Fremdbestimmt, abgehängt, einsam – warum junge Menschen sich von der Demokratie ab- und der AfD zuwenden

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BERLIN. In deutschen Schulen herrscht zwar fomal Mitbestimmung. In der Praxis werden Schülerinnen und Schüler aber kaum einbezogen, wenn es um Entscheidungen geht, die ihr eigenes Lernen betreffen. Uli Black, ehemaliger Lehrer und Autor, kritisiert in seinem Gastbeitrag die starren Strukturen des Bildungssystems und fordert eine Schulkultur, die Demokratie nicht nur lehrt, sondern auch lebt. Er zeigt auf, wie mangelnde Mitbestimmung, Einsamkeit und Demokratieverdrossenheit gerade bei jungen Menschen zu einer zunehmenden Entfremdung von der Gesellschaft führen – mit fatalen Folgen.

Viele junge Menschen haben kein Vertrauen in die Demokratie, fühlen sich abgehängt und nicht beachtet. Illustration: Shutterstock

„Ruhe dahinten! Ich dulde keinen Widerspruch! Wir fangen nächste Woche an, Schillers Räuber zu lesen, ohne Wenn und Aber.“

„Aber können wir nicht mal etwas Modernes oder Spannendes lesen? Einen Fantasy-Roman oder einen Krimi?“

„Fantasy? Das wäre ja noch schöner. Ihr seid hier nicht zu eurem Vergnügen, sondern wir müssen uns strikt an den Bildungsplan halten. Und da sind Goethe, Schiller, Brecht und Kafka in Stein gemeißelt.“

„Das verstehen wir ja, aber wir brauchen einfach mal eine Pause von den alten Schinken, die schon unsere Großeltern zu deren Schulzeiten lesen mussten.“

„Dazu fehlt uns die Zeit. Wenn euch das hier zu anstrengend ist, hättet ihr in die Hauptschule gehen müssen, da lesen sie Pippi Langstrumpf.“

„Könnten wir nicht in der Klasse abstimmen, wer dafür ist, mal etwas anderes zu lesen?“

„Abstimmen? Super Idee. Dann stimmen wir ab. Die Stimme der Klasse zählt einfach und meine doppelt. Da wird in jedem Fall Schiller gewinnen.“

„Das ist total unfair.“

„Nein, das ist gelebte Demokratie. Willkommen im deutschen Schulsystem. Und wer jetzt noch weiter meinen Unterricht stört, fliegt raus! Ende der Diskussion!“

Szenen wie diese spielen sich seit ewigen Zeiten mehr oder weniger täglich in deutschen Klassenzimmern ab. Schüler würden sich gerne mal mit etwas im Unterricht beschäftigen, das ihrem Zeitgeist und ihren Interessen entspricht, aber mit Verweis auf den Bildungsplan wird dieser legitime Wunsch weggebügelt. Ihre Meinung zählt nicht. Nicht mehr zeitgemäße und überfrachtete Lehrpläne und die verkrustete Hierarchie in der Schule lassen scheinbar nur einen Weg zu: der Lehrer entscheidet und die Schüler haben zu folgen. Demokratische Werte wie Mitbestimmung, Entscheidungsfreiheit, Respekt und Toleranz finden im Unterrichtsalltag selten Anwendung.

„Demokratische Schulkultur“ ist ein wohlklingender Begriff, der gerne von den für Bildung Verantwortlichen bedient wird. So wie in dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 06.03.2009, wo es heißt: „Mit dem Begriff der demokratischen Schulkultur ist der Anspruch verbunden, dass das gesamte Schulleben von Werten des Respekts und der Toleranz geprägt sein muss und dass in der Schule über den Unterricht hinausgehend Möglichkeiten geschaffen werden, in denen Zivilcourage gestärkt und demokratische Regeln und Verfahren sowie gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung eingeübt werden können.“

“Schule muss ein Ort sein, an dem demokratische und menschenrechtliche Werte und Normen gelebt, vorgelebt und gelernt werden”

Schöne Worte. Die Praxis zeigt jedoch, dass man gerade in der Schule vieles erleben muss, was sich zur demokratischen Bildung kontra­produktiv verhält: Repression, Ausgrenzung, Intransparenz, unkontrollierte und asymmetrische Macht, Mobbing, Demütigung und soziale Vereinsamung.  Hierbei spielen auch die Lehrer eine Rolle. Keine Frage, Bildungspläne und didaktische Leitfäden sind notwendige Richtlinien, um den Pädagogen etwas an die Hand zu geben, nach dem sie ihren Unterricht inhaltlich gestalten können. Was in der Tat fehlt, sind größere Freiräume und Bereiche, wo man den Schülern die Möglichkeit der Mitgestaltung und Mitentscheidung gibt, denn Schule kommt als demokratischer Erfahrungsraum eine hohe Verantwortung zu.

Sie muss ein Ort sein, an dem demokratische und menschenrechtliche Werte und Normen gelebt, vorgelebt und gelernt werden. Kontroverse Diskussionen, auch hitzige Debatten, die Möglichkeit, seine eigene Meinung zu einem Thema zu äußern, zu überzeugen und sich überzeugen zu lassen, sind wichtige Bausteine der Demokratiebildung. Wo sollen junge Menschen dies lernen, wenn nicht in der Schule? Die Fridays-for-Future-Bewegung, wo junge Menschen von ihrem im Grundgesetz verankerten Versammlungs- und Demonstrationsrecht Gebrauch machen, um Freitag morgens für den Klimaschutz zu streiken, ist ein Paradebeispiel dafür, wie an der Schule Grundrechte von Schülern missachtet werden.

An sehr vielen Schulen werden die Schüler, die an den Demonstrationen teilnehmen, gemaßregelt oder unter Strafandrohung massiv unter Druck gesetzt, dies zu unterlassen. Die Kritik richtet sich hierbei weniger gegen die Sache an sich als den Zeitpunkt der Versammlungen, nämlich an Freitagvormittagen während des Unterrichts. Häufig hört man seitens der Schulleitungen den absurden Vorwurf, es ginge den Beteiligten vor allem um den Unterrichtsausfall. Dass gerade dies den Effekt öffentlicher Aufmerksamkeit verstärkt und im Sinne der Begründerin der Bewegung, Greta Thunberg, ist, wird einfach ignoriert. Die Wirkung eines jeden Arbeitsstreiks würde verpuffen, wenn er außerhalb der Arbeitszeit stattfände. Das Problem ist, dass Schule tatsächlich eine in vielerlei Hinsicht undemokratische Einrichtung ist.

Obwohl sie ausschließlich für Schüler da sein sollte und sich nach deren Interessen, Neigungen, Wünschen, Fähigkeiten richten sollte, werden diese in den seltensten Fällen in Entscheidungsprozesse miteinbezogen. Schüler haben kein Mitspracherecht bei der Erstellung der Bildungspläne, sie haben keinen Einfluss auf Stundenpläne und Lehrerzuteilungen, sowohl Inhalt als auch Zeitpunkt und Erwartungshorizont von Klausuren werden ihnen vorgeschrieben. Beim unter vielen Lehrern nach wie vor beliebten Abfragen an der Tafel werden Schüler oft vorgeführt und gedemütigt, sie können vom Lehrer jederzeit aus dem Unterricht entfernt oder in anderer Form disziplinarisch gemaßregelt werden. Selbst in einem künstlerischen und kreativen Fach wie Bildender Kunst gibt es Erwartungshorizonte und der Lehrer alleine entscheidet, was gut und was schlecht ist.

Sieht so das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, auf Mitbestimmung und Meinungsfreiheit aus? Dieser Mangel an „gelebter Demokratie“ an Schulen ist ein wesentlicher Grund für die zunehmende Demokratieverdrossenheit junger Menschen.

Jugendliche haben keine Lobby. Das zeigte sich besonders deutlich während der Pandemie, als sie die letzten in der Reihe waren, die geimpft wurden. Man schloss für lange Zeit die Schulen und überließ die Schüler mehr oder weniger ihrem Schicksal. Sie fühlen sich fremdbestimmt und nicht ernst genommen. Aber nicht nur im schulischen, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext. Bei einer Umfrage der Vodafone-Stiftung unter über 2.000 jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren Ende 2021 stellte sich heraus, dass Dreiviertel der Befragten unzufrieden damit sind, wie ihre Interessen von der Politik vertreten werden. 86 Prozent gaben an, dass sie sich um die Zukunft sorgen.

“Viele junge Menschen haben kein Vertrauen in die Demokratie, fühlen sich abgehängt und nicht beachtet”

Diese Zahlen decken sich in etwa mit den Ergebnissen des im November 2024 veröffentlichten Deutschen Schulbarometers, demzufolge 71 Prozent der befragten Jugendlichen Angst vor Krieg haben (News4teachers berichtete). Der Leistungsdruck in der Schule, die globale Klimakrise und die Ängste vor der eigenen Zukunft bereiten ihnen die meisten Sorgen. Viele junge Menschen haben kein Vertrauen in die Demokratie, fühlen sich abgehängt und nicht beachtet. Besonders die Unzufriedenheit mit politischen Institutionen und der Eindruck, dass ihre Stimmen wenig Einfluss haben, sind unter Jugendlichen verbreitet. Häufig wird das Gefühl geäußert, dass politische Entscheidungen nicht ausreichend die Bedürfnisse der jungen Generation widerspiegeln.

So lässt sich teilweise erklären, warum gerade nichtdemokratische Parteien wie die AfD einen verhältnismäßig großen Zuspruch seitens junger Wähler finden. Sie vermitteln, vorrangig über soziale Medien wie X oder TikTok, Jugendlichen den trügerischen Eindruck, sich für sie zu interessieren und sich für ihre Interessen einzusetzen. Das Narrativ, das die AfD bedient, ist direkt und simpel. Es geht nicht um abstrakte Begriffe wie Schuldenbremse, Klimawandel, Inklusion, Energieeffizienz, Binnenmarkt, Leitkultur, sondern um Freundschaft, Liebe, Natur, Essen, Sport. Die einfache Botschaft „Wir kümmern uns um dich!“ verfehlt bei den jungen Menschen nicht ihre Wirkung, denn genau das ist es, was ihnen die etablierten Parteien nicht anbieten.

