DÜSSELDORF. Was tun nach den alarmierenden Ergebnissen der Grundschüler in der jüngsten Iglu-Studie? NRW setzt auf verbesserte Diagnostik und gezielte Förderung schon vor der Einschulung. Die Grundschulen sollen eine Art Passepartout für die besten Lehrmaterialien erhalten.
Mit einem landesweiten Früherkennungsprogramm bei den Grundschulanmeldungen soll Förderbedarf bei Kindern in Nordrhein-Westfalen künftig früher erkannt werden. Unmittelbar nach der Diagnostik solle dann gezielte Förderung noch vor der Einschulung beginnen, kündigte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Donnerstag in einer Sondersitzung des Fachausschusses im Düsseldorfer Landtag an. Ein konkretes Konzept dazu konnte die Ministerin noch nicht vorlegen. Nach Ansicht der SPD-Opposition sollten Kinder bereits im Alter von viereinhalb Jahren auf ihre motorische, sprachliche und soziale Entwicklung hin untersucht werden.
Anlass der Sondersitzung des Schulausschusses waren die schlechten Ergebnisse von Grundschülern in Bildungsstudien, zuletzt der Iglu-Studie. Feller sprach von einem deutlichen Alarmsignal. «In Nordrhein-Westfalen erfüllt gut ein Viertel die Mindestvoraussetzungen im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören und in der emotional-sozialen Entwicklung nicht», sagte sie. Nur jeder Zweite erreiche in Lesen, Zuhören und Mathematik die Standards.
Vor allem beim Lesen, aber auch bei der emotional-sozialen Entwicklung will Feller deutlich nachbessern. Dabei sollten die Lehrkräfte entlastet werden, betonte sie. «Mit Blick auf die Gesamtbelastung der Lehrkräfte an unseren Grundschulen steht fest, dass wir ihnen nun nicht wieder ein vollständig neues Konzept überstülpen können – und auch nicht müssen.»
Kompass für die Schulen
Künftig würden den Grundschulen Schwerpunktsetzungen und Materialien landesweit verbindlich vorgeben, so dass nicht jede Schule und jede Lehrkraft ihre eigenen Konzepte und Materialien erstellen müsse, erklärte Feller. Dafür werde den Lehrkräften wissenschaftlich fundiertes Material zur Verfügung gestellt, dessen Wirksamkeit bereits erwiesen sei.
Zwar existiere bereits eine Vielzahl an analogen und digitalen Materialien, allerdings seien Lehrer mit der Frage, wie neue Konzepte und geänderte Lerninhalte im schulischen Alltag umgesetzt werden könnten, zu wenig unterstützt worden, bilanzierte Feller. Ständige Neuerungen, die für viel Mehrarbeit und Unruhe sorgten, seien kontraproduktiv. Als Beispiel nannte Feller das Hin und Her beim Start mit dem Fach Englisch zunächst in der dritten, dann in der ersten und dann doch wieder in der der dritten Klasse.
Vom Alltag weit entfernt
Die Unterstützungsmaterialien zur Leseförderung sollen noch vor den Sommerferien am 12. Juni mit den Schulleitungen der Grund- und Förderschulen sowie weiteren Multiplikatoren in einer digitalen Großveranstaltung vorgestellt werden. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung kritisierte eine «ungeschickte Terminierung» mitten in den Zeugnisvorbereitungen. «Hier zeigt sich bedauerlicherweise wieder einmal, dass die Administration vom Alltag in den Schulen weit entfernt ist», bemängelte die Landesvorsitzende Anne Deimel in einer Mitteilung. «Wie soll Entlastung für Schulleitungen geschaffen werden, wenn das Ministerium nicht weiß, was genau im Laufe des Schuljahres jeden Tag geleistet wird?»
Die Schulministerin will neben dem Lesen und Rechnen eine weitere Kernkompetenz in den Fokus rücken: «Um sich auf Lerninhalte konzentrieren zu können, ist für Kinder eine altersgerechte und stabile emotional-soziale Entwicklung von fundamentaler Bedeutung. Wir haben noch kein fertiges Konzept, aber da müssen wir ran.»
