Zu autoritär? Bildungsbehörde stellt Grundschulleiterin nach Elternbeschwerden frei

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BREMEN. Die Bildungsbehörde in Bremen hat die Schulleiterin einer Grundschule nach schweren Vorwürfen über autoritäres Verhalten und unangemessene Strafen freigestellt. Die Maßnahme gilt zunächst bis zum 31. Januar. Wie eine Sprecherin der Behörde mitteilte, soll die Freistellung dazu beitragen, den gestörten Schulfrieden wiederherzustellen. Zugleich wolle man der Fürsorgepflicht gegenüber der Schulleitung nachkommen. Der Schulbetrieb soll unterdessen normal weiterlaufen, wie Radio Bremen berichtet.

Von einem Klima der Angst ist die Rede. Illustration: Shutterstock

Bereits im Oktober hatten Eltern, Schüler und das Schulpersonal in einem offenen Brief der Schulleitung ein Klima der Angst und autoritäre Methoden vorgeworfen. Konkret sei es zu unverhältnismäßigen Strafen und Demütigungen gekommen, heißt es in dem Schreiben. Von einem Klima der Angst war die Rede. Eltern eines ehemaligen Schülers berichteten beispielsweise, ihr Kind habe im Büro der Rektorin nachsitzen müssen und sei vom Mittagessen ausgeschlossen worden.

Recherchen von Radio Bremen haben ergeben, dass ähnliche Vorwürfe gegen die Schulleitung bereits in den vergangenen Jahren mehrfach geäußert wurden. In dem offenen Brief forderten Eltern und Personal die Absetzung der Rektorin. Gleichzeitig positionierte sich ein Teil des Kollegiums in einem Elternbrief solidarisch mit der Schulleitung. Darin hieß es: „Wir stehen geschlossen als Kollegium hinter unserer Schulleitung, die wir als sehr unterstützend erleben.“

Auch Lehrkräfte haben den offenen Brief der Eltern unterzeichnet

Die Bildungsbehörde hat die Innenrevision eingeschaltet, um die Vorwürfe zu prüfen. Diese untersucht nicht nur die Anschuldigungen gegen die Schulleitung, sondern auch den Umgang der Schulaufsicht mit Beschwerden. Laut einem Bericht der Behörde vom 22. November soll überprüft werden, ob die Position der Schulleiterin neu bewertet werden muss. Gleichzeitig wurde die Schulleiterin angewiesen, ihre Entscheidungen in enger Absprache mit der Schulaufsicht zu treffen.

Auch die Bildungsdeputation befasste sich mit den Vorfällen. Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) betonte, dass neben der Prüfung der Vorwürfe auch das Beschwerdemanagement der Schulaufsicht überarbeitet werden müsse. „Die Schulaufsicht muss besser aufgestellt werden“, erklärte Aulepp. Die CDU-Politikerin Yvonne Averwerser kritisierte in der Sitzung, dass Beschwerden bei der Schulaufsicht nicht ausreichend bearbeitet worden seien. Sie sprach von einem grundsätzlichen Missverständnis in der Aufgabenwahrnehmung und forderte eine genauere Untersuchung der Rolle der Schulaufsicht.

Die Bildungsbehörde plant nun Workshops und eine externe Moderation an der Schule, um nach eigenem Bekunden „gemeinsam mit der Schulgemeinschaft“ Strategien zur Lösung des Konflikts zu entwickeln. Gleichzeitig sollen die Vorwürfe gegen die Schulleitung weiter aufgearbeitet werden. Die Behörde betonte, dass der Informationsstand sich ändern könne, da noch nicht alle Fakten geklärt seien.

Die Situation an der Grundschule sorgt für kontroverse Reaktionen. Während sich Teile des Kollegiums hinter die Schulleitung stellen, haben auch Lehrkräfte den offenen Brief der Eltern unterzeichnet. Laut Bremischem Schulgesetz sind Strafen nur zulässig, wenn sie dazu dienen, die Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu sichern. Die Rechte der Schüler auf gewaltfreie Erziehung müssen dabei stets gewahrt bleiben. News4teachers

Der Fall Winterhoff und die “Tyrannenkinder”-These: Steckt dahinter der populistische Wunsch nach autoritärer Erziehung?

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32 Kommentare
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Kolumbus
11 Tage zuvor

Nachsitzen im Büro der Schulleitung, damit man unter Aufsicht ist, wird als unverhältnismäßig bezeichnet? Vom Mittagessen ausgeschlossen werden, weil man dort gestört hat, wenn man es später nachholen kann, ist unverhältnismäßig???

