Ist die Erde eine Scheibe? Wissenschaftler starten Kampagne gegen Fake News

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BERLIN. Die Erde ist eine Scheibe, das Internet nur ein Hype und Rauchen ist gesund: Mit einer humorvollen Online-Kampagne gegen «Fake News» wirbt die Lange Nacht der Wissenschaften für echte Forschung. Unter dem Motto «Sei klüger» will das neue Portal bis zur Langen Nacht am 6. Juni 2020 ein Zeichen gegen Falschdarstellungen, erfundene Wahrheiten und Verschwörungstheorien setzen. Dazu zählen die Macher auch die Behauptung: «Den Klimawandel gibt es nicht.»

Der Blick von oben auf die Erde lohnt sich. Foto: NASA / Wikimedia Commons
Wird unbestreitbar wärmer: die Erde. Foto: NASA / Wikimedia Commons

2020 feiert die Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin ihr 20. Jubiläum. «Wir erleben in unserem Alltag, dass bewusste Falschmeldungen und das Leugnen von Tatsachen zunehmen», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zum Start der Kampagne. «Diese Entwicklung ist eine ernsthafte Gefahr, der man am besten mit Bildung, Wissenschaft und Forschung begegnet.» Das wirksamste Mittel gegen «Fake News» sei ein Urteilsvermögen, das sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stütze, sowie die Fähigkeit zu einer kritischen Auseinandersetzung.

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Wissenschaftler stellen sich dem Irrationalismus entgegen

«In der Wissenschaft gibt es keine unumstößliche Wahrheit, denn Theorien sind immer nur so gut, bis sie durch eine noch bessere Theorie und Erklärung ersetzt werden», ergänzte Werner Ullmann, Präsident der Beuth Hochschule als Vorsitzender des Vereins Lange Nacht der Wissenschaften. „Die dadurch erreichte Komplexität unseres Wissens ist der Motor unseres Fortschritts. Populistische Vereinfachungen durch Fake News und Verschwörungstheorien versprechen, dieser Komplexität und Vielfalt zu entkommen. Es gehört zur Verantwortung von Wissenschaftler*innen, sich diesem Irrationalismus entgegenzustellen.“ Die Kampagne spielt deshalb auch mit überholten Wahrheiten wie: Die Mauer steht auch in 100 Jahren noch. dpa

Im Wortlaut

Zur Begründung der Kampagne heißt es auf der Seite www.langenachtderwissenschaften.de im Wortlaut:

„Wenn Flugzeuge durch den Himmel fliegen, kann jeder ihre Kondensstreifen von der Erde aus sehen. Die Wissenschaft weiß, dass es sich dabei schlicht um kleine Wassertropfen bzw. Eiskristalle handelt. Sie entstehen in der oberen Troposphäre, also in einer Flughöhe zwischen 8.000 und 12.000 Meter, durch das Aufeinandertreffen von kalter Luft und der heißen, wasserdampfhaltigen Abgase der Flugzeugtriebwerke. Eine gängige Verschwörungstheorie verbreitet dagegen die Auffassung, es handle sich um Chemikalien, sogenannte Chemtrails, die gezielt ausgestreut werden, um die Menschen zu vergiften oder zumindest zu manipulieren. Dass es dafür keine logische Erklärung gibt, stört die Vertreter dieser Theorie nicht.

Wissenschaftsfeindlichkeit in der Gesellschaft

So harmlos das Chemtrail-Beispiel auf den ersten Blick auch wirken mag, so gefährlich ist das dahinterliegende Prinzip. Es beruht vor allem auf der Leugnung von Fakten. Diese Leugnung oder sogar das Aberkennen von Fakten ermöglicht auch Fake-News in der Politik und politische Meinungsmache. So behauptete 2017 beispielsweise die Seite Wochenblick.at, Bundeskanzlerin Angela Merkel „hoffe auf 12 Millionen Einwanderer“. Gezeigt wurde dazu eine Fotomontage mit einem Flüchtlingscamp im Hintergrund und einer in die Hände klatschenden Bundeskanzlerin im Vordergrund. Die Meldung war reine Erfindung, brachte aber viele Klicks und wurde häufig geteilt.

Fake News, Verschwörungstheorien und immer wieder geteilte fatale Irrtümer haben neben der Leugnung von Fakten noch etwas gemeinsam: Sie gründen alle auf der Annahme, jeweils im Besitz einer unumstößlichen Wahrheit zu sein. Vor allem in diesem Punkt stehen sie nicht nur im Widerspruch zur Wissenschaft, sondern fördern letztlich sogar die Wissenschaftsfeindlichkeit in der Gesellschaft.“

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