Giffey schließt Busse-Rücktritt aus: „Meine Unterstützung gilt der Bildungssenatorin“

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BERLIN. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hat sich vor Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (beide SPD) gestellt. «Es gibt überhaupt keinen Anlass, über irgendwelche Rücktrittsszenarien zu sprechen», sagte Giffey nach einer Senatssitzung am Dienstag. «Ich möchte das hier klarstellen: Das ist nicht Thema in dieser Landesregierung.» Es sei schön, dass sie mit solchen Gerüchten ein für allemal aufräumen könne. «Meine Unterstützung gilt der Bildungssenatorin», versicherte Giffey. Jeder, der andere Dinge behaupte, tue das nicht im Sinne des Berliner Senats.

«Es gehen weniger ins Studium hinein, als wir tatsächlich brauchen»: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Foto: SPD Schleswig-Holstein / flickr (CC BY 2.0)

Giffey nahm im Anschluss an die Senatssitzung ausführlich Stellung zur Situation an den Berliner Schulen. Die SPD-Politikerin räumte ein, dass der Lehrkräftemangel nicht verschwinden werde: «In den kommenden Jahren haben wir mehr Lehrer, die in den Ruhestand gehen, als junge nachkommen», sagte sie. Bei der Ausbildung von Lehrern gebe es eine demografische Lücke. «Es gehen weniger ins Studium hinein, als wir tatsächlich brauchen.» Die Aufgabe sei, einerseits mit diesem Mangel umzugehen und andererseits zu gucken, wo es Potenziale gebe.

Schon im Schuljahr 2021/22 habe es eine Lücke von 613 fehlenden Lehrkräften gegeben. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren regelmäßig angewachsen. «Immer mit derselben Begründung demografischer Wandel», sagte Giffey. Natürlich habe es auch Abwanderungen gegeben. «Letztes Jahr haben wir 700 Lehrerinnen und Lehrer verloren, die in andere Bundesländer gegangen sind, weil sie dort verbeamtet worden sind.» Deshalb habe Berlin auch beschlossen, zur Verbeamtung zurückzukehren.

«Ich sehe an dieser Stelle überhaupt keinen Anlass, jetzt über Personalfragen zu sprechen»

An Busse (64), die erst im Dezember ihr Amt übernommen hat und in dem Zusammenhang in die SPD eingetreten war, hatte es mehrfach Kritik gegeben, zuletzt im Zusammenhang mit dem akuten Lehrkräftemangel an Berliner Schulen oder im Zusammenhang mit Klagen aus den Bezirken, es fehle an ausreichend zusätzlichen Schulräumen für die Aufnahme ukrainischer Kinder und Jugendlicher. Medien hatten über eine mögliche Ablösung berichtet. Allerdings gehörte auch schon ihre Vorgängerin Sandra Scheeres (SPD) zu den Senatsmitgliedern, gegen die regelmäßig Rücktrittsforderungen erhoben wurden.

Giffey sagte, es gebe in der Bildungspolitik wirklich sehr viele Aufgaben, die bewältigt werden müssten. Dazu zähle die Herausforderung, genügend Lehrerinnen und Lehrer für die Berliner Schulen zu gewinnen, die Schulbauoffensive, die Aufnahme ukrainischer Kinder in die Schulen und auch der Vorsitz der Jugend- und Familienministerkonferenz. «Das sind eine Reihe von großen Aufgaben, die vor uns liegen. Und darauf konzentrieren wir uns», sagte die Senatschefin. «Ich sehe an dieser Stelle überhaupt keinen Anlass, jetzt über Personalfragen zu sprechen.» News4teachers / mit Material der dpa

Bildungssenatorin will Lehrkräfte „gezielter“ auf Schulen verteilen – GEW: Bankrotterklärung

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7 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

Da hat sich wohl eine „Kolalition der Unfähigen“ an den Schalthebeln der Macht festgesetzt…

Nichtschonwieder
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Wo nicht?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ein bisschen muss man den Ball aber wohl doch flach halten.

In sechs Monaten lässt sich nicht alles verbessern, was in zig Jahren zugrunde gespart wurde.

Aber natürlich gibt es auch fie Sache mit den Krähen und den Augen….

Fragezeichen
1 Jahr zuvor

Ich wundere mich, dass etwas, was also nicht geschieht, immer auch gleich eine große Meldung wert ist.

Frau Scheres, Busses Vorgängerin, kann sich trösten. Es lag nicht an ihr, es liegt am Amt.

Seltsam auch das Halbwissen der Reg. Bürgermeisterin. Es sind ja nicht 700 Lehrer abgewandert, um anderswo verbeamtet zu werden. Es sind einfach 700 Lehrer umgezogen. Zieht aus anderen Bundesländern niemand woanders hin? Aber dass sie es mit Fakten nicht so genau nimmt, bewies Frau Giffey ja schon in ihrer Doktorarbeit.

lehrer002
1 Jahr zuvor

Die Frau ist zumindest deutlich kompetenter als ihre Vorgängerin im Amt, Frau Scheeres.

D. Orie
1 Jahr zuvor

Es sieht nicht nach Besserung aus!

Carsten60
1 Jahr zuvor

Inzwischen wird lt. Berliner Tagesspiegel vom 1. Juni die Lücke bei den Lehrkräften bis zum Jahre 2030 auf 1000 geschätzt, wobei sie zwischendurch noch anwachsen wird und ab dem Schuljahr 2031/32 (!) dann allmählich wieder kleiner werden soll. Diese Prognose stammt vom Februar 2022 und enthält die ukrainischen Zuwanderer noch nicht einmal. Diese Lücke hat Frau Busse doch nicht verursacht, sondern vorgefunden. Es heißt in dem Zeitungsartikel, ihre Vorgängerin habe die Lücke gern schöngerechnet. Die diesbezüglichen Tricks kennt man ja. Der Zeitungsartikel spricht von „Heimlichtuerei“.
Die Kritik könnte man eher mal gegen die SPD als Partei und deren Führungspersonal richten, denn sie hat seit Januar 1996 durchgehend die Schulsenatoren gestellt. Seit 1951 gab es nur drei Schulsenatoren von der CDU, am profiliertesten war wohl Frau Laurien von 1981 bis 1989. Aber damals gab es keinen Lehrermangel, sondern eine Lehrerarbeitslosigkeit. Also kam der Lehrermangel erst später.