Mehr Menschen in Deutschland nehmen rassistische Diskriminierung wahr und sehen Handlungsbedarf – in der Schule

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GÜTERSLOH. Eine große Mehrheit in Deutschland wünscht sich ein stärkeres Handeln gegen rassistische Diskriminierung. Das geht aus einer Untersuchung der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung hervor. Demnach gaben 70 Prozent der Befragten an, dass für die Gleichbehandlung von Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die als fremd oder nicht weiß wahrgenommen werden, viel oder mehr getan werden sollte. Im Jahr 2008 hatten das nur 43 Prozent gesagt. Vor allem die Schule rückt in den Fokus.

Viele Menschen in Deutschland machen Diskriminierungserfahrungen (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Das Interesse am Thema Gleichbehandlung ist in der Gesellschaft in den letzten fünfzehn Jahren gestiegen und Antidiskriminierungspolitik findet in der Bevölkerung stärkere Unterstützung. Zudem geben heute mehr Personen an, selbst ethnische, rassistische oder religiöse Diskriminierung erlebt zu haben und mehr Menschen sehen Handlungsbedarf. Das sind Ergebnisse der neuen Studie „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“, in der die Integrations- und Migrationsexpert:innen Ulrike Wieland und Ulrich Kober auf Grundlage einer repräsentativen Umfrage und Milieuanalyse des Sinus-Instituts untersuchen, wie sich Wahrnehmungen von Diskriminierung und Einstellungen zu Antidiskriminierungspolitik in der Bevölkerung zwischen 2008 und 2022 verändert haben.

Demokratiekosmos Schule

Sind Sie als Lehrkraft mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – Rassismus, Antisemitismus, Homophobie – konfrontiert? Das Projekt „Demokratiekosmos Schule“ (DEKOS) soll Schulen im wirksamen Umgang mit antidemokratischen Situationen unterstützen.

Mit unterschiedlichen Formaten erhalten Lehrkräfte anwendungsorientiertes Know-how. DEKOS zeigt Wege auf, wie sie sich diesen Herausforderungen stellen und angemessen handeln können.

DEKOS, ein gemeinsames Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung mit der Bertelsmann Stiftung, wendet sich an Schulleitungen, Lehrer/innen und Schulsozialarbeiter/innen. Adressiert werden die siebte bis zur 13. Jahrgangsstufe. Da Diskriminierungen in allen Schulsituationen auftreten, betrifft das Thema alle Unterrichtsfächer. DEKOS ist auch geeignet, in Aus- und Fortbildungsbereichen eingesetzt zu werden.

Hier geht es zu den Materialien.

Fast die Hälfte – 49 Prozent – der Befragten sind danach der Ansicht, dass Menschen, die als fremd oder nicht weiß wahrgenommen werden, stark diskriminiert werden. Im Vergleichsjahr 2008 sahen 31 Prozent eine starke Diskriminierung von „Menschen mit fremdländischem Aussehen“. Die Autoren der Studie gaben an, dass der Aspekt allerdings damals durch eine andere Formulierung abgefragt wurde.

Bei den jungen Befragten (bis 29 Jahre) ist die Wahrnehmung von rassistischer Diskriminierung besonders ausgeprägt, und sie sehen auch häufiger Handlungsbedarf. Von ihnen meint eine Mehrheit (56 Prozent), dass als fremd oder nicht weiß wahrgenommene Menschen stark oder sehr stark diskriminiert werden. Dass für diese Personen viel oder etwas mehr getan werden sollte, finden 76 Prozent.

„Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft ist seit 2008 gewachsen“

Den Machern der Studie zufolge liegt das gestärkte Bewusstsein für Diskriminierung unter anderem daran, dass der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund gestiegen ist. „Die veränderten Wahrnehmungen und Einstellungen hängen mit demografischen und soziokulturellen Entwicklungen zusammen“, so Studienautorin Wieland. „Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in der Gesellschaft ist seit 2008 gewachsen, zudem wurde die Problematik rassistischer Diskriminierung in den letzten 15 Jahren vermehrt öffentlich thematisiert und ist stärker ins Bewusstsein der Menschen in Deutschland gerückt.“

Heute geben 13 Prozent der Befragten an, dass sie sich in den vergangenen zwölf Monaten wegen ihrer ethnischen Herkunft (zum Beispiel: Sprache, Name, Kultur), aus rassistischen oder antisemitischen Gründen oder wegen ihrer Herkunft aus einem anderen Land sehr oft oder manchmal diskriminiert gefühlt haben. 2008 berichteten sechs Prozent von Diskriminierung wegen ihres „fremdländischen Aussehens“ und sieben Prozent fühlten sich als „Ausländer:in“ diskriminiert.

Sehr ähnlich ist die Entwicklung der persönlichen Betroffenheit von Diskriminierung wegen der Religion oder Weltanschauung. Von entsprechenden Erfahrungen berichten heute 13 Prozent der Befragten, 2008 waren es sechs Prozent. Von den Befragten mit Migrationshintergrund äußert jede:r Dritte (35 Prozent), in den vergangenen zwölf Monaten sehr oft oder manchmal Diskriminierung wegen der Herkunft oder aus rassistischen Gründen erlebt zu haben, und 28 Prozent geben an, von Diskriminierung wegen der Religion oder Weltanschauung betroffen gewesen zu sein.

„Antidiskriminierung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“

Eine Mehrheit der Befragten (56 Prozent) sieht die Verantwortung, sich um die Gleichbehandlung benachteiligter Gruppen in der Gesellschaft zu kümmern, vorrangig bei der Politik. An zweiter Stelle werden Ämter und Behörden (44 Prozent) genannt. 87 Prozent der Befragten beurteilen Aufklärungsarbeit in Kindergärten und Schulen als eine wichtige oder sehr wichtige Aufgabe des Staates zur Bekämpfung von Diskriminierung.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, sieht in den Studienergebnissen ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft nicht nur bereit sei für Antidiskriminierung, sondern diese auch erwarte. „Antidiskriminierung ist in der Mitte angekommen“, sagte Ataman bei der Vorstellung des Papiers. Es gebe keine gesellschaftliche Spaltung oder Polarisierung bei dem Thema. Für die Bundesbeauftragte spaltet Diskriminierung die Gesellschaft – nicht das Engagement dagegen. News4teachers / mit Material der dpa

Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.

Rassismus-Streit um Abi-Lektüre: „Als Bildungsinstitutionen müssen wir uns damit auseinandersetzen, wem wir da was zumuten“

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88 Kommentare
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Johann F.
11 Monate zuvor

Wünschenswertes in die Schule zu verlagern ist auf jeden Fall leichter und wohlfeiler als im eigenen Privat- und Berufsleben konkrete Zivilcourage zu zeigen.

Kümmerten sich alle gesellschaftlichen Sphären so intensiv wie die Bildungsinstitutionen um die selbstverständlichen demokratischen Werte, so bräuchte es solche Studien nicht.

Georg
11 Monate zuvor

Gibt es irgendwo die verwendeten Fragebögen von 2008 und heute? Gibt es irgendwo die Definitionen von Diskriminierung, Rassismus usw.? Sind die Erfahrungen aufgrund von objektiven Tatsachen oder Gefühlen gemessen worden? Von 2008 bis heute haben sich die Betrachtungsweise und die Ausgangssituation ja deutlich verändert.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Die Studie eruiert diesbzgl. nur die subjektive Betroffenheit von Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft oder aus rassistischen Gründen sowie wegen der Religion u./o. Weltanschauung, bspw. lautet die einschlägige Frage für den 2022 verwendeten Fragebogen:

„Haben Sie sich in den letzten 12 Monaten schon mal aus den folgenden Gründen benachteiligt bzw. diskriminiert gefühlt?“ (S.27)

Die Antworten wurden mittels Likert-Items mit einem Wert von 1 („Ja, sehr oft“) bis 4 („Nein, nie“) erhoben, auch diie Antwort „Beteifft mich nicht“ war möglich. Die einzelnen Items lauteten:

(a) „wegen meiner ethnischen Herkunft (z.B. Sprache, Name, Kultur), aus rassistischen oder antisemitischen Gründen oder wegen meiner Herkunft aus einem anderen Land“

(b) „weil ich Ausländer(in) bin“

(c) „wegen meines fremdländischen Aussehens“

(d) „wegen meiner Religion oder Weltanschauung“

(e) „weil ich eine bestimmte Religion oder Weltanschauung habe“

Das Design der Vorgängerstudie im Jahr 2008 ist im Wesentlichen inhaltsgleich.

Innerhalb der Fragebögen selbst wird den Befragten keine (verbindliche) Definition von Benachteiligung u./o. Diskriminierung geboten, bei der Beantwortung der Items wird also nicht kontrolliert, ob die Befragten ihre Antworten auf Erfahrungen basieren lassen, die auch objektiv oder zumindest hinreichend intersubjektivierbar eine Benachteiligung/Diskriminierung darstellen oder nicht. Damit ist die Befragung aber auch entsprechend anfällig für den Bias der Befragten, das Problem des Concept Creep u.a. – ohnehin ist aus der exkl. Perspektive potenziell Betroffener zudem ja regelmäßig gar nicht feststellbar, ob ihr Ggü. tatsächlich aus einem obigigen ‚Weil‘ u./o. ‚Wegen‘ agierte.

Sinnvoller wäre es gewesen, den Befragten hier einerseits eine konkrete, verbindliche Definition von Benachteiligung/Diskriminierung zu bieten, die bestenfalls natürlich auch auf das Agens des Ggü. (resp. hinreichende Indizien für dasselbe), andererseits wären elaboriertere Items wünschenswert gewesen, diebspw. spezifische Kategorien (von Situationen) erfragen, um differenziertere Ergebnisse zu erlangen, die auch Rückschlüsse auf das tatsächliche Phänomen der Benachteiligung/Diskriminierung aus den genannten Gründen ermöglicht hätte.

So haben wir ledigluch Daten dazu, wieviele Menschen sich aus welchen Gründen benachteiligt fühlen, aber nicht, ob sie es tatsächlich sind, und auch nicht, woran die Unterschiede zwischen 2008 und 2022 denn eigtl. liegen: Tatsächlich mehr Benachteiligungen/Diskriminierungen? Oder mehr Bias, Concept Creep u.ä.? etc.
Egal, was die Geünde für die Zunahme der subjektiven Wahrnehmung von Benachteiligungen/Diskriminierungen ist, die Studie weist danit jedenfalls auf ein Provlem hin. Nur welches dies konket ist und wie dem entgegengewirkt werden könnte, bleibt leider offen.

Erfreulich bleibt somit fast ausschl., dass zumindest eine Zunahme der Wahrnehmung, dass bspw. Gleichberechtigung wichtig ist, festgestellt werden konnte.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Vorwürfe der Diskriminierung aus rassistischen, antisemitischen o.ä. Gründen, aus Gründen der ethnischen Herkunft, der Nationalität, des „fremdländischen Aussehens“, der Religion u./o. Weltanschauung des Diskriminierten etc., all dies sind überaus gravierende Vorwürfe. Und natürlich bedürfen die des Belegs, zumidnest der hinreichenden Indizien (in dubio pro reo ist nämlich nicht nur eine maxime des Strafrechts, sondern auch des zivilisatorischen Miteinanders schlechthin).

Und bitte nicht falsch vertstehen:
Es wird hier auch nicht in Abrede gestellt, dass sich (zu) viele Menschen hierzulande diesbzgl. diskriminiert fühlen, das ist aber auch der einzige diesbzgl. „objektive Befund“ der sich aus der gegentändlichen Studie ziehen lässt. Ob hier hinter der Wahrnehmung von „Millionen von Menschen“ (und btw, ungeachtet der Repräsentativität der Erhebung, die Frage hatte an Befragten lediglich N=2022) auch entsprechende Diskriminierungen stecken, das kann die gegenständliche Studie gar nicht belegen, in ihr geht es lediglich und ausdrückl. um subjektive Wahrnehmungen.

Die Studie eruiert nämlich bspw. keine konkreten Situationen, ob jmd. aufgrund der genannten Gründe keine Wohnung, einen bestimmten Job oder auch nur einen Platz im Restaurant nicht bekommen hat. Wir wissen nichtmal, inwiefern in der Studie vermeintl. „ähnliche[n] ’subjektive[n]‘ Erfahrungen“ kulminiert wurden, eben weil die Studie keine verbindliche Diskriminierungsdefinition bietet (resp. kontrolliert), weil die Items nicht hinreichend elaboriert waren. Gründe für eine entsprechende Wahrnehmung variieren hier wahrscheinl. von eindeutigem, zielgerichtetem Handeln (konkrete Äußerungen; Beleidigungen; Gewalttaten etc.), über subtilere, aber deutlich weniger eindeutige parasprachliche Phänomene (Intonationen; ein ‚falscher Blick‘ etc.), bis zu komplett opaken Situationen, die eine Vielzahl von Gründen haben können, aber aufgrund von Bias, Concept Creep und eigenen Ressentiments pauschal interpetiert werden. Um soetwas zu vermeiden gibt es ja entsprechende Arbeitsdefinitionen. Wir wissen überhaupt nicht, welche konkreten Situationen etc. zu der Wahrnehmung geführt haben, entsprechend diskriminiert zu werden:

Der eine kreuzt beim ersten Item „Ja, sehr oft“ an, weil er quasi tagtäglich mit rassistischen Schimpfworten beleidigt wird, der andere kreuzt Dasselbe an, weil er zu der einen Wohnungsbesichtigung nicht eingeladen wurde, nach zwei erfolgten anderen Besichtigungen zwei andere Wohnung nicht bekommen hat und deshalb ohne jedes weitere Indiz glaubt (u.U. weil es dieses Phänomen ja auch tatsächlich gibt, die Presse öfter über Dgl. berichtet), er habe sie aus einem der entsprechenden Gründe nicht bekommen. In ersterem Fall ist die Sachlage eindeutig, in letzterem Fall nicht.

