Mecklenburg-Vorpommern reformiert das Lehrerstudium, um den Bedarf an jungen Pädagogen im Land künftig besser decken zu können. «Wir können es uns nicht mehr leisten, dass bis zu 70 Prozent der Studierenden, die gern Lehrer oder Lehrerin werden möchten, im Laufe ihres Studiums abbrechen oder in ein anderes Fach wechseln», sagte Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) zur Begründung.
Zuvor hatte das Kabinett auf seiner turnusmäßigen Sitzung in Schwerin dem Gesetzentwurf zugestimmt, der nun mit den Fachverbänden beraten werden soll. Danach wird er dem Landtag zur Beratung zugeleitet, der voraussichtlich im Mai 2025 darüber abstimmen wird.
Vor allem hohe universitäre fachliche Anforderungen und eine zu geringe Praxisanbindung führten laut Martin in der Vergangenheit dazu, dass viele Lehramtsstudenten vorzeitig das Handtuch warfen. Von jährlich etwa 1.250 Studienanfängern in MV würden weniger als die Hälfte bis zum ersten Staatsexamen durchhalten.
Die Studiengänge für Gymnasial- und Regionalschullehrer werden zusammengelegt
Das soll sich mit dem neuen Gesetz ändern. Zudem sollen die Studiengänge für Gymnasial- und Regionalschullehrer zusammengelegt werden. Das war im Vorfeld bei der Opposition auf massive Kritik gestoßen. Laut Martin sorgte die Zusammenlegung in anderen Bundesländern bereits für mehr Zuspruch und bessere Studienergebnisse. Den Vorwurf, Rot-Rot wolle in MV das Gymnasium abschaffen, wies die Ministerin entschieden zurück.
Laut Martin fehlen bis 2030 dem Land Mecklenburg-Vorpommern etwa 2.600 Lehrkräfte und auch für die Jahre danach sei ein Mangel prognostiziert. Sie räumte ein, dass die Gesetzesänderungen zum Großteil erst später ihre volle Wirksamkeit erreichen. Doch gebe es auch Änderungen wie etwa in der Berufsschullehrer-Ausbildung, die schneller wirken. Insgesamt wolle das Land bis 2030 den beiden Universitäten in Rostock und Greifswald zusätzlich 25 Millionen Euro zur Umsetzung der Reform im Lehramtsstudium bereitstellen. News4teachers / mit Material der dpa
Nach dem Lehramtsstudium ins Referendariat? Jeder fünfte Absolvent entscheidet sich dagegen
“Vor allem hohe universitäre fachliche Anforderungen und eine zu geringe Praxisanbindung führten laut Martin in der Vergangenheit dazu, dass viele Lehramtsstudenten vorzeitig das Handtuch warfen.”
War das Studium vorher einfacher und praxisnäher oder ist der durchschnittliche(!) Studienanfangende (sic!) dümmer geworden? Wohl kaum.
Meine Interpretation: Die Studierenden sind einfach informierter als vorher und wissen besser, was sie nach dem Studium erwartet. Mit dem richtigen(!) Studienfach ist auch ein Bachelor für viele mittlerweile attraktiver (unter Berücksichtigung von Karriereperspektiven auch finanziell, man darf nicht nur die “Einstiegsgehälter” betrachten) und natürlich praxisnäher. Zudem scheint sich die Sache mit dem Quer-/Seiteneinstieg herumzusprechen, wenn es in der “freien” Wirtschaft dann doch nicht klappen sollte.
Nein, Frau Martin, nicht das Lehramtstudium hat sich geändert, die Alternativen haben sich geändert und in haben in ihrer Attraktivität nicht nur auf- sondern fast durchgängig das Lehramtsstudium überholt.
Dem zu begegnen, indem man die Anforderungen im Lehramtsstudium weiter absenkt, wird nur zu einer “Negativauswahl” führen: “Zu bl… für ein normales Studium? Studiere Lehramt!” (demnächst als Plakat auf einem Flughafen Ihrer Wahl).
Die Arbeitsbedingungen und die Karriereperspektiven im Lehramt müssen massivst besser werden. Sonst setzt sich die Abwärtsspirale fort!
dem ist nichts hinzuzufügen. Danke Realist!
„Zu bl… für ein normales Studium? Studiere Lehramt!“
In der DDR gab es den Spruch: “5 und 4 wird Offizier!”
