MAINZ. Erwin Lenz ist ein Vater einer 13-jährigen Tochter – und Elternvertreter. Der ehemalige Manager eines Dax-Konzerns, heute als Unternehmensberater tätig, sieht – passend zu der in dieser Woche veröffentlichten Digitalisierungsstudie der GEW – gravierende Defizite in der strategischen Ausrichtung der Schulpolitik, die in der Corona-Krise besonders deutlich wurden: Konzeptionslosigkeit in Sachen IT auf der einen Seite, Gängelung der Lehrkräfte auf der anderen. Sein Gastbeitrag bezieht sich auf Rheinland-Pfalz, wo er sich als Regionalelternsprecher engagiert, dürfte aber auf andere Bundesländer übertragbar sein.
“Corona bringt Schwächen schonungslos ans Licht”
Mit meinen Erfahrungen aus rund 20-jähriger Tätigkeit als leitender Angestellter im IT-Bereich, aus meiner Zeit im Landeselternbeirat, als Sprecher des Regionalelternbeirats Koblenz und durch die Begleitung meiner 13-jährigen Tochter im Schulalltag eines Gymnasiums suche ich nach einem schlüssigen Bild zur Fortentwicklung der Bildungslandschaft in Rheinland-Pfalz. Aus der Wirtschaft kenne ich Zukunftsvisionen, die ich ebenso in der Bildungspolitik erwarte. Aber hier gilt: Fehlanzeige!
Gedruckte Lexika benutzt man kaum noch. Wissen steht heute dank Wikipedia, Google und Co. fast überall sekundenschnell zur Verfügung. Werden trotzdem unseren Schülerinnen und Schülern im Jahr 2030 ff. immer noch jene Inhalte vermittelt, die seit Jahrzehnten unverändert im Lehrplan stehen? Wie wird sich Wissensvermittlung durch Lehrkräfte mittelfristig verändern? Die Beantwortung solcher Fragen hätte ich mir dringend vom Bildungsministerium im Rahmen einer Vision „Bildung 2030“ gewünscht.
Die Corona-Pandemie erforderte den Einsatz digitaler Werkzeuge in den Schulen viel früher, als allen Verantwortlichen lieb war. Obwohl wir seit Jahren über Digitalisierung im Bildungsbereich reden, war der Dornröschenschlaf viel zu plötzlich beendet: Die Diskussion zur Verantwortungsabgrenzung zwischen Bildungsministerien und Schulträgern – den Kommunen – gewann schlagartig an Bedeutung.
Schon anderthalb Jahre vor der Pandemie forderte das Ministerium alle rund 1600 Schulen im Land auf, ein jeweils individuelles Medienkonzept zu erarbeiten. Solche mit IT-affinen Lehrkräften im Kollegium konnten sich glücklich schätzen. Andere, wie kleine Grundschulen, hatten Pech. Eine für mich völlig unverständliche Vorgehensweise. Würde auch ein Discounter all seine Filialen beauftragen, eigene IT-Konzepte zu entwickeln?
Im Rahmen einer digitalen Bildungsstrategie ist vom Bildungsministerium ein klar vorgegebener Rahmen für alle Schulen in Rheinland-Pfalz zu erwarten, als Grundlage für die künftige digitale Unterstützung der Lehrkräfte. Auch müsste das Ministerium den Schulträgern ein IT-Anforderungskonzept für die künftige schulische Ausstattung übermitteln, da diese für deren Bereitstellung verantwortlich sind.
Werden wir künftig, je nach Schulträger, Schulen mit einer „sehr guten“ und einer „weniger guten“ IT-Ausstattung haben?
Die Praxis sieht völlig anders aus. Schulträger haben zum Teil in Eigenregie auf Basis der Medienkonzepte ihrer zugehörigen Schulen IT-Anforderungen definiert, deren Umsetzung sie nun in nur sehr loser Abstimmung mit dem Bildungsministerium vorantreiben. Werden wir künftig, je nach Schulträger, Schulen mit einer „sehr guten“ und einer „weniger guten“ IT-Ausstattung haben, ganz unabhängig von den Voraussetzungen für deren pädagogische Nutzung? Werden wir langfristig Schulen mit unterschiedlichen technischen Unterstützungsmöglichkeiten bei dennoch identischen Leistungsanforderungen haben? Wie werden Schülerinnen und Schüler dadurch benachteiligt? Die Verantwortung, solche Probleme zu vermeiden, liegt beim Ministerium.
Der Präsenzunterricht ist, genau wie im letzten Schuljahr, auch im laufenden massiv durch die Pandemie beeinträchtigt worden. Kurz vor Weihnachten wurde im zweiten Lockdown landesweit auf Fernunterricht umgestellt. Im Januar begann dieser vielfach mit reinem elektronischen Austausch von Hausaufgaben. Die Umsetzung des Fernunterrichts lag bei jeder einzelnen Lehrkraft. Wie nicht anders zu erwarten, führte dies zu großen Unterschieden in der Ausgestaltung, mit erheblichen negativen Folgen für viele Schülerinnen und Schüler und deren Eltern. Natürlich gab es auch Beispiele für gelungene Konzepte.
Bei der Umfrage des Regionalelternbeirats Koblenz machten über 9000 Eltern Angaben, wie sie die Zeit des Fernunterrichts erlebten, darunter über 3200 qualifizierte Einzelkommentare. Eine Evaluation der Situation, originäre Aufgabe des Bildungsministeriums, hätte weder von der Anzahl der Rückmeldungen noch inhaltlich besser und breiter sein können.
Um nur das Thema Videokonferenzen als ein Beispiel herauszunehmen: Tausende von Rückmeldungen belegen, dass beim Einsatz von leistungsfähigen Systemen deutlich mehr Unterricht auf diesem Wege durchgeführt wird, darüber vermehrt Lernstoff vermittelt wird, die Zufriedenheit stark zunimmt und die psychische Belastung vieler Schülerinnen und Schüler wie auch der Eltern abnimmt. Wir wollen die beste Bildung, dann sollten wir auch die besten Videokonferenzsysteme einsetzen. Mit dem landeseigenen System „BigBlueButton“ wie auch „Sdui“ sind die Eltern jedoch eher unterdurchschnittlich zufrieden.
“Auf den ersten Blick sind Videokonferenzen das einfachste Mittel, um den Präsenzunterricht zu ersetzen“, so das Pädagogische Landesinstitut. Wie kann man dann ins beliebige Ermessen der Lehrkräfte stellen, wie viele Stunden sie auf diesem Wege geben? Gerade wegen der großen Bedeutung der Videokonferenzen für den Lernerfolg hätte es hier zwingende Vorgaben des Bildungsministeriums zur verbindlichen Anzahl und inhaltlichen Gestaltung geben müssen. Die klare Ansage aus Mainz blieb jedoch aus.
Die Forderungen der Eltern zur Gestaltung von Fern- und Wechselunterricht, zur Schülerbeförderung, zu Raumluftfiltergeräten und so weiter, die alle auch vom Landeselternbeirat unterstützt werden, hat das Ministerium zur Kenntnis genommen. Die Prüfung der Forderungen läuft seit dem 2. März. Wir warten auf eine Reaktion!
In den Schulleitungen steckt oft großes Potenzial, das entfaltet werden könnte, würde man Gestaltungsspielraum einräumen
Mein Eindruck ist, dass wir im Bildungsbereich etliche engagierte Menschen antreffen, die operativ unterwegs sind, was insbesondere in einer Pandemie erforderlich ist. Gerade den Lehrkräften werden viele Aufgaben abseits ihrer eigentlichen Arbeit zugemutet. Ihnen gilt mein besonderer Dank.
In den Schulleitungen steckt oft großes Potenzial, das entfaltet werden könnte, würde man Gestaltungsspielraum einräumen. Ich vermisse klare Vorgaben des Bildungsministeriums bei der Digitalisierung insgesamt, aber auch bei wichtigen Einzelthemen wie dem Wechsel- oder Fernunterricht. Ganz besonders vermisse ich eine Vision für Schule im Jahr 2030ff. Nach den großen Leistungen, die die Eltern bei der Bewältigung des Fernunterrichts erbracht haben, wünsche ich mir, ja, erwarte ich, dass sie mit ihren Rückmeldungen in Mainz ernst genommen werden. News4teachers
Digitalisierung: Jede achte Schule ist „Vorreiter“, ein Drittel hinkt hinterher
Um mit Herrn Malmsheimer zu antworten:
“Und was hat der Mann?? —–Recht hat er!!
Klar die Misere der Bildung hat sich deutlich gezeigt.
Die Ursachen sind leider vielfältig. Es gibt nicht den einen Knackpunkt zur Reform des Schulwesens.
Welche Sachverhalte haben das Schulsystem so uneffektiv gemacht und verhindern weiterhin eine sinnvolle Reform der Bildung?
1 Digitalisierungsfeindlichkeit
Unsere Politiker sind leider im Durchschnitt in dem Alter in dem man mit dem FAX als Top-Technologie aufgewachsen ist. Zusätzlich stellt schon seit Jahren überwiegend eine Partei die Regierung die eben konservativ ist.
Wenn in ihrer Jugend der OH-Projektor und die Kreide reichten, warum braucht man dann heute eine digitale Ausstattung?