Keine schnelle Kehrtwende möglich
Aus Sicht der SPD blieb die Ministerin ein Gesamtkonzept schuldig und lieferte hauptsächlich Problembeschreibungen. Feller hielt dagegen, angesichts der über etliche Jahre angehäuften Defizite sei eine Umkehr des Negativtrends nicht von heute auf morgen möglich. Auch von der nächsten Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, für die im kommenden Jahr neue Daten erhoben würden, sei noch keine wesentliche Verbesserung zu erwarten. Hamburg habe mehr als zehn Jahre gebraucht, bis sich seine Bildungsmaßnahmen in besseren Basiskompetenzen niedergeschlagen hätten.
In der vergangenen Woche hatte Feller eine Lese-Offensive angekündigt: Nach den Sommerferien soll es pro Woche dreimal 20 Minuten verbindliche Lesezeit im Grundschul-Stundenplan geben. Sie wies den Vorwurf zurück, dem Ausschuss lediglich ein Bündel bereits bekannter Maßnahmen präsentiert zu haben. «Das ist nicht alt», widersprach sie. Den Schulen werde auch auf neuen Plattformen ein Fächer an inhaltlichen und didaktischen Möglichkeiten an die Hand gegeben, um das Vorlesen und den Mathematikunterricht für die Kinder attraktiv und mit Erfolgserlebnissen zu gestalten – etwa mit «Lese-Karaoke», in der «Hörspiel-Werkstatt» oder mit Mathe-Spielen.
Lebenslange Bildungslücken
Der SPD-Abgeordnete Frank Müller nannte es angesichts der ungelösten Bildungsdefizite unverzeihlich, «dass wir Jahr für Jahr Schüler-Generationen ihrer Chancen beraubt haben». Feller räumte ein, dass die auf ihre Basiskompetenzen getesteten Kinder ihre Schwächen in die weiterführenden Schulen mitgenommen hätten – «und wenn wir Pech haben, werden sie sie ein Leben lang haben». News4teachers / mit Material der dpa
Wie naiv muss man eigentlich sein, um sich einzureden, dass dass die schlechten Ergebnisse der IGLU-Studie an dem falschen Lesematerial lag?
Oder ist es ein Ablenkungsmanöver, weil die eigentlichen Ursachen vertuscht werden sollen?
Die Verantwortung oder den ggf. schlechten Einfluss der Eltern möchte man nicht erwähnen. Die sind entweder Wähler oder müssen ruhig gestellt bleiben oder beides.
Wäre doch gut, wenn hier nicht immer eine Anti-Eltern-Haltung entstünde.
Ding-Ding, wir haben eine Gewinnerin.
War doch klar, dass die Lehrer die volle Verantwortung tragen.
Wer schlechtes Lesematerial auswählt ist unqualifiziert und verwantwortlich. Da ist etwas wahres dran.
Die Frage ist, ob der Hersteller von Motorrädern für Unfälle mit Motorrädern verantwortlich ist.
Bisher war das Material also nicht “wissenschaftlich fundiert” mit “erwiesener Wirksamkeit”?
Ich habe 8 Semester Deutsch studiert und benutze Materialien und Lehrbücher, die das KuMi umfänglich geprüft hat. Daher gehe ich davon aus, dass ich die letzten 20 Jahre mit wissenschaftlich fundiertem Material gearbeitet habe und die katastrophalen Ergebnisse im Grundschulbereich eher an dem Lehrermangel, den ständig wechselnden Reformen und Konzepten, der ineffizienten Schuladministration und den miserablen Rahmenbedingungen liegen.
Liebe Jette,
das ist natürlich nicht so.
Alles war besser als je zuvor.
Allerdings nicht gut.
Es ist selbstverständlich der monokausale Zusammenhang, wie ministeriell beschrieben.
Und nun kommt der große Bildungsknall, die Zeitenwende. 🙂
Bestimmt.
Vielleicht sollte man auch die Eltern mal wieder in die Pflicht nehmen. lesen lernen braucht Zeit, Geduld und viel Übung. Da nutzen auch 3x 20 Minuten in einer Klasse mit 30 Kindern wenig, auch wenn es wissenschaftlich fundiertes Material gibt.