Das lässt aber Schreckliches für die Unteroffiziere vermuten …
Die hatten meist kein Abi. 🙂
Wass sagt ein Schwein, wenn es gegen die Wand läuft? – Uffz!
Langsam bröckelt ja auch Ihre Argumentation.
Normalerweise behaupten Sie ja an dieser Stelle, junge Leute würden sich gar nicht erst für diesen Beruf interessieren bzw. eine Ausbildung beginnen.
Mittlerweile “unterstellen” Sie erst den Studierenden diese “Weitsicht”…
Und am Ende gibt es trotzdem mehr aktive LK als je zuvor.
Vielleicht kommen ja alsbald noch ein paar Quereinsteiger aus der Automobilindustrie hinzu.
Sie wollen einfach nicht realisieren, dass (Arbeitsplatz)Sicherheit vielfach auch ein Kriterium bei der Berufswahl darstellt.
Offensichtlich können Sie diesbezüglich keinen Perspektivwechsel einnehmen, sind gefangen in Ihrer eigenen Frustrationsschleife und können Vor- und Nachteile verschiedener Berufe nicht mehr objektiv erkennen.
“Vielleicht kommen ja alsbald noch ein paar Quereinsteiger aus der Automobilindustrie hinzu.”
Mit 400.000€ und mehr an Abfinung lässt es sich dann ganz entspannt unterrichten…
Ich kenne diesen Typ Quereinsteiger, wir hatten so einen (nicht aus der Automobilindustrie). Dessen “Unterricht” bestand hauptsächlich aus Youtube-Videos. Der hat das dann nur für die “Arbeitsplatzsicherheit” und soziale Absicherung gemacht. Der Rest ging ihm am A… vorbei…
Da liefern Sie ja gerade ungewollt noch ein Argument für “Ihren” Job…
Offensichtlich kann man ja als LK / Seiten- oder Quereinsteiger unterrichten wie und was man möchte und es fällt maximal nur aufmerksamen Kollegen auf…
Für die Behörde ist dpcjh mir wichtig, dass da vorne jemand steht und kein Unterricht ausfällt.
Wenn dann die PISA-Ergebnisse wieder schlechter ausfallen, ruft man kurz bei Herrn S. aus P. an, der dann wieder medienwirksam eine Runde Lehrerbashing betreibt: Nicht flexibel genug, nicht im 21. Jahrhundert angekommen usw.
Außerdem bezweifel ich, dass da ein Riesenansturm aus der Automobil-Industrie kommt: Da wird ja schon von Politikerseite die 4-Tage-Woche propagiert um den großen Arbeitsplatzabbau zu verhindern:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/VW-Ministerpraesident-Weil-bringt-Vier-Tage-Woche-ins-Gespraech,vw6198.html
Warum sich mit 46+-Stunden in der Unterrichtszeit die Gesundheit ruinieren, wenn man sich die Kohle mit einer (wahrscheinlich wieder steuerzahlerfinanzierten) 28-Stunden-Woche bei vollem Lohnsausgleich (4/5 von 35 Stunden) auch so abholen kann. IG-Metall-Tarif ist ja nicht schlechter als öffentlicher Dienst, eher besser für Akademiker.
Vielleicht werden einige bei 400.000€ Abfindung aber doch schwach und versuchen eine Unterrichtssimulation mittels Youtube… Wie gesagt, Hauptsache da vorne steht einer vor der Klasse.
“Für die Behörde ist dpcjh mir wichtig, dass da vorne jemand steht und kein Unterricht ausfällt.”
Hört sich sicher attraktiv für viele Interessenten an.
“Außerdem bezweifel ich, dass da ein Riesenansturm aus der Automobil-Industrie kommt: Da wird ja schon von Politikerseite die 4-Tage-Woche propagiert um den großen Arbeitsplatzabbau zu verhindern:”
“Warum sich mit 46+-Stunden in der Unterrichtszeit die Gesundheit ruinieren, wenn man sich die Kohle mit einer (wahrscheinlich wieder steuerzahlerfinanzierten) 28-Stunden-Woche bei vollem Lohnsausgleich (4/5 von 35 Stunden) auch so abholen kann. IG-Metall-Tarif ist ja nicht schlechter als öffentlicher Dienst, eher besser für Akademiker.”