Schon Helmut Kohl setzte zur Digitalisierung auf Kupferkabel fürs Fernsehen statt auf Glasfaser. Frau Merkel behauptete in einer Zeit in der praktisch schon jeder Bürger fleißig im Netz surfte “Das Internet ist für uns alle Neuland”.
Die Leute, die uns regieren, sind analog aufgewachsen und leben seit Jahren in einem Elfenbeinturm in Wolken-Kuckucksheim.
Da werden zwar Lippenbekenntnisse zur Digitalisierung nach geplappert, weil es gerade gut ankommt, im Innern fehlt aber die echte Erkenntnis und Einsicht.
2 Schuldenbremse
Jahrelang war die Schuldenbremse das goldene Kalb der Politik. Ist ja eigentlich löblich. Leider werden Dinge mit der Zeit nicht besser, wenn man sich nicht darum kümmert und kein Geld investiert. Das ist die Gefahr beim Sparen. Lassen sie mal bei ihrem Auto für 5 Jahre die Wartung und den Ölwechsel weg. Das spart enorm Geld.
Bei vielen Behörden greift irgendwann eine natürliche Notbremse. Spätestens wenn die Bundeswehr keine flugfähigen Flugzeuge für den Auslandseinsatz mehr hat, kommt die Presse mit einem Bericht. Dann muss man Handeln als Politiker.
Schulen sind da eine bedauerliche Ausnahme. Wenn die Schulen in baulichem Zustand wie Gulags in Russland sind und eine Ausstattung von vor 40 Jahren haben merkt das kein Mensch. Zu wenige Lehrer! Wen juckt es! Schüler dürfen nicht wählen. Pisa-Studien lassen sich mit etwas Augenwischerei schön reden. Alles super. Geld ist da nicht erforderlich. Wir haben ja noch pädagogische Null Euro-Reformen im Petto und die Lehrer als Sündenböcke. Da kann man Schulden bremsen bis die Schwarte kracht.
3 Der alte Geist des Beamtentums
Lehrer sind oft Beamte. Das Beamtenverhältnis stammt aus den autoritären Zeiten der Preußen und später aus dem Kaiserreich. Da war es üblich, dass die Obrigkeit Anweisungen erteilte welche die Bürger zu befolgen hatten. In preußischen Amtsstuben hingen Schilder mit der Aufschrift “Der Bürger hat es zu unterlassen, mit seinen begrenzten geistigen Mitteln die Entscheidungen der Obrigkeit zu hinterfragen”. Das war Zeitgeist und hat für Beamte als Staatsdiener doppelt und dreifach gegolten.
Heute ist diese Gutsherrenart überholt. Mann darf sehr wohl Kritik an der Führung äußern und hat Rechte. Nur beim Beamtenwesen ist das noch nicht angekommen. Es ist für die Regierung eben zu bequem. Was man kann Arbeitsschutz nicht einhalten? Dinge sind gefährlich? Kein Problem, die Grundrechte der Beamten sind eh eingeschränkt. Dann wird eben fleißig verordnet und angeordnet. Schon ist das Problem gelöst.
Leider nimmt man damit im Schulbereich einen wichtigen Akteur für Reformen komplett aus dem Spiel. Die Lehrer als Praktiker, mit Ahnung von realem Schulbetrieb fragt kein Mensch. Die dürfen ja nichts entscheiden sondern sind nur Befehlsempfänger. Wie angenehm kann das Lehen eines Ministers doch sein, wenn man es schafft ein Stück autoritäres Kaiserreich in diese lästige Demokratie zu retten.
4 Föderalismus
Es ist zwar eine schöne Idee Dinge vor Ort und nach regionalen Gegebenheiten zu lösen, in Zeiten der zunehmenden Globalisierung aber leider von immer geringerer Praktikabilität.
Insbesondere der Bereich der Schulen, als eine der letzten Bastionen des Föderalismus, ist besonders ungeeignet für dieses Vorgehen.
Ist in der heutigen Zeit Bayern wirklich noch so weit von NRW entfernt, dass es Sinn macht andere Schulsysteme mit anderen Prüfungen, anderen Besoldungen der Lehrer und unterschiedlichen Abschlüssen aufrecht zu erhalten. Wohl nicht.
Es hat aber symbolischen Charakter die Bildungshoheit der Länder aufrecht zu erhalten!
Daher ist die Politik bereit alle Probleme am System Schule 16x in 16 Bundesländern zu lösen und dabei auf 16 verschiedene Lösungen zu kommen. Hauptsache es sieht nach Föderalismus aus.
5 Deutsche Gründlichkeit
Wenn etwas in Deutschland eilt, wie z.B. die Reform des Schulwesens, dann ist das in Deutschland extrem ungünstig.
Hier hat alles seine Ordnung, da lässt sich auch nichts beschleunigen.
Seitenlange Anträge, in doppelter Ausfertigung, monatelange Genehmigungsverfahren usw.
Natürlich alles in gendergerechter Spräche und unter Einhaltung des Mühlsteins Datenschutz.
Wenn man als deutscher Schüler die Digitalisierung noch erleben möchte, ist es ratsam eine Schule im benachbarten Ausland (z.B. Dänemark) zu besuchen, so bald der Schulleiter der deutschen Schule beginnt den Antrag auf den Digitalpakt aus zu füllen. Der Schüler kann dann im Ausland bequem den Abschluss machen, studieren und ein paar Jahre Arbeiten. Wenn er mit etwa 30 zum ersten Klassentreffen an seine alte deutsche Schule kommt, wird der Schulleiter wahrscheinlich noch immer mit dem Antrag zum Digitalpakt beschäftigt sein.
@Schattenläufer:
Vielen Dank für den klugen und überaus unterhaltsamen Kommentar. Du hast wieder einmal meinen Tag mit vielen guten und witzigen Gedanken bereichert.
Wenn das Ministerium klare Vorgaben gemacht hätte, wären dadurch wahrscheinlich Kostenansprüche durch Lehrer oder Schulträger ableitbar gewesen. Daran hat kein Ministerium Interesse. Die Lehrer machen das schon so mit selbst privat angeschafften Geräten.
Genau das ist der Punkt!
Danke für diesen Beitrag! Der Prozess ist auf NRW zu 100% übertragbar: Erst auf Teufel komm raus Medienkonzepte erstellen, ohne zu wissen wie und warum und mit welchem Ziel. Als Antort auf das Geschrei zu mehr Digitalisierung. Macht man als Kollegium, klar, kennt man ja. Also ran an die Lehrpläne und schauen was wo geht. Die Reihenfolge war zuerst einmal 1. DIGITALISIERUNG! Wie? Von wem? Mit was? Wofür? Wie finanzieren? Unsere Schule hat das Glück Kollegen zu haben, die “sich mit sowas auskennen” und konnten Kollegium und Schulleitung früh in Prozesse mit einbinden und Fortbildungen dazu anbieten – auch mal eben nebenher. Dann kam 2. DATENSCHUTZ!!! (Man beachte auch hier die völlig unüberlegte und mehr als dumme Reihenfolge seitens des Ministeriums, welches natürlich IT-Spezialisten an der Seite hat, die sich um Anlagen etc. kümmern…). Unsere Schule war also vorbereitet inkl Endgeräten für ALLE Beteiligten und das schon vor der Pandemie, ohne dass von Ministeriumsseite außer den üblichen Vorgaben und Forderungen irgendwas gekommen wäre. Der Unterricht lief während der Pandemie per TEAMS inkl Videokonferenzen nach Stundenplan für alle. Super! Und jetzt heißt es, dass die Datenschutzvorgaben nicht mit der IT übereinstimmt, die wir gewählt und für gut befunden haben, weil man alles in Eigenregie stemmen musste. Könnte also dazu führen, dass unsere Schule alles einstampfen könnte inkl Endgeräten, um auf Plattformen zurückzugreifen, die sich in der Pandemie als absolut unbrauchbar herausgestellt haben. Man glaubt es wirkilich nicht…Ich halte Ihnen die Daumen, dass noch irgendeine Art der Reaktion vom Ministerium kommt – allerdings kann ich mir die salbungsvollen Worte, die da kommen werden, falls überhaupt, schon vorstellen: Man nimmt Ihre Kritik und Sorgen selbstverständlich ernst, aber…alles andere wäre nach über 1 Jahr Pandemie (vom Zeitfenster DAVOR sprechen wir ja schon gar nicht mehr) eine echte Überraschung und daran glaube ich schon lange nicht mehr. Erwarten Se nix!
Vor über 20 Jahren – Wolfgang Kuert erinnert – Der „bewegliche“ Tanker Schule / Bildung
Auf meine Einladung aus dem Jahr 1999 hin war Prof. Dr. Klaus Haefner am 25.01.2000 Gast des Stadtelternrates Bad Harzburg zum Thema
„Einen Laptop für jeden Schüler“.
