GEW: Giffey plant Einschnitte beim schulischen Personal – „nicht hinnehmbar!“

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BERLIN. Neben den laufenden Haushaltsberatungen plant die Bildungsverwaltung von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) bereits Einschnitte in der Personalausstattung der Schulen – sagt die GEW. Tom Erdmann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft, empört sich: „Die Schulbeschäftigten arbeiten am Limit. Die wertschätzenden Worte der Pandemiezeit werden ausgehöhlt durch neue Kürzungen. Die Leidtragenden sind die Schüler*innen, die die pädagogische Unterstützung am nötigsten haben, aber auch die Pädagog*innen, die ihre anspruchsvolle Arbeit nicht umsetzen können.“

Will offenbar (auch) bei der Bildung sparen: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Foto: SPD Berlin / Jonas Holthaus

Die GEW will von folgenden Plänen erfahren haben: Für Schülerinnen und Schülern mit sehr hohem Förderbedarf – starken Beeinträchtigungen im Sehen, Hören, in der geistigen oder körperlich-motorischen Entwicklung, Autismus – sollen die Lehrkräftestunden für die sonderpädagogische Förderung pro Kind von 8 auf 3 reduziert werden. Fünf weitere Lehrkräftestunden sollen künftig von Pädagogischen Unterrichtshilfen (PU), Erzieher*innen oder Betreuer*innen übernommen werden. So könnten bis zu 500 Vollzeitstellen für Sonderpädagoginnen und -pädagogen wegfallen.

„Absurderweise hat die Senatsverwaltung die Weiterbildungen zur Pädagogischen Unterrichtshilfe gerade um 50 Prozent gekürzt“

„Diese Strategie soll den Mangel an Fachkräften kaschieren. Den Schulen werden weniger Personalmittel zur Verfügung gestellt. So sind weniger Stellen vakant und die Misere wirkt weniger schlimm. Dies ist nicht hinnehmbar“, stelle Erdmann klar. Zudem können die Lehrkräftestunden künftig von Pädagogischen Unterrichtshilfen (PU), Erzieher*innen oder Betreuer*innen übernommen werden.

Die GEW begrüßt es zwar, wenn diverse pädagogische Professionen in Schulen zusammenarbeiten. Die multiprofessionellen Ressourcen müssten aber zusätzlich an die Schulen kommen. Eine Erzieherin oder Betreuerin ersetze keine Lehrkraft. Fraglich sei zudem, ob die Rechnung der Verwaltung aufgeht: Auch im Bereich der PUs, Erzieher*innen und Betreuer*innen gibt es einen Fachkräftemangel. „Absurderweise hat die Senatsverwaltung die Weiterbildungen zur Pädagogischen Unterrichtshilfe gerade um 50 Prozent gekürzt“, so erklärt die Gewerkschaft.

„Von einer Schule, die den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gerecht werden kann, sind wir weit entfernt“

Die Bildungsverwaltung sehe außerdem vor, dass Schulen zu Beginn des Schuljahres nur noch etwa 80 Prozent der personellen Ausstattung im Bereich der sonderpädagogischen Förderung erhalten sollen. Bis zu 20 Prozent sollten von der regionalen Schulaufsicht einbehalten und als Nachsteuerungsreserve genutzt werden. „Eine solide Planung des nächsten Schuljahres ist so nicht möglich“, kritisiert Erdmann. An vielen Schulstandorten werde damit gerechnet, dass es keine 100-prozentige Ausstattung geben wird. So stehen immer weniger Stunden pro Kind zur Verfügung. „Gute und inklusive Schule ist so nicht machbar. ‘Verlässliche Grundausstattung‘ ist nicht verlässlich, wenn sie je nach Kassenlage gekürzt wird“, untermauert Erdmann. Unklar sei, auf Basis welcher Kriterien Schulen eine Nachsteuerung in Anspruch nehmen dürfen.

An manchen Schulstandorten komme es auch zu massiven Verlusten bei der Personalausstattung für die Sprachförderung aufgrund der neuen Schultypisierung. „Schulen dürfen nicht plötzlich von einem Schuljahr zum nächsten ein massives Minus haben. Keine Schule sollte nach einer Reform schlechter dastehen als zuvor“, so Erdmann. Sein Fazit: „Von einer Schule, die den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gerecht werden kann, sind wir weit entfernt.“ News4teachers

Gegen Giffeys Sparpläne: „Schule muss anders“ überreicht Offenen Brief an Abgeordnete

 

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DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Genau das, was ich als Konsequenz aus Corona befürchtet habe. Das Gegenteil müsste eigentlich geschehen. Aber hey, Kinder kriegen weder Corona, noch brauchen sie eine besondere Unterstützung aufgrund von Corona und den Folgen.