Ohne vollen Lohnausgleich. Steht (glaube ich) nicht in dem Artikel. Aber die 4-Tage-Woche haben Sie ja schon bereits mehrfach herangeführt, für die Zustände in “der Industrie”. Falls Sie es nicht verstanden haben:
Die IG-Metall versucht gerade Arbeitsplätze und Standorte (insbesondere bei Volkswagen) zu erhalten und ist zu Zugeständnissen bereit.
“Vielleicht werden einige bei 400.000€ Abfindung aber doch schwach und versuchen eine Unterrichtssimulation mittels Youtube.”
Korrekte Zahl: 454.700 €
VW-Stellenabbau: Volkswagen zahlt bis zu 450.000 Euro Abfindung (wiwo.de)
“Diese Abfindung gilt für alle, die mindestens 20 Jahren bei Volkswagen beschäftigt sind und die in der höchsten Tarifstufe „Tarif plus“ eingruppiert:”
Um Ihren “Neidreflex” zu bedienen, hier die Übersicht über die Gehälter, die man zuvor verdient haben muss:
EXTRABLATT_neuer_Haustarifvertrag_November_2022__3_.pdf (igmetall-salzgitter-peine.de)
9.500 € + Bonuszahlung (Tarif Plus höher als der normale Bonus)
Wir reden hier aber von absoluten Fachexperten bzw. eher den unteren Führungsebenen.
Alle anderen Fachkräfte / Ingenieure etc. ohne Berufserfahrung bewegen sich im normalen Tarifgefüge + (normaler) Bonus.
VW-Bonus fix! DIESE Summe kassieren die Mitarbeiter – news38.de
Daraus folgt im Best Case...
Jahreseinkommen der höchsten “normalen” Tarifstufe (22):
~100.000 € + 3.630 € Bonus…
Realistisch (und das ist Ihnen ja besonders wichtig), wird man als Ingenieur bzw. vergleichbar in Gehaltsgruppe 15 – 19 eingruppiert. Macht dann zwischen 75.042 bis 92.190 €…bei einer 35 Stunden-Woche.
Und? Überzeugt?
Warten Sie einfach ab. Man wird eine Lösung finden, die den Steuerzahler wieder “mit ins Boot” holt. Schließlich müsse man ja das Know-How bewahren, die Metall-Berufe attraktiv halten, den Strukturwandel “abfedern” und die “armen” Kommunen wie Wolfsburg unterstüzen, die auf die Gewerbesteuereinnahmen nicht verzichten können… man wird schon genug Gründe finden. Dass man die Gewinne von VW nicht gefährden will (so ca. 17 Milliarden pro Jahr) wird man aber eher nicht erwähnen. Chef-Lobbyist Dudenhöfer bläst ja auch schon in das Horn, dass die bemitleidenswerte Autoindustrie und insbesondere VW wieder einmal von der Politik im Stich gelassen wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=9bl63vOaSGw
Nein, Sie und ich werden das Ganze kräftig mitfinanzieren, jede Wette. Für Bildung und Digitalisierung wird dann wieder zu wenig Geld da sein. “Heilige” Schuldenbremse und so…
Wie wäre es mit einem Vergleich mit einem anderen Studiengang?
Nur ein kleiner Teil der Interessenten bekommen einen Medizin-Studienplatz. Und selbst von denen geben ca. 10% im Studium auf, aufgrund der “hohen universitären fachlichen Anforderungen“.
Aber was muss denn so ein Hausarzt schon könnten? Lasst uns doch einfach die Anforderungen senken und viel mehr Ärzte haben. Oder, vielleicht doch nicht?
Ein sehr gutes Abitur zeigt, dass ein Schüler ein sehr guter Generalist ist. Ob das einen sehr guten Arzt macht, ist zunächst einmal nicht daraus abzuleiten. Deshalb führen die Universitäten mittlerweile eigene Prüfungen und auch Interviews durch, und tatsächlich auch: Losverfahren.
Jau, jau – ein Generalist ist jemand, der wenig über viel weiß.
Ein Spezialist ist jemand der sehr viel über ganz wenige Themengebiete weiß. Und der Experte ist jemand, der alles über nichts weiß.
Sie haben den Bildungspolitiker vergessen, der nichts über alles weiß…
Das halte ich für eine gewagte These:
Ein sehr gutes Abitur bedeutet zunächst, dass man den Hintern hoch bekommt, lernen und sich anstrengen kann. Das ist schon mal eine Grundvoraussetzung fürs Studium. Aber hier eher ein Nebenaspekt.