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Harzburger Zeitung, 27.01.2000
Stadtelternrat hatte Prof. Dr. Klaus Haefner zu Gast: Veränderung durch neue Medien
Die Schule darf keine “computerfreie Zone” sein
BAD HARZBURG: “Schule darf keine computerfreie Zone sein”. Das ist die Auffassung von Prof. Dr. Klaus Haefner von der Universität Bremen, der auf Einladung des Stadtelternrates jetzt Gast in der Kurstadt war. Haefner vertritt die Meinung, dass Bildung und Ausbildung an Schulen kaum auf die strukturell völlig neuartige Entwicklung der Menschheit durch Computer eingehen und fordert “einen Laptop für jedem Schüler”.
“Tausend Meilen beginnen mit dem ersten Schritt”. Nach diesem Motto handelnd unternahmen die Bad Harzburger Elternvertreter mit einer richtungsweisenden Vortragsveranstaltung jetzt diesen innovativen Schritt in Richtung Veränderung des Bildungswesens. Sie gehen dabei von der Hoffnung aus, dass die Bezirksregierung, der Landkreis und die Schulleitungen die zukünftigen Wegbegleiter sein werden. Eine nicht ganz unbegründete Hoffnung, denn die Vertreter dieser Behörden, die bei der Veranstaltung in der Bad Harzburger Realschule anwesend waren, zeigten sich durchaus interessiert und zu “Initiativen” und “Pilotprojekten” bereit.
Der Stadtelternrat präsentierte in Zusammenarbeit mit der Conrad-Adenauer-Stiftung den Physiker, Fachbuchautor und Computerexperten Haefner, der einen Vortrag zum Thema “Einen Laptop für jeden Schüler – Bildung auf dem Weg in eine computerisierte Gesellschaft” hielt. Seine Kritik wendete sich gegen alte Lehrpläne, alte Methoden und alte Unterrichtsorganisationen die einen Kampf gegen neue Medien führten. Fehlqualifikation von Kindern und Jugendlichen seien die Folge.
Eine neue Phase der menschlichen Geschichte sei angebrochen, so der Vortragende. “Wir stehen am Anfang eines tiefgreifenden kulturellen Umbruchs, dessen Entwicklung überhaupt nicht abzusehen ist” Seit 1960 würden die bis dahin alleingültigen kognitiven und leistungsfähigen Strukturen von neuen technischen Informationsmöglichkeiten überlagert. Ziel in einer immer mehr von Computern bestimmten Welt, “sofern man sie will”, könne es nur sein, die “kognitiven Sklaven” optimal zu nutzen. “Was der Computer kann, brauchen wir selbst nicht zu lernen”, ist eine konsequente These des Professors. Rechnen? Macht der Taschenrechner. Vokabeln? Macht der Übersetzungscomputer. Schreiben? Macht der Sprechschreiber. Erkenntnis: Kognitive, also auf Erkenntnis beruhende Last abwerfen, wo es nur immer geht und dafür die vorhandenen Informationstechniken nutzen.
Prof. Dr. Klaus Haefner gab im Verlauf seiner Ausführungen Einblicke in schon vorhandene Informationstechniken und Ausblicke auf Möglichkeiten der Entwicklung, die aufzeigten, in welche Richtung die schier unglaubliche “Computerreise” geht oder gehen könnte. Als Fazit blieb der Schluß, dass sich aus dieser Entwicklung unbedingt Konsequenzen für Bildung und Ausbildung ergeben sollten. So müsste das typisch Menschliche, wie lesen und sprechen qualifiziert und die Lehrpläne neu gestaltet und das Notebook als “Denkzeug” für jeden Schüler integriert werden. Auch müsse an der Neuorganisation der technisch bestimmten informationellen Umwelt mitgewirkt und Lehrerfort- und ausbildung grundsätzlich überarbeitet werden. Das Bildungswesen habe sein Monopol verloren, die informationstechnische Industrie sei der gewinnende Konkurrent.
In der Diskussion spielte unter anderem die Machbarkeit einer Ausstattung der Schüler mit Laptops eine Rolle. Fragen nach der Finanzierbarkeit tauchten genauso auf wie die nach geeigneter Software. Erfahrungen werden zur Zeit in 40 deutschen Schulen gesammelt. Es reifte die Erkenntnis, dass im Einzelnen wenig zu machen sei und ein “nationaler Plan” gefordert werden müsse. Eltern und Lehrer sollte hier zusammenwirken. Auf jeden Fall bleibt noch viel Diskussionsstoff.
“Ist es wirklich schon so lange her??? Kinder, wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert!!” 🙂
Als wir uns über solche Zukunftsthemen auseinander gesetzt haben hat die “Husarin” wahrscheinlich noch Aktennotizen in der Kanzlei erstellt, in der sie ihre hochwertige Ausbildung zur ReNo gemacht hat.
Vor über 20 Jahren … ja schon, AaaBER: Wir warten doch noch auf den All-umfassenden, omnipotenten, unkaputtbaren, kostenlosen Hyper-Laptop-Tablet-Desktop-Quantencomputer, der sich selbst wartet, repariert und mit allem, was da ist, vernetzt. Man will schließlich nur das Beste für Schulen, da wird ein wenig Geduld zu verlangen sein.
„Gerade wegen der großen Bedeutung der Videokonferenzen für den Lernerfolg hätte es hier zwingende Vorgaben des Bildungsministeriums zur verbindlichen Anzahl und inhaltlichen Gestaltung geben müssen. Die klare Ansage aus Mainz blieb jedoch aus.“
Logo. Sonst müssten ja einwandfreie Internetzugänge und Breitband kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Unser Internet an der Schule in NRW ist unterirdisch. Ich habe einen privaten Hotspot über mein Handy, damit überhaupt was geht.
Wird von Zuhause aus (video)unterrichtet, müsste der Arbeitgeber für Internetverbindung sorgen – in irgendeiner Art.
Lehrerdasein funktioniert auf hohem Niveau der Eigen- und Selbstversorgung.
Rotstifte, Unterrichtsmaterial für Unterrichtsreihen, eigenes Officeprogramm, eigener Laptop, Rechner, Tablet, Drucker, Druckerpapier, Kabel für Verbindungen an diverse Beamer und Steckdosen, Lautsprecher, … Ich komme regelmässig über den absetzbaren Betrag.
Es will keiner Geld für Schule ausgeben.
Deswegen verlangen die Ministerien von den Lehrkräften zu jedem Mist Konzepte, die erst mal gesichtet und bewertet werden müssen(anders gesagt: der Papierballen verschwindet im Keller).
Dann passiert erst mal laaaaaange nichts. Bis alle Beteiligten vergessen haben, dass da mal ein Thema war. Das hat Methode und funktioniert seit Jahren hervorragend so.
Schule und Bildung ist ein Moloch. Hier werden alle Kräfte gnadenlos auf- und ausgesaugt, Lehrer versuchen den Betrieb aufrecht zu halten, weil sie den Schülern gerecht werden sollen und wollen. Zum Dank werden sie vom Verwaltungsbullshit verschlungen, von maßlosen Ansprüchen und jeder Menge Zusatzaufgaben.
Kein Wunder, dass der eine oder andere Lehrer Dienst nur noch nach Vorschrift durchzieht und dem Rest die kalte Schulter zeigt. Das ist aber meiner Erfahrung nach nur ein kleiner Teil.
Viele andere Lehrkräfte kämpfen, um den Schülern möglichst viel auf den Weg zu geben – trotz des kontraproduktivem Settings Schule.
Durch Corona ist dieses Setting nochmals konterkariert worden, bzw. durch die teils weltfremden Vorgaben aus den Ministerien. Das Arbeitspensum hat enorm zugenommen, und durch die ständigen Wechsel der Unterrichtsmethode/-systeme hat(te) man das Gefühl, immer wieder von vorn anfangen zu müssen. Viele hat das zermürbst, so dass sich einige Lehrkräfte tatsächlich wieder die volle Präsenz herbeiwünschen.
Viele können einfach nicht mehr. Eine gewisse Kontinuität wäre wünschenswert gewesen.
Aber um zum Punkt zurückzukommen:
Es gibt genug Gestaltungsideen. Man sollte man jemanden in die Archive der Ministerien schicken, der sich das mal anguckt.
Doch kostet die Umsetzung immer Geld. Und deswegen werden Reformen immer ausgesessen oder alternative einfach neue Anforderungen in das existierende Setting geschüttet, die mit gegebenen Mittel bewältigt werden müssen. Nach dem Motto: „Macht mal. Das ist eine Dienstanweisung.“
Das funktioniert so aber immer weniger. Es wurde einfach schon zuviel auf den Rücken der am Schulsystem Beteiligten ausgelagert – ohne für Mittel sorgen, dass die Anforderungen auch umgesetzt werden können.
Corona legt Missstände einfach nur offen, die schon länger da waren. Sie sind jetzt einfach nur sichtbarer.
Und der Artikeln oben wird nichts an der grundsätzlichen Misere im System Schule ändern. Leider.
Die sich im Grundkonsenz reichenden Aussagen dazu allein hier im Forum müssten in einem, auf Qualitätssteigerung basierten System, die Alarmglocken schrillen lassen.
Im Stil von Erich Maria Remarque kann man hier wieder nur konstatieren.
“Im Westen (Düsseldorf) nichts Neues (blieb es verdächtig still)!!”
…………… 🙁 …………
Nicht “reichenden” sondern “gleichenden”…. t9 macht mich zuweilen wahnsinnig…so wie die Politik der “Poison Yvi”
Danke für den Beitrag.
