Bildungsgipfel? GEW-Chefin Finnern: Bildungshügel! „Das Format ist enttäuschend“

4

BERLIN. Als einen bestenfalls „Bildungshügel“ hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Bildungsgipfel bezeichnet, zu dem Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) heute geladen hat. „Das Format dieses Bildungsgipfels ist enttäuschend. Es wird den Aufgaben, vor denen wir im gesamten Bildungswesen stehen, nicht gerecht“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag während des Bildungsgipfels in Berlin in einer Paneldiskussion.

War mit auf dem Gipfel: Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Foto: GEW

„Der Fokus der Veranstaltung ist inhaltlich auf das Thema ‚Schule‘ gerichtet. Aber es gibt auch in den anderen Bildungsbereichen großen Handlungsbedarf. Über die notwendigen Veränderungen in der Bildung und eine Neuaufstellung ist in drei Stunden kein Konsens zu erzielen. Deshalb kann der heutige Bildungsgipfel nur ein Startschuss für einen nachhaltigen Prozess sein, an dem alle in der Bildung wichtigen Player beteiligt sind“, sagte Finnern. Die Regierungen in Bund und Ländern sowie die in den Kommunen Verantwortlichen müssten Bildung als essenziellen Teil ihrer Politik begreifen und Priorität geben. Die Transformation der Gesellschaft gelinge nur mit guter Bildung.

„Es geht um die Zukunftschancen der Menschen in unserer Gesellschaft. Die strukturelle Unterfinanzierung des Bildungswesens und der dramatische Fachkräftemangel sind die größten Herausforderungen. Wenn wir hier keine Lösungen finden, kommen wir der Chancengleichheit nicht näher. Bis heute ist die enge Abhängigkeit des Bildungserfolges der Kinder und Jugendlichen von ihrer sozialen Herkunft die Achillesferse des Bildungssystems in Deutschland“, betonte Finnern. Dass jährlich rund 50.000 Jugendliche die Schulen ohne einen Abschluss verlassen, sei ein Alarmsignal, das seit Jahren ignoriert wird. „Deshalb müssen die Mittel für Bildung aufgestockt und zielgerichteter verteilt sowie der eigentlich wunderbare Pädagogen-Beruf für junge Menschen wieder attraktiver gemacht werden.“

Die GEW-Vorsitzende machte deutlich, dass der Bildungsföderalismus reformiert werden müsse. Dabei gehe es nicht darum, ihn aufzuheben, sondern „ihn zukunftsfähig zu gestalten und so zu entwickeln, dass die unterschiedlichen Entscheidungsebenen verbindlicher und effektiver zusammenarbeiten“, unterstrich Finnern. „Es ist sehr sinnvoll, Bildungspolitik über Staatsverträge zu steuern und das Kooperationsverbot für eine gemeinsame Finanzierung aller Ebenen aufzuheben.“

Hintergrund: Die GEW ist Mitglied des breiten Bündnisses aus 54 Stiftungen, Verbänden und Gewerkschaften, das sich für einen Neustart in der Bildung einsetzt und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder vorschlägt, zu einem Nationalen Bildungsgipfel einzuladen (News4teachers berichtet). News4teachers / mit Material der dpa

Bildungsgipfel (fast) ohne Kultusminister? Stark-Watzinger: „Es sind 1000 Leute da“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

4 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Andre Hog
1 Jahr zuvor

Hach schön….wenn die Lahme die Blinde kritisiert.

Schade, dass es hier – anders als im Lied von Christian Fürchtegott Gellert aus dem frühen 18. Jahrhundert – nicht zu einer sinnvollen Synergie kommt.

Ach wenn es doch nur ein gutes Ende fände…

https://www.youtube.com/watch?v=s3wfDBTptts

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
klm
1 Jahr zuvor

„Die GEW ist Mitglied des breiten Bündnisses aus 54 Stiftungen, Verbänden und Gewerkschaften, das sich für einen Neustart in der Bildung einsetzt.“

Wenn die GEW von „Neustart“ redet, wird mir angst und bange. Ich stelle mir dann vor, dass sie nur wieder neue Gutmenschlichkeiten ausbrütet und in ihrem Elfenbeinturm praktische Erfahrungswerte als zu anspruchslos und unbedeutend beiseite schiebt.
Bitte, GEW, leg doch bitte mal eine Pause ein, denk sorgfältiger nach und sei dir nicht zu schade, auch die schnöde Realität in deine Überlegungen mit einzubeziehen!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

54 Stiftungen wollen mitreden. In den meisten sitzen Theoretiker und keine Lehrer, Eltern oder Schüler. Finde den Fehler.

Anne S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Welche Stiftungen mit welchen Hintergründen sind das denn genau?

Kann man dazu irgendwo Informationen finden (ich bisher nicht…)?

Last edited 1 Jahr zuvor by Anne S.