Die Frage ist doch, wenn Medizinstudenten (obwohl schon massiv gesiebt wurde) mit dem Studium überfordert sind, macht man dann das Studium weniger fachlich, um mehr Mediziner zu generieren?
Wenn man an den Schulen das Niveau immer weiter senkt, reicht es eben für einen Studienabschluss nicht mehr aus. Die naheliegende Lösung besteht natürlich in einer Senkung der “hohen universitären fachlichen Anforderungen” und nicht in der Wiedereinführung vernünftiger schulischer Bildungsstandards. Was macht man, wenn die Leute danach Reihenweise im Referendariat scheitern? Ganz abschaffen oder einfach alle durchwinken?
Mit der nächsten Lehrergeneration wird eine Umkehrung in Richtung Leistungsorientierung kaum noch möglich sein. Was früher das normale Abiturniveau war, gibt es dann vermutlich nur noch an guten Privatschulen gegen Bezahlung. Der Rest wird von kompetenten, praxisnahen, dual-ausgebildeten Bachelorabsolventen unterrichtet, die nur wenige Fachkenntnisse vorweisen können und vermutlich keinerlei Leidenschaft für ihre Fächer haben, obwohl dies für den Lernerfolg der SuS besonders wichtig sein soll.
Dazu wird nun noch der Einheitslehrer eingeführt, so dass der Gymnasiallehrer die gleichen Fachkenntnisse wie der Hauptschullehrer haben wird. Für den einen zu wenig, für den anderen zu viel.
Volle Zustimmung.
Denkt man an Deutschlands Bildung in der Nacht,
ist so mancher um denn Schlaf gebracht.
Der renommierte Kieler Bildungsforscher Olaf Köller warnt vor den Folgen eines „dramatischen Abstiegs des Leistungsniveaus am Gymnasium“. Der Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) beobachtet: Für gute Zensuren seien zusehends weniger Anstrengungen erforderlich.
Im langjährigen Vergleich von Pisa-Studien stellt der Wissenschaftler fest, „dass die Leistungen von 2022 ungefähr anderthalb Schuljahre hinter denen von 2009 liegen“. Köllers Schlussfolgerung: „Wenn die Schüler aber dieselben Noten bekommen, können wir konstatieren: Das, was vor 13 Jahren eine Vier am Gymnasium war, ist heute vermutlich eine Zwei. Wir haben also einen Rückgang der Anforderungen.“
Der IPN-Chef, der auch Vize-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz ist, nennt niedrige Leistungsniveaus „volkswirtschaftlich eine Katastrophe“. Sein Argument: „Wir leben perspektivisch von den Wissensressourcen und Kompetenzen unserer jungen Leute.“
https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/bildungsforscher-aus-sh-warnt-vor-niveauverlust-am-gymnasium-46101135
Akzeptieren Sie bitte, dass es ein Grundrecht auf Doofheit gibt.
Da ist was dran. Meine Mutter gab mir in meiner jugendlichen Sturm- und Drangzeit bezüglich der Partnerwahl folgenden Rat:
Denke daran, Schönheit vergeht aber doof bleibt doof.
Fragen Sie die Landwirte, die wissen schon seit langem, dass wahre Schönheit in Hektar gemessen wird:)
“Grundrecht auf Doofheit”
Mag sein, aber es gibt dann nicht zusätzlich ein Grundrecht auf gute Schulnoten.
Es ist sehr eindimensional zu denken, einzig und allein die Lehrkräfte und deren Ausbildung seien Schuld am Leistungsabfall.
Der gedankliche Spagat, dass eine praxisnahe Ausbildung automatisch zu weniger Fachkenntnissen und zu weniger Leidenschaft für die Fächer führen würden, ist auch sehr bemerkenswert.
Dazu scheinbar eine total überschätzte Wahrnehmung der Qualität älterer Lehrerjahrgänge…wow.
Wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, gab es eher eine negative Korrelation zwischen Alter und Qualität der Lehrkraft – verständlich wenn man jahrelang in der Lehrerblase lebt, keine Flexibilität an den Tag legt und nurnoch die Jahre bis zur Pension abarbeiten will – als Beamter fehlt dann ja auch der Druck von außen.
Natürlich bringen die alten, Top-ausgebildeten Superlehrkräfte dann auch ganz viel frischen Wind in die Bude während jüngere Kollegen sich in Scharen um heiß ersehnte Zeitarbeitsplätze prügeln dürfen, um dann in einer runter gekommenen Bruchbude zu arbeiten in der sie froh sein können, wenn der Overhead-Projektor heute mal funktioniert.
