Kinder als Täter – und Opfer: Vermehrt Messerangriffe (auch an Schulen)

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DÜSSELDORF. Es gibt mehr Straftaten mit Messern, wie aus aktuellen Daten des Landes Nordrhein-Westfalen hevorgeht – fast die Hälfte der Tatverdächtigen sind Kinder, Jugendliche und Heranwachsende. Auch Schulen sind Tatorte.

„Was ein Messer im Schulranzen zu suchen hat, ist mir ein Rätsel“, so hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bereits im Mai erklärt. Foto: IM NRW/Ralph Sondermann

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will die Messergewalt in Nordrhein-Westfalen mit einem Zehn-Punkte-Sofortprogramm eindämmen. Es sieht unter anderem Waffentrageverbote für Intensivtäter und eine weitere Waffenverbotszone in Hamm vor. Außerdem soll nach Messertaten künftig auch der Verlust des Führerscheins drohen. Die Straßenverkehrsbehörden würden künftig informiert und könnten dann die charakterliche Eignung der Führerscheinbesitzer nach einer Gewalttat mit einem Messer überprüfen.

Zudem sind Prävention in Unterbringungseinrichtungen, Aktionstage und verstärkter Einsatz mobiler Videoüberwachung geplant. Nach Messerstraftaten soll künftig immer eine Vernehmung stattfinden und nicht mehr nur ein Anhörungsbogen verschickt werden.

Anstieg um fast 43 Prozent – auf ein Niveau, das aber nur leicht über dem vor der Pandemie liegt

Einem neuen Lagebild zufolge ist die Messergewalt im vergangenen Jahr im öffentlichen Raum in NRW um fast 43 Prozent auf 3.540 Fälle gestiegen. Nur neun dieser Fälle könnten als Anschlag bezeichnet werden. Die Gesamtzahl überstieg damit leicht das Niveau von 2019, als Messerstraftaten erstmals in der Kriminalstatistik gesondert erfasst wurden. Während der Corona-Pandemie waren die Zahlen deutlich gesunken.

Der Anteil der Messerdelikte an allen Gewaltdelikten bleibt weitgehend konstant, so berichtet der „Spiegel“. Er liegt im gesamten Zeitraum zwischen 2,0 Prozent im Jahr 2021 und maximal 3,1 Prozent im Jahr 2019. Im Jahr 2023 betrug der Anteil 2,7 Prozent. Dass sich Messertaten weitgehend im Gleichklang mit der Gewaltkriminalität insgesamt entwickeln, zeigen laut Bericht auch Analysen auf Bundesebene und aus Berlin.

NRW habe in der Statistik einen weiten Gewaltbegriff gewählt, der auch verbale Gewalt umfasst. Allein das Mitführen und „Ziehen“ eines Messers könne Todesängste auslösen, so begründete dies der Innenminister. Der Auswertung zufolge waren rund 35 Prozent der Messertaten solche Bedrohungen, weitere 35 Prozent entfielen auf gefährliche Körperverletzung und rund 18 Prozent auf schweren Raub. Etwas mehr als zwei Prozent waren versuchte und vollendete Tötungsdelikte.

Etwa zwei Drittel der Opfer blieben unverletzt, 29 Prozent wurden leicht und sechs Prozent schwer verletzt. 0,3 Prozent der Opfer starben – das waren 2023 in Nordrhein-Westfalen 15 Menschen. Die meisten Opfer von Messergewalt sind männlich (82,4 Prozent). Knapp ein Drittel (29,7 Prozent) sind Jugendliche und Heranwachsende (14 bis 20 Jahre). Kinder machten 8,4 Prozent der Opfer aus.

Fast 94 Prozent der Tatverdächtigen seien männlich gewesen, 55 Prozent waren Deutsche und 45 Prozent Nichtdeutsche. Von den nichtdeutschen Verdächtigen führten Syrer die Statistik an, gefolgt von Türken, Irakern und Rumänen. Zuwanderer wie Asylbewerber machten unter den Messer-Tatverdächtigen 18 Prozent aus.

Der durchschnittliche Messertäter ist jung und männlich – und Intensivtäter

Fast die Hälfte (47,9 Prozent) seien Kinder, Jugendliche und Heranwachsende gewesen. Straftaten mit Messern ereigneten sich im öffentlichen Raum überproportional häufig am Wochenende und in den späten Abendstunden. „Im Ergebnis: Der Durchschnitts-Messertäter ist jung, männlich und am Wochenende am späten Abend unterwegs“, sagte Reul. Gerade in diesem Bereich spielen Intensivtäter eine große Rolle, denn sie machen laut „Spiegel“ einen Großteil der verübten Taten aus. Solche Täter würden von Polizei und Sozialarbeitern seit Jahren intensiver betreut; das soll laut Konzept nun auch „verstärkt“ bei Messergewalt passieren.

