeigt doch unter anderem die ICIL-Studie.”
Das zeigt die ICIL-Studie keineswegs – es sei denn, PISA würde zeigen, dass die ganze Schule nichts bringt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
PISA zeigt, dass im Bereich Schule viel Luft nach oben ist. Das ist doch unstrittig.
Deshalb müssen sich nun diejenigen, die den Lehrkräften vorgeben, wie diese ihren Job machen sollen, darüber Gedanken machen, wie in Zukunft besser gelehrt werden kann.
Genau. Und dafür braucht es die Voraussetzungen. Eben auch technische Ausstattung. Herzliche Grüße Die Redaktion
Bevor wieder 6,5 Milliarden übers Land ausgeschüttet werden, sollten die Länder mal ihre Hausaufgaben machen und dort nachbessern, wo es hapert. Die ICIL-Studie zeigt ja deutlich, dass der eingeschlagene Weg nicht weiter verfolgt werden sollte, dass es so nicht weitergehen darf.
Welche Zukunftsfähigkeit?
Was? Echt jetzt? Die Zukunftsfähigkeit des Bildungssystems steht jetzt erst auf dem Spiel?
Szenario 1: Scholz wird erneut Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Szenario 2: Merz wird Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Szenario 3: Habeck wird Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Szenrario 4: Lindner wird Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Szenario 5: Alice Weidel ändert ihr Geschlecht und wird Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Szenario 6: Lindner wird Kanzler. Weder die Arbeitszeiterfassung noch die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts wird gleich beschlossen und erledigt.
Ganz ehrlich? Für uns ändert sich in den zwei Dingen nichts.
Bildungspolitik interessiert nicht die Bohne.
Interessant, wie viele unterschiedliche Szenarien man generieren kann, wenn man ergebnisoffen und unvoreingenommen an das Thema herangeht.
szenario 5 finde ich besonders spannend … da würde ja echt was Umwälzendes passieren. 🙂
Die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystems hängt hoffentlich nicht von ein paar Computern ab.
Das Schulsystem funktioniert schon heute nicht mehr und wird vielerorts nur durch den Einsatz von Seiteneinsteigern und Lehramtsstudenten notdürftig am Leben gehalten (https://www.welt.de/politik/deutschland/article254414312/Schule-Wenn-Schulen-nur-noch-dank-Seiteneinsteigern-und-Lehramtsstudenten-funktionieren.html)
Solange weder die verbleibenden, ausgebildeten Lehrkräfte noch die Seiteneinsteiger oder Lehramtsstudenten auf das Lernen mit digitalen Medien ordentlich vorbereitet wurden, weiß ich nicht, was die Schulen mit den Computern sollen.
Sinnvoller scheint es mir zunächst den Investitionsstau anzugehen, den diese Regierung genauso wie die Regierung (mit ihrem Finanzminister) zuvor hat links liegen lassen. Ich wünsche mir Schulgebäude, in denen sich alle wohl fühlen – insbesondere hygienische Schülertoiletten.
Zunächst sollte der Investitionsstau an den Schulgebäuden von über 47,4 Mrd. Euro (https://table.media/bildung/analyse/investitionsrueckstand-was-den-schulbau-in-deutschland-hemmt/) beseitigt werden. Danach sollte die digitale Infrastruktur in jeden Winkel dieses Landes getragen werden, was auch viele Milliarden Euro kosten wird. (Bitte das Ahrtal nicht vergessen.) Und erst danach macht es Sinn darüber nachzudenken, ob Computer an den Schulen sinnvoll sind, und ob der Bund wirklich nur 2,5 Mrd. dazugeben soll. Erst danach.
Als Schüler*innen erleben wir täglich die Herausforderungen einer unzureichenden Digitalisierung an unseren Schule…. da fragte ich mich auch, wie die Schüler das bemerken. Unsicheres WLAN für ihre Smartphones?
Cofinanzierung mit Mitteln vom Bund macht schneller abhängig als Crack. Vielleicht wirkt das Ende der Ampel jetzt als kalter Entzug, die Länder kriegen sich irgendwann ein und es wird dann in 25 das 50:50 Paket beschlossen.
War es schon “Digitalisierung” als der Plattenspieler verschwand und der CD-Player kam ?
Was nützt der Digitalpakt wenn hinten und vorne Lehrer fehlen? KI-unterstützter Unterricht? Prost Mahlzeit!