Er erläutert, wie es an vielen Schulen aussieht und in vielen Ländern läuft.
Das, was durch Corona mehr zu Tage getreten ist, wird in den nächsten Wochen und Monaten wieder “vergessen”, bis kein Außenstehnder mehr daran denkt.
Amen.
Ich bringe es einmal auf den Punkt:
Seitdem wir vom Schulträger alle mit digitalen, internetfähigen und klassenzimmerweiten WLAN erzeugenden Tafeln (mit Dokumentenkamera) ausgestattet wurden, hat sich die digitale Kompetenz des Kollegiums schlagartig erhöht, denn wir mussten lernen, mit diesen Tafeln umzugehen und lernten die Vorteile zu nutzen. (Was ich zudem gut finde, dass wir noch magnetische Whiteboard Tafelflügel haben, dadurch ist die Bandbreite der Nutzung erhöht.)
Durch den Distanzunterricht wurden wir quasi gezwungen uns in weitere für uns sinnvolle Tools zum Nutzen der Schüler einzuarbeiten. Die nun ständig steigende Anschaffung von Ipads erhöht die sinnvolle digitale Nutzung im Klassenzimmer. Ich hoffe, dass wir irgendwann so weit sind, dass möglichst viele Klassenzimmer mit Klassensätzen Ipads ausgestattet sind.
Die digitalen Tafeln waren quasi der Startschuss! Die Tafeln wurden übrigens schon vor der Coronakrise angeschafft.
Ja, solche Tafeln haben wir auch – aber sie halfen im Distanzunterricht nicht – tolle Klassenraumaustattung, aber ungenutzt …
Die jetzt angeschafften (und extrem rigide gehandhabten und nicht selbst konfigurierbaren) Tablets für Lehrer sind zu klein für die Anwendungen und für ältere Lehreraugen, außerdem spart sich unsere Stadt die dazugehörigen Stifte, so dass sie nur z. T. einsetzbar sind – das sei ja nicht so viel, das sollte der Lehrer dann selbst finanzieren. Ich habe schon tausende Euros in meine Infrstruktur gesteckt (das Finanzamt fordert u. a. für die Internetnutzung Einzelnachweise und meint, nur 20% meiner Computerkosten seien dienstlich, wie geht das denn???) —> jetzt reichts!! Aus Prinzip nicht!
Gut, dieses Problem steht auf einem anderen Blatt. Die Sache mit dem portablen Dienstcomputer ist bei uns noch gar nicht gelöst. Die Ausstattung ist noch komplett privat angeschafft, die staatlichen Gelder scheinen noch gar nicht in den Grundschule angekommen zu sein. Und ich gebe Ihnen Recht: Es ist ärgerlich, wenn man nicht selbst konfigurieren kann. So etwas geht nicht, wenn man digital den Unterricht vorbereitet und mit dem Computer in allen beruflichen Bereichen arbeitet. Oder: Man erhält sehr viel gute Software, mit der man arbeiten kann.
Das ist ein interessanter Artikel, der sehr sachlich die Chancen (potentiell) und die Probleme (vielerorts erlebt) der Digitalisierung der Schulen darlegt.
“Sein Gastbeitrag bezieht sich auf Rheinland-Pfalz, wo er sich als Regionalelternsprecher engagiert, dürfte aber auf andere Bundesländer übertragbar sein.”
Wie in der Einleitung des Artikels ganz treffend bemerkt, ist das ein bundesweites Problem – mit regional stark varierenden Nebenschauplätzen. Diese Nebenschauplätze sind manchmal unterschiedliche Regionen eines Bundeslandes, manchmal genügt auch schon der Wechsel in einen benachbarten Stadtteil.
Und auch jenseits der Digitalisierung gibt es genug andere Probleme, deren Entstehung schon etliche Jahrzehnte vor Corona begann – aber von der Politik wahlweise genervt beiseite gewischt oder dümmlich lächelnd ignoriert wurden.
Corona hat lediglich mit einem Flutlicht das sichtbar gemacht, was sonst im Dämmerzustand und im Zwielicht der Bildungspolitik leichter ausgeblendet werden konnte.
Und die Digitalisierung zeigt jetzt diese “alten” Probleme in einem “neuen” Gewand!
Man muss (!) diesen Problemen insgesamt tatkräftig begegnen – nicht vereinzelt!
Anschaulich werden diese “alten” Probleme in zwei Dokus gezeigt, beide um die 45 Minuten.
Die erste ist VOR Corona (2019) entstanden und zeigt darum gut, dass alle Probleme vorher existierten, allerdings kaum jemanden interessiert haben – insbesondere NICHT diejenigen Politiker, die sich JETZT als “Retter” der Kinder und Jugendlichen präsentieren, damit Kinderaugen endlich wieder glänzen können.
Beide zeigen – zum großen Teil auch aus Schülerperspektive – einiges, worum hier im Forum in den letzten Tagen auf zeitweilig … nun ja … “bemerkenswertem” Niveau gestritten wurde.
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/chancen-fuer-alle-schule-im-brennpunkt-102.html#autoplay=true&startTime=2568.903944
Drollig ist hier (Minute 40) die Aussage von OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher, auch bekannt als “Mr. Pisa”, besonders wenn er andere Länder nennt, in denen Kinder im Grundschulalter besser gefördert werden … dabei nennt er u.a. ausgerechnet China. (Das ist ebenfalls bemerkenswert, wenn man China jetzt auch noch als Vorbild nehmen möchte …)
Und die gesamte PISA-“Aktion” war der Auslöser und hat letztlich massiv dazu beigetragen, dass der ganze “Kompetenz”-Wahn (als Ersatz für grundständige Bildung) initiiert wurde, mitsamt eines riesigen “Wasserkopfes” an Stellen, in die viel Geld fließt – auch das darf man nicht vergessen!
Wesentlich klügere Gedanken äußert (auch in dieser Doku) Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (Migrations- und Bildungsforscher):
“Wir schaffen es mit viel Mühe, die Bildungsunterschiede so ganz langsam zu reduzieren und dabei haben wir die größere soziale Ungleichheit in ganz anderen sozialen Bereichen. Chancengleichheit bedeutet, dass man teilen muss. Deswegen muss man sich die Frage stellen, ob man im Schulsystem Gerechtigkeit herstellen kann, wenn in der Gesellschaft insgesamt keine Gerechtigkeit da ist.”
Erwin Lenz, Autor des obigen Gastbeitrages fragt:
“Werden wir künftig, je nach Schulträger, Schulen mit einer „sehr guten“ und einer „weniger guten“ IT-Ausstattung haben, ganz unabhängig von den Voraussetzungen für deren pädagogische Nutzung? Werden wir langfristig Schulen mit unterschiedlichen technischen Unterstützungsmöglichkeiten bei dennoch identischen Leistungsanforderungen haben?”
Man bekommt schon wieder ein gewisses Unwohlsein und Magendrücken, wenn man genauer darüber nachdenkt …
Auch die zweite Doku beleuchtet durchaus wichtige Facetten, die auf lokale Probleme eingeht und an die Gedanken von Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (Migrations- und Bildungsforscher) aus der ersten Doku anschließt.
Die erste Doku gibt Einblicke in Bremerhaven-Lehe, einen Stadtteil, der in der Vergangenheit vor allem wegen Kinderarmut, überdurchschnittlicher Arbeitslosenzahlen und Überschuldungsquoten deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt hat.
Die zweite Doku zeigt die Lage in einem Brennpunkt in Hannover:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/brennpunkt-deutschland–hannover-muehlenberg-100.html#autoplay=true
Bonusmaterial (zwei weitere Dokus mit etwa 45 Minuten), auch weil hier im Forum in den letzten Tagen verbal “gerangelt” wurde um die Situation im Ruhrgebiet, dessen Entwicklung hier sehr anschaulich vermittelt wird – mit allem was schön oder auch weniger schön, aber Tatsache ist.
Für viele Menschen ist die A40 nur eine Autobahn (mit vielen Staus), für Insider ist sie auch bekannt als “Sozial-Äquator”. Im Süden hat man die Chance auf mehr Sonnenstunden …
Echte Insider (“Ruhris”) sagen aber auch “A40 – woanders is auch Scheiße.” (Sorry, aber der Spruch wird sogar auf T-Shirts und Kaffebechern usw. vermarktet.) Womit der bodenständige “Ruhri” ja offensichtlich auch nicht falsch liegt, wenn man man die Gesamtschau betrachtet. 😉
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/ruhrpott-revier-im-umbruch–krise-start-ups-und-die-seidenstrasse-100.html
Und mehr zur aktuellen Lage im Ruhrgebiet, dargestellt in der Nordstadt in Dortmund (Wir erinnern uns: Nordstadt = nördlich vom “Sozial-Äquator” A40.):
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/brennpunkt-deutschland–dortmund-nordstadt-100.html#autoplay=true
Das wären jetzt 4x 45 Minuten, aber das könnte auch hier im Forum so manche immer wieder aufflammende und leider immer wieder ähnlich – teilweise aber extrem “raubeinig” – geführte Diskussion abkürzen oder gar erübrigen.