Die Erwägungsgründe, warum jemand keine Wohnung, einen bestimmten Job oder auch nur einen Platz im Restaurant nicht bekommt, können vielfältig sein und sind i.d.R. für die betroffenen nicht (hinreichend) transparent. Ja, das ist ein Problem und ich weiß auch nicht, wie dies zu lösen ist. Jedenfalls nciht damit, dass aus einem Vorwurf bereits automatisch der Fakt des Vorgeworfenen wird. Denn es ist ebenso ein Problem, den Diskriminierungsfall als den Regelfall zu werten und jedermann dem Generalverdacht auszusetzen. Das hat anomisches Potenzial.
Und wie erwähnt, so spezifisch waren die Items ja auch gar nicht.

Als Befund der Studie bleibt lediglich, dass sich eine offenbar eine große Menge an Personen entsprechend diskriminiert fühlt und dass dieses Gefühl der Diskriminierung im Vergleich zu 2008 zugenommen hat. Es bedürfte weiterer Forschung, ob dieses Gefühl tatsächlich durch (eine Zunahme entsprechender) Diskriminierung evoziert wird oder ob hier – evtl. auch entgegen einer Zunahme faktischer Diskriminierung (diese Möglichkeit kann ja inicht salopp negiert werden) – andere Probleme dahinterstecken (z.B. systematische kognitive Verzerrungen, bedingt durch reale Erfahrungen u./o. entsprechende Berichterstattungen, Mindsets etc. – die entsprechenden Diskurse haben sich ja auch seit 2008 gewandelt).
Wobei dies keine Entweder-Oder-Frage darstellt, es geht eher darum zu differenzieren und quantifizieren, wieviele entsprechendes Wahrnehmen weil sie Betroffene tatsächlicher Diskriminierung sind und wie viele dies aufgrund anderer Gründe entsprechend wahrnehmen. Und nein, das sit keine Relativierung von Diskriminierungserfahrungen, bevor so ein Vorwurf von irgendwoher kommt, das sind die objektiven limitationen der vorliegenden Studie. Mithin, beide Phänomene sind problematisch und beide sollten entsprechend (aufklärend) angegangen werden.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Was soll denn jetzt dieses „[a]lles gelogen?“-Anhängsel?
Bitte suggerieren Sie nicht, ich würde hier irgendwen der Lüge (mal ehrlich… wtf?!) bezichtigen.

Ich wollte gerade noch meinen letzten Absatz im letzten Beitrag sicherheitshalber editieren, (a) dass ich persönlich glaube, dass die Anzahl tatsächlich von Diskriminierung betroffener personen diejenige von Personen wohl übersteigen dürfte, die de facto mglw. nicht betroffen sind, aber entsprechende Situationen etc. pauschal als rassistisch etc. motiviert wahrnehmen, und (b) dass ich ja mittlerweile immer mehrmals überlege, ob ich entsprechend informierende Kommentare wie meine ersten beiden Kommentare hier überhaupt noch verfassen soll, denn egal wie eindeutig man sich selbst gegen Diskriminierung etc. positioniert, lediglich objektive Probleme resp. (im Fall der gegenständlichen Studie) Aussage-/Interpretationsschranken thematisiert, irgendwer artikuliert trotzdem einen entsprechenden Vorwurf man würde nur relativieren oder (damit) selbst diskriminieren, mal mehr, mal weniger subtil.

Darf man fragen, wieso ich mir jetzt Ihrerseits diesen Vorwurf des Unterstellens von Lügen eingefangen habe? Was an meinen Beiträgen scheint Ihnen verdächtig?

Und die Monitor-Studie scheint ähnliche Schranken wie die Untersuchung der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung zu haben. Sie eruiert zwar auch ein paar andere Phänomene (etwa ob einige konkrete Situationen als rassistisch wahrgenommen werden), kann aber auch nicht von der Wahrnehmung von Rassismus betroffen zu sein auf eine tatsächliche rassistische Diskriminierung schließen lassen. Wie auch?
Zur Studie von Heidrun Friese läßt sich ad hoc wenig themenbezogenes schreiben, ging es ihr doch offenbar um die Analyse der Prävalenz u.a. rassistischen Denkens in der Gesellschaft. Wo hätte ich bezweifelt, dass dies ein (auch massives) Problem in unserer Gesellschaft ist? Das macht aber nicht aus jeder uneindeutigen Situation tendenziell oder gar de facto eine entsprechend rassistisch o.ä. motivierte Situation. Will man aus der Feststellung, dass sich dies in einer potenziellen Vielzahl von Fällen nicht eindeutig zuschreiben lässt und das eine dennoch erfolgte Zuschreibung bspw. in kogntiiven Verzerrungen, Concept Creep u.ä. begründet sein könnte, den Vorwurf der Lüge basteln? Ich habe doch explizit darauf hingewiesen, dass es ein Problem ist, wenn sich Mitmenschen diskriminiert fühlen.
Wie explizit hätte ich denn noch die Frage stellen sollen, was denn dann gesellschaftlich schief läuft, wenn so viele Mitmenschen entweder von tatsächlicher Diskriminierung betroffen sind u./o. viele sich diskriminiert, ausgegrenzt, nicht als Teil dieser Gesellschaft fühlen, wie wir diesen Menschen das Gefühl vermitteln können, voll akzeptiert zu werden?

Oder reagiere ich jetzt über?

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Vielen Dank für die weiterführenden Links. Sehr aufschlussreich.

Ich bin da ganz Ihrer Meinung.

Es ist mMn ebenso feststellbar, dass es Menschen gibt, die die Abstinenz von objektiven Nachweisen (wer auch immer die rechtmäßige und legitime Instanz für generelle Objektivität verkörpert) als Hinweis, gar als Nachweis dafür hernehmen, dass die zugrundeliegende Problematik damit ebenfalls nur marginal oder überhaupt nicht existiert.

Das erleichtert natürlich die Denkweise, Rücksicht und den Umgang mit der Problematik und den davon subjektiv Betroffenen.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie können auch Betroffenenberichte – zu Tausenden im Rahmen der Metwo-Kampagne geäußert – heranziehen.

… und finde dabei (a) Betroffenenberichte, die eindeutige Situationen von bspw. rassistischer Diskriminierung demonstrieren (ich konzediere, dass dies die überwiegende Mehrzahl der Berichte darstellt), aber auch (b) Berichte, die für Unbeteiligte (infolge der Art und Weise der entsprechenden Schilderung, bspw. infolge fehlender Hintergrundinformationen) zu opak sind, um hier eindeutig Fälle von bspw. rassistischer Diskriminierung zu identifizeren (ich konzediere bona fide, dass auch hier mehrheitlich die Lücken in den Schilderungen zugunsten der Darstellung der dann Betroffenen auzufüllen sind), wie auch (c) Berichte, die Situationen schildern, die auch (gem. der Schilderungen) für die ‚Betroffenen‘ eigtl. keine Situationen bspw. rassistischer Diskriminierung darstellen können (bspw. soetwas wie der skizzierte Fall des Nichtbekommens einer Wohnung, wo dann vom Nichtbekommen pauschal auf einen rassistischen Grund geshclossen wird, ohne dass gem. Schilderung dafür irgendwelche hinreichenden Indizien vorliegen). Und nun?
Wo wurde meinerseits bestritten, dass wir hierzulande ein Problem mit tatsächlicher rassistischer Diskriminierung haben? Wo werden die in der hier gegenständlichen Studie feststellbaren Aussage-/Interpretationsschranken durch (a) bis (c) relativiert? Mehr noch: Was hat das mit meinen beiträgen zu tun? Sie scheinen hier irgendwie der Fehlannahme zu erliegen, ich versuchte in irgendeiner Art und Weise das Problem von Rassismuserfahrungen hierzulande zu relativieren, haben ja bereits suggeriert, ich würde potenziell Betroffenen vorwerfen, dass diese lügen (und bleiben die Antwort schuldig, was Sie zu so einer Suggestion mir ggü. bewegt).

Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass aus einer Zunahme der subjektiven Wahrnehmung von Diskriminierungen aus den genannten Gründen nicht zwingend resultiert, dass diese Diskriminierungen auch de facto (entsprechend) zugenommen habe. Und ich habe Hinweise für Folgestudien skizziert, wie man das Problem „der Mauer, dass diese Erfahrungen ‚ja gar nicht bewiesen sind'“, hinreichend neutralisieren könnte, mal ungeachtet dessen, dass ich auch kein Plädoyer für die entsprechenden ‚Beweise‘ artikuliert, sondern für Operationalisierungen, die u.a. Störvariablen kontrollieren und damit für eine differenziertere Auswertbarkeit der Ergebnisse sorgen können sollen. In keiner Weise habe ich irgendetwas in die Richtung geschrieben, dass man hier nicht die Aussagen der Befragten nicht ernst nehmen sollte o.ä. Don’t shoot the messenger! Wobei Sie auch ganz weit daneben zielen, wenn es darum geht, was ich hier eigtl. geschrieben habe, denn:

Unser Vorschlag: Menschen mit ihren Empfindungen und Wahrnehmungen (gilt nicht nur für die mit Migrationshintergrund) einfach mal ernst nehmen – und nicht sofort in den Gegenangriff übergehen.

Wenn man die Wahl hat, entweder einen Vorwurf bzw. eine konkrete Anschuldigung so zu behandeln, als sei dies bereits der Beleg dafür, dass das Vorgeworfene einen Fakt darstellt, oder einer (anonymen) Seite der Beschuldigten (auch ohne dass diese ihre Perspektive schildern konnte konnte, was ja bereits ein Problem darstellt) meine Solidarität auszusprechen, dann… mache ich weder das eine, noch das andere, ausgehend vom Prinzip in dubio pro reo (und nein, das ist alles andere als eine Soldiarisierung mit der Seite der Beschuldigten). Wie könnte ich mich redlicherweise auch anders positionieren?

Beispiel: Als Gil Ofarim im Jahr 2021 einen Mitarbeiter des Leipziger Hotel Westin des Antisemitismus bezichtigte, wurden gleich zu Beginn der einschlägigen Diskussionen (noch vor der Verleumdungsklage gegen Gil Ofarim) die sozialen Medien mit Parteinahmen für Gil Ofarim einerseits und Parteinahmen für den anonymen Hotelmitarbeiter andererseits quasi überschwemmt. Ich habe damals in diversen (social media-)Diskussionen allerortens angemerkt, dass absolut niemand, der sich mit irgendeiner der beiden Seiten solidarisiert, irgendwelche verwertbaren Informationen über den Fall hat. Es gab zu diesem Zeitpunkt einzig den öffentlichen Vorwurf von Gil Ofarim in diesem Fall, einer Person, die allen Diskutanten eine fremde Person ist (auch wenn manch einer fälschlich meint, eine Person des öffentlichen Lebens aufgrund der Medialität dieser Öffentlichkeit wirklich zu kennen). Nachdem von Seiten der Beschuldigten der Vorwurf des Antisemitismus abgestritten wurde stand einfach nur Aussage gegen Aussage. Und nun? Auch ohne dieses Bestreiten: Was meinen Sie in so einem Fall damit, dass man hier „Menschen mit ihren Empfindungen und Wahrnehmungen […] einfach mal ernst nehmen“ solle? Entschuldigung, aber das ist eine leere Phrase, denn ich habe durchaus bereits artikuliert, dass ich diese Empfindungen und Wahrnehmungen ernst nehme. Oder wollen Sie diese Bekundung erst gelten lassen, wenn man darüber hinaus entweder verstummt oder sich bedingungslos i.d.S. solidarisiert, dass man Diskriminierungsempfindungs- und -wahrnehmungsbekundungen wie einen konkreten Beleg von Diskriminierungen behandelt? Wem wäre denn damit geholfen? Der bekundenden Person vielleicht kurzfristig, ja. Hier wird ja auch nicht dagegen argumentiert, potenziell Betroffenen nicht entsprechenden Raum zu bieten, Ihre Erfahrungen i.V.m. ihren Empfindungen und Wahrnehmungen zu artikulieren. Aber dann?
Ich habe in diesem Rahmen übrigens immer dafür plädiert, hier die Behörden ihre Arbeit machen zu lassen und sich nicht in willkürlichen Solidaritätsbekundungen für irgendeine Seite zu verstricken.

