Auf dem Tisch von Lehrerin Katharina Steger liegen mehrere Schreibhefte. Ihre Schülerinnen und Schüler der 2. Klasse der Friedrich-Ludwig-Jahn-Grundschule iM brandenburgischen Wittenberge haben einen kleinen Text geschrieben. Und der Lehrerin fallen sogleich deutliche Unterschiede auf: Während ein Kind in ordentlicher Schreibschrift geschrieben hat, wechselt ein anderes zwischen Druck- und Schreibschrift hin und her. Mitten im Wort tauchen plötzlich Großbuchstaben auf, andere wiederum halten den Heftrand nicht ein, beginnen mitten auf der Seite.
Diese Probleme haben sich durch die Schulschließungen aufgrund der Corona-Pandemie deutlich verstärkt, berichtet Steger. Der Distanz- und Wechselunterricht habe auch bei der Handschrift die Schere zwischen den Schülerinnen und Schülern vergrößert. Denn Eltern mussten beim Lernen daheim den Lehrer ein Stück weit ersetzen – und das habe zu sehr unterschiedlichen Resultaten geführt, sagt die Grundschullehrerin.
“Die Anleitung in der Schule hat in den letzten zwei Jahren gefehlt. Manche falschen Dinge haben sich da eingeschliffen”
Während in der Schule die Lehrkräfte korrigierend eingreifen können, hätten manche Eltern Probleme gehabt, ihren Kindern eine korrekte und leserliche Handschrift zu vermitteln. «Manchen fehlen einfach die Erfahrungen oder die Fähigkeiten», meint Katharina Steger. «Manche falschen Dinge haben sich da eingeschliffen.» So hüpfen manche Buchstaben in den Zeilen umher, stehen zu weit oben oder unten, manche Handschriften der Zweitklässler sind gar nicht lesbar. «Die Anleitung in der Schule hat in den letzten zwei Jahren gefehlt», so das Fazit der Wittenberger Lehrerin.
Diese Beobachtungen bestätigt auch Hartmut Stäker, Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes (BPV) in Potsdam. Viele Defizite seien schon vor der Corona-Zeit erkennbar gewesen, hätten sich durch die Schulschließungen während der Pandemie aber verstärkt, schätzt er ein.
So hätten Schülerinnen und Schüler in Brandenburg zunehmend motorische Defizite, meint der BPV-Präsident. Dies zeige sich insbesondere in einer abnehmenden Schreibgeschwindigkeit oder in Problemen bei Diktaten – selbst in höheren Jahrgangsstufen. «Etwa ein Drittel der Schüler kommt bei Diktaten nicht mehr hinterher», sagt Stäker, der selber als Lehrer an einem Oberstufenzentrum (OSZ) in Lübben tätig ist. Auch er beobachtet, dass Schüler Probleme hätten, den Heftrand einzuhalten oder in der Mitte des Blattes zu schreiben beginnen. «Viele Schülerinnen und Schüler können nicht über die Mitte denken», so der BPV-Präsident.
Zudem hat er ausgemacht, dass durch die Corona-bedingten Schließungen der Kitas die motorische Schulung ausgeblieben ist. So könnten viele Schüler beispielsweise bei der Einschulung keine Schleife binden. Auch sei durch die Kita-Schließungen dort weniger gebastelt oder gemalt worden – ebenfalls wichtige Übungen, um Motorik zu schulen.
Auch die allzu frühe Benutzung von Smartphones wirkt sich ihm zufolge negativ auf die motorischen Fähigkeiten aus. «Kinder müssen ja lernen, einen Stift zu halten und die richtigen Bewegungen zu machen.»
Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg, nennt weitere Probleme als Ursachen für die nachlassenden Schreibfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler: Fehlende Möglichkeiten der individuellen Förderung, unterschiedliche und unausgereifte pädagogische Ansätze beim Erlernen der Druck- und Schreibschrift und eine Nachrangigkeit in der Vermittlung basaler, also grundlegender Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Brandenburger Grundschulen. Der GEW-Vorsitzende kritisiert ebenfalls die aus seiner Sicht teilweise fehlenden oder zu gering ausgeprägten Unterstützungssysteme im therapeutischen Bereich.
