Volksinitiative will Schulen das Gendern verbieten lassen! GEW: „Der falsche Weg“

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HAMBURG. «Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung» – für diese Forderung werden in Hamburg jetzt Unterschriften gesammelt. Eine Volksinitiative mit dem Titel «Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung» hat ihr Anliegen offiziell im Rathaus angemeldet. Die GEW lehnt das Ansinnen ab. «Sprache hat die Kraft, gesellschaftliche Normen – wie Geschlechterrollen – zu hinterfragen und zu verändern», erklärte GEW-Vize Yvonne Heimbüchel am Mittwoch. Darum setzte sich die GEW für eine geschlechtersensible Sprache ein.

Sprache ist nicht so leicht, wenn sie allen Menschen gerecht werden soll. Foto: Shutterstock

«Wir haben 300 Unterstützer, die jetzt in Hamburg mit Unterschriftenlisten loslaufen und sammeln, und täglich werden es mehr», sagte die Sprecherin der Initiative, Sabine Mertens. Die Autorin und Kunsttherapeutin gehört dem Bundesvorstand des Vereins Deutsche Sprache an und ist zudem Mitglied im Verein Mehr Demokratie.

Nach dem Willen der Volksinitiative sollen die Hamburger Verwaltung, Bildungseinrichtungen und städtische Unternehmen verpflichtet werden, sich an die Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung zu halten. Auf Gendersternchen und Doppelpunkte in Wörtern sowie die Verwendung von Partizip-Präsens-Ausdrücken wie «Antragstellende“ für «Antragsteller» solle verzichtet werden. Die deutsche Sprache unterscheide eindeutig zwischen biologischem und grammatischem Geschlecht und sei von jeher inklusiv, heißt es in einer Erklärung der Initiative. Die Gendersprache sei dagegen diskriminierend, integrationsfeindlich und vorurteilsbeladen.

Wenn innerhalb von sechs Monaten mindestens 10.000 Wahlberechtigte die Erklärung unterschreiben, muss sich die Bürgerschaft mit dem Anliegen befassen.

Der Senat verwies auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2017, wonach das Grundgesetz auch diejenigen vor Diskriminierungen schützt, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. Vor diesem Hintergrund böten die Hinweise der Gleichstellungsbehörde vom 15. Juni 2021 für alle Mitarbeitende die freiwillige individuelle Möglichkeit, geschlechtersensible Sprache zu verwenden, erklärte der Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Sami Musa.

«Es sollte selbstverständlich sein, dass unsere Kinder in der Schule die offizielle deutsche Rechtschreibung lernen»

Der Leitfaden der Gleichstellungsbehörde beruft sich allerdings auf einen sehr viel älteren Senatsbeschluss von 1995, demzufolge der Grundsatz der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten sei. Wie weit sich Ämter, Schulen und städtische Unternehmen an die Empfehlungen halten, konnte die stellvertretende Senatssprecherin, Julia Offen, nicht sagen. Es gebe kein Monitoring.

Die Hamburger CDU erklärte ihre Unterstützung für die Initiative. «Es sollte selbstverständlich sein, dass unsere Kinder in der Schule die offizielle deutsche Rechtschreibung lernen», sagte CDU-Landeschef Christoph Ploß. «Die ideologische Gendersprache spaltet die Gesellschaft und hat an staatlichen Einrichtungen nichts zu suchen», betonte Ploß.

Der Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate, der nach Angaben der Initiatoren zu den Unterstützern des Volksinitiative gehört, sagte laut einer Pressemitteilung: «Die sogenannte Gendersprache ist versuchte Nötigung.» Sprache sei ein kulturelles Gemeingut und entwickle sich organisch weiter. «Linguistische Eingriffe mittels massiver Propaganda hingegen sind Kennzeichen totalitärer Systeme und haben in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz.»

Mertens betonte, dass die Volksinitiative politisch nicht am rechten Rand stehe. «Genderverfechter sind mutwillig aus der Sprachgemeinschaft ausgestiegen. Das heißt, sie sind eigentlich in hohem Rechtfertigungsdruck, warum sie einseitig die Regeln aufkündigen und nicht mehr beachten wollen», erklärte die Sprecherin der Volksinitiative und fügte hinzu: «Rein praktisch ist es aber so, dass wir verleumdet werden als rechtsradikal oder fremdenfeindlich oder gender-queerfeindlich.»