Das alleine genügt jedoch nicht, die Demokratieverdrossenheit junger Wähler zu erklären. Neuere Studien weisen auf einen weiteren Anhaltspunkt für dieses Phänomen hin: junge Menschen fühlen sich zunehmend einsam. Seit 2020 zeigen Befragungen deutlich, dass Einsamkeit, also das subjektive Gefühl, zu wenig Kontakte zu haben und keine Nähe zu anderen Menschen zu spüren, bei jungen Menschen stärker verbreitet ist als bei allen anderen Generationen.

Aus dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2024 veröffentlichten Einsamkeitsbarometer geht hervor, dass sich 55 Prozent der 16- bis 23-Jährigen oft oder immer allein fühlen. Somit fühlen sich vier bis fünf Millionen junger Menschen akut oder chronisch einsam, eine gleichermaßen erschreckende wie dramatische Zahl.  Daraus können eine Vielzahl von negativen Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit entstehen wie soziale Isolation, Depression und Angstzustände, eine Schwächung des Immunsystems und somit eine höhere Anfälligkeit von physischen Erkrankungen jeglicher Art. Sie geraten in einen Teufelskreis und werden von der Gesellschaft an den Rand gedrängt, was ihre Einsamkeit noch verstärkt.

“Im Hinblick auf die nahende Bundestagswahl im Februar 2025 kommen Angebote wie der kürzlich beschlossene Digitalpakt zu spät”

Das Gefühl, einsam zu sein und nicht beachtet zu werden, wirkt sich wiederum unmittelbar auf das Demokratieverständnis der Betroffenen aus. „Junge Menschen können Gesellschaft eigentlich gar nicht mehr definieren. Sie haben kein Bild mehr davon, wie Gesellschaft aussieht. Das führt dazu, dass sie sich nicht mehr von der Politik repräsentiert fühlen und sich weniger mit unserer Demokratie identifizieren können. Denn: Der Gesellschaft, die die Politik repräsentieren soll, fühlen sie sich nicht zugehörig“, wie es Melanie Weiser, Junior Projektmanagerin im Schwerpunktbereich „Resiliente Demokratie“ vom Progressiven Zentrum in Berlin, ausdrückt.

Im Rahmen eines Projektes führte sie 2024 zusammen mit weiteren Wissenschaftlerinnen eine Befragung von mehr als 1000 Jugendlichen im Alter von 16 bis 23 Jahren durch. Sie kommen zu dem Schluss, dass einsame junge Menschen eher zu antidemokratischen Einstellungen neigen und fordern Pädagogen wie Politiker auf, jungen Menschen zu zeigen, dass wir sie als Teil dieser Gesellschaft und dieser Demokratie haben wollen und uns für sie interessieren. Wenn dies nicht gelingt, verlieren wir sie zunehmend für die Demokratie und das kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten. Im Hinblick auf die nahende Bundestagswahl im Februar 2025 kommen Angebote wie der kürzlich beschlossene Digitalpakt jedoch zu spät und es steht zu befürchten, dass sich das an dem Wahlergebnis der AfD ablesen lassen wird.

Zum Autoren: Uli Black unterrichtete bis zu seiner Pensionierung Englisch, Sport und Psychologie am Gymnasium und war 20 Jahre lang als Ausbildungslehrer tätig. 2024 wurde sein Buch „Kafka kannste knicken. Bildung war gestern – heute ist TikTok“ veröffentlicht. Zudem unterhält er einen Ratgeber-Blog für angehende Pädagogen und gestresste Lehrerinnen auf Youtube. Link: Uli Black – YouTube

Wie demokratisch sind Schulen? Nicht so sehr! Warum Schüler mehr Mitbestimmungsrechte brauchen – eine Podcast-Debatte

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vhh
17 Tage zuvor

Das ist keine gewollt zugespitzte Darstellung der Realität, das ist in dieser Pauschalität böswilliger Populismus.
Einsamkeitsbarometer? Können Gesellschaft nicht mehr definieren? Tja, der Begriff ‘soziale Medien’ macht aus der digitalen Gemeinschaft (die beliebig schnell über ein Opfer herfallen kann) noch keine realen Kontakte. Wir leisten tägliche Arbeit, das zu beeinflussen, leider gegen das von oben ‘demokratisch’ verordnete kritiklose Lob der Digitalisierung.
Abfragen an der Tafel? Gibt es das vielleicht an Gymnasien noch (unwahrscheinlich), ich weiß keinen von über 100 KuK, der oder die das macht. Auch nicht die ‘alten Säcke’, zu denen ich selbst gehöre. Kompetenzen, Lernbegleiter, Demokratiebildung usw., steht seit ein paar Tagen in allen Didaktikbüchern und den Lehrplänen, nach 30 Jahren merken das sogar dumme Lehrer.
Demokratische Werte wie Mitbestimmung, Entscheidungsfreiheit, Respekt und Toleranz finden im Unterrichtsalltag selten Anwendung.” – reine Provokation, Clickbait. Was sollten Lehrer immer bedenken? Dass sie nicht alles wissen und dass Besserwisser selten andere begeistern, habe ich übrigens von meiner Ausbildungslehrerin, manchmal machen das auch gute Leute.

DerechteNorden
17 Tage zuvor

Die Szene vom Anfang würde sich an meiner Schule so nicht zutragen.
Solche Lehrkräfte gibt es an meiner Schule nicht.
Manchmal frage ich mich, wer sich immer diese Fantasy-Stories ausdenkt.

Unfassbar
17 Tage zuvor

Ich frage mich in diesem Zusammenhang, wo die Stimmen bleiben, die das Wahlrecht ab 16 fordern.

Ach ja: Die heute Show war am vergangen Freitag erstaunlich kritisch den Grünen und der SPD gegenüber. Hat man auch lange nicht gesehen. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

DienstnachVorschrift
17 Tage zuvor

Naja, wenn ich meine SuS in der Berufsschule frage, was sie gerne in Deutsch machen würden (bin da laut Lehrplan recht flexibel), dann antwortet meistens keiner oder es kommen Vorschläge wie Film oder chillen.

Mondmatt
16 Tage zuvor

Das wäre doch ein interessantes Experiment.

Man fragt die Schüler probehalber welche Themen sie aus dem Unterricht streichen würden und durch welche Themen sie diese gerne ersetzt hätten.

Ich denke man würde schnell auf das Problem stoßen, dass junge, teils pubertierende Menschen ein extrem hohes intrinsisches Interesse an Themen wie Hobbys, Sozialkontakten, Mobilität, Freizeit, Körperlichkeit…. haben.

Also Partys, erste Freundin / erster Freund, Roller, Auto, Führerschein, TikTok, Sport, Konzerte, gestreamte coole Filme….

Da ist verständlich.

Leider tragen diese Interessen wenig bis nichts zu einem späteren Leben als Bürger, Elternteil, Arbeitnehmer oder einer sonstigen wichtigen Rolle in der Gesellschaft bei.

Sprachkenntnisse, Mathe und andere Naturwissenschaften oder politische Bildung tun das sehr wohl. Sie sind aber aus Sicht der Jugendlichen leider weniger interessant.

Die Schüler selbst über ihren Lehrplan entscheiden zu lassen wäre aus meiner Sicht nicht verantwortungsbewusst.

Maximal wäre es möglich ihnen in einen relativ engen Rahmen Wahlmöglichkeiten ein zu räumen.

Also die Auswahl aus Alternativen die ihnen wahrscheinlich alle nicht zusagen.

Monika, BY
17 Tage zuvor

„Viele junge Menschen haben kein Vertrauen in die Demokratie, fühlen sich abgehängt und nicht beachtet.“

Wo sollen sie Demokratie bitte sehr erleben und leben? In der Schule? Nein, bis sie 18 oder 19 sind, müssen und sollen sie nur schweigend folgen. Höchstens lernen sie aus dem Lehrbuch etwas über Demokratie.

Zu Hause? Vielleicht, aber sobald Eltern ihren Kindern mehr Freiheiten geben, melden sich die Lehrer und behaupten, die Eltern hätten ihre Kinder nicht unter Kontrolle.

EU soll Tiktok kaufen
16 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Seltsam. Ab der ersten Klasse gibt es in sehr vielen Grundschulen Klassenrat und Schülerparlament. Da dürfen die Kinder aber sehr viel mitbestimmen. Neben dem Lösen von Konflikten auch, welche Spielgeräte für die Pause vom Schulverein gekauft werden.
Und es gibt in den Grundschulen tausend Beispiele, in denen Kinder demokratisch einbezogen werden und Demokratie erfahren!

Darüber hinaus gibt es in einer Demokratie natürlich auch Regeln und Werte und Normen und Grenzen. Vielen Kindern scheint es heute aber schwer zu fallen, sich an demokratische Regeln, Werte und Normen zu halten. Sie übergehen täglich die Grenzen ihrer Mitmenschen, hauen und beleidigen zum Beispiel Mitschüler*innen usw.
Ganz demokratisch wird in im Klassenrat über solche Vorfälle gesprochen und mit allen Kindern gemeinsam eine Lösung gesucht. In einer demokratischen Schule sollen Kinder die Einsicht gewinnen, sich an die Regeln, Werte und Normen der Gelsellschaft zu halten. Das braucht Zeit. Es wird Regelmäßig über den Sinn der Regeln, Werte und Normen gesprochen.

Und zuhause? Dort ist das Einzelkind ein bedürfnisorientiert Erzogener kleiner Diktator. Seine Bedürfe stehen von Geburt an über allen Bedürfnissen von Eltern und anderen Mitmeschen (im schlimmsten Fall).

Indra Rupp
16 Tage zuvor

Ihr letzter Abschnitt scheint mir genauso populistisch, wie der Anfang vom Interview….

MB aus NRW
14 Tage zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ja, leider…stupide Populismus wird lit stupidem Populismus beantwortet und wieder ist jede lösungsorientierte Diskussion futsch…schade, dabei war die Antwort bis zum letzten Absatz richtig gut

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor

Konfliktlösungsstrategie und Spielgeräte für die Pause auszuwählen sind ein Witz, wenn man nichtmal das Recht hat, sich dem Konflikt entziehen zu dürfen.

Lisa
16 Tage zuvor

Hätte es geliked bis auf Einzelkind. Das hat nichts miteinander zu tun. Sogar Geschwisterkinder können da sehr unterschiedlich sein.

