POTSDAM. Mitreden? Gerne. Mitbestimmen? Das lieber doch nicht. Der Brandenburger Landtag sieht die vom Schülerrat des Landes vorgeschlagenen Schulreformen zum Teil sehr skeptisch.

Der Landesschülerrat Brandenburg hat Vorschläge für Schulreformen vorgelegt, die bei den Parteien im Potsdamer Landtag auf wenig Begeisterung stoßen. So will er etwa Prüfungen für den Schulabschluss in der zehnten Klasse an Gymnasien abschaffen. Die SPD-Bildungspolitikerin Katja Poschmann lehnt dies ab. «Demnach würden Schülerinnen und Schüler an Brandenburger Schulen unter unterschiedlichen Bedingungen den gleichen Abschluss erhalten», sagte sie. «Das wäre aus unserer Sicht eine zu starke Ungleichbehandlung.»
Der Landesschülerrat – ein Vertretungsgremium von Schülerinnen und Schülern – schlägt vor, dass diese Prüfungen zum mittleren Schulabschluss gestrichen werden, weil sie zusätzlichen und oft unnötigen Prüfungsstress erzeugten. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten arbeiteten ohnehin kontinuierlich auf das Abitur hin und hätten ihre Fähigkeiten in den vorangegangenen Jahren bereits unter Beweis gestellt, heißt es im Grundsatzprogramm des Schülerrats.
Die CDU im Landtag zeigt sich für den Vorschlag dagegen offen. «Die Forderung nach einer Abschaffung der Prüfung für den mittleren Schulabschluss an Gymnasien unterstützen wir», sagte Bildungspolitikerin Kristy Augustin. «Damit gewinnen die Schulen wichtige Lernzeit in der Vorbereitung auf die gymnasiale Oberstufe.»
Keine Noten mehr für Sport, Kunst, Musik?
Der Landesschülerrat fordert zudem, die Schulnoten in Sport, Kunst und Musik zu überdenken und stattdessen eine schriftliche Bewertung einzuführen. «Die aktuelle Notengebung im brandenburgischen Schulsystem verstärkt den Leistungsdruck», kritisiert das Gremium. Besonders in Sport, Kunst und Musik müssten Kreativität, persönlicher Einsatz und individuelle Entwicklung stärker gewürdigt werden.
Abschaffung von Noten in den Fächern Kunst, Sport und Musik? Dabei geht die CDU nicht mit. «Eine klare und verlässliche Rückmeldung über den Leistungsstand ist für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern eine wichtige Orientierung», sagte Augustin. «Darauf sollten wir auch in diesen Fächern nicht verzichten.»
Immerhin: Die Koalitionsfraktionen von SPD und BSW wollen mit dem Schülerrat darüber sprechen. «Noten sind nach wie vor ein wichtiges Feedback, für Schülerinnen und Schüler genauso wie für die Lehrkräfte», sagte Poschmann. «Allerdings wollen wir gemeinsam diskutieren, wie wir den Weg dorthin fairer gestalten können.» Der BSW-Abgeordnete Falk Peschel sagte, er wolle sich über die Frage der Benotung in Musik, Kunst und Sport mit den Vertretern des Landesschülerrates gern intensiv austauschen. Peschel befürwortet vor allem die Vorschläge für mehr politische Bildung und mehr Bildungsgerechtigkeit. News4teachers / mit Material der dpa
„«Noten sind nach wie vor ein wichtiges Feedback, für Schülerinnen und Schüler genauso wie für die Lehrkräfte», sagte Poschmann. «Allerdings wollen wir gemeinsam diskutieren, wie wir den Weg dorthin fairer gestalten können.» „
Inwiefern ist der Weg zur Benotung unfair? Da schweigt der Sängerin Höflichkeit…
Will man den subjektiven Faktor (und der bleibt immer, selbst wenn man unmöglicherweise gleiche Unterrichtsbedingungen für alle SuS des Landes schaffen würde) der Benotung eliminieren, muss man Benotung durch Lehrkräfte abschaffen.
“Faire Noten” kann im Sine des Schülerrates nur heißen, dass die schlechten Noten abgeschafft werden sollen. Bringt halt nichts …
In Bundesländern wie BW und RLP bekommen die Schüler auf der Realschule bzw. im Realschulniveau mit Versetzung in die 10. Klasse automatisch den Hauptschulabschluss. Schafft man es am Gymnasium von Klasse 10 in die Oberstufe versetzt zu werden, hat man automatisch die mittlere Reife. Ich verstehe nicht, warum das in Brandenburg ein Problem sein soll. Wenn man ohnehin auf der “nächst höheren” Schulform ist, sollte wirklich keine Prüfung mehr abgelegt werden müssen, um Zwischenetappen zu bestehen. Da sieht man wieder einen Nachteil des föderalen Systems.
Ansonsten sehe ich eine generelle Abschaffung von Noten in bestimmten Fächern kritisch, aber ich bin da einfach altmodisch unterwegs und sehe in Noten durchaus einen Sinn.
Gymnasiastinnen und Gymnasiasten arbeiteten ohnehin kontinuierlich auf das Abitur hin und hätten ihre Fähigkeiten in den vorangegangenen Jahren bereits unter Beweis gestellt (…)
Schön wär’s!
Die Vorbereitungen auf die ZP10 haben meinen Schülern gewiss nicht geschadet.
Solange keiner der Sxhüler nur aufgrund der zp10 die Qualifikation geschafft hat, ist das in Ordnung. Das habe ich mal erlebt.
Landesschülerräte sind in der Regel autonome Gremien, die nicht aus allgemeinen und demokratischen Wahlen hervorgingen. Sie vertreten sich selbst, aber nicht unbedingt die Meinung der Schülermehrheit.
An meiner eigenen Schule wählen z.B. nur die Klassensprecher die SV. Das wurde aber, als die Klassensprecher bestimmt wurden, nicht bekanntgemacht. Dann bestimmt die SV auf eine nach außen nicht kommunizierte Weise Leute, die zur Landesschülervertretung fahren. Zu keinem Zeitpunkt bestimmen politische Positionen den “Wahl”-Vorgang.