«Kinder und Jugendliche, die schon vorher Schreibschwierigkeiten hatten, wurden in der Pandemie weiter abgehängt»
Zunehmende Schreibschwierigkeiten bei Schülern sind indes ein bundesweites Problem, wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Berlin sowie das Schreibmotorik Institut in Heroldsberg (Bayern) in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Mai dieses Jahres betonen. So habe die «STEP»-Studie 2022 («Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben») ergeben, dass mehr als 70 Prozent der befragten Lehrkräfte bei ihren Schülern nach der Corona-Zeit deutlich größere Probleme bei Schreibstruktur, Leserlichkeit sowie dem Schreibtempo ausmachten.
Fast ein Drittel der Lehrer im Primarbereich und gut die Hälfte der Lehrkräfte im Sekundarbereich seien mit den Leistungen ihrer Schüler beim Handschreiben unzufrieden, heißt es in der Studie. «Das Ergebnis ist alarmierend», sagt der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. «Kinder und Jugendliche, die schon vorher Schreibschwierigkeiten hatten, wurden in der Pandemie weiter abgehängt.»
Bei Jungen seien die Fertigkeiten zum Handschreiben besonders stark zurückgegangen, ergänzt Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. Bei ihnen machten drei Viertel der Lehrer einen leichten oder starken Leistungseinbruch aus. Diaz Meyer fordert daher, mindestens eine Stunde pro Woche das Handschreiben zu trainieren. Auch BPV-Präsident Hartmut Stäker mahnt: «Schreiben ist die schnellste Möglichkeit, sich irgendwie Notizen zu machen.»
An der Jahn-Grundschule in Wittenberge hätten die Lehrerinnen und Lehrer nach dem Ende des Distanzunterrichts einen besonderen Fokus auf die Handschrift gelegt, sagt Grundschullehrerin Steger. Um die Defizite soweit wie möglich wieder aufzuholen, nutzt die Schule unter anderem das Programm «Aufholen nach Corona». Doch einfach sei das nicht, so Steger: «Die Angewohnheiten haben sich verfestigt, das Kind ist im Brunnen.» Von Oliver Gierens, dpa
Weniger kuscheln, mehr pauken, und die Schulreife weniger vom Alter als vielmehr von den motorischen, sprachlichen und sozialen (Verhalten in Gruppen, nicht die Kultur) Gegebenheiten oder kurz die Bildungsnähe abhängen lassen. Von den Eltern verschuldete Ehrenrunden im Kindergarten in Form eines Schulvorbereitungsjahres sollen teuer sein.
Unterirdisch wie immer Georg
Finde ich in diesem Fall nicht.
Ich finde auch, dass Georg da Recht hat.
Die motorischen Fähigkeiten leiden unter der Digitalisierung. Die zum Schreiben notwendigen Muskelgruppen verschlaffen vollständig und das ist auch beim Sport – Ballwerfen – zu merken.
Sprachliche Fähigkeiten gehen auch mehr und mehr verloren. Wir haben ja Hörbücher, da muss niemand mehr lesen.
Und das sind nur zwei ganz minimale Pünktchen, die ich hier anspreche.
