Angesichts des Lehrermangels fordert die SPD-Opposition in Nordrhein-Westfalen, den Numerus clausus (NC) auf das Lehramtsstudium grundsätzlich abzuschaffen. Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dilek Engin, appellierte an die Ministerien für Bildung und für Wissenschaft, gemeinsam mit den Universitäten Wege auszuloten, damit sich mehr Hochschulen für ein Lehramtsstudium ohne NC öffneten.
Auch die Landesvorsitzende der GEW, Ayla Çelik, betonte, jeder, der den Lehrerberuf ergreifen möchte, sollte die Möglichkeit dazu bekommen: «Ein NC darf kein Hinderungsgrund sein.» Da die Studierendenzahlen rückläufig seien, sollte der Fokus beim Zugang zum Lehramtsstudium nicht auf den Noten liegen, sondern auch die Persönlichkeit und Fähigkeit berücksichtigen, Kindern und Jugendlichen in ihrem Lern- und Entwicklungsprozess empathische Begleiterinnen und Berater zu sein.
Nach Zahlen des Schulministeriums waren in NRW Anfang Juni rund 6.000 Lehrerstellen unbesetzt. Im ersten Schulhalbjahr 2023/24 ist demnach etwa jede fünfte Unterrichtsstunde ersatzlos ausgefallen. Nachdem das Schulministerium Ende 2022 ein Handlungskonzept für eine bessere Unterrichtsversorgung vorgestellt habe, habe sich die Personalausstattung der Schulen aber spürbar verbessert, hielt das Ministerium der Kritik entgegen. Seitdem seien mehr als 7.100 Menschen zusätzlich an den Schulen tätig.
Hürden senken für Ein-Fach-Lehrkräfte
Die SPD fordert dagegen neue Wege, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen und zu halten. Vor allem in den Fächern Musik, Kunst, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik müssten vermehrt Pädagogen zugelassen werden, die nur ein Fach unterrichten können, schlug Engin vor. Die Potenziale ausländischer Lehrkräfte – etwa aus der Ukraine – würden auch nicht ausreichend mobilisiert, bemängelte die SPD-Politikerin.
«Uns fehlt hier der Mut in Nordrhein-Westfalen.» Das gelte auch für die frühe vertragliche Bindung von Referendaren an eine Schule schon während ihres Studiums. Während beispielsweise Thüringen vorangehe und entsprechende Vorschläge der Kultusministerkonferenz umsetze, verharre «NRW im Warte-Modus».
Dass ein NC für Lehramtsstudiengänge nötig ist, liegt hauptsächlich am mangelnden Studienplatzangebot. Der örtliche NC, den die Universitäten in stark nachgefragten Fächern festlegen, ergibt sich aus der Konkurrenz der Bewerberinnen und Bewerber um die knappen Studienplätze. Über die Zulassung entscheidet dann in der Regel die Abiturnote, gegebenenfalls unter Berücksichtigung von Wartezeit und sozialen Gesichtspunkten.
An der Uni Wuppertal beispielsweise hatten sich zum Wintersemester 2019/2020 rund 2.200 Menschen für einen Platz im Grundschullehramt beworben, über 60 Prozent mussten seinerzeit abgelehnt werden. In ganz NRW habe es zu diesem Zeitpunkt laut Ministerium nur 2.300 Bachelorplätze gegeben. Zum Stichtag 3. Juni 2024 waren laut Personalstatistik des Schulministeriums landesweit insgesamt 6.050 Stellen unbesetzt. Am stärksten betroffen sind, wie schon seit Jahren, die Grundschulen. News4teachers / mit Material der dpa
In Deutschland fehlen Tausende Grundschullehrer – Bundesland pocht auf Numerus clausus
Interessant wäre ja mal eine Untersuchung, an wie vielen LA-Studiengängen es überhaupt einen NC gibt und wo dieser liegt. Ich habe jetzt nicht unbedingt den Eindruck gewonnen, dass es sich dabei um ein weit verbreitetes Phänomen handelt. Für die Fächer/Lehrämter mit besonderem Mangel gibt es jedenfalls an mir bekannten Universitäten deutlich weniger Bewerber als Plätze. Mag sein, dass es regional im GS-Lehramt in bestimmten Fächern Engpässe gibt, aber dann geht man eben an eine andere Universität oder wählt eine der vielen Kombinationen ohne NC, die es nach meiner kurzen Recherche u.a. in Münster, Osnabrück oder Hildesheim zuhauf gibt.
