SPD fordert andere Wissensvermittlung in Schulen („Wozu binomische Formeln?“)

49

Befähigen statt pauken: Die Schule soll nach dem Willen der SPD in Sachsen vor allem eine Schule fürs Leben sein. In einer Landtagsdebatte unter dem Motto «Fürs Leben lernen statt für Klausuren» warb Bildungspolitikerin Sabine Friedel am Donnerstag für eine andere Wissensvermittlung. Es greife viel zu kurz, Schule nur als Vorbereitung auf das Arbeitsleben zu sehen – Bildung sei ein Wert an sich. Das Ziel müsse sein, Menschen zu selbstbestimmtem Handeln zu befähigen.

Wozu eigentlich? Illustration: Shutterstock

«Warum trainieren wir das Gehirn mit Dingen, die man später im Leben kaum braucht», sagte Friedel – sie erwähnte in diesem Zusammenhang etwa die binomischen Formeln. Man brauche etwa Wissen über Erste Hilfe oder müsse wissen, wie man eine Lampenfassung einschraube, einen Streit schlichte oder Angehörige pflege. Zudem gehe es darum, die klassischen Fächer anders zu unterrichten. Das Wort Allgemeinbildung müsse endlich ernst genommen werden.

Aus Sicht der SPD-Politikerin werden Prüfungsformate gebraucht, die «das wirkliche Leben abbilden». «Wo es eben nicht darum geht, bekannte Wissensinhalte ohne Hilfsmittel zu reproduzieren. Sondern darum, neue Problemstellungen mit Hilfsmitteln zu lösen. Wenn man so eine Schule verlässt, hat man wirklich das Lernen gelernt», sagte die Politikerin.

Hintergrund der Debatte ist das Projekt «Bildungsland Sachsen 2030». Damit will der Freistaat erkunden, welchen Ansprüchen eine schulische Bildung künftig gerecht werden muss. Bis Jahresende soll eine Strategie Bedingungen formulieren, unter denen Schulen auch künftig ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag bestmöglich erfüllen kann. Nach den Worten von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) gibt es Megatrends in Gesellschaft und Wirtschaft, die Schulen immer stärker herausfordern. News4teachers / mit Material der dpa

Bildungskrise als Chance: Die Montessori-Bewegung empfiehlt sich als Vorbild

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

49 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Mika
10 Monate zuvor

Okay, wenn diese Politikerin verlangt, Schule solle vermitteln, wie man LampenFASSUNGEN einschraubt, bleibt nicht mehr viel zu sagen. Und ja, warum soll man sein Gehirn mit unnützen Dingen wie binomischen Formeln trainieren? Nun, aus dem gleichen Grund, aus dem ein Eiskunstläufer z.B. Ausdauertraining macht: um zu trainieren. Ohne Training verkümmert auch ein Gehirn: aber logisches Denken ist ja nach Meinung von Frau Friedel offenbar unnütz. Warum Angehörigenpflege jetzt zwingend in den Lehrplan einer Regelschule aufgenommen werden sollte, erschließt sich mir nicht wirklich: die eigenen Eltern sind nur in den seltensten Fällen während der Schulzeit pflegebedürftig, und auch dann sollte die Pflege Angehöriger nicht Aufgabe eines Schulkindes sein. Und für den in vielleicht 10 – 30 Jahre später eintretenden Fall der Kinder- oder Elternpflege gilt: nicht regelmäßig trainiert – vergessen!
Prüfungsformate haben bislang nie, wie von Frau Friedel kolportiert, nur den AFB I abgebildet (Reproduktion). Wie von ihr gefordert nur noch den AFB III abzufordern (Lösen neuartiger Probleme mit bekannten Hilfsmitteln) würde die Vielzahl der SuS (und ich vermute mal: auch viele „Normalbürger“) jedoch komplett überfordern.
Im Gegensatz zu Frau Friedel, die offenbar Allgemeinbildung mit Allgemeinwissen (=Wissen, das man braucht, um sich in der Welt zurecht zu finden: z.B. ein Konto eröffnen können, eine Lampe in eine Fassung stecken/schrauben können) gleichsetzt, denke ich, dass Allgemeinbildung weit mehr als dieses verlangt: wenn man aktiv, selbstbestimmt und kritisch an der Gestaltung der Gesellschaft teilnehmen möchte, braucht man eine breite Wissensbasis und muss in der Lage sein, dieses Wissen zu vernetzen. Und hier kommt dann wieder logisches Denken und damit die Mathematik ins Spiel.
Es ist mir irgendwie ein bisschen peinlich, dass jemand, der sich selbst als Bildungspolitikerin bezeichnet, im Grund für das Absenken von Bildungsstandards auf „das, was unbedingt zum Überleben notwendig ist“ plädiert.

laromir
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

„Essen, Trinken und Atmen“ wäre doch auch mal ein schönes Fach. Bietet alles, was man zum Überleben braucht. Kann mich nur anschließen, langsam wird das alles echt peinlich. Wer soll am Ende anspruchsvolle Jobs machen, wenn man vorher 9 bis 13 Jahre völlig verblödet wurde? Sonst gucken die Kids doch für jeden Mist ein Youtube Tutorial. Gibt es sicherlich auch für Glühbirnen.

Einer
10 Monate zuvor

Ich frage mich immer wieder wie Politiker es schaffen auch wirklich immer diejenigen von ihnen mit dem größten Pech beim denken in die Bildungspolitik zu packen. Lamenfassungen einschreiben als Unterrichtsinhalt? Kommt das vor oder nach Analoguhr lesen und Schleife binden? Nicht zu vergessen die hohe Kunst des Wäsche sortierens. Dann schaffen wir dabei noch die Noten ab und schreiben ausformulierte Zeugnissse „Im ersten Halbjahr der 9. Klasse hat Kevin sich sehr intensiv mit dem Obst schälen beschäftigt und konnte am Ende eine vollständige Apfelspirale herstellen.“ Bravo Kevin!!

Solche Vorschläge können doch unmöglich ernst gemeint sein.

laromir
10 Monate zuvor
Antwortet  Einer

Das könnten lustige Zeugnisse werden. „Luca (15) kommt leider noch nicht ganz die Leiter hoch, bei der Trockenübung am Tisch drehte er die Glühbirne schon fast ganz in die Fassung. Er muss zu Hause noch ein wenig an der Kondition und Feinmotorik arbeiten, dann schafft er im nächsten Schuljahr die Leiter und pünktlich zum Realschulabschluss, leuchtet dann auch seine Glühbirne.“

Wie will ich denn komplexere Aufgaben lösen, wenn ich keinerlei Grundlagen habe? Wenn ich nicht schreiben und lesen kann, reicht es eben nicht mal für einen (lebensnahen) Einkaufszettel. Von Büchern, Aufsätzen oder gar wissenschaftlichen Abhandlungen brauchen wir dann schon gar nicht anfangen.

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  laromir

Schon,
erwiesen ist aber auch, dass z.B. stricken die Denkfähigkeit begünstigt.
Wenn Luca nun ein altes Buch entdeckt ( “ Elekrogrundkenntnisse “ für die Hausfrau 😉 und sogar reinschaut, schafft er den Birnenakt vlt. sogar schon vor der 9ten.

Tja, was machen wir mit der Leiter?
Wir verstecken ihm das Handy immer wieder auf dem Speicher.