Lieber Pit, habe eine extreme Affinität zum Ruhri…deshalb vielen Dank für die Links….abend läuft eh zumeist Scheiße im TV… da gucke ich dann lieber deine Medienhinweise…a’la,
“Wem is dat Farrad in Hof?”
“Iiiiichhhh”
“Mussu reintun holen….et fängt gleich an Regen.”
@Andre Hog
“Fängt gleich am Rääägen?”
“Jo.”
“Käär, Käär, Käär, kannse dich für bekucken, wa! Schonn widda! Glaubse ja nich, kannse auch kein’ erzääähln …”
“Abba is heute mit Lichtspiele, Blitz un’ Donna un’ allet!”
“Boah, hömma, näää … watt schöön. Hamm’ die Blaaagen imma Spasss mit. Da sieße die Kinderaugen abba ächt am Leuchten!”
😉
:o) Ich versteh’s sogar
Na dann…. willkommen im Club!!! 🙂
Dat Schönste is abba imma noch en Satz, den ich ma in Bottrop gehört habe, wo ich mit meinem Hund Verwandte besucht habe.
Da sacht ne Mutta zu irm Blag:
“Ey hömma, mach ma dat Wau ei!”
Der Sohn sollte meinen Hund mal streicheln. 🙂
@Andre Hog
Ja nu, in Rewier is imma Häärz un’ SchnauTze! 😉
Mehr zur Gattung:
https://www.youtube.com/watch?v=4YVfkHgp-qg
Und nun zurück zum Ausgangsthema/-artikel … 😉
Es gibt das hohe Gut der ” pädagogischen Freiheit ” , die auch in der Allgemeinen Dienstordnung verankert ist . Dem Lehrer kann also nicht vorgeschrieben werden , über Videokonferenzen zu unterrichten . Und das ist auch gut so . Von Montag 08.00 bis Freitag 13.25 durchgehend Zoom in allen Fächern ? Das ist keine gute Idee .
Und der gute Herr hat seine Tochter, welche das Gymnasium besucht, begleitet. Da läuft es ja noch gut.
Ich empfehle ihm einen Blick in die Hauptschule/Förderschule. Da gibt es Schülerinnen und Schüler, die brauchen erst einmal Zeit bis sie verstehen, wie mit IPads umgegangen werden muss. E-Mail Accounts erstellen, Benutzernamen und Passwörter merken, entsprechende Apps verstehen…
Viele sind absolut überfordert mit dem Gerät. Diese Kinder brauchen ganz einfache Strukturen. BigBlueButton war eine riesen Herausforderung.
Ganz zu schweigen von ausreichender Internetverbindung zu Hause.
Was mich aber umtreibt ist, dass alles so selbstverständlich geworden ist. Wir arbeiten so viel wie noch nie, waren vorher schon überarbeitet und keinem fällt es auf. Wie soll das weitergehen? Machen wir so weiter bis alle Lehrkräfte im Burnout enden? Diese 24 Stunden Bereitschaft, das ständige zur Verfügung stehen, die ständige Umstellung müssen ein Ende haben.
Oder man muss Unsere Arbeit anders wertschätzen. Das würde bedeuten- weniger Unterricht und/oder mehr Geld.
Liebe Lehrerbasher,
vorab; ihr habt keine Ahnung, aber lasst Euch ruhig aus. Und ja, wenn es so toll ist, geht studieren, macht zwei Examen und werdet Lehrer!
Jepp!!
Wow – für die ganze Schule?
@ Klaus
Na das ist doch fantastisch, dass Sie in der Schule eine Infrastruktur haben, die dies hergibt – ist das eine der „Leuchtturmschulen“, die bei MinisterInnenbesuch so gern vorgezeigt wird? An den meisten Schulen, insbesondere an den meisten Grundschulen, gibt es keine solche Infrastruktur: Wlan? Nö. Ausreichende Anbindung nach außen? Nö. Smartboards mit guter Sensitivität, um auch Mathe drauf machen zu können? Vielleicht zwei, meistens aber: Nö.
Bluetooth-Headset oder Kamera fürs Streamen? Nö.
Funktionale Lehrergeräte? Nö. Funktionale Schülergeräte? Nö.
Auf welche Knöpfe wollen Sie denn da drücken? Ah, ich weiß, auf den vom CD-Player…
Und wie beneidenswert, dass alle Ihre Schüler sowohl von der Ausstattung, den räumlichen Gegebenheiten und den individuellen Fähigkeiten her in der Lage sind, auf Knopfdruck im Distanzunterricht zu arbeiten.
Sorry, aber ich finde es einfach dreist, ohne Kenntnis der Situation anderen Menschen Inkompetenz auf verschiedensten Gebieten zu unterstellen, zumal Sie in einer privilegierten Situation zu sein scheinen.
@Klaus
Wunder gibt es immer wieder, das wusste schon Katja Ebstein …
Die letzten beiden liegen – glaube ich – schon etwas länger zurück:
Wunder 1:
“”Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken und die Wasser teilten sich. … Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer.”
Exodus/2
(Bis heute fehlen Bild-/Tonmaterial vom Ort des Geschehens, leider.)
Wunder 2:
https://www.youtube.com/watch?v=f-5B9cM2XyI
Hier wurde zuerst das (blaue und auch sonst farbenfrohe) Wunder sichtbar, erst danach wurde der Knopf gedrückt.
Showbusiness & Vorführ-Effekt.
Naja, der gute Wille zählt(e).
Heute gelingt das besser, wie Sie schilderten, oder es fällt dem Publikum nicht auf.
Dennoch: Schön, dass es bei Ihnen läuft.
🙂
Ja, so geht es mir auch. Aber man ist ja in so einer Schule nun mal kein Einzelgänger. Kolleginnen, Kollegen, Eltern, Schülerinnen und Schüler… Sie alle müssen ebenfalls digital ausgestattet sein und eingearbeitet werden. Mit Zeitmanagement alleine ist es leider nicht gemacht. Man darf hier nicht nur an seinen eigenen Hintern denken und den anderen den Ätschi zeigen.
Herr Lenz schreibt mir aus der Seele. Ich selbst bin im Schulelternbeirat (SEB) eines staatlichen Gymnasiums in RLP aktiv und stecke hinter einem der 3200 Einzelkommentare aus der Umfrage des REB Koblenz.
Mein älterer Sohn, fast 19, machte gerade Abitur, das zum Glück – unter sehr strikten Hygieneauflagen – planmäßig durchgeführt wurde. Jedes Kind, das man nicht mehr an der Schule hat, bedeutet für (noch) ungeimpfte Eltern eine Riesensorge weniger.
Sein jüngerer Bruder, 16, Jahrgangstufe 12, hat hoffentlich kommenden März sein Abi in der Tasche, falls nicht die Drohung wahrgemacht wird, ein Jahr für alle dranzuhängen. Begrüßenswert: Schüler freiwillig wiederholen zu lassen, ohne Anrechnung auf die Gesamtschulzeit. Pflicht für alle käme einer Kollektivstrafe gleich, ebenso wie Verkürzung der Ferien, Einführung von Samstags- oder zusätzlichem Nachmittagsunterricht mit Präsenzpflicht.
Herr Lenz schreibt von seit Jahrzehnten unveränderten Lehrplaninhalten. Mein eigenes Abi, auf einer anderen Schule, liegt etwa 35 Jahre zurück, doch könnte ich mich hier am Gymnasium im Jahr 2021 in egal welchen Unterricht setzen und fühlte mich fast wie damals. Welch erschreckende Vorstellung!
Zugegeben, die Technik machte dezente Fortschritte. Heutiger Standard sind Kamera und Beamer, falls sie funktionieren. Zu meiner Zeit galt der Tageslichtprojektor als Highlight im wahrsten Wortsinne, falls er funktionierte. Dunkelgrüne Tafeln mit quietschender Kreide sind nach wie vor als gute alte Bekannte im Dauereinsatz. Bedauerlich oder wohltuend altmodisch?
Jegliche Anpassungsfähigkeit darf man dem Lehrplan nicht absprechen. Unser Englischbuch benutzte als Identifikationsfiguren eine heile Durchschnittsfamilie: Mama, Papa, Sohn, Tochter, Hund und Katze. Erhalten blieben nur die Haustiere. Handelnde Personen sind jetzt ein alleinerziehender Vater von ADHS-verdächtigen Zwillingen mit geschiedener Frau in Australien, ein Rollstuhlfahrer, ein “people of colour”.
Deutsch hält sich vornehm mit Innovationen zurück, da wird immer noch “Homo Faber” gelesen. Nichts gegen Klassiker im Allgemeinen, aber diesen im Besonderen – damit hätte mir Schule meine angeborene Freude am Lesen beinahe auf Lebenszeit ausgetrieben.
Wie schade, dass ich mein altes Schätzchen, gespickt mit zeitlos weisen Anmerkungen, damals umgehend entsorgt habe. Wer hätte von seinem Revivalpotential ahnen können? Mein Sohn überstand die notgedrungen neu gekaufte Lektüre bisher ohne äußerlich erkennbares Trauma. Mögliche Langzeitfolgen lassen sich derzeit nicht abschließend beurteilten.