Ich wiederhole mich: Ich nehme durchaus ernst, dass sich ein gehöriger Anteil von Menschen hierzulande offenbar aufgrund der diskutierten Gründe diskriminiert fühlt und ich habe bereits geäußert, dass dies ein Problem ist. Aber – ohne das eine gegen das andere aufwiegen zu wollen – sich diskriminiert zu fühlen, ohne de facto dikriminiert zu werden einerseits und sich diskriminiert zu fühlen, weil man de facto diskriminiert wird, sind zwei unterschiedliche Phänomene, die beide das gesellschaftliche Miteinander torpedieren, die aber wahrscheinl. komplett unterschiedliche Lösungsstrategien erfordern. Diese Plädoyers „Menschen mit ihren Empfindungen und Wahrnehmungen […] einfach mal ernst nehmen“ klingen m.E. immer wie Plädoyers für eine diskursive Stagnation. Und dann?
Wie kann man denn bitte das Plädoyer für eine Differenzierung, für eine Ursachenanalyse (hier i.S.v. mehr Forschung) so verdrehen, darin einen „Gegenangriff“ und nicht ein Begehr zu sehen, Diskriminierungsempfindungen und -wahrnehmungen zu reduzieren? Dieses Verdrehen ist doch der eigtl. Geganangriff (mal abgesehen davon, dass mein Ausgangsbeitrag hier eine Erläuterung des methodischen Vorgehens der gegenständlichen Studie darstellte, nachdem Fragen in diese Richtung artikuliert wurden). Wie wollen Sie denn bitte das Problem lösen, indem Sie immerzu lediglich zuhören, die Wertigkeit der Empfindungen und Wahrnehmungen affirmieren und dann… ja, was dann?

Mein Vorschlag: Ursachenanalyse betreiben, um praktikable Ansätze von problemlösenden Maßnahmen erarbeiten zu können. Will man mir diese Positionierung ernsthaft(?!) vorhalten?

Lehrkräfte erwarten – zu Recht -, dass die Öffentlichkeit ihnen glaubt, wenn sie von einer Überlastung im Beruf berichten. Auch dazu gibt es (naturgemäß) keine harten Zahlen. Alle Versuche, die Arbeitszeit von Lehrkräften zu erfassen, beruhen auf Selbsteinschätzungen.

Der Vergleich hinkt: Erstens habe ich mich nicht gegen Selbsteinschätzungen ausgesprochen, sondern für eine erhöhte Vergleich- und Auswertbarkeit von Selbsteinschätzungen, und zweitens sind Selbsteinschätzungen zur Belastung im Beruf ein anderes Phänomen als hier das ggf. opake Agens eines Ggü. bewerten zu sollen.

P.S.:Ernsthaft, es interessiert mich wirklich, wie es zu seltsamen Interpretationen meiner Beiträge hier seitens der Redaktion kommt. Schreibe ich zu kompliziert, zu viel o.ä., so dass man den roten Faden verliert? Zu mehrdeutig (versuche ich eigtl. zu vermeiden, weshalb meine Texte auch regelmäßig umfangreicher werden)? Sorgt die massenhafte Konfrontation „mit Posts von Leuten, die die beschriebenen Probleme leugnen und ihre Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund in die Öffentlichkeit tragen wollen“, dafür, dass man im Zweifelsfall auch anderen Kommentatoren einfach ‚kritischer‘ gegenpübersteht (das wäre schade)? Soll ich in Zukunft nur noch schreiben: ‚Die Studie bietet einen interessanten Ausgangspunkt für weitere Studien, um Ansatzpunkte für eie Reduzierung der Diskriminierungserfahrungen, -empfindungen und -wahrnehmungen zu erarbeiten.‘ Das ist ja im Grunde meine Hauptaussage, aber sorry, mir ist das Engagement gg. Diskriminierung wirklich ein Anloegen, doch Diskriminierung werden wir mit so simplen Problembetrachtungen nicht in den Griff bekommen.

Last edited 11 Monate zuvor by PaPo
potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@redaktion
„…Menschen mit ihren Empfindungen und Wahrnehmungen (gilt nicht nur für die mit Migrationshintergrund) einfach mal ernst nehmen …“ – gilt das alles auch für Ostdeutsche?

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Rotdäumlinge sehen das anscheinend anders, q.e.d.!

Alex
11 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich gehöre zu den Rotdäumlingen, liebe potschemuka, weil ich einen Widerspruch darin sehe, einerseits zu sagen, dass dies „selbstverständlich“ auch für Ostdeutsche gilt, andererseits und an anderer Stelle dann aber zu behaupten, viele Ostdeutsche hätten ein Demokratiedefizit, sympathisierten nur deshalb so zahlreich mit der AfD, seien noch vom undemokratischen SED-Regime geprägt… usw.

Dagegen steht der von Ihnen zitierte Satz der Redaktion: „…Menschen mit ihren Empfindungen und Wahrnehmungen (gilt nicht nur für die mit Migrationshintergrund) einfach mal ernst nehmen …“

Ich sehe nicht, dass dieser Satz auch für die Ostdeutschen gelten soll wie behauptet, denn in Wahrheitsie werden ihre „Empfindungen und Wahrnehmungen“ ja nicht ernst genommen, sondern nur als Zeichen eines Demokratiedefizits gesehen.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Danke, genauso sehe ich das auch. Dann verstehe ich Ihren roten Daumen (1 von 3)

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Liebe Redaktion,

hier noch eine sehr interessante und aufschlussreiche ganz aktuelle Studie zur Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt:

https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-008467/p_fofoe_WP_258_2022.pdf

Außerdem finden Sie hier:

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/Expertisen/expertise_diskriminierung_auf_dem_wohnungsmarkt.pdf?__blob=publicationFile&v=6

eine ebenso aufschlussreiche Studie zur Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt von 2015.

Beide Studien gehen in ihrem Design weit über die Frage der subjektiven Wahrnehmung allein hinaus und können meiner Interpretation nach deutlich eine tatsächliche Diskriminierung in beiden Themenfeldern (Ausbildungsmarkt und Wohnungsmarkt) aufzeigen.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Richtig. Die Studie erfasst genau das, was auch die Zielsetzung ist: die „Wahrnehmungen“ und „Einstellungen“ der Bevölkerung im Hinblick auf Diskriminierung. Explizit also die subjektive Haltung der Bevölkerung. Ich sehe darin persönlich keine Schwäche der Studie, sondern eben die empirische Absicht.

Natürlich wäre es interessant zu erfahren, ob sich eine objektive Bewertung von Diskriminierung wissenschaftlich valide durchführen lässt, um diese Ergebnisse dann mit der hier wissenschaftlich festgestellten subjektiven Wahrnehmung zu vergleichen.

Nur ist objektive Bewertung selbstredend schwierig bei der Thematik von Diskriminierung.
Zunächst bleibt immer die Frage offen, wer beispielsweise die EINE „korrekte“ wissenschaftliche Definition von tatsächlicher „Diskriminierung“ bestimmt, auf welchen ENTSCHEIDENDEN „objektiven“ Kriterien diese Definition basieren soll und kann.

Ebenso ist es wissenschaftlich komplex objektive Fragestellungen zu entwickeln, die z.B. objektiv reproduzierbare Diskriminierungssituationen des gesellschaftlichen Alltags abbilden können. Auch hier ist die Frage, wer bestimmt, was die entscheidenden Situationen objektiver Diskriminierung in diesem Fall sind.

Im Umkehrschluss müsste dann auch immer die Absicht des vermeintlich Diskriminierenden objektiv bewertet werden. Diskriminierung kann in meiner Sichtweise dann nur objektiv bewertet werden, wenn auch eine objektive Absicht von Diskriminierung nachgewiesen werden kann. Auch das wird schwierig.
Bei allgemeinen rassistischen Beleidigungen oder expliziten Ausgrenzungsäußerungen ließe sich dies vielleicht ganz gut objektiv feststellen. Nur gibt es eben vielfältige subtilere Situationen von wahrgenommener Diskriminierung, deren objektive Absicht dahinter nicht oder nur schwerlich zu beweisen ist.

Zumindest gibt es bereits Studien, die zumindest die gesundheitlichen Folgen wahrgenommener Stigmatisierung (Diskriminierung) im Menschen belegen (vgl. „The Social Psychology of Stigma“ Major & Brian, 2005).

Natürlich lässt sich auch hier, wie sicherlich bei jeder objektiv festgestellten Erkrankung streiten, woher genau diese Erkrankung nachweislich im Menschen rührt.

Für eine gesellschaftliche Einordnung von Diskriminierung und dessen Folgen reicht meiner Meinung nach jedoch eine breit gefächerte subjektive Erhebung.

Denn auch die Gesellschaft ist vorrangig subjektiv geprägt.
Insofern bin ich da auch ganz bei Ihnen, liebe Redaktion, dass man vor diesem Hintergrund durchaus von einem „objektiven Befund“ sprechen kann.

Last edited 11 Monate zuvor by Fresh L
Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Hier finden Sie hilfreiche Informationen zur Definition von Diskriminierung sowie deren Formen und Merkmale:

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/was-ist-diskriminierung/diskriminierungsformen/diskriminierungsformen-node.html

Wie auch aus dem Geleitwort der Studie zu erkennen ist, ist die Studie angelehnt an das AGG und deren Definitionen. Dies geht mMn auch deutlich aus der entsprechenden Fragenauswahl und -stellung hervor.

Natürlich bleiben die Antworten trotzdem eine subjektive Wahrnehmung, egal wie objektiv die vorgegebene oder in den Fragen implizit verwendete Definition von Diskriminierung ist.

Marc
11 Monate zuvor

Jetzt wüsste ich nur gerne wie Rassismus und Diskriminierung aussieht. Geht es darum dass Leute auf Grund ihrer Herkunft von Teilhabe ausgeschlossen werden? Oder geht es darum dass Menschen gefragt haben aus welchem Land man kommt?

Marc
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das sehe ich ganz anders. Und wäre für mich keine Form von Diskriminierung oder Rassismus

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Stimmt schon, aber diejenigen, die den 100 Jahre alten (typisch deutschen) Streber-vorwurf an gute Schüler nicht weiter schlimm finden, sind ja wohl auch nicht betroffen. Dennoch wird über dieses Problem nie gesprochen: die Diskriminierung von Schülern durch andere aus solchen (nicht-rassistischen) Gründen.
Und wie viele kleine Dicke schon im Sportunterricht gehänselt wurden, wird auch nie aktenkundig gemacht, und niemand regt sich auf.

Laura
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich würde gern mal die Ergebnisse einer Studie auf Grundlage einer repräsentativen Umfrage bezüglich des Wunsches nach einem stärkeren Handeln gegen Diskriminierung allgemein sehen. Vermutlich ergäbe sie ein ähnliches Bild.
Meiner Wahrnehmung nach wird trotz zunehmender Appelle an Moral und Anstand immer mehr statt weniger diffamiert als noch vor 20 Jahren. Dieser zunehmende Widerspruch von Wort und Tat ist bedenklich und bedrückend.

DerechteNorden
11 Monate zuvor
Antwortet  Laura

Aber es geht hier doch um Diskriminierung aufgrund von Rassismus in der Schule.
Meinen Sie, dass Lehrkräfte Schüler*innen mit Migrationshintergrund diffamieren?

Hier mal ein Beispiel von meiner Schule: Ein Schüler, der Mitglied einer ethnischen Minderheit ist, hat Atteste gefälscht. Weil die Stufenleitung beim Arzt aufgrund von Unregelmäßigkeiten nachgehakt hat, ist der Betrug aufgeflogen.
Unrechtsbewusstsein NULL. Stattdessen wurde der Stufenleitung Rassismus vorgeworfen. Das alles mit Anwalt usw.
Würde man diesen Schüler fragen, würde er auch sagen, er wäre diskriminiert worden.

Last edited 11 Monate zuvor by DerechteNorden
Schade
11 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Vielen Dank für diesen Beitrag, DerechteNorden! Genau das erleben wir auch immer wieder. Jede noch so berechtigte Kritik wird als rassistisch bezeichnet, eigene Selbstreflektion und Unrechtbewusstsein:0 Auch Eltern und teilweise sogar Großeltern unterstellen allen beteiligten Lehrkräfte permanent Rassismus, egal ob es um die Benotung oder um Bestrafung bei Fehlverhalten/Gewalt etc. geht. Es verwundert nicht, dass eben diese Kinder andersrum meist gar nicht zimperlich mit herabsetzenden Ausdrücken aller Art um sich werfen und Mitschüler anderer Religionen, Nationen, sexueller Orientierung etc. verächtlich behandeln. Ich finde es äußerst wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen sich mit Respekt und Toleranz begegnen. Jedes Bemühen darum unterstütze ich bedingungslos. Aber diese teilweise sehr verzerrte Rassismus-Debatte bei Ausblendung aller anderen Faktoren, die das Zusammenleben schwierig machen, ermüdet mich.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Meinen Sie, dass Lehrkräfte Schüler*innen mit Migrationshintergrund diffamieren?“

Leider ja. Ich habe, wie alle hier, auch dazu keine empirischen Studien, sondern kann, wie Sie mit Ihrem Beispiel, nur anekdotische Erfahrungen wiedergeben.

In einem Unterrichtsgespräch an einem Gymnasium wechselte der Unterrichtsinhalt zum Thema Drogenhandel. Daraufhin kommentierte die Fachlehrkraft in Richtung eines Schülers mit Migrationshintergrund schmunzelnd: „Ahmad, das ist doch Dein Spezialgebiet!“

Der betroffene Schüler beschwerte sich bei der Oberstufenleitung über das Verhalten der Lehrkraft. Antwort war, die Lehrkraft hätte nur Spass gemacht und das sei eben ihr Humor.

Ob mit der betreffenden Lehrkraft noch ernsthaft und kritisch über das Verhalten gesprochen wurde, kann ich leider nicht sagen.