Wo habe ich behauptet, dass nur Lehrkräfte am Leistungsabfall Schuld sind?
Natürlich führt mehr Praxisorientierung zu weniger Fachkenntnissen. Die zusätzliche Praxiszeit findet ja anstelle einer Vorlesung oder eines Seminars statt, damit die Studenten nicht frustriert ihr Studium abbrechen müssen. Für Haupt- und Realschullehrkräfte mag dies noch sinnvoll sein, weil dort die pädagogische Arbeit im Vordergrund steht. Für die angehenden Gymnasiallehrkräfte sind die Fachkenntnisse von zentraler Bedeutung. Wie soll man jemanden auf ein MINT-Studium vorbereiten, wenn man selbst keinerlei Erfahrungen hat?
Woran machen Sie den negativen Zusammenhang zwischen Alter und Qualität der Lehrkraft fest? Haben Sie damals an Ihrer Schule die Klassenarbeiten aller Klassen evaluiert und die Notenschnitte verglichen? Oder hat Ihnen der Unterricht bei jüngeren Lehrkräften einfach nur mehr Spaß gemacht?
Wer heute erfolgreich Lehramt studiert und danach Zeitverträge unterschreibt, will ausgenutzt werden oder ist aufgrund privater Umstände nicht zu einem Umzug in der Lage. Es gibt schon Bundesländer, die Bachelor-Quereinsteiger mit A12 verbeamten.
Aber empfinden Sie das, was heutzutage an Gymnasien gemacht wird, wirklich als schwer? Weil ja ständig das Argument mit den Fachkenntnissen genannt wird. Also ich finde, dass gerade in den Naturwissenschaften so dermaßen in den letzten 15 Jahren abgebaut wurde, da haben die alten Kollegen von der früheren Realschule fachlich überhaupt keine Probleme mit.
Der größere Unterschied ist zwar in Sprachen und Gesellschaftswissenschaften noch vorhanden, beschränkt sich aber meistens auf den Umstand, dass an Gymnasien halt noch ganze Texte gelesen und geschrieben werden, während an anderen Schulformen bruchstückhafte Halbsätze in einfachster Sprache ausreichen.
Ich stimme Ihnen zu, dass das Niveau an den Gymnasien heute deutlich niedriger als vor 15 Jahren ist und man dafür auch keine besser qualifiziertes Personal benötigt. Die Lehrkräfte könnten das Niveau aber erhöhen, wenn die Politik dies zuließe, weil man die Inhalte bereits kennt und nicht bei Adam und Eva beginnen müsste. Zukünftig wird dies nicht mehr oder nur noch mit einem enormen Fortbildungsbedarf möglich sein.
“Vor allem hohe universitäre fachliche Anforderungen […] führten laut Martin in der Vergangenheit dazu, dass viele Lehramtsstudenten vorzeitig das Handtuch warfen.”
M.M.n. ist Niveaureduktion gleich Dequalifizieung i.e.S. – ein Ungeist, dem Scheitern an Anforderungen mit Vereinfachungen zu begegnen. Die ‘Besten’ will man somit offensichtlich nicht………
“Zudem sollen die Studiengänge für Gymnasial- und Regionalschullehrer zusammengelegt werden. Das war im Vorfeld bei der Opposition auf massive Kritik gestoßen. Laut Martin sorgte die Zusammenlegung in anderen Bundesländern bereits für mehr Zuspruch und bessere Studienergebnisse. Den Vorwurf, Rot-Rot wolle in MV das Gymnasium abschaffen, wies die Ministerin entschieden zurück.”
Dabei geht es wahrscheinl. weniger um die Abschaffung der Gymnasien, sondern darum, Lehrer ‘breizflächiger’ einsetzen zu können… dass das das Lehramtstudium attraktiver macht, darf man aber bezweifeln: Wer zuvor das Lehramt an einer bestimmten Schulform wählte, machte dies ja bewusst und in bewusster Abgrenzung zu anderen Lehramtstudiengängen – die Aussicht, woanders verwendet zu werden, als in der gewünschten Schulform, sorgt eher für noch weniger Lehramtsstudenten.
… aber die Idee, Arbeitsbedingungen, Entlohnung u.ä. zu verbessern, um mehr Menschen für das Lehramt zu gewinnen, scheint ja nicht naheliegend genug zu sein.