Und wie finden Sie heraus, ob Ehrenrunden von den Eltern verschuldet wurden? Haben Analphabeten-Eltern Schuld an der Rechtschreibung ihres Kindes nach dem Homeschooling und waren Lehrer-Eltern, deren Kinder im Homeschooling womöglich sehr gute Fortschritte gemacht haben, besonders Heldenhaft? Was, wenn sich nach Jahren eine waschechte LRS herausstellt, kriegen die Eltern dann ihr Bußgeld zurück? Werden demnächst mehr Risikoschwangerschaften abgebrochen, weil behinderte bzw eingeschränkte Kinder wegen schlechter Entwicklung im Kiga für die Eltern teuer werden könnten? Gibt’s bald wieder Prügel, wenn’s mit dem Schuhe binden nicht klappt, weil das Misslingen die Eltern viel Geld kosten wird? Hauen verschuldete Eltern aus Panik noch öfter zu? Und geben verarmte Eltern die Kinder dann endgültig zur Adoption frei, damit diese wenigstens noch was zu essen kriegen können, mit dem Ergebnis, dass die Flut an elternlosen Kindern nur noch unter Brücken hausen kann? Oder schlagen Sie gleich bei Verdacht im Vorfeld Zwangskastration vor? Oder haben Sie eine Matheformel parat : Haben die Eltern mindestens einen Realschulabschluß und mindestens zwei frei verfügbare Stunden pro Tag für Hausaufgabenbetreuung (Haushalt, Essen und Ruhestunde abgerechnet) ,das Kind erreicht aber nur Hauptschulniveau und hat laut Attest keine diagnostiziert Einschränkung, dann haben die Eltern zu wenig geleistet und müssen den G-Kurs finanzieren?
Sie haben meinen Text nicht gelesen oder verstanden. Schulreife bezieht sich auf Zeiträume vor der ersten Klasse. Wegen mir können wir gerne auch noch Kindergartenreife bis zwei Jahre vor Schuleintritt ergänzen, weil in Klasse 1 bei sehr vielen Dingen nur noch wenig gemacht werden kann.
In der Schule soll dann das maximal mögliche aus den Kindern herausgeholt werden und nicht mehr nur das, was sie bereit sind, zu investieren.
Oder kurz: Der aktuelle Kuschelkurs macht das Land kaputt, der harte ostasiatische Drill muss auch nicht sein, eine gesunde Mischung passt.
Ich frage mich, woher die Annahme kommt, man würde in der 1. Klasse kuscheln und die Kinder würden machen, worauf sie Lust hätten.
Das soll bei Freien Schulen ein Teil des Ansatzes sein, aber davon gibt es nur sehr wenige im Land.
Es gibt nicht ein Drittel Analphabeten-Eltern. Und oben im Artikel geht es nicht um Rechtschreibung, es geht um die Technik des Schreibens schlechthin. Arme Eltern und arme Kinder gab’s schon immer, besonders nach dem 2. Weltkrieg, aber wieso können die Kinder “plötzlich” keinen Stift halten und finden den Rand des Heftes nicht? Was schlagen Sie eigentlich vor außer dem üblichen Gesäusel vom “Fördern” mit schier unendlichen Ressourcen? Das ist immer freiwillig, muss also gar nicht angenommen werden. Was dann?
Nur zur Erinnerung: Nach Art. 6 GG haben die Eltern das ALLEINIGE Erziehungsrecht an den Kindern. Dann müssen sie es auch wahrnehmen, der Staat darf gar nicht ersatzweise einspringen und so die Rolle von “Obereltern” übernehmen. Es sei denn, in Extremfällen wird ein Vormund bestellt. Aber dann ist der zuständig. Man kann doch nicht alles und jedes der Schule zusätzlich aufbürden, wo soll denn das enden?
Richtig, Georg!!!
Als wäre das nur ein Corona Problem. Auch vorher war die fehlende Schreibschriftvermittlung ab Klasse 1 ein Problem. Die halb Schreib- halb Druckschrift hüpfte durch die Zeilen. Buchstaben nur aneinander gereiht, ohne Komma und Punkt, ohne Groß-Kleinschreibung. Corona hat es sicherlich nicht verbessert. Die Anschaffung der Schreibschrift und das Fehlen von abgeschrieben Text ( nicht bloß Lücken ausfüllen?) Hat schon vor Corona Probleme gemacht.
@laromir
Genau.