Realist
1 Jahr zuvor

Der Niedergang des öffentlichen Bildungssystems beschleunigt sich zusehends. Eigentlich hilft nur der Rat: „Rette sich, wer kann!“

Deshalb sagen sich auch immer mehr potenzielle Berufsanfänger: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Enjoy your chicken Ted!
1 Jahr zuvor

Man liest derzeit vermehrt in den Medien von den Appellen an die Politik die Kinder in der kommenden Phase der Pandemie nicht mehr zu ignorieren. Aber genau das passiert hier. Man hat den Eindruck, dass ja jetzt viel Geld für Nachhilfe, Internet und Tablets ausgegeben wurde, also muss jetzt an anderer Stelle gespart werden. Absolut erbärmlich!!! Sollen Giffey und Konsorten doch mal an ihren Gehältern anfangen zu sparen.

Tobias
1 Jahr zuvor

Na ich wüsste wo man in Berlin mal Geld für Bildung herbekommt, ohne wieder am Personal zu schrauben, dafür müsste man einfach mal „vernünftige“ Entscheidungen treffen…

Nehmen wir mal den „Lernraum“ Berlin, dafür werden 720.000 EUR verballert, für 50.000 Schüler*innen, Berlin hat in Summe knapp 400.000 Schüler*innen. Dann sind wir bei 5.7 Mio. EUR, na davon sollte man schon ein paar Stellen finanzieren können.

Wie wäre es wenn man da mal überlegt Software zu verwenden die man für Lau bekommt, barrierefrei ist, und vorallem skaliert??

Dann gibt es da noch diese unsägliche Aktion mit den LTE Hotspots, auch diese könnte man zur Disposition stellen, wenn man über den Digitalpackt mal endlich den WLAN Ausbau in Berliner Schulen korrekt machen würde.

Obendrein noch diese Aktion mit den Lehrer*innen Dienstnotebooks, wo andere bestellt wurden, die jetzt nicht nutzbar sind.

Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/720-000-euro-teure-alternative-zum-lernraum-berlins-schulen-koennen-digitale-lernplattform-itslearning-nutzen/26903220.html

Frau Pfefferkorn
1 Jahr zuvor

Das ist die logische Folge der immer teureren Lehrer (Gehälter wie A13 etc.). Der Staat versucht an anderer Stelle das Geld wieder einzusparen, indem wie hier dann nicht mehr vollausgebildete Lehrer, sondern „irgendwelche Hilfskräfte“ den Job machen oder Klassenstärken und Stundendeputat erhöht werden, sodass man weniger Lehrer braucht.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Genau, wie immer sind die Lehrer, diese faulen Säcke, schuld. Wer denn auch sonst!

celanon
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Frau Pfefferkorn hat ja Recht. Sie sagt ja nicht, dass sie das gut findet, sondern dass das so läuft. Insofern sind eben die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen (kleinere Klassen, geringeres Stundendeputat) meiner Meinung nach die wichtigeren als dieses ewige Gejammer nach mehr Geld (Gehalt). Man erreicht eben das dadurch, wie es Frau Pfefferkorn beschrieben hat und darunter leiden wir dann als Lehrer!

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  celanon

Quatsch. Das Geld ist da. Aktuell hat der Staat knapp 20% Steuermehreinnahmen, auch „dank“ der Inflation. Nur wenn’s um Bildung geht, dann „muss“ gespart werden, und die „Deppen der Nation“ fallen immer wieder darauf hinein.

Rudi Richtig
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Quatsch. Geld fehlt an allen Ecken und Ende und überall wird aktuell wieder gekürzt und eingespart. Zahlen die Steuerzahler eigentlich ihre Steuern nur für die Lehrergehälter? Meinen Sie das damit?

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rudi Richtig

100 Milliarden für die Bundeswehr, Energiepauschale, Kurarbeitergeld an Konzerne zur Gewinnsteigerung, ich meine natürlich zur „Beschäftigungssicherung“, 9-Euro-Ticket, LNG-Terminals,…

Rudi, du redest wieder Unsinn!

Suleiman
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ach, ja, wie eben gerade geschrieben. Da wird in Berlin beim Schulbau gekürzt, weil genug Geld da ist? Haben Sie schon mal was von Schulden gehört? Um all das zu finanzieren, was Sie da beschreiben, wird ja eben an anderer Stelle gekürzt und eingespart. Oder wollen Sie mehr Steuern zahlen?

Suleiman
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ah, ja, es ist genug Geld da? Und deshalb liest man aus Berlin das hier:
„Ein weiterer Kritikpunkt sind die geplanten Kürzungen von 136 Millionen Euro bei der Schulbauoffensive.“
https://www.morgenpost.de/berlin/article235342623/Bildung-in-Berlin-Initiativen-warnen-vor-Sparmassnahmen.html

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Das stimmt leider.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Klar, es ist jaauch viel wichtiger, dass Berlin genug Juristen, Genderbeauftragte, Diversitätsbeauftragte und Klimamanager einstellt (und nach mindestens A13 bzahlt, Referatsleiter natürlich deutlich besser) als Lehrkräften ein faires Gehalt zu bieten…

Canishine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Stimmt, bei halbem Gehalt würde man (mindestens) doppelt so viele Lehrer einstellen können …

Salentin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

@Frau Pfefferkorn, so sieht es aus. Was der Staat an der einen Stelle mehr ausgibt, kürzt er an einer anderen Stelle. Er hat ja nicht plötzlich einfach mehr Geld zur Verfügung, zumal wenn Einnahmen ausfallen oder anders verbraucht werden (Coronahilfen, Ukraineflüchtlinge …).