Nun frage noch jemand, warum sich immer weniger Lehrer in ihren Klassen durchsetzen können und Schüler somit immer weniger lernen!

Alese20
10 Tage zuvor
Antwortet  Kolumbus

Wo stand denn da, dass das Essen nachgeholt werden durfte?

potschemutschka
10 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

.. und wo stand, dass nicht?

Alese20
10 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Natürlich auch nicht. Ich wollte nur nicht, dass gleich mehr reininterpretiert wird.

Kolumbus
10 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

Verstehen Sie “wenn”? Ich weiß, hat eine temporale und eine konditionale Bedeutung.

Lehrer Lempel
10 Tage zuvor
Antwortet  Kolumbus

Genauso ist es!!

Lehrer werden systematisch entmachtet, 6jährige drohen mit Anwälten, einfachste Ordnungsmaßnahmen können nicht mehr durchgesetzt werden, weil Kinder unmittelbar verhungern.

An unserer Schule hat mal ein Lehrer einen Kind die Trinkflasche weggenommen, weil es fortwährend damit den Unterricht gestört hat. Dienstaufsichtsbeschwerde wegen “Nahrungsmittelentzugs”.

Sorry, worüber wundert sich dieses Land im Bildungsbereich???

Deutschland wird sich überlegen müssen, ob wir Kinder erziehen und bilden wollen – oder – das machen, was Eltern zunehmend tun – schlicht alles laufen lassen, weils gerade bequemer ist.

Die Folge sind lebensunfähige, psychisch kranke, perspektivlose Generationen.

Erziehung bedeutet nun mal Konsequenz.
Und jahrzehntelange Erfahrung zeigt, dass Kinder eigentlich genau nach klaren Regeln und Grenzen lechtzen – in einer Gesellschaft, die sich schlicht vor der Verantwortung drückt…

EduCater
8 Tage zuvor
Antwortet  Lehrer Lempel

Klare Regeln und Grenzen – ja, aber nicht kleingeistig und mit pädagogischem Augenmaß.
Zudem: Pauschalisierungen und Polarisierungen von Einzelfällen sind nicht hilfreich, sondern erschweren Lösungen.

lehrer002
11 Tage zuvor

Gleichzeitig positionierte sich ein Teil des Kollegiums in einem Elternbrief solidarisch mit der Schulleitung. Darin hieß es: „Wir stehen geschlossen als Kollegium hinter unserer Schulleitung, die wir als sehr unterstützend erleben.“

Dieser Absatz sagt genug! Es scheint um eine klassische Hetzjagd von Eltern und evtl. Ganztagsmitarbeitern zu gehen, die gegen eine konsequente Schulleitung, die ihrem Kollegium den Rücken stärkt, vorgehen wollen. Der Fall erinnert auch im Vorgehen der Schulaufsicht sehr an diesen aus dem letzten Jahr: https://www.spiegel.de/panorama/bildung/herten-schulaufsicht-bestreitet-versetzung-und-suspendierung-von-grundschulleiterin-susanne-schaefer-a-5aed3c60-0b0f-43d5-a094-c9ded828c959

Alese20
10 Tage zuvor
Antwortet  lehrer002

….und ein Teil der LuL hat auch unterschrieben. Das klingt nicht geschlossen…

EduCater
8 Tage zuvor
Antwortet  lehrer002

Hetzjagd. Haben Sie auch Belege oder schwadronieren Sie nur. Der Fall lässt sich aus der Ferne nur schlecht beurteilen und scheint keineswegs so eindeutig zu sein, wie Sie gerne glauben mögen. Es gibt definitiv schwarze Schafe unter den Lehrern und diese sollten im Interesse aller anderen Lehrer auch als solche benannt werden. Ihr vermutlich gut gemeinter Beißreflex ist dabei nicht hilfreich, sondern suggeriert nur “Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus” und entwertet damit differenziertere Äußerungen anderer Lehrer.

Fräulein Rottenmeier
11 Tage zuvor

Warten wir mal ab, was da tatsächlich passiert ist….so bleibt alles nebulös….

Rainer Zufall
11 Tage zuvor

“Strafen und Demütigungen”

Kaum zu glauben, dass derartig wage Informationen zu kontroversen Reaktionen führen… -__-
Bleibt abzuwarten, bis konkrete Informationen bekannt werden

Martin Schmidt
10 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wenn es etwas Schlimmeres vorgefallen wäre, dann hätte es im Artikel gestanden.
Oder wie KasperKast fragen würde “Ist das dein bestes Argument?”