Das war schon lange vor Corona ein Problem. Und es zog sich auch schon jahrelang in die Laufbahn auf weiterführenden Schulen durch.
Dennoch tun jetzt wieder alle überrascht!
Dummtun wie ein schlechter Kapitän nach einem Schiffsunglück bei dem ein Eisberg im Spiel war – obwohl vom Ausguck her aber schon ewig lange und lautstark vor dem Eisberg gewarnt wurde!
Aaaaaber … müsste man nicht eigentlich erfreut sein, dass jetzt so befreit darüber geplaudert werden kann? (Bei mir ist das ironisch gemeint. Bestimmt gibt es aber auch Stimmen, die so einen Satz allen Ernstes verlauten lassen würden.)
Schreib wie du willst, vereinfachte Ausgangsschrift oder Blockbuchstaben, Übungshefte, in denen man nur noch einzelne Wörter ergänzen muss. Man macht es Kindern immer schwerer, ein Schriftbild zu entwickeln und sich an dieses zu erinnern, da jeder Buchstabe mangels Übung ständig anders aussieht. Wie soll ein Gehirn sich Bilder von Wörtern einprägen, wenn sie ständig anders geschrieben erscheinen?
Es entsteht auch kein Gefühl für Sprache. Klasse 5 braucht teils 10 min., um Tafelbild zu übertragen was dann vor Fehlern wimmelt. Kinder haben nach 3 Sätzen Krampf in der Hand. Eine 1:1 Übernahme von Tafelbildern ist einem Drittel der Klasse nicht mehr möglich. Eltern tröten im das gleiche Horn: 1/2 Seite Text schreiben ist als HA viel zu viel. Ständig die Frage, ob man die Tafel nicht einfach fotografieren könnte oder ab man das nicht einfach alles hochladen könne, damit das nervige Abschreiben nicht wäre. Es scheitert schon an der Einstellung, Schrift und Schreibtempo verbessern zu wollen.
Stimmt alles – bis auf die 10 Minuten. Meine brauchen leider noch länger….
Vielleicht sollten wir ihnen das alles gestatten – abfotografieren, nach drei Zeilen aufhören zu schreiben, wenn der Finger wehtut, den Stift sofort weglegen…..
Und dann schreiben wir einen Aufsatz. Und gucken mal, ob sie das in fünf Stunden geschafft bekommen.
Viele Eltern sind ja inzwischen auch der Meinung, die Kids müssen entlastet werden. Tun wir`s. Entlasten wir sie.
Bei Lückentexten kommt ja erschwerend hinzu, dass sie keinen Schimmer vom Inhalt haben, wenn sie das Wort “Eiche” einsetzen müssen (das auch noch vorgegeben ist!).
Man muss sich lansam mal die Frage stellen, ob wir nicht zum Diktieren übergehen sollten. Statt dem mühseligen Schreiben von individuellen Hyroglüfen, die eh keiner entziffern kann. 😉
Einige Kids haben eine Laptop mit Tastatur, weil sie nicht in der Lage sind, einen Stift zu benutzen und Buchstaben zu schreiben – Zahlen hingegen scheinen zu gehen.
Vielleicht sollte man die Kids noch mehr entlasten – gar keine Schule mehr.
Aber das geht ja wegen der Wirtschaft nicht.
Ich frage mich, was die Wirtschaft mit Kids will, die nicht lesen, schreiben und rechnen können, weil …. sie entlastet werden, statt das zu üben und zu vertiefen, was sie brauchen!
Immer wieder wird so getan, als wären die Schulen und KiTas zwei Jahre lang komplett geschlossen und die Kinder in hermetisch abgeriegelten Wohnungen eingesperrt gewesen.