„Es muss aber auch noch einen kulturellen Faktor geben, denn bei den Verdächtigen ohne deutschen Pass sind Menschen aus dem arabischen Raum öfter vertreten als Menschen aus anderen Kulturkreisen“, sagte Reul. „Das können wir faktenbasiert sagen.“ Sich zu bewaffnen habe sicherlich auch etwas mit Männlichkeitsgehabe zu tun. „Diese Art von Männlichkeit hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen.“

Er habe durchaus Verständnis, wenn Menschen in Regionen der Welt ohne funktionierenden Rechtsstaat sich bewaffnen, aber: „Es muss ihnen klargemacht werden, dass dies in diesem Land nicht notwendig ist.“ Es sei in Deutschland weder notwendig noch gewollt, mit einem Messer herumzulaufen.

Die NRW-Polizeistatistik hält fest, dass in 6,3 Prozent der Fälle Schulen die Tatorte gewesen sind

Auch an Schulen hatte es zuletzt immer wieder Angriffe mit Messern gegeben – die NRW-Polizeistatistik hält fest, dass in 6,3 Prozent der Fälle Schulen die Tatorte gewesen sind. Beispiele aus ganz Deutschland:

  • Nach einem Messerangriff mit mehreren Verletzten an einem Wuppertaler Gymnasium im Februar dieses Jahres hat vergangene Woche der Prozess gegen einen 17-Jährigen begonnen. Dem Angeklagten wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen (News4teachers berichtete).
  • An einer Schule in Berlin-Lichtenberg soll im Juni vor Unterrichtsbeginn ein 16-jähriger Jugendlicher einen 18-Jährigen mit dem Messer am Kopf und an einem Arm verletzt haben (News4teachers berichtete).
  • Bei einer Auseinandersetzung an einer Schule im Kreis Herzogtum Lauenburg hatte im Mai ein 13-jähriges Kind ein Zwölfjähriges mit einem Messer verletzt.
  • Mitte Februar verletzte ein 15 Jahre alter Jugendlicher im schleswig-holsteinischen Hohenlockstedt einen Mitschüler im Klassenraum mit einem Messer (News4teachers berichtete).
  • Anfang Februar sollen zwei junge Männer in einer Pforzheimer Schule zwei 17-Jährige mit Messerstichen schwer verletzt haben.
  • Im Januar hatte ein 18-Jähriger Schüler in einem Gymnasium im baden-württembergischen St. Leon-Rot eine gleichaltrige Schülerin erstochen (News4teachers berichtete).
  • Ende Dezember griff eine 16-Jährige eine Mitschülerin vor den Augen anderer im Klassenraum einer Grund- und Hauptschule in Cuxhaven mit einem Messer an und verletzte sie schwer (News4teachers berichtete ebenfalls).

Bereits im Mai hatte Reul eine Statistik vorgelegt, der zufolge die Polizei im vergangenen Jahr 193 Attacken mit Messern oder anderen Stichwaffen an den NRW-Schulen registrierte – ein Anstieg von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (News4teachers berichtete auch darüber).

„Seit Monaten weise ich darauf hin, dass sich was auf den Schulhöfen verändert hat“, sagte Innenminister Reul seinerzeit. „Kinder sind heute viel zu oft Täter.“ Das liege auch an den Corona-Lockdowns. “Sowas wie gesunde Streitkultur und Kräftemessen mit Gleichaltrigen ist im Lockdown zwangsläufig auf der Strecke geblieben.“ Die Polizei allein könne diese Probleme jedenfalls nicht in den Griff bekommen. News4teachers / mit Material der dpa

Gleich zwei Messerangriffe an Schulen binnen 24 Stunden! Schon jeder fünfte Jugendliche trägt ein Messer mit sich

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RainerZufall
1 Monat zuvor

“Es muss aber auch noch einen kulturellen Faktor geben”
Ja? Sind bspw. Jungen mit gut verdienendenen, gebildeten Eltern aus dem arabischen Raum öfter kriminell als ebensolche aus dem westeuropäischen?

Bisher scheint doch häufig die soziale (finanzielle) Lage eher ein Kriterium zu sein.