Heute sind Kinder immer früher und immer länger in der Betreuung und Eltern haben viel weniger Zeit für ihr Kinder. vielleicht könnte es auch daran liegen. Statt noch mehr Vorgaben und noch mehr Aufgaben für Schule und Kita wäre es sicher auch erfolgsversprechend, wenn Eltern vorlesen, mit ihren Kindern lesen und sich mit um den Schulerfolg kümmern würden. Manchmal frage ich mich, warum manche Menschen Kinder bekommen, wenn sie nicht schnell genug wegorganisiert werden können. Kinder kosten zeit, Geduld und Nerven. Dafür erhält man aber ganz viele tolle Momente, die ich nicht missen möchte. Mir ist klar, dass es genug Eltern gibt, die sich auch Zeit für ihre Kinder nehmen (die fühlen sich hier bitte nicht angesprochen), aber leider gibt es gefühlt auch immer mehr die alles rund ums Kind gerne von zu Hause outscourcen.
Wie macht man das konkret: Eltern in die Pflicht nehmen? Ich wüsste das gerne und bin über die Gleichgültigkeit oder Inkompetenz von einigen Eltern genauso entsetzt wie Sie. Aber bis das Elternproblem gelöst ist (woran ich übrigens nicht glaube), können wir die Kinder doch nicht hängen lassen.
Wenn Kinder mit Lautleseverfahren mindestens dreimal in der Woche üben, verbessert sich die Leseflüssigkeit deutlich. An unserer Schule hat es der 2. Jahrgang 10 Wochen ausprobiert – mit ermutigenden Ergebnissen. Da wird aber anders geübt, als Sie es in Ihrer Schulzeit gemacht haben: Immer ein Kind liest ein paar Sätze, dann kommt das nächste Kind dran. Reihumlesen nennt man das und das ist in der Tat wenig effektiv
Schade, dass das Timing und die Kommunikation des Ministeriums so schlecht sind. M.E. wird ein guter Ansatz gerade verbrannt, bevor er überhaupt umgesetzt wird.
Nicht falsch verstehen,
wie soll sich der Durchschnittsverdiener das Leisten können. Man muss mindestens 1 mal voll und 1 mal halb, eher 2 mal voll arbeiten. Wo soll die Kraft dazu herkommen. Kinder kosten Geld. Wir zahlen für 3 KiTa Kinder in Halbtagsbetreuung aktuell gut 700€. Das muss erst einmal erarbeitet werden. Der Staat und die Gesellschaft will, dass die Eltern berufstätig sind. Dann muss er sich um den Mangel kümmern. Das will er aber anscheinend nicht, vermutlich weil es Geld kostet, und das ist dann das Ergebnis. Und bzgl. der Qualität, in BW werden nächstes Jahr vermehrt “Spielgruppen” statt “KiTa” eingeführt (für die zweite Hälfte der Betreung) gleichzeitig sinkt die Lesekompetenz. Das wird wahrscheinlich in Zukunft noch mehr sinken. Kinder können weniger/seltener Schwimmen: hier kostet der Eintritt für eine 5köpfige Familie 30€, ist nur ein Schwimmbad, nichts besonderes. Dazu oft “voll” und man kommt nicht mehr. Schwimmlehrzeiten werden gekürzt … .
Max. 10 Minuten täglich – vielleicht sogar beim gemeinsamen Vorlesen sollten in den ersten beiden Schuljahren ausreichen. Das ist keine Vollzeitaufgabe.
In der Tat, als mein Vater noch deutlich mehr als 40-Wochenstunden Akkord arbeiten musste, hat er mir fast jeden Abend lang und breit aus passenden Büchern vorgelesen. Im “Kindergarten” wurde auch vorgelesen und reichlich Buchmaterial vorgehalten – trotz der damals in den 50er noch recht “einfachen Verhältnissen”.
Dazu kommt:
Vorbereitung auf Klassenarbeiten/Tests, Kontrolle der Hausaufgaben. Für das eigene Kind da sein ohne Leistungsdruck sollte auch Zeit bekommen. Und dann hat man vielleicht mehr wie 1 Kind. Ich bleibe dabei, dass wird für viele nicht im Rahmen des noch zusätzlich leistbaren sein.
Das ist nicht „zusätzlich“ zu leisten, sondern schlicht eine pure Selbstverständlichkeit.