Spaß beiseite, manchmal ist der Einstieg ins Lernen die Praxis – jedenfalls bei unseren Großen >15 J.

PS: Danke für Ihr Beispiel, so putzig, wenn ich jetzt Leitern sehe, muss ich immer an “ wie sag ichs meinen SuS“ denken.

laromir
10 Monate zuvor
Antwortet  Bayer

Ich hab ja nichts gegen Praxis, wäre halt gut, wenn man grob weiß, was man tut. Sonst hat man am Ende die Stricknadeln im Auge stecken . Anwendungsbeispiele und ausprobieren sind super allerdings darfs da schon a bisserl mehr sein als lediglich das Training des Stammhirns. Doch darauf wird es bald rauslaufen, wenn wir noch mehr solcher Ideen wie Glühbirnen und Wäschesortieren kommen.

Alx
10 Monate zuvor

Wenn Rot-Grün die Deindustrialisierung in dem Tempo weiter betreibt, muss wirklich niemand mehr binomische Formeln können.

Allerdings macht es dann auch wenig Sinn, noch Lampen in Fassungen zu drehen.

Wir werden einfach alle Politiker, dann müssen wir nur noch sägen lernen. Am Stuhl der Genossen, am Ast auf dem wir sitzen, an Nerven.

GriasDi
10 Monate zuvor

Genau diese Einstellung führt zu noch weniger Bildung. Woran soll Wissen noch anknüpfen, wenn ich nichts mehr weiß?

vhh
10 Monate zuvor

Wie dumm kann man eigentlich sein, um noch als Bildungspolitikerin zu gelten? Oder besser, wie dumm muss man mindestens sein?
Binomische Formeln sind das Ergebnis einer Anwendung mathematischer Grundregeln, die Lösung eines Problems mit bekannten, vorher erlernten Hilfsmitteln ( und nicht von Auswendiglernen magischer Beschwörungsformeln). Nur gut, dass Mathematik nicht zur Allgemeinbildung zählt, sonst wäre das ein interessanter Widerspruch zu den eigenen Annahmen was Schule zur Zeit ist.. Was die anderen Beispiele angeht: gerne, lasst uns zurückkehren zu einer kuscheligen Gemeinschaft, in der Wissen nichts anderes bedeutet als die Fähigkeit, die Herausforderungen des Dorflebens zu meistern. ‚Bildung ist ein Wert an sich‘ – ernsthaft, diese Beispiele sollen Bildung sein? Newspeak in Orwellschen Dimensionen.
Aber das führt nur wieder zum Anfang: wie dumm muss man…

Dirk Meier
10 Monate zuvor

Diesen Äußerungen nach zu urteilen ist es mit den Spitzenplätzen im deutschen Bildungsvergleich für Sachsen bald vorbei.

Warum soll die Schule konkrete Kompetenzen wie das Einschrauben einer Lampenfassung oder die Pflege von Angehörigen vermitteln? Sowas lernt man im ganz normalen Leben, lässt es sich von den Eltern oder Freunden zeigen, probiert es einfach selbst aus oder schaut es sich bei YouTube an.

Die Schulen sollen auf eine berufliche bzw. akademische Ausbildung vorbereiten. Dort kann man sich dann je nach Neigung mit der Pflege von Menschen oder der Installation von Lampen beschäftigen.

Sowohl die berufliche als auch die akademische Ausbildung funktionieren schon heute ziemlich schlecht, weil viele Inhalte aus den Lehrplänen gestrichen und durch sinnlose Kompetenzen ersetzt wurden, so dass die Grundlagen nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Anstatt das Niveau zu reduzieren, sollte das abstrakte Denken durch die Schulen deutlich mehr gefördert werden.

Frau Friedel verallgemeinert ihre eigenen Lebenserfahrungen und zieht daraus völlig falsche Schlüsse. Nur weil sie in ihrer beruflichen Tätigkeit als Politikerin keine binomischen Formeln benötigt, gilt das doch nicht für alle Schülerinnen und Schüler.

Ich bin froh, schon vor ca. zehn Jahren aus der SPD ausgetreten zu sein. Früher hätte ich mich für solche Äußerungen geschämt, heute habe ich nur noch Angst um meinen Lebensstandard.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Genau das beobachte ich bei den roten und grünen Politikern, imsbesondere Bildungspolitikern: Man nehme den eigenen Lebenslauf als Grundlage für eine gute und fundierte Politik und stülpe sie jedem über. Egal wie und ob es zum gesellschaftlichen Habitus passt (davon ist man eh zu weit entfernt) und will sich dafür feiern lassen.

Lehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Ja, die gehen halt von sich aus: Wenn ich keinen Abschluss und keinen Beruf gebraucht habe, um politische Karriere zu machen und massig Geld einzustreichen, dann soll doch möglichst niemand kommen, der mehr kann als ich…
Und hier kam das Paradebeispiel: Nicht nur keine theoretischen Kenntnisse, sondern auch von praktischem und zielgerichtetem Handeln keine Ahnung -> ab in die Politik!
Da sammelt sich alles: Vom Kobold zum Kobalt, vom Stromspeichern im Netz, vom Abbau der Möglichkeit, elektrische Energie unabhängig vom Wetter zu erzeugen (physikalisch inkorrekt, müsste umwandeln heißen, denn Energieerzeugung geht nicht!) zum Heizen mit massiv höherem Bedarf an elektrischer Energie, also Mathe kann man auch nicht, bis am Ende solche Freudschen Versprecher rauskommen: https://www.youtube.com/watch?v=2PEd3hjGMcw – Worte voller Wahrheit! Lohnt sich!
Immer wenn man denkt, dümmer geht´s nimmer, dann gräbt einer ein Loch und man ist reingefallen 😉

Mankannesnichtfassen
10 Monate zuvor

Guter Gott!

Allgemeinbildung ist also heute das Wissen darüber, wie man eine Glühbirne einschraubt? RIP Humboldt. Ich möchte dir bald folgen.

Georg
10 Monate zuvor

«Wo es eben nicht darum geht, bekannte Wissensinhalte ohne Hilfsmittel zu reproduzieren. Sondern darum, neue Problemstellungen mit Hilfsmitteln zu lösen. Wenn man so eine Schule verlässt, hat man wirklich das Lernen gelernt»

Für die Umsetzbarkeit dieser Forderung braucht es harte Naturwissenschaften, ernsthafte Mathematik und die englische Sprache, ggf. noch Geschichte, um die gemachten Fehler der Vergangenheit einordnen zu können. Auf Literatur, Kunst, Musik, weite Teile der (sogenannten) Geisteswissenschaften, Sport könnte man dann verzichten. Allerdings hat Schule auch einen Allgemeinbildungsanspruch. Die Sachen mit der Lampenfassung, der Ersten HIlfe usw. sind weitestgehend Aufgabe der Eltern. Die Streitschlichtung gehört dazu, weil der Streit an sich in sehr vielen Fällen auf mangelnde Impulskontrolle zurückgeht, deren Einimpfung die Aufgabe der Eltern in den ersten maximal drei Lebensjahren ist.

SchnauzeVoll
10 Monate zuvor

Alle von Frau Friedel genannten Beispiele sollten von den Eltern vermittelt bzw. von den KuJ selbst en passant erlernt werden und haben nichts, aber auch absolut gar nichts mit Bildung zu tun. Und für wie dysfunktional hält diese Dame das familiäre Umfeld?

