GEW fordert (unter anderem), Lehrern ab sofort jede Überstunde zu bezahlen

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SCHWERIN. Mehr Geld, weniger Stunden: Die GEW in Mecklenburg-Vorpommern verlangt deutliche Verbesserungen für die rund 12.000 Lehrkräfte im Land. Die Lage sei ernst.

Bezahlte Überstunden sind für Lehrkräfte ein Thema. Illustration: Shutterstock

Angesichts des Lehrermangels hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 73 Forderungen zur Aufwertung des Berufs in Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt. Sie reichen von weniger Stunden über eine bessere Vergütung der Grundschullehrer bis hin zu einer Reform des Lehramtsstudiums. Allein die Sofortmaßnahmen, die laut GEW im Doppelhaushalt 2020/2021 eingeplant werden sollten, summieren sich auf 60 bis 80 Millionen Euro, wie der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Maik Walm, am Dienstag in Schwerin sagte.

Die Lage sei ernst. Bis zum Jahr 2030 gingen 80 Prozent der jetzt arbeitenden Lehrkräfte in den Ruhestand. In dem Zeitraum würden 8700 neue Lehrer benötigt. Bereits jetzt ist der Lehrermangel greifbar: Jedes Jahr muss das Bildungsministerium Seiteneinsteiger ohne Lehrbefähigung einstellen. Zu Beginn des aktuellen Schuljahres wurden 674 Lehrer neu eingestellt – davon 213 Seiteneinsteiger. Die Seiteneinsteiger müssten besser als bisher auf ihr Wirken vor Kindern vorbereitet werden, forderte Walm. Sie benötigten ein berufsbegleitendes Referendariat und danach die gleiche Bezahlung wie ihre Kollegen mit dem klassischem Ausbildungsweg.

Lehrer müssen drei Stunden Mehrarbeit ohne Ausgleich leisten

Zu den geforderten Sofortmaßnahmen gehört nach Walms Worten auch, dass künftig jede geleistete Überstunde bezahlt werden müsse. Bisher hätten Lehrer drei Stunden ohne Ausgleich zu leisten. Das ergebe 30 Wochenstunden für das gleiche Geld statt der regulären 27. Ältere Lehrkräfte müssten von Unterricht entlastet werden, damit sie länger im Beruf bleiben. «In den letzten fünf Jahren sind weniger als zehn Prozent bis zur Regelaltersgrenze geblieben.»

Walm appellierte an die Landespolitik, das Thema Lehrermangel und Aufwertung des Lehrerberufs jenseits von Parteipolitik anzugehen. «Wir werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren bundesweit um angehende und tätige Lehrkräfte konkurrieren», sagte er. Zugleich würden die Anforderungen an die Pädagogen weiter wachsen. Als Stichworte nannte er Inklusion und Digitalisierung.

Lehrerberuf attraktiver machen – klar, aber wie?

Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) versicherte, die Gewinnung von Lehrern sei ein zentrales Thema für sie. «Es steht auf meiner politischen Agenda ganz oben.» Das Land müsse dafür sorgen, dass der Lehrerberuf in MV attraktiv sei und dass ihn genug junge Menschen ergreifen, damit der Bedarf gedeckt werden könne. «Hierfür werden wir geeignete Schritte gehen», kündigte sie an. Details nannte sie nicht.

Die oppositionelle Linke im Landtag hatte am Vortag ebenfalls ein 17 Punkte umfassendes Programm zur Verbesserung des Lehrerberufs vorgelegt. Viele Forderungen decken sich mit denen der GEW. «Die Forderungen stehen, jetzt handeln!», sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg an die Adresse der Landesregierung. Die ebenfalls oppositionelle AfD-Fraktion warf dem Bildungsministerium Untätigkeit und Versäumnisse vor. «Sehenden Auges haben uns SPD und CDU über viele Legislaturperioden diese Situation geführt», sagte der bildungspolitische Sprecher Jörg Kröger. dpa

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