Aber Lob und Respekt an Herrn Reul, der sich zum Thema für Trennungsschärfe aussprach und davor warnte, polulistisches Ausländerbashing in eine ernste Gelegenheit einzubringen – TROTZ Scholz und Merz!

Cuibono
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ja? Sind bspw. autochthone deutsche Jungen mit ungebildeten Eltern, die hiet aufgewachsen sind genauso oft und schnell mit dem Messer zur Hand als ebensolche aus dem arabischen Raum?

Das wäre ja die Gegenfrage.
Bin gespannt, ob die Erwiderung durchkommt. 🙂

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann bin ich aber mal gespannt*), wie man das je in den Griff bekommen will. Für psychologische Betreuung und Therapien ist ja nicht mal genug Fachpersonal für die deutschsprachige Bevölkerung vorhanden.

*) Nein, bin ich nicht wirklich. Es wird wieder auf die üblichen Durchhalteparolen “Mühe geben, Verständnis haben, nicht spalten lassen” für alle hinauslaufen.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ich meine, es sind quasi immer Männer (jeglicher Hautfarbe)…
Ausgangssperre und Alkoholverbot für Männer würde Ihren Wunsch nach sinkender Kriminalität erfüllen 😉

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Und das lassen Sie als Rechtfertigung für den Messereinsatz gelten? Die Traumatisierung ist den Jugendlichen “aus dem arabischen Raum” äußerlich zumindest nicht anzusehen.

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Etwas Licht ins Dunkel bringen da vielleicht diverse Aussagen bzw. Texte des ev. Kinderhilfswerks “Arche”. Hier beispielhaft zwei Links, wenn es erlaubt ist:

Integration von Flüchtlingen: Arche-Sprecher befürchtet „Unruhen“ in Deutschland – WELT

https://www.kinderprojekt-arche.de/uploads/files/3bd9d4971753334ed666600d197f0ec1.pdf

Das Ganze ist ein sich selbst verstärkendes Phänomen. Da gärt eine fremde Kultur in ihrer Bubble vor sich hin und es fallen schon seitens Kindern und Jugendlichen Sprüche wie “Zuerst schneiden wir Juden die Kehle durch, dann Schwulen und zum Schluss Christen”, oder “Bald gehört euer Land uns”.

Mal ehrlich: Da kommt man doch mit Psychotherapie auch nicht mehr durch. Die müssten ja erstmal einsehen, dass überhaupt eine nötig ist.

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Haben Sie die Artikel komplett gelesen? Auch die Aussagen zur Frauenfeindlichkeit? Die Einstellung der Nahost-Jugendlichen zu den gemäßigten Moscheen, die sie “Weichei-Moscheen” nennen? Zu den Clans, die die Jugendlichen an sich binden, ehe es die deutschen Sozialarbeiter hin bekommen?

Natürlich geht es hier um eine Kultur. Und die Zitate sind nicht erfunden. Googeln Sie doch mal den Wortlaut. Oder auch: Gerne hier nachlesen:
KINDER EXTREM: “Zuerst schneiden wir Juden die Kehle durch, dann Schwulen und zum Schluss Christen!” (youtube.com) Das ist eine Aussage des Hellersdorfer Arche-Leiters Büscher.

Herzliche Grüße,

Adele Horn

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Angeheizt wir die Stimmung duch die Taten an sich. Und die Aussagen kamen eben nicht von irgendeiner Gruppierung. Sie sind diesem Kind ganz sicher auch nicht aus heiterem Himmel ins Hirn gefallen. Und können auch nicht damit relativiert werden, dass unter deutschen Jugendlichen schon genug gewaltbereite Problemfälle sind.

Wieder einmal sollen diejenigen die Nestbeschmutzer sein, die auf die Mißstände hinweisen. Das funktioniert aber mittlerweile nicht mehr. Der Rubikon ist doch längst überschritten, wenn sogar ein Mensch wie Büscher (der sich mit seinen Mitarbeitern nun wirklich extrem engagiert um diese Jugendlichen bemüht!) seinerseits Unruhen vorhersagt und einen Aufnahmestop fordert.

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Erwarten Sie im Ernst, dass Büscher diese Kinder namentlich zitiert?
Halten Sie ihn, der immerhin auch Pressesprecher der Arche ist, mit seinem Erfahrungsschatz (auch deutschlandweit) für “irgendwen”?
Oder stellen Sie alternativ seine Integrität in Frage und unterstellen ihm, dass er sich die Aussagen der Kinder nur ausgedacht hat?
Oder “bedauerliche Einzelfälle” aufbauscht? (Der Torpfosten steht!)