Klassische Bildung war und ist der Weg des Menschen zum Fortschritt. Das gilt auf individueller Ebene genau so wie auf gesellschaftlicher. Wer das verkennt sollte evtl. auf die Selbstbezeichnung „Bildungspolitikerin“ verzichten. Andererseits steht Frau Friedel damit mit beiden Beinen in der guten SPD-Tradition der letzten 30 Jahre, meine Überraschung hält sich also in Grenzen.

Lehrerin
10 Monate zuvor
Antwortet  SchnauzeVoll

Tipp zum Thema: Man lese (so man lesen kann…) die fast schon prophetisch wirkenden Bücher von Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann: „Theorie der Unbildung“ und „Praxis der Unbildung“!
Er hat die Werke schon vor Jahren veröffentlicht, aber sie zeigen sehr treffend auf, wo der Weg hinführt, wenn wir nicht gegensteuern. Man könnte meinen, die SPD hätte, zusammen mit der GEW, damals noch Leute mit Hirn gehabt, die lesen konnten, und sich daran entlang eine Strategie zur Verhinderung von Bildung ausgedacht, die natürlich vom Autor nicht so, sondern als Warnung gemeint war…
Bürger ohne Bildung sind leichter zu manipulieren!
In diesem Sinne: Diese Unbildungspolitikerin passt zur Unbildungsgewerkschaft, die mit Einheitsschulen ohne Noten die Schulen „revolutioniert“.

Canishine
10 Monate zuvor

Oh je …

Realist
10 Monate zuvor

wie man eine Lampenfassung einschraube“

Ich dachte, wir sollen alle Energie sparen? Dann müsste man doch eher „lernen“, wie man Lampenfassungen HERAUSschraubt. Vielleicht wirklich für einige eine zukünftige berufliche Alternative: „Lampenfassungenherausschrauber“. Gut für die Umwelt und nicht so ärgerlich wie „Klimakleber“…

Wissen über Erste Hilfe oder müsse wissen, wie man eine Lampenfassung einschraube, einen Streit schlichte oder Angehörige pflege.“

Aber trotzdem spannend der Einblick in die Gedankengänge der aktuellen Generation von „Bildungs“politikerinnen. Heute „nur“ fixe Ideen von Politikerinnen, morgen schon verbindlich im Curriculum… Das passt dann auch wieder zum „Null-Fach-Lehrer“ oder dem „Nur-Abitur-Lehrer“.

Gen Z: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

uesdW
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Das Einschrauben der Lampenfassung ist scjon wichtig.
Ich versuche jetzt schon den ganzen Tag, diese blöde LED in die Fassung zu drehen. Ich kann nur das Gewinde nicht finden.

R.Wadel
10 Monate zuvor

Die SPD war einmal eine Partei, die für „Volksbildung“ eintrat, aber das war zu einer Zeit, als sie noch um die 40 Prozent der Stimmen erhielt..

Dreamghost2
10 Monate zuvor

So Kinder, Matheaufgabe: Wie viele Politiker braucht man, um eine Lampenfassung einzuschrauben?

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Dreamghost2

Mindestens drei: einer guckt, wo am Kabel das Gewinde für die Fassung ist, einer sucht auf YouTube nach Hilfe, und einer steht rum und sagt, dass er das viel besser könnte, wenn er denn Regierungsverantwortung hätte.

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Und einer von diesen sagt, dienstbeflissen, fehlerfrei nach oben strebend: nein in Schulen (bei uns BS) darf nicht einmal die Fachabteilung Schäden reparieren – das muss vom Sachaufwandsträger ausgeschrieben werden – damit kommt der 4te Mächtige ins Spiel.

Seltsam, wir müssen Wichtel haben.
So manches geht über Nacht wieder – oder wenn die 12te kurz allein war. 🙂
Wichtig ist: genug Kaffee und Lese für die Wichtel müssen da sein.

Ansonsten habt Ihr beide vollkommen recht.

Realist
10 Monate zuvor
Antwortet  Bayer

Es fehlt noch ein Politiker, der die Schuld für das eigene Versagen auf das Bildungssystem abschiebt…

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Doch Wichtel

* Lese sollte Kekse heißen

MB aus NRW
10 Monate zuvor
Antwortet  Dreamghost2

Also ich habe bis jetzt nur Lampen in eine Fassung geschraubt…aber vielleicht kann ich ja in dieser Schule des Lebens auch noch etwas lernen….für welche Klasse wäre das „Lampe in eine Fassung drehen“ denn vorgesehen? Ersetzt das dann eine Klassenarbeit? So als praktische Prüfung? Wie wird die Frage fornuliert: „Ich möchte, dass diese Glühbirne leuchtet…Hier habe ich eine passende Fassung, an diesem Schalter kann man Strom einschalten. Arbeitszeit 45 Minuten. Viel Erfolg!

(Kurze Frage: war das nicht Physik Klasse 5 oder 6, als man Stromkreise mit Schaltern etc. gebaut und skizziert hat? Ich meine mich dunkel ab die eigene Schulzeit erinnern zu können, dass wir das gemacht haben)

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

😉 war mal so, ja – und war gar nicht schlecht.

Scheint aber nicht mehr so zu sein, denn wenige, die in die 10te kommen (BS), egal, ob Emechatroniker/ Handwerk/ IT….
bringen (genug)Vorwissen mit.

PS: auch die Mädels stehen bei uns auf Lampe anschließen, Leitung/Kabel prüfen, etc., …Kleinkraftwerke, z.B. Balkon sind gerade der Renner.
Kann ich meinen Eroller damit laden, als Mathezusatz kommt gut.
Das macht Ihnen- und uns – Spaß.

Dreamghost2
10 Monate zuvor
Antwortet  Dreamghost2

Ok alles gute Antworten, volle Punktzahl. Bonusaufgabe für die Schnellen: Begründe weshalb niemandem ein Licht aufgehen wird.

Edit: Gehässigkeit mal bei Seite gelassen. Ich vermute die Politikerin meint tatsächlich, wie man eine Lampenfassung verdrahtet (Drei Kabel an Fassung schrauben, danach Glühbirne reindrehen) Da unsere neue Wohnung keine Fassungen, sondern nur freiliegende Kabel hatte, muss man das tatsächlich auch mal machen. Allerdings: Bessere Arbeit macht da tatsächlich der Elektriker, da das ein ziemliches Gefusel ist, aber im Internet wird man da auch schnell schlau. Übrigens noch: Das Thema habe ich auch schon im Physikunterricht angeschnitten, füllt zwar keine Stunde, aber kann man auch jetzt schon besprechen. Trotzdem sind die binom. Formeln wichtig

Last edited 10 Monate zuvor by Dreamghost2
Der Zauberlehrling
10 Monate zuvor

Für was überhaupt die SPD? Wer stellt gerade den unsichtbaren Bundeskanzler?

Es reicht für unseren Untergang, wenn der Rest der Welt mehr weiß und mehr kann.

Lampenfassungen herausschrauben – genau da krankt es.

Selbst in der Fahrschule muss Wissen erarbeitet werden. Ich kann da auch nicht immer alles kompetent googeln während der Fahrt.

Küstenfuchs
10 Monate zuvor

Man sieht mal wieder deutlich, wie sehr vertieftes Wissen innerhalb der sozialdemokratischen Bildungsideologie verhasst ist. Ihr Partner im Bildungssektor, die GEW, bekämpft ja auch alles, was nach Leistung riecht.