Sicherlich könnte diese anekdotische Erfahrung (genau wie jede andere hier im Forum geäußerte) erstunken und erlogen sein oder sie könnte die einzige in den Gymnasien ganz Deutschlands sein. Ich persönliche, glaube dies jedoch beides nicht.

Auch aus Gesprächen in Kollegien höre ich schon häufiger als einem lieb sein kann eine „besondere“ Sicht auf Lernende mit Migrationshintergrund heraus. Mal unterschwellig, mal explizit.

Diese Sicht speist sich wiederum ebenso aus den jeweiligen eigenen subjektiven Wahrnehmungen im Umgang mit den betreffenden Lernenden.
——————-

„Würde man diesen Schüler fragen, würde er auch sagen, er wäre diskriminiert worden.“

So wie sich Ihr Beispiel liest, ist dieser Vorwurf des Lernenden sicherlich haarsträubend.
Auf der anderen Seite wissen wir nicht, warum gerade beim Lernenden mit Migrationshintergrund Unregelmäßigkeiten entdeckt wurden und dann besonders nachgehakt wurde.

Gehen wir denn davon aus, dass andere Lernende keine Atteste fälschen oder teilweise sogar durch guten Kontakt der Eltern mit Ärzten Atteste nach Bedarf ausgestellt bekommen?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass vor Allem Lernende mit Migrationshintergrund, so absurd es klingen mag, sogar beim Täuschen Nachteile haben, sei es wegen fehlender Sprachkenntnisse, fehlendem Wissen über interne schulische Abläufe und Strukturen oder aufgrund der gesellschaftlichen Stellung der eigenen Familie und Eltern.

Einer meiner Lernenden konnte aufgrund von diversen Schwierigkeiten bei seiner Ankunft in Deutschland keinen Antrag zur Ablegung der Muttersprachenprüfung einreichen. Somit war er verpflichtet Englisch als abschlussrelevantes Fach zu belegen und dort seine Sprachprüfung abzulegen.
Nur kann dieser Lernende nicht ein einziges Wort Englisch, und ich meine „KEIN einziges Wort“.
Er hatte noch nie Englischunterricht in seinem Heimatland. Den Lernstand für den Abschluss zu erreichen: absolut utopisch.

Jede Englischstunde war und ist eine Qual für ihn, Tests und Klassenarbeiten eine Tortur mit tagelanger Angst davor.

Auch dieser Lernende hat aus diesem Grund Atteste gefälscht, weil er psychisch daran kaputt geht. Die Atteste waren sehr sehr schlecht gefälscht und zeigten im Grunde nur die Hoffnungslosigkeit.

Denn das Schulamt und die Prüfungsordnung sagt, er MUSS Englisch im Abschluss belegen.
Es gibt keine Ausnahme, denn er hätte ja die Ablegung der Muttersprachenprüfung beantragen können.

Dieser Lernende hat nun keine andere Wahl als zumindest die Englischprüfung abzuwählen.
Nur hat er deshalb eben nicht die Wahlfreiheit wie alle anderen Lernenden, ein Fach seiner Wahl abzuwählen, was ihn im Grunde zusätzlich benachteiligt.
Das ist für mich, zwar keine absichtliche, aber dennoch Diskriminierung gegenüber diesen Lernenden mit Migrationshintergrund.

Somit wird er meiner Meinung nach auch doppelt und dreifach bestraft, weil er mit Migrationshintergrund von außen in das deutsche Schulsystem hineingezwängt wurde. Was natürlich gegenüber Lernenden mit Migrationshintergrund wohlwollend gemeint, aber eben teilweise völlig unangemessen realisiert wird und besondere Schwierigkeiten dieser Lernenden nicht immer berücksichtigt werden.

Auch hier gehe ich davon aus, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, und am Ende hoffentlich das Wohlwollen der entsprechenden Fachlehrkräfte dazu führt, dass die betroffenen Lernenden dann noch ihre nötige 4 im Abschlusszeugnis bekommen.

Was unter Umständen dann wiederum dazu führt, dass daraus, aus einer eingeschränkten Sicht nachvollziehbar, der Vorwurf der Bevorzugung von Lernenden mit Migrationshintergrund erwächst.

Ein Teufelskreis.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Aber das Mobbing als „Streber“ betrifft direkt und praktisch ausschließlich die Schule, wird hier bei n4t aber nie thematisiert. Das sind bestimmt mehr Betroffene als „queer“.

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Nee, in Prozent gibt es eher mehr Queere, als Streber – zumindest an Oberschulen. An Gymnasien sind Streber wohl eher keine unterdrückte Minderheit. Da gilt so ein Leistungsdruck, dass wohl eher den Strebern nachgestrebt wird.
Mein Sohn an der Oberschule wurde auch anfangs etwas gehänselt (nicht gemobbt). Es ist aber so, dass Streber am Ende auch Gewinner sind und nicht „benachteiligt“ oder „hilflos“, deshalb hinkt Ihr Vergleich etwas. Unser Klassenlehrer hat das sehr gut gemacht. Er hat meinem Sohn erlaubt den Anderen mal zu helfen und sich „ins Bockshorn“ jagen lassen, weil mein Sohn mehr wusste als er. Das fanden die Anderen dann cool, dass ein Schüler was „besser“ wusste als der Lehrer und dann haben sie ihn auch wertgeschätzt oder ihm sogar nachgeeifert. Ärgern war dann eher nur noch so ein necken. Und jetzt im Abschlußjahr sind noch mehr „Streber“ dabei. Vor allem Mädchen mit Migrations Hintergrund!

Sascha Kalle
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Zum einen stimmt es hoffentlich nicht, dass „Streber“-Sprüche von Lehrkräften nicht kommentiert werden. Zum anderen wird eine Diskriminierung nicht besser, nur weil es noch viele andere Formen gibt.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Zwar halte ich nicht viel davon, in solchen Diskussionen Minderheiten gegeneinander aufzuwiegen, aber lassen wir die Hinzunahme anderer Minderheiten als valides Argument zu.

Dann müssen wir mMn auch den Umstand in Betracht ziehen, dass Lernende mit Migrationshintergrund immer auch zusätzlich Teil der anderen von Ihnen aufgezählten Minderheiten sein können und sind.

Es gibt „Dicke“ und vor Allem auch „Strebsame“ unter den Lernenden mit Migrationshintergrund. Zumindest zeigt meine persönliche Erfahrung, dass häufig Lernende mit Migrationshintergrund besonders „strebsam“ im Unterricht und beim Lernen sind.
Auch hier sei festgestellt, es gibt natürlich auch die weniger strebsame Fraktion.

Fazit ist jedenfalls, dass Lernende mit Migrationshintergrund somit doppelter und dreifacher Diskriminierung (dicke, strebsame Migranten) ausgesetzt sein können.
Lernende ohne Migrationshintergrund im direkten Vergleich dann nur maximal zweifach (dicke, strebsame).

Hinzukommt, dass Lernende ohne Migrationshintergrund, die aufgrund der Körperfülle oder der Strebsamkeit diskriminiert werden, dann Lernende mit Migrationshintergrund als Zielscheibe von Diskriminierung auserwählen könnten, um die eigenen Diskriminierungserfahrungen zu kompensieren, da das Kriterium „Migrationshintergrund“ hier der Unterscheidungsfaktor ist.

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Der Kontext kann hier Welten ausmachen!

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Vielleicht sollte man insofern differenzieren, dass die Frage selbst nicht diskriminierend gemeint ist. Der Effekt der Frage jedoch vor Allem im Kontext diskriminierend sein kann.

Wenn in einer Gruppe von drei deutschen Menschen ohne vermeintlich sichtbaren Migrationshintergrund und einem Deutschen mit vermeintlich sichtbaren Migrationshintergrund beim Treffen mit einem Unbekannten fünften Menschen, dieser alle drei ohne vermeintlich sichtbaren Migrationshintergrund nach dem Ort in Deutschland aber den anderen nach dem Herkunftsland fragt, ist das subjektiv wie objektiv diskriminierend.

Es ist sicherlich auch total wertfrei und neugierig gefragt und überhaupt nicht diskriminierend beabsichtigt.

Es ist jedoch objektiv diskriminierend, weil man die Herkunft (und somit die Art der Frage) anhand von äußerlichen, ethischen oder anderen vermeintlichen Herkunftsmerkmalen festlegt und dieser Person zunächst per se die deutsche Herkunft gegenüber den anderen drei Personen nicht in Betracht zieht.

Das mag ein natürliches Verhalten sein, bleibt jedoch objektiv diskriminierend.
Ich finde das darf man durchaus hinterfragen.

Ich glaube nämlich von dort ist auch die unterschwellige Diskriminierung durch die Polizei bei spontan Kontrollen nicht mehr weit. Wenn beim Racial Profiling teilweise Menschen mit vermeintlich sichtbaren Migrationshintergrund nach dem Ausweis gefragt werden, andere Personen ohne dieses vermeintlich sichtbare Merkmal jedoch nicht.

Vielleicht kann die frühe Bewusstmachung dieser Effekte bei Kindern verhindern dass sie diese unterbewusst im späteren Berufsleben anwenden, wie beispielsweise beim Racial Profiling.

HerrWirfHirnVomHimmel
11 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Und wieder die selben, die das hier immer relativieren und in Zweifel ziehen. Ich schäme mich für solche Kollegen.

447
11 Monate zuvor

Und ich persönlich hätte 13mal lieber einen Carsten60 als Lehrer gehabt (und hatte GLÜCKLICHERWEISE auch einige davon), so dass ich viel gelernt habe, dadurch gute Abschlüsse erreichen konnte und als erstes Mitglied meiner Familie ein echtes Studium beenden konnte. Ohne krumme Wege und Sonderbonus.

Wie die pädagogischen Auswirkungen davon aussehen, am laufenden Band Konsequenz, echtes Lernen von Inhalten und „etwas schaffen“ mit „Diskriminiiiieeeerung!“ zu verwechseln – das sehe ich als Lehrer jeden Tag.
Und natürlich sage ich nichts, denke mir meinen Teil und versuche da nebenbei was zu retten, wo das noch möglich ist.

Viele Grüße von einem Migrantionshintergründler.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  447

„am laufenden Band Konsequenz, echtes Lernen von Inhalten und „etwas schaffen“ mit „Diskriminiiiieeeerung!“ zu verwechseln “

Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass irgendwer diese von Ihnen genannten selbstverständlichen pädagogischen Aspekte mit Diskriminierung verwechselt. Für diese Aussage, hätte ich gerne einmal Nachweise und Beispiele, wenn das möglich ist.

In erster Linie wird meiner Erfahrung nach intransparentes und unkalkulierbares pädagogisches Verhalten der Lehrenden, unausgeglichene und subjektive Bewertungsmassstäbe von Lehrkräften und unterschiedliche Behandlung von Lernenden mit Diskriminierung verwechselt.

Das geht in diesen Fällen übrigens jeder lernenden Person an der Schule so, wenn sie dieses Verhalten sich selbst gegenüber bei Lehrkräften wahrnimmt. Ganz unabhängig davon, ob die lernende Person einen Migrationshintergrund hat oder nicht.

Last edited 11 Monate zuvor by Fresh L
Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

Was ist mit den ganzen nicht lernenden Personen in der Schule? Dazu dürfte mindestens die leistungsschwächere Hälfte der gesamten Schülerschaft sein.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Das ist meiner Ansicht nach ein sehr pauschalisierendes und vorurteilsbehaftetes Urteil von Ihnen.

Warum sollten Leistungsschwächere grundsätzlich „nicht Lernende“ sein?

Bei dieser von Ihnen dargestellten Einstellung stellt sich mir die Frage, ob Sie eine Lehrkraft sind?

Die Motivation zum Lernen oder der Akt des Lernens hängen nicht vom Leistungsstand ab.
Die Lerneffektivität und Unterstützung beim Lernen kann natürlich unterschiedlich sein.

Jedenfalls sehr schade, dass Sie so eine verallgemeinernde und undifferenzierte Sichtweise haben.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Jetzt wüsste ich nur gerne wie Rassismus und Diskriminierung aussieht. „

In Bezug auf die Studie, die die subjektive Wahrnehmung von Diskriminierung im Allgemeinen als Ausgangspunkt hat, ist Ihre Frage mMn irrelevant.

Denn es geht darum, ob die Betroffenen Diskriminierung allgemein subjektiv wahrnehmen, also entsprechend der jeweils eigenen subjektiven Definition. Zusätzlich wird nur der subjektiv angenommene Grund kategorisiert.

Falls Betroffene für sich die „Frage nach dem Land“ als Diskriminierung subjektiv wahrnehmen und einmal danach gefragt wurden, antworten diese Personen mit „Ja“ und geben den subjektiv angenommenen Grund an. Vermutlich ist es auch hier die Herkunft, Nicht-weiß-sein oder ähnliches.

Falls die Betroffenen sich nicht durch die „Frage nach dem Land“ subjektiv diskriminiert fühlen und schonmal danach gefragt wurden, antworten sie eben „Nein“.

In beiden genannten Fällen gibt es darüberhinaus u.U. weitere Situationen, in denen Diskriminierung für die einen oder anderen Betroffenen unabhängig voneinander subjektiv wahrgenommen wird oder auch nicht und dann mit „Ja“ oder „Nein“ geantwortet wird.