Hier geht es in erster Linie ums Lesen lernen in der Grundschule, was die Voraussetzung für alles andere ist … und dann sollten Schülerinnen und Schüler irgendwann auch in der Lage sein, sich selbst zu organisieren, oder wollen sie bis zur zehnten Klasse Händchen halten? Natürlich ist das nicht leistbar, aber hoffentlich doch auch nicht permanent notwendig sondern nur in Ausnahmefällen.
Ich bin jahrelang Vollzeit arbeiten gegangen. Mein Mann auch, sogar an Wochenenden. Meine Kinder war vom ersten Lebensjahr bis Ende der Grundschule in Betreuung. Und auch dann geht das, was man grundlegende Betreuung des Schulalltags und häusliche Förderung nennt.
Es gibt Studien, die zeigen, dass mit höherem Abschluss der Mutter nicht nur die Arbeitszeit sondern auch die Zeit für Förderung der Kinder steigt.
Alles andere ist mangelnde Kompetenz auf Elternseite oder fehlender Wille.
Da stimme ich zu. Jeden Abend als Ritual ein Kapitel lesen, das reicht oft schon. Entweder liest man selbst vor oder das Kind. Es gibt sogar Bücher mit abwechselnden Abschnitten. Das sind abends 10 min. Zeit mit dem Kind. Dafür sollte es wirklich reichen, zumindest jeden 2. Tag.
Ich finde bezeichnend, dass dein guter Kommentar so wenig Zustimmung bekommt. Da schildert ein Elternteil die Realität, aber keiner hier will mal einen Like geben.
Sie finden den Kommentar gut, andere vielleicht nicht. Könnte ja sein!
Was haben Sie gewählt?
Rosa, Gelb, Grün?
Selber verursacht. Und Pech gehabt.
Ich würde vorschlagen: die eigenen Ansprüche etwas zurückfahren, es tut mir so weh zu sehen, dass Säuglinge abgegeben werden und die Eltern Tennis spielen gehen oder die nächste Fernreise planen. Unser Weltbild und die Werte haben sich massiv in Richtung Materialismus verschoben. Täglich bombardiert durch Werbung meinen viele nur glücklich sein zu können, wenn man sich dies alles leisten kann. Bei ärmeren Familien zählen noch ganz andere Prioritäten. Das Kind ist nur noch Beiwerk, andere sollen sich kümmern. Und dass diese “anderen” mittlerweile keine Lust mehr haben, die ganze Erziehungsarbeit zu stemmen oder Erziehungsdefizite auszugleichen, weil sie damit nun an ihre Belastungsgrenzen kommen, kann ich nur allzu gut verstehen. Die Entwicklung war absehbar. Das Gejammere jetzt natürlich groß. Man hat schon zu Lockdownzeiten feststellen können, dass viele Eltern nicht mehr in der Lage sind, sich den ganzen Tag um ihr Kind zu kümmern. Und erzählen Sie mir nicht, dass man keine andere Möglichkeit hat, als 2 Vollzeitjobs. Apple iPhone, SUV, Designermöbel und -klamotten, -zig unnötige Zusatzangebote fürs Kind, die Kids müssen unbedingt die USA gesehen haben……..und, und. Wie wäre es mal mit einem Waldspaziergang oder Spiele-/Vorleseabend stattdessen?
Und vielleicht sollte man sich auch bevor man Kinder bekommt überlegen, was das so kostet, was das für den Alltag bedeutet, wieviel Zeit die so brauchen, was das für einen selbst so bedeutet, welche Einschränkungen entstehen können. Es kann doch keiner ernsthaft glauben, dass das Kind mal so nebenher läuft und keine Ansprüche hat. Zeit mit dem Kind scheinen einige als permanente Belastung zu empfinden. Bei Kindern mit besonderen Bedürfnissen, welche vielleicht wirklich viel zusätzliche Aufmerksamkeit und Förderung brauchen, dann ist das auf die Dauer eine tatsächliche “Arbeitsbelastung’. Aber ansonsten sollte man sich doch irgendwie auf die Zeit mit dem Kind freuen.