Hmm...
10 Monate zuvor

„wie man eine Lampenfassung einschraube“

Da kann ich wirklich noch was lernen von Fau Friedel. Bisher habe ich immer den Lampensockel in die Fassung geschraubt. Wie blöd von mir.
Naja, hat sie Recht, da helfen mir die binomischen Formeln auch nicht weiter…

dickebank
10 Monate zuvor
Antwortet  Hmm...

Blöd nur, dass man die Lampenfassung überhaupt nicht einschrauben kann.

Bei konventionellen Leuchtmitteln aka Glühbirnen lässt sich allenfalls deren Fuß in eine passende Lampenfassung einschrauben. Auch das ist nur möglich, wenn beide Teile den gleichen Durchmesser und das Schraubgewinde die gleiche Steigung haben.

So viel Fachwissen sollte auch empirisch zu erlangen sein.

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Man muss es der guten Frau nachsehen: wahrscheinlich wurde sie zu Schulzeiten
(konsequenzlos) mit binomischen Formeln gequält, dafür hat ihr niemand den Aufbau einer Lampenfassung erklärt.

dauerlüfterin
10 Monate zuvor

Jeder desavouiert sich wo/wie er eben kann.

Sabine Friedel
10 Monate zuvor

Vom Lampenfassungen ANschrauben war die Rede 😉 und ja, das muss man tatsächlich, wenn man beispielsweise als junger Mensch eine neue Wohnung bezieht. Für all jene, die mit substanziellerer Kritik reagiert haben, eine Einladung: Schlagen Sie doch mal die Beiträge mit Prof. Andreas Schleicher in diesem Portal nach. Oder befassen Sie sich mit den Empfehlungen des Bürgerrats Bildung. Oder mit bildungswissenschaftlicher Fachliteratur. Die Erkenntnis, dass praktische Relevanz die Lernmotivation fördert, ist weder neu noch subversiv. Die Diagnose, dass unser aktuelles Bildungssystem weder die Einübung von Grundfertigkeiten (Kopfrechnen, Rechtschreiben) noch die Ausbildung von Problemlösungsfähigkeiten mit Bravour meistert, ist inzwischen ebenfalls common sense. Ob es da hilft, einfach nur festzustellen, dass man von Politikern eh nichts anderes als solchen Unsinn erwarten kann? Ich bezweifle es. Wer mitzweifelt, darf hier gern den vollständigen Redebeitrag lesen.

——————–
Das sächsische Kultusministerium hat den Prozess „Bildungsland Sachsen 2030“ gestartet. In den kommenden Monaten diskutieren die Bürgerinnen und Bürger in Sachsen – Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, aus der Wirtschaft und aus Verwaltungen eine große Frage:

Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Mit welchem Unterricht, welchen Lernformen, und vor allem welchen Inhalten rüsten wir Kinder und Jugendliche für ihr Leben? Die heutige Debatte hat aus unserer Sicht vor allem ein Ziel: Ermutigung.

Wir wollen die, die in den kommenden Monaten miteinander debattieren, dazu ermutigen, wirklich weit in die Zukunft zu denken, denn wer heute in die Schule kommt, der wird Ende der 30er Jahre ins Berufsleben einsteigen, Ende der 40er eine Familie gründen und Ende der 50er mitten im Leben stehen. Haben wir also alle Mut, in eine Zeit hinein zu denken, die von heute genauso weit vorn liegt wie die letzten Jahre der DDR zurück.

Wir wollen auch dazu ermutigen, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen. Ich fange mal bei uns, bei der SPD an: Natürlich greift es für uns viel zu kurz, die Schule nur als Vorbereitung auf das Arbeitsleben zu sehen. Bildung ist ein Wert an sich. Sie darf nicht ökonomisiert werden. Und deshalb stehen wir einem Schulfach Wirtschaft auch sehr skeptisch gegenüber.

Aber: Natürlich sind wir der Überzeugung, dass das Ziel von Bildung vor allem ist, Menschen zu einem selbstbestimmten Leben zu befähigen. Und natürlich wissen wir, dass selbstbestimmtes Handeln vor allem dort gelingt, wo man über Handlungswissen verfügt, wo man Strukturen versteht, die eigenen Rechte kennt, Wirkmechanismen durchschaut. Und da nun Wirtschaft und Arbeitswelt im Leben einen wichtigen Raum einnehmen, sollten wir vielleicht doch überlegen, ob das Handlungswissen in diesem Bereich in der Schule eine größere Rolle spielen sollte.

Und andere sollten sich mal überlegen, dass die Bereiche Familie und Kinder, soziale Beziehungen und Gesellschaft auch einen wichtigen Raum im Leben aller Menschen haben. Und dass deshalb Handlungswissen über Kommunikation und Psychologie, Demokratie und Politik in der Schule durchaus eine größere Rolle spielen sollten. Und dann können wir auch alle miteinander mal überlegen, wie viel Raum im Leben neben der Arbeitswelt, der Familie und den sozialen Beziehungen solche Dinge wie die binomischen Formeln, die drei Phasen der französischen Revolution oder die glaziale Serie einnehmen.

Damit komme ich zur nächsten vermeintlichen Gewissheit: Auswendig lernen muss sein. Mathematische Formeln, historische Ereignisse, geologische Phänomene – das sind ja nur Hilfsmittel, um das Lernen zu lernen, das Gehirn zu trainieren! Okay, selbst wenn es so sei: Warum aber trainieren wir das Gehirn mit Dingen, die den meisten Menschen im Leben wenig nützen? Warum nicht mit Wissen zum Thema Erste Hilfe? Dazu, wie man eine Lampenfassung richtig anschraubt? Wie man einen Streit schlichtet? Einen Kosten- und Finanzierungsplan aufstellt? Kinder gut erzieht oder Angehörige pflegt?

Diese Dinge jedenfalls scheinen mir viele Menschen sehr oft im Leben zu brauchen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir brauchen natürlich die Fächer Mathe, Geschichte und Geographie. Aber es ist an der Zeit, diese Fächer anders zu unterrichten. Es ist an der Zeit, das Wort „Allgemeinbildung“ in der „allgemeinbildenden Schule“ endlich ernst zu nehmen: Grundlegende Konzepte an alle vermitteln. Und zwar richtig, mit genügend Zeit und Übung. Damit daraus wirklich Fähigkeiten werden, die man ein Leben lang nutzen kann. Und nicht auswendig gelerntes Wissen, das nach der Klausur wieder vergessen ist.

Und dann auf diese grundlegenden Konzepte differenziert aufsatteln. An den Interessen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler orientiert. Im fächerverbindenden Unterricht. Mit gemeinsamer Projektarbeit. Wo nicht jeder das gleiche konsumiert, sondern sich die Schülerinnen und Schüler Wissen selbst erarbeiten. Und voneinander lernen. Mit Prüfungsformaten, die das wirkliche Leben abbilden. Wo es eben nicht darum geht, bekannte Wissensinhalte ohne Hilfsmittel zu reproduzieren. Sondern darum, neue Problemstellungen mit Hilfsmitteln zu lösen. Wenn man so eine Schule verlässt, hat man wirklich das Lernen gelernt. Dann hat man sich erarbeitet, was man besonders gut kann, wozu man sich berufen fühlt, was einen durchs Leben tragen wird.