Eine exakte, wie auch immer objektiv ausformulierte Definition von Diskriminierung würde in dieser Studie zum subjektiven Empfinden von Diskriminierung zu Verzerrungen führen und keine realen Ergebnisse abbilden.
Denn es soll und kann in dieser Studie ja keine objektiv tatsächliche Diskriminierung untersucht werden, sondern ausschließlich die tatsächlich vorhandene subjektive Wahrnehmung von Diskriminierung.
Das kann nur valide untersucht werden, wenn die Definition von Diskriminierung offen bleibt und somit die subjektive Wahrnehmung nicht einschränkt.

HerrWirfHirnVomHimmel
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Und dafür gibt’s hier rote Daumen. So widerlich!

Fresh L
11 Monate zuvor

Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung in Gesprächen damit begründen, dass die Nennung oder Stigmatisierung der AfD im Hinblick auf z.B. Ausländerfeindlichkeit von einigen durchaus prekär und diffamierend angesehen wird.

Die AfD wird weitestgehend noch als legitime, grundgesetzlich geschützte und demokratisch wählbare Partei angesehen, die NUR offensichtliche Probleme der Gesellschaft explizit anspricht.

Explizite rechtsradikale und neo-fachistische Tendenzen innerhalb dieser Partei werden dabei oftmals ausgeblendet und relativiert.

Somit wollen sich vermutlich viele „Rechtsoffene“ aus der gesellschaftlichen Mitte hinter einer offiziell (noch) „freiheitliche-demokratisch“ Partei verstecken, um ihrer eigenen Ablehnung gegenüber Fremden Rechtfertigung zu verleihen. Die Stigmatisierung der AfD führt dann jedoch zum Verlust dieser politischen und gesellschaftlichen Legitimation.

HerrWirfHirnVomHimmel
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

Die JA wurde ja gerade wieder vom VS als rechtsextrem eingestuft und wird beobachtet. Diese Partei steht nicht auf dem Boden unserer Verfassung.

Fresh L
11 Monate zuvor

Absolut. Mir brauchen Sie das nicht erzählen.
Aber die anderen wollen es nicht hören. 😉

Mondmatt
11 Monate zuvor

Ich persönlich bin über 50, hellhäutig, Christ, in Deutschland von deutschen Eltern geboren und heterosexuell.

Jegliche Aussage wäre also falsch oder würde die Lage nur verschlimmern.

In meinem Umfeld sehe ich die erwähnte große Mehrheit die Handlungsbedarf anmahnt jedoch eher nicht. Ich sehe eher genervte Blicke.

Aber was solls. Wenn es gemacht werden muss dann deliriert es eben an die Schulen. Die haben ja Zeit.
Klemmen wir zwischen Ernährung, Demokratie, LGBTQ, Gleichberechtigung, Gesundheit usw.

Stina
11 Monate zuvor
Antwortet  Mondmatt

Vielleicht geben wir unseren Kindern einfach die „Goldene Regel“ der christlichen Ethik „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ wieder mit auf den Weg und erinnern sie, in regelmäßigen Abständen, daran, darüber nachzudenken, warum es die „Goldene Regel“ in anderen Weltreligionen wohl auch gibt.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Stina

Richtig, aber :Das sollten an 1. Stelle die ELTERN den Kindern mit auf den Weg geben. An 2. Stelle kommen dann die Schulen.

Stina
11 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Vermutlich haben Sie recht und die geistige Haltung der Eltern spielt für die Werteentwicklung der Kinder eine größere Rolle als die der Schule.

Das NACHdenken über die „Goldene Regel“ benötigt aber Zeit und die ist, zumindest gefühlt, in unserer gegenwärtigen Zeit knapp.
Elternarbeit muss gesellschaftlich wieder mehr wertgeschätzt werden, bzw. die Aufgabenaufteilung Schule/ Elternhaus wieder klarer festgelegt werden.

In Kita und Schule treffen Menschen unterschiedlicher Herkunpft aufeinander. Ich finde daher, dass es gute Orte sind, um die „Goldenen Regeln“ der Religionen zu besprechen.

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Stina

Letzteres finde ich auch. Die Kinder und deren Eltern müssen das aber auch genauso alle so sehen.

Stina
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Die „Goldenen Regeln“ beschäftigen sich mit Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber seinen Mitmenschen, sich selbst und , in einigen Religionen, auch gegenüber der Natur.
In unserer schnelllebigen und gewaltbereiten Zeit hätten sie vielleicht Potential uns alle etwas zu Besinnung zu bringen.
Glauben Sie wirklich, dass es Eltern geben könnte,die etwas gegen die Vermittlung dieser ethischen Werte hätte ?

Pit2020
11 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

@Stina
@potschemutschka

Ich kann Ihnen beiden zustimmen.

Den Durchbruch in Sachen Erfolg verspricht das dann, wenn es alle (!) Eltern machen, aber wie realistisch ist das?
Dann würde es auch keine Streitigkeiten zwischen Kindern geben, die eine ähnliche Hautfarbe haben, aber die Realität ist eine andere … und war es auch schon vor Jahrzehnten: „Wir“ biodeutschen Kinder haben uns ja früher ebenfalls mal gestritten … es ließ sich halt nicht immer verhindern.

Es haben sich früher auch gelegentlich Kinder gestritten und falls ein Außenstehender gefragt hätte, hätte der sich bestimmt gewundert: Streiten sich drei katholische Kinder mitten auf dem Schulhof!
Und wenn sich heute drei Kinder irgendeiner (eben 1) anderen Religion streiten, also alle drei derselben Religion angehören …?

Bevor jetzt die ersten aufgeregten Antworten kommen:
Gestern – ich glaube, ich habe es zuerst in der Tagesschau gehört – war auch die Rede davon, dass Juden wieder verstärkt ausgegrenzt und/oder angegangen werden, mit Worten und Taten.
Macht es einen Unterschied, ob das von Christen oder Zugehörigen anderer Religionen initiiert wird?
Für mich persönlich macht es nur in sofern einen Unterschied, als dass ich die Beleidigungen (egal von und/oder gegen wen) nur dann „richtig“ einordnen kann, wenn ich sie auch sprachlich decodieren kann. „Verstehen“ ist dann u.U. noch einmal eine andere Bedeutungsebene. (Man kann ja auch mit einem Lächeln fiese Dinge sagen.)
Leider spreche ich nicht alle Sprachen dieser Welt und – welch Glück – kenne ich nicht alle Beleidigungen dieser Welt.
Wenn auf einem Schulhof die deutsche Sprache eher selten gesprochen wird, dann kann eine Aufsicht führende Lehrkraft gar nicht alles mitbekommen.

Und damit wir uns richtig verstehen:
Niemand möchte selber ausgegrenzt werden – egal warum.
Und wenn man eine Nummer „größer“ denkt: Niemand möchte Kriege … es gibt sie aber vermutlich schon solange, wie es Menschen gibt. Und nicht wenige dieser Kriege waren – und sind – auch auf religiöse Uneinigkeiten zurückzuführen.
Natürlich gehören Konflikte und der Umgang mit ihnen zum Schulalltag, jedoch ist es illusorisch zu glauben, sämtliche Konflikte könnten bzw. müssten auch in der Schule gelöst werden, denn: Oft bringen SuS zumindest eine Konfliktbereitschaft schon mit in den Schulalltag.
Und: Nein, ich habe keine Studie dazu, lediglich mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung.

Stina
11 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

„und nicht wenige dieser Kriege waren-und sind- auf religiöse Uneinigkeiten zurückzuführen“

Und um diese Uneinigkeiten, die vermutlich mit Dogmen/Symboliken der Religionen begründet wurden, zu entschärfen, sollten vielleicht(!) die menschenfreundlichen Gemeinsamkeiten, wie z.B. die „Goldene Regel“, aber auch andere Gebote, der Weltreligionen unseren Kindern nicht vorenthalten werden.
Eben weil sie zur Selbstreflexion und Mitmenschlichkeit anregen und eine multikulti Schülerschaft verbinden können.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin zwar in einem christlichem Elternhaus aufgewachsen, habe mich aber über einige andere Religionen über „Einführungsliteratur-und Populärliteratur“ informiert. Und ich finde,dass bzgl. Wertschätzung des eigenen Selbst,den Mitmenschen aber auch der Natur gegenüber die Religionen schon etwas zu bieten haben.

Fr.M.
11 Monate zuvor
Antwortet  Stina

Richtig, es heißt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Oft wird der Zusatz „wie dich selbst“ weggelassen, obwohl er wichtig ist und das Gebot erst vollständig macht.

Mr. K
11 Monate zuvor

Diskriminierung ist nicht gleich Diskriminierung.
Ich habe dunklere Haut und schwarze Haare. Ich werde ständig von Schüler gefragt, woher ich komme oder mir wird gleich ein Heimatland angeboten. Sind sie Türke? Grieche? Syrer? Spanier? Ich empfinde das nicht als Diskriminierung, schon gar nicht wenn die Frage von Kindern kommt. Ich kann aber verstehen, wenn man sich als Betroffener davon angegriffen fühlt. Nur leider wurde ich in meinem Leben schon „richtig“ diskriminiert. Das reicht von Bedrohung und körperlichen Übergriffen bis hin zu unfassbaren Zurufen („verpiss dich in dein Heimatland. Wenn du hier schon herkommst, lern mal auf der richtigen Seite zu gehen.“ etc.)

Ich finde es problematisch, dass die Frage nach dem „echten“ Heimatland (worauf man übrigens auch einfach „Deutschland“ antworten kann ) und die anderen von mir beschriebenen echten Diskriminierungen in einen Topf geschmissen werden.

Last edited 11 Monate zuvor by Mr. K
Mr. K
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich bin erstmal erstaunt, dass die Redaktion hier sofort auf meinen Kommentar mit einer Frage reagiert, die darauf abzielt meine Meinung in Frage zu stellen. Ich möchte nicht streiten! Nur meine Sicht auf ein gesellschaftliches Thema darstellen, das mich direkt persönlich betrifft. Geht das schon zu weit? Werde ich hier gerade schon diskriminiert? ✌️

Aber mal im ernst: es ist eben sehr relevant zu unterscheiden, wenn es um Rassismus und Diskriminierung geht. Es fällt zu viel unter den Begriff Rassismus und Diskriminierung.
Es sollte doch ein sprachlicher Unterschied sein, ob jemand nach seiner Herkunft gefragt wird oder ein Migrantenwohnheim angezündet wird. So tut man den wahren Opfern keinen Gefallen!

Last edited 11 Monate zuvor by Mr. K
Mr. K
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich glaube, wir sind uns im Kern einig.

Ich hoffe, dass wir ALLE irgendwann wieder in der Lage sind aufeinander zuzugehen und unser Gegenüber zu verstehen. Dazu gehört auch, dass man seinen Mitmenschen nicht immer gleich die schlimmstmögliche Intention unterstellt.

Meine Meditations-App hat mir heute morgen gesagt: „die Intention prägt die Erfahrung“. Ich verstehe die Frage nach meiner Herkunft daher immer erstmal als neugieriges Kommunikationsangebot.

Außerdem erzähle echt gerne von meinem Heimatland, dem guten Essen und unserer so völlig anderen Kultur. Die Kinder sind auch meistens so leise, wie selten, wenn ich das tue.

Last edited 11 Monate zuvor by Mr. K
Lakon
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie hat wohl jene alte englische Dame im Umfeld des Königshauses nach der Herkunft gefragt, die man danach rausgeschmissen hat?

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Lakon

Die Hofdame Lady Susan hat, meinen Informationen nach, neben anderen Sachverhalten „wiederholt“ nach der ursprünglichen Herkunft der dunkelhäutigen Dame gefragt.

Wie ich jedoch hörte, entschuldigte sich Lady Susan bei der Dame und arbeitet wohl auch schon wieder teilweise am Hofe.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Mr. K

die darauf abzielt meine Meinung in Frage zu stellen. „

Zunächst bezweifle ich, dass mit der Antwort der Redaktion überhaupt Ihre Meinung in Frage gestellt wird.

Des Weiteren dürfen andere Meinungen doch in Frage gestellt werden.
Das ist Sinn und Zweck einer Diskussion.
Niemand braucht die Meinung eines anderen Menschen unkommentiert stehen lassen.

Es verbietet Ihnen hier ja keiner Ihre Meinung.

Es wundert mich auch, dass Sie dann sofort von „streiten“ sprechen.
Davon abgesehen kann eine Diskussion auch mal ein „Streitgespräch“ werden. Auch daran wäre mMn nichts verwerflich.

Werde ich hier gerade schon diskriminiert? ✌️“

Diesen Kommentar hätten Sie sich meiner Ansicht nach auch sparen können bzw. müssen.
So „witzig“, „ironisch“ und „spaßig“ Sie ihn auch gemeint haben. Zwei zum V gestreckte Finger machen die implizite und völlig haltlose Anschuldigung von Diskriminierung nicht besser.

Andere haben hier in den Diskussionen bereits zu recht darauf hingewiesen, wie in der Gesellschaft, auch in der Schule, immer wieder schnell und unbedacht „Diskriminierung“ gerufen wird und so das Klima vergiftet wird.