Vielleicht liegen manche Bildungsmängel gar nicht an geschlossenen Schulen und am Distanzunterricht. Vielleicht war es auch ziemlich frustrierend und nicht lernanregend für Kinder und Jugendliche, gerade wegen offener Schulen krank oder in Quarantäne zu sein, wegen erkrankter LuL mit wechselnden Vertretungen klar zu kommen, im völlig unterkühlten Klassenzimmer Schreibschrift zu üben, bei steigenden Infektionszahlen in Präsenz in die Schule zu müssen und nach wenigen Wochen zum zweiten Mal Corona zu haben. Müde und unkonzentrierte Kinder werden ermahnt und gefördert und dabei vielleicht überfordert, dabei hat das Kind vielleicht Spätfolgen einer auch unerkannten Infektion oder es ist einfacher ausgelaugt. Leistungsnachweise mussten egal wie erbracht werden. Vielleicht sind manche Kinder einfach zu frustriert, um regelmäßige, auf Linien bedachte und die Mitte einhaltende Buchstaben zu Papier zu bringen.
Die Medien sind vielleicht auch schuld.
Man braucht vielleicht eine Entdigitalisierungskampagne.
Manche Schulen haben den Status bereits? Oh, das ging schnell.
Solch eine Initiative ist wirklich dringend nötig – finde den Abschaltknopf, gestalte den Abschaltknopf. Ich glaube mit meinen SuS mache ich da eine Aktion draus. Danke für die Idee.
“Entdigitalisierungskampagne”
Aber nein, das geht doch nicht, das wäre gegen die Geschäftsinteressen der neuen “Bildungsindustrie”. Man vergleiche die sog. “Pressemeldungen” hier, die man oben an der Leiste anklicken kann. Die Digitalisierungs-Milliarden vom Bund müssen ausgegeben werden, die Börsenkurse sind jetzt schon unter Druck. Wie das den Kindern bekommt, das wird man später sehen.
Was mir nicht einleuchtet: Wieso hinderte die Corona-Krise die Kinder daran, Schreiben zu üben? Das geht überall, wo ein Stuhl und ein Tisch ist, man braucht dafür keine Anwesenheit von ganzen Schulklassen. Und die allermeisten Leute (auch ältere Schüler) könnten hinterher kurz drüberblicken und kommentieren, ob es gut ist. Wurde es vielleicht versäumt, den Schülern das aufzutragen, weil man das Digitale für wichtiger hielt? Wie ist das mit dem individualisierten Lernen? Ich gehe davon aus, dass sauberes und flüssiges Schreiben mit der Hand schon seit vielen Jahren vernachlässigt wird zugunsten anderer “Kompetenzen”.
D A S schlage ich seit Jahren vor. Bin der digitalDummie unter uns.
Aber mal ehrlich – nur digital first kann doch nicht gut sein, oder 🙂
Weil das Handschreiben extrem vernachlässigt wird. Wer nicht will, der braucht auch nicht. Und allzu oft müssen nur noch Buchstaben in Lücken eingesetzt werden …….
Das fängt schon im Elternhaus an! Wie oft höre ich, der mag halt nicht malen/ausmalen, mag nicht basteln. Er mag nicht kneten etc. All das fördert die für das Schreiben nötige Motorik. Vor der Glotze lernt die Hand leider nichts. Drittklässler jammern wenn sie einen Satz von der Tafel abschreiben sollen und ich gatte noch nie so viele Kinder die den Stift völlig falsch halten. Und das kann eine Mutter/ein Vater sehr wohl erkennen. Und wenn ein Kind nicht sprechen kann, sollte das der Kinderarzt schon früher bemerken als in der 3. oder 4. Klasse. Da ist mehr im argen als nur die Coronazeit. Es muss auch wieder mehr ab Klasse 1 geschrieben werden. Inzwischen fordern Eltern in der Grundschule, man soll die Kinder tippen lassen, weil das Schreiben sie so anstrengt. Anstrengungsbereitschaft ist nicht mehr gewollt.
@Neugierig
Ja, das hat in den letzten Jahren immens zugenommen.