David
14 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Und inwiefern ändert sich das mit 18? Ich darf wählen, aber ansonsten soll ich nur stillschweigend folgen. Und natürlich Steuern zahlen. Ganz großes Kino.

Mika
17 Tage zuvor

Klar, die Lehrer sind schuld, wenn die Jugendlichen AfD wählen, weil sie sich an die vorgegebenen Rahmenpläne halten.
Man kann es sich soooo einfach machen.
Ich halte mich dann doch lieber an Experten und Wissenschaftler.

Gern hier nachlesen:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-junge-waehler-gruende-thueringen-sachsen-generationenforscher-100.html

oder hier:
https://www.deutschlandfunk.de/junge-waehler-rechts-afd-100.html

oder hier nachhören:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Generationenforscher-Junge-Leute-unterschaetzen-die-AfD,audio1799256.html

Hans Malz
16 Tage zuvor
Antwortet  Mika

Wer soll den sonst Schuld sein?
Schlimm, dass der Autor anscheinend mal selber in der Schule war. Und noch schlimmer, wenn es da so war, wie beschrieben. Meine Realität (und das sind viele Schulen) sieht anders aus.

Monika, BY
17 Tage zuvor

Das Problem liegt natürlich in den Medien. Früher konnte man Kinder und Menschen sehr leicht kontrollieren. Es gab weder Fernsehen noch Radio, und später, als es beides gab, war der Einfluss noch begrenzt. Doch dann kam das Internet. Und nun erwartet die Gesellschaft, dass Kinder und Menschen in einer völlig offenen Welt weiterhin schweigend folgen.

Natürlich nicht. Die gesamte Gesellschaft sollte schnell ihre Postulate überdenken und sich neu strukturieren. Andernfalls wird es weiterhin steil bergab gehen.

DerechteNorden
16 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

Was ist los?
Doch dann kam das Internet. Und nun erwartet die Gesellschaft, dass Kinder und Menschen in einer völlig offenen Welt weiterhin schweigend folgen.”
Das klingt, als lebten wir in irgendeiner Diktatur, die aus Versehen das Internet freigegeben hat, so dass sich nun endlich Leute erheben. … Und AfD wählen?

Ihre Beiträge verstören mich.

Katze
17 Tage zuvor

“Schüler haben kein Mitspracherecht bei der Erstellung der Bildungspläne, sie haben keinen Einfluss auf Stundenpläne und Lehrerzuteilungen.”
Auch Lehrer haben kein Mitsprache- oder Vetorecht bezüglich der Lehr- und Stundenpläne.
Ich hätte z.B. gern den fachlich anspruchsvollen “überfrachteten” Lehrplan der 1990er Jahre wieder.
Und ob ich lieber der 10a als der 8b im Fachunterricht zugeteilt werden will, interessiert auch niemanden.
„Das ist total unfair.“ Mimimi!!
“… sowohl Inhalt als auch Zeitpunkt und Erwartungshorizont von Klausuren werden ihnen vorgeschrieben.” Das geht ja gar nicht.
„Könnten wir nicht im Kurs abstimmen, wer dafür ist, dass jeder seinen individuellen inhaltlichen Erwartungshorizont erstellt und sich die Klausurnote dafür gleich selbst erteilt?“
Würde uns Bildungsdrohnen (Grüße an 447) sehr viel Aufwand ersparen.
“Sie können vom Lehrer jederzeit aus dem Unterricht entfernt oder in anderer Form disziplinarisch gemaßregelt werden.” 
Das geht überhaupt nicht und ist völlig untragbar an staatlichen Institutionen mit Bildungs-und Erziehungsauftrag. An unserer Schule stapeln sich die von meinen Kollegen zunächst vor den (interaktiven) Tafeln gedemütigten und anschließend aus dem Unterricht entfernten unzähligen Schüler während der Unterrichtszeit in den Gängen.
Der Schulpsychologe als Beschwichtigungsdrohne weiß gar nicht, welches Trauma er zuerst seelsorgerisch aufarbeiten soll und schwirrt in den Gängen und zwischen den Etagen emsig umher. Ach so ein Mist, der Schulpsychologe war nur eine Fata Morgana.
Ich kann nicht mehr!!!! Ich will hier raus!!!

wombatlover
16 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Seltsam, ich lege am Anfang des Halbjahres Klausurtermine fest und teile sie meinen Schülern mit. Sollte sich rausstellen, dass es zu einer Ballung von Terminen kommt und mir die Schüler das sagen, gucken wir im Klausurenkalender gemeinsam nach einem Alternativtermin. Und oh Wunder, meine 12 möchte die Klausur lieber über Woyzeck schreiben als über Corpus Delicti.
So weit das eben möglich ist, erleben die Schüler in dem einen Jahr, in dem sie prüfungsfit werden müssen, ziemlich viel Demokratie und Selbst-und Mitbestimmung. Die meisten, die im Sommer ihre Abschlussprüfungen schreiben, haben noch keine Ahnung, was sie danach machen wollen; außer vielleicht einem SFJ, weil sie eben nicht wissen, was sie mal machen möchten. Anders als z.B. in England bis vor ein paar Jahren ermöglicht unsere allgemeine Hochschulreife diesen langen Entscheidungsprozess. Wenn ich in England damals für die A-levels Kunst, Englisch und Geschichte gewählt habe, dann war es für ein naturwissenschaftliches Studium halt zu spät. Pech gehabt.

Lisa
16 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Schüler haben kein Mitspracherecht bei der Erstellung der Bildungspläne, sie haben keinen Einfluss auf Stundenpläne und Lehrerzuteilungen, sowohl Inhalt als auch Zeitpunkt und Erwartungshorizont von Klausuren werden ihnen vorgeschrieben….den Lehrern doch auch!

Andre Hoger
17 Tage zuvor

Völlige Zustimmung!

Spirale
17 Tage zuvor

Ja, solche Szenen spielen sich ganz bestimmt ab. Im Kopf des Autors der Zeilen.

Was ich erlebe ist, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht verstehen, dass nunmal Mitbestimmung nicht bedeutet, dass über Hausaufgabenfülle oder verpflichtende Inhalte mitbestimmt wird, sondern wie z.B. der Schulhof gestaltet wird oder was es in der Mensa gibt.

Außerdem ist Demokratie kein McDonalds, bei dem man sich das rauscht, was einem am besten passt. Wer Gehört werden will, muss sich gehör verschaffen. Und hier sehe ich die Parteien in der Pflicht, dieser Minderheit (den Jugendlichen) besser zuzuhören.

Aber in einem hat der Phantasie-Dialog aus dem Anfang des Beitrags recht: Du musst kein Abitur haben. Wenn du die Oberstufe besuchen willst, hast du dich ganz klar an Regeln (und damit auch an Inhalte) zu halten, damit du für ein Studium vorbereitet wirst. Als ob es in der Uni, dem Job oder was auch immer anders wäre.

Madorf
17 Tage zuvor

Herr Black ist offensichtlich schon sehr lange “ehemaliger” Lehrer. Oder wie kommt er auf diesen haarsträubenden Anfangsdialog? Sehr catchy, hat aber leider mit der realen Situation im Deutschunterricht des Jahres 2025 nichts zu tun. Schade, sein Anliegen hätte Besseres verdient.

EU soll Tiktok kaufen
16 Tage zuvor
Antwortet  Madorf

Wie kommt er auf diesen haarsträubenden Anfangsdialog? Er hat sich wohl daran erinnert, wie er selbst unterrichtet hat. Möglicherweise ist er der einzige Lehrer, der solche Dialoge in dieser Form in der Klasse geführt hat …

Karl Heinz
17 Tage zuvor

Den Grundtenor, Schule ist nicht wirklich demokratisch, gehe ich durchaus mit.

Danach muss ich dann aber schon (zumindest ansatzweise) widersprechen:

Beispiel:
Die Frage wäre doch nicht mehr: Lesen wir Schiller oder Harry Potter?
Sondern: Wieso lesen wir überhaupt noch? Es gibt doch Vorlese-Apps.
(btw: zuhören fällt aber auch zunehmend schwerer)

Lehrer haben schon einen gewissen Spielraum.
Nicht alle nutzen ihn.
Lehrkräfte sind auch nur Menschen.
Können die so einfach ihre eigene Sozialisation und alles, was sie im Studium und ggf. jahrelanger Praxis gelernt haben einfach so “abstreifen”?
Vermutlich nicht.

Mein pers. Erfahrung zeigt, dass Einbeziehung von SuS-Wünschen schnell an die Grenzen des sinnvollen stößt.
Sei es fehlendes Kompromissbereitschaft wenn einzelne Fraktionen unterschiedliche Meinungen haben, seien es die steten Versuche Unterricht und Inhalte gleich ganz zu skippen.
Black sieht mir da zu sehr durch die rosarote Brille.

Auch Bildung und Schule unterliegt letztendlich einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Logik.
Wie viel Zeit investiere ich, um was zu erreichen.
Da die Bilanz schnell negativ ausfällt, greift man halt gern auf die bewährten Hierarchien zurück.
Weniger Labern – mehr Action (ggf. zum Missfallen der SuS).
So what?

Kann ich mit der Schulleitung demokratisch abstimmen?
Kann die Schulleitung mit dem Schulamt demokratisch abstimmen?
Können die Kids später mit ihren Chefs demokratisch abstimmen?
Nein, nein und nochmals nein.
In gewisser Weise also doch auch Vorbereitung aufs Leben und damit das gesellschaftliche Ein- und Unterordnen.

Das Narrativ, das die AfD bedient, ist direkt und simpel. Es geht nicht um abstrakte Begriffe wie Schuldenbremse, Klimawandel, Inklusion, Energieeffizienz, Binnenmarkt, Leitkultur, sondern um Freundschaft, Liebe, Natur, Essen, Sport.”

Doch. Es geht genau um diese Begriffe.
Und die Kinder mögen daran, dass eine Partei m verständlicher Sprache das heraus schreit, was die Kinder daheim ohnehin schon x-fach zu hören bekommen – nämlich das das alles verlogener Mist sei.
Und die Clips der AfD seien – den Aussagen meiner SuS zufolge – technisch auf bestem Niveau und ansprechend gemacht.
Scheinbar hat da mal jemand ein Handbuch zu erfolgreichen Werbeclips gelesen.

