BERLIN. Das System der Kindertagesbetreuung ist in der Krise. Probleme wie Personalmangel wiegen schwer, die Anforderungen wachsen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage zur Kinderbetreuung in Deutschland, den das Kita-Qualitätsbündnis aus Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Katholischer Tageseinrichtungen (KTK) – Bundesverband jetzt in Berlin vorgestellt hat. „Die Politik muss endlich bei der frühkindlichen Bildung Prioritäten setzen“, verlangen die drei Bündnisorganisationen.
„Es muss mehr getan werden für die Kita-Qualität – nicht irgendwann, sondern jetzt. Trotz erneuter Deklaration und einem ‚Schulterschluss für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung‘ zwischen Bund und Ländern ist es zum aktuellen Zeitpunkt noch immer nicht gelungen, den Bund durch eine auskömmliche, dauerhafte und damit verlässliche Mitfinanzierung an der Schaffung guter Rahmenbedingen in der Kindertagesbetreuung zu beteiligen“, meint Mirja Wolfs, Vorsitzende des KTK- Bundesverbands.
Hintergrund ist eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Das war im Rahmen der gemeinsamen Bündnisarbeit beauftragt worden zu ermitteln, wie die Qualität in der Kindertagesbetreuung in Deutschland derzeit von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen wird. Ergebnisse:
- 53 Prozent der Befragten sagen, es gelingt dem System der Kindertagesbetreuung derzeit schlecht oder sehr schlecht, dass Familien mit kleinen Kindern Familie und Beruf oder andere Verpflichtungen vereinbaren können.
- Weniger als die Hälfte der Befragten (44 Prozent) ist der Auffassung, dass die Kindertagesbetreuung ihrem gesetzlichen Bildungsauftrag nachkomme – ebenso viele äußern sich negativ.
- Probleme im System werden wahrgenommen: Als größtes Problem wird mit 87 Prozent zu wenig Personal bzw. der zu schlechte Personalschlüssel benannt.
- Aber auch zu wenige Plätze bzw. keine passenden Angebote (79 Prozent) in den Kitas und zu wenig Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern (73 Prozent) werden als (sehr große/eher große) Probleme wahrgenommen.
- Trotz dieser Probleme: Fast drei Viertel der Befragten meinen, dass Kinder in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung gut aufgehoben sind.
- 98 Prozent der Befragten betonen die Bedeutung eines gut funktionierenden Systems der Kindertagesbetreuung für die gesamte Gesellschaft, aber auch für die Wirtschaft.
Das Bündnis schlussfolgert aus den Daten: „Noch gelingt es, eine positive Wahrnehmung und das Vertrauen in die Kindertagesbetreuung zu wahren. Das klappt aber nur, weil die Fachkräfte über das Maß hinaus engagiert sind. Es ist an der Zeit, für eine Entlastung zu sorgen und Strukturen zu schaffen, die den pädagogischen Fachkräften und vor allem den Kindern gerecht werden.“
Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums des AWO Bundesverbandes, meint: „Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage zeigen deutlich, dass die Menschen Kindertagesbetreuung als enorm wichtig ansehen. Gleichzeitig zeigt sich auch, dass Verbesserungen schnell erfolgen müssen, um das Wohl der Kinder und ihre Teilhabe an frühkindlicher Bildung zu sichern. Die Forderungen von AWO, GEW und KTK-Bundesverband nach verbindlichen Qualitätsstandards müssen dringend vorangetrieben werden.“
GEW-Vorsitzende Maike Finnern betont: „Das geplante dritte Kita-Qualitätsgesetz kann nur ein Zwischenschritt sein. Es braucht deutlich mehr als die angekündigten und erneut nur befristet bereitgestellten zwei Milliarden Euro, die 2025 in die Kindertagesbetreuung fließen sollen. Die ersten Beratungen über den Bundeshaushalt in dieser Woche im Parlament müssen genutzt werden, um die Mittel für das Kita-System zu erhöhen. Angesichts der großen Herausforderungen hat der Bund viel zu wenig Geld eingeplant!“
Seit mehr als zehn Jahren setzt sich das Kita-Qualitätsbündnis aus AWO, GEW und KTK-Bundesverband für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung ein. Kernforderungen sind bundesweit verbindliche Standards, darunter gute Personalschlüssel, Leitungsfreistellung sowie mehr Zeit für Fort- und Weiterbildung, Fachberatung und die Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeitszeit. News4teachers
Ein Kind ist gut aufgehoben, wenn es morgens zuverlässig dort abgegeben und abends genauso zuverlässig von dort wieder abgeholt werden kann.
ich kann diesen Beitrag nur als ironische Zusammenfassung verstehen, ich hoffe, diejenigen, die dies positiv bewertet haben, auch.