DerechteNorden
11 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Tatsächlich bin ich mir da aber nicht sicher.
Was mich etwas an dieser Diskussion stört, ist das Fehlen der Frage, ob Befragten wirklich wissen, ob sie in der Schule diskriminiert wurden oder ob sie einfach nicht einschätzen können, wie gut ihre Leistungen wirklich sind/waren..
Falls jemand eine schlechte Note bekommt, kann das ja auch daran liegen, dass diese Person einfach keine besseren Leistungen erbracht hat.
Heutzutage ist es fast normal, dass junge Menschen (mit Migrationshintergrund oder ohne) ihre Bewertungen hinterfragen. Als Argumente werden alle möglichen Gründe genannt.
Ich persönlich habe noch nie erlebt, dass sich jemand mit Migrationshintergrund bei mir wegen einer schlechten Bewertung aufgrund von Rassismus beschwert hat, ich habe allerdings von Kolleg*innen darüber berichtet bekommen. Interessant ist dabei, dass das in den allermeisten Fällen junge Menschen betraf, die besonders verhaltensauffällig und wenig leistungsbereit waren. Die schlechte Bewertung also definitiv andere Gründe hatte.

Damit will ich nicht sagen, dass es in Schulen keinen Rassismus und keine Diskriminierung gibt, jedoch sollte man viel genauere Fragen stellen bzw. die Ergebnisse solcher Studien ganz genau betrachten.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Mr. K

Ich persönlich finde es schwierig von „richtiger“ und im Umkehrschluss somit von falscher Diskriminierung zu sprechen. Oder eben von echter und dann zwangsläufig unechter Diskriminierung.

Ich denke, es wäre angebrachter von der Intensität der Wahrnehmung der Diskriminierung zu sprechen. Ansonsten tun Sie vermutlich den Menschen unrecht, die sich auch echt und richtig durch entsprechend diskriminierende Fragen diskriminiert fühlen.

Es steht für mich außer Frage, dass Sie sich zu recht von der einen Art komplett und von der anderen Art vielleicht gar nicht diskriminiert fühlen. Das schließt jedoch nicht zwangsläufig aus, dass es bei jedem Menschen so der Fall sein muss.

Wie in der vorliegenden Studien sprechen wir, so weit ich im Bilde bin, immer noch von subjektiv wahrgenommener Diskriminierung.

Stefania Kunze
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

Apropos „subjektiv wahrgenommene Diskriminierung“.
Liegt die Vermutung nicht nahe, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln geradezu misstrauisch gemacht und angeheizt werden, sich diskriminiert zu fühlen, wenn dauernd gesagt wird, Deutschland sei voller Rechtsradikaler und Rassisten, die sogar mit scheinbar harmlosen Fragen wie „Woher kommst du?“ diffamieren wollten?
Ich weiß nicht, wie es mir in einem anderen Land ginge, in dem ich täglich zu hören bekäme, dass dort viel heimliche Feindseligkeit gegen Fremde herrscht, und dass man dort immer auf der Hut sein müsste und und sich nicht täuschen lassen sollte.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Stefania Kunze

Absolut. Sozialisierung durch Gesellschaft und auch z.B. durch Sprache ist enorm beeinflussend für die subjektive Wahrnehmung. Gilt übrigens sicherlich in alle Richtungen und für alle Gruppierungen.

Der Zauberlehrling
11 Monate zuvor

Wir machen ab nächster Woche alle jeweils eine Stunde zusätzlich pro Klasse und Unterpunkt in

  • Diskriminierung/Nichtdiskriminierung
  • Geld, Geldanlage, Riskoanalyse, Aktien, ETF, etc.
  • Einkommensteuer
  • allgemeine Lebenswelt (Einkauf, Ernährung, Sex, Verhütung)
  • Heizungbau (Gas-Wasser-Sch…, also nur halt ohne Gas)
  • Klimaschutz, Sanierung, Photovoltaik, etc.
  • „Elternhaus“
  • Internetnutzung, soziale Medien, etc.

Dann wird das was. Ohne Vorgaben vom KM, denn wir können das.

Da die Kids dann nicht mehr daheim sind, entfälltauch der negative Einfluss des Elternhauses. Möglicherweise auch der positive, aber alles kann man nicht haben.

Folko Menpiepe
11 Monate zuvor

Es lohnt sich übrigens sehr, sich einmal die Studie selbst anzuschauen, denn das relativiert die Befunde dieser Zusammenfassung doch sehr. Ja, das Thema ist wichtig, aber doch eines von vielen (S. 24) und die Probleme, die die Menschen insgesamt sehen, liegen teils erheblich stärker bei anderen Gruppen, z.B. Alten oder Menschen mit niedrigem Einkommen (S. 32).

Ebenso sprechend sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Milieus: 70 % der Befragten des sog. neo-ökologische Milieus sehen eine starke oder sehr starke Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund, im Vergleich zu gut 50 % im Durchschnitt und der Mitte der Bevölkerung (S.35).

Interessanterweise haben sich gerade einmal 35 % der Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten 12 Monaten tatsächlich zumindest „manchmal“ diskriminiert gefühlt (S. 28).

Insofern wäre etwas weniger Drama hilfreich. Stattdessen sollte man der Bevölkerung mal etwas genauer zuhören, wenn man sie schon befragt, denn die öffentliche Meinung ist da differenzierter und gelassener als die veröffentlichte Meinung.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Folko Menpiepe

Danke für Ihre Interpretation der Ergebnisse.

Einige Ergänzungen meinerseits:

1) „Ja, das Thema ist wichtig, aber doch eines von vielen (S. 24)“

Absolut richtig. Deshalb finde ich es umso bemerkenswerter und hilfreich, dass die Studien-Ersteller diese vielfältige Auswahl an wichtigen Themen bei der Bevölkerung zunächst abgefragt haben und ihnen somit die Chance gegeben haben, über das zugrundeliegende Thema der Studie hinaus gehört zu werden.
Denn dieses ist ja unabhängig von vielen anderen wichtigen Themen hier die Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft.
Die marginal sicherlich auch im Kontext der Sicherungssysteme, Preissteigerungen, Extremismus, Gefährliche Krankheiten und ähnlichem zu finden ist, aber doch explizit und vorrangig in Themen wie Gleichbehandlung benachteiligter Gruppen und ähnlichem.

2) „die Probleme, die die Menschen insgesamt sehen, liegen teils erheblich stärker bei anderen Gruppen, z.B. Alten oder Menschen mit niedrigem Einkommen (S. 32).“

Auch das ist korrekt.
Nur sollte man ergänzen dürfen, dass viele Kategorien auch überlappend betrachtet werden können oder sogar inhaltlich zusammengehören.
Muslimische Personen, Personen mit ethnischen Hintergrund, fremde und nicht weiße Personen und Personen mit Migrationshintergrund können inhaltlich teilweise auch unter einer Kategorie zusammengefasst werden.
Alle diese vorgenannten Personen, die in Deutschland leben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Migrationshintergrund gemeinsam haben.

Außerdem sind Menschen mit Migrationshintergrund auch immer Teil der älteren Menschen, jungen Menschen, Menschen mit Behinderung und alle anderen Gruppen. Insbesondere auch der Gruppen der jungen Menschen, Menschen mit niedrigem Einkommen oder auch mit niedrigem Bildungsabschluss. Nicht umsonst haben wir so viele bildungstechnische Herausforderungen mit gerade jungen Migranten und den prekären Einkunftsverhältnissen derer Eltern und Familien.

Unter der Berücksichtung dieser beiden oben genannten Punkte relativiert sich im Hinblick auf die Studienergebnisse vermutlich die Sorge, dass andere Gruppierung eigentlich viel Stärker repräsentiert sind und (in dieser Studie) mehr Aufmerksamkeit bedürfen.

3) „Interessanterweise haben sich gerade einmal 35 % der Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten 12 Monaten tatsächlich zumindest „manchmal“ diskriminiert gefühlt (S. 28).“

Genau betrachtet, haben sich 35% der Menschen mit Migrationshintergrund wegen einer ethnischen Herkunft (z. B. Sprache, Name, Kultur), aus rassistischen oder antisemitischen Gründen oder wegen einer Herkunft aus einem anderen Land diskriminiert gefühlt.
Darüberhinaus haben sich Menschen mit Migrationshintergrund auch in allen anderen Bereichen diskriminiert gefühlt.
Auch hier wird die Brisanz und der negative Einfluss von geringem Einkommen, geringer Bildung und anderer Religion auf due gefühlte Diskriminierung sehr deutlich. Denn in allen diesen Bereichen fühlen sich Menschen mit Migrationshintergrund mehr diskriminiert als andere Bevölkerungsgruppen.
Die von Ihnen erwähnten 35% sind im Übrigen der höchste Wert aller Bereiche und aller Bevölkerungsgruppen.
Insofern mMn auch eine durchaus ernstzunehmende und bedeutsame Kategorie, um diese näher zu beleuchten.

4) „Insofern wäre etwas weniger Drama hilfreich.“

Weniger „Drama“ ist immer hilfreich.
Nur finde ich diesen Begriff zum einen überhaupt nicht zielführend in dieser Diskussion, weil emotional aufgeladen und polarisierend.
Zum anderen sehe ich auch überhaupt kein „Drama“ in der Diskussion zum Thema und in der öffentlichen Auseinandersetzung damit.

Wo sehen Sie im Detail ein „Drama“?

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Folko Menpiepe

Mein Eindruck von der Studie selbst ist auch, dass der Artikel nicht besonders gut dazu passt. Der Tenor besagt: es hat sich fast alles von 2008 bis 2022 gebessert. Aber alles basiert nur auf den Einschätzungen der Leute, nicht auf objektiven Daten.
Letzteres wäre eigentlich wünschenswerter. Entgegen den Klagen über die große Armut werden nur 9 % der Leute dem prekären Milieu zugeordnet. Aber auch Konsum-Materialisten und Hedonisten werden den unteren Schichten zugerechnet. Die beiden letzten Begriffe beeinflussen offenbar auch unsere Schulen. Haben wir auch Schüler, auf die das zutreffen könnte?

Nach Abb. 5 halten 68 % der Leute es für wichtig, die Zuwanderung nach Deutschland zu begrenzen. Fast ebenso viele (66 %) finden es aber wichtig, die Zugewanderten zu integrieren (wörtlich: „in unsere Gesellschaft eingliedern“). Auch in Kombination kann ich das nicht ausländerfeindlich finden. Es stößt eben alles an seine Grenzen.

Bei den Diskriminierungserfahrungen werden in Abb. 8 auch Gründe aufgelistet wie „geringes Einkommen, eine Behinderung, Lebensalter, chronische Krankheit, weil ich Kinder habe“, und in diesen Fällen ist das Ergebnis bei Migranten und Nicht-Migranten praktisch gleich. Und nur 35 % der Migranten geben ihre Herkunft als Grund an. Also sehe ich — wie Folko Menpiepe oben — keinen Grund zur Panik.

Und in der Meinung aller werden nach Abb. 9 die Muslime auch nicht mehr benachteiligt als Menschen mit Behinderungen oder mit niedrigem Einkommen. Das sollte doch den „Rassismus“ wieder relativieren. Es handelt sich eben um eine generelle Ungleichheit in der Gesellschaft („lieber reich und gesund als arm und krank“), die wird man durch noch so viele Beauftragte und Antidiskriminierungsaktivitäten nicht wegbekommen.

Ob die Einteilung in die „Sinus-Milieus“ (z.B. mit dem Konsum-hedonistischen Milieu oder dem Postmateriellen) der Weisheit letzter Schluss ist, kann man auch bezweifeln. Die Experten haben da offenbar keine Einigkeit, wie unsere Gesellschaft wirklich einzuteilen ist. Bei PISA jedenfalls wird eine andere Einteilung verwendet. Da geht es um die „Dienstklassen“ der Eltern.

PaPo
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Milieustudien sind m.E. eine durchaus sinnvolle Form des Versuchs der Strukturierung von Gesellschaft, so bilden die Sinus-Milieus gleichsam die soziale Lage und die Grundorientierung der Menschen ab und bleiben gleichzeitig permissiv. Damit sind sie Strukturierungsmodellen und -theorien wie Klassenmodellen, die die Realität hierzulande (seit Ewigkeiten) nicht mehr abbilden, Schichtmodellen (Bolte-Zwiebel; Dahrendorf-Haus; Geißler-Haus etc.), für die Dgl. gilt (der Schichtenbegriff ist erodiert) und die vornehmlich den Beruf / die Profession der Menschen als maßgebliches Strukturierungsmerkmal nutzen, deutlich überlegen. Ich finde lediglich, dass manche Milieus mit anderen Milieus Überschneidungen zeigen könnten, die dies bisher nicht tun (aber vielleicht sind diese statistisch einfach irrelevant… und dann wäre das Modell auch nicht mehr so anschaulich).

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

„Der Tenor besagt: es hat sich fast alles von 2008 bis 2022 gebessert.“

„Gebessert“ hat sich sicherlich nicht so viel in Sachen Diskriminierung, wenn man z.B. einen Blick auf aktuelle Studien z.B. zur Diskriminierung im Wohnungs- und Ausbildungsmarkt wirft.

Die Studie, genau wie der Artikel belegen nur das sich die Wahrnehmung von und das Interesse in Diskriminierung erhöht hat.
Das ist laut der Studie und des Vergleichs eine objektive empirische Tatsache.
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„Entgegen den Klagen über die große Armut werden nur 9 % der Leute dem prekären Milieu zugeordnet. Aber auch Konsum-Materialisten und Hedonisten werden den unteren Schichten zugerechnet. “

Eine richtige Erkenntnis.

Die Unterschicht, die insgesamt so um die 14% der Gesamtbevölkerung ausmacht gliedert sich auf in die oben genannten Milieus.