Weitere, konkrete Inhalte, die dann z.B. zeigen, dass gerade eine AfD eben NICHT die Interessen der Durchschnittsbürger vertritt, werden auch von den SuS gekonnt ignoriert.

Vereinsamung ist dann auch m.E. ein sehr sehr großes Problem, was die neoliberale Politik der letzten Jahrzehnte aber selber mit erschaffen hat.
Während in den letzten Jahrzehnten z.B. Angebote für Ü25, dann Ü30, inzwischen Ü40 oder gar Ü50 gesellschaftlich über die Jahre mitgewachsen sind, wurde fast alles für Jugendliche geschlossen, kaputtgespart oder auf langweilig umgestaltet.

Dazu der technische Fortschritt.
Nur noch Zocken, Selfies, TikTok als neue heilige Dreifaltigkeit.

Die domestizierende Funktion des wurde schon beim TV festgestellt und durch PC und dann Smartphone noch weiter verstärkt.
Man braucht kaum mehr das Haus verlassen, weil es auch anders geht. Amazon, Lieferando etc. bringen alles bis zur Haustür.
Daraus ergeben sich halt eingegrenzte Erfahrungshorizonte.
Erfahrungen werden konsumiert aber nicht mehr selber gemacht.
Da spielt Politik auch keine Rolle mehr.
Politiker erscheinen mehr denn je als fremde Personen, die etwas von einem Wollen (nämliche die Stimme), aber nicht bereit sind irgendwas dafür zu geben.

Wozu auch?
Die ach so bürgerbewegten 80er haben was erreicht?
Wenig bis gar nichts.
Brokdorf, Wackersdorf, Rhein-Main-Donau-Kanal etc. haben doch der (Groß-)Elterngeneration gezeigt, wie wenig das alles trotz jahrelanger Kämpfe bringt und ein riesiges Misstrauen gepflanzt.

Lisa
16 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Wir wollten Konsumenten haben, und die haben wir bekommen. Jeder seine eigene kleine Ich- AG.
Danke, dass die den Neoliberalismus ansprechen.
Ihre Frage: Wozu auch? erinnert mich nämlich daran, dass auch ich 60 Jährige mich um die Zukunft geprellt fühle. Ich hatte nämlich nach Ende des kalten Krieges wirklich die Vorstellung, dass es nun, da der Druck der Blöcke weg war, anstatt für Waffen Geld gäbe für Bildung, für Unwelt, für Soziales und dass die Demokratie weltweit gewinnt.
Corona hat die Misere wie bei so vielem befeuert, doch nicht ausgelöst.

potschemutschka
16 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Hindern die Lehrer etwa die Schüler daran, Harry Potter in ihrer Freizeit zu lesen?

Carstene
16 Tage zuvor

Die Arbeitnehmer, die den Mehrwert erwirtschaften, haben aber auch nicht 51 Prozent der Stimmen. Undemokratische Wirtschaft ?

Mondmatt
16 Tage zuvor

Der Dialog am Anfang schwankt zwischen lächerlich und unverschämt.

Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Natürlich kommt es immer wieder zu Diskussionen ob ein Bestimmtes Thema jetzt, in der heutigen Zeit noch zeitgemäß und wirklich nötig ist.

Dazu mal ein paar Feststellungen.

  • Wir haben nun mal von der KMK verfügte Lehrpläne.
  • Niemand hat uns Lehrer nach unserer Sicht der Sinnhaftigkeit dieser Pläne gefragt.
  • Mir ist es vom Dienstherren nicht frei gestellt den Lehrplan nach eigenem Gutdünken zu verändern.

Klar, ich könnte das Recht beugen und viele Schüler und Eltern wären dann erstmal zufriedener.
Wenn das aber nur bei einem Schüler notenmäßig schief geht ist das sofort vergessen. Eine Fünf? In einem Thema das nicht im Lehrplan steht! Wie kommen sie denn überhaupt dazu so was zu machen??
Da müssen wir doch mal mit ihrem Dienstherren reden.

Noch schlimmer, das entfallene Thema könnte in einer Abschlussprüfung kommen.

Weiterer Fun-Fakt.
Versuchen sie mal mit Schülern Ersatzthemen zu finden die diese interessieren. Chillen, Handy, Filme aus dem Stream mit Sex und Gewalt…

Letztens hat ein Schüler versucht mir seine Sicht vom Unterricht näher zu bringen.

“Es ist doch die letzte Stunde vor dem Wochenende, warum machen sie dann diesen langweiligen Kram?
Es hört kein Mensch zu. Ein Vorgesetzter der Sie kontrolliert war auch noch nie da. Wir und sie könnten doch jetzt eine laue Stunde machen und am Handy chillen. Warum sie sich das mit dem Unterricht, der kein Schwein interessiert, antun, ist mir ein Rätsel.”

Kein Mitschüler hat ihm widersprochen.

Lehrplangestaltung nach Schülerart.

Wir haben dann Unterricht gemacht.

meinemeinung
16 Tage zuvor
Antwortet  Mondmatt

Vor wem oder was haben Sie eine dermaßen panikartige Angst? Immer schön alles abnicken als Lehrer, ohne Sinn und Zweck auch nur im Ansatz zu hinterfragen. Bloß nicht anecken oder unangenehm auffallen, damit man sich ohne Eintrag in die Dienstakte in die Pension retten kann. Lehrer müssen Vorbilder sein. Mut ist einer der wichtigsten Werte, die wir den Schülern vermitteln müssen. Und Zivilcourage. Aber mit dieser obrigkeitshörigen Haltung wird das nicht klappen.

DerechteNorden
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Ja, genau, denn der Vorschlag der Schülys war doch so kreativ und sinnhaft.

Mondmatt
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Blub.

Mal das Beamtenrecht durchlesen.

Oder mal mit ihrem Finanzbeamten über die höhe ihrer Steuern verhandeln.

447
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Ok.

So ganz “unobrigkeitshörig”, so richtig aus dem prallen Kleinhirn heraus…

– unterrichte ich jetzt in Klasse 10 statt laaaaaangweiligem Englischgrammatikmist nur noch “Gaunt’s Ghosts” als Literaturreihe, hunderte Seiten feinstes grimdark-Scifi, die Gliedmaßen fliegen…wer meckert kriegt ne fünf, denn nein Bauchi-Bauch sagt: Gaunt’s Ghosts=beschde!!!!

– streiche ich alle Vokabeln. Mein Bauch sagt mir, dass Englisch halt so hammergeil ist, dass man normale Worte eh schon passiv gelernt hat. Stattdessen schauen wir squid game in Klasse 6, so cooooool!

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PaPo
15 Tage zuvor
Antwortet  447

“Gaunt’s Ghosts”
Uuuuh… Dan Abnett ist einer meiner Leiblingsautoren!
Würde das Vokabular der Schüler wohl auch enorm erweitern… also die Vokablen nicht streichen, sonst kommen die nicht über die erste Seite. 😉

Ernsthaft:
Ihren ersten Vorschlag würde ich nicht unter Ironie packen, ich bin kein Freund der Kanonisierung von Literatur im Unterricht, lieber mal was Lovecraft, Pratchett und Co. im Englischunterricht.

potschemutschka
15 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Hmmm… müssen dann alle Schüler auch das selbe lesen? Was ist mit denen, die dann vielleicht doch was anderes wollen? Der Lehrer macht dann Gruppenunterricht zu 3-4 verschiedenen Büchern? Stelle ich mir schwierig vor, denn es wird immer einige geben, die was anderes möchten. Ein Schüler hat vielleicht einen ganz ausgefallenen Wunsch = Einzelunterricht?
Oder wird zwischen 5 vom Lehrer (oder wem?) ausgewählten Büchern abgestimmt und die “Verlierer” müssen sich der Mehrheit beugen? Das ist doch dann auch wieder fremdbestimmt – ein klassisches Dilemma? Irgendwer wird sich immer übergangen/benachteiligt fühlen.
“Das Leben ist kein Wunschkonzert.”

PaPo
15 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Nö, alle lesen Gaunt’s Ghosts.
Ist ja kein Wunschkonzert. 😉

potschemutschka
15 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Abba, das is volle unfair! >heul< 🙂

Also ich würde ja den Schülern mindestens 4 Lektüren zur Auswahl stellen. Davon 3, von denen ich ganz genau weiß, dass keiner dieses lesen möchte und das 4. ist natürlich das Buch, welches ich bevorzuge. Problem der Mitbestimmung clever gelöst, oder?

potschemutschka
15 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Also frei nach Andy Borg: “…doch auf jeden Fall die “Marke”, die mir selber schmeckt.” Als Lehrer muss man das halt nur gut “verpacken”.
Schule hat eben auch was von Weihnachten! 🙂

PaPo
15 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Acz… verpacken muss man das eigtl. nicht, weil: Kein Wunschkonzert. 😉

447
14 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Genau das!
The Emperor protects, andere Litertur ist Häresiiiieeeer

meinemeinung
15 Tage zuvor
Antwortet  447

Alle meine Englischkollegen bestätigen mir, dass das Englisch der SuS um 100% besser ist, seit sie Netflixserien schauen im O-Ton. Wohlgemerkt privat, nicht im Unterricht. Jeder Schüler, der Sport im Verein treibt (also privat), bekommt in seiner Sportart die Note 1 im Unterricht, weil er den Erwartungshorizont weit übertrifft. Merken Sie etwas? In den 80ern/90ern mussten wir als Abivorbereitung wochenlang Grammatik pauken mit dem Ergebnis, dass die meisten zwar simple present von present progressive unterscheiden konnten, aber keinen zusammenhängenden Satz auf Englisch herausbrachten. Trainieren Sie mal im Fußballverein tagelang nur Bälleaufpumpen, sie werden sehr schnell alleine sein. Es ist ein Segen für das Fach Englisch, dass junge Menschen sich für Netflix und Co begeistern und New Romance oder Fantasy lesen. Und was machen wir? Quälern sie weiter mit Grammatik- und Vokabeltests und lassen sie Shakespeare lesen. Das ist wie Bälleaufpumpen. Klar, ohne Luft funktioniert kein Fußball, aber wenn keiner mehr zum Spielen kommt, auch nicht (das war eine Metapher!!). Denken Sie mal darüber nach.