Eins davon muss es wohl sein? Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihre Gegenrede anders begreifen soll.

Ich verstehe Ihre Intention (= “nicht anheizen”) und respektiere sie. Bei echten Einzelfällen ist das so auch genau richtig. Ich fürchte nur, mittlerweile hat sich das Problem in Fläche und Intensität zu sehr ausgeweitet, als dass man ihm noch mit reinen Beschwichtigungen und Relativierungen beikommen könnte.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-jugend-junge-alternative-teilen-offenbar-extremistische-aeusserungen-in-chats-a-1253556.html

“und die Aussagen kamen eben nicht von irgendeiner Gruppierung. Sie sind diesem Kind ganz sicher auch nicht aus heiterem Himmel ins Hirn gefallen. Und können auch nicht damit relativiert werden, dass unter deutschen Jugendlichen schon genug gewaltbereite Problemfälle sind.”

Müssen Kinder aus dem “Deutschen Raum” sein oder beschissene Nazis: SIE entscheiden! 😉

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn
Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Wäre es jemandem geholfen, wenn man anfügt, dass Deutsche da auch mitmachen? Einige der bekanntesten Youtuber, die Jugendliche zum Islamismus bringen, sind übrigens deutsche Konvertiten.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Die machen meines Wissens 78% des Islam aus. Wollen Sie damit sagen, der Islam sei böse? 😀

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Wieso wäre da jemanden geholfen, vielleicht noch derartige Messerattacken der arabischen Kultur oder gar dem Islam
als Religion zuzuschieben ?

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ist schon heftig, wenn sich junge Menschen solcher Sprache bedienen.
https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/junge-alternative-nazi-rhetorik/?utm_source=app_share
Was jetzt? Alle und deren Eiltern einsperren? =/

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Jugendlichen kommen meist aus Failed States. Darunter kann man Afganistán zählen, Irak, Syrien teilweise. Es ist gar keiner da, der Gesetze durchsetzt. Es gilt das Recht des Stärkeren.
Mit Kultur hat das nichts zu tun, da gebe ich Ihnen Recht.
Da es hier jedoch nicht genug Personal und Ressourcen gibt, die traumatisierte Jugend der Welt zu therapieren, muss man sich vielleicht auch eingestehen:
” Wir schaffen es nicht”

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Das ist exakt auch Büschers Fazit.
Es wird bei aller Beschwichtigung gerne übersehen, dass mittlerweile überall Dolmetscher fehlen (und Geld sowieso), die Behörden überlastet sind, die Gemeinden mit den Unterkünften und der Verpflegung am Anschlag, die Wohnungsgesellschaften in der Zwickmühle, die Tafeln leer, die Psychologen auf Jahre hinaus ausgebucht, und so weiter. Geltendes Recht _kann_ nicht mehr eingehalten werden. Dieses Wissen kommt zur wachsenden Angst vor Gewalt – durch welche Altersklasse auch immer – ja noch hinzu. Ein fröhliches Weiter So wird nicht funktionieren.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Sollten wir dann nicht die Gemeinden stärken?
https://www.volksverpetzer.de/analyse/studie-aufnahme-laeuft-keiner-kriegt-mit/

Und wie kommen Sie zu der Erkenntnis – jenseits Ihrer Träume – geltendes Recht könnte deswegen nicht eingehalten werden?

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Unter anderem, weil inzwischen für mehr als 14.000 Menschen in diesem Land eigentlich ein Abschiebebeschluss vorliegt und der Staat diese Menge einfach nicht mehr schafft. Auch dass eigentlich niemand unkontrolliert über sichere Drittstaaten hier einreisen und Asyl beantragen sollte, wurde trotz aller inzwischen existierenden Probleme nicht wieder her- bzw. wieder sichergestellt. Das erodiert Vertrauen und trägt auch dazu bei, dass Leute die AfD wählen, in der Hoffnung, neue Besen würden besser kehren.