Das Folgende meine ich jetzt nicht witzig – und an alle Leser: Bitte nicht falsch verstehen! (Falls doch: Nach dieser Triggerwarnung werde ich darauf nämlich nicht eingehen. 😉 )
Aber die Doku zeigt so einige immer öfter zu beobachtende grundsätzliche Verhaltensmuster, die dann – aus verschiedensten Gründen – für Probleme sorgen, mit denen sich danach andere Leute als die Problemverursacher herumschlagen müssen …
Und dieses Themenfeld ist nur scheinbar “off topic”.
Die Verhaltensmuster waren alle schon vor Corona vorhanden – nur das Wegschauen war damals noch einfacher.
Ja, am Ende hängt auch das wieder mit Geld zusammen.
ABER selten dahingehend, dass den Menschen wenig Geld zur Verfügung steht und sie darum ja keine Handlungsalternativen hätten …
Das Problem im Bezug auf Geld sind eher die Kosten, die nachfolgend entstehen und auch darum müssen sich dann wieder andere kümmern.
https://www.ardmediathek.de/video/echtes-leben/tierliebe-warum-darf-jeder-einen-hund-kaufen/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2VjaHRlcyBsZWJlbi8xNjRmNTNlNy1iNTBiLTRkM2QtYjExZC1lMWYxZDE4MjY4ZDA
Es ist u.a. diese Grundeinstellung, die für immer mehr “Lawinen” sorgt:
“Was nicht unterhaltsam ist, mag ich nicht.
Was ich nicht mag, kommt weg. (Wenigstens zeitweise …)
Ich kann ja schnell was anderes haben/holen/kriegen.
Jederzeit.”
Weitere “Lawinen” sind z.B. Konsumverhalten, Müllvermeidung und -entsorgung, Umgang mit Ressourcen (materiell und immateriell, btw: auch Zeit ist eine Ressource), Natur und Naturschutz, …
Die Länge der Liste kann einem den Schlaf rauben. 🙁
Meine Neuntklässler meinen, sie hätten den Mount Everest bestiegen, wenn sie eine halbe Seite einen fortlaufenden Text geschrieben haben. Das ist ein echtes Problem. Aber digital ist alles besser. Hauptsache Tablet Handy.
Sieht bei uns auch so aus!
Viel Text und keine 1? Das kann nicht sein!!!!
“Nun, wir üben die Anekdote. Wenn du eine Fabel schreibst, hast du das Thema nicht getroffen.”
“Aber ich habe drei Seiten….” “… am Thema vorbei geschrieben.”
Nicht einfach zu verstehen für den kreatiefen Autor.
Wurde untersucht, ob die Defizite der SUS Folge von Corona Infektionen sein könnten?
Diese “Folgen” gab es alle schon vor Corona.
Ein Interesse an Untersuchung fehlt vermutlich. Es ist doch so schön bequem, alle zurückliegenden Fehler der Bildungspolitik und “modernen” Pädagogik auf Corona schieben zu können.
Seit Einführung der Lückentexte und dem Verbot von Diktaten zur Leistungsbemessung ist das ein Dauerthema unter Deutschlehrkräften.
Ankreuzaufgaben in Bio, Chemie etc. tun das Ihre dazu.
Begründungen in Mathe werden auch nicht mehr formliert, Versuchsaufbau in Stichworten, Antworten im Geschichtstest als Zweizeiler (muss nicht mal ein ganzer sinnvoller Satz sein!) ….
Alles Gründe, wieso, weshalb und warum das uns jetzt endlich um die Ohren fliegt.
“Verbot von Diktaten”? Also die dürfen nicht mit Noten versehen werden? Stimmt da auch Palim zu?
Wo waren denn Schulen zwei Jahre lang geschlossen? Bei uns war die Schulschließung jedenfalls nicht so lange. Und während der Schulschließung hatten unsere Schüler Online-Unterricht und haben regelmäßige ihre schriftlichen Aufgaben in der Schule abgegeben.