Grillsportler
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Klar, nicht alles, was man so im Unterricht macht, hat irgendwas mit der Lebenswelt der SuS zu tun (bzw. erkennen sie diese Bezüge nicht – Shakespeare ist m.M.n. in seinen Themen hochaktuell), und zum Lernen gehört halt auch mal harte Arbeit (z.B. Vokabeln büffeln) und Ziel des Abiturs ist es doch auch, den SuS einen Sinn für unseren (europäischen/deutschen) kulturellen Background mitzugeben.

Dass wir mittlerweile Abgänger haben, die mit Englisch-LK noch nicht einmal im UK eine Pommes bestellen können, finde ich auch bedenklich, sollte aber gerade nicht zur Konsequenz haben, dass man keine Vokabeln oder Grammatik mehr zu lernen braucht.

Zudem können SuS doch gar nicht selbst über die Bildungsinhalte bestimmen (dürfen), weil sie diese gar nicht überblicken, einordnen, kontextualisieren, in ihrer Relevanz beurteilen, etc. können.

potschemutschka
15 Tage zuvor
Antwortet  Grillsportler

“—SuS einen Sinn für unseren (europäischen/deutschen) kulturellen Background mitzugeben.” – das macht doch schon (nach Meinung einiger) der Religionsunterricht. Reicht doch, oder? (Ironie!)

447
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Ich habe null Probleme mit Netflix, Fantasy oder SciFi. Finde ich alles gut.

Alese20
16 Tage zuvor

Ich halte diese Darstellung des LuLverhaltens auch für völlig aus der Zeit gegriffen. Diese gab es sicherlich noch zu meiner Zeit in den 90er, aber heute?
Was das Mitspracherecht bei Inhalten angeht, sehe ich durchaus die Grenzen durch die Lehrpläne, allerdings könnte man bestimmt z.B. 3 Lektüren zur Auswahl stellen. So hätten die SuS durchaus etwas Mitspracherecht. Das ist in anderen Fächern aber nicht so leicht umsetzbar. Wie soll das in Mathe oder Physik gehen.
Ganz davon abgesehen, sollen die Inhalte ja aufeinander aufbauen, so dass die FolgeLuL sich darauf verlassen können, dass Stoff durchgenommen wurde.
Das einzige aus meiner Sicht umsetzbare Mitspracherecht wäre das Tempo, der Stundenplan (bzw. die Abschaffung) oder die Zeit der Leistungsnachweise – das ginge nur mit SOL und bedeutet eine riesige Umstellung für die Schule. Das muss also wirklich gewollt sein, da es erstmal sehr viel Arbeit bedeutet.

Mondmatt
16 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

“Könnte man…”

Leider ist in diesem Falle “man2 nicht der hier gescholtene Lehrer sondern es ist die KMK die 3 Lektüren zu Auswahl stellen könnte.

Die hohe Kunst der Politik. Anderen glaubhaft die Verantwortung für eigene Unzulänglichkeiten geben.

Alese20
16 Tage zuvor
Antwortet  Mondmatt

Interessant. An der Schule meiner Tochter in NRW entscheidet die Fachschaft Deutsch, welche Lektüre gelesen wird.

447
16 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

Kommt drauf an, es gibt Möglichkeiten.

90% ist aber schlichte Pflicht.

Alese20
15 Tage zuvor
Antwortet  447

Dann muss sich aber einiges an den Pflichtlektüren seit den 90er verändert haben. Bei mir gab es eine Flut von Reclamheften ab der 5ten + Kafka-Sammlung. Meine Tochter (8.) hatte bisher bur 2 Lektüren: Krabbat und Themba…

Lisa
15 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich würde sogar sagen, mir persönlich haben die Lektüren in den Achtzigern besser gefallen als heutzutage. Wie haben Böll und Brecht gelesen..Was musste eine Tochter? ” Romeo und Julia auf dem Land” …sogar ich hing da bei der Sprache fest.

meinemeinung
15 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Ja, aber zu “unserer” Zeit gab es auch nur 3 TV-Programme und kein Internet. Mein Opa ist noch mit dem Ackergaul auf seine Felder gefahren. Wieviele Pferdegespanne auf den Starßen sieht man heute. Wir sollten aufhören, die zugegeben völlig irre heutige Zeit mit der “guten alten Zeit” damals (Vietnam, Kalter Krieg, DDR, Kubakrise, Energiekrise usw) zu vergelichen.

Lisa
16 Tage zuvor

Ob die beschriebenen Phänome wirklich zu die Rechten wählen führen? Könnte in Theorie doch auch die Linke (also Ideologie, nicht die Partei dieses Namens) bieten.
Hier kommt wirklich der ” Erzieher der Nation” Social Media zum Tragen. So wie ich damals regelrecht erschrocken war, als ich sah, wie gut die Videos des IS gemacht waren, die junge Leute anwerben sollten, so gut gestaltet sind auch die der Neuen Rechten.

EU soll Tiktok kaufen
16 Tage zuvor

In der Arbeitswelt müssen die Arbeitnehmer auf eine gesunde Work-Life-Balance achten. Nach einem stressigen (oftmals fremdbestimmten Arbeitstag) können sie sich selbstbestimmt in ihrer Freizeit austoben (sofern noch Freizeit in den Tag integrierbar ist).

Schule ist der Job von Kindern und Jugendlichen. Sie unterliegen also auch einer Schule-Life-Balance. Es ist die freie Entscheidung der Kinder und Jugendlichen, ob sie in ihrer Freizeit Sport machen, ein Buch selbst auswählen und lesen oder wie ein Zombie TikTok anschauen …

Wahnsinn
16 Tage zuvor

Ich finde es vollkommen richtig, die Grundkonzeption von Schule, aufgrund der wachsenden Problematik von Verschwörungsschwurblern und Rechtspopulismus infrage zu stellen. Auch im Hinblick auf meine Lehrerrolle. Ich muss mich auch einem Lehrplan unterwerfen, einer Prüfungsordnung, usw.. Was ist mit meinen Leidenschaften für bestimmte Themen. Es gibt weder für Lehrer und noch weniger für Schüler:innen viele Spielräume der Selbstbestimmung und das ist pädagogisch und psychologisch fatal.

Damit meine ich auch die Fähigkeit kritisch gegenüber Inhalten zu denken. Schule ist zu einem sehr großen Teil so konzipiert, dass Schüler:innen so denken sollen, wie Lehrpläne denken, echte Kritik ist nicht gefragt. Und es ist absurd Beispiele anzuführen, dass Schüler:innen das nicht können, wenn man es von Beginn an, nie einfordert bzw. wertschätzt.

Besseranonym
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Als Beispiel:

” Menschen bilden bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen.

Die Schülerinnen und Schüler und ihre Entwicklung stehen an der Berufsoberschule im Mittelpunkt. Diese bietet ihnen einen Lern- und Lebensraum, in dem sie Wissen und Fähigkeiten auf- und ausbauen, Einstellungen und Haltungen weiterentwickeln und so ihr persönliches Potenzial entfalten können, um als mündige Mitglieder der Gesellschaft verantwortlich zu handeln und die eigene Zukunft zu gestalten.

Dabei ist die Berufsoberschule den obersten Bildungs- und Erziehungszielen verpflichtet, die in Art. 131 der Bayerischen Verfassung festgelegt sind: „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt. Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.“

> damit auch Nichtlehrer einen Einblick gewinnen. (Ich wusste gar nicht mehr, wie schön sich das ): anhört)

Wahnsinn
16 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Schöne Worte, die nicht gelebt werden. Ganz im Gegenteil. Damit Würde entsteht, müsste der Blick auf die Stärken der Schüler:innen gerichtet sein und nicht umgekehrt, Erwachsene definieren was stark ist. Letzteres ist entwürdigend.

Ich bin Lehrer in Bayern an einer Fachoberschule und unterrichte Pädagogik und Psychologie, ich weiß, wovon ich rede.

Besseranonym
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Na denn, Kollege, vlt. laufen wir uns ja über den Weg – vlt. sogar an einer Schule, wo ein bisserl Leitsatz lebt.

PS : Ich gehe davon aus, dass Sie mein ” wie schön sich das !anhört! nicht falsch verstanden haben – gerade mit Ihrer Fächerkombi sehen (und hören Sie) von den Schüler*innen genug; ich komme auch bei den Forderungen an SuS, z.B. aus dem Pflegebereich, an der BOS manchmal ins (Ver)zweifeln.

meinemeinung
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Leidenschaft ist vielleicht in einer Beziehung gefragt, aber nicht in der Schule. Wofür sollen SuS Leidenschaften entwickeln? Für den Pythagoras? Für Woyzeck? Für den Sackschläger am Reck? Für den Zitronensäurezyklus? (die Liste unsinniger Inhalte wäre unendlich fortsetzbar). Bildung geht schon lange an der Lebensrealität vorbei, weil sie irgendwann mal stehengeblieben ist. Wenn SuS 5% der Stoffes, der ihnen 12 Jahre eingehämmert wird, später verwenden können, haben sie Glück gehabt. Welch eine Verschwendung von Ressourcen, Energie, Talenten und Möglichkeiten. Und wir Lehrer sind letztlich nur die Handlanger, die alles abnicken und reagieren. Leidenschaft? Nicht in der Schule.

Canishine
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Klar, der Pythagoras hat in einer hochtechnisierten und mathematisierten Realität nicht viel mit der Lebenwirklichkeit von jungen Menschen zu tun, z.B. im Vergleich zu Ego-Shootern und Pornos. Er bestimmte halt vor Hunderten und Tausenden von Jahren die Architektur und Baukunst, die Landvermessung und Agrikultur, aber das braucht ja heute keine S… mehr zu interessieren.

meinemeinung
15 Tage zuvor
Antwortet  Canishine

Junge Menschen auf Ego-Shooter und Pornos zu reduzieren, zeugt von einem bedenklichen Bild, das sie von ihnen haben. Ich hoffe mal, Sie sind nicht im Bildungsbereich tätig, sondern bei der Sitte.

Canishine
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Doch, genau dort im Bildungsbereich, wo man die Bedeutung des Pythagoras für die Lebenswirklichkeit der Kinder zu vermitteln versucht, gegen den Reiz von Pornos und Ego-Shootern und gegen blinde Parolen über vermeintliche „Lebenswirklichkeiten“ und angeblich sinnlose Inhalte.

