FRANKFURT/MAIN. Steckt hinter dem viel zitierten “Akademisierungswahn” (Ex-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin), obwohl das Schlagwort anderes vermuten lässt, nicht vielleicht doch eine individuell überaus rationale Entscheidung? Tatsächlich macht sich Bildung bezahlt – im Schnitt mit höheren Einkommen. Doch nicht immer ist ein Uni-Besuch die beste Wahl. Dies zeigt eine neue Studie auf, die Lebenseinkünfte vergleicht.
Das deutsche Ausbildungssystem gilt als Exportschlager. Mexiko etwa will die duale Berufsausbildung nach deutschem Vorbild stärken. Selbst US-Präsident Donald Trump zeigt sich angetan von der Kombination aus Unterricht in Berufsschulen und praktischen Erfahrungen in Unternehmen. Bildung zahlt sich aus mit höheren Einkommen und einem geringeren Risiko, arbeitslos zu werden, so eine Studie des Ifo-Instituts im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment. Dabei muss es nicht immer ein Studium sein – entscheidend ist vielmehr die Wahl des Faches.
Am lukrativsten ist der Untersuchung zufolge ein Medizinstudium. Es bringt Männern nach Abzug der Kosten – einschließlich des Einkommensausfalls während der Uni-Zeit – auf das gesamte Erwerbsleben gerechnet im Schnitt ein um 983.038 Euro höheres Einkommen als eine Berufsausbildung. Ein Jura-Abschluss schlägt durchschnittlich mit 656.992 Euro zu Buche, Wirtschaftswissenschaftler kommen auf ein Plus von 529 402 Euro, gefolgt von Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften (400 233 Euro) sowie Ingenieur- und Technikwissenschaften und Maschinenbau (384.409 Euro). Ein Votum für ein Studium also?
Nicht unbedingt: «Nicht jedes Studium ist per se lohnender als etwa der Weg über eine Lehre zum Meister- oder Technikerabschluss», heißt es in der Studie. «Wir beobachten deutliche Unterschiede bei den Einkünften zwischen den Berufszweigen und Studienrichtungen», sagt Ifo-Experte Ludger Wößmann. Das Lebenseinkommen eines Meisters mit gut laufendem Betrieb könne das eines Hochschulabsolventen deutlich übersteigen.
Das liegt auch an der Wahl der Studienrichtung. So kommt ein Sozialarbeiter gerade mal auf ein Plus von durchschnittlich 19.737 Euro beim Lebenseinkommen gegenüber einer Lehre, ein Kunstwissenschaftler hat 73.775 Euro mehr. Eine Ausbildung zum Meister oder Techniker bringt im Schnitt dagegen einen Mehrertrag von knapp 130.000 netto.
«Wir brauchen Master und Meister», mahnt der Präsident des Maschinenbauverbandes (VDMA), Carl Martin Welcker. Für viele technische Ausbildungsberufe habe sich das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage weiter verschärft. 41 Prozent der vom VDMA im vergangenen Jahr befragten Maschinenbauer hatten offene Stellen für Facharbeiter oder Techniker, das waren 10 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung 2013.
Breit diskutiert in Deutschland: Nida-Rümelins These vom “Akademisierungswahn”
Dem jüngsten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung zufolge waren im Jahr 2015 insgesamt rund 41.000 Lehrstellen unbesetzt – der höchste Stand seit 1996. Besonders kleine und mittlere Betriebe hätten wachsende Probleme, Lehrstellen zu besetzen.
Das deutsche Handwerk beklagt, dass die Zahl der jährlich neu eingestellten Auszubildenden seit dem Beginn dieses Jahrzehnts um über 70.000 zurückgegangen ist. Hauptursache ist nach Einschätzung des Branchenverbands ZDH der demografische Wandel. Daneben spiele aber auch der Trend zu Abitur und Studium eine große Rolle. «Politik und Gesellschaft verweigern seit Jahren, die Chancen dualer Ausbildung zu thematisieren», kritisiert der Handwerksverband. «Das rächt sich jetzt.»
Trend zum Studium
Auch die Studie bestätigt den Trend zum Hochschulstudium. Von 1976 bis 2013 hat sich danach der Anteil der Hochschulabsolventen auf 18 Prozent verdreifacht. Der Anteil der 18- bis 65-Jährigen mit einer Berufsausbildung stieg auf 57 Prozent. Etwa 16 Prozent der Erwachsenen haben dagegen keinen Berufsabschluss, 1976 waren es noch 38 Prozent.
«Bildung zahlt sich nicht nur in Form eines höheren Einkommens aus. Auch das Arbeitslosigkeitsrisiko ist deutlich geringer», argumentiert Ifo-Experte Wößmann. Von Friederike Marx, dpa
Rolle rückwärts der OECD: Deutschland ist mit seiner dualen Ausbildung plötzlich Vorbild
Das ist ja eine interessante Frage: Was ist eine Arbeit wert? Der Wert einer Arbeit scheint ja am “Ausbildungsgrad” gemessen zu werden bzw. am geistigen Niveau, wobei anscheinendn gilt: je abstrakter (gedacht werden kann dabei), desto wertvoller? Warum bemessen wir den Wert einer Arbeit nicht mal daran, wie (lebens-)wichtig sie ist bzw. wie wenig wir auf sie verzichten könnten?
Worauf bzw. auf wen könnten wir wohl am leichtesten verzichten (obwohl das mit am besten bezahlt wird)?!
Arbeit ist ein ökonomisches Gut, und der Preis eines Gutes wird in der Marktwirtschaft nicht von irgendjemandem festgelegt, sondern er drückt Knappheit aus: Ein Diamant ist deutlich seltener und deshalb viel teurer als ein Stück Brot, ein Fußball-Profi, dem viele Menschen beim Spielen zusehen wollen, ist seltener und deshalb deutlich besser dotiert als ein Klempner. Mit Nützlichkeit hat das gar nichts zu tun.
Und steuern lässt sich die Preisbildung nicht, es sei denn durch Staatsdirigismus – dann hätten wir aber eine Planwirtschaft.
Auf gut bezahlte Aufsichtsräte, denn die Geschicke eines Unternehmens lenken die leitenden Angestellten.
Wer glaubt, dass ein Betriebsleiter den betrieb leitet, der glaubt auch, dass Zitronenfalter …
Arbeitgeber sind Leute, die ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Arbeitnehmer sind diejenigen, die diese Arbeitskraft gegen Bezahlung annehmen. Die Crux ist, dass der allgemeine Sprachgebrauch dieses Verhältnis vollkommen auf den Kopf stellt.
Aufsichtsräte sind keine Betriebsinhaber. Sie sollen eigentlich den Ablauf im Betrieb überwachen.Meistens sind sie fachfremd und kennen sich zum Beispiel im Stahlbereich überhaupt nicht aus.
Reine Zitronenfalter eben, wie sie schrieben.Mein Vater war leitender angestellter bei Thyssen, später Thyssen-Krupp, da weiß ich wovon ich schreibe.