Und damit komme ich zur letzten vermeintlichen Gewissheit, die alle Erwachsenen gern sagen: Dass uns die Schule, wie sie früher war, auch nicht geschadet hat. Na ja. „Nicht schädlich“ ist kein Kompliment. Und wenn man schaut: Klimakrise. Filterblasen. Psychische Erkrankungen. Armut. Terrorismus. Klar, die heutige Gesellschaft funktioniert irgendwie. Aber um wie viel besser könnten wir sein? Wir sind froh, dass das Kultusministerium das Tor zum Bildungsland 2030 nun geöffnet hat. Und wollen alle ermutigen, wirklich über die Zukunft zu sprechen. Wirklich mutig zu sein. Sich nicht in der Diskussion über Strukturen zu verlieren – da haben sich alle so schön in ihrer Ecke eingerichtet. Sondern vor allem über die Inhalte zu sprechen: Das ist neu. Das ist unbequem. Das ist mutig.“
 

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Über Strukturen soll nicht geredet werden? Sprechen wir also nicht über Unterrichtsorganisation im Dilemma zwischen Lehrermangel, immer stärkerer Heterogenität im Klassenraum, fehlende Unterstützung der Kinder und Familien durch Sozialpädagogen, marode Schulen, das unerträgliche Hin- und Herschieben von Verantwortung durch die Aufspaltung in Schulträger und Land. Sprechen wir statt dessen mutig über Inhalte. Sprechen wir darüber, ob binomische Formeln, die französisch-bürgerliche Revolution oder die glaziale Serie wichtig sind. Und somit stelle ich die Frage aller Fragen: was soll Schulbildung leisten? Welchen Anteil an Bildung soll das Elternhaus vermitteln? Nehmen wir dieses vollständig aus der Verantwortung, ihre Kinder zu lebenstüchtigen Menschen zu erziehen?
Ich finde es, im Gegensatz zur Bildungspolitikerin Friedel seit vielen Jahren in Schule unterrichtend, absolut sinnvoll, sich mit der französisch- bürgerlichen Revolution und überhaupt mit Geschichte zu beschäftigen. Um in der Zukunft bestehen zu können (neue Probleme lösen zu können), muss man die Vergangenheit verstehen. Ich finde es auch absolut sinnvoll, sich mit binomischen Formeln zu beschäftigen: hier sind mathematische Strukturen zu entdecken, und das Wissen um Strukturen und darüber, wie man diese findet, spielt in quasi jeder Wissenschaft und im Alltag eine Riesenrolle (in der Medizin z.B. beim Training von KIs zur Erkennung von Brustkrebs auf Röntgenaufnahmen, in der Musik, der Chemie, in der Sprache, der Politik – faktisch überall), und nicht zu vergessen die Ästhetik, die hinter mancher Struktur (sei es Mathematik, Malerei, Architektur, Musik, Natur) steckt, und die mitunter einfach nur unsere Seele erfreut. Um mathematische (und andere Strukturen zu entdecken, muß man jedoch erst mal wissen, dass es solche gibt, und dies lernt man an den kleinen Dingen wie z.B. binomischen Formeln. Die glaziale Serie: diese ist maßgeblich an der Entstehung unserer jetzigen Lebensräume beteiligt und hat die Nutzungsmöglichkeiten des Bodens in den einzelnen Stufen geprägt. Das war ein Thema, was mich früher extrem interessiert hat. Und natürlich sollen Kinder wissen, warum die Erde so aussieht wie sie aussieht.
Ich bin der Ansicht, dass die Rahmenpläne der weiterführenden Schule (Grundschule kann ich nicht beurteilen) oft zu vollgestopft für die vorhandene Wochenstundenzahl sind und entdeckendes Lernen damit unmöglich gemacht wird. Die Schlussfolgerung, basale Inhalte nicht mehr zu unterrichten und sich statt dessen auf das Vermitteln von lebenspraktischen Fähigkeiten (übrigens rate ich davon ab, Lampenfassungen ohne Sachkenntnis selbst ans Kabel anklemmen/anschrauben zu wollen. 220V sind durchaus gefährlich, wenn Sie die auf den falschen Draht legen.) zu verlegen, halte ich für grundfalsch. Ziel von Schule sollte sein, die Kinder und Jugendlichen mit Wissen so auszustatten, dass sie aktiv, kritisch und selbstbestimmt in der Gesellschaft wirken können. Dazu brauchen sie Wissen (ja, auch auswendig gelerntes Wissen) aus den verschiedensten Bereichen. Und ob man mathematische Funktionen bis zur mittleren Reife neben den linearen, quadratischen und meinethalben Winkelfunktionen auch noch an Potenzfunktionen behandeln muss – darüber kann man sicher streiten. Frau Friedel jedoch spricht sich für die Abschaffung des Grundlagenwissens zugunsten von (aus meiner Sicht vom Elternhaus zu vermittelnden) Alltagswissen aus. Das ist nicht mutig, sondern, freundlich ausgedrückt, sehr kurzsichtig: ein Haus braucht solide Fundamente. Es ist aus meiner Sicht sinnvoller und vor allem nachhaltiger, Eltern wieder zu ermächtigen, ihre Kinder mit Alltagswissen sicher ausstatten zu können, anstatt die Vermittlung von Alltagswissen in entmündigender Manier wieder mal den Bildungseinrichtungen überzuhelfen.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Dafür würde ich gern ein Dutzend grüne Daumen geben. (Apropos, wieviele Menschen u50 wissen noch, was ein Dutzend ist?)

Sabine Friedel
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Sehr geehrte/r Mika,

ich spreche mich nicht für die Abschaffung des Grundlagenwissens aus – im Gegenteil: Ich spreche mich dafür aus, Grundlagenwissen so intensiv einzuüben, dass es tatsächlich verinnerlicht und nicht nur auswendig gelernt wird.

Und ich spreche mich dafür aus, jene Themen, die über das Grundlagenwissen hinaus gehen, schülerorientiert und praxisrelevant zu vermitteln. Ohne Frage: Es ist enorm wichtig, Geschichte und historische Zusammenhänge zu verstehen. Deshalb sollte auch jede Schülerin und jeder Schüler Geschichtsunterricht haben. Das Einordnen und Verstehen geschichtlicher Abläufe gelingt aber anhand vieler verschiedener Themen – anhand der französischen Revolution, des 30jährigen Krieges, der Reformation, der Islamischen Expansion oder der Minoischen Eruption. Hier kann m.E. das Bildungssystem mehr Mut beweisen, indem die Schülerinnen und Schüler jene Zeitalter, Epochen und Ereignisse intensiver reflektieren, welche ihr besonderes Interesse wecken. Und sich gegenseitig in Referaten und Projektarbeiten über ihre Erkenntnisse unterrichten.

Jetzt aber mal zum Thema Lampenfassungen 😉 Ich halte es nicht für erstrebenswert, für jede anzuschraubene Lampenfassung einen Elektriker beschäftigten zu müssen. In der aktuellen Welt des Fachkräftemangels scheint mir das auch ein bisschen weltfremd zu sein. Den fachkundigen und sorgsamen Umgang mit potentiell gefährlichen Lebenssachverhalten einzuüben ist m.E. eine wesentliche Aufgabe der Schule (und das gilt nicht nur für Strom, sondern genauso für Drogen, Ideologien u.ä.). Für den (fächerverbindenden) Unterricht eignet sich ein solcher Ausgangspunkt hervorragend: 220 Volt sind kein Problem, wenn die Sicherung aus ist. Warum? Was ist eine Sicherung und wie funktioniert sie? Warum? Was ist ein Stromkreislauf? Welche Materialien sind leitend, welche nichtleitend? Und warum? Welche Auswirkungen hätte ein Stromschlag auf den menschlichen Körper? Warum? Wie funktioniert der Herzmuskel? Welche Maßnahmen schützen vor Gefahr, welche sind im Schadensfall erforderlich?