Wie gendergerechte Sprache und die Sensibilisierung für Geschlechterrollen didaktisch im Bildungsbereich zu vermitteln sei, könne und müsse diskutiert werden, sagte Hamburgs GEW-Vorsitzender Sven Quiring. «Sprachverbote, wie von der Volksinitiative gefordert, sind in jedem Fall der falsche Weg.» News4teachers / mit Material der dpa

Gender-Streit: „Sprache verändert sich – ich als Deutschlehrer finde das super“

 

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28 Kommentare
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Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Nein, nicht der falsche Weg, sondern genau richtig!

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Finde ich auch, liebes Hornveilchen!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Die GEW glaubt, bei jeder Frage nicht nur zuständig zu sein, sondern immer auch die einzig richtige Antwort zu wissen. Ist das die Aufgabe einer Gewerkschaft? Eigentlich wäre doch die Aufgabe einer Lehrergewerkschaft, mal an die Deutschlehrer zu denken, die jetzt den Konflikt mit richtigem vs. falschem Deutsch irgendwie regeln sollen. Und Volksinitiativen haben in der Demokratie durchaus ihren Platz, gerade in HH hat das schon eine gewisse Tradition bei schulischen Themen.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Eine Gewerkschaft ist keine politische Partei, sondern die Interessensvertretung der Arbeitnehmer. Im Normalfall kümmert sie sich um Gehaltsforderungen und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen. Nur die GEW ist in meinen Augen ein hochideologischer Debattierclub.

eldorado
1 Jahr zuvor

Ich würde ja noch weiter gehen und die Endung „in“ als Extravariante ganz abschaffen, da ich nicht sehe, dass wir eine Gleichstellung bekommen, wenn weiterhin auf den Unterschied beharrt wird…

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  eldorado

Da haben Sie recht. Als vor 20 Jahren plötzlich auf „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ umgestellt wurde, habe ich das schon damals als befremdlich empfunden, weil dadurch das Kollegium in zwei Gruppen von Personen getrennt wurde.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

WIE alt sind Sie denn? Dauerschleife 1933?

MITTE
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Na klar, wenn man anders denkt, ist man gleich ein Nazi. Aber bedenken Sie dass Sie radikal sind.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  eldorado

Besonders, wenn doch eh schon niemand mehr weiß, wer oder was eine „Frau“ ist….
(Bin ich, jenseits der Menopause, denn überhaupt noch eine Frau?)

Last edited 1 Jahr zuvor by GS in SH
NichtErnstZuNehmen
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Und so einen Schwachsinn geben angebliche Lehrer:innen von sich?! Nur noch zum fremdschämen hier.

Pälzer
1 Jahr zuvor

Googlen Sie doch mal den Begriff „Ironie“!

Alx
1 Jahr zuvor

«Linguistische Eingriffe mittels massiver Propaganda hingegen sind Kennzeichen totalitärer Systeme und haben in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz.»

Davon können einige Russen, die gerade an einer „Spezialoperation“ teilnehmen „dürfen“, ein Liedchen singen.

Ron
1 Jahr zuvor

Eine sehr gute Initiative, die klar machen wird, dass die Mehrheit der Bevölkerung keinen Bock mehr auf Rinderwahnsinn hat. Selbst der WDR rudert schon zurück und will weniger Erziehungs-Gender-Fernsehen. Dass die GEW wieder hintenanhängt, ist nichts Neues.

Pappenheimer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Wenn Sie möchten, dass die GEW eine andere Politik macht, müssen Sie sich in der GEW engagieren und um Mehrheiten ringen. Wenn Sie keine Ausssicht auf eine Mehrheit haben, sollten Sie woanders mitmachen, z.B. im VBE, wobei ich jetzt nicht weiß, was der zum Gendern sagt.