So ist es! Wir haben in dieser Zeit uns auf Wesentliches beschränkt, z.B. das Erlernen der Schreibschrift.
Es ist auch ein Problem, dass einige Grundschüler schon mit gravierenden, motorischen Schwierigkeiten eingeschult werden. Die entsprechenden Therapien (z.B. Ergotherapie) müsste im Optimalfall schon VOR der Einschulung stattfinden. Leider hängt dies wiederum vom Elternhaus ab. Und da sind wir wieder beim “alten” Problem…
Ich frage mich, wie das alles sein kann:
Kinder sind schon vor dem Laufenlernen, dem Spracherwerb und dem Sauberwerden bis zu 10 Stunden täglich in der KiTa, dann ganztägige Grundschule, Förderung mit und ohne Plan, Therapien, ADS mit und ohne H, professionelles Personal, digitaler Schnickschnack- ist doch alles da.
Oder fehlt womöglich die Bindung zu den Eltern, die Zeit ohne Takt und Event, ein Zurücknehmen von Bedürfnissen auf allen Seiten- Wirtschaft, Erwachsene?
Eigentlich frage ich mich doch nicht…..
Ohne Schulreife keine Einschulung – würde mehr helfen als: trotz minimaler Anforderung nix gebacken kriegen (a.k.a. „Schuleingangsuntersuchung“) und dann den anderen die Luft wegatmen.
Die Grundschullehrerin meines Sohnes hatte mit so was wie Schreibtempo kein Problem.
Hohe Pädagogik.
Der Inhalt der Arbeitshefte wurde einfach auf die Schulwochen verteilt.
Planarbeit.
Montags wird alles Neue erklärt.
Di. bis Fr. bearbeiten die Kids dann die vorgegebenen Seiten in den Büchern selbständig.
Freitags wird kontrolliert ob es gemacht wurde.
Gemacht = grüner Smiley
Nicht geschafft = roter Smiley
Smiley Stempel wurden dann teilweise auf haarsträubende Fehler gestempelt.
Nachfrage: Wann werden denn die Fehler in den bearbeiteten Seiten korrigiert?
Antwort: Dazu ist keine Zeit. Schauen sie die Arbeit ihrer Kinder am Wochenende doch selbst durch und besprechen sie das mit dem Kind. Wie heißt das Blag noch mal???
Ein Lob der Pädagogik.
Früher wurden Fehler einfach rot angestrichen, und selbstverständlich wurde erwartet, dass hinterher die Kinder eine Korrektur ins Heft schreiben. Smileys gab es nicht. So what? Unter den Diktaten stand anfangs keine Note, sondern die Zahl der Fehler. Das hieß insbesondere, dass man sie noch ohne Überanstrengung zählen konnte. 🙂
Entweder macht sich die Lehrerin einen schlanken Fuß oder diese Art der Arbeit ist ein Ausdruck der Verzweiflung oder Resignation oder Abstumpfung, weil sie keine Möglichkeit sieht, bei der politisch gewollten Heterogenität den Stoff wenn auch nur formal zu schaffen.
Super Idee!
Wenn ganz normale Schüler bei Diktaten nicht mehr mitkommen, heißt das doch, dass Schule grundsätzlich etwas falsch macht und man vielleicht einen Blick zurück auf erfolgreichere Zeiten werfen sollte. Die Kuschelpädagogik, die Gleichmacherei, die zweifelhafte heutige Didaktik und die darauf aufbauenden Schulbücher sowie die mangelnde Leistungsorientierung machen Schule für Schüler und Lehrer zum Krampf.
Was bitte ist ein “ganz normaler Schüler “?
Obgleich Ihr Post womöglich durchaus Bedenkenswertes enthält, beginnt er mit Begriffsplattitüden aus der Mottenkiste.
Wie wäre es mit dem durchschnittlichen Schüler, also aus dem mittleren Leistungsdrittel der Klasse, Inklusions- und DAZ-Kinder rausgerechnet?