Ich halte wenig davon, der Schule alle denkbaren Aufgaben zuzuschieben. Ich halte es aber auch für wenig hilfreich, den Eltern alle denkbaren Aufgaben zuzuschieben. Wenn Sie als Mutter oder Vater offenbar der Meinung sind, dass man trotz ausgeschalteter Sicherung ein elektrisches Kabel lieber nicht aus einer Lüsterklemme lösen sollte, dann werden Sie als Eltern ihrem Kind das auch nicht beibringen. Die Schule aber auch nicht. Möglicherweise wäre aus Ihrem Kind aber eine gute Elektrikerin geworden, wenn ihr Interesse frühzeitig praktisch motiviert wäre. Das Auswendiglernen der Formel für die Widerstandsberechnung packt nicht jede und jeden 😉

Zum Schluss zu den Strukturen: Seit einhundert Jahren streitet man sich beim Thema Schule vornehmlich darum, ob Kinder nun nach der vierten (oder sechsten) Klasse sortiert gehören in Richtung Realschulabschluss und Abitur, oder ob das erst später erfolgen sollte. Ich glaube, ‚form follows function‘ ist hier der bessere Ansatz: Die inhaltlichen Anforderungen an die Schule entscheiden darüber, in welcher Form, welcher Struktur das Schulsystem am besten und effektivsten funktioniert. Und deshalb lohnt es sich über Inhalte zu streiten, selbst wenn man dabei oft (aus Versehen oder vorsätzlich) missverstanden wird.

Danke für den Austausch – und falls Sie mal eine Lampenfassung anzubringen haben und kein Elektriker zu haben ist, können Sie mich gern rufen 😉

Beste Grüße und alles Gute, Sabine Friedel

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Ich interpretiere Ihren Post so, dass Sie kein Interesse an Fortsetzung haben. Daher spare ich mir die Mühe, mich inhaltlich an dieser Stelle damit auseinander zu setzen. Ein kleiner Tipp noch zum Schluss, da Sie so vehement darauf beharren, die Fassung der Lampe selbst anzuschließen: Das Problem ist nicht das Schrauben bei ausgeschalteter Sicherung und nach Testen mit dem Phasenprüfer, ob Sie die richtige Sicherung gekippt haben. Das Problem ist, den Schutzleiter richtig anzuklemmen. Anderenfalls legen Sie auf den Lampenschirm im Falle eines Fehlerstroms satte 220V. Ich gehe mal (aus eigener Erfahrung im Bekanntenkreis) davon aus, dass mindestens 30% aller DIY- Elektriker das falsch machen und mit ihrem Leben spielen. Kriegt man ggf. eben erst im Falle eines Fehlerstroms mit, und dann ist es zu spät. Leuchten tut die Lampe vorher auch.
Form follows function, oder: das Ziel bestimmt die Methode – eherner Grundsatz der Methodik und Didaktik. Im jetzigen Zustand ist Schule jedoch nicht mehr in der Lage, ihre Funktion zu erfüllen, auch mit der besten Methodik nicht. Da braucht’s dann schon das Sondervermögen Schule, um die Struktur soweit aufzupäppeln, dass Schulen wieder Bildungseinrichtungen werden.
Viele Grüße, und vielleicht reden Sie ja auch mal mit den Lehrern, was die strukturell brauchen, um gut unterrichten zu können.

vhh
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Ich entschuldige mich für das Wort ‚dumm‘, denn im Originaltext wird deutlich, dass Bildung auch für sie nicht aus den genannten Beispielen besteht.
Die Argumentation ist für mich immer noch fragwürdig.
Nicht nur geschichtliche Abläufe, auch andere Fächer werden seit vielen Jahren schon exemplarisch unterrichtet, die übervollen Lehrpläne lassen es überhaupt nicht anders zu. Gegenseitiges Unterrichten über die eigenen Lieblingsthemen der SchülerInnen führt am Ende zu einem spannenden, umfassenden Bild? Gewagte These, denn das Einordnen der meist sehr faktenlastigen Schülerergebnisse in einen Kontext ist dann der ‚langweilige‘ Teil, leider auch der entscheidende, wenn es um weitergehenden Kompetenzerwerb und Denkansätze geht.
Ich kenne keinen Physikkollegen der/die das Thema ‚Strom und Gefahren‘ ausschließlich physikalisch-theoretisch behandelt. Sie argumentieren hier an der Realität vorbei, besser hinter der Entwicklung her. Wer nicht merkt, dass ‚gefährlich‘ interessant ist und das ausnutzt, hat als Physiklehrer den Beruf verfehlt. Ein paar kleine Informationen noch: es gibt genügend Elektroinstallationen, bei denen mal eben ein Kabel aus dem per Trockenbau errichteten Nebenraum für eine Steckdose verwendet wurde. Sicherung Bad aus, weil Arbeit an der Steckdose dort, aber in der Küche noch an-> dumme Idee, wenn der Abzweig aus der Küche kam. Darum Im Physikunterricht ‚wie verwendet man ein Messgerät?‘ und nicht ‚Sicherung aus, ungefährlich‘. Die Formel für die Widerstandsberechnung zu kennen schadet nicht, wenn man aus Körperwiderstand und Spannung die Gefahrenlage beurteilen will und kann.
Meiner Meinung nach argumentieren sie gegen einen Strohmann, auf den sich alle als Feindbild einigen können: Die lebensferne Schule als sinnlose Repression, die nur um ihrer selbst Willen alte Zöpfe beibehalten will. Diese Schule existiert so nicht. Die vielerorts beklagte Bildung der Schulabsolventen entstand nicht in einem verkrusteten System aus dem Kaiserreich, sondern nach unzähligen Reformen für eine bessere Bildung, in der heutigen Schule. Das Ergebnis ist offenbar nicht befriedigend, zurück nach 1910 kann natürlich nicht die Lösung sein. Ist das denn die Formel ‚mehr vom Gleichen‘? Zweifel aus der Praxis sollten da erlaubt sein und als Anlass zur Reflexion der Patentrezepte dienen.
Gebt uns die Möglichkeit, wieder auf einzelne Kinder und ihre Bedürfnisse einzugehen! Projektunterricht mit 1:30-Betreuung, mit inklusiver Differenzierung, mit sozial auffälligen SchülerInnen, mit Materialien, die von den Lehrkräften gekauft werden müssen ist eine Farce. Wissen sie um Konzentrationsphasen oder Frustrationstoleranz heutiger 12jähriger? Wenn es nicht klappt mit der Begeisterung, war der Unterricht bzw die ungeschickte Lehrkraft schuld….
Wieviele Stunden stehen Lehrkräften für gegenseitige Unterrichtsbesuche, Kooperation, Vorbereitung fächerverbindender Projekte zur Verfügung? In NRW exakt Null! Gleichzeitige Freistunden mit Fachkollegen – Fehlanzeige, nicht machbar. Nicht über Strukturen zu sprechen ist eine Verweigerung des eigenen Ansatzes, Schule insgesamt neu aufzustellen, eine Fortsetzung der unsäglichen Top-Down-Methode: Wir stellen uns vor, das wäre großartig, macht es mal! Ressourcen reichen nicht, ok, dann macht es erstmal nicht so ganz. Wirkt nicht, warum nur?
‚Wir wollen ….erreichen‘, akzeptabel als eine politische Zukunftsperspektive, über Sinn oder Unsinn kann man diskutieren. Aber: wie ist der Zeithorizont, aus den Niederungen der Praxis sind das für mich rosarote Nebelwolken, die unerfüllbare Erwartungen wecken.