Sie haben es mMn. richtig verstanden – das war Ironie!
Ich hoffe, dass die Eltern die Qualität der Betreuung einen höheren Stellenwert zuweisen als den Betreuungszeiten.
Eltern, die keine Lust hätten, in einem Großraumbüro zu arbeiten, die in ihrer Freizeit vielleicht sogar ihre Ruhe haben wollen, reden sich eben manchmal die Betreuung ihrer Kinder im eigenen Interesse systematisch schön.
Clevere Kinder kommen schon mal auf die Idee, Schuhe oder Autoschlüssel von Vater oder Mutter zu verstecken, damit sich der Transport verzögert…
Man kann es nur in Dauerschleife Wiederholen:
Schafft den Rechtsanspruch auf Betreuung im U3-Bereich ab!
Das frisst derartig viele Ressourcen, dass darüber die ganze vorschulische Bildung und Betreuung kollabiert.
Es kann nicht so schwer sein sich hinzustellen und zu sagen:”War ne nett gemeinte Idee ( und auch darüber kann man sich heftig streiten), aber es klappt nicht und deshalb drehen wir es wieder zurück.”
Die Kommunen können es sich zum Teil nicht mal mehr leisten andere Fachkräfte als Erzieherinnen einzustellen. Notgedrungen werden sie aus finanziellen Gründen Kitas demnächst an private Träger abgeben. Dann werden noch mehr frustrierte ErzieherInnen sich aus dem Beruf verabschieden.
Schade, dass es für die Familien keine Wahlfreiheit zwischn Betreuungsgeld und Betreuungsplatz für unter Dreijährige gibt. Jetzt, wo eine verlässliche Einhaltung der vereinbarten Betreuungszeiten unüblich geworden ist, würden sich bestimmt einige Eltern gegen die Inanspruchnahme einer unzuverlässigen, nicht kindgerechten Betreuung entscheiden.
“Notgedrungen werden sie aus finanziellen Gründen Kitas demnächst an private Träger abgeben. Dann werden noch mehr frustrierte ErzieherInnen sich aus dem Beruf verabschieden.”
Private Träger machen das auch nicht für einen feuchten Händedruck.
Wieso sollten sie sich dann verabschieden. Die Konditionen sind bei privaten Trägern vergleichbar, wenn nicht gar besser.
d.h. also dass Eltern einfach in die Röhre gucken sollen anstatt dass der Gesetzgeber den Staat auffordert soll, eben genau diesen Anspruch zu gewährleisten?
Der Unterschied zwischen Gesetzgeber und Exekutive sowie die Dreigliedrigkeit staatlicher Institutionen sind bekannt?
Durch die gesetzliche Verpflichtung entsteht der rechtsanspruch, den die Kommunen erfüllen müssen. Nur können die plätze ohne Ende ausschreiben, was aber nichts nützen wird, wenn sie dafür kein personal bekommen. Das ist das selbe wie bei den Krankenhäusern, die ganze Stationen schließen müssen und Betten aus der versorgung nehmen müssen, da es an Pflegepersonal fehlt. Haben Sie etwa die Hoffnung, dass die zu erwartenden Entlassungen bei TKS die Zahl der Erzieher*innen und Gesundheitspflegekräften im Ruhrgebiet anheben wird?
Was Sie als “in die Röhre gucken” bezeichnen, war jahrzehntelang der Normalfall.
Wenn man nicht Willens oder in der Lage ist, sich einmal ein paar Jahre um seine Kinder zu kümmern, sollte man vielleicht keine haben.
Die wenigsten haben einen furchtbar wichtigen oder furchtbar hochbezahlten Job und schon gar nicht beide Elternteile und wenn doch kann und muss man eben in die Tasche greifen.