Löhrmann kündigt an: 300 Lehrerstellen zusätzlich für den Unterricht mit Flüchtlingskindern

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DÜSSELDORF. Immer mehr Flüchtlingskinder gehen in Deutschland zur Schule. Meist sprechen sie kein Deutsch, oft sind sie traumatisiert. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrman (Grüne) handelt jetzt: Um die Kinder besser zu unterstützen, sollen die Schulen im Land künftig mehr Lehrer bekommen.

Präsidentin der Kultusministerkonferenz: NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Foto: Schulministerium NRW
Präsidentin der Kultusministerkonferenz: NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Foto: Schulministerium NRW

Eine steigende Zahl von Kindern ohne Deutschkenntnisse stellt Schulen in NRW vor große Herausforderungen. Im kommenden Jahr sollen deshalb 300 zusätzliche Lehrer für den Unterricht von Zuwandererkindern an die Schulen kommen, teilte das Schulministerium am Dienstag mit. Einen Antrag dazu hatten SPD und Grüne nach dem Flüchtlingsgipfel im Oktober auf den Weg gebracht. Von Januar bis September habe sich nach vorläufigen Berechnungen die Zahl der ausländischen Schüler um etwa 10 000 erhöht.

Lehrerverbände in NRW begrüßten die Pläne. Im Versuch, allen Kindern gerecht zu werden, stießen ihre Kollegen mittlerweile an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sagte Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Dabei seien die Probleme im Land ganz unterschiedlich verteilt: «Besonders viele Flüchtlingskinder besuchen Schulen in sozialen Brennpunkten, wo es sowieso schon Herausforderungen zu stemmen gilt», sagte Schäfer. Es bleibe abzuwarten, ob die 300 genannten Zusatzstellen dauerhaft helfen könnten.

Der Landesverband Bildung und Erziehung (VBE) forderte, den Lehrern darüber hinaus Schulpsychologen, Sozialarbeiter und Dolmetscher an die Seite zu stellen. Viele der Kinder seien traumatisiert, depressiv und fänden sich ohne Deutschkenntnisse in einem völlig fremden Land wieder, sagte Udo Beckmann, VBE-Landesvorsitzender, laut Mitteilung.

Im Schulministerium sieht man sich im Land insgesamt auf einem guten Weg bei der Förderung der Zuwandererkinder: Es gebe eine Reihe von Maßnahmen an Schulen und Integrationseinrichtungen, berichtete Schulministerin Löhrmann am Dienstag. Sie lobte darüber hinaus das Engagement aller Beteiligten an Schulen und in der Zivilgesellschaft. Vielfach würden an den Schulen bereits jetzt Lehrer, die für den Deutschunterricht ausländischer Kinder besonders qualifiziert sind, eingesetzt. So habe NRW 2009 als erstes Bundesland Deutsch als Fremdsprache zum verpflichtenden Teil der Lehrerausbildung gemacht.

In Kommunen mit besonders vielen Zuwandererfamilien werden die Flüchtlingskinder in Seiteneinsteigerklassen unterrichtet. Dort sollen sie Deutsch lernen. Für eine solche Gruppe von etwa 15 bis 18 Kindern stehe bislang etwa eine halbe Lehrerstelle zur Verfügung.

Sprachliche Bildung sei aber Aufgabe aller Lehrer, betonte Löhrmann. Dies gilt vor allem auch dann, wenn die Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse in den Regelklassen unterrichtet werden. Dies passiert dann, wenn die Schule in einer Region liegt, in der es nur wenige schulpflichtige Zuwandererkinder gibt. Für sie gibt es dann Förderunterricht in Kleingruppen.

Schritt für Schritt sollen daher weitere Lehrer fortgebildet werden, um künftig Deutsch als Fremdsprache lehren zu können, kündigte das Schulministerium an. Entsprechende Fortbildungsangebote gibt es landesweit etwa in den 49 Kommunalen Integrationszentren. dpa

Zum Bericht: Wie Flüchtlingskinder in den (Schul-)Alltag finden

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