Das prekäre Milieu umfasst dabei z.B. überwiegend die 60-75 Jährigen meist arbeitslosen, nicht mehr tätigen oder in Rente befindlichen Menschen. Teilweise auch einfache Angestellte und ungelernte Arbeiter.

Dieses Milieu hat laut Sinus-Institut einen besonderen „Wunsch Anschluss zu halten an die Konsumstandards der breiten Mitte.“
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„Haben wir auch Schüler, auf die das zutreffen könnte?“

Das denke ich.
Hedonisten sind meiner Erfahrung nach ziemlich viele Kids.
Nach der Schule das Leben genießen, Playstation an, Handy zocken, Fussball spielen.
Teilweise wenig Blick in die Zukunft und eher im Hier und Jetzt leben.

Konsum-materialistisch sicherlich auch.
Dieses Milieu ist im Konsumverhalten stark beeinflusst von Werbung, Influencern, Social Media. Stößt jedoch durch die eigenen finanziellen und wirtschaftlichen Probleme dabei immer wieder an Grenzen.
Es dreht sich in diesem Milieu alles um Geld und Konsum, eben auch mit all den Sorgen die damit verbunden sind.
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Auch in Kombination kann ich das nicht ausländerfeindlich finden.“

Da stimme ich Ihnen auch zu.

Das wird, so weit ich verstehe, jedoch auch weder im Artikel noch in der Studie so interpretiert.

Es zeigt jedoch eindrucksvoll, dass die Bevölkerung zum einen eine erhebliche wie auch immer geartete Problematik in der Zuwanderung wahrnimmt.

Zum anderen aber auch erpicht ist, dass die bereits eingewanderten Menschen gut integriert werden, um diese wahrgenommene Problematik dadurch vielleicht zu lösen.
Denn gute Integration fördert ein positives Zusammenleben und verhindert Diskriminierung.
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„und in diesen Fällen ist das Ergebnis bei Migranten und Nicht-Migranten praktisch gleich.“

Da lese ich die Ergebnisse etwas anders.

Die Migranten sind bei fast allen genannten Gesichtspunkte trotzdem immer die Mehrheit (Mit-Mehrheit) in Bezug auf die Wahrnehmung von Diskriminierung, außer bei chronischen Krankheiten.

Wenn mehr als 1/3 aller befragten Migranten sich aufgrund ihrer Herkunft in Deutschland diskriminiert fühlen, ist das mMn schon erheblich und stellt eine Problematik dar, der weiterhin auf den Grund gegangen werden muss und das mittelfristig gelöst werden sollte.

Warum Sie persönlich eine Gefahr der „Panik“ davon ableiten, verstehe ich nicht.
Wo gibt es Ihrer Ansicht nach in der allgemeinen und auch öffentlichen Diskussion bzw. im aktiven Handeln zur Thematik eine Tendenz zur „Panik“?
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„Das sollte doch den „Rassismus“ wieder relativieren.“

Zunächst haben wir die jüdischen Menschen mit eingerechnet 5 Kategorien, die sich auf Menschen mit Migrationshintergrund beziehen, bzw. im Allgemeinen von Rassismus am stärksten betroffen sind.
Da kann und darf man meiner Sichtweise nach ganz gewiss nicht von „Relativierung“ sprechen.

Außerdem ist die Abwägung und Relativierung unterschiedlicher benachteiligter Gruppen nicht zielführend.

Jede benachteiligte Gruppe ist existent und stellt eine Problematik dar. Zunächst erstmal unabhängig von den anderen Gruppen. Auch wenn die von mir vorgenannten Kategorien inhaltlich zusammenpassen und den Rassismus-Bezug somit potenzieren.
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„Ob die Einteilung in die „Sinus-Milieus“ (z.B. mit dem Konsum-hedonistischen Milieu oder dem Postmateriellen) der Weisheit letzter Schluss ist, kann man auch bezweifeln.“

Bestimmt.
Jedoch denke ich, die SINUS-Kategorisierung kommt der aktuellen Realität am nächsten und kann detaillierte Einblicke und Vergleiche ermöglichen.

Last edited 11 Monate zuvor by Fresh L
Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

Naja, „Panik“ war nur ein salopper Ausdruck für den ständigen „Rassismus“, der gerade in Deutschland so schrecklich sein soll, dass wir sofort ein schlechtes Gewinnen haben und umsteuern sollen. Aber ein Vergleich mit Nachbarländern wird nie gezogen. Weiter oben wurde das Wort „Drama“ benutzt.

Bei dem prekären Milieu bin ich überrascht, dass das vorwiegend ältere Leute sein sollen. Hören wir nicht immer, dass es Flüchtlingen und anderen Zuwanderern sowie Hartz-IV-Empfängern hier so schlecht geht, dass sie sich nicht um ihre Kinder kümmern können? Da scheinen doch viele Jüngere dabei zu sein, auch natürlich die alleinerziehenden Mütter. Die Kinderarmut jedenfalls wird mit mehr als 9 % angegeben. „Armut“ in Kombination mit „Konsum-Materialisten“ (gibt es eigentlich auch Zuwanderer dieser Art?) ist natürlich irgendwie seltsam: Das klingt so, als wolle von denen niemand in Bildung oder sonst in die Zukunft investieren, alles Geld wird sofort ausgegeben.

Vielleicht wäre es gut, wenn über die „Hedonisten“ und die „Materialisten“ (auch unter Schulkindern) mal ausführlicher diskutiert würde statt sie pauschal als Opfer darzustellen. Es ist Mode geworden, alles und jedes, was nicht gut ist, „DER Gesellschaft“ anzulasten, individuelle Weichenstellungen scheinen keine Rolle mehr zu spielen.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Naja, „Panik“ war nur ein salopper Ausdruck für den ständigen „Rassismus“, der gerade in Deutschland so schrecklich sein soll, dass wir sofort ein schlechtes Gewinnen haben und umsteuern sollen.“

Okay. „Panik“ ist vielleicht als „salopper“ Begriff etwas überqualifiziert 😉
Genau wie „Drama“, finde ich.
Aber sei es drum.

Ich denke, der Rassismus ist nicht nur „gerade“ so imminent in Deutschland.
Er war es in der Kolonialzeit, im 3. Reich bis heute.
„Schrecklich“ war er definitiv im 3. Reich.
Heute ist er (mindestens der wahrgenommene Rassismus) mMn jedoch noch immer bedenklich.
Aber die Einschätzung und Bewertung ist sicherlich auch wieder abhängig von der subjektiven Wahrnehmung.
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Bei dem prekären Milieu bin ich überrascht, dass das vorwiegend ältere Leute sein sollen.“

Mich überrascht das überhaupt nicht, wenn ich so einen Blick auf die verfügbaren Renten von älteren Menschen werfe.
Um nur ein anekdotisches Beispiel zu nennen: Meine Mutter würde nach über 60 Jahren Arbeit und alleiniger Kindererziehung kaum über die Runden kommen, wenn Sie nicht hier bei mir wohnen könnte.
Andere haben vielleicht nicht das Glück der familiennahen Unterstützung.

Die Altersarmut war und ist ohnehin doch ebenfalls ständig im Gespräch und auf der Tagesordnung. Vor nicht allzu langer Zeit haben doch sämtliche Parteien um diese Gruppe gebuhlt. Die Renten wurden zwar teilweise ganz nett nach oben angepasst. Aber in die Mittelschicht hat es diese Menschen dadurch nun auch nicht torpediert.
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„Das klingt so, als wolle von denen niemand in Bildung oder sonst in die Zukunft investieren, alles Geld wird sofort ausgegeben.“

Da kann durchaus etwas dran sein. Vielleicht sollten man jedoch „wolle“ durch „könne“ ersetzen.

Sicherlich spielt die Prioritätensetzung auch eine Rolle.
Der Mensch aus der Ober- oder Mittelschicht kann sich vielleicht ein Fahrrad UND Schulsachen für das ganze Jahr für das Kind leisten.

In der Unterschicht wird anders priorisiert werden müssen. Da wir von den konsum-materialistischen und hedonistischen Milieus sprechen, wird dann zuerst vermutlich das Fahrrad gekauft.

Deshalb denke ich, Sie haben einen validen Punkt in Ihrer Erkenntnis, dass hier ein tieferer Blick sinnvoll ist.

Ich denke jedoch nicht, dass diese Gruppen besonders oder überhaupt als „Opfer“ stilisiert werden. Zumindest ist mir das noch nicht aufgefallen.

Wo sehen Sie das?
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Es ist Mode geworden, alles und jedes, was nicht gut ist, „DER Gesellschaft“ anzulasten, individuelle Weichenstellungen scheinen keine Rolle mehr zu spielen.“

Jedes Individuum ist auch Teil der Gesellschaft und beeinflusst diese und sich gegenseitig als Individuum.
Insofern finden sich schon immer fast alle Probleme und somit auch ihre Lösungen in der Gesellschaft.
Man sieht immer wieder in verschiedensten Themenbereichen, wie z.B. politisches Handeln nicht ohne gesellschaftliches Handeln funktioniert, zumindest in einer Demokratie. Aber auch Diktaturen werden und wurden durch die Gesellschaft aufgelöst.

Wenn die Gesellschaft die AfD wählt, bekommt sie die AfD.
Wenn die Gesellschaft die Grünen wählt, bekommt sie die Grünen.
Usw.

Gerade die individuellen Weichenstellungen werden doch durch Gleichberechtigung und Diversität gefördert.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

„Gerade die individuelle Weichenstellungen werden doch durch Gleichberechtigung und Diversität gefördert“.
Es kommt letztlich darauf an, in welche Richtung die Weichen gestellt werden, und das ist eben individuell und nicht von „der Gesellschaft“ bestimmt. Jeder kann sich so oder anders verhalten, auch in der Schule, auch, wie die Eltern ihre Kindern beeinflussen. Auch Erstklässler haben die Chance, das zu machen, was die Lehrer sagen, oder eben ständig aufsässig das Gegenteil. Entsprechend wird es hinterher um den Erfolg stehen. Aber man redet uns ein, dass ein mangelnder Erfolg die Schuld „der Gesellschaft“ ist und nicht an individuellen Weichenstellungen liegt. Wer arm ist, kann resignieren oder aber Ehrgeiz entwickeln, das zu ändern. Aus Armut verhungern muss ja wohl niemand mehr, und wenn, dann ist böswilliges Verhalten mit im Spiel.
Überall heißt es, Förderangebote werden nur zum Teil genutzt. Genau das sind solche individuellen Weichenstellungen. Die einen haben dann was von der Förderung, die anderen nicht, weil sie gar nicht erst hingingen.
Bei den Sinus-Milieus hat mich nur verwundert, dass es da ca. 10 verschiedene „Schichten“ gibt, und das auch noch 2008 und 2022 mit recht unterschiedlichen Bezeichnungen. So kurzlebig ist die Wissenschaft?

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

In Ihren Kommentaren lese ich oft eine starke Verbitterung über die Jugend heraus, sowie eine sehr einfache Gegenüberstellung von „Gut und Böse“.

Die Schule und die darin erzieherisch Mitwirkenden und nur die, die sich an diesen orientieren sind immer die Guten und alle anderen die Bösen.

Entweder die Lernenden in der ersten Klasse machen pauschal das, was die Lehrkräfte sagen oder sie sind pauschal aufsässig.

Es scheint in Ihrem Weltbild keine Abstufungen zu geben, keine Kompromisse, keine Notwendigkeit der Reflexion auf beiden Seiten.

Liege ich mit meiner Wahrnehmung richtig? Oder interpretiere ich Ihre Aussagen dahingehend falsch?
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Außerdem ist es doch keine individuelle Weichenstellung, wenn jedes Kind, laut Ihrer Logik, grundsätzlich bitte immer das machen soll, was die Lehrer sagen. Das wäre doch eher so etwas wie Gleichmachung. Oder sehe ich das falsch?

(Natürlich meine ich damit keine gesellschaftlich festgelegten Gesetze und Regeln, grundgesetzliche Ordnung, etc. Das sind einzuhaltende Grundlagen).

Zudem, ich weiß nicht, wie Sie selbst dazu stehen, wird Kindern oftmals heutzutage noch immer weitestgehend nicht zu gestanden selbst zu erkennen, welches individuelle Geschlecht sie haben. Welche Identität sie sich zugehörig fühlen. Ein sehr wichtiger Aspekt der individuellen Weichenstellung.

Dies sollte sich vielleicht erstmal ändern und den Kindern genau zugehört werden, damit sie merken, dass ihre individuellen Entscheidungen auch anerkannt und wertgeschätzt werden.

Es könnte durchaus sein, dass auch Kinder bereits merken, wenn ihre individuellen Wünsche und Entscheidungen nicht wertgeschätzt und berücksichtigt werden.

Das kann dann natürlich zu Rebellion und Aufsässigkeit führen, um den eigenen Wünschen Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Das bedeutet jedoch nicht, wie vielleicht in einem dichotomen Gut/Böse Weltbild, dass dadurch gleich automatisch alle Regeln, Anstand, Disziplin und Ordnung abgeschafft werden und Anarchie im Kinderzimmer und im Klassenraum herrscht.

Man kann und muss einen Kompromiss finden zwischen den erzieherischen und den Erwartungen der Kinder, um eine angemessene individuelle Weichenstellung bei den Kindern zu initiieren.

