SCHWERIN. Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) plant Verbesserungen bei der Qualifizierung von Lehrern ohne reguläres Lehramt-Studium. Für die sogenannten Seiteneinsteiger werde in ihrem Bundesland schon viel getan, damit sie das notwendige Rüstzeug als Lehrkräfte erwerben und nach einer mehrjährigen berufsbegleitenden Qualifizierung als gleichwertige Lehrkräfte arbeiten können, erklärte Martin. «Ich halte diese Qualifizierung aktuell jedoch noch nicht für ausreichend und werde in Mecklenburg-Vorpommern Verbesserungen herbeiführen.»
Derzeit werde an einem Konzept gearbeitet, so Martin, das unter anderem ein berufsbegleitendes Referendariat vorsehe. Auch halte sie es für zentral, dass Seiteneinsteiger Didaktik und Pädagogik lernen, bevor sie in den Klassen stehen.
Der Deutsche Lehrerverband hatte zuvor eine unzureichende Qualifizierung von Quereinsteigern an deutschen Schulen scharf kritisiert. Diese sei «ein Verbrechen an den Kindern», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. «Innerhalb von zwei Wochen Uni-Absolventen, die noch nie etwas von Pädagogik und Didaktik gehört haben, per Crashkurs zur Grundschullehrkraft auszubilden, das ist doch absurd.» Das zeige, wie gering die notwendige Berufsprofessionalität von der Politik geschätzt werde. Der Verband bak Lehrerbildung hatte bestätigt, dass es tatsächlich keine Seltenheit ist, dass Seiteneinsteiger ohne jegliche Vorbereitung eine Schulklasse unterrichten müssen (News4teachers berichtete).
Die Fraktionsvorsitzende der oppositionellen Linken im Landtag, Simone Oldenburg, kritisierte, nur jeder fünfte Seiteneinsteiger, der in diesem Schuljahr ins kalte Wasser gesprungen sei, habe einen kleinen Rettungsring in Form einer fünfwöchigen Weiterbildung bekommen. Oldenburg forderte neben dem Vorkurs ein mindestens 18-monatiges Referendariat für Seiteneinsteiger.
Laut Ministerium sind im Schuljahr 2018/19 rund acht Prozent der 11.300 Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern Seiteneinsteiger gewesen. In ganz Deutschland gibt es einen großen Bedarf an Lehrern. Das Problem dürfte in den kommenden Jahren andauern. Gründe sind unter anderem Pensionierungen, steigende Geburtenzahlen und Zuwanderung – und eine zu geringe Ausbildungsquote. In Mecklenburg-Vorpommern werden nach Martins Worten rund 80 Prozent der heutigen Lehrer bis 2030 in den Ruhestand gehen. dpa
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