Na ja
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Buchtipp: Silke Müller, Wir verlieren unsere Kinder

447
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Zitat: “Echte Kritik ist nicht gefragt”.

Bevor Sie jetzt wütend werden, wenn Sie das folgende lesen – ich meine es ERNSTHAFT als Denkanstoß.
Selbstverständlich mache ich mir die folgend dargestellte ultrapubertäre Sichtweise auch nicht zu eigen, sondern lehne sie natürlich deutlich ab:

****Triggerwarnung****

“Gibt es eine ‘echtere Kritik’ an Schule und Gesellschaft, als rechtsradikalen Verschwörungstheorien nachzuhängen? Das richtet sich doch gegen alles, was alle offiziellen Autoritäten (von Bundespräsident bis Lehrer, von Grundgesetz bis Tagesschau) sagen…die totale Oppisition gegen alles ‘Hergebrachte’ der bundesrepublikanischen Gesellschaft ?”

****Triggerphase endet****

Die Sache ist ganz, ganz einfach:

Jede Gesellschaft hat nicht verhandelbare Tabus.

Und da ist halt Schluss mit Diskussion.

Sonst züchtet man sich seinen eigenen Untergang heran.

Also, ja:
Schule kann niemals “echte” Kritik üben, denn sie dient dazu, junge Menschen für unsere Gesellschaft (und nicht “Arbeiter-Bauern-Paradiese”, “Reich(e)” oder “Gottesstaaten”) tauglich zu machen.

Ich finde das eine gute Sache.
Denn nur weil etwas oder eine Eistellung “kritisch” ist, heisst das noch lange nicht, dass das immer gut sein muss.

Lisa
15 Tage zuvor
Antwortet  447

Aber doch nur, wenn man Kritik als zersetzend begreift. Was wäre mit konstruktiver Kritik? Natürlich leben wir nicht in einem perfekten Staat. Aber er ist es wert, verbessert zu werden, und wer, wenn nicht die Jugend, wird das tun.
Für die letzten siebzig Jahre ein Novum ist dieser Backlash, der gerade stattfindet. Bisher ging es immer doch irgendwie vorwärts und irgendwo auch in die richtige Richtung, das gilt nicht mehr, und das macht mir Sorgen.

447
15 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Ob Kritik zersetzend ist oder nicht ist doch meistens nicht dem Argument, sondern der Bewertung der Intention geschuldet.

Die Jugend hat immer kritisiert und wird das auch weiter tun.

Ob alles immer in die richtige Richtung ging…hmmh, weiß nicht.

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor

Die Behauptung des Artikels, dass fehlende Demokratie in den Schulen ein Grund für die Wahlentscheidung junger Menschen sei, den halte ich für leicht widerlegbar. Schulen in Deutschland waren immer autoritäre Diktaturen, früher mehr als heute. Trotzdem hatten Parteien rechts von der Union nie eine Chance.
Dass die AfD inzwischen so stark ist, ist das Versagen der anderen Parteien, vor allem der CDU, die ihre Rolle als Volkspartei, die von Rechts in die Mitte hin integriert, komplett aufgegeben hat.

Besseranonym
16 Tage zuvor

” Schulen in Deutschland waren immer autoritäre Diktaturen ”

Dann ist das Synonym für Lehrer -> Diktator 😉 zu schön

“Dass die AfD inzwischen so stark ist, ist das Versagen der anderen Parteien”
hmm – vlt auch aller, die es einfach laufen lassen, so lange es geht, v.a. bedürfnisorientiert ( und dann evtuell sogar noch AfDprotestwählen )

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Immerhin kommt diesman nicht der “Ureinwohner Ost” von Ihnen, das ist schon ein Fortschritt.
Wenn an politische Diktaturen denkt, das ist der Vergleich natürlich übertrieben. Aber wenn man die Situation der Schüler als reine Befehlsempfänger betrachtet, dann schon. Mitsprache haben die in Schulen nicht.

PaPo
16 Tage zuvor

OK…. mit “Befehlsempfänger” haben Sie nachgelegt, vielleicht kann ich dann Ihren Ausgangsbeitrag doch nicht zu Ihren Gunsten auslegen.

Besseranonym
16 Tage zuvor

Hilfe, was haben Sie bloß erlebt ?

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Könnten Ihre Schüler wählen was sie machen wollen? Und bis wann?
Nein? Dann ist das ja geklärt.

DerechteNorden
16 Tage zuvor

Ich finde diese Diskussion sinnfrei, denn gerade S*S, die auf einem weniger intellektuellen Niveau lernen, können eben nicht auswählen, weil sie nicht wissen, was sie überhaupt wollen.
Zu dem müssen die Materialien zu den Themen so aufbereitet sein, dass sie sie bewältigen können.
Und wenn die sich dann etwas aussuchen, das sie nicht bewältigen können, dann ist das richtig frustrierend für die.
Um das mal zu illustrieren:
In SH gibt es an den GemS im 9. Schuljahr die sog. Projektpräsentationsprüfungen. Hier können die Kids sich ihre Themen und die Präsentationsart selbst aussuchen. Was wir da jedes Jahr erleben, spottet zum Teil jeder Beschreibung. Frei geht da meistens wenig. Am Ende sind es nämlich doch wieder die betreuenden Lehrkräfte, die mind. 50% der Arbeit machen, weil sehr viele Kids dann doch überfordert sind.
Man hat immer die Vorstellung, dass alle Erfolg haben, wenn sie so können, wie sie gern wollen. Leider funktioniert das nicht so.

Und falls jetzt wieder jemand meint, ich würde mich über die Kids beschweren, dann lassen Sie sich gesagt sein, dass ich das nicht tue. Ich denke nämlich inzwischen, dass gerade schwächere Kids besonders viele Strukturen vorgegeben bekommen müssen, um am Ende das notwendige Wissen und Können zu haben, um wirklich selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können.

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Aber wenn ein Schüler in Kl. 8 sagt “ich kann die Bruchrechnung doch noch nicht, ich würde lieber erstmal diese widerholen statt die Bruchgleichungen zu lernen. Dafür brauch ich mehr Zeit”, dann wird die Antwort der Schule immer sein: “Wir haben die Zeit aber nicht”.
Und genau diesen Punkt meine ich, die Schüler können nicht mitreden, was sie lernen und wie schnell sie lernen, auch dann nicht, wenn sie wissen was sinnvoll wäre.
Und pauschal abzustreiten, dass Schüler überhaupt mitreden können, finde ich wiederum schwierig. Zumindest mache ich täglich die Erfahrung, dass man mit vielen Schülern sehr vernünftig darüber reden kann, wie schnell und was sie lernen.

DerechteNorden
16 Tage zuvor

Dazu gibt es bei uns an der Schule eine äußere Differenzierung und zudem noch zusätzliche Hilfsangebote.

Was mir hier bei der Betrachtung außerdem fehlt, ist die Tatsache, dass sich die S*S immer in einer Gruppe befinden, die sehr oft daran hindert, das/so zu lernen, was/wie sie wollten/könnten.
Ich kenne das Phänomen, dass die Kids in diesen Einzelgesprächen sehr reflektiert sind. In der Gruppe verfallen sie dann aber sofort wieder in ihre Rolle in dieser Gruppe.

Besseranonym
16 Tage zuvor

Meine Schüler*innen können sich jederzeit einbringen, mit Texten, Filmausschnitten, z.T. wenns grad geht/nicht alles umschmeißt auch spontan – in D, – in PuG.
Im Fachunterricht ist der Anzug so eng gestrickt, dass es meist – spontan – bei Erzählungen, fachlichem Austausch, Übungen bleiben muss – Abitur und dann Studium Gesundheitswesen, Medizin, Pflege etc. sind meist das Ziel und lassen da nicht viel Luft.
Unsere berufserfahrenen, im Leben stehenden SuS verstehen das aber auch – und ziehen meist mit; das wiederum bringt a bisserl Luft – um über GottunddieWelt, Tagesaktuelles zu plaudern, auch mal zu schimpfen….Kaffee zu trinken, abzulästern…

447
16 Tage zuvor

Wenn Menschen “wählen, was sie machen”….puh, ganz dünnes Eis.

In der Heimat meiner Familie ist es etwa nicht unüblich in bestimmten Teilen der Gesellschaft (bis heute, mindestens auf dem Land!) “Ehrverletzungen” durch massive Gewaltanwendung zu klären. Und nein, das meint keine romatisierte Wirtshausschlägerei in Lederhosen.

So richtig schön aus dem Bauch, aus dem Gefühl, aus dem Säugetierhirn. So richtig “menschlich” eben. Die entsprechende Nationalliteratur ist auch voll davon.

Schon meinen Großeltern (und der mittlerweile deutlichen Mehrheit der Bewohner dort) war das Modell “westliche Zivilisation” deutlich, DEUTLICH lieber.

Mir auch.

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  447

Ich rede hier von Schule, von Lernen in der Schule usw.
Wie kommen Sie da zu Gewaltanwendung?

447
15 Tage zuvor

Ich habe garnix dagegen, dass SuS gehört werden und sich (auch kritisch) äussern.

Persönlich fordere ich dazu sogar auf.

Ich warne nur vor der Verherrlichung emotionaler Bauchreaktionen.
Denn damit ist i.d.R. nur “Freifahrtsschein für [Gruppe X]” gemeint.

potschemutschka
16 Tage zuvor

“Schulen in Deutschland waren immer autoritäre Diktaturen,…” – ich hörte bis vor kurzem immer, dass es nach 1945 nur in einem Teil DE eine Diktatur gab. Ach so ja, da ging es nicht um Schulen … Mein Fehler! 🙂

Besseranonym_2
16 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Jetzt brauch ich an anderer Stelle nicht mehr zu antworten, oder ?
😉 Beste Grüße

potschemutschka
16 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

🙂 Allerdings passt hier der Bezug zu den neuen BL. Es wurde ja nicht differenziert.
Beste Grüße zurück.