Selbst zu meiner ganz normalen Gymnasialzeit ohne Pandemie oder sonstige einschneidende Vorkommnisse war es kaum zu schaffen, den Lehrplan auch nur annähernd zu erfüllen und genügend Noten zusammenzubekommen. Über diese beiden Eckpfeiler definierte sich Schule damals und definiert sie sich heute noch. Je mehr Leistungsfeststellungen man erheben konnte / kann, je mehr Stoff man eintrichtern konnte / kann, desto „besser“ war / ist Schule.
Herr Lenz schreibt, gedruckte Lexika benutze man kaum noch. Wissen stehe heute in Echtzeit ubiquitär im Internet zur Verfügung. Diese Entwicklung mag insbesondere bedauern, wer, wie ich, mit dem großen Meyer aufwuchs. Ungeachtet dessen ist es die nicht wegzudiskutierende Realität.
Schlägt jedoch im realen Leben kaum noch jemand etwas in Papierform nach, schleppen die Schüler, wie in alten Zeiten, bis zu zehn Kilo schwere Ranzen durch die Gegend. Genau wie damals, vergeht kostbare Zeit, bis endlich alle die passende Seite im Lehrbuch aufgeschlagen haben. Spielen sie in Erdkunde „Stadt / Land / Fluss“, sollen also etwas auf der Karte orten, liegt das Gesuchte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mitten im Knick. Das war in meiner Jugend so und ist heute immer noch so. Vielleicht nicht an allen Schulen, aber sicher noch an vielen und an unserer allemal. Tablets? Digitale Bücher? Fehlanzeige.
Nun brach auch noch, wie unfair, völlig unangekündigt eine Pandemie über uns herein, abruptes Ende des ach so bequemen digitalen Dornröschenschlafs. Seit etlichen Monaten reiben sich die Entscheidungsträger immer noch verwundert die Augen, Vorsicht, Infektionsgefahr!, statt endlich mal zu handeln.
Krisen sind allgemein dafür bekannt, auch Chancen zu bergen. Ein Jahr hätte selbst im Schulwesen, obwohl für seine große Beharrlichkeit berüchtigt, lang genug sein sollen, um positive Veränderungen erkennen zu lassen. Fehlanzeige.
Jetzt ist die Gelegenheit, in Jahrzehnten verstaubte Lehrpläne ebenso gezielt wie gründlich zu entrümpeln und an die auf einmal sehr knappe, kostbare Ressource „Präsenzunterricht“ anzupassen. Stattdessen bringt man die oben genannten Überlegungen zur Ausweitung schulischer Anwesenheitspflicht ins Spiel, um all die ausgefallenen Stunden auf Teufel komm raus, aufgepfropft auf den laufenden Betrieb, nachzuholen, den verpassten Stoff reinzustopfen, doch noch alle Arbeiten nachzuschreiben. Hauptsache, man generiert ganz ungeniert Noten im gewohnten Umfang.
Eine solche Überfrachtung kann nicht gut gehen, und natürlich werden dabei erst recht eine Menge Schüler hinten runterfallen, solange sich Schule auch in einer solchen noch nie dagewesenen Ausnahmesituation weiterhin an ihrem ohnehin längst überholten Selbstverständnis, einem Ertrinkenden gleich, festklammert: die Definition über ein Maximum an Noten und Stoffvermittlung.
Herr Lenz thematisiert den Fernunterricht, dessen Ausgestaltung die zentrale Rolle schlechthin für schulischen Erfolg oder Misserfolg spielt, ungeachtet der Tatsache, ob nicht ohnehin endlich das von mir oben ins Spiel gebrachte grundlegende Umdenken erfolgen müsste.
Seit Corona gibt es drei mögliche Schulszenarien: volle Präsenz wie vor der Pandemie (Szenario A), Wechselunterricht in halber Lerngruppenstärke (Szenario B) und kompletten Fernunterricht für alle (Szenario C). Während seitens des Bildungsministeriums stets Szenario A angestrebt wurde, ohne jedoch z.B. in Luftfiltergeräte investieren zu wollen, denn Lüften gibt es gratis, pendelten wir vor Pfingsten je nach Inzidenz zwischen B und C hin und her.
Pries Frau Dr. Hubig wenigstens Planungssicherheit für die ersten beiden Wochen nach den Pfingstferien an (Szenario B), machen die Schulen in RLP nun doch schon eine Woche früher, nämlich ab dem 14.6., wieder voll auf (Szenario A). Ich nenne das ein X für ein U vormachen. Während man sich mit jedem der drei Szenarien irgendwie arrangieren kann, macht der ständige, unvorhersehbare Wechsel alle Beteiligten mürbe.
Leider werden von den Medien oft falsche Bilder transportiert, nämlich reines „Wunschdenken“. Menschen aus meinem Umfeld ohne Schulkinder stellen sich Wechselunterricht so vor: Die Hälfte der Schüler hat Unterricht im Klassenraum, die anderen sitzen, jeder einzeln für sich, daheim vorm Rechner, sind live zugeschaltet, können Fragen stellen, sich beteiligen, bekommen alles mit. Die Gruppen tauschen dann immer mal. Ist doch fast wie in echt.
Es mag Schulen geben, an denen das tatsächlich funktioniert. Allerdings halte ich unser Gymnasium für nicht extrem rückständig, und hier, wie sicherlich auch bei etlichen anderen, läuft das so ab:
Von der Schule aus können wegen mangelnder technischer Ausstattung keine Videokonferenzen geschaltet werden. Daher wird bei Szenario B kein Unterricht live an die Bildschirme daheim übetragen. Alle Lehrer, die sich im Präsenzunterricht befinden, fallen in der Zeit, die sie in der Schule verbringen, inklusive Freistunden, sowie während der Pendeldauer, die bei unserem Landgymnasium oft eine dreiviertel Stunde bis Stunde pro Strecke beträgt, für den Fernunterricht aus.
Szenario B findet bei uns in täglichem Wechsel statt: In der einen Woche sind die Kinder Mo., Mi. und Fr. in der Schule, in der anderen Di. und Do., die zweite Lerngruppenhälfte an den jeweils anderen Tagen. Lehrer sind natürlich täglich vor Ort und stehen daher für Fernunterricht generell nicht zur Verfügung. In Szenario B gibt es also im Vergleich zur normalen Stundentafel nur die halbe Zeit Präsenzunterricht sowie überhaupt keine Videokonferenzen. Ziemlich mau.
Szenario C ist im Prinzip leichter zu handhaben, da, ggf. abgesehen von einer Notbetreuung, niemand in der Schule ist und rein theoretisch alle Stunden des Plans durch die Lehrer von daheim aus als Videokonferenz durchgeführt werden könnten. Da es jedoch, wie Herr Lenz schreibt, keine verbindlichen Vorgaben für deren Anzahl und Inhalte gibt, zeigen sich hier sehr deutliche Unterschiede zwischen engagierten und weniger engagierten Kollegen.
Auch im Präsenzunterricht gibt es solche und solche, bei Schülern wie bei Lehrern. Trifft im normalen Schulbetrieb, also Szenario A, ein wenig motivierter Schüler auf einen ähnlich gestrickten Lehrer, ist das zwar nicht optimal, doch durch die gemeinsame zumindest physische Anwesenheit in einem Raum stehen die Chancen für ein Minimum an Lernerfolg dennoch gut.
Sind dieselben Personen in Szenario C aufeinander angewiesen, ist es für beide Seiten viel leichter, komplett abzutauchen. Solche Lehrer machen kaum bis gar keine Videokonferenzen, es gibt vielleicht ab und an Aufgaben, die hochgeladen werden können oder auch nicht. Eine Kontrolle findet eh nicht statt. Schüler ohne intrinsische Lernmotivation verlieren in dieser Konstellation garantiert den Anschluss.
Bei festen Vorgaben für eine Mindestanzahl an Videokonferenzen pro Fach und Woche sowie gewissen inhaltlichen Auflagen könnte man diesen fernunterrichtsspezifischen Ausfällen gezielt vorbeugen.
Vor den Pfingstferien wurde bei uns Szenario C erschwerend auch noch dadurch aufgeweicht, dass die Oberstufenklausuren in Präsenz geschrieben wurden: Zehn Klausuren in nur viereinhalb Wochen, wobei alle Ergebnisse ins Abitur einfließen.
Notgedrungen wurden die jeweils zweiten Leistungskursklausuren gestrichen, also insgesamt drei Arbeiten weniger. Dafür zählt die pro LK einzig verbliebene nun umso mehr, was den Leistungsdruck zusätzlich erhöht. Im Fernunterricht ist ein Ausgleich über die mündliche Note nur sehr bedingt möglich.
Bereits in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien gingen die Schulen komplett in den Fernunterricht. Vor den Osterferien gab es bei uns vier Unterrichtstage in Präsenz, danach nochmal vier Tage, jeweils im Wechselbetrieb, und schon musste wegen zu hoher Inzidenzen wieder in Szenario C umgeschwenkt werden.
Das heißt, der klausurrelevante Stoff wurde ganz überwiegend im Fernunterricht bearbeitet und (hoffentlich) erlernt. Je nach Lehrer lief das in manchen Fächern gut, in anderen blieb völlig unklar, was denn nun eigentlich in der Klausur drankommen würde. Die Spannbreite war erheblich, und das bei bereits abiturrelevanten Prüfungen.