Immer hört und liest man, die Eltern sollen’s richten. Weil die Lehrer versagen? Es gab auch früher bildungsferne Familien und Milieus und angeblich waren doch die Lernergebnisse früher besser. Wie denn damals trotz dieser bildungsfernen Familien und Milieus???
Warum waren denn die Ergebnisse besser? Waren die Kinder vielleicht besser erzogen? Waren Lehrer – nur möglicherweise natürlich- früher wohl trotz aller Bildungsferne mancher Familien immer noch Respektspersonen? Nur so eine Idee… In meiner Schulzeit z.B. wäre wirklich niemand auf die Idee gekommen, einfach aus den Raum zu rennen, die halbe Schule zusammenzuschreien oder dem Lehrer rundheraus zu erklären, er/sie habe ihm gar nichts zu sagen.
Früher hatten die Eltern vielleicht mehr Verantwortungsbewusstsein, trotz Bildungsferne. Heute haben wir nur noch Betreuungswünsche, und andere Gegebenheiten, die uns Probleme bereiten.
Oder wie brauchen mehr verbindliche Zeit IN der Schule.
Der erste (und einzige) Lösungsweg scheint jedes Mal zu sein, seine Angestellten für inkompetent zu halten.
CDU halt.
Lachnummer!
Wir schauen gespannt auf den 12. Juni, um in einer dreistündigen Dienstbesprechung den klugen Ideen und Vorgaben zu lauschen.
Tapfer sein!
Und Kekse zur Hand, Käffchen und eine getarnte Lektüre…
Am liebsten als Livestream, damit alle den Wahnsinn mal in der Praxis mitbekommen können.
Ja natürlich im livestream…..ich weiß schon, wie es ablaufen wird…erst spricht Frau Feller etwa eine halbe Stunde lang und erläutert uns die IGLU Studie und die daraus sich ergebene Notwendigkeit der Intervention. Dann werden wir SL in die Pflicht genommen und sie erklärt uns, wie unheimlich wichtig wir sind für die Schule im allgemeinen und für das Programm im besonderen.
Dann werden wir von den nun zahlreich aus den Boden gesprießten (oder heißt es gesprossenen) Fachberatern in die Geheimnisse der wichtigen Vorläuferfähigkeiten eingeführt und auch noch einmal intensiv in die Gegebenheiten des Lesenlernens fortgebildet. (Alle gehen natürlich davon, dass SL noch nie etwas über Sprach- und Leseerwerb gehört haben und das man das besonders intensiv ansprechen muss….)
Danach wird man uns in das Material einführen und schließlich random in Arbeitsgruppen einteilen, um auf taskcards unsere weiterführenden Ideen zu sammeln.
Danach Verabschiedung mit dem Hinweis, dass ein Kontrakt in den nächsten Tagen ins Haus flattern wird, um auch eine Verbindlichkeit herzustellen….alternativ ein Erlass….
Das einzig coole sind die Arbeitsgruppen, da man je nach Zufall nette Leute von irgendwo aus nrw kennenlernt….
Nicht zu vergessen, der wichtige Link zum Padlet, auf dem man all die tollen gesammelten Ideen dann natürlich noch eintragen muss (nur um zu sehen, dass alle anderen Arbeitsgruppen dort genau das Gleiche hinschreiben).
DURCHHALTEN1
Wenn die Materialien wissenschaftlich sind und auch im richtigen Leben funktionieren, muss man die dann noch vorschreiben? Ich kenne zwar keine Lehrkräfte, aber Grundschullehrerinnen, die jedes gute Material sofort einsetzen.
Der hektische, wissenschaftlich nicht fundierte Aktionismus seitens der Politiker:innen ist einfach nur noch lächerlich. Jede Lehrkraft kennt mehr als genug fundierte und wirksame Konzepte zur Förderung an den Schulen. Da muss gar nichts mehr neu erfunden oder validiert werden. Was wirklich fehlt, kostet aber viel Geld: mehr Personal für kleinere Klassen und multiprofessionelle Teams, verpflichtende Kindergartenjahre mit Sprachförderung, Elternsprachkurse und niedrigschwellige Angebote zur Erziehungshilfe, qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung, kostenlose Sportangebote etc. Da ist es doch wohlfeiler, den Lehrkräften am Zeug zu flicken und ihnen zum x-ten Mal die in der Ausbildung erworbene didaktisch-methodische Kompetenz abzusprechen. Danke für nichts.
