Lehrermangel ist für Eltern und Schulleitungen wichtigstes Thema, für Parteien nicht

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Die Landeselternkonferenz NRW hat mehreren Parteien «Wahlprüfsteine» zur Landtagswahl  am kommenden Sonntag vorgelegt. Ein Ergebnis sei gewesen, schilderte die Vorsitzende Anke Staar: Lehrkräftemangel und Reform der Aus- und Fortbildung habe bei keiner Partei eine Rolle gespielt – ebenso wenig wie eine Verringerung der Klassengrößen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften. Die Landeselternschaft der Gymnasien kann unterdessen anhand von Umfragen zeigen, dass insbesondere das Thema Lehrkräftemangel bei Eltern und Schulleitungen brennt.

Ohne Lehrer – kein Unterricht. Foto: Shutterstock

Die LEK verlangt von einer künftigen NRW-Regierung eine Bildungspolitik «losgelöst von parteipolitischen Grabenkämpfen zum Wohle aller Kinder» verlangt. Das würden wohl auch die Gymnasial-Eltern unterschreiben. Aus zwei Umfragen sowohl an Eltern aus der eigenen Mitgliederschaft als auch an Schulleiter der Gymnasien im Land zieht die Landeselternschaft der Gymnasien – nicht überraschend bei der befragten Klientel – den Schluss, dass beide Gruppen (81 Prozent der Schulleiter und 73 Prozent der Eltern) es mehrheitlich als wichtig erachten, das gegliederte Schulsystem aufrecht zu erhalten.

Relevanter: Der Lehrermangel ist das Problem, das Eltern und Schulleitungen im Themenranking an erste Stelle setzen. An zweiter Stelle steht die Digitalisierung. Während die über 13.000 teilnehmenden Eltern von außen beobachten und dabei feststellen müssen, dass Lehrer an ihren Schulen fehlen, können die über 130 teilnehmenden Schulleiter ihre Zahlen benennen und sagen, an welchen Stellen es an Kollegen mangelt. „Schaut man auf die genannten Stellenbesetzungsquoten, wird sichtbar, dass zu wenige Schulen ausreichend Lehrer im Klassenraum haben“, erklärte Christiane Rößler, stellvertretende Vorsitzende der Landeselternschaft. Längerfristig ausfallende Kollegen seien nur schwer zu vertreten. Der leer gefegte Lehrermarkt verstärke die strukturellen Probleme weiter.

„Aufgabe der zukünftigen politischen Entscheider wird es sein, diese drängenden Probleme anzugehen“

Wie sind nun junge Menschen für den Lehrerberuf zu begeistern? Hier sind sich Eltern und Schulleiter in einigen Punkten einig: Bessere Ausstattung der Gymnasien, kleine Klassen, multiprofessionelle Teams und mehr Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf nicht nur in sogenannten Brennpunktbezirken. Das wären gute Argumente für unsere Abiturienten, um beruflich den Schritt in das Klassenzimmer zu gehen“, so meint die Landeselternschaft.

Zum Thema Digitalisierung stellen die Schulleiter ihren Kollegien ein etwas besseres Zeugnis aus als die Eltern. Beiden ist digitales Lernen als ein Bestandteil des Unterrichts wichtig. Beide meinen mehrheitlich, neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte müsse auch die Nutzung von Anwendungen erlernt und ein kritischer Umgang mit Medien trainiert werden. „Es bleibt einiges zu tun in Sachen Bildung in NRW. Aufgabe der zukünftigen politischen Entscheider wird es sein, diese drängenden Probleme anzugehen und als Fundament das gegliederte Schulsystem auf stabilen Beinen zu halten, damit unsere Kinder eine gute Basis für den Start ins Leben erhalten können“, meint Markus Quetting, stellvertretender Vorsitzender der Landeselternschaft. News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Man hat es langsam satt darüber zu diskutieren, warum Lehrermangel herrscht. Das KuMi ist da offenbar hochgradig beratungsresistent. Die gesamte Bildungsmisere ist der Arroganz der Politiker zuzuschreiben, der Realitätsferne, der mangelnden Wertschätzung und dem Drang, sich permanent einen Orden aufgrund von ersponnenen Reformen anzuheften. Lasst endlich die Lehrer ihre Arbeit machen, die sind dafür ausgebildet und motiviert im Gegensatz zu den hochgelobten (leider unfähigen) Bildungsbeauftragten der Regierung.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

„Bildungspolitik «losgelöst von parteipolitischen Grabenkämpfen zum Wohle aller Kinder“

Ja, eine Forderung, die ich auch seit ewigen Zeiten mit mir herumschleppe….losgelöst von Parteien- oder Ideologiegezanke…mit dem klaren und langfristigen Ziel, Schule und Bildung für alle SuS zu optimieren und gerecht zugänglich zu machen…und gerade das haben die KuMis und die anderen politischen Verantwortlichen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und oftmals konterkariert.

Wenn sich jetzt aber der LEK seinerseits zu „Bessere Ausstattung der Gymnasien, kleine Klassen, multiprofessionelle Teams und mehr Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung.“ hinreißen lässt und hier neben nachvollziehbaren Forderungen wieder die Gymnasien in den Fokus stellt, die oftmals im Vergleich zu anderen Schulformen bereits über deutlich bessere (wenn auch eben nicht gute) Ausstattungen verfügen, dann tun sie genau das, was man eigentlich endlich überwinden sollte.
Die Hervorhebung einer Schulform gegenüber den anderen, die Bevorzugung und damit einhergehend die Herabsetzung anderer Schulformen. Das ist sehr schade….und bringt naturgemäß in Form einer Neid- oder Wertigkeitsdebatte die KuK gegeneinander auf.
Und das widerspricht m.E. dem oben vorangestellten Ziel!

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Realist
1 Jahr zuvor

Warum sollte der Lehrermangel für die Politik auch ein wichtiges Thema sein? Solange sich die „Basis“ an den Schulen selbstausbeutet, um das System noch irgendwei am Laufen zu halten um alles abzufangen, was nie mit ausreichendem Personal „unterfüttert“ wurde (Integration, Inklusion, Ganztag, 2015, Corona, Ukraine), muss man ja nichts investieren. Mehr Geld kann man gar nicht sparen.

Immer mehr potentielle Berufsanfänger sagen sich deshalb: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

D. Orie
1 Jahr zuvor

Man mag sich gar nicht mehr immer wiederholen, da man als Reaktionen aus der Bildungspolitik nur erfährt: „Lehrkräfte? Wieso Lehrkräfte? Irgendjemand wird das schon machen!“, oder bald schon: „Schulen? Wieso eigentlich? Brauchen wir wirklich Schulen? Irgendwie wird es auch anders gehen!“ Und so weiter und so fort.