Dann sollte Herr Ron das bitte so spezifizieren.
Das impliziert der Begriff “normal” im Sinne von gewöhnlich/durchschnittlich schon. Was verstehen Sie denn darunter?
Die Schüler:innen kommen bei Diktaten nicht mehr mit, weil sie sich nicht drei Worte (ich spreche hier nicht von Sinnzusammenhängen!) merken können. Konzentration ist hier eines der Probleme.
Es gibt auch Wörterdiktate, Abschreibdiktate, Diktate mit Texten zur Überarbeitung….. Jede Menge Möglichkeiten. Doch nicht mehr einbringbar in die Leistungsbewertung. Rechtschreibung spielt keine (große) Rolle mehr.
Zweifelhafte Didaktik? Das verstehe ich nicht.
Gleichmacherei? Gerade das ist ja nicht der Fall!
Schulbücher? Kurze Sätze, inhaltsdicht, ohne Erklärungen.
“Etwa ein Drittel der Schüler kommt bei Diktaten nicht mehr hinterher.”
Das ist natürlich ein wunderbares Argument für das “längere gemeinsame Lernen”, man kann sich plastisch vorstellen, wie gut die anderen zwei Drittel dann vorankommen. Auch die Lehrer lieben ja bekanntlich nichts so sehr wie die neuen heterogenen Lerngruppen.
Man muss die im Artikel genannten Defizite GEZIELT angehen, aber nicht dadurch, dass alle unbedingt zusammen in einem Klassenraum sitzen. Wie ich höre, darf der Nachmittag an Ganztagsschulen für solche Dinge nicht in Anspruch genommen werden, also bleiben die Risikoschüler Risikoschüler, werden aber sportlicher durch betreute Sport-Aktivitäten. Ein dreifach Hoch auf unsere wunderbaren Ganztagsschulen!
Ich denke auch, dass Anna-Sophia nicht schon wieder Fehler erklärt bekommen muss, die sie gar nicht macht. Sie ist dann auch die Einzige, die entsprechende Tafelanschriebe ernst nimmt und ins Heft überträgt. Der Rest amüsiert sich und macht beim nächsten Mal genauso weiter. “Hab ne 5.” “Was haste denn falsch gemacht?” “Keine Ahnung, hab nicht weiter reingeguckt.” Welchen Sinn macht Schule so?
Es kommt immer darauf an, welches Ziel sie verfolgen. Streng genommen ist auch ein Arzt nicht daran interessiert, dass sein Patient gesund wird. So verhält es sich in Teilen auch mit der Bildung und den daran verdienenden Playern. Niemand hat Interesse an einfachen, bewährten und auch noch kostengünstigen Lösungen. Der sogenannte Pisaschock hat doch das Bildungsgeschäft unter Beratern und Anbietern geradezu befeuert. Und vielleicht wurde deshalb auch der Pisaschock herbeigetestet, um ein halbwegs funktionierendes System zu kippen.
Is ja ma ganz was Neues – ….
Die kommen nicht mal hinterher, wenn es zwei Stunden an der Tafel steht.
Denn:
Abgesehen von der Schreibgeschwindigkeit gehört auch das Vorhandensein eines Blocks, Heftes oder gar eines Stiftes dazu.
Aber immerhin trainiert das ja auch die Organisationstalente, da sie ständig auf die anderen angewiesen sind. Dauert halt, bis das notwendige Material rumgereicht ist.
Nun, seit wir Diktate nicht mehr zur Leistungsbewertung heranziehen dürfen, leidet das Kurzzeitgedächtnis der Kids ungemein.
Ich kann nur noch wortweise diktieren, nicht in Sinnzusammenhängen. So viele Worte kann sich die Hälfte der Klasse gar nicht mehr merken.
Male ich da einen Teufel an die Wand?
Nein, ich male viele kleine Teufel an die Tafel.