Digitalpakt: „Lehrkräfte von Problemen um IT-Administration und Datenschutz befreien!“ 

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BERLIN. Nach drei Jahren Digitalpakt Schule sind von den rund 6,5 Milliarden Euro Bundesmitteln inzwischen mehr als 4 Milliarden Euro für konkrete Projekte verplant worden oder bereits abgeflossen. Die Zahlen wurden von Bundesbildungsministerium und Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlicht und basieren auf Meldungen aus den Bundesländern. Diese müssen halbjährlich Informationen zum Mittelabruf nach Berlin übermitteln. Rund die Hälfte der etwa 40.000 Schulen in Deutschland profitierten inzwischen vom Digitalpakt, hieß es. Der VBE stellt hingegen fest, dass Breitband und WLAN noch längst nicht an allen Schulen angekommen seien.  

Die Digitalisierung stellt Lehrkräfte vor so manche Probleme. Illustration: Shutterstock

Das Förderprogramm zum technischen Ausbau der Schulen war 2019 aufgelegt worden und läuft bis 2024. Der Bund hatte zunächst fünf Milliarden Euro bereitgestellt etwa für digitale Lernplattformen, den Aufbau von schuleigenem WLAN oder für die Anschaffung von interaktiven Tafeln (Smartboards). Im Zuge von Corona wurde das Programm dreimal aufgestockt: 500 Millionen Euro für Laptops für bedürftige Schüler, 500 Millionen für Geräte für Lehrkräfte und 500 Millionen für Schuladministratoren. Die Bundesländer müssen zum Bundesanteil zehn Prozent Eigenanteil beisteuern, so dass sich sogar eine Gesamtsumme von mehr als 7 Milliarden Euro ergibt.

Vom ursprünglichen Digitalpakt waren Ende Juni den Angaben zufolge gut drei Milliarden Euro an konkrete Projekte gebunden, abgeflossen waren aus diesem Digitalpaktteil 591 Millionen Euro. Die jeweils 500 Millionen Euro für Leihgeräte für Schüler und Lehrkräfte waren fast komplett abgerufen und von den 500 Millionen Euro für Schuladministratoren etwa 116 Millionen Euro fest verplant.

«Der Digitalpakt hat eine entscheidende Schubkraft für die Digitalisierung unserer Schulen entwickelt»

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagte, der Digitalpakt nehme weiter an Fahrt auf, aber das Tempo stimme noch nicht. «Deshalb wollen wir den Digitalpakt weiter beschleunigen.» In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik am Tempo des Mittelabrufs gegeben. KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) erklärte, das Programm habe eine «entscheidende Schubkraft für die Digitalisierung unserer Schulen entwickelt».

Schulen sind eigentlich Ländersache. Die Ampel-Koalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag aber vorgenommen, nach dem Ende des laufenden Programms 2024 die Einrichtungen mit einem «Digitalpakt 2.0» bei der Ausstattung mit Technik und Infrastruktur weiter zu unterstützen – allerdings hat der Bundesrechnungshof unlängst dringend davon abgeraten. Er moniert intransparente Zahlungen, Mitnahmeeffekte und Unwirtschaftlichkeit, wie News4teachers berichtet.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, bewertet den Stand der Mittelverwendung im Digitalpakt folgendermaßen: „Wir begrüßen den Wunsch der politisch Verantwortlichen, die Mittelvergabe des Digitalpakts zu beschleunigen. Dazu gehört aus Sicht des VBE zwingend, dass bestehende bürokratische Hürden schnellstmöglich abgebaut werden und es endlich zu einem niedrigschwelligen Vergabeverfahren kommt. Fakt ist aber auch: Breitband und WLAN sind längst noch nicht an allen Schulen angekommen.“

Nicht nur angesichts des Lehrkräftemangels müsse sichergestellt werden, dass Schulen angemessen bei der IT-Administration unterstützt und keine Lehrkräfte dafür beansprucht werden. „Darüber hinaus brauchen Lehrkräfte endlich Rechtssicherheit bei der Nutzung digitaler Medien. Fragen des Urheberrechts und aktueller Datenschutzrichtlinien zu beantworten, darf nicht Aufgabe der Lehrkräfte sein. Auch sorgt die Frage für Unsicherheit, ob Dienstgeräte nur für die Unterrichtsvorbereitung oder auch für die Datenverwaltung genutzt werden dürfen. Gleiches gilt für die mangelnde Rechtssicherheit bei Verlust oder Beschädigung“, stellt Beckmann fest. News4teachers / mit Material der dpa

Bundesrechnungshof sieht in der 630 Millionen Euro teuren Nationalen Bildungsplattform eine „drohende Förderruine“

 

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8 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

„500 Millionen für Schuladministratoren“ für ein Programm, das 5 Jahre läuft, also pro Jahr 100 Millionen Euro.