Jette
11 Tage zuvor

Der Bericht ist sehr unklar: Es geht nicht daraus hervor, warum das Kind im Büro der Schulleitung “nachsitzen” musste. Ging es darum, andere Kinder vor Übergriffen zu schützen, ging es um Gespräche zwischen Schulleitung und Kind, die notwendig wurden, ging es darum, dass Eltern ihr Kind wegen Fehlverhaltens abholen sollten und nicht gekommen sind oder ging es darum, das Kind zu bestrafen? Welche anderen Vorwürfe standen im Raum? Eltern empfinden auch schon mal ein “Klima der Angst”, wenn das Kind wegen Fehlverhaltens zur Rechenschaft gezogen wird, bzw. Konsequenzen befürchten muss.
Und warum wird der Umgang der Schulaufsicht mit Beschwerden hinterfragt? Das geht nicht aus dem Bericht hervor, allerdings gibt es sowohl im Norden als auch im Süden des Landes etliche Schulämter, die zwar ein Beschwerdemanagement haben, sich aber in keiner Weise daran halten. Ich vermute, dass dies hier auch der Fall ist.
Zusammenfassend sind Schulleitung genauso wie die Lehrkräfte immer die Dummen. Machen sie nix, ist es falsch, machen sie etwas, ist es -speziell wenn Elternbeschwerden kommen- immer so, dass das Schulamt die Lehrkräfte im Regen stehen lässt.
Ich erwarte von den vorgesetzten Behörden, dass sie klare Vorgaben machen und diese auch für alle transparent und verbindlich sind. Dann wäre das Schulleben an vorderster Front wieder etwas erträglicher!

mathea kühnel
10 Tage zuvor
Antwortet  Jette

Ich erwarte von den vorgesetzten Behörden, dass sie hinter uns Lehrer:innen stehen und uns den Rücken stärken, insbesondere den Eltern gegenüber, die wegen allem und jedem zum Schulamt rennen. Stattdessen ziehen die Schulämter den Schwanz ein und kriechen den Eltern in den Allerwertesten.

Jette
9 Tage zuvor
Antwortet  mathea kühnel

Diese Erwartungen habe ich nur in meinen kühnsten Träumen,- setzt sie doch denkende und empathische Schulrät:innen voraus. Die habe ich in den letzten 30 Dienstjahren nicht erlebt.

Fräulein Rottenmeier
6 Tage zuvor
Antwortet  Jette

Ich schon, aber die ist leider in Pension….nun weht der Wind der Unverbindlichkeit….so schade….

EduCater
8 Tage zuvor
Antwortet  mathea kühnel

Ich erwarte von den vorgesetzten Behörden, dass sie hinter den guten Lehrer:innen stehen, aber nicht hinter den schlechten.

447
6 Tage zuvor
Antwortet  EduCater

Das ist ja schon so.

Die vorgesetzten Stellen haben nur halt in ihrer Weisheit oft andere Vorstellungen als das pädagogische Fußvolk…

Ulrika von Zens
11 Tage zuvor

Freigestellt heißt doch bei Weiterzahlung der Bezüge, richtig?
Ab morgen bin ich noch ein wenig mehr miltaristisch!

Lisa
10 Tage zuvor

Ich finde Nachsitzen und vom Mittagessen ausgeschlossen werden, wenn man sich dementsprechend benommen hat, nicht übergriffig. Bei der Überschrift dachte ich an Karzer oder öffentlicher Demütigung a la Kinderheime der alten Bundesrepublik. So ist nicht sehr klar, was geschehen ist.

sagenHAFT
10 Tage zuvor

Autoritär oder autoritativ? Erziehungswissenschaftler machen da einen großen Unterschied. Autoritativ (hart, aber herzlich) gilt oft als bester Erziehungsstil.

Bremer
10 Tage zuvor

Also bevor sie hier in Verteidigung der Schulleitung gehen, sollten sie den Artikel im Weser Kurier vom 28.10.2024 lesen. Dort gehen die Anschuldigung der Eltern z.B. dahin, dass Kinder absichtlich nicht auf die Toilette gelassen wurden, damit sie sich vor der Klasse einnässen usw.
Von daher ist eine Aufklärung durch die Behörde sinnvoll und angebracht.

Kolumbus
9 Tage zuvor
Antwortet  Bremer

Wie wurde belegt, dass die Schulleitung wollte, dass sich die Kinder einnässen? Steht das in dem Artikel? Können Sie uns den verlinken? Jemanden nicht gehen lassen, ist das Eine. Wollen, dass jemand einnässt, ist das Andere. Für dieses Wollen hätte ich gerne die Belege? Aussagen der Schulleitung gegenüber Dritten??? Oder ist das Ihre Auslegung? Ich kann das einfach nicht glauben, dass das Einnässen gewollt war!