Ich kann Ihnen versichern: Ich war 2015 unter denen, die spätabends eine halbe Tankstelle leer gekauft und zum Ankunftsbahnhof gebracht haben. (Mein Wohnort war eines der großen Verteilzentren.) Auch an mehreren Demos gegen Rechts habe ich in den letzten Jahren teil genommen. Die jüngste war eine mit 30.000 Teilnehmern im Januar. Ich habe 2021 eine ansonsten ausgezeichnete Küchenfirma boykottiert und meine neue Küche woanders gekauft, weil ich einen der Angestellten gegen Flüchtlinge hetzen hörte. (“Die kommen schwanger hierher um zu ferkeln, dann ist das Blag Deutscher und der ganze Clan nistet sich hier ein!”) Ich habe in meinem ganzen Leben auch noch niemals FDP, CDU oder irgendas noch Rechteres gewählt. Werde ich auch nie tun. Aber Grüne und SPD kommen für mich in den nächsten Jahren auch nicht mehr in Frage. Auch mein Vertrauen in den Staat ist mittlerweile sehr stark beschädigt.

Man erlebt da nur noch kollektive Hilflosigkeit, gepaart mit bzw. getarnt durch immer dieselben Betroffenheitsfloskeln, Beschwichtigungen (“Nicht spalten lassen” sprich “brav die Klappe halten”) Gaslighting (“Einzelfälle! / “Wir lassen uns unseren Lebensstil nicht nehmen!”), oder gar Victim Blaming (“Die Gesellschaft hat sich nicht genug Mühe mit der Integration gegeben! Wir haben selber Schuld an der Gewalt!”)
Beim letzten Punkt fällt mir ein: Genug Mühe gegeben hat DieGesellschaft™ sich bei jungen AfD-Wählern vielleicht auch nicht. Die Notwendigkeit sozialer Integration hat nicht zwangsläufig was mit dem Pass zu tun. Aber nee, junge AfD-Wähler sind natürlich niemals irregeleitete Opfer von unverschuldeten Lebensumständen, sondern einfach nur Charakterschweine. </ironie>

Als unsere Asylgesetze beschlossen wurden, hat sich keiner der Verantwortlichen träumen lassen, dass einmal derart viele Menschen in derart kurzer Zeit ins Land strömen würden, darunter derart viele psychisch kranke und/oder extrem gewaltbereite. Ursprünglich hat man am ehesten mit verfolgten Dissidenten aus dem Ostblock gerechnet, und fehlende Fachkräfte hat man gezielt angeworben und einfliegen lassen. Zum Beispiel aus Asien für die Krankenpflege oder den Bergbau, aber auch aus Italien oder der Türkei.

Die damaligen Gesetze gehören schnellstens an die jetzige Weltpolitik angepasst, darunter übrigens auch das Handgeld an die Kaufkraft im Zielland. Alles andere ist der Bevölkerung nicht mehr vermittelbar, in Zeiten von wachsender Armut, sinkenden Reallöhnen, Rentenverfall usw. Es kann doch nicht sein, dass man Kinder-Vergewaltigern zum Abschied mal eben das Äquivalent von zwei bis drei Jahresgehältern in die Hand drückt. Auch bzw. gerade wenn klar ist, dass die Taliban ihnen die Kohle nach der Ankunft direkt abknöpfen wird. Ebenso muss die Drittländer-Regelung wieder durchgesetzt werden. Da eiert die Ampel aber auch nur herum. Wundert sich da ernsthaft noch jemand, wenn gerade junge Menschen in perspektivlosen Gegenden da wütend werden und AfD wählen? (Siehe jüngster Artikel auf N4T zu diesem Thema.) Ich bin extrem gespannt auf die Ergebnisse morgen.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

“für mehr als 14.000 Menschen in diesem Land eigentlich ein Abschiebebeschluss vorliegt […]”

Wow, das Wort “eigentlich” leistet bei Ihnen ja ganze Beinarbeit! 😀

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Stimmt. Wir sollten Sie in ihren Ländern verenden lassen und uns erst Jahre später darüber wundern, wenn sie als Drohnen des Islamisches Staates nach Europa oder Israel eindringen und Anschläge begehen – toller Plan, Chef

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

So billig. Aber wegen mir.
Wir sollten neben den Ausländern endlich alle AfD-Wähler einsperren. Die Wichser haben Lübke umgebracht, deren Rassismus als Rechtfertigung sollte nicht anerkannt werden!
Verfassungstreue ist der AfD äußerlich auch nicht anzusehen. (“Nazi-eyes”)

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Sie schreiben : “Und das lassen Sie als Rechtfertigung für den Messereinsatz gelten?”
Wer rechtfertigt hier Messereinsätze ?
Sie sind leider nicht unfassbar immer wieder als Troll hier unterwegs !