Es gibt ca. 40.000 Schulen in Deutschland, große und kleine. Wenn sich zwei Schulen einen Administrator teilen, der sämtliche Arbeiten rund um die IT macht (und nicht etwa Lehrkräfte in ihrer Freizeit oder der Hausmeister, der vielleicht ein paar Kabel verlegen kann, aber keinen Server einrichten), dann braucht man ca. 20.000 IT-Administratoren, die dann zwischen zwei Schulen pendeln (ja, auch Fahrzeit zwischen zwei Standorten ist Arbeitszeit, was vielen Lehrkräften jetzt wohl unglaublich erscheint) und sich zudem noch schulübergreifend bei Krankheit und Fortbildung vertreten müssen, also 20.000 ist schon knapp kalkuliert. Ein IT-Administrator, der etwas kann und nicht dauernd Externe beauftragen muss (Zusatzkosten!), ruft in der Wirtschaft locker 80.000 Euro pro Jahr auf. Mit arbeitgeberseitigen Zusatzkosten (Dienstwagen für die Pendelei zwischen den Standorten, Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen, Arbeitsmaterial, Fortbildungskosten usw.), also locker 100.000 Euro. Das heißt, man benötigt PRO JAHR ca. 2 Milliarden Euro für eine zuverlässige IT-Administration an Schulen, und keine 100 Millionen (die ab 2025 scheinbar auslaufen…)

Der „Digitalpakt“ ist ein nettes Programm aber meilenweit vom tatsächlichen Bedarf entfernt.

@Moderatoren: Wieso bekomme ich eine Fehlermeldung, dass ich die Kommentare „zu schnell“ schreibe. Was soll dieser Unsinn?

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Die Gehaltsangabe ist völlig abstrus. Das bekommt man wenn überhaupt in einem großen Konzern, in einer Großstadt, mit Spezialwissen und/oder Führungsverantwortung. Ein eigener Dienstwagen ist zudem auch nicht nötig. Ein geteilter Firmenwagen ggf. schon eher. Viele Arbeiten können aus der Ferne geleistet werden. Zudem müssen sie noch die aktuellen Kosten abziehen, die die Schulträger an bereits tätige Dienstleister zahlen. Unsere Schule könnte von dem Geld ohne Probleme eine Person in Vollzeit anstellen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

„Zudem müssen sie noch die aktuellen Kosten abziehen, die die Schulträger an bereits tätige Dienstleister zahlen.“

Weil der Schulträger einen externen Dienstleister bezahlt, bekommt der festangestellte Mitarbeiter weniger? Was für ein Unsinn…

Externe Dienstleister, die etwa können, rufen locker Netto-Stundensätze von mindestens 80 Euro auf (also auf dem Niveau von guten Handwerkern…), mit Anfahrtskosten und Umatzsteuer ist man da schon WEIT über 100 Euro pro Stunde.

EINSTIEGSgehälter von IT-Adminstratoren gehen bis zu 50.000 Euro aktuell. Dafür bekommen Sie dann einen Junior-Administrator, der sich (etwas) mit Windows auskennt, aber keinen, der komplexe Netzwerke und Server einrichtet und betreut, insbesondere wenn es sich um gemischte Netzwerke handelt (Windows, Apple, Linux) mit MDM.