“… aber die Idee, Arbeitsbedingungen, Entlohnung u.ä. zu verbessern, um mehr Menschen für das Lehramt zu gewinnen, scheint ja nicht naheliegend genug zu sein”
Wozu?
Gibt ja kein faktisches “Nachwuchsproblem”, ursächlich ist einfach nur eine grandiose Fehlkalkulation der vergangenen Jahrzehnte, die aktuell ausgebadet werden muss. Erste Prognosen gehen schon von einem LK-Überschuss in der Zukunft aus…
Selbst die bestens ausgebildeten Quereinsteiger mit z.T. mehreren Berufsabschlüssen finden den Weg ins Lehramt 😉
*lol*
“Gibt ja kein faktisches ‘Nachwuchsproblem’, ursächlich ist einfach nur eine grandiose Fehlkalkulation der vergangenen Jahrzehnte, die aktuell ausgebadet werden muss. Erste Prognosen gehen schon von einem LK-Überschuss in der Zukunft aus…”
Meinen Sie speziell in Mecklenburg-Vorpommern?
“Laut Martin fehlen bis 2030 dem Land Mecklenburg-Vorpommern etwa 2.600 Lehrkräfte und auch für die Jahre danach sei ein Mangel prognostiziert.”
Milchmädchenrechnungen, die dem Prinzip ‘auf Kante genäht’ folgend bspw. mit exorbitanten Klassen-/Kursmengen und -größen kalkulieren, die u.a. auch i.V.m. der vielzitierten veränderten Schülerschaft, einem stetigen Mehr an Bürokratie und der Übertragung sonstiger (unterrichtsferner) Aufgaben auf Lehrer eine enorme Mehrbelastung darstellen – Lehrer sind nicht grundlos massiv von Burnout bedroht (https://www.news4teachers.de/2022/11/burnout-im-lehrberuf-psychologe-warnt-vor-folgeerkrankungen/) und Lehrer mit Burnout sind Lehrer, die (langfristig bis permanent) keinen Unterricht mehr erteilen, was die Kollegien zusätzlich belastet und weitere Ausfälle generiert, auch solche, die (vorerst) nicht Burnout-induziert sind (etc.).
Alleine deswegen (und auch i.S.e. der Etablierung u./o. Aufrechterhaltung einer adäquaten Unterrichtsqualität) ist der Bedarf an Lehrern wohl erheblicher.
Und: Wie viele potenzielle Studenten, die sich wünschen an Schulform A zu utnerrichten, werden künftig vom Lehramstudium in Mecklenburg-Vorpommern absehen, weil sie gefärdet sind, an einer anderen Schulform eingesetzt zu werden? Hier (auch angesichts der generellen Entwicklungen auf dem konkurrierenden Arbeitsmarkt) mit gleichbleibenden Studentenzahlen zu kalkulieren, das ist recht optimistisch. Zudem: Wie viele Referendare werden nach dem Referendariat keine Lehrer oder beenden das Referendariat (u.a. aus den skizzierten Gründen) vorzeitig? Zu all dem auch: https://www.news4teachers.de/2023/07/woher-kommt-der-lehrermangel-fast-die-haelfte-der-lehramtsstudierenden-geht-auf-dem-weg-in-den-beruf-verloren/.
Außerdem (ebenfalls aus den skizzierten Gründen: Wie viele Lehrer gehen vorzeitig in Ruhestand oder kündigen vor der Pension, z.T. gar in ihren ersten Berufsjahren (Antwort: ca. die Hälfte kündigt in den ersten 5 Jahren laut Budnesamt für Statistik)?
Wie viel tatsächlicher Unterricht fällt aktuell denn bereits tatsächlich (d.h. auch zzgl. der fachfremden Vertretungsstunden, die lediglich Betreuung, nicht aber Unterricht darstellen) aus und würde auch mit 2.600 weiteren Lehrern ausfallen (und – Sie ahnen es – auch hier aus den skizzierten Gründen)?
Und woher hat das Ministerium die Glaskugel?
Da haben wir Probleme wie Geburtenzahlen noch gar nciht thematisiert: Nächstes Jahr kann man dann den Bedarf zum Schuleintrittsalter der 2024 Geborenen kalkulieren, aber was ist mit den Zahlen für die kommenden Jahre? Die Lehrerausbildung braucht ja auch ihre Zeit. Und was ist mit Ereignisse von (i.w.S.) höher Gewalt?