PaPo
16 Tage zuvor

Das wording würde ich (überhaupt) nicht teilen, aber das, was Sie wahrscheinl. meinen (ich glaube, Sie haben sich lediglich extrem unglücklich artikuliert):
Schulen sind hiearchische Institutionen, auch zwischen Lehrer und Lernendem existiert ein entsprechendes Gefälle. Aber: (a) Hierarchien bilden keinen Widerspruch zur Demokratie. (b) Die Behauptung des Artikels, dass fehlende Gestaltungsrechte der Schüler in der Schule in un-/antidemorkatischen Haltungen etc. resultieren, ist fragwürdig.

Ich schrieb diesbzgl. ja erst vor 5 Monaten ein ultimatives ceterum censeo zur Thematik und Plädoyer für Demokratiebildung als ultimate goal von Schule (aus verschiedenen Beiträgen zusammenkopiert):

Schule nach 1945 ist hierzulande immer bereits Demokratierziehung gewesen; „[d]as gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“ (Art. 6 Abs. 1 GG) und der Staat ist dem Grundgesetz und insb. den Grundrechten verpflichtet, die gleichermaßen auch den Rahmen für den Staat bilden. D.h. dass aus diesen Grundrechten (als unverhandelbarem, kleinsten gemeinsamen Nenner unserer pluralen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft) die Erziehungsziele von Schule resultieren:

Kinder und Jugendliche zu eigenverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Personen, die sozio-politisch, -kulturell und -öknomisch an Gesellschaft partizipieren und diese plurale, freiheitlich-demokratische Gesellschaft als demokratische Staatsbürger perpetuieren (und optimieren) können sollen, zu erziehen.

Das ist im Wesentlichen die Existenzberechtigung der staatlichen Aufsicht im gesamten Schulwesen, der Schuldpflicht, ja der Schule insg. Schule ist hierzulande eben nicht reine Qualifikation einer sozio-ökonomischen Partizipationsfähigkeit und genereller ‚Lebenstüchtigkeit‘, sondern ein Demokratisierungsinstrument. Ist sie hier seit dem 2. Weltkrieg immer gewesen.

Und man sollte sich auch keine Illusionen machen:
Kinder ‚gehören‘ nicht Ihren Eltern, die diese absolut frei nach ihrem Gutdünken formen (oder die jeder Erziehung konsequenzlos entsagen könnten): „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft“ (Art. 6 Abs. 2 GG).
Und das Erziehungsziel ist hier nicht vollkommen frei, vielmehr ist eine Verletzung der Erziehungspflicht bereits gegeben, wenn Eltern ihr Kind (zumindest erheblich) entgegen der meinerseits skizzierten Erziehungsziele erziehen.

Deshalb ja auch der zweite Satz der Norm, der die Wacht über die Erziehungsbetätigung normiert. Schule ist hier ein korrektiv. Das nicht viel mehr korrigiert wird, hat viemehr mit einer mangelnden Kontrolldichte, fehlenden Sanktionsmaßnahmen und Realpolitik zu tun. Was Erziehung hierzulande aber in Schule und Familie im Mindesten leisten soll, ist im Wesentlichen deckungsgleich.

Dem widerspricht übrigens nicht, „liberale Lehrer“ zu haben, die vermitteln: „macht euch selbst ein Bild und lasst euch nichts erzählen“ (@Schlaubischlumpf vor 15 Monaten hier bei N4T). Im Gegenteil, es setzt derartige Lehrer voraus. Es geht nämlich um Erziehung durch Bildung und – wie ich bereits erwähnte – mit dem Ziel der „eigenverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Personen“, was plumpe Indoktrination u.ä. (also das Vorenthalten von Daten und Fakten, die Verengung des Meinungskorridors resp. gar die Vorgabe von vertretbaren Positionen etc.) ja ausschließen soll. Es geht um Befähigung, nicht um Imitation oder Kadavergehorsam, also das Gegenteil von Indoktrination (weil Dgl. hier ja auch bereits artikuliert wurde).

Das ist doch das Kernziel von Schule.
Wer soll die Demokratie denn sonst „retten“?

Spoiler

Und zu den Zielen „retten“, „erhalten“ und „generieren“ – realiter ist es mancherorts wahrscheinl. die Schule, die alleinig Demokratiewissen, -kompetenz und -wertschätzung versucht(!) zu generieren, ein Korrektiv andernorts nicht erfolgter Demokratieerziehung… und Schule wird diesbzgl. – zumindest bei den extremeren Fällen – zwangsläufig versagen, hier mache ich mir keine Illusionen, alleine bereits infolge des Ranges von Schule in der Hierarchie der Sozialisatoren.Umso wichtiger wäre es, hier massiv Ressourcen (zu generieren und) zur Verfügung zu stellen, um allen, die man „retten“ kann und die übrig sind, Demokratie zu „erhalten“, zu stärken…… stattdessen muss ich erleben, dass Schule hierzulande am Ende ist: M.M.n. erodiert das System, progressiv und irreparabel, der point of no return ist überschritten. Und man sticht gar nach: https://www.news4teachers.de/2023/07/verfassungsschutz-warnt-rechte-gruppen-agitieren-bewusst-im-umfeld-von-schulen-mehr-demokratische-bildung-gefordert/#comment-532691.

Sorry für den Pessimismus (wenn er das ist)… ich tue ja dennoch mein Bestes, um Demokratie zu vermitteln (und wenn ich mir die Freiräume vom Curriculum nehme und statt Berufsvorbereitung lieber ein wenig Mehr an Demokratiewissen vermittel).

… that said:
Man vernimmt den Vorwurf ja mit einiger Regelmäßigkeit, dass „das System Schule überhaupt nicht demokratisch“ sei o.ä. und ist i.d.S. mit der Behauptung konfrontiert, dass Demokratieerziehung nur funktioniere, wenn möglichst viele im und um das System an möglichst vielen Entscheidungen per Mehrheit partizipieren können:
Bereits in den Kitas werden Kinderparlamente selbst für U3-Kinder gegründet, in den Schulen sollen dann Lehrer und Eltern bis in die Lehrinhalte hinein gemeinsam entscheiden, welche Inhalte mit welchen materialien wie genutzt werden, um dann letztlich auch mit den Schülern konkrete Unterrichtsinhalte, den Verlauf von Unterrichtsinhalten u.ä. per Mherheitsentscheidung zu bestimmen…

Hier wird aber ohne Blick auf Sinn und Zweck des Systems und dessen Funktionalität salopp Demokratieerziehung resp. -bildung mit dem Primat der Partizipation verwechselt, gleichsam das Konzept von Hierarchien u.ä. fehlsam als antidemokratisch gescholten.
Dass Schule ein hierarchisches System ist, ist kein Widerspruch zu Demokratie und Partizipation, ja das sind Hierarchien insg. nicht per se. Und es ist auch nichts dagegen auszusetzen, Räume für entsprechende Partizipation einzuräumen… man sollte aber bedenken, dass bestimmte Dinge einfach nicht zur Disposition stehen, eben weil das emtazioel von Schule im Blick behalten werden muss und unsere Schüler ja noch keine hinreichend gebildete, demokratische, mündige Individuen sind.

Der Kommentator @Michael Felten benannte es hier vor zwei Jahren einmal passend folgendermaßen: „Zudem ist ‚Demokratiefähigkeit‘ zwar ein Ziel schulischen Lernens, aber Mitbestimmung ist – entwicklungsbedingt – nicht dessen Modus“ (hier ist die Redaktion wohl nicht mehr d’accord).

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Mag sein dass ich mich etwas drastisch ausgedrückt habe (mach ich gerne). Aber schön, dass Sie den Kommentar verstanden haben und danke für die sachliche Antwort.

Wahnsinn
16 Tage zuvor

Nee, da widerspreche ich. Früher hat die Schule viel weniger Zeit eingenommen (gibt genug Belege dafür). Kinder und Jugendlichen sind freier und unkontrollierter aufgewachsen: mehr Spiel in der Freizeit, mehr Selbstbestimmung in den Interessen.

Das hat die Schule eher zur Nebensache gemacht. Leider nahm Schule zunehmend Raum ein und das mit negativem Effekt auf die psychische Gesundheit von Schüler:innen. Man kann sich über die Kausalität streiten, aber diese Entwicklungen sind parallel verlaufen.

Schule, so wie sie aktuell gestaltet ist, schwächt die psychische Gesundheit und fördert insbesondere bei den nicht-erfolgreichen Schülern die Sympathien für Verschwörungstheorien und Populismus. Das ist nicht ein von Lehrern hervorgerufenes Problem, sondern vom System! Glaubt mir hier eh keiner, aber wer sich interessiert. Man findet einiges dazu in: Renz-Polster: Erziehung prägt politische Gesinnung und bei Prof. Peter Gray vom Boston College (veröffentlicht auch Psychology Today, der Washington Post, etc., will sagen, das ist kein Noname, sondern ein sehr anerkannter Wissenschaftler).

Grüße in die Runde

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Unterschreibe ich alles, sehe aber den Widerspruch nicht.

Wahnsinn
15 Tage zuvor

Na ja, sie hatten geschrieben: “Dass die AfD inzwischen so stark ist, ist das Versagen der anderen Parteien” und sinngemäß nicht das Versagen von Schule und die Brücke zu den Schulen früher gezogen.

Ich wollte sagen, der negative Einfluss einer früher mindestens genauso autoritären Schule, war früher nicht so stark, weil Schule eher “Nebensache” war. Wir haben eine Kindheit erlebt, in der wir – glaube ich – vor allem durch die Interaktion mit Freunden in Freundeskreisen, sehr viel über uns und das Leben lernen durften. Mehr als das, was durch angeleitetes Lernen geschah…

Das hat resilient gemacht.

meinemeinung
16 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Genau das lese ich auch in dem hier diskutierten Artikel.Dadurch, dass SuS in die Wahl der Inhalte des Unterrichts nicht miteinbezogen werden (oder sind Sus in der Bildungsplankommission?), sind sie frustriert, fühlen sich nicht beachtet und nicht ernst genommen. Genau das gleiche machen die verantwortlichen Politiker: sie schließen die Jugendlichen quasi aus. Und dann kommt eine Partei, die sagt: Wir kümmern uns um euch! Muss man sich da wundern, wenn die jungen Leute denen scharenweise in die Arme laufen?

Canishine
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Weil die Kinder nicht machen können, was sie wollen, machen sie, was sie wollen und wählen AfD, so etwa?