Ich weiß nicht, wie das Studium in NRW organisiert ist. Wäre aber z.B. in Hamburg eine solche Forderung aufgemacht, dann wäre zwar der Erziehungswissenschaftliche Teil NC-Frei, nicht aber jener der Fächer.
Ansonsten ist der Ein-Fach-Lehrer, wenn er nicht gerade Musik, Physik oder Mathematik hat einfach eine Fehlkonstruktion, weil nicht gut für den Einsatz planbar. Offenbar wollen das aber einige Entscheidungsträger nicht verstehen. Was
Die werden dann natürlich fachfremd eingesetzt, was glauben Sie denn? Ist ja heute schon an den meisten Schulformen außerhalb des gymnasialen Elfenbeinturms eher die Regel als die Ausnahme.
Nee nee das Argument wird sein sie haben Erziehungswissenschaften studiert sie sind somit dafür ausgebildet. Pffff wer braucht schon Fach Didaktik und Inhalte das haben sie doch auch im Studium gelernt sich selber an zu eignen.
Klar, der Universalist ist natürlich auch außerhalb der Schule ein Erfolgsmodell. Man kann nicht verstehen, warum z.B. nicht einfach der unsinnige „Facharzt“ abgeschafft wird, der kostet nur wertvolle Zeit und Geld, das besser am Patienten aufgehoben wäre: Arzt ist schließlich Arzt, bei Notfällen wird ja auch gefragt: „Ist ein Arzt hier?“ und nicht etwa „Ist ein Facharzt für Notfallmedizin an Bord?“ Jeder Arzt lernt schließlich im Studium, wie man operiert, das Narkosegerät bedient oder eine Zahnbehandlung durchführt. Und wenn nicht? Dann eben „on the Job“, nach ein paar Dutzend Fehlschlägen wird er oder sie es schon können, geht bei Lehrkräften schließlich auch (nebenbei übernehmen diese sogar völlig fachfremde Tätigkeiten: Sozialarbeiter, Psychologe, …, dann können sich die Ärzte doch glücklich schätzen, dass sie „nur“ alle ärztlichen Tätigkeiten übernehmen sollen und nicht noch gleichzeitig die Medikamente herstellen (Apotheker) oder die Diagnosegeräte (Ingenieure) bauen müssen…)
Die medizinischen Grundlagen lernt tatsächlich jeder Arzt im Studium, dementsprechend ist im Notfall eine Behandlung durch durch einen Arzt auch einer anderen Fachrichtung keiner Behandlung vorzuziehen. Und wie gesagt: Fachfremder Unterricht in der Sek I ist längst Usus. Solange es „verwandte“ Fächer sind, in die man sich aufgrund seiner akademischen Ausbildung schnell einarbeiten kann, spricht auch wenig dagegen. Wer das nicht kann, sollte an der Qualität seines Studiums zweifeln.
Bis Sekundarstufe 1 wird von Lehrern erwartet, sich in jedes Fach einzuarbeiten. Das er unter Umständen seinen Schülern nur eine Stunde voraus ist, das stört ja nicht…..
Ausnahme sind die Gymnasien.
Genau das ist dann später bei weiterführenden Schulen das Problem.
Fehlender Weitblick des „Fachlehrers“, der seinen Schülern nur eine Stunde voraus war und „sein“ Fach fachwissenschaftlich nie über ein Abitur hinaus erkundet hat.
Kardinalfehler zu Lasten der Schüler.
Nein, Grundschulmathematik kann nicht jeder unterrichten.
Ist aber doch in den meisten Ländern üblich, wie wuppen die das denn?
Wenn nicht mehr Studienplätze geschaffen werden, können am Ende auch ohne NC nicht mehr Lehramt studieren. Das ganze klingt also gut, bringt aber am Ende wenig bis gar nichts und welche Auswahlkriterien gelten dann?
Ob man mit dem NC wirklich die am besten geeigneten Personen für das Lehramtsstudium auswählt ist natürlich zu diskutieren.
Ich würde mal sagen, dass der NC generell ein sehr ungeeignetes Instrument für die Bestenauslese ist, auch in Fächern wie Medizin oder Psychologie. Diese Diskussion gibt’s übrigens schon seit Jahrzehnten. Geändert hat sich bis heute nichts, weil die deutschen Universitäten den Aufwand eines aussagekräftigen Bewerbungsverfahrens scheuen bzw. dafür keine Ressourcen haben.