Sabine Friedel
10 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Danke für Ihren Beitrag und natürlich haben Sie mit vielem Recht, vom Sinn des Spannungprüfens bis hin zu den Ressourcen. Mit „nicht über Strukturen sprechen“ habe ich tatsächlich drei Debatten im Sinn, auf die am Ende alles immer wieder zuzulaufen scheint und die m.E. fruchtlos sind: G8 oder G9, einheitliches oder gegliedertes Schulsystem, Inklusion oder Sonderbeschulung. Warum sind sie fruchtlos? Weil sie von den Ressourcen ablenken. Mit genügend Ressourcen kann ich in jeder Struktur gute Schule betrieben. Darum ging es mir. Dass eine kleine Lehrer-Schüler-Relation, viel Assistenz, ein geringes Stundenmaß, Luft für Schulentwicklung etc. wünschenswert sind, ist unstrittig.

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Ich kann eine Lampe an Decke oder Wand anschrauben, selbige sogar anklemmen und ganz sicher auch Leuchtmittel einschrauben. Ich kann übrigens auch tapezieren oder mein Rad reparieren. Momentan pflege ich sogar eine Angehörige (mit).
Aber nichts davon habe ich in der Schule gelernt. Dafür habe ich in der Schule z.B. in Physik fundamentales Wissen über Elektrizität beigebracht bekommen. (Oder „konsumiert“.) Und ich kann eine Anleitung oder ein Fachbuch lesen und (meistens) verstehen. Außerdem weiß ich, wie ich an Infomationen kommen kann.
Meiner Meinung nach müssen wir eher von der immer mehr um sich greifenden Vorstellung abrücken, dass alles Lernen allein in der Schule passieren soll und muss und wieder mehr Eigenverantwortung fordern.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Sehr geehrte Frau Friedel,
meinen Respekt dafür, dass Sie sich hier persönlich zu Wort melden und Ihren Standpunkt erläutern, der ja in der Regel in Medien nur gekürzt (zu kurz?) wiedergegeben wird.
Ich denke, ich spreche für viele Kolleginnen und Kollege, dass wir alle sehr gerne viel praxisorientierten, fächerübergreifende, entdeckenden Unterricht mit viel Raum für individuelle Lernwege und Hilfestellungen anbieten möchten. Dass sich an diese Formulierung des Wunsches ein „aber“ anschließt, ist offensichtlich und wurde schon in etlichen Beiträgen gefüllt.
Tatsächlich besteht die Frage, welche Inhalte und Orientierungshilfen denn in welche Schulformen und welche eher in die Familie gehören, und diese Frage darf gestellt werden.
Ich denke jedoch, dass man in der öffentlichen Diskussion sehr vorsichtig sein muss, welche davon man setzt und welche man ausschließt, und das im Sinne der Kinder.
Eine öffentliche Aussage „Wozu brauch‘ ich das?“ wird leider viel zu häufig auch von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums (mein Arbeitsort) unreflektiert aufgenommen und es entsteht direkt ein Widerstand gegen das zu Lernende, ohne dass Kinder in diesem Alter schon genügend Lebenserfahrung haben könnten, um den Wert, die Wichtigkeit und die Schönheit des zu Lernenden überhaupt erfassen zu können. Aus meiner Sicht nämlich bieten alle (!) im Gymnasium (und nicht nur dort) vermittelten Inhalte ein großes Faszinationspotential, wenn dieses denn nicht durch Versagungsängste oder schlicht Faulheit blockiert wird. Und: Diese Inhalte sind in Deutschland kostenlos, vermittelt von spezialisierten Profis in (zumindest theoretisch) trockener, warmer und zielgerichteter Umgebung. (Klar ist da noch viel Luft nach oben, aber immerhin). Den Kindern den Unsinn der Binomischen Formeln zu suggerieren, ist also zumindest ein schwerer pädagogischer, wenn nicht inhaltlicher Fehler.
Ich weiß aus eigener Erfahrung und Anschauung, dass Schule leider lange nicht alle Begabungen von Kindern erkennt und fördert, gerade in praktischen Belangen, daher halte ich solche lebenspraktischen Inhalte sicherlich auch für wünschenswert. Ob dazu Zeit und Raum ist, steht auf einem anderen Blatt. Andere eher theoretische Inhalte faktisch zu diffamieren, halte ich wie erläutert für problematisch.
Mit freundlichen Grüßen

Last edited 10 Monate zuvor by Canishine
Sabine Friedel
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Vielen Dank für diese wohltuend sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich vermute, wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt. In meiner Rede habe ich nicht davon gesprochen, dass die binomischen Formeln Unsinn seien. Sondern davon, dass sie in der Lebenswirklichkeit von Menschen weniger Raum einnehmen als andere Themen. Es ist aber am Ende auch müßig, über die Interpretation von Texten zu streiten – der Leser ist der eigentliche Autor, das gilt auch hier.

Dass sich an den von Ihnen beschriebenen Wunsch der Lehrkräfte nach praxisorientiertem, entdeckenden und fächerverbindenden Unterricht ein Aber anschließt, ist genau der Punkt. Wie bekommt man dieses Aber weg? Die „Standardantworten“ lauten natürlich „mehr Zeit“, „kleinere Klassen“, „homogenere Schüler“. Selbst wenn dies alles stimmte (was ich für manche Punkte bezweifle), ist das „Aber“ m.E. noch nicht ausgeräumt. Denn auch in einer Klasse mit 15 SuS wird am Ende für die Klausur gelernt und bestimmen Prüfungsformate und Prüfungsinhalte die Hinwendung zum Stoff. An diesen Punkten gilt es ebenfalls anzusetzen.