Und der Vergleich „Großstadt“ vs. „Provinz“ (da wo einige Schulen sind) ist auch Unsinn, in dieser „Provinz“ bekommen Sie aktuell GAR KEINE IT-Administratoren (höchstens einige kurz vor dem Ruhestand, die sich noch mit MS-DOS auskennen…), deshalb sind einzig und alleine die in größeren Städten und bei größeren Unternehmen bezahlten Gehälter relevant, und diese Gehälter werden ja nicht kleiner, nur weil der IT-Admin einige Dinge per Fernwartung macht. Der sitzt ja immer noch in der Stadt…

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

„Weil der Schulträger einen externen Dienstleister bezahlt, bekommt der festangestellte Mitarbeiter weniger? Was für ein Unsinn…“

Man merkt sie haben in dem Bereich keine Ahnung bezüglich der gängigen Zahlen. Der Dienstleister ist teurer, was niemanden verwundern sollte. Tatsächlich ist jedoch der Dienstleister signifikant teurer. Ich möchte keine exakten Zahlen von diversen, großen Dienstleister nennen, aber sie bekommen teilweise bis zu 2 Personen in Vollzeit angestellt für die Summe, die diese Dienstleister pro Schule erheben (natürlich in Abhängigkeit der Schule). Sie sprechen da einen Stundensatz an, der eher noch zu niedrig ist, jedoch wiedersprechen sie sich damit selbst, dass ein festangestellter Mitarbeiter des Schulträgers ja gar nicht so viel günstiger sei.

„EINSTIEGSgehälter von IT-Adminstratoren gehen bis zu 50.000 Euro aktuell. Dafür bekommen Sie dann einen Junior-Administrator, der sich (etwas) mit Windows auskennt, aber keinen, der komplexe Netzwerke und Server einrichtet und betreut, insbesondere wenn es sich um gemischte Netzwerke handelt (Windows, Apple, Linux) mit MDM.“

Solch ein Einstiegsgehalt ist a) extrem ungewöhnlich, b) aus der Verzweiflung heraus Mitarbeiter zu halten bei Firmen mit hoher Fluktuation, typisch für Dienstleister, oder c) München. Ich bilde in diesem Ausbildungsberuf aus. Ich kenne die exakten Zahlen, die fix gezahlt werden, egal ob 10-Mann-Betrieb oder 3000-Mitarbeiter-Konzern. Die liegen deutlich tiefer. Das Gehalt wird eher an Bachelor-Absolventen gezahlt oder Masterabsolventen ohne Praxiserfahrung.

Zudem möchte ich anmerken, dass auch im Schulbetrieb Teams gebildet werden sollten, da kann nun mal nicht jeder alles. Auch Dienstleister haben zwar einen direkten Ansprechpartner für Schulen, aber diverse Mitarbeiter, die sich um die unterschiedlichen Tätigkeiten kümmern.

95 % der Arbeit von Dienstleister in Schulen wird über Fernwartung gemacht. Das ist nicht nur ein bisschen.

Wenn man also als Schulträger zentral eine Einrichtung schafft, könnte man weitaus kosteneffizienter arbeiten. Das wird aber natürlich nicht passieren, da es zwischen Politik und Dienstleister in der Regel (öffentliche) Verstrickungen gibt. Die Mitarbeiter sind in der Regel wirklich toll und die Arbeit mit jenen ist fruchtbar. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein überhöhter Schuletat an eben jene Dienstleister fließt.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

Im Prinzip bestätigen Sie meine Grundaussage:

Das Problem der Digitalisiserung der Schulen lässt sich mit dem zeitlich begrenzten Witzprogramm des Bundes nicht lösen. Dazu müsste DEUTLICH mehr Geld dauerhaft in die Hand genommen werden.

Und die Zeit, dass sich Lehrkräfte unentgeltlich in diesem Bereich ausbeuten lassen, ist vorbei. Auch bei den Lehrkräften hat die jüngere Generation dazugelernt.

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Da sind wir uns in beiden Punkten einig. Ich würde halt nur anmerken wollen, dass das Geld längst an anderer Stelle ausgegeben wird. Das fließt aktuell an Dienstleister.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

IT ist auch in Firmen ein großer Kostenfaktor. Insofern haben Sie Recht mit Ihrer Aufstellung für Schulen. Ich denke aber, dass Ihre Darstellung dabei etwas übers Ziel hinausgeht. Aber auch die Hälfte wäre für die Landeshaushalte schon eine große Herausforderung, zumal die entsprechenden Leute gar nicht auf dem Markt sind.

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Das ist ja die Krux. Der Markt ist leer an Personal zu den Konditionen, die man zahlen möchte. Also kauft man Dienstleister zu einen erheblich teureren Stundensatz ein, statt Personal konkurrenzfähig anzuwerben. Wie oben beschrieben besteht da meist aber auch kein Interesse daran.