Das sind so die Punkte, bei denen sich die Kultusministerien traditionell (seit Jahrzehnten) ganz massiv verkalkulieren…
“Überschuss”… *lol*
Darum.
Da bin ich ja ob Ihrer undifferenzierten Herangehensweise etwas enttäuscht von Ihnen…
Spricht man mit Verantwortungsträger oder liest einfach nur Elternbriefe der Schulleitung aufmerksam, dann kann man auch diese / Ihre populistische Ebene verlassen.
Ein großes Problem scheint die Berechnungslogik der Unterrichtsversorgung zu sein. Auf dem Papier erreichen viele Schulen eine relativ hohe Quote:
Start ins 2. Schulhalbjahr 2023/2024: Unterrichtsversorgung verbessert sich leicht – trotz steigender Schülerzahlen und Zusatzbedarfe. Kultusministerin Hamburg: „Wir werden den Weg der 1000 Schritte konsequent weitergehen.“ | Nds. Kultusministerium (niedersachsen.de)
Darin eingepreist sind aber keine krankheitsbedingten Ausfälle etc., weswegen der Philologenverband eine Quote von 110% für erforderlich hält:
Personalmangel: Probleme ohne Ende an den Schulen | NDR.de – Nachrichten – Niedersachsen – Studio Hannover
Daraus folgt, dass das Bestandspersonal überfahren wird und man sich in einen Teufelskreis begibt.
Zudem gibt es noch die Unterschiede in den verschiedenen Schulformen. Viele LK zieht es eher in die Gymnasien als in die Brennpunktschulen. Eigentlich kein Geheimnis.
Im Grundschulbereich geht man von einem Überschuss ab Mitte des Jahrzehnts aus – auf Grundlage der Geburtenentwicklung (und vermutlich unter Annahme geringer Zahlen zugezogener Menschen).
Der Lehrkräftemangel an Grundschulen ist bald überwunden (bertelsmann-stiftung.de)
Zudem haben Sie die fachspezifischen Engpässe nicht differenziert. Es fehlt ja vornehmlich an MINT-Lehrern:
Was der Mangel an MINT-Lehrern für die Wirtschaft bedeutet (deutsches-schulportal.de)
Schlussendlich ist der Fachkräftemangel IMMER differenziert zu betrachten. Nach regionalen Aspekten, hinsichtlich der betrachteten Schulform bzw. der Fächer und vor allem im Zusammenhang mit einer “100%igen”-Unterrichsversorgung auf dem Papier.
Insbesondere aus dem letzten Punkt resultiert die Mehrbelastung des Kollegiums und stellt die eigentliche “Frechheit” dar.
Heißt aber immer noch nicht, dass es kein Interesse an diesem Beruf gibt…Sie sind ja das beste Beispiel dafür.
Wie gesagt…bin schon etwas enttäuscht…
“Auf dem Papier erreichen viele Schulen eine relativ hohe Quote”
RIchtig, “[a]uf dem Papier”… wir haben eine Personalversorgung von 104 %, aber es fehlen uns realiter, auch wenn alle Kollegen wirklich im Einsatz wären (was Sie infolge von Schwangerschaften, Krankheiten, Abordnungen und Co nicht sind), die komplette Reserve und bereits das Basispersonal, um alle Fächer durchgängig anbieten zu können (uns fehlten bspw. über ein Dutzend Kollegen, um auch bei voller Ausschöpfung der Klassenteiler alles anbieten zu können, inkl. Hauptfachunterricht). Und da ist nichtmal erwähnt, dass die Kalkulationen nur nach der Personalmenge schaut, nicht nach Abdeckung der Fächer (mit 104 % nur an Religions- und Kunstlehrer – no offence – lässt sich Unterricht nicht machen). Sich hier wie Sie bona fide auf “Verantwortungsträger” (Wer denn? Die Bezirksregierungen? Die Kultusministerien? *lol*) oder die Außenkommunikation der Schule (Elternbriefe etc.) zu verlassen, ist bestenfalls naiv (wie Ihnen hier wohl jeder praktizierende Lehrer bestätigen können wird).
“Darin eingepreist sind aber keine krankheitsbedingten Ausfälle etc., weswegen der Philologenverband eine Quote von 110% für erforderlich hält”
Ach… wirklich? Das sind ja Neuigkeiten – nicht (s.o. zur fehlenden Reserve). Die Kalkulation absiet aber auch auf dem Prinzip “auf Kante genäht” bspw. hinsichtlich der Lerngruppengrößen – nachhaltig ist das nicht.