Immerhin: Als Mutter habe ich viel in der Pandemie gelernt. Zu Normalzeiten hoffte ich für mein Kind, es würde eine gute Note heimbringen, um ihm eine Enttäuschung zu ersparen. Das war einmal. Seit Corona hoffe ich bloß noch, die Klausuren mögen überhaupt geschrieben werden. Eine Prüfung unter Pandemiebedingungen ist aus meiner Sicht dann erfolgreich gelaufen, wenn sie am vorgesehenen Termin in Präsenz stattgefunden hat, es zu keiner Ansteckung kam und auch niemand in Quarantäne musste, was direkt den Ausfall der nächsten drei bis vier Klausuren nach sich zöge. In der Oberstufe quasi der Super-GAU.
Vielleicht noch übler dran sind die Jahrgangsstufen 5 bis 10: Bei denen wurden selbst die Klassenarbeiten auf Eis gelegt. Sie hängen nun wie lauter einzelne Damoklesschwerter über Schülern wie Pädagogen, denn irgendwo müssen, selbst in der allergrößten Not, Noten herkommen. Und die Sommerferien lugen schon um die Eecke.
Lehrer, die trotz des Szenarios C während oft mehrstündiger Präsenzklausuren Aufsicht führen müssen, fehlen für die anderen Klassen im Fernunterricht. Werden Lerngruppen dabei aufgeteilt, um die Mindestabstände einhalten zu können, benötigt man die doppelte Anzahl an Aufsichtspersonen.
Oberstufenschüler, die gerade in der Klausur sitzen oder auf dem Weg dorthin bzw. wieder nach Hause sind, verpassen vielleicht die letzte Videkonferenzstunde vor einer ihrer nächsten Klausuren, da im Kurssystem jeder einen individuellen Stundenplan hat. Chancengleichheit sieht anders aus.
Diese Erlebnisse aus meinem persönlichen Umfeld, Berichte etlicher anderer Eltern über ganz ähnliche Missstände eingeschlossen, möchte ich, indem ich mich Herrn Lenz’ Ausführungen anschließen, hiermit zur Diskussion stellen. Sie passen so gar nicht zu dem, was unsere Bildungsministerin immer wieder in den Medien propagiert, nämlich, wie problemlos doch alles an unseren Schulen liefe.
Nein, das tut es eben nicht. Und nein, mal abgesehen von den bei uns wirklich wenigen Lehrern, die den Lockdown nutzten, um sich auszuklinken, liegt das nicht zuvorderst im Verschulden unserer Schule.
Ganz im Gegenteil, da schließe ich mich noch einmal Herrn Lenz an: Mein Dank gilt den Pädagogen, die sich nach über einem Jahr Pandemie immer noch reinknien, Kontakt zu ihren Schülern halten, den Mut nicht verloren haben, selbst wenn BigBlueButton mal wieder streikt oder Sdui nicht lädt.
Und hätten wir nicht einen so enorm engagierten Schulleiter, sähe alles noch viel düsterer aus. Nur leider kann der sein Potenzial nicht mal ansatzweise entfalten, da er stark weisungsgebunden ist.
Dumm nur, dass etliche Vorgaben von oben, die sich in ausgefeilten Hygieneplänen u.ä. Dokumenten in der Theorie prima lesen, bei uns in der Praxis, im echten Schulalltag, nicht sinnvoll umsetzen lassen. Dennoch müssen sie, dann meist mehr schlecht als recht, implementiert werden, da dem Schulleitungsteam wenig bis gar kein Gestaltungsspielraum bleibt, was ich für äußerst kontraproduktiv halte.
Da jedoch keine baldige Besserung in Sicht ist, hangeln wir uns von Ferien zu Ferien und freuen uns für jeden geimpften Lehrer, denn wir Eltern sind ja noch längst nicht dran. Klar, ab dem 7.6. können auch wir uns priorisierungslos um einen Impftermin „bemühen“, und für unsere Kinder (ab 12 Jahren) gleich mit. Dann hängen wir, wie unzählige Restbestände mit uns, endlich in einer (Endlos-)Warteschleife.
Im Gegensatz zu Herrn Lenz, der sich eine Zukunftsvison wünscht, brauche ich zum Glück keine langfristige Perspektive mehr. Nur noch ein knapes Jahr bis zum Abi, „schon“ sind wir mit Schule durch. Es sei denn, man hängt uns ein weiteres Pflichtschuljahr hinten dran. Alles, bloß das nicht! Ommmmmmm.
Nachbemerkung: Diesmal bin ich klüger, denn man lernt ja nie aus. Das „Homo Faber“-Exemplar meines Sohnes hebe ich auf. Sollte er selbst mal Vater werden, ist das ein schönes Geschenk zur Geburt. Er kann in Erinnerungen an die eigene Schulzeit schwelgen, bis sein Nachwuchs, womit ich fest rechne, diese im wahrsten Wortsinne zeitlose Lektüre als Familienerbstück im Deutschunterricht liest. Dann müssen wir es wenigstens kein drittes Mal kaufen.
Dem habe ich als Mutter und Lehrerin nichts hinzuzufügen.
tldr
Vielen Dank für einen launigen Kommentar, der die Realität für diejenigen erläutert, die dem täglichen Schauspiel nicht beiwohnen können.
@Silke V.
Vielen Dank!! 1a PraktikerInnen-Wissen, das in dieser Form der “Gesamtbevölkerung nicht zugemutet werden darf / kann.
Wo ist die Monitor(or whatever else)-Spezial-Sendung, in der dieses gesamtgesellschaftlich relevante Thema einmal eingehend behandelt wird?
Hier läge einmal die Chance, wichtige Infos ins Volk zu tragen, die das gegenseitige Verständnis nachvollziehbarer machen würde.
Gestern Abend gab es im sog “Fensterprogramm” des WDR aus dem Landesstudio Bielefeld eine Lokalzeit OWL, in der erstmals die Belastungen von LuL thematisiert wurden. Wie wohltuend war es, zu hören, dass die KuK tatsächlich auch unter den Bedingungen gelitten haben und – nach Einschätzung des Studiogastes – einen überwiegend richtig guten Job gemacht haben.
Guten Tag,
Digitalisierung im Unterricht trägt nicht bei zu besseren Schulerfolgen. Im Gegenteil. Lesen wird schlechter, die SuS können die Aufgabe per Knopfdruck hören, es gibt wenig offene Fragen und viele vorgegebene Antworten also wird weniger Denkaktivität gefragt und mehr geraten. Auch schreiben die Kinder weniger was die verbindung zwischen Motorik und Speichern ins Gedächtnis zerstört. Kinder hören Musik, schauen Youtube und surfen ins Netz statt nach Info zu suchen. Es kostet viel Geld und Strom und ist somit Umwelt unfreundlich. Auch Digitafel fressen Strom und sind eine Belastung für die Augen. Die gesunde Sitzhaltung für Laptoparbeit wird nicht beachtet und rsi bei junge Menschen kommt immer häufiger vor. Es wäre besser Kinder im IT Unterricht zu lernen welche Webseiten verlässlich sind und welche Unsinn verbreiten, Kinder zu warnen für Grooming, Mißbrauch, Betrug und Spielsucht. Ins Netz sind die Kinder nicht sicher unterwegs. Und einen Lockdown sollte es in Schulen nicht mehr geben. Das ist ein Verbrechen.
Genau und Pandemien gehören in Zukunft verboten!
Liebe Anna, sicher mich stimmen viele ihrer Einwände, aber mal ehrlich: wir leben in einer digitalen Welt. Leider spiegelt sich das in den Schulen nicht wirklich wider.
Was sich aber widerspiegelt, ist die Verachtung die den Lehrkräften und Kindern von Regierungsseite entgegen schlägt.
Es wurde minimal (das ist schon zu viel gesagt, gibt es eine Wort zwischen nichts und wenig?) in die Schulen investiert nichts in den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Aber immer viel in die Wahlen. Schulen auf, die armen Kinder Blablabla!
Wir alle können uns bei den Lehrkräften und den Leuten im Erziehungsbereich bedanken, dass sie trotz der Umstände weiter machen und alles geben. Kein Arbeitnehmer würde solche Umstände akzeptieren!
Es sollte endlich klar werden, dass die Regierung andere Interessen hat, als Bildung. Wer unmerklich auf Lehrkräften rumhackt, hat es echt noch nicht begriffen.
Nein, wir leben nicht in einer digitalen Welt, sondern in einer Welt, wo viele Menschen mehr und mehr mit digitalen Mitteln kommunizieren, konsumieren und teilweise auch arbeiten, häufig selbst gewählt und manchmal auch erzwungen. Die Frage, was für uns als Menschen gut ist, was der menschlichen Bildung nützt und wo das rechte Maß ist, ist damit noch nicht einmal gestellt, erst recht nicht beantwortet. Und wir sind uns nicht einig dabei.
Bzgl der Videokonferenz aus meiner Sicht:
Nicht überall ist das Internet so stabil, dass überhaupt VK durch geführt werden können. Wenn man dann eine 16Mbit/s Leitung hat und diese noch wer nutzt, dann wird es eng.