In NRW liegt meist lediglich auf den Bildungswissenschaften ein NC während die Fächer überwiegend NC frei sind. für Kunst, Musik und Sport muss man eine Aufnahmeprüfung machen…
Lieber ein ausreichend langes Praktikum oder soziales Jahr in der Schule, unter realistischen Bedingungen incl. der Fächer – vor Aufnahme eines Lehramtsstudiums.
Das sorgt dafür, dass die Leute wissen, worauf sie sich einlassen.
Wer es dann macht, tut es aus Überzeugung und traut es sich auch zu.
Der NC sagt über die Eignung nun mal gar nichts aus.
Teile Ihre Meinung zum NC und die hohen Abbruchquoten bestäigen Sie.
In Heidelberg konnte man sich solche Praktika anrechnen lassen, geschadet haben sie auf keinen Fall
Wobei die Anforderungen im Fach Kunst für die Aufnahmeprüfungen in RLP enorm hoch sein sollen, sodass hier nur wenige überhaupt aufgenommen werden. Kein Wunder, dass wir keine BK-Lehrer mehr haben….
Wieso muss man das überhaupt studieren? Ich finde, jeder, der Lust hat, sollte auch Lehrer werden dürfen.
Nicht die Flinte ins Korn werfen.
Wenn Sie sich anstrengen, schaffen Sie das 🙂
Das finde ich auch, drollige Trolle würden ganz schnell das Weite suchen 😉
und zu meinem Amusement würden Sie doch sicherlich auch gerne beitragen, chic.
…..womit ich nicht sagen möchte, dass es keine Naturtalente gibt.
Sehen Sie das auch so locker bezüglich aller anderen Berufe, die einen akademischen Abschluss benötigen ?
FYI: https://de.wikipedia.org/wiki/Poes_Gesetz
„Den Numerus clausus legen die Hochschulen jedes Semester neu fest, wenn es mehr Bewerber als Studienplätze gibt. Nachdem alle Bewerbungen eingegangen sind, werden die Bewerber nach der Durchschnittsnote im Abschlusszeugnis sortiert. Danach bekommen die ersten Plätze auf der Rangliste die vorhandenen Studienplätze.“ (studycheck.de)
Der NC ist somit ein Anzeiger für die Knappheit eines Studienganges – umerus clausus = begrenzte Zahl. Viele Plätze, wenig Bewerber ==> kein NC. Wenig Plätze, viel Bewerber ==> hoher NC.
Das Abschaffen des NC löst das Problem nicht, denn die Studienplätze sind danach immer noch knapp.
Liebe SPD in NRW! Mal wieder nicht begriffen, wie es funktioniert.
52 Jahre NC und inner noch kein besseres Konzept.
Mein Vorschlag: 52 Gender-GaGa-Lehrstühle abschaffen und das Geld in vernünftige und ergebnisorientierte Studiengänge stecken, z. B. Lehramt für xyz, Wirtschaftspädagogigk, etc.
Als ich an einer PH anfing, zu studieren, gab es keinen NC, und ein Jahr später wurde er bei Note “ 2,0″ angesetzt. Tatsächlich hätten so die meisten meiner Kommilitonen gar nicht mit mir studieren können. Daher wäre es eine Überlegung wert.
Jedoch: Es gab noch keine Noteninflation. Ein Abitur mit 1,0 etwa war so selten wie ein weißer Rabe.
Der letzte Absatz ist entscheidend. Was vor 15 Jahren eine 2,5 war, ist heute in vielen Bundesländern eher eine 1,5. In Berlin gibt es beispielsweise mehrere Schulen mit einem Abiturschnitt von 1,6-1,8. Wer da eine 2,x hat, muss tatsächlich ein Minderleister sein.
Man könnte das auch pragmatisch sehen – ich probiere es mal:
1. Jeder lebende Körper vor ’ner Klasse ist weniger Vertretung, Korrektur usw. für richtige Lehrer.
2. Ein (von lokalen Ausnahmen abgesehen) System im Dauer(n/r)otbetrieb profitiert mehr von Zusatzkräften/Stundenabhaltern, als dass diese Zusatzressourcen brauchen.
3. Im Endeffekt macht (angesichts von 43 abgebrochenen Stellschrauben und 17 zerschlagenen Steuerpulten) die eine Stellschraube „NC“ den Braten auch nicht mehr fett. Es kommt schlicht nicht so wirklich drauf an.
Gesucht werden: „empathische Begleiterinnen und Berater„, also Schulbegleitungen, oder?