“Daraus folgt, dass das Bestandspersonal überfahren wird und man sich in einen Teufelskreis begibt.”
Nicht, dass ich das nicht geschrieben hätte… den durchbricht man aber nicht mit 110% Personalversorgung alleine, die anderen meinerseits genannten Punkte gelten nämlich zusätzlich.
“Im Grundschulbereich geht man von einem Überschuss ab Mitte des Jahrzehnts aus – auf Grundlage der Geburtenentwicklung (und vermutlich unter Annahme geringer Zahlen zugezogener Menschen).”
Das ignoriert, was ich diesbzgl. schrieb, auch gerade eben bzgl. der Nachhaltigkeit.
“Zudem haben Sie die fachspezifischen Engpässe nicht differenziert. Es fehlt ja vornehmlich an MINT-Lehrern:”
Es fehlt an allen Lehrern, wenn man nicht lediglich ‘auf Kante nähen’ und das Personal verschleissen will; s.o. Eine wietere Differenzierung ist für mein Argument nicht notwendig.
“Heißt aber immer noch nicht, dass es kein Interesse an diesem Beruf gibt…Sie sind ja das beste Beispiel dafür.”
Sie wissen doch gar nicht warum, wann und unter welchen Bedingungen ich Lehrer geworden bin.
“Schlussendlich ist der Fachkräftemangel IMMER differenziert zu betrachten. Nach regionalen Aspekten, hinsichtlich der betrachteten Schulform bzw. der Fächer und vor allem im Zusammenhang mit einer „100%igen“-Unterrichsversorgung auf dem Papier.”
Widerspricht meinen Ausführungen jetzt inwiefern?
“Wie gesagt…bin schon etwas enttäuscht…”
Da ich Ihnen ggü. keine Erwartungen habe, kann ich das nicht erwidern…
Sie hätten mir auch einfach zustimmen können 😉
– absiet
+ basiert
Angehende Lehrer fallen im Studium durch? Und gar 50 Prozent? ( Kenne ich gar nicht, nur welche, die im Referendariat aufhören) Oder kommt der Praxisschock durch Praktika einfach früher?
Die fachlichen Anforderungen sind in den naturwissenschaftlichen Fächern für angehende Gymnasiallehrer sehr hoch, obwohl die im Rahmen der Umstellung auf Bachelor/Master auch schon deutlich reduziert wurden. Wie das an den Sek I-Studiengängen und Grundschullehramt aussieht, kann ich nicht beurteilen.
Zwei Schülern aus meinem letzten Chemie-Leistungskurs, die eigentlich ganz clever sind, hatten ein Studium Chemie für Gymnasiallehramt begonnen – und noch in den ersten Monaten des ersten Semesters (!) hingeschmissen.
Von beiden habe ich gehört, es wäre ihnen “zu anstrengend” gewesen. Beide machen jetzt eine Ausbildung. Mich ärgert tatsächlich dabei, dass sie nicht mal die Anstregungsbereitschaft hatten, zumindest das erste Semester durchzuziehen.
80-Stunden-Wochen im Studium sind nicht für jeden, man will ja auch noch Freunde und Beziehung haben.
Im ersten Semester ergreifen viele angehende Mathematiklehrer die Flucht; wer nach vier Wochen noch dabei ist, ziehts in der Regel bis zum Referendariat durch.
Zum Vergleich – Lehrerausbildung in der DDR:
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ddr-schulen-berliner-lehrer-blicken-zurueck-und-nach-vorn-li.62237
“Über eine Änderung sind übrigens alle froh: Anders als zu DDR-Zeiten ist der Sonnabend heute unterrichtsfrei.” (letzer Absatz)
Stimmt! Obwohl Eltern, die nicht selbst Lehrer waren, den freien Sonnabend-Vormittag ohne Kind(er) oft genossen haben. 🙂
Der freie Samstag übrigens wird bei mir im Kollegium diskutiert. Die SuS haben heutzutage Schultage von 8-16 Uhr, sind teilweise erst (Bus auf dem Land) gegen 17 Uhr zuhause und sollen dann noch HA machen. Da wäre der Samstag für alle eine Entlastung (4h), und die Kollegen, die am Samstag unterrichten, hätten dann am Montag frei.
Was sagen Eltern und Schüler zu dieser Idee?