Wissenschaft sagt, dass in Deutschland weniger Zeit fürs Lesen aufgewendet wird als in anderen Ländern. Evident ist, wir müssen mehr mit den Kindern üben. Gerade auch weil zuhause eben nicht geübt wird.
Ich unterrichte an einer Sozialindex 5-Schule mit traurig machenden Leseleistungen von vielen Kindern. Deren Eltern kann ich nicht umerziehen. Nach fast 30 Dienstjahren bin ich da realistisch. Wenn ich Lesen jetzt priorisieren soll und zwangsläufig dafür andere Sachen weglassen muss – da muss das MSB dann mal realistisch sein mit seinen vollgestopften Lehrplänen – , dann bin ich dabei!
Ich bin in allen Maßnahmen, die Sie gefordert haben, absolut bei Ihnen. Es ist eine Schande, wie die Politik die Kinder vernachlässigt und vernachlässigt hat. Das will ich immer wieder laut sagen und beklagen – UND mit den Kindern mehr und effektiver lesen üben.
Ich habe in Hamburg-Wilhelmsburg im Leseband (täglich 20 Min.) hospitiert.
https://youtu.be/40gMwX1Dv7g
Mich hat die Leseflüssigkeit der Kinder aus bildungsfernen Familien dort sehr beeindruckt! Ich will diesen Schlüssel zur Welt, um es mal pathetisch auszudrücken, auch für unsere Schüler und Schülerinnen!
Danke für die Erwähnung der Hamburger Leseförderung! Ein tolles Beispiel für ein vorhandenes wissenschaftlich fundiertes Konzept. Ich erhoffe mir davon auch viel für meine Klasse im sogenannten Brennpunkt.
Man sagt einfach, etwas ist wissenschaftlich erwiesen und hofft, es wird geglaubt, auch wenn man dazu keinen Beleg bringt. Was ziemlich unwissenschaftlich ist.
Wo sind die Belege dafür, dass in Deutschland weniger gelesen wird als in anderen Ländern? Ich finde nur Belege, dass in Deutschland weniger gelesen wird als früher.
So, Beleg gefunden. Die Wissenschaft sagt sowas nämlich gar nicht. International liegt Deutschland im Mittelfeld, was das Lesen anbelangt !!!!!!!!!!
Hier z.B.:
https://www.boersenblatt.net/archiv/1303789.html
In der Börsenblatt-Info geht es um das Lesen von Erwachsenen. Dass in deutschen Schulen etwa eine Stunde weniger für das Lesen zur Verfügung steht als in anderen Ländern, steht z.B. hier: https://www.rnd.de/politik/iglu-studie-warum-immer-weniger-kinder-richtig-lesen-lernen-DQEL5ISFNVH6JN2BCY5HCMLQGQ.html?outputType=valid_amp
Also ich bin mit den Liesmal-Heften und Leseludi sehr zufrieden. Gibt es da wirklich unbrauchbares Material?
Vor allem, was soll das eigentlich sein? Klar, es muss altersgerecht sein und aufs Leseniveau passen, aber mir fällt gerade kein Material zum Lesen ein, dass nicht das Lesen übt oder gar kontraproduktiv ist.
Sehe ich auch so. Selbst die Speisekarte eines Restaurants tut es.
Oder ein Spaziergang durch die Einkaufszonen, wo man dann die Auslagen – Schlagzeilen und Werbetexte lesen kann. Anschließend vielleicht bei einem Eis Gespräche über das Gelesene. Im Kunstunterricht dann Anwendung für eigene Plakatgestaltung usw.
Sie wissen ja wirklich über alles Bescheid, Georg! Das nutzt nur nichts. Zumindest nicht dem Kind, für das “Maispoulardenbrust” unentschlüsselbar ist.
Da in Deutschland die schlechte Leseleistung mit dem sozioökonomischen Status korreliert, gehen die Kinder, um die es bei dieser Problematik vor allem geht, wahrscheinlich auch nicht ganz so oft Essen. In Fast-Food-Läden wird oft mit Bildern gearbeitet – nicht ohne Grund!