Und ich dachte zuerst, es ginge um Lehrer_innen.
Und, wie hier zwar schon geschrieben (aber noch nicht von mir :-D): Kein NC ist keine Lösung.
Für die Anfänger im Bildungssystem: (nur) mehr Studienplätze sind eine (von mehreren) Lösung.
Nun ja, mit DEM Vorschlag kommen sie leider ein wenig spät um die Ecke. Wir brauchen JETZT zusätzliche Lehrkräfte, nicht erst in x Jahren. Hieß es nicht erst kürzlich, man rechne in spätestens 5 Jahren wieder mit einer Lehrerschwemme, weil die Schülerzahlen dann sinken sollen?
,,, in 5 Jahren Lehrerschwemme? Ehrlich?
Dürfen dann die ältesten eher gehen???
Aber das ist sicher auch wieder eine Ente und am Ende konnte es keiner wissen, dass doch mehr Schüler da sind als alle (außer denen, die es am Ende wieder ausbaden) gedacht haben – aus Südeuropa, dem Balkan, dem Nahen Osten, dem Fernen Osten, dem globalen Süden und aus den Regionen, die Putin und Co. verwüstet hinterlassen…
„Dürfen dann die ältesten eher gehen???“
Niemals! Und nach dem Tod sitzen die entweder ausgestopft zur Nachmittagsaufsicht im Hof oder werden als Zombies wiederbelebt, um Hausis und Geld einzusammeln 😉
Naja… wir haben keine 🙁
Leute fürs Studium gewinnen, ist da meines Erachtens ein unumgänglicher Baustein.
Aber wie könnten wir noch früher welche gewinnen? Ggf. Abbruchquoten an Unis, PH und im Referendariat reduzieren… Schwierig
Der NC scheint doch das geringere Problem zu sein, als die Abbruchquoten in Studium und Ref…
Aber ganz wirkungslos ist der NC ja nicht: Wegen dem landete ich in einem anderen Bundesland – funktioniert also 😛
Man muss doch nur nach Finnland oder Singapur schauen, die wissen wie es geht. Aber dafür müsste das ganze System auf Anfang gestellt werden. Das wäre Arbeit und würde Geld und Posten kosten. Da wir keine Politiker haben, die den Mut dazu hätten, bleibt eben alles wie es ist, nämlich Murcks.
Tatsächlich ist es sinnvoll, wenn ein NC Bewerber dazu animiert, sich auf die freien Studienplätze in Deutschland zu verteilen. Ansonsten ballen sich alle in Hamburg, Berlin oder München und dass kann nun wirklich niemand wünschen.
Dem Prinzip stimme ich zu, persönlich folgte ich diesem. Kenne aber auch nicht wenige, die sich dann auf Warteliste setzen ließen =/
Gibt es Erhebungen zu sowas?
Keine Ahnung. Ich kenne aus meinem Umfeld auch beide Fälle, aber die Mehrheit hat sich zumindest an mehreren Universitäten beworben.
Ich verstehe diesen Ansatz nicht. Ich dachte, das eigentliche Problem sei die zu geringe Anzahl der Studienplätze, gepaart mit einer hohen Abbrecherquote?
An welcher Stelle brechen die Kandidaten denn ab? Noch im Studium? Vor, im oder nach dem Referendariat? Oder wie, oder was? Müsste man nicht vielmehr an diesen Punkten ansetzen, damit man nicht halb oder dreiviertel ausgebildete Lehrer auf die letzten Meter noch verliert? Das ist doch Ressourcenverschwendung hoch drei, für alle Beteiligten. Was soll da die Beseitigung des NC bringen?
In naher Zukunft wird sich die Anforderung an einzustellende Pädagogen auf die Fähigkeit beschränken, den Eingang zum Schulgebäude zu identifizieren und erfolgreich hindurchzusteuern.
…und gute Noten zu vergeben, ganz wichtig.
…..mit handynavi alles kein Problem 🙂
Naja ohne NC werden halt auch nicht mehr Studenten angenommen als Plätze da sind. Dies bedeutet man braucht mehr Plätze und der NC ist gar nicht so entscheiden bzw. sinkt automatisch. Im übrigen wenn man dann immer noch 50% Verlust im Studium hat kommen da nicht mehr Referendare bei raus und wenn dort auch wieder etliche abbrechen dann gibt es auch am Ende nicht wirklich viel mehr Lehrkräfte. Aber hey klingt doch so nett und kostet nix kann man also machen.