In NRW gibt es auch den/die SCHALL speziell für die angestellten Lehrer. NRW hat trotz Verbeamtung rund 40 000 angestellte Lehrer. Warum weitet sich die SCHALL nicht bundesweit aus? n4t könnte auch mal etwas öfter über die berichten.
https://www.schall-nrw.de/

Last edited 1 Jahr zuvor by Pappenheimer
Pälzer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pappenheimer

„Schall“ gendert noch krasser als die GEW. Das dürfte für Rons Anliegen nicht die passende Organisation sein.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor

Siehst du liebes GEW-Mitglied, in solche Statements fließen deine Beiträge. 😉 Aber das in Hamburg Beförderungstellen gestrichen werden, damit „A13 für Alle“ finanziert werden kann, dazu sagt die GEW natürlich nichts. Man hat ja schließlich kräftig an dem Haus, was jetzt brennt, mitgezündelt. Herzlichen Dank!

Last edited 1 Jahr zuvor by Trinkflasche
Pappenheimer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

A13 für alle brachte den Grundschullehrern gut 500 Euro mehr monatlich. Als sie das durchgesetzt hatten, traten viele aus der GEW aus, weil die ja nichts für sie tue.

Last edited 1 Jahr zuvor by Pappenheimer
Pälzer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pappenheimer

Die Grundschullehrer bei uns, mit denen ich sprach, fanden bessere Unterrichtsbedingungen (z.B. weniger Verwaltungsvorschriften) wichtiger als A13.

Einer
1 Jahr zuvor

Mal ehrlich; habt Ihr keine anderen Probleme als uns über das Gendern aufzuregen? Geht es euch so gut?

Ich habe im Unterricht und in der Schule andere richtige Aufgaben und Probleme. Diese Diskussion über Gendern ist doch nur sinnlose Zeit-, Ressourcen- und Kraftverschwendung.

Soll meine Chefin in Düsseldorf sich doch über das Für und Wider Gedanken machen. Ich setze meine Zeit und Energie lieber für etwas ein, was wirklich meinen Alltag erleichtert. Und wenn es vorgeschrieben ist, dann machen wir es halt und wenn es nicht vorgeschrieben ist, soll doch jeder machen was er möchte.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

Und wenn man Ihnen vorschreibt, dass ab sofort selbst nicht mehr gedacht wird, „dann machen wir es halt“ (nicht mehr).

Alx
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Viele würden die Umstellung gar nicht mitbekommen.

Thomas Höhmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

Mein Opa hat sich nicht übers Gendern aufgeregt. Er war wütend, weil ständig über die „Rassen“ der Kinder geredet wurde. Die Kollegen versuchten ihn zu beschwichtigen: Ob er keine anderen Probleme hätte? Wenn es vorgeschrieben sei, dann müsse man es halt machen….
Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

Nennt man Schreibtischtäter, nicht wahr? Wenn’s angeordnet wird, wird’s halt gemacht.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

„Diese Diskussion über Gendern ist doch nur sinnlose Zeit-, Ressourcen- und Kraftverschwendung.“

Ich sehe das völlig anders und befürchte, dass Sie die Genderideologie in ihren Zielen unterschätzen. Die sprachlichen Auswirkungen sind nur ein kleiner, aber wesenticher Teil davon.

Luk
1 Jahr zuvor

Ich reg mich wieder mal über die GEW auf.
Gibt es für Lehrer und Erzieher überhaupt eine andere Gewerkschaft? Ich kenne nur diverse Verbände, würde aber gern in eine Gewerkschaft eintretetn, die wirklich die Interessen von Erziehern und Lehrern vertritt und der GEW Konkurrenz macht.

Pappenheimer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luk

Ja, der VBE ist auch eine Lehrergewerkschaft. Das wurde hier schon einige Male diskutiert.

Startseite | VBE.de
VBE
https://www.vbe.de

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Gewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus …

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pappenheimer

Der VBE ist doch lediglich als Mitglied der dbb-Tarifunion tariffähig. Die Bezeichnung „Gewerkschaft“ ist irreführend. Der VBE ist eine berufsständische Organisation.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pappenheimer

„VBE: Qualitativ hochwertige Bildung benötigt Personal
Zu wenig Personal und damit zu große Gruppen erschweren die Bildungsarbeit in den Kitas in NRW. „Zu wenig Personal verschlechtert nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung für die Kinder, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die pädagogischen Fachkräfte.“

Wäre man ohne VBE sicher nie drauf gekommen. Da fehlt nur der Vermittlungsansatz an die Arbeitgeber.

Fit für den Lehrerberuf?