“…dass nicht jede Schule und jede Lehrkraft ihre eigenen Konzepte und Materialien erstellen müsse”
Ich kann es einfach nicht glauben.
Noch in 2023 keine bindende Vorgaben (?) wie Lernmittel und jede Lehrkraft und SL erschuf bisher ohne eine Art Passepartout ein eigenes mehr oder weniger kreatives (wissenschaftlich fundiertes) Lösungsprogramm für den Unterricht neben dem Unterricht um diese Lehraufgabe über die Jahre lösen zu können.
Nun aber endlich die Lösung:
In 2023 sollen Schwerpunktsetzungen und Materialien landesweit verbindlich vorgeben kommen und mir stellt sich die Frage: Was sollen die dann massiv entlasteten Lehrkräfte an GS neben den 3x 20 Minuten mit der neu gewonnenen Freizeit nur anfangen …
Alleine Lizenzrechte über 2,6 Mio. Euro für drei Jahre Online-Enzyklopädien zur Verwendung an NRW Schulen ab 7 Jahren für vor allem objektive Inhalte müssen noch bis 2024 gezahlt werden.
Öffentliches Geld für proprietäre Lernmittel auszugeben, statt es in frei lizenzierte Lernunterlagen („Open Educational Resources“, OER) zu investieren hatten wir da in 2021 schon als Thema.
Und wie ist das mit vorgefertigten Materialien? Die Schulen mit den bedürftigsten Kindern, den höchsten Migrantenanteilen in der Schülerschaft, können die Materialien nicht einsetzen, da der Wortschatz das leider, leider nicht hergibt. Immer wieder schön bei Vera Aufgaben zu sehen, wenn unsere Schüler Texte lesen, dessen Inhalt sie nicht verstehen und sich große Fragezeichen im Gesicht abzeichnen….
Nach der Kompetenzorientierung kommt das Einheitsbuch.
Ich fühl mich immer mehr an alte DDR-Zeiten erinnert. Festgelegte Bücher und in jedem Fach ausgearbeitete Unterrichtsstunden in „Didaktischen Kommentaren“. Gut, kopiert wurde nicht und individuelle Förderung war ein absolutes Fremdwort, aber immerhin, Lesen konnten (fast) alle richtig gut.
Wie soll ich mir das vorstellen, wie es bisher war? Die Kolleginnen und Kollegen der Grundschule haben also bisher kein fundiertes Material verwendet, also mal ein Foto aus der Bild-Zeitung ausgeschnitten und hier mal was kopiert und da mal was?
Ernsthaft: Mit dieser bodenlosen Unverschämtheit den Grundschullehrkräften gegenüber will die Politik doch offensichtlich von eigenen Versäumnissen ablenken.
Frau Feller hat schon mehrfach bewiesen, dass sie von der Materie ihres Amtes kaum Ahnung hat und irgendwas in die Gegend posaunt, das annähernd kompetent klingen soll, aber nur peinlich ist. Wann wird unsere Politik endlich mit Experten bestückt, die wirklich Erfahrung und Ahnung haben? Ist unsere Bildung so wenig wert, dass man sie beliebig mit Leuten besetzt, die halt mal in der Politik sind, keiner weiß warum, und der letzte kümmert sich um die Bildung.
Tja, leider ist Frau F. da nicht allein! Alle anderen KM sind mit im Boot!
Eine Schande für die gesamte Republik.
Was versteht diese Frau unter wissenschaftlich fundiert? Dass es einmal in einem kleinen Versuch eines Pädagogik- oder Didaktiklehrstuhls unter Bedingungen funktioniert hat, die es an keiner Schule gibt, oder dass es auf lange Sicht funktioniert? Darin bestehten große Unterschiede.
Wahrscheinlich hat sie einen Schwager, der bereits einen Shop für “wissenschaftliche Arbeits- und Unterrichtsmaterialien” hat!
Es gibt bereits genügend sprachsystematisch aufbereitetes und evaluiertes Fördermaterial, mit dem Legasthenie Kinder erfolgreich lesen und schreiben lernen. Schaut mal bei qualifizierten Lerntherapeutin vorbei.Das gilt auch für Mathematik.