So haben dann die Lehrer mehr Geld, aber schlechtere Arbeitsbedingungen, weswegen sie in Teilzeit gehen und dann doch nicht mehr Geld haben. Oder sie werden halt krank vor Überlastung.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Salentin

Och, für die Bundeswehr hatte der Staat „plötzlich mehr Geld“…

Suleiman
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Woher? Sondervermögen alias Schulden…

Spätzünder
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Die Lehrer müssten nicht so teuer sein, wenn das Studium nicht so zeitaufwändig wäre und dementsprechend kosten würde. Bachelor + Master + Referendariat – 6,5 Jahre minimum mit finanziellen Sorgen, Existenzängsten. und Schulden für später. Muss das sein? Warum reichen nicht 3 Jahre Studium? Oder einfach 2 Jahre bezahlte Ausbildung nach dem Abitur? Reicht doch in anderen Berufen auch.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Spätzünder

13 Jahre Schulbildung reichen erst recht: Der zukünftige Lernbegleiter steht doch sowieso nur noch an der Lerntheke und verteilt vorgefertigte Lernhäppchen an die Kundschaft. Den Fortschritt beim Lernen und Prüfungen wird dann eine KI überwachen. In der Systemgastronomie braucht’s auch keine Ausbildung, jedenfalls für alle, die nicht Schulleiter, ich meine natürlich Filialleiter, werden wollen.

Rudi Richtig
1 Jahr zuvor
Antwortet  Spätzünder

MIt dem langen Studium wird in gewisser Weise auch das hohe Gehalt begründet. Im Osten konnte man gleich nach der 10. Klasse an einer Fachhochschule Grundschullehrer werden. 4 Jahre, wenn ich mich nicht irre. Es würde heute dazu führen, dass die Grundschullehrer nicht nach A13, sondern wohl nach A9 bezahlt werden würden, was die natürlich nicht gut fänden.

Aber warum muss das so sein? Warum kann man nicht festlegen, dass Lehrer trotzdem A13 verdienen?

Realität
1 Jahr zuvor
Antwortet  Frau Pfefferkorn

Ich glaube noch nicht mal, dass A13 für alle Lehrer kommt. Hier in Nds versprechen es alle Parteien.
Es wird aber vergessen, dass sich Hilbers (CDU) letzte und vorletztes Jahr dagegen ausgesprochen hat, da nicht genug Geld da sei. Eine Erhöhung der Diäten war 2020 allerdings noch drin.
Wieso muss eigentlich ein Mitglied des Landtags so eine „unmöglich“ hohe Diät bekommen? Laut Internet: „Ab dem 1. Juli 2019 erhalten die Abgeordneten eine steuerpflichtige Grundentschädigung von 7.175,52 Euro und eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von 1.456,95 Euro.“ (Quelle: https://www.landtag-niedersachsen.de/abgeordnete-und-fraktionen/abgeordnete/rechte-und-pflichten/diaeten/)
Vor einigen Jahren konnten sich die Lehrer in Nds die Plusstunden auszahlen lassen. Allerdings musste dies dann noch versteuert werden. Für mich persönlich ist das nicht mehr nachvollziehbar.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

Übrigens, es ist sehr interessant, sich das Wahlprogramm der SPD zum Punkt Bildung anzusehen. Da stand z. B., dass man die Inklusion voranbringen will und noch viele andere Versprechen. Aber wir wissen ja, was Wahlversprechen so bedeuten. Ich habe heute gerade gelesen, dass die Wahlen in Berlin eventuell wiederholt werden müssen. Gibt es irgendeine Partei, die wirklich etwas für die Zukunft unserer Kinder tun will? Ich kenne keine!

Th.S.
1 Jahr zuvor

Ich sage nur eines – von einer Betrügerin – Doktorarbeit – zu einer Lügnerin – Wahlversprechen „Bildung ist wichtig“. Ich verstehe nicht, warum Sie überhaupt gewählt wurde – aber Lug und Betrug war doch von vorneherein klar oder….

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Th.S.

Es gibt genug Berliner Lehrer, die diese Frau gewählt haben. Und die fallen dann immer wieder aus allen Wolken, wenn sie wieder verar… werden. Viele Lehrer sind eben nicht lernfähig. Leider.

Klaus Lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Th.S.

Das habe ich mich auch gefragt . Wieso wählt man eine überführte Betrügerin ? Und wie tief ist die SPD in Berlin gesunken , um so jemanden zur Spitzenkandidatin zu machen ? Man darf nicht vergessen , dass ihren Posten mal Leute wie Willy Brandt oder Richard von Weizäcker hatten . Und jetzt Giffey , ein Symbol des Niveauverlusts der Politik .