EduCater
8 Tage zuvor
Antwortet  Kolumbus

Sie WOLLEN das einfach nicht glauben, dass das Einnässen gewollt war. Das spräche zwar durchaus für Sie, die Realität kann aber durchaus anders aussehen. Es gibt auch unter Lehrern schwarze Schafe und diese sollten durchaus aus dem Dienst entfernt werden, bevor der durch sie angerichtete Schaden noch größer wird.

447
6 Tage zuvor
Antwortet  EduCater

Das WILL man deswegen oft nicht glauben, weil solche eklatanten Verstösse praktisch niemals vorkommen, die Sanktionen extrem sind – und SuS/Eltern i.d.R. straflos LuL die wildesten Sachen vorwerfen.

Fräulein Rottenmeier
6 Tage zuvor
Antwortet  EduCater

Haben Sie jemals irgendetwas derartiges erlebt, gehört? Ich nicht….und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Lehrerin soetwas ihren Kindern antun könnte….

potschemutschka
6 Tage zuvor

Ich habe so etwas in 40 Jahren auch nicht erlebt, im Gegenteil! Wenn sich an der Sonderschule oder GS ein Kind mal eingenässt hat, was ab und zu vorkommt (und nicht wegen der “bösen” Lehrer), dann haben die Kollegen und natürlich auch ich, immer sehr sensibel darauf reagiert, um dem Kind die Scham zu verringern und es zu schützen. Da durfte es unauffällig die Sachen wechseln (meist aus dem Turnbeutel) und wenn das nicht ging, wartete das Kind im Sekretariat, bis die Eltern es abholen konnten. Mit den anderen Kindern, falls diese es bemerkt hatten, wurde kurz darüber gesprochen. Ich habe nicht erlebt, dass jemals ein Kind deswegen ausgelacht wurde. Mag sein, dass es bei größeren Schülern schwieriger ist, aber die “Kleinen” waren immer sehr verständnisvoll -“Kann ja jedem mal passieren! ” 🙂

Fräulein Rottenmeier
6 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

So erlebe ich das auch. Kann jedem passieren, ist nicht schlimm

ginny92
8 Tage zuvor
Antwortet  Bremer

Also da bin ich immer ganz vorsichtig was das mit dem absichtlich angeht.
Bei uns trug sich nämlich auch ein Fall von einnässen zu, wo diese Anschuldigung fiel. Es ließ sich allerdings durch den Rest der Klasse klären, dass die Lehrkraft schlicht ein paar Minuten gebraucht hatte bis sie besagtem Kind die Toilettentür aufmachen hätte können und das war SEK I Bereich. Das soll heißen an der Grundschule geht das leider noch mal viel viel schneller, da steck aber keine böse Absicht hinter.

Michael K.
8 Tage zuvor
Antwortet  Bremer

So ist es ja immer. Es wird etwas vage in die Welt gesetzt und Einzelheiten erfährt man nicht. Wären Sie nicht anonym, könnte man Sie wohl auch wegen Rufmord belangen oder die Eltern, die behaupten, Kinder wurden gehindert, auf Toilette zu gehen, DAMIT sie sich vor der Klasse in die Hose machen. Ach ja, wie muss man sich das vorstellen? Die mussten dann vorne im Klassenraum vor der Klasse stehen und alle haben gewartet und zugeschaut, bis sie den Drang nicht mehr halten konnten und die Hosen nass wurden??? Es ist schlimm, so etwas zu behaupten und zu verbreiten, wenn man nicht klare Beweise hat! Sie haben es in die Welt gesetzt und hoffen wohl darauf, dass es sich nun von alleine weiterverbreitet. Schämen Sie sich.

Bremer
4 Tage zuvor
Antwortet  Michael K.

Ich habe nur die Informationen aus dem Weser Kurier Artikel vom 28.10.2024 wiedergegeben. Diesen finden sie hier:
https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-vorwuerfe-gegen-rektorin-der-grundschule-stader-strasse-doc7xi8n5zkiwhncaem7vh

Darin heißt es, Zitat:
“”Die Strafen gingen so weit, dass Kinder absichtlich nicht auf die Toilette gelassen wurden, bis sie sich vor den anderen eingenässt hatten”, so Raddies. Eine Schilderung, die von weiteren Eltern bestätigt wird.”

Da der Artikel hinter der paywall liegt, kann ich ihn nicht gänzlich wiedergeben.

Ihre Anschuldigung mir gegenüber, trotz der Quellennennung im ersten Kommentar ist leider, wie häufig, ein Zeichen der schlechten Diskussionskultur geworden.