Unsere Schule hat mittlerweile für alle 800 Schüler und Lehrer ein ipad. Aber nur eine 100Mbit/s Leitung…
Ich musste mit ansehen wie meine Frau ihr Fell seit Anbeginn der Pandemie zu markte getragen hat. Obwohl keiner Risikogruppe angehörig, hat sie oft überlegt, ihre berufliche Ausrichtung zu ändern um etwas mehr Abstand zu gewinnen. Ihr Resümee nach 14 Monaten als Lehrerin, verraten und verkauft und das in allen Bereichen die ein Lehrerdasein mit sich bringt, wenn es hinein geht in eine Pandemie. Lernen auf Distanz: Von der Hardware bis zur Software haben die Lehrer es sich in Gemeinschaftsarbeit selbst zusammen gefriemelt und auch vieles aus eigener Tasche bezahlt. Hier und da gab es auch Geld zurück. Gesundheit: Masken selbst besorgt und finanziert, Schnelltest (nicht mal das gab es am Anfang) selbst besorgt und finanziert. Plexiglasscheiben für den Wechselunterricht haben Eltern rangekarrt … usw., usf.. Später, viel später gab es dann Geld zurück. Aber in erster Linie standen die Schüler, Eltern und Lehrer allein da. Musste zusehen wie sie die dürftigen vorgaben umzusetzen hatten.
Das alles erinnert mich an die Zeit der Flüchtlingswelle, man hat großzügig dem Volk überlassen alles auf die Reihe zu bekommen. Ideen oder konkrete Pläne für solche oder solch ähnliche Bedingungen, woher sollte man die in den Ministerien haben, wenn alles im den vorangegangen Jahren Kaput gespart wurde.
Was im Frühjahr an meinem Krankenhaus los war , erspar ich mir. Nur eines, wir hatte katastrophale Bedingungen unter denen wir gearbeitet haben. Nichts war ausreichend da, nur improvisieren war angesagt, Masken erhitzt und desinfiziert und weit über die Tragezeit benutzt. Das da nicht mehr passiert ist …
Das mich bei den Geldern, die für die Digitalisierung bereit gestellt werden, stört:
1. Es muß unbedingt ein neues pädagogisches Konzept her. Es soll also etwas Neues erfunden werden. Einfach in den Förderantrag reinzuschreiben “Ersatzbeschaffung für die Geräte, die im Rahmen des Konjunkturpakets 2 vor ca. 10 Jahren angeschafft wurden”, reicht nicht.
2. Es wird immer nur von einmaligen Kosten in Form von Geräten und Fortbildungen für Lehrkräfte gefaselt. Die Fortbildungen für die Lehrkräfte sind nicht das Problem, wie die Pandemie ja nun gezeigt hat. Da lief es auch ohne Fortbildungen. Was aber fehlt ist die Erlaubnis Ewigkeitskosten zu verursachen. Daran scheitert die Digitalisierung. Als man früher die Tafeln angeschafft hat, mußte man als Schulträger in der Folge “bis in alle Ewigkeit” Tafelkreide beschaffen. Ähnlich ist es beider Digitalisierung. Die Geräte einmalig anzuschaffen und die Infrastruktur aufzubauen ist eine Sache. Aber damit ist es bei weitem nicht getan. Damit der digitale Unterricht läuft, braucht man einen Plan für regelmäßige Ersatzbeschaffungen im 5-Jahres Rhythmus. Ggf. könnte man auch entsprechende Leasingverträge abschließen. Da wäre die Wartung dann gleich mit drin. Kauft man die Geräte, braucht manWartungsverträge und/oder schulinterne IT-Systemintegratoren, die den Laden am Laufen halten. Wenn ich an unsere Schule denke, haben wir ca. 600 PCs im LAN und dazu noch einmal ca. 8.000 Endgeräte in drei unterschiedlichen WLANs (Schüler, Lehrer, Test) hängen. Wir sind aber auch ein technisches Berufskolleg und haben entsprechend Fachwissen. Fragen wir unsere Azubis wie viele Wartungstechniker wir in der freien Wirtschaft für so ein Netzwerk veranschlagen müßten, lautet die Antwort: “10-15 Mitarbeiter”. Und genau diese Leute UNBEFRISTET einstellen dürfen wir eben nicht. Mit diesen Ewigkeitskosten steht und fällt die Digitalisierung. Ein so großes Netzwerk wartet man nicht mehr mal eben nebenbei. Leider denkt die Politik immer nur in einmaligen Aktionen.
Stimme zu: Wartung und Administration sind die echten Kosten bzw. Arbeitsstunden – sobald angeschafft, dann bis in alle Ewigkeit und es wird nicht weniger werden.
>>“Auf den ersten Blick sind Videokonferenzen das einfachste Mittel, um den Präsenzunterricht zu ersetzen“, so das Pädagogische Landesinstitut. Wie kann man dann ins beliebige Ermessen der Lehrkräfte stellen, wie viele Stunden sie auf diesem Wege geben? Gerade wegen der großen Bedeutung der Videokonferenzen für den Lernerfolg hätte es hier zwingende Vorgaben des Bildungsministeriums zur verbindlichen Anzahl und inhaltlichen Gestaltung geben müssen.<<
Netter Versuch. Aus "auf den ersten Blick […] das einfachste Mittel" wird mal eben "große Bedeutung für den Lernerfolg". Berate er weiter Firmen oder informiere er sich, bevor er sich solche Fehler leistet.
Auch bemerkt :o) bei täglich 5-10 UStd. in Videokonferenzen flackern bald die Großhirne der (wirklich teilnehmenden) SuS, auch wenn es für Unbeteiligte so eine einfache und gute Lösung zu sein scheint.
Mit den Videokonferenzen hatte ich auch positive Erfahrungen, aber nach der Fernunterrichtszeit hatten es mehr Schüler als sonst nicht mehr gewusst noch gekonnt …
Was wir haben:
-Für ein Viertel der Schüler Endgeräte für Homeschooling – von den Lehrern eingerichtet und administriert
– 6 Jahre nach Antrag seit diesem Jahr WLAN
– keine WLAN-fähigen Geräte für die Unterrichtsräume oder Lehrkräfte
-keine entsprechende Präsentationstechnik, die WLAN unterstützt
-weiter zwei PC-Räume, drei tragbare Beamer für 28 Klassen
Was dürfen wir nicht?
Software selbst kaufen
Hardware selbst kaufen
Was wurde in den letzten Jahren gemacht?
Drei Medienkonzepte mussten seit 2015 geschrieben werden.
Von den dort definierten Ausstattungen wurde nicht ein Gerät vom Schulträger angeschafft.
Mehrarbeit
Die Mehrarbeit lasse ich aufschreiben und quittiere diese einmal die Woche.
Aktuell stehen dort 1050 zusätzliche Arbeitsstunden der betreffenden vier Lehrkräfte seit Mai 2020.
Antwort des Landes: Lehrer können Mehrarbeit nur in Form von Unterrichtsstunden finanziell abrechnen, Mehrarbeit im nicht unterrichtlichen Bereich gebe es nicht.
Der Berg an Mehrarbeit wird bei uns deshalb mit Unterrichtsentlastung nach und nach abgebaut.
Lieber `“Mütender Pädagoge mit Digitalisierungshintergrund“,
in Ihrer Antwort lese ich einen gewissen Unmut über zumindest eine Passage in meinem Gastbeitrag. Ich möchte deshalb zur Erklärung darauf hinweisen, dass ich mich auf Aussagen des pädagogischen Landesinstituts bezogen habe. Meine daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen galten ausschließlich dem Fern- und sofern die technischen Möglichkeiten in den Schulen dazu bestanden hätten auch denen zu Hause im Wechselunterricht befindlichen Schülerinnen und Schüler. Der bei entsprechenden Bedingungen gute und z.T. sehr gute Lernerfolg über Videokonferenzen im Fernunterricht war nach den Ergebnissen unserer Befragung eindeutig nachweisbar. Damit wollte ich keineswegs die Leistungen des Präsenzunterrichts schmälern. Bzgl.der Beratung kann ich sagen, dass ich täglich mehr Stunden ehrenamtlich als Elternvertreter investiere als ich dies anderweitig tue. Von Fehlern bin auch ich nicht frei. Das soweit zu Ihrem Kommentar, den ich leider inhaltlich nicht nachvollziehen konnte.
Wer an der Vision 2030 mitwirken will, sollte die Chance nutzen und am #wirfuerschule Hackathon vom 14.06.-18.06.2021 teilnehmen. http://www.wirfuerschule.de
Vielleicht sollte man es mal riskieren die Linke zu wählen.
Regierende Parteien machen auch ständig Fehler und lernen auch nur sehr spät daraus
@Wolfgang Kuert:
Sehr schön gesagt! Die Antwort vom Bayerischen Kultusministerium Piazzolo?Eine Schule stellte Antrag auf Erhalt solcher Geräte!! Die Antwort : Tut uns leid unsere Mittel reichen nicht!!!
Artikel in Martspiegel Spiegel gelesen. So ging es einer Schule in Fürth.
Soviel zum Vertrauen an die Regierung PFUI PFUI PFUI