Gelingt der Odenwaldschule das „Wunder von Heppenheim“? – Geld ist da, Behörden prüfen

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HEPPENHEIM. Das Ende der Odenwaldschule war bereits verkündet, die Abgesänge geschrieben. Buchstäblich in letzter Sekunde scheint es der Schule aber doch noch gelungen sein, die fehlenden 2,5 Millionen Euro zur Weiterführung des Schulbetriebs zusammen zu bekommen. Die aufs Eis gelegte Genehmigung kann nun wieder geprüft werden.

Der Odenwaldschule scheint ein dramatischer Schlussspurt geglückt zu sein – am Ende eines Marathonlaufs, für den die Aufsichtsbehörden im vergangenen August den Startschuss abgefeuert hatten. Der Missbrauchsskandal, dazu ein Sumpf von Dauerstreit und Geldproblemen hatten das einstige Vorzeige-Internat an den Rand des Scheiterns gebracht. Das Sozialministerium hatte nach Prüfung der Schule im August die Betriebserlaubnis auf das Schuljahr 2014/2015 befristet. Der Missbrauch an mindestens 132 Schülern war lange Zeit vertuscht worden und zum 100-jährigen Bestehen der Schule 2010 hochgekocht.

Hat die Odenwaldschule doch noch ein Zukunft? Die Reformen müssten dann jedenfalls weitergehen. Foto: Armin Kübelbeck / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Hat die Odenwaldschule doch noch ein Zukunft? Die Reformen müssten dann jedenfalls weitergehen. Foto: Armin Kübelbeck / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Knapp vor Ablauf dieses Schuljahres kam nun aus der Schule die Mitteilung, dass doch 2,5 Millionen Euro zusammengekommen sind. Drei Wochen zuvor hatte die Schule noch wegen Geldproblemen ihr Aus angekündigt. «Für das, was sich danach getan hat, fehlen mir fast die Worte», sagte der Geschäftsführer der Schule, Marcus Halfen-Kieper. «Die Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft hat uns alle überwältigt.» Nicht nur Eltern, Mitarbeiter und ehemalige Schüler, auch Externe hätten mitgeholfen. Nächste Woche sollen die Aufsichtsbehörden die detaillierten Finanzzahlen erfahren.

Was machen die Behörden?

Nun prüfen die Aufseher das Finanzkonzept, ein A und O für die Betriebsgenehmigung der Schule. «Der Erhalt der Odenwaldschule liegt in unserem Interesse», sagte der stellvertretende Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf (Grüne). «Als Aufsichtsbehörde werden wir weiter eng mit der Schulleitung zusammenarbeiten, um die Fortführung des Schulbetriebs zu unterstützen.»

Was muss die Odenwaldschule tun?

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Auch wenn von den Behörden grünes Licht kommt, steht die Odenwaldschule noch vor einer großen Herausforderung: Es müssen deutlich mehr Schüler her – vor allem im Privat-Internat, das Geld bringt. Im Februar war von 149 Schülern die Rede gewesen, 80 im Internat und 69 in der Schule.

Was hat die Schule bisher getan?

Auf Druck der Behörden hat die Schule schon einiges erledigt: Ein nach dem Missbrauchsskandal als zu eng kritisierter Kontakt zwischen Lehrern und Schüler im Internat gilt als abgeschafft. Auch von ihrer Rechtsform als eingetragener Verein hat sich die Odenwaldschule verabschiedet. Sie hat zudem im Februar in einem Rutsch ein neues Leitungstrio vorgestellt.

Wie soll es jetzt weitergehen?

«Dauerhaft werden wir nur erfolgreich sein können, wenn alle Voraussetzungen für eine wirklich „neue“ Schule erfüllt sind», sagte Halfen-Kieper. Nicht nur Eltern müssten von der Odenwaldschule überzeugt werden, auch die Jugendämter, die Schüler aus schwierigen Verhältnissen aufs Internat schicken. Hier gehörte nach dem Aufdecken des sexuellen Missbrauchs gerade der Landkreis Bergstraße zu den Kritikern – und schickte keine Schüler mehr nach Heppenheim. (Joachim Baier, dpa)

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1 Kommentar
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werner ley
8 Jahre zuvor

schon vor 15 Jahren waren Symbole in den Schulbänken eingeritzt, die eindeutig auf das Problem hingewiesen haben, ganz offen. Man murr den Schülern nun mal glauben.