Einem Kind, dem zugehört wird und das mit seinen Erwartungen, Wünschen und Identität akzeptiert wird, fällt es leichter sich an die auferlegten Regeln und Vorgaben der Gesellschaft/ Lehrkräfte/ Erwachsenen zu halten und diese positiv zu reflektieren, zu verstehen und in das eigene Weltbild zu integrieren.
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Aus Armut verhungern muss ja wohl niemand mehr, und wenn, dann ist böswilliges Verhalten mit im Spiel.“

Wie meinen Sie das?
Bedeutet das, wer aus Armut verhungert, tut dies freiwillig?
Ich frage nach, weil ich Sie in dieser Hinsicht nicht falsch verstehen möchte.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

Sie interpretieren das böswillig. Nicht jeder einzelne Satz kann alles beschreiben, natürlich gibt es auch ein Verhalten zwischen den Extremen, aber auch das ist eben eine individuelle Weichenstellung. Ich habe nur Beispiele skizziert, wie lang sollen denn die Beiträge sonst werden?
Beim Verhungern dachte ich an Kindesvernachlässigung seitens der Eltern, was es leider auch gibt. Gab es nicht auch eine Meldung über eine Sekte, in der die Leute aufgefordert wurden zu hungern?
Ich finde, schwarz-weiß ist eher die Argumentation, immer „die Gesellschaft“ für alles verantwortlich zu machen, was die Individuen falsch entscheiden. Gibt es nicht so was wie den „freien Willen“ ? Bildungsaufstieg aus unteren Schichten ist mühsam, aber immer noch möglich. Der „automatische Lift“ dagegen ist und bleibt eine iIllusion.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Sie interpretieren das böswillig.“

Nein, deshalb habe ich ja noch einmal genau nachgefragt und Ihnen nichts pauschal unterstellt.
Dann gehe ich davon aus, Sie verkürzen häufiger, um die Beiträge nicht ausufern zu lassen. Okay, habe ich im Hinterkopf.
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Beim Verhungern dachte ich an Kindesvernachlässigung seitens der Eltern, was es leider auch gibt.“

Das ist leider richtig. Glücklicherweise wirklich noch Einzelfälle.
Dennoch sehe ich gerade da die aufmerksame Gesellschaft in der Pflicht. Es reicht mMn nicht aus zu sagen, die Eltern könnten ja, wenn sie wollten und wenn nicht Pech gehabt.
In den meisten Fällen eskalieren diese Situationen, weil diese Familien bereits vorher von der Gesellschaft links liegen gelassen wurden und keine konsequente und achtsame Unterstützung erfahren. Drohungen, Massregelungen, Forderungen und Strafen helfen hier nicht, sondern Integration und Wertschätzung im Vorfeld.
Meist kommt dies dann zu spät und es hilft nur noch das Herausreißen des Kindes aus der Familie, was leider immer auf Grund des Schutzes der Familie und des Zuhauses ein langwieriger und schwieriger Prozess ist, der dann eben in den schlimmen Einzelfällen zu spät kommt.
Außerdem ist das herausgerissene Kind dann mit dem Zeitpunkt des Herausreißens schon ein potenzieller Systemsprenger.
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Auch Sektenmitglieder sind meist bereits in der Gesellschaft verlorene Menschen, die leicht empfänglich waren/ sind für sektenähnliche Verführung, die ja genau auf diese Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Einsamkeit der Menschen in der Gesellschaft abzielen.
Auch hier kann eine frühzeitige Integration jedes Menschen in und durch die Gesellschaft helfen vor dem Abdriften zu schützen.
Wenn man erst in der Sekte steckt, wird es immer schwierig wieder herauszukommen. An dem Punkt erst anzusetzen, ist viel zu spät, denke ich.
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Ich finde, schwarz-weiß ist eher die Argumentation, immer „die Gesellschaft“ für alles verantwortlich zu machen, was die Individuen falsch entscheiden.

Es geht nicht darum, die Gesellschaft für Entscheidungen der Individuen verantwortlich zu machen. Es geht darum, dass die Gesellschaft nun mal in der Pflicht ist und die Macht hat, gute Entscheidungen der Individuen zu unterstützen und zu fördern, anstatt immer davon auszugehen, dass jedes Individuum das ja ganz gut alleine hinbekommt, weil ich es vielleicht auch geschafft habe.
Das läuft so nicht, dann ist das Individuum und am Ende auch die Gesellschaft verloren.
Die Menschen haben unterschiedliche Voraussetzungen und Einflüsse, die sich auf deren Entscheidungen auswirken. Die einen brauchen mehr Hilfe aus der Gesellschaft, die anderen weniger, weil sie vielleicht schon viel besser in der Gesellschaft integriert sind.
Gesellschaftlicher Stand vererbt sich nunmal auch häufig. Da wird man hineingeboren unabhängig von Intelligenz und geistigen, körperlichen Potenzial und Voraussetzungen.
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„Bildungsaufstieg aus unteren Schichten ist mühsam, aber immer noch möglich.“

Ganz klar. Das bestätigen ja auch die Statistiken. Trotzdem bleiben noch zu viele unten, auch trotz Mühe.
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Der „automatische Lift“ dagegen ist und bleibt eine iIllusion.“

Auf jeden Fall. Das wäre auch wenig sinnvoll, jeden Menschen generell und automatisch nach oben zu hieven.

Aber viele bräuchten einfach nur den richtigen Schubs in die Spur und können es dann mit eigener Kraft und Mühe schaffen oder halt trotzdem nicht, aber zumindest haben sie dann die wirkliche Chance bekommen.
Das sehe ich heutzutage leider nicht oft genug.
Es verhält sich, wie Sie in meiner Wahrnehmung ebenso beschreiben, eher oftmals nach dem Motto: „Friss oder stirb!“
Man darf und muss Menschen und vor Allem Kinder und Jugendliche fordern. Das Fördern, Zuhören und Wertschätzen darf jedoch nicht zu kurz kommen, finde ich.

Carsten60
11 Monate zuvor

Auf Seite 23 in dem Bericht steht ganz klar, dass das Thema „Gleichbehandlung“ von Benachteiligten für die höheren und gebildeteren Schichten eindeutig viel wichtiger ist als für die „‚Prekären“. Dazu passt überhaupt nicht, dass den gebildeteren Schichten immer wieder unterstellt wird, sie wollten das Gymnasium „für sich pachten“, um andere im Sinne eines „numerus clausus“ als unliebsame Konkurrenz auszuschließen. Das war vielleicht mal vor langen Jahren so, aber schon zu meiner Schulzeit wurden Kinder aus einfachen Verhältnissen freundlich aufgenommen, wenn sie die Leistungsanforderungen des Gymnasiums erfüllten und sich einigermaßen an die Regeln hielten. Das war aber eben kein Standesunterschied, sondern sozusagen einer (in heutiger Sprache) bei den Kompetenzen. Und in diesem Sinne finde ich das auch richtig.
Damals gab es noch keine nennenswerte Zahl von Migranten aus dem Ausland (wohl aber DDR-Flüchtlinge), aber die Statistiken besagen, dass heute deren Anteil an den Gymnasien recht hoch ist. Auch bei n4t gab es kürzlich einen Artikel zum Thema „Ob ein Kind aufs Gymnasium kommt, hängt nicht vom Migrationshintergrund ab, sondern …“. Das sollte beim Thema „Rassismus“ doch auch mal als positiv gewürdigt werden.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

„… Thema „Gleichbehandlung“ von Benachteiligten für die höheren und gebildeteren Schichten eindeutig viel wichtiger ist als für die „‚Prekären. …“

Stimmt.
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„… dass den gebildeteren Schichten immer wieder unterstellt wird, sie wollten das Gymnasium „für sich pachten“, um andere im Sinne eines „numerus clausus“ als unliebsame Konkurrenz auszuschließen. …“

Wer tut das? Und wo nehmen sie das wahr?

Die Durchlässigkeit nach oben ist mMn durchaus gegeben und wird meiner Wahrnehmung nach auch nicht bezweifelt oder abgestritten.

Das diverse Lerngruppen es nicht in das Gymnasium schaffen bzw. sich dort halten können liegt ja bereits in der Bildung davor oder in anderen Gesichtspunkten begründet.

Außerdem haben z.B. 2020 über 31% der Lernenden MIT Migrationshintergrund Abitur gemacht. Wohingegen nur ca. 27% der Lernenden OHNE Migrationshintergrund Abitur gemacht haben.
Das heißt unter den passenden Lernvoraussetzungen schaffen sogar mehr Lernende mit Migrationshintergrund das Abitur.

Dabei muss erwähnt sein, dass die Statistik nichts darüber aussagt, ob das einzelne Abitur in einem alleinstehenden Gymnasium oder einer GemS mit OS gemacht wurde.

Leider ist die Schere im unteren Bereich dafür umso gewaltiger.
Denn fast 12% der Lernenden MIT Migrationshintergrund hatten 2020 gar keinen Abschluss und nur ca. 2% Lernenden OHNE Migrationshintergrund.

Sie müssen jedoch meiner Ansicht nach auch konstatieren, dass das Gymnasium eine weit stärkere und mächtigere Lobby hat als andere Schulformen.

Ansonsten wäre bei der „Zusammenführung“ der drei Schulformen nicht das Gymnasium als weiterhin individuell betriebene Lehrinstitution übrig geblieben. Was ich auch aufgrund der obigen Statistik zu den Abiturienten nicht negativ werte.

Ja, es gibt auch Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe. Dennoch gibt es weiterhin alleinstehende Gymnasien, aber keine einzelnen alleinstehenden Realschulen oder Hauptschulen.
Vielleicht hätten wir entsprechend des obigen Abitur-Phänomens auch mehr Abschlussabsolventen unter den Migranten allgemein, wenn es noch einzelne Haupt- und Realschulen gäbe.

Außerdem haben Gymnasien die Freiheit nach den jeweiligen Gymnasialkriterien (die vielleicht auch als eine Art Numerus Clausus bezeichnet werden könnten) bewertete leistungsschwächere Lernende nach „unten“, also in die Gemeinschaftsschulen „abzutreten“.

Dass dies in erheblichem Masse passiert, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Schon nächstes Schuljahr bekommt allein unsere GemS eine komplette neue 7. Klasse mit ca. 30 „ausgesourcten“ Lernenden von den umliegenden Gymnasien.

Dieser „unkomplizierte“ Umgang mit leistungsschwächeren Lernenden ist in der GemS nicht möglich. Die GemS tragen jedoch die zusätzliche Last dafür.

Auch wenn ich sehe, dass die Gymnasien durch das freie Wahlverfahren der Eltern grundsätzlich ab Klasse 5 stärker frequentiert werden als früher und hier sicherlich auch eine höhere Belastung vorhanden ist.

All diese vorgenannten Aspekte verzerren vermutlich das „gleichgestellte“ Bild des Gymnasiums in der Wahrnehmung einiger ein wenig.
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„Das sollte beim Thema „Rassismus“ doch auch mal als positiv gewürdigt werden.“

Wenn der von Ihnen zitierte Artikel bereits darauf hinweist, dass der Migrationshintergrund nicht ausschlaggebend ist, ist das doch bereits ein positiver Aspekt.
Meine oben genannten Zahlen untermauern dies zusätzlich.

Last edited 11 Monate zuvor by Fresh L
Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Fresh L

„Wer tut das? Und wo nehmen sie das wahr?“
Das habe ich des öfteren hier bei n4t in der Diskussion gelesen. Sie nicht? Es ist ein (nicht-offizielles) Standard-Argument für eine einheitliche Sek I. Die „Gymnasialeltern“ wollen angeblich nicht, dass ihre Kinder zusammen mit allen anderen unterrichtet werden, weil sie lieber „unter sich“ bleiben wollen. Nicht immer (aber oft) heißt es dann, sie fürchteten die Konkurrenz der anderen, weil ihre Kinder eben doch nicht so gut sind.
So wie früher in einer Standesgesellschaft jeder Stand seine Privilegien hüten wollte. Da fürchtete der Adel irgendwann auch das aufstrebende Bürgertum, das seine Führungsrolle dann ja auch ablöste.

Fresh L
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Hier bei n4t liest man, meiner Wahrnehmung nach, so einige „nicht offizielle Standard-Argumente“. Die würde ich besser nicht als Argumentationsgrundlage heranziehen.

Jedoch habe ich das Gymnasial-Argument in der Form hier noch nicht gelesen.
So wie Sie es jedoch erläutert haben, mag die Wahrnehmung dessen bei einigen u.U. dann jedoch nachvollziehbar sein.

Nur, wie ich bereits auch mit Zahlen dargelegt habe, ist dem faktisch auch nicht so. Zumindest würde sich gemäß der Zahlen eine derartige elitäre Einstellung dann offensichtlich nicht auf den tatsächlichen Ist-Stand auswirken.

Die tatsächliche Einstellung, Haltung und Sichtweise aller Gymnasial-Eltern kann ich jedoch von hier natürlich nicht beurteilen.

Wobei, wie ich auch schon erläutert hatte, dass das Gymnasium eben dennoch eine stärkere Lobby und eine systematische Sonderstellung einnimmt mit der besseren Möglichkeit leistungsschwächere Lernende abzugeben, von der auch Gebrauch gemacht wird.

Das spielt sicherlich der Wahrnehmung einer „Elite“ etwas in die Karten.

Last edited 11 Monate zuvor by Fresh L