DerechteNorden
16 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

“Wir kümmern uns um euch.”
Wie sieht das Kümmern eigentlich aus?
Diese extremistischen “Vereine” bieten Struktur, weil sie viel mehr vorschreiben. Denken Sie an den Islamismus, die andere Variante des “Kümmerns”.
Diese Kids sehnen sich nach klarer Führung, also jemandem oder etwas, das ihnen sagt, was sie tun müssen, statt “Bilde dich und triff selbst Entscheidungen” und gehen diesen Leuten deshalb auf den Leim.
Denken Sie auch an all diejenigen, die plötzlich ihr Leben in “den Griff gekriegt haben”, weil sie zum Glauben gefunden haben. Religion ist wenig bis gar nicht mit Demokratie im Einklang, da ja alles vorgegeben ist.

Ich denke sogar, dass wir jungen Menschen oft viel zu viel zumuten, indem wir sie andauernd über Dinge entscheiden lassen, die noch gar nicht einordnen können.
Man muss Demokratie üben, ja, aber nicht so, wie sich einige das vorstellen. Demokratie ist eher Aushandeln und Konsensfindung als “wir bestimmen alles mit”.

meinemeinung
15 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Natürlich “kümmern” sie sich nicht wirklich. Das ist purer Populismus, aber dieser kommt an. Eine Scheinwelt/Zukunft ist für einsame, abgehängte, verzweifelte Menschen besser als keine Welt/Zukunft. Hier wird eine rosige Zeit versprochen und das wird von vielen unreflektiert angenommen. Also gibt man denen die Stimme. Auf unterschiedlichen Ebenen machen das im übrigen alle Parteien, man nennt es auch Wahlversprechen. Unter hinterher gilt das altbekannte Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?”
Wollte Trump nicht auch 24 Stunden nach Amtsantritt den Ukrainekrieg beenden? Und jetzt??

Alese20
15 Tage zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mitreden und Konsens finden widerspricht sich aber nicht 😉

DerechteNorden
15 Tage zuvor
Antwortet  Alese20

Mitreden, obwohl man keine Ahnung hat, ist Blödsinn.
In der Schule ist aber genau das das Problem.
Verkürzt dargestellt:
“Wollt ihr Geometrie oder Algebra?” “Was ist das?”

Andreas Schwichtenberg
16 Tage zuvor

“die AfD eben extrem viel”
Ich wüsste nicht, was die AfD tatsächlich für junge Menschen macht. Mein Eindruck ist eher, dass sie einfach nur die Unzufriedenheit einsammelt.

Rainer Zufall
16 Tage zuvor

“So lässt sich teilweise erklären, warum gerade nichtdemokratische Parteien wie die AfD einen verhältnismäßig großen Zuspruch seitens junger Wähler finden.”

Naja, ob die jungen Leute überwiegend rechts sind, ist durchaus umstritten (https://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2023/02/Kollekt_Studie_Extrem_Einsam_Das-Progressive-Zentrum.pdf#page=62)

Da steht gleichzeitig im Raum, ob sie besonders gegen die AfD sind (https://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/20355.pdf#page=48) =/

In jedem Fall wäre es aber nicht schlecht, diese Menschen ERLEBEN zu lassen, dass sie in einer Demokratie leben.
Ich wage sogar zu behaupten, dass hier nicht nur die Schulen sondern die Politik gefragt ist…

meinemeinung
16 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich denke nicht, dass die jungen Leute rechts sind und das lese ich auch nicht in dem Artikel. Sie unterscheiden nicht zwischen rechts und links, wie wir das tun, sondern, wer meint es scheinbar gut mit mir und wer ist mehr mit sich selbst beschäftigt. Und da fällt dann bei vielen die Wahl auf die Afd.

Rainer Zufall
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

“Sie unterscheiden nicht zwischen rechts und links, wie wir das tun”
Dem würde ich auf mehreren Ebenen widersprechen

meinemeinung
15 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Auf welchen Ebenen? Bleiben wir doch bei Tatsachen und empirischen Ergebnissen. Eine Studie der Forschungswahlgruppe 2024 kommt zu dem Ergebnis, dass “das klassische Links-Rechts-Schema nicht mehr zeitgemäß ist”. Hier der Link zu der Studie:
Jugendwahlstudie 2024
Das sind Fakten, ganz gleich, ob Sie dem persönlich zustimmen oder ob Ihnen/uns das gefällt.

Rainer Zufall
15 Tage zuvor
Antwortet  meinemeinung

Ich würde widersprechen, dass Kinder und Jugendliche anders als “wir” unterscheiden:

“das klassische Links-Rechts-Schema ist nicht mehr zeitgemäß

es besteht eine hohe Toleranz für Rechts

die Bringschuld liegt bei der Regierung

Erstwähler haben Angst vor AfD und/oder Grünen”

Ich sehe da keinen großen Unterschied zu “uns”, sondern klingt in meinen Ohren eher nach der allgemeinen Situation … :/

meinemeinung
16 Tage zuvor

Worin besteht eigentlich noch der Unterschied zwischen irgendeiner beliebigen Behörde und dem Lehrerberuf? Wir verwalten nur noch, versuchen den Bildungsplan mehr schlecht als recht zu erfüllen, Klausuren, Korrekturen, Konferenzen. Viele kennen nicht mal mehr die Namen ihrer Schüler, sie sind wie Akten für sie. Vorschriften und Anordnungen werden unwidersprochen erfüllt, über die Sinnhaftigkeit macht sich keiner Gedanken. Ich musste jahrelang Michael Kohlhaas unterrichten, wegen des Abiturs blieb mir nichts anderes übrig. Die Schüler haben es gehasst, ich habe es gehasst, und am Ende haben sich alle geschworen, nie wieder ein Buch anzufassen. Von Mitbestimmung der Schüler in irgendeiner Weise konnte keine Rede sein, sie versuchten wie ich ihre Pflicht zu erfüllen oder eben nicht, im Gegensatz zuz mir konnten sie sich das leisten. Interpretationshilfe sei dank. Gelacht wurde von den Schülern nur noch, wenn mal eine Unterrichtsstunde wegen Konferenz oder so ausfiel. Ist das der Traumberuf Lehrer, wie ich ihn mir einmal vorgestellt habe? Vorsicht, rhetorische Frage. Warum bekommen wir nicht deutlich mehr Freiräume, wo wir zusammen mit den Schülern Dinge machen, die wirklich sinnvoll sind. Und jetzt frage mich keiner danach, was sinnvoller ist als den Bildungsplan zu erfüllen. Die Antwort würde den Rahmen hier spregen.

Besseranonym
16 Tage zuvor

Pragmatischen Sicht

[…] Wie kommen Jugendliche zu der Annahme, dass die Regierung gegen sie arbeitet?

Maas: Das klingt wie eine Verschwörungstheorie, deshalb haben wir nachgefragt. Die Einschätzung folgt Narrativen, die gesetzt werden: “Man hat Geld für Geflüchtete, die man ins Land holt, aber für mich nicht.” Zudem haben wir eine Erstwähler-Kohorte, die sehr behütet aufgewachsen ist. Die haben Eltern, die viele Räume besetzen: zur Schule fahren, zum Training begleiten, Eltern sind immer dabei. Und es macht sich so etwas wie erlernte Hilflosigkeit breit, wenn die Rundumversorgung nicht da ist, wenn sich das Umfeld mal nicht an sie anpasst. Eine verbreitete Denkweise ist: “Die Regierung ist verantwortlich dafür, dass es mir gut geht, dass ich eine gute Schule habe, einen guten Job kriege.” Die Jugendlichen sehen das als Bringschuld, viel mehr als alle Generationen davor. ”

Ich wollte den Textausschnitt ( von Mitte Jan 2025) im U zur Diskussion stellen (Verfassungsviertelstündchen, Argumentation, Was steht mir zu, etc..)
Gesamtquelle müsste swr, ndr, ..gewesen sein.

potschemutschka
16 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Es würde mich wirklich interessieren, wie Ihre Schüler auf diesen Textausschnitt reagieren. Das wird bestimmt eine spannende Stunde. Vielleicht können Sie hier mal über die Ergebnisse berichten.

Besseranonym
15 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Gerne, bin dabei

MB aus NRW
14 Tage zuvor

…die “Diskussion” vom Anfang hört sich an wie billigstes RTL-Plus Nachmittagsprogramm und hat so wirklich gar nichts mehr mit der Realität zu tun…so ein plumper Populismus (vielleicht als Zuspitzung gedacht, dann aber sehr schlecht gemacht?) hilft auch nicht dabei, in Diskussionen zu kommen. Ich habe mich selbst dabei erwischt, nach dem Lesen mit den Augen zu Rollen und das Handy erst mal wieder weg zu legen…

Wandervogel
14 Tage zuvor

Meiner Meinung nach ist das wieder typische Augenwischerei. Man sucht nach schnellen Antworten, warum die AfD unter Jugendlichen so populär ist. Hat man eine vermeintliche Antwort gefunden, wird nicht weiter gesucht. Nun ist es also die mangelnde Demokratiebildung und Mitbestimmung in der Schule. Gäbe es das mehr, glaubt man, gäbe es weniger AfD-Anhänger. Ich halte das für Augenwischerei. Heutzutage gibt es sehr viel mehr Mitbestimmung von Schülern in der Schule. Sicherlich handhabt jeder Lehrer das ein wenig anders. Aber ist es denn so, dass die Schüler der Lehrer, die viel mitbestimmen lassen, weniger der AfD anhängen und die Schüler der Lehrer, die wenig mitbestimmen lassen, mehr? Und sind denn die Kinder und Jugendlichen vor Jahrzehnten, also sie deutlich weniger mitbestimmen durften, anfälliger für rechte Ideen gewesen? Bis vor wenigen Jahren galten Kinder und Jugendliche eher als links. Womöglich auch deshalb wurde andauernd das Wahlalter für verschiedene Ebene herabgesetzt. Es scheint wohl doch nicht daran zu liegen. Aber die Antworten, warum Kinder und Jugendliche so überproportional AfD wählen (würden), wären vielleicht unangenehmer als einfach nur ein Demokratiedefizit in den Schulen anzunehmen.

447
14 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Ihr letzter Satz bringt es auf den Punkt.
Und genau deswegen kann/wird darüber nicht relevant diskutiert werden.