Peterchens Klo knarrt
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Am ehesten vergleichbar ist also die entsprechende Gruppe unter den ukrainischen Flüchtligen. Traumatisierende Kriegs- und Flucherfahrungen haben die auch. Wenn es keinen kulturellen Faktor gibt, sollten die Zahlen bzgl. der Messergewalt ja gleich sein. Ließe sich leicht überprüfen.

Peterchens Klo knarrt
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Daher schrieb ich auch “am ehesten vergleichbar”. Und traumatisierend ist eine Flucht wohl immer zu einem gewissen Grade. Und um Kinder und Jugendliche geht es doch gerade in diesem Artikel.

Lisa
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Kanada hat Interviews noch in den Flüchtlingslagern in Syrien und Türkei geführt und die ihnen Genehmen mit dem Flugzeug ausfliegen lassen. Nur wir in Europa nehmen halt jeden.
Natürlich ist das Rattenrennen über das Mittelmeer zynisch, dazu noch unter der Prämisse ” Wer überlebt, bekämpft in Deutschland den Fachkräftemangel” 🙁
Sollten wir es machen wie Kanada?

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

Ach was, und bei Frau Baerbock wird dann
ein großes Theater veranstaltet, wenn die
Bundesaußenministerin einige Afghanen
mit auf dem Rückflug aus Pakistan mitnimmt.
Sie legen sich alles passend zurecht, wie Sie
es eben für Ihre Argumentation brauchen.
Ganz schön trollig ist ihre Vorgehensweise..

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Lisa

“Sollten wir es machen wie Kanada?”
Auf einem anderen Kontinent leben, der mit dem Rettungsboot nicht erreichbar ist?

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Cuibono

Durchaus eine zu klärende Frage. Es könnten Traumata, Fluchterfahrungen aber am Ende auch die Kultur sein – eben dies gilt es zu untersuchen

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Cuibono

Was meinen SIE eigentlich mit “autochthone Deutsche”?

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Kartoffeln:)

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Kommen aus Amerika 😛

Indra Rupp
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wäre aber feige, auf ein Armen-Bashing auszuweichen. Da gibt’s noch die Erfahrungen mit Flucht und Diktatur ect.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Stimme Ihnen absolut zu. Aber die Kolleg*innen wünschen sich ergebnisoffene Forschung, was nicht zu verdenken ist.

Nicht, dass jemand am Ende irgendwelchen Extremist*innen auf den Leim und gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe vorgeht 😉

Hellmut
1 Monat zuvor

Es sind bald Wahlen und Reul versucht wieder Präsenz zu zeigen.

Das erinnert mich an seine “Großoffensive” von vor paar Jahren. In Wanne-Eickel ließ er mit vorheriger Ankündigung ganz medienwirksam Wohnhäuser von einer Hundertschaft Polizisten stürmen. Die stadtbekannten Aufenthaltsorte der lokalen Schwerstkriminellen wurden selbstverständlich nicht durchsucht.

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  Hellmut

Der Innenminister Herbert Reul zeigte immer Präsens,
und der Innenminister Herr Herbert Reul packte die
Probleme sachgerecht an und führte diese immer zu
einer rechtstaatlichen Lösung.
Und ihr Schlusssatz ist eine böswillige Unterstellung
mit einem abwertenden negativen Inhalt, der nicht zutrifft !

447
1 Monat zuvor

Wahlzeit ist Blinkerzeit.
Danach wird abgebogen – in die andere Richtung.

AvL
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Wo Sie persönlich hinsteuern wollen, dass wissen wir ,
aber für wen Sie arbeiten, das finden andere heraus.

AlterHase
1 Monat zuvor

“Waffentrageverbote für Intensivtäter” (steht so im Artikel)
Für die anderen nicht?

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  AlterHase

Nein, natürlich nicht. Die hat man ja mittlerweile aufgefordert, sich gut zu überlegen, ob sie den öffentlichen Raum überhaupt noch betreten wollen. Also bleiben dort wohl nur noch Intensivtäter übrig. Sie sind dann quasi unter sich. Bis nur noch einer übrig bleibt. Der wird dann abgeschoben. </sarc>

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Danke … da habe ich endlich mal wieder – trotz der bitteren Thematik – laut auflachen können.

Was auf die Ohren?

https://youtu.be/jGFIfyypFYc?si=T7skWtLZvVDpLaBh

…. wie gesagt: so bitter!

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Ausser er wehrt sich im Flugzeug, dann wird er laufen gelassen. (Klingt irre, ist aber googelbar)