Um eine Diffamierung theoretischer Inhalte ging es mir nicht. Sollte ich dies irgendwo in meinen Äußerungen getan haben, dann tut mir das leid und ich freue mich über einen Hinweis. Es geht mir auch bei der Kritik am derzeitigen schulischen Alltag nicht um Diffamierung, sondern um Verbesserung: Es sollte doch auch (und gerade) in einem „lernenden Umfeld“, wie es ein Lehrerportal sein dürfte, möglich sein, sich kritisch mit den Ergebnissen beruflichen Tuns auseinanderzusetzen. Und da halte ich die Stimmen der Schülerinnen und Schüler für ebenso wichtig wie andere.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich möchte Ihnen gar nicht bewusste Diffamierung unterstellen, leider ist die Wirkung von gewissen (verkürzten) Äußerungen aber ähnlich, da sie sich schnell in den Kanon vergleichbarer Äußerungen einreihen, die so durch die Medienlandschaft geistern. Und meine Schülerinnen und Schüler äußern diese (wortwörtlich) tatsächlich recht drastisch, obwohl ich eigentlich eine sehr umgängliche Schülerschaft habe. Aber das ist natürlich eine willkommene Gelegenheit, diese Dinge einmal genauer zu beleuchten und zu besprechen (,auch wenn dadurch wieder Zeit für Pythagoras und Thales fehlt …).
Ich denke auch, dass sich unsere Zielsetzungen kaum unterscheiden, schließlich suchen wir nach einer Lösung für das gleiche Problem.
Inwieweit schulische Inhalte eher praktischer orientiert sein sollten, hängt sicherlich auch von der Zielgruppe (Schulform) ab. Und die praxisnahe, anschauliche Vermittlung komplexer theoretischer Inhalte gehört sicherlich zu den vornehmen Aufgaben einer Lehrers und einer Lehrerin. Die Notwendigkeit zur Komplexität des Schulstoffs ergibt sich allerdings schon aus den Anforderungen der Realität.
Das Problem der Prüfungsfixiertheit, das Sie ansprechen, ließe sich aus meiner Sicht relativ leicht lösen, wenn man die Prüfung lediglich als Rückmeldung über den eigenen Lernstand auffassen würde, denn mehr ist sie eigentlich nicht.
Natürlich könnten solche Rückmeldungen auch persönlicher, individueller und ausführlicher sein, aber da wären wir dann doch wieder bei kleineren Lerngruppen.
Mit freundlichen Grüßen

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor
Antwortet  Sabine Friedel

Sehr geehrte Frau Friedel,

zunächst einmal steht im obigen Artikel tatsächlich EINschrauben, nicht ANschrauben (geht es dabei um den Gebrauch einer Bohrmaschine?), deshalb sollten Sie sich schon die frotzeligen Spekulationen über Lampenfassungen oder Lampensockel (oder Lampengehäuse, die man anschraubt?) gefallen lassen.
Aber egal, was genau gemeint war: das Beispiel war in seiner Alltagsbanalität eher lächerlich.
Erste Hilfe kenne ich durchaus als Projekttagsthema in Schulen, außerdem ist es eine Pflichtveranstaltung beim Führerscheinerwerb. Ich denke, die Fähigkeiten bei diesem Thema nehmen in der Bevölkerung mit zunehmendem Alter ab. Ich würde vermuten, dass Jugendlichen hier tatsächlich noch am firmsten sind.
Altenpflege? Das ist ein Ausbildungsberuf! Für Angehörige, die in diese Situation kommen, gibt es Kursangebote. Ein Jugendlicher, der in dem Alter für binomische Formeln ist, sollte meiner Meinung nach gar nicht hauptverantwortlich für die Pflege von Personen sein.
Und kleinere Handreichungen lernt man durchaus en passant.

Aber abgesehen von den fragwürdigen Beispielen:
„Oder befassen Sie sich (…) mit bildungswissenschaftlicher Fachliteratur.“ Nun, das ist ja schon fast impertinent: Fachliteratur wird tatsächlich in sehr vielen Fällen gerade und im Besonderen von „Leuten vom Fach“ (Lehrerforum?!) gelesen.
Vielleicht wollen Sie uns aber noch gerne weitere spezielle Autoren und Werke ans Herz legen, damit wir ja „das Richtige “ lesen. Denn tatsächlich gibt es „bildungswissentschaftliche Fachliteratur“ in nicht geringem Umfang, nicht, dass wir uns da verzetteln, wenn wir jns schon mal zum Lesen aufraffen.)

„Die Erkenntnis, dass praktische Relevanz die Lernmotivation fördert, ist weder neu noch subversiv.“
Nein, natürlich nicht. Die Erkenntnis ist schon vor Jahrzehnten in der Schule angekommen. Und wird als selbstverständlich betrachtet. Zeigen Sie mir den Beitrag, der dieser Erkenntnis „Subversivität“ unterstellt!

-„…sondern sich die Schülerinnen und Schüler Wissen selbst erarbeiten.“ Ja, ja, kein Schulprofil, wo dieser heere Wissenserwebsweg nicht bemüht wird..
(Allerdings braucht man Grundlagen, um sich selbst etwas zu erarbeiten.)
-„Mit gemeinsamer Projektarbeit…“ Gäähn…
-„Im fächerverbindenden Unterricht…“ Noch mehr „gähn“.
-„differenziert“ Dito
„Und voneinander lernen…“ O ja, lesen Sie bitte die entsprechenden Diskussionen hier im Forum zu dem Thema.

Liebe Frau Friedel, wann haben Sie eigentlich das letzte Mal (oder je?) vor einer Klasse gestanden? Oder ein paar Tage in (verschiedenen) Schulen hospitiert?
Alles, was Sie hier aufgeführen, ist kalter Kaffee und keinesfalls „Mut, Neues zu denken“.

„Wo nicht jeder das gleiche konsumiert.“
DAS allerdings ist eine wirklich interessante Formulierung: Den Schüler als Konsument von Wissensangeboten zu sehen, ist in der Tat diskussionswürdig.

„Und damit komme ich zur letzten vermeintlichen Gewissheit, die alle Erwachsenen gern sagen: Dass uns die Schule, wie sie früher war, auch nicht geschadet hat.“
Das ist das Totschlagsargument, mit dem alle Eltern konfrontiert werden, die sich kritisch zu „revolutionär neuen“ Lernkonzepten äußern.
Ich habe allerdings gerade bei Ihnen den Eindruck, dass sich Ihr Bild von der Unterrichtspraxis in den heutigen Schulen stark durch Ihre Erfahrung in Ihren früheren Schulen überlagert ist.

„Das ist neu. Das ist unbequem. Das ist mutig.“
Das ist weder neu noch unbequem noch mutig.
Das ist wie ein Werbespruch, den sich eine PR-Agentur für eine Wahlplakatkampagne ausgedacht hat.

PS: Wir sprechen hier natürlich (!) über Strukturen, aber auch über Methodik und über Inhalte.

Gelbe Tulpe
10 Monate zuvor

Natürlich muss man auch binomische Formeln etc. lernen, schließlich werden einige Schüler auch irgendwann mal Wissenschaftler, und für viele Wissenschaften braucht man schließlich Mathematik. Daher ist der Stoff für Gymnasiasten auf jeden Fall notwendig, aber eben auch für die Schüler anderer Schulstufen, weil einige von ihnen später auf ein Gymnasium wechseln und sogar studieren gehen.

Das Problem ist doch eher, dass Mathematik also oft zu nachlässig unterrichtet wird, also Ansätze und wichtige Zwischenschritte fehlen und die Theorie häufig nicht verständlich erklärt wird.

GriasDi
10 Monate zuvor

Ich wusste gar nicht, dass man eine Lampenfassung einschrauben kann. Ich dachte immer man schraubt die Lampe in die Fassung.

Lovis
10 Monate zuvor

„Man brauche etwa Wissen über Erste Hilfe oder müsse wissen, wie man eine Lampenfassung einschraube, einen Streit schlichte oder Angehörige pflege“
Die SPD-Ministerin hat offenbar vor allem Menschen vom unteren Rand der Gesellschaft im Blick, die solche Dinge nicht selber geregelt bekommen. Für diese hat sie Recht. Aber Lehrpläne sind für alle Kinder, nicht nur für die besonders bedürftigen, sondern auch für wissbegierige, normale, leistungsstarke, lebenstüchtige. Viele Menschen können auch eine Banklehre, eine Elektronik-Ausbildung oder ein Ingenieursstudium schaffen, und die brauchen binomische Formeln und noch viel mehr in der Schule.